220
Siebenter Zeitraum.
Kriegsabenteuern; die leibeigenen Bauern nach Erlösung von ei-
ner drückenden Dienstbarkeit; die Papste und die Geistlichkeit er-
blickten darin eine treffliche Gelegenheit, ihre Macht und ihre Reich-
Ihümer zu vermehren. Mit hastiger Ungeduld eilte Peter von
Amiens, nebst seinem Unterfeldherrn Walter von Pexejo, wegen
seiner Armuth von Habenichts genannt, an der Spitze einer
' 1090 zusammen gelaufenen Rotte dem zu ordnenden Kriegsheere voraus,
welche aber theils auf dem Wege umkam, theils durch das Schwert der
Türken aufgerieben wurde. Peter kehrte still nach Frankreich zu-
rück und beschloß sein Leben in einem Kloster. Unter Gottfried
von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, begann der erste
Kreuzzug, und ehrenwerthe Häupter, wie der Herzog Robert von
der Normandie, Graf Robert von Flandern, Hugo der
Große, Bruder des Königs Philipp I. von Frankreich, Graf
Raimund von Toulouse u. a. schlossen sich demselben an.
80,000 Mann auserlesener Truppen zählte das Heer bei seinenr
Aufbruche, und unzählige Schaaren strömten demselben im Fortzuge
bei. Nicäa, 1097, Antiochien nebst Edessa, 1098, und
rw9 zuletzt Jerusalem wurden, wenn schon nicht ohne Opfer, ero-
bert. Die angebotcne Königskrone lehnte Gottfried demuthsvoll
ab, und wollte nur Beschützer des heiligen Grabes heißen. Nach
uva seinem baldigen Absterben folgte ihm sein Bruder Balduin l
als König von Jerusalem. Nach europäischer Weise theilte
man das eroberte Land in Lehen, so daß das neue Reich aus vier
großen Haupttheilen bestand, nämlich dem Kroniands mit Jeru-
salem, der Grafschaft Tripolis, dem Fürstenthume Antio-
chien und der Grafschaft Edessa; letzteres Jerusalems Vor-
mauer. Doch diese Eroberung glich einer Pflanze, welche nicht
gedeihen und wurzeln will; kaum waren 40 Jahre verflossen, so
ii42 ft-e[ Edessa wieder in die Hände der Saracenen, und Jerusalem
zitterte. Ein zweiter allgemeiner Kreuzzug, durch den Papst
Eugen Iii. und den Abt Bernhard von Clairvaux veranlaßt, sollte
Heil und Rettung bringen. Zwei regierende Fürsten, der Kaiser
»47 Konrad Hi. und der König von Frankreich, Ludwig Vii., nah-
men mit starken Heeren Theil, mußten aber, nach großen Verlu-
sten, zurückkehren, ohne die sinkende Macht des christlichen Reiches
in Palästina befestigt zu haben.
Drei Orden oder Verbrüderungen, ein Gemisch von Ritter-
wesen und Mönchthum, entstanden in den Kreuzzügen, die Jo-
hanniter, Tempelherrn und deutschen Ritter. Die
frühere Stiftung eines Hospitals zu Jerusalem, 1048, durch
Kausieute aus Amalsi, im Neapolitanischen, zu Ehren des heiligen
Johann des Barmherzigen, Erzbischofs von Alexandria,
gab Veranlassung zur Stiftung des Johanniterordens.
»18 Der Papst war dessen Oberhaupt, die Mitglieder legten die drei
Mönchsgelübde, des Gehorsams, der Armuth, der Keuschheit und
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Peter_von
Amiens Walter_von_Pexejo Peter Gottfried
von_Bouillon Robert Robert_von_Flandern Hugo_der
Große Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I. Raimund_von_Toulouse Gottfried Balduin Eugen_Iii Eugen Bernhard_von_Clairvaux Konrad_Hi Konrad Ludwig_Vii Ludwig Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlothringen Edessa Jerusalem Edessa Jerusalem Frankreich Palästina Jerusalem Amalsi Alexandria Johanniterordens
23ü Siebenter Zeitraum.
gels an Klugheit und Festigkeit glückten sie selten. Der Anfang
zu einer Universität in Paris gehört seiner Zeit, und der de-
rühnite Scholastiker, Peter Abalard, zog Tausende wißbegieri-
ger Jünglinge dahin. Zu theatralischen Vorstellungen gab ein
Mönch, Gottfried, der sich mit dem Unterrichte der Jugend
beschäftigte, die erste Veranlassung, indem er seine Zöglinge bibli-
sche Geschichten aufführen ließ.
Philipp!!., August, Ludwigs Sohn, ward sein Nach-
*18^ folger. Ganz verschieden von diesem, paarte ec List und Gewalt zur
-222 Erreichung seiner Zwecke und hob das königliche Ansehn. Sein
«43 erstes Edikt gebot die Verfolgung der Ketzer von Albi (Albigen-
ser), die Bestrafung der Gotteslästerer und die Abschaffung der
Possenreißer und Schalksnarren des Hofes. Ein anderes verbannte
alle Juden aus Frankreich. Ihr Vermögen siel dem Könige an-
heim, und deren Schuldner wurden, gegen Erlegung von 20 Pro-
cent, ihrer Verpflichtung entlasten. Diese Ungerechtigkeit brachte
dem Reiche den doppelten Nachtheil einer verminderten' Bevölkerung
und der Fortschaffung bedeutender Geldsummen ins Ausland. Lobens-
werther war die Strenge gegen die Banden der Cotereaux
¿183 oder Braban^on, entlassene Miethfoldaten, deren man an 7000
niedechieb; auch vereinigte Philipp die Grafschaft Vermandois mit
der Krone. Sein mit Richard Löwenherz unternommener
*190 Kreuzzug mißglückte, wie die meisten andern, Philipp aber suchte
einen unedlen Gewinn aus Richards zweijähriger Gefangenschaft
ii92 zu ziehen, indem er einen Theil der Normandie an sich riß.
Voll Erbitterung griff dieser zu den Waffen nach seiner Befreiung,
doch der Krieg blieb ohne Entscheidung, da Richard durch einen
1129 Pfeil tödtlich verwundet ward und starb. Sein Bruder, Johann
ohne Land, bestieg den Thron und tödtete eigenhändig feinen Neffen
Arthur, Herzog von Bretagne, weil dieser, von Philipp !!. dazu
aufgewiegelt, ihm die Krone streitig machte. Wegen dieser bluti-
gen Thal forderte Philipp den König von England als sein Ober-
lehnsherr vor Gericht, und da selbiger, wie zu erwarten, nicht er-
schien, eroberte er die ganze Normandie, Anjou, Maine, Touraine nebst
dein größten Theile von Poitou, so daß dem Könige von England
1204 nur noch Guienne übrig blieb. Schwerlich würden dieses die
Vasallen geduldet haben, waren sie nicht durch die Kreuzzüge und
vornehmlich durch die Begründung des lateinischen Kaiserthums an-
derwärts beschäftigt gewesen. Der Fanatismus der Zeit und die
Mahnungen des Papstes Innocenz !!!. veranlaßten Philipp 1!.
zu einem Kreuzzuge gegen die eigenen Unterthanen, die Sekte der
Waldenser, von ihrem Stifter Petrus Waldus (Hierre
Vaud) benannt, wobei alle Greuel der Rohheit und Religionswuth
verübt wurden. Der Graf Simon von Montfort aber, dem man
die Führung dieses Krieges übertragen, riß eine solche Gewalt an
sich, daß er dem Könige von Frankreich und dem Könige Peter
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Abalard Gottfried Philipp! Philipp August Ludwigs_Sohn Ludwigs Philipp Philipp Richard_Löwenherz Philipp Philipp Richards Johann Arthur Philipp_!! Philipp Philipp Philipp Innocenz Innocenz Philipp Philipp Stifter_Petrus_Waldus Simon_von_Montfort
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Bretagne England Maine England Vaud Frankreich
312
Achter Zeitraum.
non man den Grafen Ruprecht von der Pfalz; doch blieben Wenzel die
böhmischen Lande noch. Zum zweiten Male ward er verhaftet
1402 durch Mitwirkung seines Bruders Sigismund, Königs von
Ungarn, und von Prag nach Wien gebracht. Auch jetzt entkam
er wieder, nach anderthalbjähriger Haft, doch versenkten ihn die
L4vz erlittenen Unbilden von nun an in eine stumpfe Gleichgültigkeit.
Er führte zwar den Kaisertitel fort, sah aber die wachsende Ver-
Wirrung des deutschen Reichs, die entstehenden Streitigkeiten mit
Johann Hup in seiner unmittelbaren Nahe, die Berufung sei-
1410 nes Bruders Sigismund auf den deutschen Kaiserthron und end-
lich den ausbrechenden Huffitenkrieg mit gänzlicher Regungslosig-
3410 feit. Der Tod rief ihn von seinem Pflanzenleben ab, und sein
Bruder Sigismund setzte sich nun auch die Krone von Böhmen
~ ^ auf. Ec war den Hussiren ein Greuel, und im Geiste eines
Attila führte ihr Oberhauptziska den schauderhaftesten aller Re-
1424 ligionskriege. Nach seinemtode traten zwei Häuptlinge, P r'o k o p i u s
der Große, früher ein Mönch, und Prokopius der Kleine,an seine
Stelle. Was kannibalische Wuth nur immer zu ersinnen vermoch-
ten, ward unter dem Befehle oder der Zulassung dieser Wütheriche
ausgeübt. Derfchiedenheit der religiösen Meinungen trennte sie
allmählig in vier Parteien: die Calixtiner oder Utraquisten,
größtentheils aus Bürgern bestehend, und die gemäßigtsten; die
Taboriten, aus der arbeitenden Classe, fanatischer als jene;
die Höre bi ten, Bauern, die grimmigsten von allen; von diesen
schieden sich, nach Ziska's Tode, noch die Waisen oder Or-
p h a n o i, wie sie sich nach dem Griechischen nannten. Diese Hor-
den trugen ihre Verwüstungen nach den vier Himmelsgegenden;
die Calixtiner zogen nach Mähren, die Orphanoi nach Schlesien,
4425 die Horebiten nach der Lausitz, die Taboriten nach Oestreich.
Doch dieser ihr eigener Zwiespalt wurde das Mittel zu ihrer Unter-
werfung. Die Calixtiner genehmigten die Compactaren des
Basler Conciliums, schlugen die Fanatiker in der Schlacht bei
44z4lipan, wobei die beiden Prokopius umkamen, und unterwar-
fen sich sodann dem Könige Sigismund, welcher von seinem
Schlosse zu Prag den Hinrichtungen zuschaute, welche man an
1438 den Gefangenen der Gegenpartei vollzog. Sigismund starb im
Grcisenalter und hinterließ seinem Schwiegersöhne, dem Herzoge
von Oestreich, Al brecht Ii., die Krone von Böhmen, nebst dem
Kaiserthrone, («437 — 39). Der hohe Adel und die Katholi-
ken bewillkommneten den neuen König mit Freuden, dagegen wider-
strebte das Volk und die Ritterschaft, denn man wußte, daß Al-
brecht den neuen Lehrmeinungen abgeneigt sey. Darum huldigten
ihm nur sechs Städte: Prag, Pilsen, Kuttenberg, Budweis, Leit-
meritz und Schlan. Schon regten sich die alten Streiter des nur
geendigten Hussitenkriegs, da starb Albrecht in Ungarn auf feinem
Zuge wider die Türken. Sein nachgeboreaer Sohn, Ladislaus
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann_Hup Johann Sigismund Sigismund Attila Oestreich Sigismund Sigismund Oestreich Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Prag Wien Schlesien Pilsen Kuttenberg Budweis Ungarn
326
Neunter Zeitraum.
geistiger Mittheilung, und schnell, wie der Sonnenstrahl, flog der
menschliche Gedanke sichtbarlich ausgedrückt von Land zu Land.
Die vorausgegangene Erfindung des Linnenpapiers, um 1318,
erleichterte die Anwendung der neuen Buchdruckerkunst. Endlich
batte sich auch der Gesichtskreis über die Beschaffenheit unsers
Erdballs durch kühne Seefahrer erweitert. Bartholomaus
Diaz berichtigte die irrigen Vorstellungen über die Gestalt Afri-
ca's, indem er dessen südlichste Spitze, das Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung, umschiffte, 1486. Christoph Columbus
entdeckte durch seine unverrückt nach Westen fortgesetzte Fahrt einen
neuen, auf der andern Halbkugel gelegenen Welttheil, America,
1492, und Vasco de Gama fand den langst gesuchten See-
weg nach Ostindien, 1498. Ein reges Streben und Ringen ergoß
sich auch durch diese Ereignisse über die Völker Europas und zei-
tigte sie für ein neues Jahrhundert. Die Erfindung des
Schießpulvers, welche, der Sage nach, von dem Mönche
Berthold Schwarz um 1290 oder 1320 gemacht, aber vor
dem Jahre 1350 schwerlich auf die Kriegskunst angewendet wur-
de, wandelte die Führung des Kriegs in eine weit verzweigte
Wissenschaft um, nachdem dessen Entscheidung bisher hauptsächlich
von der Körperkraft und dem Muthe der einzelnen Streiter ab-
gehangen hatte.
Die vor mehr als 100 Jahren durch Johann Wicleff
(ff 1384) angedeuteten, und von Johann Huß aufs neue an-
gegriffenen Mangel des Kirchenwesens sollten einen Verbesserer
finden in einem Manne, der für die Dunkelheit und ein unbe-
deutendes Privatleben bestimmt schien. Martin Luther, zu
Eisleben geboren den >0. Nov. 1483, widmete sich, unter hartem
Kampfe gegen eine drückende Dürftigkeit, den Wissenschaften, trat,
von einer stillen Schwermuth geleitet, zu Erfurt in den Augusti-
nerorden, 1505, unterwarf sich, mit hingedender Selbstverleug-
nung, dessen strengen Regeln ohne Murren, gewann die Achtung
seines Priors Staupitz, der ihm Muße gewährte, sich oen theolo-
gischen Studien zu widmen, und ihm einen Ruf zu einer theologi-
schen Professur auf der von dem Churfürsten von Sachsen, Fried-
rich dem Weisen, zu Wittenberg 1502 neu errichteten Universität
verschaffte, 1508. Mit Feuereifer betrat Luther diese neue Bahn
und fand Beifall als Lehrer und Prediger. Eine Reise, welche er,
in Angelegenheiten des Äugustinerordens, nach Rom zu dem Pap-
ste Leo X. unternahm, 1510, gab ihm einen deutlichen Begriff
von der dort herrschenden Skttenlosigkeit der Geistlichkeit und ver-
minderte seine Achtung für den päpstlichen Stuhl bedeutend.
Nach Annahme der theologischen Doctorwürde 1512 fühlte sich
Luther nur desto strenger zur Erhaltung eines reinen Glaubens ver-
pflichtet. Mit Entrüstung vernahm er deshalb die schamlose Keckheit, wo-
mit ein Dominicanermönch, Johann Tezel, den Ablaßhandel zu
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Bartholomaus
Diaz Christoph_Columbus Berthold_Schwarz Johann_Wicleff Johann Johann_Huß Johann Martin_Luther Leo_X Leo Johann_Tezel Johann
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europas Sachsen Wittenberg Rom
335
Deutschland. Karl V.
fangen gehalten, und beide Fürsten mußten fünf Jahre lang dem
kaiserlichen Hoflager überall folgen.
Es lag dem Kaiser ernstlich daran, den Religionsstreitigkeiten
ein Ende zu machen, darum veranstaltete er, da das Trienter
Concilium seine Erwartungen so wenig befriedigte, auf dem
Reichstage zu Augsburg ein Religionsgespräch zwischen dem Bi-
schof von Naumburg, Julius Pflug, dem Weihbischof von 15m
Mainz, Michael Helding, und dem protestantischen Hofprediger
des Churfürsten von Brandenburg, Joachims Lz., Johann Agrí-
cola; alles gemäßigte Männer, welche gemeinschaftlich einen Ver-
einigungsentwurf ausarbeiteten, wobei sich aber Agrícola nachgie-
biger bewies, als von den übrigen Protestanten genehmigt wurde.
Auf diesen Grundlagen errichtete Karl das so genannte Interim,
oder eine einstweilige Kirchenordnung, bis das zu Trient noch
immer fortdauernde Concilium etwas Bleibendes festgesetzt haben
werde. Alle Parteien waren hiermit unzufrieden, vornämlich fand
die katholische Geistlichkeit darin einen beleidigenden Eingriff in ihre
Rechte, weil jene Verordnung von einem Laien ausgegangen. Nur
an wenig Orten befolgte man das Interim und Magdeburg er-
klärte sich bestimmt dagegen, darum gab Karl V. auf einem noch-
mals zu Augsburg gehaltenen Reichstage dem Churfürsten
Moritz den Auftrag, die über diese Stadt verhängte Reichsacht isj>
zu vollziehen; auch bemühete er sich, seinem Sohne Philipp, den
er aus Spanien berufen hatte, die Nachfolge in Deutschland zu
verschaffen; allein dessen stolzer und finsterer Charakter mißfiel bcn
deutschen Fürsten so sehr, daß Kart auf diesen Plan verzichten
mußte. Von Augsburg begab er sich nach Jnspruck, um den
Berathungen des Conciliums zu Trient näher zu seyn.
Mittlerweile reifte ein kühner Entschluß in der Seele des
Churfürsten Moritz. Nur zu deutlich trat des Kaisers Absicht,
die deutsche Freiheit gänzlich zu unterdrücken und die protestantische
Lehre auszurotten, ans Licht, Moritz aber wollte der Retter beider
werden. Die Unterwerfung Magdeburgs gab ihm einen schickli-
chen Vorwand, ein Heer zu versammeln und unter den Waffen zu
erhalten. Magdeburg erhielt sehr glimpfliche Bedingungen; Moritz uu
schloß einen Bund mit dem jungen Landgrafen von Hessen, W i l-
helm, mit seinem Waffengefährten, dem Markgrafen Albrechc
von Brandenburg - Kulmbach und dem Könige von Frankreich,
Heinrich Ii. Unerwartet rückte er gegen Jnspruck, nöthigte den
Kaiser zu einer eiligen Flucht und zu dem Vertrage von Pass an, irsr
wornach die beiden gefangenen Fürsten, Johann Friedrich und Phi-
lipp, ihre Entlassung, die Protestanten aber gleiche Rechte mit
den Catholiken erbielten. Der Religionsfriede zu Augs-
burg den 26. Sept. 1555 bestätigte und erweiterte diesen Ver-
trag. Moritz erlebte diese Befriedigung nicht. Er starb an einer erhal-
tenen Schußwundezwei Tage nach der Schlacht bei S iev ers hau sen,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Julius_Pflug Michael_Helding Johann_Agrí- Johann Karl Karl Karl_V. Karl_V. Moritz Philipp Philipp Moritz Moritz Moritz Albrechc
von_Brandenburg Heinrich_Ii Heinrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Naumburg Mainz Brandenburg Joachims Magdeburg Spanien Deutschland Magdeburgs Magdeburg Hessen Kulmbach Frankreich
329
Deutschland. Karl V.
vielfachen Gefechten waren niedergemetzelt worden. Derselbe Gesir
des Aufruhrs verbreitete sich auch nach Thüringen, wo ein
gewisser Thomas Münzer, ehemals ein Zuhörer Luthers, die
verblendeten Bauern gleichfalls zur Rebellion aufrief, bis er, gegen,
alle gütliche Vorstellungen taub, bei Frankenhausen eine voll-
ständige Niederlage erlitt, in Gefangenschaft gerieth und zu Mühl- 15-5
Hausen, nebst 24 andern Rebellen enthauptet wurde. Auch hier
floß das Blut von Tausenden. Der Churfürst von Sachsen,
Friedrich der Weise, Luthers umsichtiger Beschützer, war ge-
storben, sein Bruder, Johann der Beständige, raschem Sin-
nes, folgte ihm in der Regierung, bekannte sich öffentlich zur Rc^
formation und schloß, auf den Fall angewendeter Gewalt, zu 152f)
Torgau ein Bündniß mit dem Landgrafen Philipp von Hes-
sen, den Herzogen von Braunschweig-Lüneburg, dem Herzoge
H e i'n r i ch von Meckelnburg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt,
den Grafen Gebhard und Albrecht von Mannsfeld, endlich mit
der freien Reichsstadt Magdeburg. Markgraf Albrecht von Bran:
denburg, früher Heermeistec des deutschen Ordens, nun Herzog
von Preußen, vereinigte sich, nachdem er die Reformation an-
genommen, mit dem Churfürsten von Sachsen durch ein besonde-
res Bündniß. Keine polirischen Bewegungen störten für jetzt den
raschen Fortschritt der neuen Lehre,' wohl aber erhielten deren Bekenner
den Parteinamen der P r 0 t e st a n t e n, als diese gegen denb e sch l u ß
eines zu Speyer g e h al te ne n R eich sta gs, dem das Worm-
ser, ihnen nachtheilige, Edict, zum Grunde lag, protestirten.
Andere Sorgen beschäftigten indessen Karl V. Franz I.,
sein Mitbewerber bei der deutschen Kaiserwahl, verschmerzte es nie,
daß man ihn übergangen, darum begann der Krieg zwischen beiden
auf drei Punkten zugleich, in den Niederlanden, in Navarra und 1521
in Mailand. Karl hatte Heinrich Yiil. für sich gewonnen; seine
Waffen waren glücklich und den Franzosen blieb in Mailand von
allen frühem Eroberungen nichts übrig, als Die Citadelle von Cre-
mona. Hierzu warb der Kaiser den Herzog Karl von Bour-
von, einen trefflichen Feldhepm, der durch die Ranke der Königin
Mutter, Luise von Savoien, beleidigt, gekrankt und aufs Aeußerste
getrieben worden, für seinen Dienst. Dieser ließ seinem Todfeinde,
Bonnivet, welchem Franz I. den Oberbefehl zur Wiedereroberung
Mailands anvcrtraut hatte, die Schwere seiner Rache fühlen, bei
dessen Rückzüge über die Seffia, wo das französische Heer fast
aufgerieben ward und der Ritter Bavard siel. Italien war
abermals für die Franzosen verloren, nur wenige sahen die Hei-
mach wieder, und letzt, meinte Karl, sep der Augenblick gekommen,
den Krieg in das Herz Frankreichs selbst zu tragen. Auf seinen
Befehl mußten Bourbon und Pescara, einer der vorzüglichsten
spanischen Befehlshaber, in die Provence eindringen, Marseille sollte
um jeden Preis erobert werden. Schwer ist Frankreich von dieser
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Thomas_Münzer Friedrich_der_Weise Friedrich Johann Philipp_von_Hes- Philipp Wolfgang_von_Anhalt Gebhard Albrecht_von_Mannsfeld Albrecht Albrecht_von_Bran Albrecht Karl_V._Franz_I. Karl_V. Franz_I. Karl Karl Heinrich_Yiil Heinrich Karl_von_Bour- Karl Luise_von_Savoien Franz_I. Karl Karl
Deutschland. Karl V.
33 l
Deutschlands Angelegenheiten führe, und in Nürnberg schütz izzr
er den Reliqionsfrieden, nach welchem, bis auf ein künftig
zu haltendes Concilium, niemand den andern des Glaubens wegen
anfechten solle. Kühn schien des Landgrafen Philipp von Hessen
Wagnis, als er den Herzog Ulrich von Würtemberg unter-
stützte, dessen Land der Schwäbische Bund an den Kaiser ab-
getreten harte, der es seinem Bruder Ferdinand mit den östreichi-
schen Erblanden verliehen. Mit 20,000 Mann brach Philipp in
Würtemberg ein, vertrieb den kaiserlichen Statthalter und gab das
eroberte Land seinem rechtmäßigen Eigenthümer, Ulrich, zurück. 1*3«
Der Kaiser und Ferdinand verschmerzten diesen Gewaltstreich we-
gen des Dranges der Umstande und bestätigten in dem Kada-
ner Frieden dem Herzoge den Besitz seines Landes als ein öst-
reichisches Afterlehn, 1534. In derselben Zeit hatte auch Luther
die deutsche Uebersetzung der Bibel vollendet zur mächti-
gen Förderung der Reformation. Aber auch die Schwärmerei er-
hob ihr Haupt nochmals. Die Grundsätze Thomas Münzers
lebten in der Sekte der W ie d e rt a u fe r, vornehmlich in Holland,
fort. Einer ihrer Sendlinge, Namens Johann Bockhold
aus Leiden, auch Johann von Leiden, oder Schneiderkö-
nig genannt, kam nach Münster, predigte daselbst Freiheit und 1533
Gemeinschaft der Güter, gewann dadurch den Pöbel, stürzte die
bestehende Ordnung der Dinge um, verübte die empörendsten Greuel,
und ward nur mit Mühe ergriffen und nebst den ärgsten seiner
Mordgesellen, Krechting und seinem Scharfrichter Knipper-
dollin g, hingerichtet.
Nach dem Beispiele der heldenmüthkgen Hohenstaufen be-
schloß auch Karl V. einen Zug gegen die Ungläubigen, nur waren
Zweck und Veranlaffung verschieden. Ein kühner Seeräuber, Ha«
radin oder Horuc Barbarossa, aus Lesbos gebürtig, war
mit Hülfe des Sultans Solimán Beherrscher von Algier und
Tunis geworden, und verbreitete seine Räubereien vom Mittel-
meere bis auf die spanischen Küsten. Pflicht und Ehre trieben
den Kaiser solchen Freveln zu steuern. 30,000 Mann, worunter
8000 Deutsche unter dem Grafen Mar von Eberstein, wurden
auf 500 Fahrzeugen an die Küste von Tunis getragen. Do- "35
ria befehligte die Flotte, Karl, nebst dem Marchese del Vasto
das Heer. Der vollständigste Sieg krönte das Unternehmen;
22,000 Christensclaven wurden frei, den vertriebenen Herrscher von
Tunis, Haseen, setzte Karl wieder ein, unter dem Verbote des
Menschenraubes; auch legte er eine Besatzung in die Festung Go-
leta; Haradin Barbarossa hatte sich nach Algier geflüchtet. Alle
Lande nannten Karls Namen mit Bewunderung.
Zum dritten Male brach der Krieg mit Frankreich aus,
da Franz I. nach dem Absterben des Herzogs von Mailand, Franz
Sforza, seine Ansprüche auf dieses Herzogthum erneuerte. Unein-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Philipp_von_Hessen
Wagnis Philipp Ulrich_von_Würtemberg Ferdinand Philipp Philipp Ulrich Ferdinand Thomas_Münzers Namens_Johann_Bockhold Johann Johann_von_Leiden Johann Karl_V. Karl_V. Horuc_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Karl Karl Haradin_Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz
Sforza Franz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Nürnberg Würtemberg Holland Lesbos Algier Tunis Eberstein Tunis Tunis Algier Frankreich Mailand
202
Sechster Zeitraum.
terbury, stellten sich an die Spitze der Empörung, zerstörten die
Schönheit der unglücklichen Königin auf unmenschliche Weise, lie-
ßen sie endlich unter ausgesuchten Qualen ermorden, Edwy aber
fand nur im Grabe Ruhe vor den Greueln seines barbarischen
Zeitalters. Sein Bruder
yza — Edgar ward sein Nachfolger. Klüglich unterhielt er ein
9/5=2 gutes Vernehmen mit Dunstan, ernannte ihn zum Erzbischof von
Eantcrbury und hatte dafür eine friedliche Regierung durch die
einflußreiche Mitwirkung der Geistlichkeit, deren Bereicherung Dun-
stan übrigens nicht aus den Augen verlor, auch führte er chas,
bisher in England nicht übliche, strenge Klosterwesen ein. Seinem
Gönner bewies er sich als einen nachsichtigen Sittenrichter; denn
als dieser einst gewaltsam eine Nonne aus einem Kloster entführte,
belegte er ihn blos mit einer gelinden Kirchenstrafe, und da Edgar
seinen Günstling, den Grafen Athelwald, mit eigener Hand erstach,
um sich mit dessen Gattin, Elfriede, zu vermahlen, tadelte ihn
Dunstan nur, daß er mit chr in geistlicher Verwandtschaft sey,
weil er nämlich deren Sohn aus der Taufe gehoben habe. Ver-
dienstlich war Edgars Wachsamkeit für eine strenge Pflege der Ge-
rechtigkeit, auch verdankt ihm England die Ausrottung der Wölfe,
denn statt des frühern Tributs an Vieh mußten die Fürsten in
Nordwales jährlich 300 Wolfsköpfe liefern, was die Vertilgung
dieses Raubthiers bewirkte.
075 _ Eduard 11., ein Sohn erster Ehe, ward Edgars Nachfol-
970— ger. Heftige Streitigkeiten zwischen den Kloster-und Weltgeistlichen
4 erhoben sich, welche Dunstan durch angebliche Wunder für erstere
git entscheiden wußte. Eduard siel durch Meuchelmord, den ihm
seine Stiefmutter Elfricde bereitete, und erhielt deswegen den Bei-
namen des Märtyrers.
Et helred Ii., sein Stiefbruder, ward zum Könige gekrönt.
979 — Bittere Drangsale kamen unter diesem geistesarmen Regenten über
1010 _ England. Die Vasallen machten sich fast unabhängig; die Land-
5=1 J; und Seemacht war verfallen, darum wagten die Danen ungestraft
wiederholte Raubzüge, denen man, zum sprechenden Beweise der
innern Schwache, 10,000 Pfund für ihren Abzug bezahlte. Die-
se Summe wurde von den Unterthanen unter dem Namen Da-
ooz neg el d erhoben. Nach zwei Jahren schon kamen die Danen un-
ter ihrem Könige Swen und dem Könige von Norwegen Olav
904 u. zur Erneuerung der vorigen Räubereien wieder; noch zweimal
zahlte Ethelred immer gesteigerte Abzugssummen und griff endlich
zu einem verrätherischen Mittel, nämlich durch einen allgemeinen
Meuchelmord die unersättlichen Fremdlinge zu vertilgen. Diese
r>cniz. dänische Vesper ward in der That an einem Tage durch
Rovbr. gan¿ England ausgeführt, aber ein lojähriger Vertilgungskrieg
1002 war die Folge, welcher sich mit Englands gänzlicher Eroberung
roía durch den König Swen endigte. Ethelred floh zu seinem Schwa-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Edgar Eantcrbury Edgar Elfriede Eduard Eduard Eduard Eduard Elfricde
Extrahierte Ortsnamen: England England Nordwales England Norwegen_Olav England
221
Kreuzzüge.
noch außerdem das der Vertheidigung der christlichen Kirche und
des christlichen Glaubens ab, und nach drei- Classen theilten sie sich
in R i t t e r, K a p e l l a n e und dienende Brüder, (serventi d’armi)
denen die Krankenpflege und die Begleitung der Pilgrime oblag.
Ein schwarzer Mantel mit einem weißen Kreuze auf der Brust
war ihre Ordenstracht. Aus Palästina vertrieben 1191 ließen
sich die Ritter aufeppe rn nieder; auch von hier durch die Türken
verdrängt setzten sie sich auf Rhodus fest, 1309, und hießen
dann Rhodiserritter. Von dem Sultan Solimán Ii. über-
wältigt siedelten sie nach Candia über, 1522, suchten darauf in
mehrern italienischen Städten, in Venedig, Rom, Viterbo, haupt-
sächlich in Nizza, Villa franca und Syracus Zuflucht, bis ihnen
der Kaiser Karl V. die Insel Malta einräumte, 1530, worauf sie
den Namen Malteserritter erhielten. Sie theilten sich in
acht Zungen oder Nationen, Provence, Auvergne, Frankreich, Ita-
lien, Aragonien, Deutschland, Castilien und England. Längst
schon war der alte Rittergeist von ihnen gewichen, als Napoleon
Bonaparte bei seiner Fahrt nach Aegypten 1796 die Insel Malta
zur Ergebung aufforderte und ohne Schwertstreich von den Rittern
erhielt. Malta kam darauf 1800 in die Hände der Engländer
und verblieb ihnen.^ Die Malteserritter wählten inzwischen den russischen
Kaiser, Paul I., zu ihrem Großmeister, was für diesen politische
Anstöße herbei führte. Nach dessen Tode ergänzte der Papst den
Großmeister stets aus der Mitte der Ritter und erlaubte dem
Ordenscapitel seit 1826 seinen Sitz in Ferrara zu haben. Dieser
Orden besteht nur noch als Erinnerung an eine ritterliche, hoch-
begeisterte Zeit *). Diesem ähnlich nach Zweck und innerer Ein-
richtung war der Orden der Tempelherrn, so benannt von
ihrer Wohnrmg, welche an der Stätte lag, wo der ehemalige
Tempel Salomo's gestanden. Ihre Tracht bestand in einem
weißen Mantel mit rothem Kreuze auf der Brust. Auch die
Templer zogen sich 1191 nach der Insel Cypern und später größ-
tentheils nach Frankreich, wo dieser Orden große Besitzungen hatte.
Sein Reichthum, wohl auch der Uebermurh der Ritter, weckte die
Habsucht und das Mißtrauen Philipps Iv. Unter Beschuldigung
vieler, aber unerwiesener, Verbrechen bewirkte er dessen Aufhebung durch
den Papst Clemens V., 1312; viele Ritter wurden hingerichtet,
ihre Güter aber meistentheils zu Gunsten des Königs eingezogen**).
Nach dem Vorbilde der beiden erwähnten wurde der deut-
sche Ritterorden gestiftet, 1190. Die Ritter zeichneten sich
durch einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze aus. Nach
*) Büsching's Ritterzcit und Ritterwesen. 2 B. Leip). b. Brockhaus 1823. Pr.
3 Thlr. 12 Gr. Das Ritterwesen u. d. Templer, Johanniter, Marianer od. deut-
sche Ordensritter insbes. 3 Thl. Stuttg. 1822 — 24. Pr. k Thlr.
**) Gurlitt: Geschichte d. Tempelherrnordens. Hamöurg 1324.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Napoleon Paul_I. Philipps Clemens_V. Gurlitt
Extrahierte Ortsnamen: Candia Venedig Rom Viterbo Nizza Malta Frankreich Aragonien Deutschland England Malta Malta Ferrara Cypern Frankreich Brockhaus
264
Achter Zeitraum.
unter der Ritterschaft und Bündnisse unter den Städten, wovon
der schwäbische der mächtigste war, denn auch Fürsten schlossen sich
an selbigen an. Nochmals versuchte der Herzog von Oestceich,
Leopold, nach einer Zeit von 71 Jahren, die Schweiz zu unrer-
1386 werfen. Die Schlacht bei Sempach wurde geliefert, wo sich
Arnold von Wsi nkelriedfür sein Vaterland opferte, den Seinen
den Weg zum Siege bahnte, Leopolch aber fand mit der Blüte des
Adels den Tod. Bei dem stets zunehmenden Verfalle Deutsch-
3400 lands erklärten die Fürsten endlich den trägen Kaiser für abgesetzt
und die drei geistlichen Churfürsten wählten den Pfalzgrafen
L400 Ruprecht anseine Stelle. Ritterliche Tugenden zeichneten
14“‘o denselben aus und der beste Wille für des Reichs Wohl beseelte
ihn. Dessen ungeachtet vermochte er nicht bei der tiefen Verwir-
rung aller Angelegenheiten durchgreifenden Einfluß zu erlangen.
1401 Ein Römerzug sollte ihm aufhelfen. Allein der kriegskundige
Feldhauptmann der Mailänder, Alberico de Barbiano, schlug und
zerstreuete sein Heer; dazu gerieth Ruprecht in solchen Geldman-
gel , daß er still und rühmlos seinen Rückweg antreten mußte.
Noch gab es eine Partei für Wenceslaus, der von Zeit zu
Zeit Versuche machte, sich seiner' Würde wieder zu bemächtigen.
3403 Das Bündniß zu Marbach, einer Stadt in Wirtemberg, aus
17 schwäbischen Städten, Straßburg und drei Fürsten bestehend,
war recht eigentlich ein Verein zu Schutz und Trutz gegen den
1410 Kaiser, welcher bei seinem Absterben das deutsche Reich in der
betrübtesten Verwirrung hinterließ.
i4ia Sigismund, der Bruder des noch lebenden Wenceslaus,
Ii27 bisheriger König von Ungarn, folgte, und verband dieses Reich mit
seinen neuen Erwerbungen. Der Markgraf Jo bst, von Mähren,
der als Gegenkönig auftrat, starb im folgenden Jahre. Wences-
laus genehmigte die Wahl seines Bruders und starb gleichfalls 1419,
demnach besaß Sigismund seine Krone unbestritten. Eine Kirchen-
1454 Versammlung zu Kostniz sollte die obwaltenden Irrungen in Kirche
und Staat ausgleichen, eine Verbesserung an Haupt und Gliedern
bewirken. Drei Päpste, Johannxxii!. in Rom, Gregorx!I.
in Avignon und Benedikt Xlll. in Spanien, haderten wioer ein-
ander; Sigismund veranlaßte sie sammtlich zur Entsagung und
wählte Martin V.; fortan residirten die Päpste wiederum in
Rom, nachdem sie über 70 Jahre ihren Wohnsitz in Avignon ge-
habt. Johann Huß, Professor der Theologie zu Prag, erregte
großen Widerspruch durch neue Lehren gegen den Papst und kirch-
liche Mißbräuche, die er aus den Schriften eines englischen Theo-
logen, Johann Wiklef, ch 1384, geschöpft hatte. Ec wurde
zur Verantwortung nach Konstanz berufen, uno des kaiserlichen
Geleitsbriefs ungeachtet öffentlich verbrannt. Dasselbe Schicksal
i4j5 hatte auch sein Freund Hieronymus Faulftsch von Prag. Die
Versammlung zu Konstanz blieb nutzlos, wohl aber entzündeten
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Arnold_von_Wsi Alberico_de_Barbiano Sigismund Sigismund Benedikt_Xlll Sigismund Martin_V. Johann_Huß Johann Johann_Wiklef Johann
Extrahierte Ortsnamen: Sempach Marbach Wirtemberg Straßburg Ungarn Johannxxii Rom Gregorx Avignon Spanien Rom Avignon Konstanz Prag