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gangszeit, die vom Klein- zum Großbetriebe hinüberführt. Hat es
solche Übergangszeiten schon früher gegeben? War das Handwerk die
ursprünglichste Betriebsart? Die Geschichte und die Völkerkunde be-
antworten diese Fragen dahin, daß man im ganzen fünf gewerbliche
Betriebsarten unterscheiden kann, nämlich das Hauswerk, das Lohnwerk,
das Handwerk, den Verlag und die Fabrik.
Das älteste und ursprünglichste Betriebssystem war das Haus-
werk. Wollen wir dieses kennen lernen, so müssen wir bis in die
Zeit der alten Deutschen zurückgehen oder auch die Beschäftigung solcher
Völker kennzeichnen, die wirtschaftlich noch auf derselben Kulturstufe
stehen wie die alten Deutschen.
Der norwegische Bauer z. B. ist nicht bloß wie der westfälische
Hofschulze sein eigner Schmied und Schreiner; er baut auch sein Holz-
haus selbst, fertigt seine Ackergeräte, Wagen und Schlitten, gerbt das
Leder, schnitzt „mancherlei hölzernes und schmiedet selbst sein metallenes
Hausgerät. Ähnliche Zustände herrschen noch in der Bukowina. Im
kleinen Kreise der Familie oder doch nur innerhalb der Dorfgrenzen
besorgt der Bukowiner Landbewohner sich alle seine Lebensbedürfnisse
selbst. Beim Bau des Hauses versteht es der Mann in der Regel,
die Arbeiten des Zimmermanns, Dachdeckers und dergl. zu versehen,
während das Weib das Bemörteln der geflochtenen und gestockten
Wände oder das Dichten der Blockwandfugen mit Moos, das Stampfen
des Fußbodens und viele andere einschlägige Arbeiten übernehmen muß.
Vom Anbau der Gespinstpflanze oder von der Aufzucht des Schafes
an bis zur Fertigstellung der Bett- und Kleidungsstücke aus Leinen,
Wolle oder Pelzwerk, Leder, Filz oder Strohgeflecht erzeugt ferner
das Bukowiner Landvolk alles, selbst die Farbstoffe, aus eigens ge-
zogenen Pflanzen sowie die nötigen, allerdings höchst primitiven Hand-
werkszeuge. Und so ist es im allgemeinen auch mit der Nahrung.
Mt ziemlich bedeutender Mühe pflegt der Bauer sein Maisfeld, stellt
er auf der Handmühle das Mehl her, das er zum Backen seiner Haus-
kost verwendet. Auch seine einfachen Ackerwerkzeuge, die Gefäße und
Geräte für Wirtschaft und Küche weiß er herzustellen. Nur die Be-
arbeitung des Eisens, das aber die eingeborene Bevölkerung nur in
äußerst geringen Mengen verbraucht, überläßt er im allgemeinen den
im Lande zerstreut lebenden Zigeunern. — Wie in Norwegen, in der
Bukowina und in anderen Ländern noch heute im Hause alle zum
Leben nötigen Geräte und Waren selbst erzeugt und nur im Hause,
m der Familie verwendet und verbraucht werden, so war es auch in
den ältesten Zeiten bei uns. Der Erzeuger war zugleich der Ver-
braucher, und diese Art des gewerblichen Betriebes wollen wir mit dem
Namen Haus werk bezeichnen. War der Bedarf ein sehr mannig-
faltiger, so reichten die Hände der Familie zur Erzeugung der nötigen
Güter nicht aus; dann wurde die Familie durch Aufnahme von
Sklaven und durch Ansetzung von Hörigen künstlich erweitert.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
171
werk zurückgedrängt wurden, aber das Handwerk wird gewiß ebenso-
wenig vergehen, wie Hauswerk und Lohnwerk verschwunden sind; und
wenn es auch in den großen Städten mit recht vielen Schwierig-
keiten zu kämpfen hat und zum Teil nicht mehr recht gedeihen will,
so hat es sich dafür auf dem Lande um so mehr ausgebreitet und hier
zahlreiche, mit der Landwirtschaft verbundene Betriebe hervorgerufen.
Nach Bücher.
Wetrnebsarten irr xfyxev gegenwärtigen
Kestetttung.
Am guten Alten
in Treue halten;
am kräftigen Neuen
sich stärken und freuen,
das wird niemand gereuen.
Goethe.
79. Das Handwerk in der Gegenwart.
Die gute, alte Zeit! Ja, wer die wiederbringen könnte! So
seufzt wohl mancher brave Handwerksmann in unserer Zeit, der
unter dem Drucke der gegenwärtigen Verhältnisse im Erwerbsleben
nur kümmerlich sich zu nähren imstande ist. Damals, in der „Blüte-
zeit des Handwerks", waren die Handwerker wohlhabende Leute, die,
persönlich tüchtig, ehrbar und angesehen, mit einem für jene Zeit
erheblichen Kapital wirtschafteten, eigene Häuser und umfangreiche
Werkstätten besaßen, mit auserlesenen Lehrlingen und Gesellen zu-
sammen arbeiteten. Diese gute, alte Zeit ist freilich — wenn sie
überhaupt je bestanden hat — längst, längst vorüber. Bereits im
siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderte, also zu einer Zeit, in der
das Handwerk noch konkurrenzlos herrschte und der Zunftzwang noch
in höchster Blüte stand, war die Stellung des Handwerks keine
glänzende mehr. Zn der übergroßen Zahl der kleinen Städte hielten
sich die Bleister nur durch ihr bißchen Ackerbau und die nahrhafte
Braugerechtigkeit aufrecht, in den größeren Städten durch das kleine
Ladengeschäft, das viele von ihnen neben der Werkstatt trieben. Bei
den Bäckern und fleischern, die immer als wohlhabend galten, war
das Reihenbacken und Reihenschlachten fast allgemein üblich, d. h.,
es waren so viele Rleister da, daß nicht jeder Bäcker jeden Tag
frisch backen und nicht jeder fleischer jede Woche ein Stück Vieh
schlachten konnte. Die Zahl der Gesellen beschränkte sich auf zwei,
die große^Rlehrzahl der Betriebe aber konnte es nicht einmal bis
zu dieser Zahl bringen. Die Vorstellung also, daß die neuere Ent-
wicklung im Gewerbe einem Zustande allgemeiner Behäbigkeit des
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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203
Das war unser erster Besuch an der Börse, mit dem wir uns be-
gnügen wollen. Von dem einen Besuch aber möge der Leser, der ihn
im Geiste mitgemacht hat, den festen Vorsatz mitnehmen, nicht an der
Börse zu spielen, das heißt zu spekulieren. Das Spekulieren ist viel
schlimmer als Monaco und für den Spekulanten, der nicht täglich an
die Börse geht, geradezu eine Narrheit. osu« m°ußm°nn.
92. Das Reisen sonst und jetzt.
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts verstand es sich ganz von selber,
daß es jedem guten Bürger, der seinen Heimatort einmal auf einige Tage
verlassen und eine Reise antreten mußte, höchst vernünftig vorkam, hierzu
die Erlaubnis der hohen Behörde nachzusuchen und sich von ihr einen
recht hübsch gedruckten und wohlgestempelten Bogen auszubitten, den mau
Reisepaß nannte. Darin stand denn angemerkt, daß der gute Bürger
ein ganz ordentlicher, anständiger Mensch sei, der die Erlaubnis erhalten
habe, innerhalb einer genau angegebenen Zeit eine Reise nach Dingskirchen
zu machen. Sehr gewissenhaft war auch darin der „Zweck der Reise"
notiert; denn die Behörde mußte doch wissen, weshalb ein guter Bürger
zu dem sonderbaren Entschluß gekommen sei, sich von seinem Heimatort
zu entfernen. Um jede Verwechselung zu vermeiden, wurde sorgsam sein
Name, sein Geburtsort, sein Alter, seine Statur, sein Aussehen von Kopf
bis Fuß in dem Druckbogen verzeichnet; selbst die Warze auf der Wange,
das Schielen mit einem oder mit beiden Augen und andere „besondere
Kennzeichen" wurden von dem gewissenhaften Beamten angemerkt.
Die Dienstfertigkeit der Behörden war oft so groß, daß es unter
günstigen Umständen schon vierundzwanzig Stunden nach seinem Gesuch
um einen Paß einem guten Bürger möglich wurde, seine Reise anzutreten.
Wenn er dann mit seinem guten Fuhrwerk ganze acht Meilen den Tag
über zurückgelegt hatte und am Abend seinen Paß am Tor der fremden
Stadt der Polizeiwache vorzeigte, nachdem er bloß zweimal auf der Land-
straße von Gendarmen angehalten worden war, um sich zu legitimieren,
so pries er Gott für den Segen, in einem zivilisierten Staate zu wohnen,
und schlief im Gasthof mit dem schönen Bewußtsein ein, daß er trotz der
weiten Entfernung von der Heimat geborgen sei, weil das Auge der
Obrigkeit über ihm wache.
Im zweiten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts kam die Fahrpost auf,
die nicht bloß am Tage, sondern auch nachts sechs mit Pässen wohl
legitimierte Passagiere im Hauptwagen und zuweilen — wenn die Reise-
lust sehr groß war — in einem oder gar zwei Beiwagen je vier Passa-
giere in die Welt hinaus beförderte. Ja, es gab Tage, wo die Post-
halter in den kleinen Städten auf der Hauptstraße des Reiseverkehrs
erschreckt und überrascht wurden durch drei Beiwagen, die weiter befördert
werden mußten. Aber die gute Ordnung unseres Staatswesens half auch
in solch außerordentlichen Fällen über alle Verlegenheiten der Posthalter
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
241
in brauchbarem Zustande. Sein Haus lag völlig in Trümmern, und an
die Fortführung seines Gewerbes konnte er vorerst nicht denken. Trotzdem
durfte er mit geringerer Sorge in die Zukunft schauen; denn er hatte
sein Haus und seine bewegliche Habe bei einer Feuerverficherungsgesellschaft
versichert, und schon wenige Tage nach dem Brandunglück erschienen zwei
Beamte dieser Gesellschaft, um den Schaden festzustellen, den Meister
Schulten erlitten hatte. Sie sahen bald ein, daß das Haus neu aus-
geführt werden mußte; deshalb schätzten sie den Wert der in den Trümmern
vorhandenen Baustoffe ab und rechneten diesen Betrag auf die Enl-
schädigungssumme an, die bald nachher dem Bäckermeister ausgezahlt wurde.
Alsbald ging dieser au den Wiederaufbau seines Hauses. Sein
Baumeister redete ihm jedoch zu, einen größeren Bau aufzuführen, als
der frühere gewesen war; denn bei dem Aufblühen der Stadt seien gute
Wohnungen gesucht, und so werde ihm aus den Mieten eine hübsche
Einnahme erwachsen. Dem Bauherrn leuchtete dies wohl ein; indessen
rechnete er dem Baumeister vor, daß die Brandentschädigung die Bau-
kosten nicht decken würde, selbst wenn er seine Sparkasseneinlage hinzu-
nähme; zudem sei er für seinen und seiner Familie Unterhalt auf seine
Ersparnisse so lange angewiesen, bis er sein Gewerbe wieder betreiben
könne. Hiergegen konnte der Baumeister nichts einwenden, machte jedoch
den Vorschlag, die fehlende Summe bei der städtischen Sparkasse als
Hypothek aufzunehmen. Schulten sah den Baumeister ungläubig an:
„Bei der Sparkaffe leihen?" sagte er, „eher leihe ich doch der Sparkaffe,
wenn ich ihr meine Ersparnisse bringe." „Bedenken Sie doch, Meister,"
erwiderte der Baumeister, „woher soll denn die Sparkasse die Zinsen
nehmen, die sie den Inhabern der Sparkaffenbücher gewährt? Sie muß
eben die ihr anvertrauten Gelder verleihen, aber gegen hohe Sicherheit
und gegen einen höheren Zinsfuß als den von ihr gewährten. Ihre
Beamten wollen doch auch leben; ihre großen Geldschräuke wollen bezahlt
sein, und einen für unvorhergesehene Fälle ausreichenden Reservefonds
muß sie auch sammeln. Sie wird also für die Hypothek auf den Neubau
4 bis 41/, Prozent Zinsen verlangen; dafür sind Sie aber auch ziemlich sicher,
daß Ihnen das Geld nicht gekündigt wird, wofern Sie die Zinsen pünktlich
bezahlen." Der Meister befolgte den guten Rat; bald stieg der Neubau
in die Höhe, und nach einigen Monaten konnte Schulten seine Freunde
zum Richtfest einladen. Auch der arme Burkhard war zugegen. „Ich
Tor!" ries er im Laufe des Gesprächs aus, „warum habe ich eure
früheren Ermahnungen in den Wind geschlagen! Ein jährliches Opfer
von wenigen Groschen, und ich wäre jetzt nicht in einer so traurigen
Lage! Beinahe möchte ich mein Glück einmal bei der Lotterie versuchen;
denn sonst werde ich wohl nie mehr in eigener Werkstatt arbeiten!"
„Dazu kann vielleicht doch noch Rat werden," versetzte der biedere
Schmied,. „und ich will dir nach Kräften behilflich sein; nur schlag dir
die Lotterie aus dem Sinne; denn die ist schon manchem zum Unheil
ausgeschlagen, und »Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.«
Du hast ja auch das Sparen gelernt, Freund Burkhard, und wirst das
Lesebuch s. Fürrbildungsschulen rc. Allg. Teil. Kj
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Blökend ziehen heim die Schafe,
und der Rinder
breitgestirnte, glatte Scharen
kommen brüllend,
die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
schwankt der wagen,
kornbeladen;
bunt von Farben,
auf den Garben
liegt der Kranz,
und das junge Volk der Schnitter
fliegt zum Tanz.
Markt und Straßen werden stiller;
um des Lichts gefell'ge Flamme
sammeln sich die Pausbewohner,
und das Stadttor schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
sich die Erde;
doch den sichern Börger schrecket
nicht die Nacht,
die den Bösen gräßlich wecket;
denn das Auge des Gesetzes wacht.
peil'ge Drdnung, segensreiche
pimmetstochter, die das Gleiche
frei und leicht und freudig bindet,
die der Städte Bau gegründet,
die herein von den Gefilden
rief den ungesell'gen wilden,
eintrat in der Menschen Kütten,
sie gewöhnt zu sanften Sitten
und das teuerste der Bande
wob, den Trieb zum vaterlande!
Tausend fleiß'ge pände regen,
Helsen sich in munterm Bund,
und in feurigem Bewegen
werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
in der Freiheit heil'gem Schutz;
jeder freut sich seiner Stelle,
bietet dem Verächter Trutz.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe preis;
ehrt den König seine würde,
ehret uns der pände Fleiß.
Polder Friede,
süße Eintracht,
weilet, weilet
freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
wo des rauhen Krieges porden
dieses stille Tal durchtoben;
wo der Pimmel,
den des Abends sanfte Röte
lieblich malt,
von der Dörfer, von der Städte
wildem Brande schrecklich strahlt!
Schiller.
110. Joachim Uettelbeck.
Joachim Nettelbeck, ein treuer Bürger seiner engeren Heimat, btt
Stadt Kolberg, wie des gesamten deutschen Vaterlandes, war ein leuchtendes
Vorbild der Vaterlandsliebe, Opferwilligkeit und Entschlossenheit.
Das folgende Stück aus seiner Selbstbiographie zeigt ihn uns als
aufopfernden Bürger, der die Kirche seiner Vaterstadt rettet:
Das Jahr 1776 kam heran und fand mich als Lehrer in der
Steuermannskunst in Kolberg, wobei ich mich, da ich tüchtige und lern-
begierige Schüler hatte, immer noch in meinem angemessensten Elemente
befand. Auch im Winter 1777 trieb ich diese nützliche, wenn auch nicht
eben sonderlich einträgliche Beschäftigung.
Am 28. April dieses Jahres stand ich hier in Kolberg etwa um
die Mittagszeit eines abzumachenden Geschäfts wegen beim Herrn Advokat
Krohn am Fenster, als mitten in unser Plaudern plötzlich ein ganz er-
schrecklicher Donnerschlag geschah, sodaß jener vor Schrecken neben mir
niederstürzte und wie ohne Leben und Besinnung schien. In der Tat
glaubte ich auch nichts gewisser, als daß er von dem Blitzstrahl getroffen
worden, bis mein Rütteln und Schütteln ihn endlich doch wieder auf die
Beine brachte. „Wo hat es eingeschlagen?" fragte er immer noch hoch
bestürzt. — „Ich hoffe nirgends", war meine Gegenrede, „oder mindestens
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
303
und Zeitvertreib gebildet hatten. Nach dem Tode der Mutter erbte
Heine ein Grundstück, das nicht weit von der Stelle gelegen war, Ws
Pleiße und Elster sich schwesterlich umarmen. Es besaß fteilich trotz
seiner günstigen Lage vor den Toren Leipzigs nur einen verhältnismäßig
geringen Wert. Gehörte es doch zu jenem großen, unfruchtbaren, der
menschlichen Gesundheit nachteiligen, sumpfigen Gebiete, das sich einst vom
Westen der Stadtmauer aus bis in die benachbarten Dörfer erstreckte, zu
einem Gebiete, dessen zahlreiche Lachen und Tümpel von Fröschen und
Unken bevölkert wurden. Werte aber aus nichts zu schaffen, das ist das
Ziel jedes findigen Kopfes und jeder tätigen Hand. Auch unser Heine
war bestrebt, den Wert des Erbes zu erhöhen, aus Ödland Kulturboden
zu gewinnen. Ließ doch gerade damals die wachsende Großstadt neue
Ideen über Vergrößerung der Stadt in den Köpfen der weitschauenden
Bürger reisen. — Da galt es vor allem, die Ursachen der Versumpfung
des Bodens abzustellen, die benachbarten Flußläufe, deren Hochfluten all-
jährlich Überschwemmungen brachten, zu regulieren, Schutzdämme aufzu-
richten, Entwässerungskanäle anzulegen, also Arbeiten auszuführen, dis
neben gewaltigen Opfern an Zeit und Geld auch ein hohes Maß zäher
Tatkraft und Ausdauer erforderten. Mußte doch z. B. sogar eine mächtige
eiserne Schleuse unter dem Grunde der Elster hinweggeftihrt werden.
Der Erfolg krönte die Beharrlichkeit. Bald waren weite Flächen trocken
gelegt. Wiesen, die vorher um billiges Geld feil waren, bekamen schnell
einen zehn- und zwanzigfachen Wert. Die Stadt selbst hatte bald einen
Nutzen von mehreren Millionen Mark infolge Heines Tätigkeit. Zuin
Auffüllen des sumpfigen Areals bedurfte er mehrerer Millionen Kubik-
meter guten, trockenen Erdreiches. Er fand es im benachbarten Plagwitz
auf einem hochgelegenen Terrain, das dazu noch den großen Vorteil bot,
daß man es nach Austiefung der Elster bequem mit dem Kahne erreichen
konnte. Noch heute bietet es ja ein anziehendes Bild inmitten unserer
Stadt, Venn ein kleiner Dampfer mit mächtigen, beladenen Booten zwischen
grünen Wiesenflächen auf der Elster dahingleitet. Und gar manchem mag
bei diesem Anblicke das alte Scherzlied von der „großen Seestadt Leipzig"
in den Sinn kommen. Der Gedanke aber, den hier der Humor zum
Ausdrucke bringt, war unserm Heine voller Ermst. Die billige Beförderung
des nötigen Füllmaterials überzeugte ihn ja täglich von der großen Be-
deutung natürlicher und künstlicher Wasserstraßen für Handel und Wandel.
„Der Entwickelung jeder Stadt sind engere Grenzen gezogen, sofern sie
eine Wasserstraße nicht besitzt," so lautete eins der Worte, mit denen
Heine die Bürger Leipzigs für sein geplantes Riesenunternehmen zu ge-
winnen suchte, nämlich für die Erbauung eines Elster-Saale-Kanals. Zu
dem einen Ziele, der Verwandlung der Sumpsstrecken in bauwürdiges Land,
hatte sich nun ein anderes, größeres und schwierigeres gesellt. Heine traf
auf diese Weise gewissermaßen zwei Fliegen mit einem Schlage. Je mehr
Füllmaterial gebraucht wurde, desto weiter schritt zugleich der Kanalbau
vorwärts. Um einen Hafen zu bekommen, baute Heine eine Stadt, die
ganze westliche Vorstadt, die man deshalb „Heinestadt" nennen könnte.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
158
gerät u. dgl. empfingen, sondern auf besonderen Hufen angesiedelt waren
und jene Lebensbedürfnisse selbst zu beschaffen hatten. In der Folge
griff dann die Kundenarbeit der Fronhofshandwerker über die Schranken
der grundherrlichen Wirtschaft hinaus. Einzelne erreichten wohl gar,
daß ihnen die Teilnahme am Marktverkehr gegönnt wurde. Das
Handwerk hat in diesem Zeitraum entschieden Fortschritte gemacht.
Es hat aufgehört, bloßer landwirtschaftlicher Nebenberuf zu sein, es
hat infolge beginnender Arbeitsteilung neben der Landwirtschaft eine
gewisse selbständige Bedeutung gewonnen und sich in technischer Be-
ziehung vervollkommnet. Aber noch immer erscheint es an ländliche
und naturalwirtschaftliche Verhältnisse gebunden. Noch immer wird
Ware um Ware getauscht. Von einem durch Geld als allgemeinen
Wertmesser vermittelten Güteraustausch sind nur die ersten Ansätze zu
bemerken. Mithin entbehrte das gewerbliche Leben noch zweier Haupt-
bedingungen für freiere und reichere Entfaltung: es fehlte der Geld-
verkehr, und es gebrach an dauernden und sicheren Mittelpunkten
des Handels und Wandels. Erst nach dem Übergang von der
Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft, erst durch die Entwicklung städtischen
Lebens konnte das Handwerk zu voller Blüte gelangen. vr. ®. etto.
73. Nürnbergs Kunstmerkwürdigkeiten.
Ein Besucher des mittelalterlichen Nürnberg erzählt:
Der Schenkwirt zur Goldenen Rose wies mir eine Treppe hoch
ein heiteres Eckzimmer an. „Hier vor Euch, werter Herr, seht Ihr
die Sebalduskirche und hier zur Seite das Rathaus, die beiden vor-
nehmsten Gebäude der Stadt." So sprach der N)irt, der mit einer
behaglichen Mohlbeleibtheit ein ruhiges und gemächliches ldesen ver-
band. Aaum hatte ich einige Erquickungen zu mir genommen und
den Staub von meinen Füßen geschüttelt, so verließ ich schon die
Schenke. Längs des Rathauses ging ich in die gerade Straße und
gelangte auf den großen Marienplatz, der etwa mitten inne zwischen
jener Airche und der des heiligen Lorenz sich befindet.
Aaum betrat ich den Markt, so fesselte meinen Blick der
schön sie Brunnen, den es geben mag. Ein zierliches Türmchen
von ansehnlicher Höhe mit tausend Bogen und Giebeln, kunstreich
durchbrochen, umringt von vielen Bildsäulen, ragte stattlich über
dem Becken empor. Die Bildsäulen schienen lauter Heldengestalten
zu sein, von denen manche der Aurfürstenmantel schmückte. Als ich
vor dem Brunnen stand, gesellte sich ein junger, hübsch gekleideter
Mann zu mir. Der Jüngling hieß jdaumgärtner und war Albrecht
Dürers Freund. Als ich ihn fragte, wer dieses Aunstwerk verfertigt
hätte, zeigte er mir auf der Rüstung einer Bildsäule, die Karl Iv.
darstellte, den Namen Schonhofer. „Das ist ein alter Meister,"
sagte er, „von dem man sonst nichts weiß." „Man weiß genug
von ihm," erwiderte ich, „wenn man den Brunnen gesehen hat."
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Extrahierte Personennamen: Lorenz Albrecht
Dürers Albrecht Karl_Iv Karl
274
Truppen mehr nach Norden, um das Dorf Roncourt anzugreifen. Mafor
von Bosse nahm dieses Dorf mit dem Regiment Nr. 107, und nun erst
war es möglich, das ganze Korps gegen St. Privat aufzustellen und
zum Angriff vorzugehen. Vor diesem Dorf zeigte sich ein kahler, sanft
ansteigender Hang, über den sich quer hintereinander liegende Feld-
mauern zogen, die von französischer Infanterie stark besetzt waren. Die
Franzosen empfingen die Anstürmenden mit Massenfeuer, das die Deutschen
reihenweise niederstreckte. Einen Augenblick wankten die stark gelichteten Reihen;
aber unter dem ermunternden Zurufe der Offiziere wurde der Anlauf
sogleich wieder fortgesetzt. Bis zum letzten Augenblicke hielt der tapfere
Feind stand, dann aber räumte er die Stellung. Die sächsischen Bataillone
sammelten sich hier nach einem 500 Schritt langen Sturmlaufe, um Atem
zu schöpfen; denn noch waren sie 300 Schritt vom eigentlichen Ziel entfernt.
Kronprinz Albert hatte hinter den Stürmenden 84 Kanonen auffahren laffen,
welche, mit 60 preußischen Kanonen vereint, St. Privat unter Feuer
nahmen. Mauern und Gebäude stürzten unter den einschlagenden Granaten
zusammen, und Feuersäulen stiegen an mehreren Stellen aus den Trümmern
des Dorfes empor. Da erließen die deutschen Führer den Befehl zum
Sturm. Auf das gegebene Zeichen werfen sich bei untergehender Sonne
die preußischen und sächsischen Bataillone auf das so lang und zäh ver-
teidigte Bollwerk des Feindes. Überall rufen die Trommeln und Hörner
zum Laufschritt, die voraneilenden Offiziere und die wehenden Fahnen,
von denen einige ihre Träger schon fünfmal gewechselt haben, zeigen der
Mannschaft den Weg, und fast gleichzeitig erreichen im Norden und
Nordwesten die Sachsen, im Westen und Süden die Garden das brennende
Dorf. Da entbrennt ein fürchterlicher Kampf. General von Craushaar
fällt an der Spitze seiner Truppen, nur wenige Führer bleiben unversehrt;
endlich wird die Kirche erstürmt, und um 8 Uhr abends sind die Deutschen
Sieger. Mit der Einnahme von St. Privat war die Niederlage der
Franzosen auf dieser Stelle entschieden. In Auflösung eilten sie dein
Moseltale zu und schloffen sich in die Festungswerke von Metz ein, die
sie nur als Gefangene wieder verließen. Das Xii. Korps hatte seinen
Ehrentag mit dem Verluste von 106 Offizieren und 2113 Mann erkauft,
die teils verwundet, teils getötet waren.
Wie die Sachsen bei Gravelotte den preußischen Garden zur Seite
standen, so zeigten sie sich bei Sedan den Bayern als treffliche Helfer.
Über La Moncelle rückten sie vor, vertrieben hier den Feind und lenkten
die Angriffe der Franzosen, welche Bazeilles bedrängten, auf sich. Der
Feiud leistete heftigen Widerstand; aber der ungestümen Tapferkeit der
nebeneinander kämpfenden Bayern, Sachsen und preußischen Garden
konnte er nicht widerstehen; die Franzosen waren genötigt, sich nach Sedan
zu flüchten. Infolge seiner großen Verdienste schmückte König Wilhelm den
tapferen Kronprinzen mit der höchsten militärischen Würde: Kronprinz Friedrich
Wilhelm, Kronprinz Albert und Prinz Friedrich Karl wurden Feldmarschälle
des deutschen Bundesheeres.
Bei der Belagerung von Paris befehligte Kronprinz Albert die Hi. Armee.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Albert Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Albert Friedrich_Karl Friedrich Karl Albert
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sedan Sachsen Sedan Paris
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131. Die Handelsstadt Leipzig.
Seit König Heinrichs I. Zeiten kamen deutsche Ansiedler auch in die
Leipziger Gegend, und es entwickelte sich das bisher von Sorbenwenden be-
wohnte Fischerdorf Lipsk nach und nach zur deutschen Stadt. Handwerker
ließen sich hier nieder und tauschten bald die Erzeugnisse ihrer Arbeit mit
ihren Nachbarn aus. Wegen seiner günstigen Lage in der Mitte Deutsch-
lands und der sicheren Heerstraßen, die hier mündeten, wurde Leipzig schon
frühzeitig zu einem namhaften Mittelpunkte des Handelsverkehrs.
Aus allen Gegenden des deutschen Vaterlandes führten die Lastwagen
Waren herbei, die auf den Markt zu Leipzig gebracht wurden. Getreide, feine
Gewürze, Häute, Tuch- und Pelzwaren wurden hier gekauft und verkauft.
So gab es in Leipzig bald eine große Zahl reicher Kauf- und Handelsherren.
Auf dem Markte wurden die Waren ausgelegt, und zu diesen Märkten
kamen die Käufer und Verkäufer aus weiter Ferne. Nach Beendigung
des Gottesdienstes oder der Messe durfte der Handel abgehalten werden,
den man ebenfalls kurzweg Messe nannte.
Eine außerordentliche Förderung ward Leipzig durch den Markgrafen
Otto den Reichen zuteil; denn dieser ließ es nicht nur mit allen
Rechten einer Stadt ausstatten, sondern auch mit festen Mauern und
tiefen Stadtgräben umgeben und setzte es dadurch in den Stand, sich gegen
anrückende Feinde mit Erfolg verteidigen zu können. Segensreicher noch
als diese Vergünstigung erwies sich die Gründung der Oster-
und Michaelis messe durch diesen Fürsten um das Jahr 1168.
Damit zu diesen Messen möglichst viele Käufer und Verkäufer kämen,
bestimmte er, daß im Umkreise von einer Meile überhaupt keine anderen
Märkte abgehalten werden durften. Im Jahre 1458 gründete Friedrich der
Sanftmütige noch die Neujahrsmesse, die jedoch niemals die Bedeutung
erlangte wie die schon 300 Jahre früher ins Leben gerufenen übrigen Messen.
Auch die deutschen Kaiser unterstützten Leipzigs Handel. So erließ
Maximilian I. im Jahre 1507 ein Gesetz, nach dem innerhalb eines
Kreises von 15 Meilen kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage
gehalten werden durfte, ja, daß alle in diesem Umkreise erzeugten Waren
zuerst nach Leipzig gebracht und hier drei Tage lang feilgeboten werden
mußten, ehe sie anderswo verkauft werden dursten. Nauniburg, das da-
durch sein Meßrecht verlor, es aber mit Hilfe der Bischöfe weiter aus-
zuüben suchte, kam gegen Leipzig nicht aus, da schließlich aus Ansuchen
des Leipziger Stadtrats sogar der Papst Leo X. bestimmte, daß mit dem
Kirchenbanne belegt werden sollte, wer gegen das kaiserliche Gebot handeln
würde. Durch dieses Stapelrecht hob sich Leipzigs Handel ganz gewaltig,
und die Höfe und Geschäftshäuser steckten zur Zeit der Messen so voll
Waren, daß oft kein Platz mehr für neu ankommende Güter vorhanden war.
Als im Mittelalter, namentlich in der „kaiserlosen, schrecklichen Zeit",
die Landstraßen durch die Raubritter unsicher gemacht und die Kaufleute
abgehalten wurden, ihre Waren öffentlich nach den Handelsstädten zu
dringen, litt natürlich auch Leipzig darunter. Aber auch hier half ein
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Otto Michaelis Friedrich Maximilian_I. Maximilian_I. Leo_X Leo Leipzigs