Von Bonifatius.
73
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward.
War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk.
Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet.
War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge.
Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter.
Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden.
Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume.
In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache.
Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten.
Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen.
so fand er im Kloster liebevolle Pflege.
Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Christo Gott Jesus
94 .
/
145. Vordring en der Türken in Ungern.
In den letzten Kriegen hatte sich Franz sogar mit
dem türkischen Sultan Solinian verbunden, der Un-
gern seit der Wegnahme von Belgrad 1531 und seit
dem Siege bei Mohacz (1526) größtenteils in seiner
Gewalt hatte und 1529 selbst einen Angriff auf Wien
machte. König Ferdinand in Ungern mußte diese
Gewalt der Türken ertragen, der Kaiser, sein Bruder,
mußte auf Mittel denken, ihre Fortschritte zu hemmen.
Hierin und in den Kriegen mit Franz, so wie überhaupt
in dem ganzen gethciltcn Zustande Deutschlands lag der
Grund, dass die seit 1517 dort begonnene Reformation
der Kirche weder von Seiten des Kaisers, noch von der
Kirche selbst einen bedeutenden Widerstand erfahren
konnte.
146. Luthers Reformation der Kirche.
Nachdem Luther zuerst seine Stimme nicht gegen
den Pabst, sondern gegen schlechte Diener desselben er-'
hoben 1517, und, durch deren Geschrei gereizt, end-
lich auch ihrem sie schützenden Herrn den Gehorsam
aufgesagt hatte 1520, bildete sich schnell in den Ge-
müthern von Tausenden, die seine wahren und zeitge-
mäßen Grundsätze anerkannten, eine Macht, die nicht-
leicht zu bezwingen war. Nicht ^ie Edicte von Worms
1521 und Speyer 1529, nicht die von den Katholiken
versuchte Widerlegung der Augsburgischen Con-
fession 1530, nicht Vercinigungsversuche, wie
das Regensburger- und das 'Augsburger - Interim
(1541 und 1548), oder die Concilien von Mantua 1536
und Trident 1545, vermochten diese Grundsätze zu
erschüttern. Uber die nordöstlichen Theile von Deutsl)-
land, über Preußen, Dänemark, ^ Norwegen rnd
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Wien Deutschlands Worms Speyer Mantua Dänemark Norwegen
68
Der deutsche Orden.
ten waren. Nach dem Verluste Jerusalems an Saladin (1187) ver-
ließ dieser Brüdervereiu die h. Stadt und begab sich in das Lager
der Kreuzfahrer vor Accon, um dort seinen Beruf fortzusetzen. Der
Hohenstaufe, Herzog Friedrich von Schwaben, erhob diesen Verein
zu einen: Orden, der die Hauptzwecke der Johanniter und Tempel-
herren vereinigte, nämlich die Krankenpflege und den Kampf wider
die Feinde des christlichen Glaubens. Deßhalb wurden die Brüder,
welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, zunächst in strei-
tende (welche einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze trugen)
und in dienende eingetheilt, denen sich bald die geistlichen anreihten.
Das (1191) eroberte Accon ward der erste Hauptsitz des Ordens
und seines Meisters (später Hochmeister). Schon unter dem vierten
Hochmeister, Hermann von Salza, der von Kaiser Friedrich Ii. zum
deutschen Neichsfürsten erhoben wurde, hatte der Orden zahlreiche
Güter, Besitzungen und Privilegien im Morgen- und Abendland, in
Italien, Ungarn, den Niederlanden, besonders aber in Deutschland.
Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuzzüge
bereits erkaltet und der gänzliche Verlust der noch übrigen christli-
chen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so nahm er das
Anerbieten des Herzogs Konrad von Masovien an, dem Orden das
Culmerland (nebst dem Gebiete von Löbau) abzutreten, wenn dieser
einen Theil seiner Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Preußen
schicke. Nach einem 50jährigen, blutigen Kampfe unterwarf der Orden
durch Ausdauer und kriegerische Ueberlegenheit ganz Preußen, wel-
ches er Anfangs durch einen Landmeister verwalten ließ. Als aber
Accon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens ge-
wesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging (1291), zog der
Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Venedig, und als diese
Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte (wegen der Eroberung
Ferrara's), ward der Hauptsitz nach Marienburg verlegt (Wz)-
Diese Ritterorden trugen wesentlich dazu bei, den Formen des Adels eine
größere Festigkeit zu geben, sie waren die Veranlassung zur Stiftung anderer Ritter-
orden in Europa und vertraten in Palästina die Stelle stehender Truppen.
8- 27.
Das deutsche Reich unter Lothar Ni., dem Sachsen, 1125 — 1137.
Nach Heinrich's V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich_von_Schwaben Friedrich Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Konrad_von_Feuchtwangen Konrad Lothar_Ni Friedrich
von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Italien Ungarn Niederlanden Deutschland Venedig Marienburg Europa Palästina Sachsen Mainz
123
§. 124. Vorreformatorische Bewegungen.
nisse der Völker außerordentlich viel beitrugen, waren die des Schieß-
pulvers (um 1340) und der Buchdruckerkunst (1440).
Vor der Erfindung des Linnenpapiers benützte man hauptsächlich Baum-
wollenpapier, welches aber bei der Kostbarkeit des Stoffes sehr theuer war.
Da kam ein Deutscher darauf, statt der Baumwolle leinene Lappen zu ver-
wenden und erfand so das Leinenpapier. Die älteste Urkunde auf Lei-
nenpapier ist vom Jahr 1318, und schon 1324 treffen wir eine Papierfabrik
in Ravensburg.
Das Schief,pulver war schon in früheren Zeiten den Chinesen und
Alt-Indern bekannt, und zur Sprengung von Felsen, theilweisc zu Bela-
gerungsgeschütz verwendet worden. Die Wiedererfindung desselben in Deutsch-
land wird einem Mönche, Namens Berthold Schwarz zugeschrieben.
In der Schlacht von Crecy (1346) wurde es bei grobem Geschütz angewen-
det, und schon 1381 kommen Handbüchsen vor.
Der Erfinder der Buchdruckerkunst hieß Johannes Guttenberg aus
dem Rittergeschlcchte der G e n s f l e i sch von Sorgenloch zu Mainz. In
früherer Zeit mußten alle Bücher abgeschrieben werden, und konnten deßhalb,
da sie sehr theuer waren, nur von Reichen gekauft werden. Man versuchte
zuerst kleine Bücher seitenweise in .Holztafeln zu schneiden und so abzu-
drucken ; aber auch das war noch sehr mühsam und kostspielig. Da kam Gut-
tenberg darauf, die Buchstaben zu trennen, die er dann mittelst Fäden an-
einander reihte, mit Tinte oder Lampenruß bestrich, und so abdruckte. Dieß
versuchte er zuerst in Straßburg. Von dort begab er sich in seine Vaterstadt
Mainz zurück, und gründete mit dem reichen Goldschmied Johann Faust
die erste Druckerei 1440, welche später, als Guttenberg aus dem Geschäfte ver-
drängt worden war, durch Peter Schösser vervollkommnet wurde, der die
Matrizen und die Druckerschwärze erfand. Anfangs wurde die Erfindung ge-
heim gehalten, und die Erfinder selbst, welche eine Bibel um 30 Goldgulden
verkauften, während der Preis einer geschriebenen 400—500 Gulden war,
wurden als Zauberer verschrieen; denn cs waren besonders die Mönche, welche
bis dahin viel Geld mit Bücherabschreiben verdient hatten, mit der neuen
Kunst höchst unzufrieden. Im Jahr 1462 aber zerstreuten sich die Gehilfen
Fausts bei einer Eroberung der Stadt Mainz überallhin, und durch sie ent-
standen an mehrern Orten Deutschlands und Italiens neue Druckereien.
2. Vorreformatorische Bewegungen.
§- 124. Seit den Concilien zu Constanz und Basel hatten sich auf
dem religiösen Gebiete bedeutende Bewegungen gezeigt, die, wenn
auch mehr innerlich, doch entschieden auf eine durchgreifende Erneuerung
der Kirche hinzielten. Es wurde immer klarer, daß an die Besserung
der religiös-sittlichen Zustände Hand angelegt werden müsse, und es
traten deshalb schon vor der Reformation Vorläufer derselben auf,
die theils auf die Heiligung des innern und äußern Menschen drangen,
theils eine Unrgestaltung der Theologie und Kirchenlehre anstrebten.
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Crecy Johannes_Guttenberg Johann Guttenberg Peter_Schösser Vorreformatorische
§. 128. Fortschritte der Reformation in der Schweiz u. in Deutschland. 129
Da nun aber der Kaiser nichts destoweniger durch das Reichskam-
mergericht gegen die Protestanten vorschreiten wollte, so schloßen die
meisten Stände zur Vertheidigung ihrer Rechte und ihres Glaubens 1531
den s ch m a l k a l d i s ch e n Bund. Der Kaiser aber sah sich der
drohenden Türkengefahr wegen genöthigt, mit den Protestanten 1532
den Nürnberger Religio ns frieden zu schließen, welcher ihnen
jedoch keine völlige Sicherheit gab, weil die Zustimmung der Mehrheit
der katholischen Stände fehlte.
4. Fortschritte der Reformation in der Schweiz und in Deutschland bis 1536.
§. 128. In der Schweiz aber war der Haß der beiden Religions-
parteien in offenen Krieg ausgebrochen. Die fünf kleinen katholischen
Cantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug) schloßen ein
Bündniß mit Oesterreich, ja Unterwalden fiel mit den Waffen ins Ber-
nische ein. Daher drang Zwingli auf Krieg gegen sie. Bern schlug da-
gegen vor, den fünf katholischen Kantonen die Zufuhr abznschneiden.
Darüber erbittert, sielen sie nun ins Züricher Gebiet ein und besiegten
die Züricher bei Kappel 1531, wobei auch Zwingli, der als Feldprediger
mit ausgezogen war, erschlagen wurde. Doch konnte sein Werk nicht
überwältigt werden. Denn dasselbe wurde von Johann Calvin auf-.'
genommen, tiefer begründet und in Genf unter Beihilfe Farel's, Beza's
und Viret's zur calv inifch-reform irten Co nf ess ion ausgebildet. 1536
Calvin (eigentlich Jean Cauloin) wurde 1509 in der Picardie geboren,
studirtc zu Paris und widmete sich später der Rechtswissenschaft. Als er
schon Doctor der Rechte war, fiel ihm eine Bibel in die Hand, deren Erforsckung
ihn sehr anzog, so daß er das Griechische und Hebräische lernte, aber, von
der französischen Regierung verfolgt, nach Basel fliehen mußte. Nach einem
längeren Aufenthalt daselbst kam er nach Genf, wo er als Prediger und
Professor der Theologie angestellt, aber von den sittenlosen Libertinern wegen
seiner strengen Sittenzucht wieder vertrieben wurde. Doch schon nach drei Jah-
ren wurde er zurückgerufen, und stellte in Kirche und Staat eine solche
Ordnung in Gens her, daß diese Stadt die Mutterstadt des refor-
mirten Glaubens wurde.
Da sich Calvin in der Abendmahlslehre mehr der lutherischen Auffaffung
näherte, so spalteten sich die Reformirten in zwei Parteien, Zwingli an er
und Calvinisten, von welchen die letzteren allmälig die ersteren ganz über-
wogen.
In Deutschland hatte sich unterdessen der schmalkaldifche Bund
erweitert und gestärkt, daß der Landgraf Philipp von Hessen es wagen
konnte, den vom schwäbischen Bunde vertriebenen Herzog Ulrich von
Leitfaden der Weltgeschichte. 9
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Luzern Oesterreich Genf Paris Basel Genf Deutschland
!
211
beschftigten sich mit Beten, Lesen und Abschreiben der Bcher. Selbst das Sprechen war ihnen untersagt. Hier traf ihr Auge nichts, was nicht rem, ihr Ohr berhrte nichts, was nicht geistig war. An den Mauern dieses Asyls des Schweigens brach sich aller Lrm der Auenwelt, erstarben alle eitle Re-gungen des beweglichen Herzens. In ihrer stillen Wrde schienen die frommen Männer wie Wesen aus einer andern Welt durch das Leben zu gehen.
Einflureicher und ausgebreiteter waren die Orden der Franciscaner und Dominicaner, welche beide zu An-fange des dreizehnten Jahrhunderts gestiftet wurden. Der Stif-ter des ersteren war der h. Franciscus, der Sohn eines reichen Kaufmannes, im Jahre 1182 zu Assisi in Umbrien geboren. Sein Vater hatte ihn fr den Kaufmannsstand bestimmt, allein der Jngling hatte keinen Sinn fr die zerstreuenden Geschfte des Lebens. Er zog sich immer mehr von der Welt zurck und i hing ernsten Selbstetrachtungen nach. Einst hrte er in der Kirche das Evangelium von der Verwerfung aller zeitlichen Gter Iejen. Sein Gemth ward hiervon tief ergriffen. Er : fate den Entschlu, sein ferneres Leben der geistlichen Selbstbetrachtung und strengen Bubungen zu widmen. Und als-bald gab er dem Vater feine schnen Kleider zurck, legte einen ' groben Bnsack an, umgrtete sich mit einem hrenen Strick und zog von Ort zu Ort, um durch Lehre und Beispiel an Gottes Gebote zu erinnern. Eine so heldenmtige Entsagung i alles Lebensgenusses fand Bewunderer und Nachahmer. So entstand dieser neue Orden, der nach seinem Stifter benannt und vom Papjte besttiget wurde. Seine Mitglieder verbanden sich, wie alle Mnchgesellschaften, zu den drei Gelbden der Armuth, der Ehelosigkeit und des Gehorsams gegen die Obern. Sie nannten sich aus Demvth geringere Brder, fratres minores, weshalb sie auch den Namen Minoriten führen. Dieser Orden der Franciscaner verbreitete sich in mehren Zwei-gen nach und nach der alle Lnder.
14*
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41
schrieben; auf diesem sollten auch die kirchlichen Angelegenheiten
zur Sprache gebracht und, wo möglich, beseitigt werden. Fast
auf diese allein war die Aufmerksamkeit der Nation gerichtet.
Auf der Neise nach Worms ließ der Kaiser den Kurfürsten
auffordern, Luther nach dem Reichstage zu schicken.
Im Anfänge des Jahres 1521 wurde er eröffnet. Er
war einer der größten und glänzendsten, die je gehalten wor-
den. Fast alle deutsche Fürsten waren auf demselben anwesend.
In ihrer Mitte trat der päpstliche Legat Aleander auf
und las die zweite zu Rom erlassene Bannbulle vor, in welcher
der Bann, welcher in der ersten nur bedingungsweise ausge-
sprochen war, jetzt ganz unbedingt über Luther und alle seine
Schirmer und Anhänger verhängt ward. Zugleich hielt er
eine feierliche Rede, in welcher er ausführlich bewies, daß
Luther wirklich Sätze lehre, die von der Kirche verworfen
worden seien. Dann setzte er hinzu: „es sei durchaus zweck-
los, ihn nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe
genug gezeigt, daß er sich von Keinem belehren lasse; daß er
seine eigene Autorität an die Stelle der Autorität der Kirche
setze und bei seinen Jrrthümern hartnäckig beharre." — Allein
die meisten Fürsten drangen in den Kaiser und stellten ihm
vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verur-
theilen, der schon so zahlreiche Anhänger in Deutschland ge-
funden habe. Sie trugen darauf an, daß er unter sicherem
Geleite nach Worms berufen und verhört würde; — denn
aus Besorgniß hatte ihn der Kurfürst noch nicht nach dem
Reichstage geschickt. Die Rede des Legaten hatte zwar einen
tiefen Eindruck auf den Kaiser gemacht, ihn jedoch nicht ver-
mocht, dem Verlangen der Rcichstände sich zu widersetzen. Er
schickte deshalb einen Herold mit einem Geleitsbriefe nach
Wittenberg, um Luther abzuholen.
Am 4. April trat Luther in Begleitung vieler Freunde
und des kaiserlichen Heroldes die Reise an. In allen Städten,
in allen Orten, durch welche ihn der Weg führte, wurde sein
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Extrahierte Personennamen: Schirmer
Extrahierte Ortsnamen: Worms Rom Worms Deutschland Worms Wittenberg
82
Die Jesuitenschulen aber waren nicht bloß Erziehungsan-
stalten für Knaben, sondern auch Seminarien für Jünglinge,
die in den Orden treten wollten. Die talentvollsten und fä-
higsten von den Schülern wurden ausgewählt und schon früh
mit aller Sorgfalt für den Orden herangebildet. Erst nach
mehrjähriger Prüfung ward ihnen ein Wirkungskreis ange-
wiesen, der ihren Fähigkeiten und Kräften genau entsprechend
war. Auf solche Art kamen die Geschäfte nur in die Hände
bewährter Männer, und der segensreiche Erfolg ihrer Bestre-
bungen erwarb ihnen überall die Liebe und das Zutrauen des
Volkes. Fast in allen Künsten und Wissenschaften traten unter
ihnen ausgezeichnete Männer auf. Es gab kein noch so schwieri-
ges Geschäft, dem nicht irgend ein Jesuit gewachsen war. In den
Wildnissen von Paraguai in Südamerika gründeten sie sogar
eine christliche Republik und erhoben dieselbe durch weise Ge-
setze zu einer eben so schnellen als herrlichen Blüthe. Und
als im Jahre 1750 die Spanier, welche jenen Staat als zu
ihrer Herrschaft gehörig betrachteten, einige Distrikte desselben
an Portugal austauschen wollten, widersetzten sich die Einge-
bornen, welche sich glücklich fühlten unter der väterlichen Re-
gierung ihrer geistlichen Oberhäupter, mit bewaffneter Hand.
Seit der Zeit hegten Spanien und Portugal den tiefsten Groll
gegen den Orden und boten Alles auf, das Ansehen desselben
zu untergraben.
Man kann denken, daß dieser Orden, welcher der damals
um sich greifenden Reformation wesentlichen Abbruch that, vor-
züglich von den Anhängern derselben angefeindet wurde. Fehler
und Gebrechen einzelner Mitglieder wurden mitunter dem gan-
zen Orden zur Last gelegt. Bald aber erhoben sich auch selbst
katholische Höfe gegen den großen Einfluß, den der Orden auf
alle Verhältnisse des Lebens ausübte, und gingen wiederholt
den Papst um Aufhebung an. Der Papst Clemens Xiv.
(Ganganelli) gab endlich dem Drange der Umstände nach und
hob ihn im Jahre 1773 auf. Später jedoch, im Jahre 1814,
wurde er vom Papste Pius Vii. wieder erneuert.
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Portugal Spanien Portugal
67
ihn des Anblickes des ersten großen Bürgerkrieges. Seine
Leiche ward unter festlichem Gepränge von Eisleben nach Wit-
tenberg gebracht und in der Gruft der Schloßkirche feierlich
beigesetzt. Melanchthon lebte noch vierzehn Jahre länger;
dann wurde ihm neben Luther die Grabstätte angewiesen.
Zwei Metallplatten decken noch jetzt die Ruhestätte der beiden
Reformatoren. *)
14. Der schmalkaldische Krieg (1546—1547).
Nur wenige Monate nach Luther's Tode brach der schmal-
kaldische Krieg aus. Der Kaiser war noch nicht einmal zur
Gegenwehr gerüstet, als schon die Truppen der oberländischen
Städte, geführt von dem kampfgeübten, vielerfahrenen Se-
bastian Schärtlin von Burtenbach, einem persönlichen
Feinde des Kaisers, im Felde erschienen. Schärtlin's wohlbe-
rechneter Plan war, das kaiserliche Heer, welches kaum aus
achttausend Mann bestand, zu vernichten, ehe der Kaiser in
Deutschland Truppen werben, oder Verstärkung aus Italien
und den Niederlanden an sich ziehen könne. Deswegen rückte
er schnell gegen das Städtchen Füssen, auf der Grenze von
Tirol, den bedeutendsten Werbeplatz des Kaisers. Die Kaiser-
lichen zogen sich nach Bayern zurück, und als Schärtlin sie
verfolgen wollte, erhielt er vom Augsburger Stadtrath, dessen
Dienstmann er war, den Befehl, das neutrale Gebiet des Her-
zoges von Bayern nicht zu betreten. So wurde der Plan des
kühnen Feldherrn, Regensburg selbst anzugreifen, wo sich noch
immer der Kaiser mit seiner kleinen Macht befand, vereitelt.
Um den italienischen Truppen den Durchgang zu versperren,
besetzte er schnell die Ehrenberger Klause, den wichtig-
sten Paß aus Italien nach Deutschland. Schon machte er
Anstalt, weiter über die Alpen zu rücken, der Stadt Jnnspruck
sich zu bemächtigen, und mithin beide Wege, welche aus Jta-
*) In neuerer Zeit ist für jeden auch ein besonderes Denkmal zu
Wittenberg errichtet worden, für Luther 1821, sur Melanchthon 1860.
5*
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36
seinem edelen Werke einweihen zu lassen. Er war es nun, der
von 716 bis 754 mit unermüdlichem Eifer und wunderbarem
Erfolge in das Dunkel der deutschen Wälder und Felsenthäler
drang, um den Bewohnern das Licht des Evangeliums anzu-
zünden. Zunächst zog er zu den Friesen und Hessen. Von allen
Seiten drängten sich die Heiden zu ihm, um sich taufen zu lassen.
Auch legte er Klöster an und verband mit denselben Schulen,
damit sich von hier aus nach und nach mehr Bildung über das
rohe Deutschland verbreite. Als er darauf das zweite Mal nach
Nom kam, ernannte ihn der Papst Gregor Ii. zur Belohnung
seines apostolischen Eifers zum Bischöfe von Deutschland und
gab ihm den Namen Bonifacius. So zog er nun im Auftrage
des Papstes über die Alpen durch Bayern wieder nach Hessen
und Thüringen, lehrte überall das Wort Gottes mit dem besten
Erfolge und zertrümmerte die Götzenbilder. Bei Geismar in
Hessen stand eine uralte, dem Donncrgotte heilige Eiche, unter
welcher die heidnischen Bewohner dieser Gegend ihre Opfer dar-
zubringen pflegten. Sobald aber der heilige Bonifacius erfuhr,
daß dieser Baum für unverletzlich gehalten ward, legte er, um
den Aberglauben zu überführen, die Axt an denselben. Er-
schrocken standen die Heiden umher und blickten bald nach dem
Apostel, bald nach dem Himmel, ob ihre Götter keine Blitze
zerschmetternd auf den kühnen Frevler herabschlendern würden;
aber der Baum stel, und der Apostel stand unverletzt. Da ent-
sagten die Heiden ihren ohnmächtigen Göttern, welche ihr Heilig-
thum nicht einmal vor schwachen Menschenhänden hätten schützen
können, und ließen sich taufen. Wir haben noch aus jener Zeit
eine von der Kirche zum Behufe der Neubekehrten entworfene
Teufelsentsagung und ein Glaubensbekenntniß, die zugleich als äl-
teste Denkmäler unserer Sprache merkwürdig sind. Sie lauten also:
Frage: Forsachistu Diabolä?
Antwort: Ec sorsacho Diabolä.
F. En allum Diabol-Gelde?
A. En ec sorsacho allum Diabol-
Gelde.
F. En allum Diaboles Werkum?
Versagst du dem Teufel?
Ich versage dem Teufel.
Und aller Teufels-Gilde?
Und ich versage aller Teufels-
Gilde.
Und allen Teufels-Werken?
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