Germanii — (
gedichts von Aratos unter dem Titel Clandn Caesaris Arati Phaenomena, die sich durch dichterischen Schwung und geschickten Versbau auszeichnet und schon, im Alterthume commentirt worden ist. Mit Unrecht hat man sie dem Domitian zugeschrieben. Ausgabe sammt den Scholien von Breysig (1867). — Abhandlung von Zingerle (1867).
Germanii, Fsq^ixvloi, persischer Stamm. Rät. 1, 125.
Gerrliaei, Fsqq^lol, ein mächtiges, ans Chal-däa eingewandertes Handelsvolk mit der Hauptstadt Gerrha an der Ostküste Arabiens, nicht fern (200 Stadien) vom erythraiischen (persischen) Meerbusen; die Stadt hatte 5 Millien im Umsang. Strab. 16, 766. 778.
Tsqovöia (ßovxrj ysqovzcov), der Rath der Alteu, Name der obersten Staatsgewalt in aristokratischen Staaten (s. Bovlij). In Sparta bestand die Gernsia aus achtundzwanzig, mit den beiden Königen, die Stimme und den Vorsitz im Senate hatten, ans dreißig Mitgliedern. Sie mußten das sechzigste Lebensjahr überschritten haben und wurden ans Lebenszeit gewühlt, und es galt, früher wenigstens, für die größte Auszeichnung und höchste Belohnung, der Tugend, in den Senat zu gelangen (aqszrjs d&lov, Demosth. Lept. p. 489.). Seitdem die Trennung der Ho-moien von den übrigen Bürgern eingetreten war, wurden sie natürlich aus den ersteren gewählt. — Die Gerusia war nach Lykurgos' Einrichtung die wichtigste und einflußreichste Staatsbehörde, die Macht der Könige wie die der Ekklesia beschränkend. Schon die Lebenslänglichkeit und Unverantwortlichkeit ihrer Mitglieder gab ihr eine hervorragende Stellung. Ihre Thätigkeit war eine doppelte, einmal eine richterliche über gewisse schwere Vergehungen, die mit Tod oder Atimie bestrast wurden, namentlich über Verbrechen der Könige, sodann eine politische, indem in der Gerusia die dem Volke vorzulegenden Gesetze und Beschlüsse vorberatheu wurden. Eine Bestätigung der Senatsbeschlüsse durch das Volk war im Allgemeinen nothwendig. Mit dem wachsenden Einflüsse des Ephorats, das sich besonders aus die Ekklesia stützte, mußte das Ansehn der Gerusia, an deren Spitze die Könige standen, wie der ly-kurgischen Einrichtungen überhaupt sinken. — Aehn-lich war bei den Kretern die Macht der Gerusia, die auch als ßovl-j bezeichnet wird. Die Zahl der Mitglieder belief sich wahrscheinlich ans 28. Erwählt wurden sie aus den 10 xoöfioi (s. Kreta, 6.) nach tadelsreier Vollendung ihres Amtes. — Die homerischen Geronten sind die „Volksältesten", d. H. die vornehmsten, dem Oberkönige zur Seite stehenden Hänpter der edelsten Familien, wo der Begriff des Alters zurücktritt, wie im senatus in Rom, der signorie in Venedig, bei dem seignenr in Frankreich.
Geryönes s. Herakles, 9.
dvaöao/iioq,, Aeckervertheilnng, nebst dem Schuldenerlaß (%qemv a.ttov.our]) eine der Maßregeln, die in griechischen Staaten beim Siege des Demos über die herrschende Oligarchie einzutreten pflegten, lieber den weisen und vermittelnden Weg, den Solon, dem Verlangen der Volkspartei nach diesen Maßregeln gegenüber, einschlug, s. lg ä £lcc unter , 5.
Real-Lexikon des class. Alterthums. 5. Aust.
iesetzgebung. 449
Gesetzgebung. In dem ursprünglichen Zustande des hellenischen Staats wie des Staats überhaupt, erscheinen die Gesetze (voi^ol) nicht als etwas Gewordenes, Werdendes und Veränderliches, sondern als die feste Macht, die den Staat bestimmt, unveränderlich und ohne nachweisbaren Ursprung (s. auch "Aygacpol Der König als Reprä-
sentant der Richtergewalt ist der oberste Verwalter und Ailsleger der Gesetze. Wo nach dem allmählichen Absterben der patriarchalischen Staatsform die aus dem Zustande innerer Zerrüttung hervor-gegaugene Bildung neuer Verhältnisse und Beziehungen der staatlichen Elemente unter einander auch neue Gesetze, um die sich trennenden und befeindenden Elemente zu verewigen und zusammenzuhalten, nothwendig machte, war der gewöhnliche Weg der, daß die gesetzgeberische Thätigkeit einem einzelnen, in allgemeinem Vertrauen stehenden Manne übergeben wurde. So finden wir im epizephyrischeu Lokri den Zaleukos, in Katanci Eharondas, in Lakedaimon Lykurgos, in Athen Drakon und Solon durch das Vertrauen ihrer Mitbürger zur Herstellung eines neuen und geordneten Staatswesens berufen (s. auch Aisy-mnetes). Wo nun aber einmal geordnete und gesetzmäßige Zustände vorhanden waren, wurde das Aufheben bestehender und das Einrühren neuer Gesetze sehr erschwert, so auch in dem demokratischen Athen, so lange wenigstens als wirklich das Gesetz und nicht die Willkür der Ekklesia den Staat beherrschte, so lange nicht iprjqji'oaarcc au Stelle der ^o>o-. gesetzt wurden. Die Gesetzgebung war vielmehr nach der solonischen Verfassung der Gewalt der Volksversammlung so weit entnommen, daß in derselben (in der ersten zur Revision der Gesetze bestimmten Versammlung des Jahres) nur etwa mangelhaste Punkte bezeichnet und Wünsche ausgesprochen, Vorschläge gemacht wurden; die Entscheidung fiel dann den ans der Zahl der geschworenen Heliasten entnommenen Nomotheten anheim (s. Demosth. adv. Lept. p. 485.). Ueber das Verfahren vor den Nomotheten, welches dem gerichtlichen Verfahren entsprach, s. ’E%y.lr}-aca. — Eine Hauptstelle über die Entwickelung der römischen Gesetzgebung findet sich in einem Exeurse des Taeitns {ann. 3, 26—28.). Nach ihm war der erste wirkliche Gesetzgeber unter den Römern Servins Tullius, die Vorgänger begnügten sich mit einzelnen Bestimmungen. Doch werden von andern auch schon Gesetze des Romulus und der nächsten Nachfolger mit wörtlichen Citaten erwähnt; man nannte sie im Allgemeinen regiae leges (commentarii regum, Cic. Hab. 5, 15.). Sie sollen von einem Papirius gegen Ende der Kölligszeit (ins Papirianum) gesammelt sein. Einen Kommentar dazu verfaßte Granius Flaecns zur Zeit des Cäsar (liber acl Caesarem de indigita-mentis seriptua). Dion. Hai. 3, 36. Auch Kaiser Claudius suchte noch Gesetze des Königs Tullus Hostilius hervor (Tac. ann. 12, 8.). Die Gesetzgebung des Servins Tullius beruhte aus aristokratischer Grundlage, insofern sie auf dem Unterschied des Vermögens und dem staatlichen Ueber-gewicht der Reichen basirte. Nach Vertreibung der Könige nntrben wieder nur einzelne Gesetze gegen die Uebergriffe bet Patrizier gegeben, die aber boch die Freiheit der Bürger schützten und den Streit der beiden Stände im Ganzen in
29
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712
Massaesyli — Mathematica.
Mauritania und Nu-
Massaesyli (-ii)
midi a.
Massagetae, Mccooaysrcti, ein mächtiges und kriegerisches Nomadenvolk an der Nordostküste de« kaspischeu Meeres jenseits des Araxes (nach Hdt.
1, 201 f., doch ist darunter der Jaxartes zu verstehen), also zwischen Aralsee und kaspischem Meer und in der Kirgisensteppe; ursprünglich mögen sie naher zum Ural hingewohnt haben. Ihre Sitten werden uns als sehr roh und wild geschildert (Weibergemeinschaft, Tödtnng der Greise); der Sonne, welche sie verehrten, opferten ste Rosse. Hdt. l, 216. Der Reichthum des Landes an Kupfer und Gold machte sich auch an ihren Waffen und Rüstungen bemerklich, Eisen und Silber fehlten ihnen dagegen. Im Lande der Massageten fand nach Herodot (1, 208.) und Justin (l, 8.) Kyros seinen Untergang.
Masstcus mons, j. Mondragone, ein im N.-W. Campaniens gelegener Berg in der Nähe von Sinuessa, berühmt durch seinen von den römischen Dichtern viel gepriesenen Wein. Hör od. 1, 1, 19. 2, 7, 21. 3, 21, 5. sät. 2, 4, 51 Verg. G. 2, 143. Uv. 22, 14. Cic. leg. anr.
2, 25. '
Massilia, Maaaalm (d. H. Wohnung, Niederlassung, jetzt Marseille, eine im 6. Jahrhundert von flüchtigen Phokaiern gegründete Colonie an der Küste der Lignrier in Gallien am gallischen Meerbusen, im Osten der drei Rhodanusmündungen, deren östlichste die massaliotische hieß, auf einer durch einen 1500 Schritt breiten Isthmus mit dem Festlande zusammenhängenden Halbinsel mit einem trefflichen Hafen Lakydon und einer festen Burg. M. war eine der bedeutendsten Städte der alten Welt und die wichtigste Stadt der rö-: mischen Provinz, jedoch dem römischen Statt-! Halter nicht unterworfen. Der Einfluß, den griechische Verfassung, Sitte, Kunst und Wissenschaft von hier ans verbreiteten, muß als sehr bedeutend betrachtet werden. In rörn. Zeit war deshalb M. auch der Lieblingsaufenthalt gebildeter Römer, die im Exil lebten, z. B. des T. Annius Milo. Das unter dem Schatten römischer Freundschaft mächtig wachsende M. konnte sich nicht freihalten von dem Parteikampf zwischen Cäsar und Pompejns, die ihm beide Wohlthaten erwiesen hatten. Anfangs wollte sich deshalb die Stadt neutral halten, doch als die aristokratische Partei eine Flotte des Pompejns in den Hafen aufgenommen hatte, wurde sie nach hartnäckiger Gegenwehr, besonders nach 2 Seeschlachten, int I- 49 durch Trebonins und D. Brutus eingenommen (Caes. b. c. 1, 36. 2, 1—16.), und Cäsar ließ ihr zwar die Freiheit, legte ihr aber doch viele Lasten auf. Von dieser Zeit au hört die politische Bedeutsamkeit Massilia's auf. Unter den Gebäuden sind namentlich zu erwähnen die Tempel der ephesischen Diana und des Apollon. Abhandlung vou Geifow (1865).
Masslva, l) Neffe des Masinissa, s. d. — 2) Enkel des Masinissa, Sohn des Gulussa, Königs von Nnmidien, nach dem Tode des Adherbal und Hiempfal rechtlicher Thronerbe und deswegen von Jugurtha (s. d.) durch dessen Diener Bomilkar ermordet (111 v. C.). Sal. Jug. 35.
Massylia s. Nnmiclia.
Mastanäbal, Maaraväßag, der jüngste der
drei Söhne des Masinissa, Vater des Jugurtha, theilte nach des Vaters Tode in Folge der Anordnungen desselben mit den Brüdern'die Leitung Numidtens^ so daß er, der in griechischer Litteratur sorgfältig unterrichtet und gebildet war dre Rechtspflege zu leiten hatte. Seinen Sohn ^jugurtha adoptirte sein Bruder Mieipsa nach Mastanabals Tode.
Müötls, ein kurzer Stab, an dessen Ende eine Anzahl Peitschenschnüre befestigt war.
Mastusia, Maoxovolu ukqci, l) die Südwest-Ipt^e des thrakischen Chersonesos, Sigeion aegen-
L rt' hrlt Greco. ~ 2) ein Berg Joniens, an dessen Abhange Smyrna erbaut war. Plin 5 29, 31. '
Masurius Sablnus, ein römischer Jurist und Gründer der nach ihm genannten Schule der Sa-bintaner, lehrte unter Tiberius und deu solgeu-den Kaisern bis in die Regierung Nero's. Fers. 5, 90. Von seinen vielen Schriften waren seine tres libri iuris civilis später Gegenstand umfassender Commentare und wurden so für die Di-geften einflußreich; sie selbst sind nicht aus uns gekommen. Vgl. Iuris consulti.
Mater faimlias heißt die Frau, quae in ma-num mariti convenit, im Gegensatz zur uxor, Gattin überhaupt und eine Frau ohne Manns S. Ehe, Ii.
Mathematica, rcc ^aq'rifxazly.a oder {Luftr-fiura, gewissermaßen die wissenschaftlichen Kenntnisse überhaupt, speziell diejenigen, in denen zuerst die Form der Wissenschaft am deutlichsten zum Vorschein kam, die Mathematik. Auch sie erhielt durch die Griechen ihre erste Ausbildung, namentlich durch die ionischen Philosophen noch mehr durch die Pythagoreer. Viele Erfahrungssätze, Ausgaben und Methoden waren freilich aus dem Oriente, besonders Aegypten herübergekommen; aber die wissenschaftliche Gestalt verdankte sie den Griechen. Um die Arithmetik machten sich besonders Pythagoras, und nach ihm Archytas und Philolaos berühmt; tue Geometrie bereicherte Pythagoras mit dem nach ihm benannten wichtigen Lehrsätze: auch Auaxagoras (s. d.) und Hippokrates ans Chios (450) bearbeiteten sie, zumal der letztere, welcher die Quadratur seiner lunula fand und das berühmt gewordene „delische Problem" der Verdoppelung des Würfels zu losen suchte, mit dem sich viele Gelehrten des Alterthums beschäftigten. Stereometrische Verhältnisse erörterte schon Archytas in seinen Vorträgen und namentlich die erste Curve doppelter Krümmung, und Platon führte in die Geometrie die analytische Methode sowie die Lehre von den Kegelschnitten und geometrischen Oertern ein, wodurch er die mathematische Wissenschaft so bedeutend förderte, daß im Gegensatz zur niederen Geometrie seine Schüler von einer transcendenten Geometrie sprachen. Neben Platon und Archytas blühte etwa gleichzeitig Cudoxos von Knidos; Ari-staios, Menaichmos und sein Bruder Dei-nostratos bildeten die Lehre von den Kegelschnitten weiter aus, und die sog. Quadratrix des Deiuostratos, welche indessen vou dem gleichzeitig lebenden Hippias entdeckt wurde, sucht das Problem der Dreitheilung eines Winkels und die Quadratur des Kreises zu lösen. Was so
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Extrahierte Personennamen: Mauritania Herodot Campaniens H. T._Annius_Milo Cäsar Brutus Cäsar Diana Masslva Massylia Nnmiclia Mastusia Masurius_Sablnus Tiberius Stereometrische
192
einander und entfernen sich wieder, bis sie denn im Unterlaufe entweder
Parallel dem Meere zueilen oder in einem Strombette vereinigt gemeinsam
den Ocean erreichen. Wir betrachten zunächst die oceanischen Ströme, nach-
her die Binnenseen mit ihren Steppenflüssen.
I. Das Gebiet des nördlichen Eismeers umfaßt folgende Stromgebiete:
1) Der Ob oder Obi entspringt im Altaigebirge aus 2 Quellen, welche
unter 5z0 N. B. sich vereinigen. Hier beginnt der Mittellauf bis zum
Einfluß des Irtisch, wo der Unterlauf anhebt, welcher die Tundra durch-
strömt. Der Ob fällt in den gleichnamigen Meerbusen, welcher nur in den
Monaten Juli und August eisfrei ist. Sein Stromgebiet ist das größte
in der alten Welt (58,000 Q.-M.) Zuflüsse:
Der Irtisch entspringt auf dem großen
Altai, durchfließt den Dsaisaugsee, und
nachdem er sich durch den Jschim und
Tobel noch verstärkt, fällt er unter 63°
N. B. in den Ob.
Der Tom und Tschylum sind auf
der rechten Seite die bedeutendsten Zu-
flüsse.
2) Der Jenisei entspringt ebenfalls im Altai in einer Höhe von un-
gefähr 8 bis 900' über dem Meere, welches er aber erst nach einem Laufe
von 1400 Stunden erreicht. Es gibt keine Ströme in der Welt, welche
ein so unbedeutendes Gefälle darbieten, als die sibirischen. Sein Stromge-
biet umfaßt einen Flächenraum von 50,000 Q.-M. Die bedeutendsten Zu-
flüsse von der rechten Seite sind die obere, mittlere und untere Tunguska.
Tie obere Tunguska heißt als Quellfluß Angara und fällt in den größten
Alpensee der Erde, den Baikalsee (80 M. lang, 12 M. breit). Derselbe
nimmt noch das weitverzweigte Flußsystem der Selenga auf, liegt 1200'
über dem Meere und nimmt einen Flächenraum von 625 Q.-M. ein.
3) Die Lena entspringt im Baikalgebirge, westlich vom Baikalsee. und
ergießt sich nach einem 300 M. langen, vorzugsweise nach No. gerichteten
Lause in einem Delta in den gleichnamigen Meeresbusen. Das Stromge-
biet der Lena umfaßt einen Flächenraum von 36,000 Q.-M.
Oestlich von der Mündung der Lena münden noch die Jana, Jndigirka und
Kolyma ins nördliche Eismeer, der Unterlauf dieser Flüsse ist den größten Theil
des Jahres mit Eis bedeckt.
Ii. Das Gebiet des großen oder stillen Dceans umfaßt folgende Ströme:
1) Der Anadyr mündet ((65° N. B.) in das Behringsmeer.
2) Der Amur entsteht aus zwei großen Quellflüsscn, der Schilka und
dem Argun, welcher unter dem Namen Kerlon in den Dalai Noor fällt.
Der Amur gehört zu den größten Strömen Asiens, ist aber noch sehr un-
bekannt. In einer 6 Meilen breiten Mündung fällt er in das ochots-
kische Meer. -
3) Der Hoangho oder gelbe Fluß entspringt am Kulkun und fließt
reißend in einer nach N. gerichteten Biegung dem ostchinesischen Meere zu.
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Extrahierte Personennamen: Obi August Tom Lena Lena Lena Jana Kerlon
203
i
3. Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter den
Leistungen der Europäer entschieden zurück, obschon Asien auch die geistige
Wiege Europas gewesen ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens,
Assyriens, Kleinasiens, welche wir heute in ihren Trümmern bewundern,
weisen jetzt noch aus die Bildungsstufe jener Länder in grauer Vorzeit zu-
rück. Die Sagen und Schriften der Inder legen Proben von der tiefen
Einsicht jenes Volkes ab; China und Japan sind noch bis zur Stunde die
einzigen eigentlichen asiatischen Kulturstaaten. Aber dadurch, daß sie dieselben
von jeher gegen Außen streng abgeschlossen haben, entbehrten sie auch der
äußern Anregung, blieben auf der erklommenen Entwicklungsstufe stehen und
gingen so rückwärts. Wie manche herrliche Erfindung kannten die Chinesen
vor den Europäern! Welche tiefe Weisheit enthalten die indischen, persischen'
und arabischen Dichtungen und Märchen! Erst seit die Europäer mehr Zu-
tritt in das früher abgeschlossene asiatische Leben erlangt haben, kann man
mit Bestimmtheit voraussagen, daß Asiens Bevölkerung einer neuen Aera
entgegengeht.
4. Ebenso hat Europa in Handel und Gewerben sein asiatisches Mut-
terland bedeutend überflügelt. China kannte bekanntlich die Bereitung der
Seide vor den Europäern, welche sie erst im Anfang des 6. Jahrhunderts
von dort erfuhren. Und doch wandern jetzt Seiden- und Banmwollenzeuge
von Europa nach Asien. Chinesisches Porzellan bedarf man seit mehr als
100 Jahren nicht mehr in Europa; das europäische steht bereits auf einer-
höheren Stufe der Vollkommenheit. Von asiatischen Produkten des Gewerbe-
fleißes werden noch jetzt hochgeschätzt die Shawls von Kaschmir, die persi-
schen Waffen, die chinesischen und indischen Zeuge, die lackirten Blechwaaren
aus China. Der Seehandcl ist jetzt ausschließlich iu den Händen der Eu-
ropäer ; nur die Chinesen wagen sich mit dem längst bekannten Compaß über
das Weltmeer, und werden iin afrikanischen Capland und in Arabien, wie
auf den ostindischen Inseln und in Calisornien angetroffen. Dagegen durch-
ziehen große Carawanen im Innern den ganzen Continent, z. B. von China
nach Sibirien und Turan; von Tübet nach Iran und Vorderasien; von
Vorderasien über Syrien nach Mecka und Medina oder durch die arabische
Wüste nach Aegypten. Der indische Handelsweg nahm vor der Entdeckung
des Seewegs nach Ostindien (1498) durch den Portugiesen Vasco di Gama
verschiedene Richtungen. Man führte die Waaren den Jndusstrom aufwärts,
so weit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus (Amu oder Gihon),
über den Aral-See in das kaspische Meer, und die Wolga herauf, von da
zu Lande in den Tanais (Don) und ins schwarze Meer, wo sie die Genuesen
und Venetianer abholten. Oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung
des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, daun auf
Kameelen durch die Wüste von Palmyra nach Aleppo, Tripoli oder Beirut
am Mittelmeer, wo sie die Venetianer und Genuesen nach Europa brachten.
Ein dritter Weg führte von Indien ins rothe Meer und vom Nordende
desselben zu Lande nach Alexandria. Dies ist unstreitig der nächste Weg
von Europa nach Ostindien, und die sogenannte englische Ueberlandpost legt
denselben von Calicut bis London über Marseille oder Triest in 24 Tagen
zurück. Sie passirt Havre, Paris, Marseille, Alexandria und Suez.
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Europas Babyloniens Assyriens Kleinasiens China Japan Asiens Europa China Europa Asien Europa Kaschmir China Calisornien China Sibirien Vorderasien Vorderasien Mecka Medina Ostindien Bagdad Palmyra Aleppo Tripoli Beirut Europa Indien Alexandria Europa Ostindien London Marseille Paris Marseille Alexandria Suez
33
Pinnenmeeres der Welt, des Kaspi-Sees (8413 Q.-M.), welcher fast 79'
unter dem Spiegel des schwarzen Meeres liegt, salziges Wasser enthält und
Seethiere und Seepflanzen ernährt. Im Osten scheidet der Ural, ein Ge-
birge, das den Meridianen nach von N. nach S. streicht, das große Tief-
land Europa's von Asien. Vom Ural aus ziehen auch jene einzigen Er-
hebungen (Uwalli sagen die Russen) durch die Tiefebene. Die nördliche
beginnt am Ural, streicht durch die russische und norddeutsche Tiefebene bis
in die jütische Halbinsel, wo sie sich vollständig herabsenkt. Man nennt sie
gewöhnlich die uralisch - baltische Landhöhe; sie bildet zugleich theilweise die
Wasserscheide zwischen dem nördlichen Eismeer und der Ostsee einerseits, und
dem schwarzen und kaspischen Meere andererseits. Der südliche Landrücken,
der uralisch-karpathische Höbenzug, reicht vom Ural bis zu den nördlichen
Vorhöhen der Karpathen. In der südlichen Landhöhe erreicht der Obt-r
schei Syrt die Höhe von 500', die Lvsa Gora im südlichen Polen
1800'; in der nördlichen sind das Waldai-Gebirge und der Wolchonski-
Wald Höhen von 880'. Nur die nördliche Landhöhe trägt unzählige fisch-
reiche Seen auf ihrem Rücken, die südliche nicht. Das Land zwischen den
beiden Landhöhen ist theils angebaut, theils noch mit mächtigen Waldungen
bedeckt.
Das Klima der ungeheuren Tiefebene ist wegen der großen Ausdeh-
nung nach N. und S., O. und W. sehr verschieden. Vis zum 50? N. B.
findet man die 4 Jahreszeiten, angenehmen Frühling und Herbst, dürren,
heißen Sommer, kurzen, strengen Winter. Oel und Südfrüchte kommen
auf der Südseite der Krim zur Reife, der Weinstock gedeiht bis zum 48?
und 49°. Zwischen dem 50? und 60? findet man einen heißen Som-
mer und strengen Winter. In diesen Gegenden wird vorzugsweise Ge-
treide gebaut. Nördlich vom 60? finden wir eine mächtige Hitze im
Sommer und eine schauderhafte Kälte im Winter, vor der das Quecksilber
erstarren muß (— 32° R.). Während im Süden der längste Tag 15
Stunden zählt, dauert er auf der Nordküste der Halbinsel Kola 2 Mo-
nate. Unter allen Verhältnissen ist das russische Tiefland kälter als alle
anderen europäischen Staaten, selbst wenn diese auf gleichen Breitegraden
liegen (§ 80 A.).
8 44.
Das Hoch« und Tiefland außerhalb des kontinentalen Dreiecks.
1. Die Dodenbrschassenheit der pyrenäischen Halbinsel.
Auf den drei südeuropäischen Halbinseln ist das Bergland vorherrschend.
Betrachten wir die westlichste, die pyrenäische (auch iberische und spanische
genannt), so haben wir daselbst eigentlich nur 3 größere Tiefebenen, näm-
lich : 1) das Tiefland von Arragonien am Ebro; 2) das von Andalusien
am Guadalquivir; 3) das von Estremadura am unteren Tajo. Andere
lkeinere tiefliegende Landstrecken sind nur an der Meeresküste zu finden, z. B.
an der Westküste die Haiden von Baira (zwischen 40° und 41° 9t. B.);
ferner die Hügellandschaften von Murcia und Valencia an der Ostkiiste.
Cassiail, Geographie. 4. Aufl. •>
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Baira
Extrahierte Ortsnamen: Asien Ostsee Polen Andalusien Murcia Valencia
221
§ 90.
Das asiatische Rußland.
(280,000 Q.-M., 10 Mill. Einw.)
1. Sibirien*)
(262,595 Q.-M. und 4,272,Ooo Einw.)
ist ein schreckliches Wort für russische Ohren; es bezeichnet ja den Verban-
nungsort so vieler Unglücklichen, wodurch die richtige Vorstellung von dem-
selben ganz geändert wird. Das Land ist um Tobolsk, Tomsk, Ieniseisk und
und Irkutsk bis Jakutsk manchem Bezirk des europäischen Rußlands vor-
zuziehen. Das Volk lebt in vieler Beziehung besser, als im europäischen
Theile; zugleich ist es reicher und wohlhabender. Im westlichen Sibirien
ist noch alles russisch; erst mit der Provinz Jakutsk beginnt das asiatische
Regiment mit den Jakuten und wandernden Tungusen. Wofern die An-
siedler nicht träge sind, pflügen und bauen sie den reichlichen Boden, schlagen
Holz, fangen Fische und Wild, treiben Viehzucht — sie können sorglos
leben. Freilich ist das Loos der Verbannten ein traurigeres; sie leben ge-
zwungen in einem fremden Lande, fern von Verwandten und Freunden und
dem gewohnten Kreise, sind zu Feldbau, Pelzlieferungen oder Berggruben-
arbeit, ihnen vielleicht ganz ungewohnten Beschäftigungen, verurtheilt, und
streng beaufsichtigt. An Lebensmitteln und Geld haben sie meist keinen
Mangel; Manche erwerben sich gar mehr, als in der Heimath. Man rech-
net im Durchschnitt 10,000 deportirte Verbrecher auf das Jahr.
Der Hauptreichthum Sibiriens besteht in edlen Metallen und Steinen,
Holz, Pelzwild und Fischen. Während die Verbannten und Angestellten in
dem Altai bei Barnaul und um Rertschinsk aus Silber, Blei und Gold
bauen, liegen die eingebornen Völkerstämme dem edlen Waidwerk ob: die
Tungusen fangen wilde Rennthiere, Zobel, Biber, schwarze Eichhörnchen und
Füchse; die Tschuktschen Wallrosse, Füchse und Zobel; die Jakuten liefern
die edelsten Zobel und Füchse, Hermeline, Bisamthiere und Bären; die Sa-
mojeden wilde Rennthiere, Wölfe, Hasen, Füchse, Vielfraße, Zobel rc. Die
Tungusen, Jakuten und Tschuktschen ziehen, wie die Kirgisen, vielfach umher
und treiben vorzugsweise Jagd und Rennthierzucht, die Jakuten auch Pferde-
zucht; alle leben im Winter in Erdhütten, um gegen die Kälte besser geschützt
zu sein.
Unter allen Nomaden in Ostsibirien sind die Tungusen die rohesten
und sorglosesten. Sie stammen von den Mandschu ab, ähneln denselben
aber nicht mehr, und leben von der Jagd. Während des langen, kalten
und tagelosen Winters leiden sie oft große Roth, und müssen zu den Nach-
barn betteln gehen. Sie lieben die Ortsveränderungen und bleiben an einem
Orte nicht gern länger, als einen Tag. Unbesorgt um den andern Tag
geht der Mann erst auf die Jagd, wenn die Vorwäthe aufgezehrt sind,
deutet mit dem Finger nach der Gegend hin, welche er besuchen will, und
überläßt das Weitere, was jetzt geschehen soll, seiner Frau. Diese bricht
das Zelt ab, ladet die ganze Habe auf Rennthiere, und schlägt das Zelt
an der Stelle wieder auf, wo sie ihren Mann zu finden hofft. Ist dieser
!) Vergl. § 78. 1. und § 79
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
42
Zufluß und Abfluß haben, z. B. die Alpensecn. Zu den Salzseen geboren
in Europa der Kaspi-See und Neusiedler-See.
8 46.
Die europäischen Stromgebiete.
Die Bewässerung Europas stellt sich im Vergleich mil andern Erd-
theilen sehr günstig heraus. Nach allen Seiten hin entsendet das Innere
schiffbare und zahlreiche Ströme. Der größte Strom, die Wolga, endet in
dem Kaspi-See und ist der einzige in Europa von kontinentaler Natur.
Zwischen den Strömen münden zahlreiche Küstenflüsse. Dadurch, daß die
tief in den Kontinent einschneidenden Meerbusen die entwickelten Ströme
Europas aufnehmen, steht das Innere mit dem Ocean in Verbindung, was
für Handel und Verkehr äußerst wichtig ist. Die einzelnen Stromgebiete
liegen häufig so nahe zusammen, daß Canalverbindungen möglich und aus- .
geführt worden sind. Rhein und Donau — Seine, Loire, Garonne, Rhone
mw Rhein — Elbe, Oder und Weichsel — Düna, Dniepr und Wolga
sind auf diese Weise verbunden. Dürres und versumpftes Land kommt zwar
überall zerstreut vor, ist aber nie über so bedeutende Ländergebiete ausge-
dehnt, wie in Asien, Australien und Afrika. Die größte Ausdehnung hat
das Sumpfland im westlichen Rußland in: Gebiete des Dniepr zu beiden
Seiten des Pripiät; es sind dies die Sümpfe von Rokitno (1500 Lj M.).
Die europäischen Ströme gehören zum Gebiete des nördlichen Eismeers,
des atlantischen Oceans und des Kaspi-Sees.
I. Das Gebiet des nördlichen Eismeers.
1) Tie Petschora entspringt ani Ural, durchfließt in ihrem Unterlaufe
die Tundra Rußlands, und kann trotz ihrer Schiffbarkeit wegett
ihrer unwirthlichen Ufer nicht befahren werden.
2) Die Dwina entsteht aus 2 Quellflüssen, Suchona und Ing. Sie
ist schiffbar; durch einen Kanal, welcher ihren Zufluß Wytschegda
mit der Kama, einem Nebenfluß der Wolga, verbindet, stehen die
Stromsysteme der Dwina und Wolga in Verbindung. Archangel
liegt an der Mündung der Dwina.
3) Die Onega tritt unter dem Namen Wid aus dem Woscher-See und
durchströmt den Latscha-See. Sie ist schiffbar.
Ii. Das Gebiet des atlantischen Dceans und zwar:
A. Der Ostsee.
1) Die Newa ist der 8 Meilen lange Abfluß des Lüdoga-Sees (336str
Q.-M.). Dieser nimmt den Swir aus dem Onoga-See (159 'Z
O..-M.), die Wuoxa aus der Saima Seegruppe in Finnland und
den Wolchow aus dem Ilmen-See auf. Dieser letztere steht durch
einet: Kanal init der Wolga in Verbindung. An der Newa liegt
St. Petersburg, am Ilmen-See Nowgorod. Das Newa-Wasser ist
als ein sehr gutes und unentbehrliches Trinkwasser in St. Peters-
bilrg geschätzt.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Kaspi-See Europas Wolga Kaspi-See Europa Europas Rhein Donau Garonne Rhein Wolga Asien Australien Afrika Rußlands Suchona Wytschegda Woscher-See Onoga-See Saima_Seegruppe Finnland Ilmen-See Petersburg Ilmen-See_Nowgorod
223
Geschicklichkeit. Sie schließen unter einander Freundschaftsbündnisie und
Gastfreundschaft in hohem Grade. Ohne besondere Veranlassung berauschen
sich die Männer zuweilen vermittelst eines ausgegohrenen Getränkes, in
welches ein Pilz gelegt wird. Die Frauen kosten dasselbe niemals. Sie
kleiden sich meist nach russischer Weise, leben im Winter in unterirdischen
Jurten und im Sommer in erhöhten Hütten an den Usern der Flüsse.
Besondere Erwähnung verdienen die Hunde in Kamtschatka, welche als Zug-
thiere daselbst unentbehrlich sind, und die Reisenden und ihr Gepäck beför-
dern. Da die Hunde schlecht behandelt werden, sind sie tückisch und minder
treu. Ihre Klugheit ist erstaunlich.
Ortsbeschreibung.
Sibirien zerfällt in 2 Theile:
a. Wcstskbiricn.
Tobolsk, 25,000 E., Sitz des Statthalters und Erzbischofs, Nieder-
lage des Pelzwerks für ganz Sibirien, liegt am Zusammenfluß des Irtisch
und Tobol. Omsk am Irtisch ist *feit 1838 Sitz der Oberverwaltung von
Westsibirien, und zählt 12,000 E., worunter viele Verbannte sind. Tomsk
am Tom, so groß wie Omsk, ist befestigt. Bcresow am Ob ist sehr nörd-
lich gelegen und ein harter Verbannungsort; hier starb 1729 der verbannte
Fürst Mentschikow, welcher sich vom Pastetenbäckerjungen unter Peter dem
Großen zu den höchsten Würden emporgeschwungen hatte. Baruaul, Ober-
bergamtssitz , ist eine wohlgebaute Stadt in fruchtbarer Gegend. Alles
sibirische Gold wird hier abgeliefert, und in seiner Nähe jährlich Silber im
Werthe von 5 Mill. Gulden gewonnen.
b. Dstsibirien.
Irkutsk an der Angara, 20,000 E., ist die schöne und gesund gelegene
Hauptstadt. Südöstlich davon liegt der durch den Verkehr mit China be-
kannte Handelsplatz Kiächta an der Selenga nahe bei Maimatschin; er wird,
da die Umgebung höchst unfruchtbar ist, nur von Kaufleuten bewohnt.
Nordöstlich davon liegt Nertschinsk, das Gold, Silber und Zobelfelle liefert.
Jakutsk an der Lena, 3000 E., ist der Hauptsitz der russisch-amerikanischen
Handelsgesellschaft. Ochotzk, an der Ostküste von Sibirien, ist eine kleine
Stadt, welche viele Verbrecher zu Einwohnern zählt; diese arbeiten in Ketten
und oft gebrandmarkt auf den Straßen. Petcr-Paulshafen auf der Halb-
insel Kamtschatka ist 3200 Stunden von St. Petersburg entfernt, treibt
Handel mit Thran, Fischbein, Wallrath und Wallroßzähnen.
In jüngster Zeit hat Rußland von China das Mündungsland des
Amur erhalten, welches vortreffliches Schiffbauholz liefert und einen befestig-
ten Seehafen erhalten hat. Ein Theil der russischen Flotte ist hier stationirt.
Zu Sibirien gehören noch die Alöuten und Kurilen, welche von Jägern,
Fischern und Bergleuten (Kupfer und Schwefel auf den nördlichen Kurilen)
bewohnt sind oder besucht werden, und Neu-Sibirien. Dies ist die nörd-
lichste Inselgruppe Asiens; man soll aber nördlicher noch Berge eines Ei-
lands erblicken, welches man des Eises wegen bisher nicht erreichen konnte.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Fürst_Mentschikow Peter Kiächta Lena
Extrahierte Ortsnamen: Kamtschatka Sibirien Sibirien Omsk Irtisch Westsibirien Tomsk Omsk Irkutsk China Jakutsk Sibirien Kamtschatka Petersburg China Sibirien Asiens
44
1. die Glatzerneisse, welche !
ihren Namen zweien an ihr
liegenden Städten entlehnt hat,
Glatz und Neisse;
2. diekatzba ch (Liegnitz. Blü-
cher von Wahlstadt 1813);
3. der Bober (Hirschberg) ;
4. die Lausitzer oder G ö r -
litzer Neisse.
1. die Warthe entspringt auf
dem uralisch-karpathischen Hö-
henzuge in Polen, fließt an
Posen und Cüstrin voniber
und nimmt die Netze auf,
welche durch den Bromber-
g er Kanal mit der Brah e,
einem Zufluß der Weichsel,
verbunden ist. Dadurch sind
Oder und Weichsel mit ein-
ander verbunden.
8) Die Trave entsteht aus dem Plöner See und ist nur ein Küsten-
fluß (Lübeck, Travemünde), welcher durch den Stecknitz-Kanal mit
der Elbe verbunden ist. Die vielen Schleusen verlängern jedoch
die Fahrt auf demselben zu sehr.
9) Die Flüsse (Elfe) der skandinavischen Halbinsel und der finnischen
Seenplatte gehören theilweise auch zum Gebiet der Ostsee, sind
aber nur von geringer Bedeutung, indem die Schifffahrt aus den-
selben durch Stromschnellen behindert ist. Die wichtigsten sind die
Motala-Els, der Abfluß des Wettern-Sees; die Dal-Elf,
gebildet aus der West- und Ost-Dal-Elf, von denen letztere den
Siljan-See bildet; die Tornea-Elf, welche hoch vom Norden
kommt und sich in den bottnischen Meerbusen ergießt.
L. Der Nordsee.
1) Die Göta-Elf, der Abfluß des Wenern-Sees, mündet in das Kattegat.
2) Der Glommen, der Abfluß des Oresund-Sees, fällt in das Skagerack.
3) Die Eider entfließt kleinen Seen in Holstein und ist durch einen
Kanal mit der Ostsee verbunden (Festung Rendsburg).
4) Die Elbe entfließt der Südseite des Riesengebirges, durchbricht das
hercynische Bergsystem, und eilt durch das deutsche Tiefland der
Hamburger Bucht zu (2 Meilen breite Mündung). Sie ist bereits
bei Leistneritz sogar für Dampfschiffe fahrbar. An ihr liegen insbe-
sondere Dresden, Meißen, Torgau, Wittenberg, Magdeburg, Hamburg,
Altona, Glückstadt und Cuxhaven. Ihre wichtigsten Zuflüsse sind:
1. die Moldau vom Böh-
mer Wald an Budweis und
Prag vorüberfließend;
2. die Eg er vom Fichtelgebirge;
3. die Mulde vom sächsischen
Erzgebirge, welche aus der
Vereinigung der Freiberger
und Zwickauer Mulde ent-
steht (Dessau);
4. die Saale vom Fichtelge-
birge, an Jena, Naumburg,
Merseburg, Halle vorüber-
fließend, nimmt auf:
1. die f ch w a r z e E l st e r vom
Lausitzer Gebirge, mündet
oberhalb Wittenberg;
2. die Havel kommt aus meh-
reren mecklenburgischen Seen,
erweitert sich in ihrem Un-
terlaufe seenartig, nachdem sie
die Spree von der linken
Seite ausgenommen hat. An
der Havel liegen Neustrelitz,
Spandau, Potsdam und
Brandenburg. Der Neben-
fluß der Havel, die Spree,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
225
braten und süßes Gebäck bei jeder Mahlzeit verzehren, begnügen sie sich
im Felde mit einer Hand voll roher Hirse und frischem Quellwasser. Auf-
fallend ist es, daß sie auf die muhamedanischen Feiertage weniger Gewicht
legen, als auf die alten heidnischen, welche noch bis zur Stunde mit großen
Thieropfern, Schmausereien und Kampfspielen begangen werden.
Merkwürdig ist die Gegend von Baku und Abscheron, einer kleinen
Halbinsel des kaspischen Meeres. Hier sind Naphtha- oder Bergölquellen
und das ewige Feuer anzutreffen. Aus den Spalten des muschelartigen
Bodens steigt Kohlenwasserstoffgas empor, welches sich bei Berührung mit
einer Flamme rasch entzündet und fortbrennt. Zu diesen Feuern sind früh-
zeitig die Parsen und Ghuebern gewallfahrt, und noch jetzt hat dieser Brauch
nicht aufgehört. Der Boden ist mit diesem Gase so erfüllt, daß man es
zum Kochen und zur Beleuchtung der Hütten gebrauchen kann. Man steckt
eine Röhre in den Boden, entzündet das Gas und kann es löschen, wenn
man die Oeffnung der Röhre wieder verschließt.
Ortsbeschreibung: Stawropol, 7000 E. .Tiflis am Kür in der
Provinz Georgien, 60,000 E. Bedeutender Handel. Deutsche Colonien
liegen in der Nähe. Eriwan, 15,000 E., am Fuße des Ararat im russischen
Armenien. Westlich davon liegt das reiche Kloster Etschmiadzin, die Resi-
denz des Katholikos (Patriarchen) der armenisch-christlichen Kirche. Am
kaspischen Meere sind Derbent wegen seiner Bergöl- und Naphthagruben
und Baku aus Abscheron wegen des ewigen Feuers zu merken.
§ 91.
Die Staaten von Arabien.
(50,000 Q.-M., 4 Mill. Einwohner.)
Schon im Alterthume lebte das Volk von Arabien wie noch jetzt von
Ackerbau, Viehzucht und Raub. Die Araber sind von mittlerer Größe,
starkem Knochenbau, aber mager; in höheren Gegenden ist ihre Gesichts-
farbe weiß, in der Ebene braungelb. Schwarze, feurige Augen, eine fein-
gebildete Nase, ein sorgsam gepstegter Bart und eine würdevolle Haltung
zeichnen die Araber Vortheilhaft aus. Sie leben noch jetzt meist als No-
maden, lieben Abenteuer, Märchen und Lieder und haben ihre angeborene
Tapferkeit, ihr Gefühl für Freiheit und Unabhängigkeit und ihre alten
Staatsformen beibehalten. Ihr Charakter ist edel und menschenfreundlich;
ihre Sitten sind einfach und altherkömmlich. So leicht sie aufbrausen, so
leicht lassen sie sich auch wieder besänftigen. Gastfreiheit gehört zu den
ersten Tugenden der Araber; wer einmal Salz und Brot mit ihnen gegessen
oder die Wohnung betreten, ist ihr Gastfreund. Sie sind noch sehr aber-
gläubisch; überall vermuthen sie Geister und Zauberei. Ihre Nahrung ist
einfach. Nothwendig zu dem Leben ist den Arabern die Dattel; sie be-
greifen nicht, wie z. B. die Engländer ohne diese Frucht leben können;
ihre Kleidung ist ganz orientalisch: weite Beinkleider, Gürtel, Jacke, gewählte
Kopfbedeckung rc. Die ansässigen Araber treiben Ackerbau und Handel; die
Beduinen, d. h. die Söhne der Wüste, ziehen als Nomaden und Räuber
umher. ' Diese zerfallen in viele Stämme, welche in fortwährender Fehde
mit einander leben. Ihr Reichthum besteht in Heerden und Pferden. Den
Cassian, Geographie. 4. Aufl. in
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Baku Stawropol Georgien Baku