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1. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 1

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
*1. Die alten Deutschen. Das Land. Deutschland hatte vor 2000 Jahren ein anderes Aussehn als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte, fruchtbare Felder und belebte Straßen erblicken, war damals ein einziger großer Urwald, welcher nur von Sümpfen unterbrochen wurde. Mühsam bahnt sich der Wanderer seinen Weg durch den deutschen Wald, in dem uralte Eichen, Buchen und Birken mit ihren Zweigen den Boden beschatten. Nur spärlich vermögen die Sonnenstrahlen das dichte Laubdach zu durchdringen. Daher ist die Waldluft feucht und kühl. Rauhe Winde und kalte Nebel durchziehen das Land. Die Schlupfwinkel des Waldes gewähren wilden Tieren einen trefflichen Aufenthaltsort. Hier hausen Wölfe, Bären, Elenüere und Auerochsen. Gestalt und Kleidung. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, waren von hohem Wuchs und starkem Körperbau. Die Haut war weiß, das Haar blond, und stolz blickten ihre blauen Augen. Um ihre Schultern trugen sie die Felle erbeuteter Jagdtiere, oder sie bewaffneten sich mit künstlichen Rüstungen aus Eisen. Später kamen auch leinene Gewänder in Gebrauch, welche die deutschen Frauen geschickt zu weben verstanden. Wohnung. Das Zusammenleben in Städten war den Deutschen verhaßt. Ein jeder ließ sich da nieder, wo es ihm am besten gefiel. Die Hütten waren aus Baumstämmen und Lehm gebaut, die Wände weiß getüncht oder mit einer bunten Erdart bemalt, die Dächer mit Stroh gedeckt. Unter dem Hause befand sich der Vorratskeller. Um das Haus herum lag der Hofraum und das zum Hanse gehörige Land. Werkzeuge und Waffen. Die Werkzeuge und Waffen verfertigten die Deutschen in ältester Zeit aus Stein, später aus Eisen. Schon früh entstand daher die Schmiedekunst. Aus der Schmiede kamen die Ackergerätschaften (welche?) und die Kriegswaffen. Die furchtbarste Waffe der Deutschen war der Wurfspeer, mit dem sie aus weiter Ferne ihren Feind sicher treffen konnten. Auch Schwerter. Äxte, Bogen und Pfeile wurden im Kampfe gebraucht. Zum Schutze gegen den Angriff der Feinde diente ein aus Weiden geflochtener Schild. Außer mit dem Helme bedeckten die Deutschen ihr Haupt auch wohl mit der Kopfhaut Wischmeyer u. Stork, Geschichtsbilder. \

2. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 80

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
80 gutem Beispiele voran. Die meisten Hofbeamten wurden entlassen; alles Gold- und Silbergeschirr wurde verkauft, und man speiste von irdenen Schüsseln; die Mahlzeiten waren einfacher als in manchen Bürgerhäusern. Willig zahlte das Volk die hohen Steuern, und so war gegen Ende des Jahres 1808 die ganze Kriegsschuld bezahlt; die französische Besatzung zog ab. — Sodann war Stein darauf bedacht, den Bauernstand aus seiner gedrückten Lage zu befreien. Deshalb wurde die Erbuuterthänigkeit aufgehoben, so daß die Bauern fortan als freie Männer auf ihrem eigenen Grund und Boden wohnten. Die Thätigkeit des Büraerstandes wurde durch Einführung der Gewerbefreiheit gefördert; Mühlen-, Bäckerei-und Brauzwang hörte auf, jeder Bürger konnte ein Bauerngut erwerben, jeder Bauernsohn konnte ein Handwerk erlernen. Durch diese neuen Einrichtungen wurde die Unter-nehmungslust gefördert, und einem jeden war die Möglichkeit geboten, durch eifriges Strebeih Wohlstand zu gelangen. Der König erließ ferner eine Städteordnung, welche den Bürgern das Recht gab, die Gemeindeangelegenhmn selbst zu beraten und ihre Behörden selbst zu wählen. Dadurch wurde der Sinn für das Gemeindewohl geweckt; der Einzelne dachte nicht mehr bloß an sich, sondern auch an das Gedeihen der ganzen Gemeinde. Verbesserung des Heeres. An die Spitze des Heerwesens berief der König den General Scharnhorst; dieser war ein Bauernsohn, der sich durch seine Tüchtigkeit zu seiner hohen Stellung aufgeschwungen hatte. Scharnhorst führte die allgemeine Wehrpflicht ein. Da nicht mehr als 42 000 Mann Soldaten gehalten werden durften, wurden die einberufenen Mannschaften wieder entlassen, sobald sie gehörig einexerziert waren, und andere traten an ihre Stelle. Die abgegangenen Soldaten nannte man die Landwehr. So hatte der König bald in Wirklichkeit ein Heer von 150 000 Mann. Der Dienst im Heere sollte eine Ehre sein, darum wurden alle entehrenden Strafen abgeschafft. Um gleichwohl jeden zu Gehorsam und Pflichteifer anzuspornen, wurde bestimmt, daß nicht bloß Adelige, sondern auch Bürgerliche zu Offizierstellen gelangen konnten, wenn sie sich durch Tüchtigkeit uriti Tapferkeit auszeichneten. Innere Wiedergeburt. Die Folgen jener Verbesserungen, die König Friedrich Wilhelm Iii. ausführen ließ, zeigten sich bald. Im ganzen Preußenvolke erwachte die erstorbene Liebe zum Vaterlande aufs neue, in aller Herzen entstand ein frommes Sehnen nach Freiheit, alle ahnten, daß ein Tag kommen müsse, an dem das Joch des welschen Eroberers abgeschüttelt werde, und wünschten diesen Tag mit Begeisterung herbei. Diese Begeisterung wurde durch die Lieder der damaligen Dichter

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 93

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
93 Lstreicher hatten eine sehr feste Stellung inne und waren den Preußen an Zahl um das Doppelte überlegen. Die Preußen stritten mit Löwenmut, aber es war ihnen unmöglich, vorzudringen. Mit ruhiger Sicherheit leitete der König die Schlacht und achtete nicht auf die Granaten, welche neben und vor ihm in den Boden schlugen. Da ritt Bismarck heran und bat ihn, nicht die augenscheinliche Gefahr aufzusuchen. Freundlich entgegnete der König: „Ich kann doch nicht davon reiten, wenn meine braven Truppen im Feuer stehen!" — Schon war die Mittagsstunde vorüber und noch immer schwankte das Kriegsglück. Sorgenvoll richteten sich die Blicke nach der Richtung, woher die Armee des Kronprinzen kommen mußte. Endlich um 2 Uhr zeigten weiße Rauchwölkchen gegenüber dem rechten Flügel des Feindes, daß der Kronprinz da sei. Infolge der aufgeweichten Wege hatte sich dessen Ankunft verzögert. Jetzt griffen seine Truppen den Feind in der Flanke und im Rücken an. Die Östreicher wurden aus ihren Stellungen verdrängt; von allen Seiten drangen jetzt die Preußen vor. Der König setzte sich an die Spitze der Reiterei, um den fliehenden Feind zu verfolgen. Die preußischen Soldaten begrüßten ihren König mit jubelndem Hurrah, die Offiziere drängten sich heran, um ihm die Hand zu küssen. Den ganzen Tag hatte er im Sattel gesessen und nichts genossen als ein Stück trockenes Brot aus der Tasche eines Soldaten; er hatte alle Mühen und Gefahren mit seinen tapfern Streitern geteilt. Am Abend traf der König seinen heldenhaften Sohn, sie sanken sich in die Arme, und König Wilhelm heftete ihm den höchsten preußischen Kriegsorden „Pour le merite,“ (sprich: Purlömerit) das bedeutet: Verdienstorden, eigenhändig an die Brust. Das Schlachtfeld aber hallte wie einst bei Lenthen wieder von dem alten Liede: „Nun danket alle Gott!" Friede. Die Preußen rückten siegreich gegen Wien vor. Der Vortrab erblickte schon die Türme der Kaiserstadt, da bot Östreich Frieden an. Es verzichtete auf sein Anrecht an Schleswig-Holstein und schied ganz aus Deutschland ans. Auch Hannover, Kurhefsen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt wurden dem preußischen Staate einverleibt. Die übrigen Staaten nördlich vom Main schloffen mit Preußen den norddeutschen Bund und stellten ihre Heere unter den Oberbefehl des Königs von Preußen. Auch mit Süddeutschland schloß Preußen ein Schutz- und Trutzbündnis, so daß im Falle eines Krieges die gesamte Heeresmacht der deutschen Staaten unter dem preußischen Könige vereinigt war. Bei welchen Gelegenheiten hatte Östreich Preußen zu schädigen gesucht? Welches war die Veranlassung zum deutschen Kriege? Wie hießen Östreichs Verbündete? Nach welchem Plane wurde der Krieg geführt?

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 94

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
94 Stelle den Verlauf der Schlacht bei Königgrätz dar! Womit hatte Friedrich Wilhelm Iii. einen Anfang zur Einigung Deutschlands gemacht? Wie weit war das Einigungswerk jetzt fortgeschritten? Wiederhole die bisherigen Erwerbungen! *49, Der franmsche Krieg (1870^71). Veranlassung. Die alten Erbfeinde der Deutschen, die Franzosen, hatten von der Zeit des 30jährigen Krieges an aus der Zersplitterung und Schwäche Deutschlands Vorteil gezogen; sie strebten darnach, das erste und ruhmreichste Volk der Welt zu werden und waren daher neidisch auf das Emporstreben Preußens und die wachsende Macht der verbündeten deutschen Staaten. Um die Einigung Deutschlands zu hintertreiben, suchte man nach einem Grunde zum Kriege mit Preußen, und Napoleon Iii. hoffte, die süddeutschen Staaten würden sich, wie zu den Zeiten des Rheinbundes, auf Frankreichs Seite stellen. — Im Jahre 1870 trugen die Spanier dem Prinzen Leopold von Hohenzollern die Königskrone an. Die Franzosen erklärten sich dadurch in ihrem eigenen Lande bedroht (inwiefern?) und forderten, daß König Wilhelm seinem Verwandten die Annahme der Krone verbiete. König Wilhelm mußte dies Ansinnen selbstverständlich ablehnen, aber der Prinz von Hohenzollern verzichtete nun aus freien Stücken auf die spanische Königskrone, um Preußen nicht in einen Krieg zu verwickeln. Hiermit nicht zufrieden, forderte Napoleon vom König Wilhelm eine schriftliche Entschuldigung und die Versicherung, daß er einem Verwandten niemals die Thronbesteigung in Spanien gestatten werde. Als König Wilhelm diese freche Zumutung zurückwies, glaubte Napoleon darin einen berechtigten Grund zum Kriege zu erblicken. Am 19. Juli, dem Todestage feiner unvergeßlichen Mutter, erhielt König Wilhelm die Kriegserklärung. (Hefekiel: Der 19. Juli 1870.) Die Hoffnung Napoleons, daß Süddeutschland sich ihm anschließen werde, erfüllte sich nicht, alle deutschen Fürsten erklärten sich einmütig für Preußen und stellten ihre Truppen in Gemäßheit des Schutz- und Trutzbündnisses (S. 93.) unter den Befehl des Königs Wilhelm. Durch ganz Deutschland ging ein Sturm der Begeisterung, die in den Klängen der „Wacht am Rhein" zum Ausdruck kam. Weitzcnburg und Wörth. Binnen wenigen Tagen stand über eine halbe Million deutscher Krieger an der Grenze, die sich nach und nach durch Hinzuziehung der Ersatztruppen auf das Doppelte vergrößerte.

5. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 99

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Dabei besaß er große Leutseligkeit und Herzensgüte. Sein treuester Diener, der Fürst Bismarck, sagte einst von ihm: „Er ist einer der besten Menschen der Erde. Nie hat es einen Mann von schlichterem, großmütigerem Charakter gegeben, als ihn. Er hat nie in seinem Leben jemand ein Unrecht gethan, nie jemandes Gefühl verletzt, nie jemand Härte empfinden lassen. Er ist einer jener Menschen, deren Güte aller Herzen gewinnt, immer besorgt um das Wohl seiner Unterthanen." Mit seinen Soldaten teilte er alle Gefahren und Beschwerden des Krieges; während der heißen Schlacht bei Königgrätz erquickte er sich an einem Stück trockenen Brotes aus der Tasche eines Soldaten, nach der Schlacht von Gravelotte schlief er mit Bismarck, Moltke und Roon in einem Zimmer auf Stroh, fein einfaches Feldbett einem Verwundeten überlassend. Oft besuchte er die Lazarette, um den verwundeten und sterbenden Kriegern Trost zuzusprechen. In seiner Kleidung und Lebensweise war der König höchst einfach; Schlafrock und Pantoffeln waren ihm unbekannte Dinge. Seine Sparsamkeit war so groß, daß er sogar das unbeschriebene Papier von den einlaufenden Briefen abschnitt, um es später zu verwenden. Seine Ersparnisse verwendete er dazu, Hilfsbedürftige zu unterstützen. Wenn er von dem Eckfenster seines einfachen Schlosses zu Berlin einen Bittsteller bemerkte, so sandte er sogleich seinen Diener hinaus, um ihm das Gesuch abzunehmen. Auf seinen Spazierfahrten ließ er zu demselben Zweck stets halten, wenn ein Bittender am Wege stand. Manches arme Mädchen verdankt dem Kaiser den Besitz einer Nähmaschine. Thätigkeil. In früher Morgenstunde, im Sommer vor 5, im Winter um 7 Uhr verließ der Kaiser sein einfaches Lager, das eiserne Feldbett, welches er auf seinen Kriegszügen stets mit sich führte. Er kleidete sich schnell und vollständig für den ganzen Tag an, die Stiefel und der Militärrock wurden sofort angelegt. Auf feinem Schreibtische, der im Winter auch des Morgens schon durch eine einfache Lampe erhellt wurde, lag bereits eine Menge von Telegrammen und Briefen, mit denen sich der König sofort beschäftigte. Zur Besprechung der zahlreichen Militär- und Staatsangelegenheiten erschienen im Lause des Vormittags die Generale und Minister, meistens auch der Reichskanzler. Dann folgte gewöhnlich eine Ausfahrt. Nach dem Mittagessen ging der Kaiser wieder in sein Arbeitszimmer, denn einen Mittagsschlaf gönnte er sich nie. Auch nach dem Abendesien arbeitete er oft bis in die späte Nacht hinein. Diese arbeitsreiche Lebensweise, welche nur durch Reisen unterbrochen wurde, behielt der pflichttreue Herrscher bis zu seinem Tode bei. Heer und Flolle. Auch nach den drei ruhmreichen Kriegen war Kaiser Wilhelm unablässig darauf bedacht, das deutsche Heer zu

6. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 9

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
9 und Kämpfe der Völker dauerten ungefähr zweihundert Jahre lang. Während dieser Kämpfe ging das Volk der Ostgoten nach dem Tode Theoderichs zu Grunde. Die Westgoten gründeten ihr Reich zu beiden Seiten der Pyrenäen in Frankreich und Spanien. Thüringer, Sachsen und Friesen Behielten ihre alten Wohnsitze. Die Franken nahmen Besitz vom nördlichen Frankreich, die Alemannen zogen an den Oberrhein und die Burgunder nach dem südlichen Frankreich, während sich in England die Angelsachsen niederließen. Bedeutung der Völkerwanderung. Durch die Völkerwanderung wurde das mächtige römische Reich, welches alle Völker des Erdkreises unter seine Herrschaft gezwungen hatte, von den Deutschen in Trümmer gelegt, und von der Zeit an nehmen diese den ersten Platz in der Weltgeschichte ein. Durch die Berührung der Deutschen mit den Römern, welche bereits Christen waren, wurden auch jene mit der christlichen Lehre bekannt gemacht, und so diente die Völkerwanderung der Ausbreitung des Christentums in Deutschland. Vergleiche die Lebensweise der Hunnen mit der Lebensweise der alten Deutschen! Welches deutsche Volk bedrohte zuerst Rom? Wo waren die Wohnsitze der Goten vor der Völkerwanderung und wohin zogen sie während derselben? Warum erhielt Attila den Namen Gottesgeißel? Wie verlief die Schlacht bei Chalons? Weshalb verdient Theoderich den Namen „der Große"? Wo waren die Wohnsitze der wichtigsten deutschen Stämme vor und nach der Völkerwanderung? Welche Bedeutung hat die Völkerwanderung für die Deutschen und für das Christentum ? 4. Deutsches Volksleben zur Zeit der Völkerwanderung. Die Stände. Außer den Freien und Unfreien bildete sich bei den Deutschen im Lause der Zeit der Stand der Adelinge oder Edelinge. Es waren diejenigen Freien, welche sich durch besondere Heldenthaten im Kampfe hervorgethan hatten. Von ihnen stammen die späteren Fürstengeschlechter ab. Die Zahl der Freien wurde im Laufe der Völkerwanderung noch durch solche Kriegsgefangene vermehrt, denen man die Freiheit geschenkt hatte, oder durch geborene Unfreie, welche sich durch besondere Verdienste im Kriege die Freiheit erworben hatten. Unter

7. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 10

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
10 den Freien standen die Halbfreien oder Hörigen, die nicht freigelassenen Bewohner eroberter Länder. Sie durften keine Waffen tragen und mußten das Gut ihrer Herren verwalten, wenn diese im Kriege oder auf der Jagd waren. Für die Verwaltung des Gutes mußten sie dem Herrn einen Zins entrichten. Die niedrigste Stellung nahmen, wie schon bei den alten Deutschen, die Knechte ein. Sie waren entweder von Geburt an Sklaven oder Kriegsgefangene, denen die Freiheit vom Sieger nicht geschenkt worden war. Grundbesitz. Hatte ein Volksstamm sich in der Völkerwanderung ein Land erkämpft, welches ihm zu Wohnsitzen geeignet erschien, so wurde es unter die Volksgenossen verteilt. Gewöhnlich vereinigten sich mehrere Familien oder Sippen zu einer Gemeinde und grenzten das für sie bestimmte Land als ihr Eigentum ab. An der besten Stelle wurde das Dorf gebaut, und das Land alsdann nach der Fruchtbarkeit und Entfernung in so viel Teile geteilt, als Familien da waren. Jeder Teil wurde darauf wieder nach der Zahl der Familien in Streifen geteilt und nun fiel durchs Los jeder Familie ihr Stück Land zu. Wie bei den alten Deutschen gab es außer dem Besitztum des Einzelnen noch einen gemeinsamen Grund und Boden. (Worin bestand er und wie hieß er?) Das Gerichtswesen. Hatte sich jemand eines schweren Verbrechens schuldig gemacht, so war damit seine ganze Sippe in Mitschuld geraten. Die Sühnung der Schuld geschah durch eine zu bezahlende Geldsumme, das Wergeld. Erst dann, wenn dasselbe nicht entrichtet wurde, mußte der Verbrecher an seinem Leibe die Schuld büßen, indem er gezüchtigt oder an Händen und Augen verstümmelt wurde. Sollte in zweifelhaften Fällen die Schuld des Angeklagten festgestellt werden, so wandte man die Kesselprobe oder die Feuerprobe an. Bei der Keffel-probe mußte er aus einem Kessel kochenden Wassers einen Gegenstand mit bloßer Hand herausholen; bei der Feuerprobe mußte er ein Stück glühendes Eisen ergreifen oder mit nackten Füßen darüber hinschreiten. Verletzte er sich bei diesen Proben, was natürlich das gewöhnlichste war, so galt er für schuldig. Blieb er unverletzt, so wurde er freigesprochen. Weil man glaubte, Gott thäte durch diese Proben seinen Willen kund, so nannte man sie Gottesurteil. Welchen Ursprung hatten die vier Stände bei den Deutschen? Wie geschah nach der Völkerwanderung die Verteilung von Grund und Boden ? Wie wurde die Schuld des Angeklagten festgestellt? Wie wurde der Schuldige gestraft?

8. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 66

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
66 die Leute verteilen. Auch nahm er 20000 Salzburger auf, die um ihres evangelischen Glaubens willen vertrieben waren. Diese ließen sich in den entvölkerten Gegenden Ostpreußens nieder und verwandelten die wüsten Einöden bald in fruchtbare Felder. — Gleicherweise sorgte der König für den Bürgerstand, indem er die Gewerbthätigkeit dadurch förderte, daß er alle ausländischen Waren verbot. Dadurch blühte der Handel auf, und die Fabriken mehrten sich im Lande. Biele Städte ließ er ausbauen, namentlich Berlin und Potsdam, welches früher ein Fischerdorf war. Die Bildung des Volkes lag Friedrich Wilhelm sehr am Herzen; er gründete über 1800 Landschulen und erließ das Gesetz über die allgemeine Schulpflicht; darin wurde bestimmt, daß kein Kind konfirmiert werden dürfe, das nicht wenigstens lesen und schreiben könnte. Heer. Des Königs Freude und Stolz waren seine Soldaten, die er seine lieben blauen Kinder nannte. Eine besondere Vorliebe hatte er für das Garderegiment in Potsdam, das aus 4000 „langen Kerls ' bestand. Die Werbungen zum Heeresdienst fanden nicht nur in Preußen, sondern auch in andern Ländern statt. Wenn die Werbeoffiziere einen besonders langen Menschen ausfindig gemacht hatten, so suchten sie ihn um jeden Preis nach Berlin zu schaffen; ein baumlanger Leibgardist kostete einmal 24000 Mark. Die Kriegszucht war eine strenge, die Soldaten wurden auf das Genaueste eingeübt. Hierbei war dem Könige der Fürst Leopold von Dessau behülflich, welcher den Gleichschritt und den eisernen Ladestock bei den preußischen Truppen einführte. Jeder Soldat wurde auch im Schreiben und Rechnen unterrichtet und erhielt ein Gesang- und Gebetbuch. Der König hielt darauf, daß die Soldaten den sonntäglichen Gottesdienst besuchten; er selbst ging jeden Sonntag mit der königlichen Familie zur Kirche. Tabakskollegium. Nach anstrengender Tagesarbeit suchte der König seine Erholung in gemütlichem Zusammensein mit seinen Ministern und Generalen. Man saß auf Holzstühlen, rauchte aus langen Thonpfeifen und trank Bier aus Steinkrügen dazu. Wer nicht rauchte, mußte wenigstens eine Pfeife im Munde haben. Der König liebte heitere Unterhaltung; jeder durfte seine Meinung frei äußern, und selbst einen derben Scherz nahm der König nicht übel. Erwerbungen. In dem nordischen Kriege (Polen und Rußland gegen Schweden) erwarb Friedrich Wilhelm Vorpommern mit den Inseln Usedom und Wollin. (Vergl. S. 62.) — Friedrich Wilhelm hinterließ seinem Sohne ein trefflich geübtes Heer von 80000 Mann und einen Staatsschatz von 27 Millionen Mark.

9. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 92

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
92 Nordspitze von Jütland vorgedrungen. Da bat der dänische König um Frieden und trat die Herzogtümer Schleswig-Holstein an Preußen und Östreich ab. Welches war die Veranlassung zum dänischen Kriege? Wie zeigte sich im dänischen Kriege die Zweckmäßigkeit der Heeresreorganisation ? *48. Der deutsche Krieg (1866). Veranlassung. Östreich war seit zwei Jahrhunderten neidisch auf das Emporkommen des preußischen Staates. Von jeher hatte es das Ansehen und die Macht Preußens zu schädigen gesucht. (Ausführung !) Dieses Bestreben trat auch bei der gemeinsamen Verwaltung von Schleswig-Holstein zu Tage, und es kam deswegen im Jahre 1866 zum Kriege. Fast alle übrigen deutschen Staaten stellten sich auf Östreichs Seite. Ausbruch des Krieges. Binnen drei Tagen besetzten preußische Truppen die Nachbarländer Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau. Während die Hauptmacht gegen Östreich vorrückte, sandte König Wilhelm ein kleines Heer gegen die Truppen der übrigen deutschen Staaten, welche in mehreren Gefechten überwunden und nach Süddeutschland zurückgedrängt wurden. — Gemäß dem von dem Generalstabschef Grafen von Moltke entworfenen Feldzugsplan sollte das Hauptheer „getrennt marschieren, aber vereint schlagen." So rückten denn drei preußische Heere von verschiedenen Seiten in Böhmen ein und warfen die sich ihnen entgegenstellenden Östreicher überall siegreich zurück. Königgrätz. König Wilhelm verließ Berlin und begab sich nach Böhmen auf den Kriegsschauplatz, um den Oberbefehl über die Truppen zu übernehmen. In seiner Umgebung befanden sich Bismarck, Moltke und Roon. Der östreichische Feldherr Beuedek hatte seine ganze Truppenmacht in der Nähe von Königgrätz zusammengezogen. Da beschloß König Wilhelm, die Entscheidungsschlacht zu wagen. Zwei preußische Armeen standen dem Feinde bereits gegenüber, die von dem Kronprinzen befehligte Armee war noch etliche Meilen entfernt. Der König ließ seinem Sohne in der Nacht auf den 3. Juli den Befehl zugehen, sofort mit seinem Heere aufzubrechen. Früh um 8 Uhr bestieg der siebzigjährige König sein Schlachtroß und befahl den Angriff. Die

10. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 6

1895 - Elberfeld : Wülfing
besitz an Wald und Weide. Der gesamte Bezirk einer Gemeinde um* fate durchschnittlich 100 Hufen (Hfe), daher kam die Bezeichnung Hundertschaft (Honschaft). Den gemeinsamen Grundbesitz nannte man Allmende. Die Verbindung mehrerer Gemeinden zu gegenseitigem Schutze hie Gau. Die Vorsteher eines Gaues wurden vom Volke durch Stimmenmehrheit gewhlt. Zu Nichtern nahm man nur ltere erfahrene Männer, die man Grafen nannte. Die Beisitzer des Gerichtes hieen Schffen. Der tapferste Vorsteher war zugleich Anfhrer im Kriege und wurde Herzog genannt. Manchmal trat eine Anzahl von Gauen zu einem Bunde zusammen, der aber selten mehr Gemeinden vereinigte, als zu demselben Volksstamme gehrten. Das deutsche Volk bestand nmlich zu jener Zeit aus vielen Stmmen, die in Sprache und Lebensweise oft sehr verschieden waren. So wohnte z. B. im Bergischen der Stamm der Sigambrer, am Harze das Volk der Cherusker, von der Mndung des Rheins bis zur Mndung der Ems die Friesen und im heutigen Hessenlande die Katten. Keinem Fürsten der damaligen Zeit ist es gelungen, diese deutschen Volksstmme zu einem Staate oder Reiche zu vereinigen. Denn unsre Vorfahren wollten nicht gerne dem Willen eines Mannes gehorchen. Rur in Zeiten der Rot haben sie es zur Einigkeit mehrerer Stmme untereinander, zu einer Bundesgenossenschaft im Kriege gebracht. (G. U. S. Ii. Nr. 4: Wie es um Christi u. s. w.) 2. Die Deutschen und die Rmer. 1. Die Homer um Jellicin. a. Ihre Befestigungen. Zur Zeit der Geburt des Heilandes waren die Rmer das mchtigste Volk der Erde. Sie hatten alle Vlkerschaften links vom Rhein und sdlich von der Donau besiegt und deren Lnder zu rmischen Provinzen gemacht. Zum Schutze dieser neuen Besitzungen erbauten die Rmer mchtige Burgen (Kastelle) oder errichteten befestigte Lager. Aus denselben ist eine ganze Reihe von Stdten entstanden, z. B. Mainz, Koblenz, Bonn, Kln, Xanten und andre. Bald versuchten die Rmer auch der den Rhein in das eigentliche Deutschland einzudringen und legten ans der rechten Seite einen starken Grenzwall an, der mit Grben, Trmen und Burgen wohl versehen war. Derselbe begann am Rhein bei dem heutigen. Rheinbrohl, zog sich durch das heutige Nassau und Oberhessen bis-zum Einflu der Kinzig in den Main, von da sdwrts fast bis zum Hohenstaufen und dann ostwrts bis zur Mndung der Altmhl in die Donau. Von dieser rmischen Schutzwehr sind heute noch hier und da Erdaufwrfe, Grben und Grundmauern brig.
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