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1. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. III

1910 - Leipzig : Voigtländer
Vorwort ^ie Einführung von Bürgerkunde und Volkswirtschafts- lehre als Unterrichtsfach in der Frauenschule beweist, daß die Mädchenerziehung unserer Zeit ein soziales Ideal vor Augen hat. Die Frau soll nicht mehr ausschließlich als Einzelwesen erzogen werden, sondern als Glied des Volksganzen, das sich dieser Zugehörigkeit voll bewußt ist und neue Rechte und Pflichten auf sich nehmen kann und will. Die Erziehung zu sozialer Gesinnung ist das Ziel. In zweiter Linie erst steht die Ver- mittlung von Kenntnissen; sie dient der Gesinnungs- und Willensbildung als unbedingt erforderliche Grundlage. Ge- sinnungen aber können nicht durch Lehrbücher vermittelt werden. Sie zu wecken — scheinbar absichtslos — ist die vornehmste, persönlichste Leistung des Lehrenden. Dem Leitfaden bleibt als bescheidene Aufgabe die Auswahl der Kenntnisse. Dabei nmß in der Darstellung eine gewisse Resignation eintreten: vieles, was den mündlichen Unterricht lebendig und anschaulich macht, wie das Ausführen von Beispielen, darf hier nur angedeutet werden. Denn niemals soll der Unterricht entbehrlich gemacht sein, nie das Werkzeug den Meister ersetzen. Es handelt sich bei der Auswahl der zu vermittelnden Kennt- nisse um eine pädagogische, nicht um eine wissenschaftliche Aufgabe. Auch dieses Buch will demnach ausschließlich als pädagogischer Versuch aufgefaßt und gewertet sein. Für das Stoffgebiet der Bürgerkunde liegen bereits Er- fahrungen vor. Besonders im Ausland — in der Schweiz und Belgien — sind Belehrungen aus der Staats- und Rechtskunde schon lange Unterrichtsgegenstand gewesen. Der Zweck dieses Unterrichtes ist die Erziehung zum Staatsbürgertum. Die Vaterlandsliebe der Frau soll aus dem primitiven Untertanen- patriotismus zum Staatsbürgerpatriotismus erhoben werden. Die Kenntnisse von Reich, Staat und Gemeinde, von der recht- lichen Stellung des Einzelnen im privaten und öffentlichen Leben dürfen nicht totes Wissen sein. Sie sollen ein Gleich- gewicht schaffen zwischen dem Abhängigkeitsgefühl, der Unter- ordnung unter die Gesamtinteresfen einerseits und dein Ver- antwortlichkeitsgefühl anderseits, dem stolzen Bewußtsein, ein kleines, aber doch kein überflüssiges Glied des großen Gebildes zu sein, das wir Staat, das wir Vaterland nennen. —

2. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. IV

1910 - Leipzig : Voigtländer
Iv Daß alle Möglichkeiten, die der Mitarbeit der Frau im öffentlichen Leben gegeben sind, besondere Berücksichtigung finden, versteht sich von selbst. Mit dem Unterricht in der Volkswirtschaftslehre betreten wir Neuland. Die Frau soll wirtschaftlich sehen und denken lernen, aufmerksamen Auges die großen Veränderungen des Wirtschaftslebens unserer Zeit erfassen und sich bewußt werden, auch hieran in kleinerem oder größerem Maße eigenen Anteil zu haben, und zwar nicht nur, wenn sie Berufsarbeiterin ist, sondern als Hausfrau, als Herstellerin oder Verwalterin von wirtschaftlichen Gütern, als Käuferin, Konsumentin, als Arbeit- nehmende oder Arbeitgebende. Wenn dies Wirtschaftlich-Sehen-Lernen das Ziel des neuen Unterrichtsfaches ist, so kann von vornherein nicht die Rede davon sein, die Grundzüge der theoretischen und praktischen National- ökonomie in stark verkürzter Form zu geben, etwa den Inhalt eines Einführungskollegs für Studenten. Es liegt ein ähnlicher Unterschied vor wie zwischen einem Chemiekolleg für Anfänger und der Chemiestunde, wie sie unsere Haushaltungsseminare be- treiben. Der Gesichtswinkel ist ein anderer, es muß also eine völlige Perspektiveverschiebung eintreten. Man könnte von „an- gewandter Volkswirtschaftslehre" sprechen. Das Theoretische darf ganz zurücktreten vor dem Praktischen, das an das täg- liche Leben anknüpft. Wo immer es geht, muß Darstellung und Erzählung, Schilderung von Zuständen an Stelle des Systemati- sierens und Schematisierens treten. Daher halte ich es nicht nur für entschuldbar oder berechtigt, sondern für unbedingt notwendig, daß soziale Einzelfragen — wie Armenwesen, Wohnungsfrage, Heimarbeit — verhältnismäßig ausführlich behandelt werden, während nationalökonomisch bedeutsame Fragen — wie Preis- bildung, Werttheorie — ausgeschaltet sind. Um solchen den Frauen naheliegenden Gebieten einen breiten Raum gewähren zu können, wurde hier die in wissenschaftlichen Lehrbüchern übliche Stoffeinteilung ganz fallen gelassen und da- für die bewußt unsystematische, aber, wie ich glaube, praktische Einteilung in zwei Hauptabschnitte genommen: Wirtschafts- geschichte und wirtschaftliche und soziale Zeitfragen. Sie hat den Vorteil, locker und dehnbar zu sein, sie gibt die Möglichkeit, auszuschalten oder einzufügen, ohne den Ausbau des Buches zu stören. — Das Schlußkapitel sucht die Beziehungen der Haus- frau zur gesamten Volkswirtschaft zusammenzufassen. Schöneberg-Berlin, Februar 1910. Eüy Heuß-Knapp.

3. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 1

1910 - Leipzig : Voigtländer
Erstes Kapitel. Vom Staat. § 1. Entstehung und Aufgaben des Staates. Erziehung zum Staatsbürgertum: Der Mensch ist von der Geburt bis zum Tode Mitglied einer sozialen Ge- meinschaft. In den ersten Lebensjahren gehört er fast aus- schließlich dem Kreis der Familie an. Hier lernt schon das Kind sich seiner Zugehörigkeit bewußt zu werden. Es macht die Er- fahrung von geltenden Rechten, es lernt Mein und Dein zu unter- scheiden, seinen Willen dem der Eltern und Geschwister unter- zuordnen und auch eigene Rechte zu beanspruchen. Sehr früh schon greift die Gemeinde, greift der Staat in das Leben des Kindes ein. Zunächst ist das Kind Objekt, Gegen- stand der gemeindlichen und staatlichen Fürsorge. Die Anmel- dung der Geburt aus dem Standesamt, die zwangsweise durch- geführte Impfung, der Schulzwang sind Belege dafür. Die Schule soll für das heranwachsende Kind ein Abbild des Staates fein. Hier soll es lernen, durch Unterordnung und Kamerad- schaftlichkeit sich als tätiges Glied eines Ganzen zu fühlen, durch Ausbildung seiner Fähigkeiten zugleich sich und der Gesamtheit zu nutzen. Nur langsam wird dem jungen Menschen die Zu- gehörigkeit zu sozialen Verbänden — Familie, Gemeinde und Staat — bewußt. Diese Erkenntnis ist ihm notwendig, denn er entwickelt sich vom Objekt nach und nach zum Subjekt der Gemeinschastsordnung, d. h. er wird selbst ein Stück weit Träger der Staatsorganisation als Steuerzahler, als Wähler, in der Bekleidung von Ehrenämtern usw. Wir leben in einer Zeit der Ausbildung bürgerlicher Rechte und Pflichten, die ehemals un- bekannt waren. Besonders die Mittätigkeit der Frau im öffent- lichen Leben ist eine ganz neue Erscheinung. So hat der Staat ein großes Interesse daran, daß in seinen Gliedern das staats- bürgerliche Gefühl lebendig und bewußt werde. Dazu gehört ein Verständnis, das nur durch eine Reihe von Kenntnissen geweckt wird. Heimatkunde, Geographie und Geschichte haben diese Kenntnisse vorbereitet — der Unterricht in Bürger- kunde hat den Zweck, sie zusammenzufassen und zu ergänzen. Wie der Name sagt, soll Kunde gegeben werden von allem, was Heutz-Knavp, Bürgerkunde. 1

4. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 72

1910 - Leipzig : Voigtländer
72 Sobald die Menschen ein geordnetes Staatsleben haben, wachsen die Bedürsnisse und steigern sich immer mehr mit der höheren Kultur. Was ehemals Luxus war, wird späteren Generationen Bedürfnis. Beispiele: Höhlenwohnungen — Pfahl- bauten — moderne Wohnhäuser. Oder künstliche Beleuchtung: vom Kienspan zur elektrischen Lampe usw. — Die Aufgabe der Volkswirtschaft ist die Schaffung einer solchen Ordnung der wirtschaftlichen Tätigkeit, daß die steigen- den Bedürfnisse in steigendem Maße befriedigt werden können. Die Volkswirtschaftslehre oder Nationalökonomie ver- sucht die Entwicklung des Wirtschaftslebens aus der Geschichte zu verstehen (Wirtschaftsgeschichte) und die Erscheinungen des modernen Wirtschaftslebens zu beurteilen, Stellung zu nehmen zu den wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben der Zeit. —

5. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 25

1864 - Hildburghausen : Nonne
Ii. Zeitraum. Die Volker des Alterthums re. 25 milie schwören und bewirkte, erst nach Rom und dann ins Lager eilend, durch Vorzeigung des Dolches und Erzählung der Schandthal allgemeinen Ausstand und den Umsturz des Thrones. Als Tarquinius die Thore Roms verschlossen und bei seiner Rückkehr die Armee in der größten Auf- regung fand, floh er nach Etrurien. Rom wurde für eine Republik er- klärt, deren erste Consuln Iunius Brutus und Lucius Tarquinus Colla- tinus waren. Ans Anstiften des geflohenen Königs zog Porsenna, König von Clusium, einem mächtigen Staate in Etrurien, mit einem starken Heere gegen die wenig vorbereitete Stadt Rom heran. Seine Ankunft verbreitete allgemeines Schrecken. Schon trennte ihn nur noch die hölzerne Brücke über die Tiber von der zitternden Stadt. Hier stellte sich Horatius Cocles, bloß von zwei Jünglingen unterstützt, während hinter ihm die Brücke ab- gebrochen wurde, dem Andrange des ganzen feindlichen Heeres entgegen, und stürzte sich, wiewohl er durch einen Pfeilschuß das rechte Auge ver- lor, erst, nachdem der letzte Balken gefallen, in den Strom, durch wel- chen schwimmend er auch, ungeachtet der Speerwürfe und Pfeilschüsse der Feinde, glücklich das befreundete Ufer erreichte, wo er als.vaterlands- retter begrüßt wurde und zur Belohnung so viel Land bekam, als er in einem Tage durch den Pflug mit einer Furche umziehen konnte. Als hierauf Porsenna die Stadt belagerte und die Roth darin schon aufs Aenßerste gestiegen war, erbat sich Mucius die leicht zugestandene Erlaub- niß, ins etrurische Lager gehen zu dürfen. Hier suchte er das Königszelt auf, drängte sich durch den dichten Hausen, welcher eben, um Löhnung zu empfangen, den Tisck des Königs umstand, und erstach vor aller Augen — aber nicht den König, sondern aus Irrthum dessen Geheimschreiber. Kaum war er jedoch seinen Fehlgriff inne geworden, als er, um zu zei- gen, wie wenig von ihm durch Martern ein Geständniß zu erpressen sei, seine Rechte in einem unfern stehenden Kohlenbecken zu Kohle verbrannte (daher sein Ehrenbeiname Scävola, Linkhand). Durch so viel Geistes- größe gerührt, schenkte ihm Porsenna das Leben, und Scävola eröffriete ihm nun, scheinbar ans Dankbarkeit, eigentlich aber, weil er nach dem fehlgeschlagenen Mordversuche dadurch das Vaterland am gewissesten zu retten gedachte, daß er die Reihe von 300 J'nglingen eröffnet habe, welche unter den mannigfaltigsten Gestalten und aus die verschiedenste Weise, durch einen feierlichen Eid dazu verbunden, ihm nach dem Leben trach- ten. Das wirkte; Porsenna schloß unter den für Rom vortheilhaftesten Bedingungen Frieden, und verließ, ohne jemals wiederzukehren, die Stadt. Vergeblich bemühte sich Tarquinius noch andere Nachbarvölker gegen Rom aufzureizen. Aus Gram zog er sich in die Einsamkeit zurück, wo er im 90. Lebensjahre zur allgemeinen Freude Roms starb. 11. Die pnnischen Kriege. Obgleich es im Innern der römischen Republik an Streitigkeiten nicht fehlte, so übten dieselben doch keinen nachtheiligen Einfluß aus die äußeren Angelegenheiten aus; vielmehr wurden die meisten Jahre der

6. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 40

1864 - Hildburghausen : Nonne
40 Iii Zeitraum. Die deutschen Völkerschaften i ni A l t e r t h u m re. das Leben erkaufen; Eggius aber, der andere Lagerpräfekt verhütete diese Schmach. Beide fanden ihren Tod. Vala Numonius, des Varus Legat, suchte mit der Reiterei zu entfliehen; aber auch den Flüchtling erreichte das Verderben. Nur sehr Wenige entkamen. Zuletzt ließ sich die Menge, ihrer Führer beraubt, durch die Anstrengung und die lange Angst gleich- gültig gegen Leben und Tod, ohne allen Widerstand Niederschlagen. Nun endlich, als keine feindliche Waffe mehr gesehen wurde, hörte das Ge- würze auf, und die Wehrlosen wurden gefangen genommen. Ueber dem blutigen Gefilde aber erhob sich ein unendliches Siegesgeschrei der be- geisterten Krieger, ein Dank den Schutzgöttern des Vaterlandes, für die Väter und Frauen ein Zeichen der wiedergewonnenen Freiheit. Das sind die Ereignisse der Schlacht im Teutoburger Walde, groß und herrlich in Ursprung und Art, weil sie begründet waren in dem We- sen der menschlichen Natur, begreiflich für den menschlichen Verstand in ihrer Entwickelung, ehrenvoll für die Deutschen, ohne Schande für die römischen Männer, die mit ihrem Leben frühere Sünden gebüßt haben und als Opfer unglückseliger Verhältnisse gefallen sind. Der Gesang Rhyngulphs, des Barden, als Varus ge- schlagen war. 1. Ha! Da liegen sie ja, Die Legionen erschlagen! Erwürgt ihre Rosse, die Wagen Zertrümmert, Schwert und Pfeil In Splittern, und die güldnen Adler Unsrer Beute Theil! Auf ewig Sieg und Freiheit Dir; Sieg, Freiheit, meinem Liede von Dir, O Herrmann! Sieh, wie bleicht der Tod Die schwarzbehaarten Feinde, Der, von Quirinus Purpur roth, Ehrwürdig kommt, wie Götter herniedersteigen! Auch fruchtbar; denn in grausen Schwingen Feiert ihn der Tod. 2. Horch! lispelt nicht von fernher schon Der Nachhall jeden Iubelton, Die Trauer Roms und unsre That? „Blutend wälzt sich der Legats ■ „Blutend der Tribun, blutend der Centurion, „Auf zwei und einer Legion. „Wer warf die große Saat auf's Feld? „Siegmars, des Helden Sohn, ein Held. „Getragen auf den Schilden „Wird er von allen Seiten „Erretter begrüßt.

7. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 52

1864 - Hildburghausen : Nonne
52 Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und d i e Ii i» g estaltuu g rc. Was die Gerichtsverfassung anlangt, so treten erst nach dem 4. Jahr- hunderte geschriebene Gesetze bei den deutschen Völkerschaften auf, die aber fast nur Strafbestimmungen waren. Als Beweise galten Zeugen, Eid und Gottesurtheile (Ordalien). Diese letzteren bestanden bei den Freien meistens im Zweikampf, bei den Unfreien in der Feuerprobe (eine Hand ins Feuer halten-, glühendes Eisen in die Hand nehmen; durch einen brennenden Holzstoß gehen), in der Wasserprobe (bald mit siedendem, bald mit kaltem Wasser) und in der Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit aufgehobenen Händen an einem Kreuze). Charakterbilder. 1. Die großen Kirchenlehrer. Kaum hatten die Christenverfolgungen durch die Heiden ein Ende genommen und das Christenthum von außen Ruhe gewonnen, so brachen im Innern der Kirche heftige Streitigkeiten aus. Solche Streitigkeiten verwirrten schon zu Zeiten der Apostel viele unbefestigte Gemüther. Wur- den sie über die Glaubenslehre erhoben und endeten sie mit der Ab- leugnung der überlieferten Wahrheit, so wurden sie Häresien oder Ketze- reien genannt; bezogen sie sich aber aus kirchliche Einrichtungen, z. B. aus die Feier des Osterfestes, auf das Fastengebol rc., so hießen sie Spaltungen. Für ihre Irrthümer suchten die falschen Lehrer auch An- dere zu gewinnen und sich durch großen Anhang Ruhm und Ehre zu verschaffen. So entstanden sehr viele Seelen, die aber im Laufe der Zeit wieder untergingen, während die katholische Kirche, als die allein wahre, sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat und sich nach der Versicherung Jesu auch erhalten wird bis ans Ende der Zeiten. Solcher Secten waren schon in den ersten vier Jahrhunderten nach und nach bis über siebzig entstanden; alle meinten ausschließlich die Wahr- heit zu besitzen und verdammten die Andersdenkenden. Da sie sich fast alle auf die heilige Schrift beriefen, so zeigte es sich schon damals recht deutlich, daß die Bibel sich nicht selbst erklären könne, daß dazu das von Christus eingesetzte Lehramt, die Gesammtheit der Bischöfe und Priester, gehöre, welche die geoffenbarte Wahrheit unter dem Beistände des hei- ligen Geistes so rein und unverfälscht erhielten, wie sie dieselbe von den Vorfahren überkommen hatten. Die namhaftesten Secten sind: die Gnostiker oder Aufgeklärten, die Arianer, Nestorianer rc. Ihre Irrthümer entstanden dadurch, daß sie sich von der Erscheinungswelt abwendeten und in phantastische Grübeleien geriethen. Alle diese Secten wurden, wenn sie es nicht selbst thaten, von der katholischen Kirche ausgeschlossen, nach dem ausdrücklichen Be- fehle des heiligen Paulus: Wer euch ein anderes Evangelium vorträgt, als ihr empfangen habt, der sei aus der Gemeinde verbannt. Wegen dieser Ausschließung und wegen des Widerstandes, den sie erfuhren, ge- riethen dann die Secten in den heftigsten Zorn, suchten sich durch Ge- waltstreiche zu behaupten und verfolgten, wenn sie die Macht dazu hatten, die Katholiken auf das grausamste. Die Kirche setzte ihnen, um sie zu

8. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 53

1864 - Hildburghausen : Nonne
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 53 gewinnen, Milde und freundliche Belehrung, sanfte Duldung und Für- bitte, aber auch unerschütterliche Festigkeit in der Bewahrung des geoffen- barten und überlieferten Glaubens entgegen. Muthig kämpften große Kirchenlehrer gegen die von allen Seiten sich erhebenden Irrlehren. Zu nennen sind in dieser Hinsicht die Griechen: Clemens von Alexandrien, Origenes, Cyrill von Jerusalem, Athanasius, Gregor von Nazianz, Gre- gor von Nyssa, Basilius d. Gr. — und die Lateiner: Hilarius, Lactan- tius, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Prosper Aquitanus, Vincen- tius von Lerin, Petrus Chrysologus, Leo Magnus rc. Unter allen Secten hat die der Arianer die größte Ausdehnung und Bedeutsamkeit erlangt. Arius war ein gelehrter, geistreicher und volkö- beredter Priester zu Alexandrien, aber starrköpfig, ungestüm, ehrsüchtig, von eingezogenem Benehmen und bußfertiger Miene. Er leugnete die Gottheit Jesu und behauptete, der Sohn Gottes sei dem Vater an Herr- lichkeit nicht gleich, sondern nur ähnlich. Da man ihm bewies, daß die betreffenden Schriftstellen nie nach seinem Sinne erklärt worden seien, so verwarf er die Tradition. Alle Maßregeln des Bischofs von Alexandrien und des Kaisers, den Arius aus bessere Gedanken zu bringen, waren vergeblich. Auf den Antrag Konstantins wurde nun im I. 325 zu Nicäa in Kleinasien eine allgemeine Kirchenversammlung gehalten. 318 Bischöfe, eine große Anzahl Priester und Diakonen, der Gesandte des Papstes und der Kaiser waren zugegen. Unter ihnen zeichnete sich Paphnutins durch Alter und Weisheit aus. Arius beharrte bei seinen Irrthümern mit solcher Kühnheit, daß alle Anwesenden staunten. Da wurde er mit seinen Anhängern von der Kirchengemeinschast ausgeschlossen und des Lan- des verwiesen. Doch die listigen und bereits zahlreichen Arianer ruhten nicht, bis sie am Hofe eine Partei gebildet, den Sinn des Kaisers um- gestimmt und den heiligen Athanasius auf das entsetzlichste verleumdet hatten; denn dieser große Mann hatte ihnen durch seinen Eifer, seine tiefe Einsicht ins Christenthum und seine Beredtsamkeit am meisten ge- schadet. Arius wurde nach Alexandrien zurückgerufen und Athanasius nach Trier verbannt. Da sich das gläubige Volk zu Alexandrien der Aufnahme des durch allerlei Ränke zurückgerufenen Arius widersetzte, so führten ihn die Aria- ner unter lautem Jubel durch die Straßen der Stadt nach der Haupt- kirche. Hier lag auf seinen Knieen der fromme Oberhirt Alexander betend: „Herr, wenn Arius wieder in die Kirche ausgenommen werden soll, so bitte ich dich, nimm mich doch, ehe dieses geschieht, von der Welt weg! Hast du aber Mitleid mit deiner äußerst betrübten Kirche, woran ich gar nicht zweifle, so gestatte doch nicht, daß sie ein Gegenstand des Spottes und der Verachtung werde!" Als sich nun der jubelnde Zug der Hauptkirche näherte, erblaßte Arius auf einmal im Angesichte des ganzen Volkes, fühlte plötzlich eine große Angst und spürte zugleich eine leibliche Nothdurft Er entfernte sich in ein heimliches Gemach und gab dort unter den heftigsten Schmerzen seinen Geist auf, indem er häufiges Blut und einen Theil der Eingeweide ausschüttete. So endete dieser fürchterliche Störer des Friedens und der kirchlichen Einheit.

9. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 59

1864 - Hildburghausen : Nonne
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 59 dieser Zeit im Jahre 1582 um 10 Tage zu weit vorgerückt sei, indem das Jahr nicht aus vollen 365 Tagen und 6 Stunden, sondern um 11 Minuten und 15 Sekunden weniger bestehe. Wenn folglich die Römer auch nicht originell in ihrer Bildung waren, so haben sie doch das große Verdienst, daß sie die griechische Kultur sich anzueigenen suchten, und daß sie dieselbe fortgepflanzt haben. 3. Das Kl oster wesen. Unter Klöstern verstehen wir Gebäude, in welche sich — in früheren Zeiten besonders — eifrige Christen begaben, um ungestört von dem öden Weltgewühle sich durch gemeinsame, fromme Uebungen und gute Werke für den Himmel vorzubereiten und nicht nur ihrem besseren Selbst zu leben, sondern auch ihren Mitmenschen durch Gebet, Anbau der Wissenschaften, Iugendunterricht, Armen- und Krankenpflege zu nützen. Vorzüglich aber waren die Klöster für die Verbreitung und Befestigung des Christenthums sehr günstig, sie waren unter den ueubekehrten und noch zu bekehrenden Völkern die Lichtpunkte, von denen die Strahlen des Evangeliums immer von neuem wieder in das Dunkel heidnischen Aberglaubens schienen, bis der Götzendienst endlich verdrängt wurde. Das Klosterleben ist aus dem Einsiedlerleben entstanden. Bei den grausamen, durch die römischen Kaiser verhängten Verfolgungen flohen viele Christen, namentlich in dem zu stiller Beschauung von jeher ge- neigten Aegypten in Wüsteneien, und lebten dort in tiefer Abgeschiedenheit ganz ihrem Gott. Nachdem aber auch die Verfolgungen aufgehört hatten, verließen immer noch viele Christen von ernstem Gemüthe die nienschliche Gesellschaft und ihre verführerischen Freuden, um in der Einsamkeit zu einer seligen Sterbestunde sich geschickt zu machen Antonius sammelte die zerstreut Lebenden bereits 305 in der Art, daß sie ihre Hütten an einander bauten. Pachomius vereinigte ganze Haufen solcher Einsiedler- in gemeinschaftliche, abgeschlossene Wohnungen, also eine Art von Klöstern. Die also Vereinigten hießen Mönche (einsam Lebende) und Nonnen (die Reinen). Die Mönche beschäftigten sich mit Handarbeit und theilten den Gewinn mit den Armen; denn für sich brauchten sie sehr wenig, sie ge- nossen nur Brot, Wasser und Gemüse. Am Abende und um Mitternacht wurden sie zum Gebete zusammengernfen, wo zwölf Psalmen, jeder von einem andern Bruder, hergesagt wurden. Das heilige Abendmahl brachte ein Bruder aus der Stadt mit und Jeder nahm es dann selbst zu sich. Frei von den nagenden Sorgen und den aufreibenden Mühen der Zeit- lichkeit, erreichten sie meistens ein erstaunlich hohes Alter. Von Aegypten aus, wo auch Frauen- oder Nonnenklöster schon entstanden waren, breitete sich das Klosterleben über das ganze Morgen- land aus, wurde durch den heiligen Athanasius auch im Abendlande bekannt und durch Ambrosius und Augustinus sehr befördert. Anfänglich waren unter den Mönchen noch keine Priester, erst später wurden die Kloster- leute zu Priestern gemacht und zu allen geistlichen Verrichtungen gebraucht. Der heilige Benedict von Nursia machte sich um das Klosterleben sehr

10. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 65

1864 - Hildburghausen : Nonne
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 65 Eid, den er nachher schriftlich absaßte und dem Papste übergab. In diesem Eide gelobte Bonifacius bei der unthcilbaren Dreieinigkeit, dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste und unter schweren Ver- wünschungen dem Petrus, dem Fürsten der Apostel und seinem Statt- halter, dem Papst Gregor, so wie den Nachfolgern desselben, den katho- lischen Glauben in seiner ganzen Reinheit zu lehren, an der Einheit dieses Glaubens, in welcher das Heil der Christen bestehe, zu halten und sich niemals und in keiner Weise gegen die Einheit der Einen und allgemeinen Kirche zu erklären. Er gelobte niit aller Treue und aller Kraft den Nutzen der Kirche zu fördern, welcher von Gott die Macht gegeben sei, zu binden und zu lösen, und dem Papst und seinen Nach- folgern in allen Stücken gehorsam zu sein. Er gelobte endlich mit kei- nem Vorsteher der Kirche, der gegen die alten Satzungen der heiligen Väter handele, Gemeinschaft zu haben, vielmehr sich zu bemühen, jeden solchen Vorsteher zurückzuhalten von diesem Verfahren, und, wenn ihm dieses etwa unmöglich sei, seinem apostolischen Herrn wenigstens Anzeige zu machen von der Ungesetzlichkeit. Nach Ablegung dieses Eides weihte der Papst den demuthsvollen und ergebenen Diener am 30. Nov. 723 feierlichst zum Bischöfe, ohne ihm einen bestimmten Sprengel anzuwcisen. — Also ging Bonifacius gewiß unter einem starken und gewaltigen Schirm, in Begleitung einer- zahlreichen Schaar gleichgesinnter Brüder, mitten in Deutschland hinein, und brachte den Krieg und den Frieden, augenblickliche Verwirrung und bleibenden Gewinn für den Geist und für die Pflege des Geistes. Er trat in eine bestehende Welt, die für ihr Dasein kämpfte, mit der Ab- sicht und mit dem festen Entschlüsse, sie umzuschaffen. Seine Erscheinung mußte daher Vielen auffallend sein, und sein Zweck Vielen ein Greuel. Eine Menge menschlicher Interessen wurden durch sein Wirken berührt und in Gefahr gebracht, und nicht selten wurden alle Leidenschaften auf- geregt in der menschlichen Brust, die edelsten wie die gemeinsten. Wider- stand aller Art, Hinderniß im Wort und Werke waren daher unaus- bleiblich. Bonifacius war allerdings ein theilnehmender Mann, heiteren Herzens, der die Gefühle der Freundschaft, der Zuneigung, des Wohl- wollens kannte und pflegte; selbst in Religionssachen war er kein blinder Eiferer, sondern er nahm gern Rath an und ließ dem Verstände sein Recht und der Klugheit ihre Ehre. Aber im Bewußtsein der hohen Bestimmung und in der Sicherheit des mächtigsten Schutzes mag er oft Männern gegenüber, die an Einsicht, Kenntnissen und Beredlsamkeit tief unter ihm standen, zu wenig Schonung bewiesen haben gegen das, was den Menschen heilig und theuer war, zu wenig Nacksicht mit ihren Schwächen, zu geringe Duldsamkeit gegen ihren Aberglauben, ihre Vor- urtheile, ihre angestammten Bräuche, die er unverkennbar zum Theil ganz unrichtig aufgefaßt hatte und die zum Theil wenigstens sehr un- schuldig, wenn auch verwerflich waren; und durch die Strenge und Härte, die er unter dem Schirme der fränkischen Waffen nicht scheute, hat er vielleicht die Herzen erbittert, die Geister gereizt und die Wirrnisse, welche nothwendig die Erfüllung seines Berufes begleiten mußten, auf mannig- Nagel, kachol. Weltgeschichte. r. 9
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