Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Frauenschule
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Geschlecht (WdK): Mädchen
Vorwort
^ie Einführung von Bürgerkunde und Volkswirtschafts-
lehre als Unterrichtsfach in der Frauenschule beweist, daß die
Mädchenerziehung unserer Zeit ein soziales Ideal vor Augen
hat. Die Frau soll nicht mehr ausschließlich als Einzelwesen
erzogen werden, sondern als Glied des Volksganzen, das sich
dieser Zugehörigkeit voll bewußt ist und neue Rechte und Pflichten
auf sich nehmen kann und will. Die Erziehung zu sozialer
Gesinnung ist das Ziel. In zweiter Linie erst steht die Ver-
mittlung von Kenntnissen; sie dient der Gesinnungs- und
Willensbildung als unbedingt erforderliche Grundlage. Ge-
sinnungen aber können nicht durch Lehrbücher vermittelt werden.
Sie zu wecken — scheinbar absichtslos — ist die vornehmste,
persönlichste Leistung des Lehrenden. Dem Leitfaden bleibt als
bescheidene Aufgabe die Auswahl der Kenntnisse. Dabei nmß in
der Darstellung eine gewisse Resignation eintreten: vieles, was
den mündlichen Unterricht lebendig und anschaulich macht, wie
das Ausführen von Beispielen, darf hier nur angedeutet werden.
Denn niemals soll der Unterricht entbehrlich gemacht sein, nie
das Werkzeug den Meister ersetzen.
Es handelt sich bei der Auswahl der zu vermittelnden Kennt-
nisse um eine pädagogische, nicht um eine wissenschaftliche
Aufgabe. Auch dieses Buch will demnach ausschließlich als
pädagogischer Versuch aufgefaßt und gewertet sein.
Für das Stoffgebiet der Bürgerkunde liegen bereits Er-
fahrungen vor. Besonders im Ausland — in der Schweiz und
Belgien — sind Belehrungen aus der Staats- und Rechtskunde
schon lange Unterrichtsgegenstand gewesen. Der Zweck dieses
Unterrichtes ist die Erziehung zum Staatsbürgertum. Die
Vaterlandsliebe der Frau soll aus dem primitiven Untertanen-
patriotismus zum Staatsbürgerpatriotismus erhoben werden.
Die Kenntnisse von Reich, Staat und Gemeinde, von der recht-
lichen Stellung des Einzelnen im privaten und öffentlichen
Leben dürfen nicht totes Wissen sein. Sie sollen ein Gleich-
gewicht schaffen zwischen dem Abhängigkeitsgefühl, der Unter-
ordnung unter die Gesamtinteresfen einerseits und dein Ver-
antwortlichkeitsgefühl anderseits, dem stolzen Bewußtsein, ein
kleines, aber doch kein überflüssiges Glied des großen Gebildes
zu sein, das wir Staat, das wir Vaterland nennen. —
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Frauenschule
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Geschlecht (WdK): Mädchen
Iv
Daß alle Möglichkeiten, die der Mitarbeit der Frau im
öffentlichen Leben gegeben sind, besondere Berücksichtigung finden,
versteht sich von selbst.
Mit dem Unterricht in der Volkswirtschaftslehre betreten
wir Neuland. Die Frau soll wirtschaftlich sehen und denken
lernen, aufmerksamen Auges die großen Veränderungen des
Wirtschaftslebens unserer Zeit erfassen und sich bewußt werden,
auch hieran in kleinerem oder größerem Maße eigenen Anteil
zu haben, und zwar nicht nur, wenn sie Berufsarbeiterin ist,
sondern als Hausfrau, als Herstellerin oder Verwalterin von
wirtschaftlichen Gütern, als Käuferin, Konsumentin, als Arbeit-
nehmende oder Arbeitgebende.
Wenn dies Wirtschaftlich-Sehen-Lernen das Ziel des neuen
Unterrichtsfaches ist, so kann von vornherein nicht die Rede davon
sein, die Grundzüge der theoretischen und praktischen National-
ökonomie in stark verkürzter Form zu geben, etwa den Inhalt
eines Einführungskollegs für Studenten. Es liegt ein ähnlicher
Unterschied vor wie zwischen einem Chemiekolleg für Anfänger
und der Chemiestunde, wie sie unsere Haushaltungsseminare be-
treiben. Der Gesichtswinkel ist ein anderer, es muß also eine
völlige Perspektiveverschiebung eintreten. Man könnte von „an-
gewandter Volkswirtschaftslehre" sprechen. Das Theoretische
darf ganz zurücktreten vor dem Praktischen, das an das täg-
liche Leben anknüpft. Wo immer es geht, muß Darstellung und
Erzählung, Schilderung von Zuständen an Stelle des Systemati-
sierens und Schematisierens treten. Daher halte ich es nicht nur
für entschuldbar oder berechtigt, sondern für unbedingt notwendig,
daß soziale Einzelfragen — wie Armenwesen, Wohnungsfrage,
Heimarbeit — verhältnismäßig ausführlich behandelt werden,
während nationalökonomisch bedeutsame Fragen — wie Preis-
bildung, Werttheorie — ausgeschaltet sind.
Um solchen den Frauen naheliegenden Gebieten einen breiten
Raum gewähren zu können, wurde hier die in wissenschaftlichen
Lehrbüchern übliche Stoffeinteilung ganz fallen gelassen und da-
für die bewußt unsystematische, aber, wie ich glaube, praktische
Einteilung in zwei Hauptabschnitte genommen: Wirtschafts-
geschichte und wirtschaftliche und soziale Zeitfragen. Sie hat
den Vorteil, locker und dehnbar zu sein, sie gibt die Möglichkeit,
auszuschalten oder einzufügen, ohne den Ausbau des Buches zu
stören. — Das Schlußkapitel sucht die Beziehungen der Haus-
frau zur gesamten Volkswirtschaft zusammenzufassen.
Schöneberg-Berlin, Februar 1910.
Eüy Heuß-Knapp.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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Schulformen (OPAC): Frauenschule
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Geschlecht (WdK): Mädchen
Erstes Kapitel.
Vom Staat.
§ 1. Entstehung und Aufgaben des Staates.
Erziehung zum Staatsbürgertum: Der Mensch
ist von der Geburt bis zum Tode Mitglied einer sozialen Ge-
meinschaft. In den ersten Lebensjahren gehört er fast aus-
schließlich dem Kreis der Familie an. Hier lernt schon das Kind
sich seiner Zugehörigkeit bewußt zu werden. Es macht die Er-
fahrung von geltenden Rechten, es lernt Mein und Dein zu unter-
scheiden, seinen Willen dem der Eltern und Geschwister unter-
zuordnen und auch eigene Rechte zu beanspruchen.
Sehr früh schon greift die Gemeinde, greift der Staat in
das Leben des Kindes ein. Zunächst ist das Kind Objekt, Gegen-
stand der gemeindlichen und staatlichen Fürsorge. Die Anmel-
dung der Geburt aus dem Standesamt, die zwangsweise durch-
geführte Impfung, der Schulzwang sind Belege dafür. Die
Schule soll für das heranwachsende Kind ein Abbild des Staates
fein. Hier soll es lernen, durch Unterordnung und Kamerad-
schaftlichkeit sich als tätiges Glied eines Ganzen zu fühlen, durch
Ausbildung seiner Fähigkeiten zugleich sich und der Gesamtheit
zu nutzen. Nur langsam wird dem jungen Menschen die Zu-
gehörigkeit zu sozialen Verbänden — Familie, Gemeinde und
Staat — bewußt. Diese Erkenntnis ist ihm notwendig, denn
er entwickelt sich vom Objekt nach und nach zum Subjekt der
Gemeinschastsordnung, d. h. er wird selbst ein Stück weit Träger
der Staatsorganisation als Steuerzahler, als Wähler, in der
Bekleidung von Ehrenämtern usw. Wir leben in einer Zeit der
Ausbildung bürgerlicher Rechte und Pflichten, die ehemals un-
bekannt waren. Besonders die Mittätigkeit der Frau im öffent-
lichen Leben ist eine ganz neue Erscheinung. So hat der Staat
ein großes Interesse daran, daß in seinen Gliedern das staats-
bürgerliche Gefühl lebendig und bewußt werde. Dazu gehört
ein Verständnis, das nur durch eine Reihe von Kenntnissen
geweckt wird. Heimatkunde, Geographie und Geschichte haben
diese Kenntnisse vorbereitet — der Unterricht in Bürger-
kunde hat den Zweck, sie zusammenzufassen und zu ergänzen.
Wie der Name sagt, soll Kunde gegeben werden von allem, was
Heutz-Knavp, Bürgerkunde. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Frauenschule
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Geschlecht (WdK): Mädchen
72
Sobald die Menschen ein geordnetes Staatsleben haben,
wachsen die Bedürsnisse und steigern sich immer mehr mit der
höheren Kultur. Was ehemals Luxus war, wird späteren
Generationen Bedürfnis. Beispiele: Höhlenwohnungen — Pfahl-
bauten — moderne Wohnhäuser. Oder künstliche Beleuchtung:
vom Kienspan zur elektrischen Lampe usw. —
Die Aufgabe der Volkswirtschaft ist die Schaffung einer
solchen Ordnung der wirtschaftlichen Tätigkeit, daß die steigen-
den Bedürfnisse in steigendem Maße befriedigt werden können.
Die Volkswirtschaftslehre oder Nationalökonomie ver-
sucht die Entwicklung des Wirtschaftslebens aus der Geschichte
zu verstehen (Wirtschaftsgeschichte) und die Erscheinungen des
modernen Wirtschaftslebens zu beurteilen, Stellung zu nehmen
zu den wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben der Zeit. —
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Ii. Zeitraum. Die Volker des Alterthums re.
25
milie schwören und bewirkte, erst nach Rom und dann ins Lager eilend,
durch Vorzeigung des Dolches und Erzählung der Schandthal allgemeinen
Ausstand und den Umsturz des Thrones. Als Tarquinius die Thore
Roms verschlossen und bei seiner Rückkehr die Armee in der größten Auf-
regung fand, floh er nach Etrurien. Rom wurde für eine Republik er-
klärt, deren erste Consuln Iunius Brutus und Lucius Tarquinus Colla-
tinus waren.
Ans Anstiften des geflohenen Königs zog Porsenna, König von
Clusium, einem mächtigen Staate in Etrurien, mit einem starken Heere
gegen die wenig vorbereitete Stadt Rom heran. Seine Ankunft verbreitete
allgemeines Schrecken. Schon trennte ihn nur noch die hölzerne Brücke
über die Tiber von der zitternden Stadt. Hier stellte sich Horatius Cocles,
bloß von zwei Jünglingen unterstützt, während hinter ihm die Brücke ab-
gebrochen wurde, dem Andrange des ganzen feindlichen Heeres entgegen,
und stürzte sich, wiewohl er durch einen Pfeilschuß das rechte Auge ver-
lor, erst, nachdem der letzte Balken gefallen, in den Strom, durch wel-
chen schwimmend er auch, ungeachtet der Speerwürfe und Pfeilschüsse der
Feinde, glücklich das befreundete Ufer erreichte, wo er als.vaterlands-
retter begrüßt wurde und zur Belohnung so viel Land bekam, als er in
einem Tage durch den Pflug mit einer Furche umziehen konnte. Als
hierauf Porsenna die Stadt belagerte und die Roth darin schon aufs
Aenßerste gestiegen war, erbat sich Mucius die leicht zugestandene Erlaub-
niß, ins etrurische Lager gehen zu dürfen. Hier suchte er das Königszelt
auf, drängte sich durch den dichten Hausen, welcher eben, um Löhnung
zu empfangen, den Tisck des Königs umstand, und erstach vor aller Augen
— aber nicht den König, sondern aus Irrthum dessen Geheimschreiber.
Kaum war er jedoch seinen Fehlgriff inne geworden, als er, um zu zei-
gen, wie wenig von ihm durch Martern ein Geständniß zu erpressen sei,
seine Rechte in einem unfern stehenden Kohlenbecken zu Kohle verbrannte
(daher sein Ehrenbeiname Scävola, Linkhand). Durch so viel Geistes-
größe gerührt, schenkte ihm Porsenna das Leben, und Scävola eröffriete
ihm nun, scheinbar ans Dankbarkeit, eigentlich aber, weil er nach dem
fehlgeschlagenen Mordversuche dadurch das Vaterland am gewissesten zu
retten gedachte, daß er die Reihe von 300 J'nglingen eröffnet habe,
welche unter den mannigfaltigsten Gestalten und aus die verschiedenste Weise,
durch einen feierlichen Eid dazu verbunden, ihm nach dem Leben trach-
ten. Das wirkte; Porsenna schloß unter den für Rom vortheilhaftesten
Bedingungen Frieden, und verließ, ohne jemals wiederzukehren, die Stadt.
Vergeblich bemühte sich Tarquinius noch andere Nachbarvölker gegen Rom
aufzureizen. Aus Gram zog er sich in die Einsamkeit zurück, wo er im
90. Lebensjahre zur allgemeinen Freude Roms starb.
11. Die pnnischen Kriege.
Obgleich es im Innern der römischen Republik an Streitigkeiten
nicht fehlte, so übten dieselben doch keinen nachtheiligen Einfluß aus die
äußeren Angelegenheiten aus; vielmehr wurden die meisten Jahre der
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
40 Iii Zeitraum. Die deutschen Völkerschaften i ni A l t e r t h u m re.
das Leben erkaufen; Eggius aber, der andere Lagerpräfekt verhütete diese
Schmach. Beide fanden ihren Tod. Vala Numonius, des Varus Legat,
suchte mit der Reiterei zu entfliehen; aber auch den Flüchtling erreichte
das Verderben. Nur sehr Wenige entkamen. Zuletzt ließ sich die Menge,
ihrer Führer beraubt, durch die Anstrengung und die lange Angst gleich-
gültig gegen Leben und Tod, ohne allen Widerstand Niederschlagen. Nun
endlich, als keine feindliche Waffe mehr gesehen wurde, hörte das Ge-
würze auf, und die Wehrlosen wurden gefangen genommen. Ueber dem
blutigen Gefilde aber erhob sich ein unendliches Siegesgeschrei der be-
geisterten Krieger, ein Dank den Schutzgöttern des Vaterlandes, für die
Väter und Frauen ein Zeichen der wiedergewonnenen Freiheit.
Das sind die Ereignisse der Schlacht im Teutoburger Walde, groß
und herrlich in Ursprung und Art, weil sie begründet waren in dem We-
sen der menschlichen Natur, begreiflich für den menschlichen Verstand in
ihrer Entwickelung, ehrenvoll für die Deutschen, ohne Schande für die
römischen Männer, die mit ihrem Leben frühere Sünden gebüßt haben
und als Opfer unglückseliger Verhältnisse gefallen sind.
Der Gesang Rhyngulphs, des Barden, als Varus ge-
schlagen war.
1. Ha!
Da liegen sie ja,
Die Legionen erschlagen!
Erwürgt ihre Rosse, die Wagen
Zertrümmert, Schwert und Pfeil
In Splittern, und die güldnen Adler
Unsrer Beute Theil!
Auf ewig Sieg und Freiheit Dir;
Sieg, Freiheit, meinem Liede von Dir,
O Herrmann! Sieh, wie bleicht der Tod
Die schwarzbehaarten Feinde,
Der, von Quirinus Purpur roth,
Ehrwürdig kommt, wie Götter herniedersteigen!
Auch fruchtbar; denn in grausen Schwingen
Feiert ihn der Tod.
2. Horch! lispelt nicht von fernher schon
Der Nachhall jeden Iubelton,
Die Trauer Roms und unsre That?
„Blutend wälzt sich der Legats ■
„Blutend der Tribun, blutend der Centurion,
„Auf zwei und einer Legion.
„Wer warf die große Saat auf's Feld?
„Siegmars, des Helden Sohn, ein Held.
„Getragen auf den Schilden
„Wird er von allen Seiten
„Erretter begrüßt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
52 Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und d i e Ii i» g estaltuu g rc.
Was die Gerichtsverfassung anlangt, so treten erst nach dem 4. Jahr-
hunderte geschriebene Gesetze bei den deutschen Völkerschaften auf, die
aber fast nur Strafbestimmungen waren. Als Beweise galten Zeugen,
Eid und Gottesurtheile (Ordalien). Diese letzteren bestanden bei den
Freien meistens im Zweikampf, bei den Unfreien in der Feuerprobe
(eine Hand ins Feuer halten-, glühendes Eisen in die Hand nehmen;
durch einen brennenden Holzstoß gehen), in der Wasserprobe (bald mit
siedendem, bald mit kaltem Wasser) und in der Kreuzprobe (unbewegliches
Stehen mit aufgehobenen Händen an einem Kreuze).
Charakterbilder.
1. Die großen Kirchenlehrer.
Kaum hatten die Christenverfolgungen durch die Heiden ein Ende
genommen und das Christenthum von außen Ruhe gewonnen, so brachen
im Innern der Kirche heftige Streitigkeiten aus. Solche Streitigkeiten
verwirrten schon zu Zeiten der Apostel viele unbefestigte Gemüther. Wur-
den sie über die Glaubenslehre erhoben und endeten sie mit der Ab-
leugnung der überlieferten Wahrheit, so wurden sie Häresien oder Ketze-
reien genannt; bezogen sie sich aber aus kirchliche Einrichtungen, z. B.
aus die Feier des Osterfestes, auf das Fastengebol rc., so hießen sie
Spaltungen. Für ihre Irrthümer suchten die falschen Lehrer auch An-
dere zu gewinnen und sich durch großen Anhang Ruhm und Ehre zu
verschaffen. So entstanden sehr viele Seelen, die aber im Laufe der
Zeit wieder untergingen, während die katholische Kirche, als die allein
wahre, sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat und sich nach der
Versicherung Jesu auch erhalten wird bis ans Ende der Zeiten.
Solcher Secten waren schon in den ersten vier Jahrhunderten nach
und nach bis über siebzig entstanden; alle meinten ausschließlich die Wahr-
heit zu besitzen und verdammten die Andersdenkenden. Da sie sich fast
alle auf die heilige Schrift beriefen, so zeigte es sich schon damals recht
deutlich, daß die Bibel sich nicht selbst erklären könne, daß dazu das von
Christus eingesetzte Lehramt, die Gesammtheit der Bischöfe und Priester,
gehöre, welche die geoffenbarte Wahrheit unter dem Beistände des hei-
ligen Geistes so rein und unverfälscht erhielten, wie sie dieselbe von den
Vorfahren überkommen hatten.
Die namhaftesten Secten sind: die Gnostiker oder Aufgeklärten, die
Arianer, Nestorianer rc. Ihre Irrthümer entstanden dadurch, daß sie sich
von der Erscheinungswelt abwendeten und in phantastische Grübeleien
geriethen. Alle diese Secten wurden, wenn sie es nicht selbst thaten,
von der katholischen Kirche ausgeschlossen, nach dem ausdrücklichen Be-
fehle des heiligen Paulus: Wer euch ein anderes Evangelium vorträgt,
als ihr empfangen habt, der sei aus der Gemeinde verbannt. Wegen
dieser Ausschließung und wegen des Widerstandes, den sie erfuhren, ge-
riethen dann die Secten in den heftigsten Zorn, suchten sich durch Ge-
waltstreiche zu behaupten und verfolgten, wenn sie die Macht dazu hatten,
die Katholiken auf das grausamste. Die Kirche setzte ihnen, um sie zu
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 53
gewinnen, Milde und freundliche Belehrung, sanfte Duldung und Für-
bitte, aber auch unerschütterliche Festigkeit in der Bewahrung des geoffen-
barten und überlieferten Glaubens entgegen. Muthig kämpften große
Kirchenlehrer gegen die von allen Seiten sich erhebenden Irrlehren. Zu
nennen sind in dieser Hinsicht die Griechen: Clemens von Alexandrien,
Origenes, Cyrill von Jerusalem, Athanasius, Gregor von Nazianz, Gre-
gor von Nyssa, Basilius d. Gr. — und die Lateiner: Hilarius, Lactan-
tius, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Prosper Aquitanus, Vincen-
tius von Lerin, Petrus Chrysologus, Leo Magnus rc.
Unter allen Secten hat die der Arianer die größte Ausdehnung und
Bedeutsamkeit erlangt. Arius war ein gelehrter, geistreicher und volkö-
beredter Priester zu Alexandrien, aber starrköpfig, ungestüm, ehrsüchtig,
von eingezogenem Benehmen und bußfertiger Miene. Er leugnete die
Gottheit Jesu und behauptete, der Sohn Gottes sei dem Vater an Herr-
lichkeit nicht gleich, sondern nur ähnlich. Da man ihm bewies, daß die
betreffenden Schriftstellen nie nach seinem Sinne erklärt worden seien, so
verwarf er die Tradition. Alle Maßregeln des Bischofs von Alexandrien
und des Kaisers, den Arius aus bessere Gedanken zu bringen, waren
vergeblich. Auf den Antrag Konstantins wurde nun im I. 325 zu Nicäa
in Kleinasien eine allgemeine Kirchenversammlung gehalten. 318 Bischöfe,
eine große Anzahl Priester und Diakonen, der Gesandte des Papstes
und der Kaiser waren zugegen. Unter ihnen zeichnete sich Paphnutins
durch Alter und Weisheit aus. Arius beharrte bei seinen Irrthümern
mit solcher Kühnheit, daß alle Anwesenden staunten. Da wurde er mit
seinen Anhängern von der Kirchengemeinschast ausgeschlossen und des Lan-
des verwiesen. Doch die listigen und bereits zahlreichen Arianer ruhten
nicht, bis sie am Hofe eine Partei gebildet, den Sinn des Kaisers um-
gestimmt und den heiligen Athanasius auf das entsetzlichste verleumdet
hatten; denn dieser große Mann hatte ihnen durch seinen Eifer, seine
tiefe Einsicht ins Christenthum und seine Beredtsamkeit am meisten ge-
schadet. Arius wurde nach Alexandrien zurückgerufen und Athanasius
nach Trier verbannt.
Da sich das gläubige Volk zu Alexandrien der Aufnahme des durch
allerlei Ränke zurückgerufenen Arius widersetzte, so führten ihn die Aria-
ner unter lautem Jubel durch die Straßen der Stadt nach der Haupt-
kirche. Hier lag auf seinen Knieen der fromme Oberhirt Alexander
betend: „Herr, wenn Arius wieder in die Kirche ausgenommen werden
soll, so bitte ich dich, nimm mich doch, ehe dieses geschieht, von der Welt
weg! Hast du aber Mitleid mit deiner äußerst betrübten Kirche, woran
ich gar nicht zweifle, so gestatte doch nicht, daß sie ein Gegenstand des
Spottes und der Verachtung werde!" Als sich nun der jubelnde Zug
der Hauptkirche näherte, erblaßte Arius auf einmal im Angesichte des
ganzen Volkes, fühlte plötzlich eine große Angst und spürte zugleich eine
leibliche Nothdurft Er entfernte sich in ein heimliches Gemach und gab
dort unter den heftigsten Schmerzen seinen Geist auf, indem er häufiges
Blut und einen Theil der Eingeweide ausschüttete. So endete dieser
fürchterliche Störer des Friedens und der kirchlichen Einheit.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Clemens_von_Alexandrien Origenes Cyrill_von_Jerusalem Athanasius Gregor_von_Nazianz Gregor Nyssa Basilius Hilarius Hieronymus Prosper_Aquitanus Petrus_Chrysologus Leo_Magnus Leo Magnus Alexander Alexander
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 59
dieser Zeit im Jahre 1582 um 10 Tage zu weit vorgerückt sei, indem
das Jahr nicht aus vollen 365 Tagen und 6 Stunden, sondern um 11
Minuten und 15 Sekunden weniger bestehe. Wenn folglich die Römer
auch nicht originell in ihrer Bildung waren, so haben sie doch das große
Verdienst, daß sie die griechische Kultur sich anzueigenen suchten, und daß
sie dieselbe fortgepflanzt haben.
3. Das Kl oster wesen.
Unter Klöstern verstehen wir Gebäude, in welche sich — in früheren
Zeiten besonders — eifrige Christen begaben, um ungestört von dem
öden Weltgewühle sich durch gemeinsame, fromme Uebungen und gute
Werke für den Himmel vorzubereiten und nicht nur ihrem besseren Selbst
zu leben, sondern auch ihren Mitmenschen durch Gebet, Anbau der
Wissenschaften, Iugendunterricht, Armen- und Krankenpflege zu nützen.
Vorzüglich aber waren die Klöster für die Verbreitung und Befestigung
des Christenthums sehr günstig, sie waren unter den ueubekehrten und
noch zu bekehrenden Völkern die Lichtpunkte, von denen die Strahlen
des Evangeliums immer von neuem wieder in das Dunkel heidnischen
Aberglaubens schienen, bis der Götzendienst endlich verdrängt wurde.
Das Klosterleben ist aus dem Einsiedlerleben entstanden. Bei den
grausamen, durch die römischen Kaiser verhängten Verfolgungen flohen
viele Christen, namentlich in dem zu stiller Beschauung von jeher ge-
neigten Aegypten in Wüsteneien, und lebten dort in tiefer Abgeschiedenheit
ganz ihrem Gott. Nachdem aber auch die Verfolgungen aufgehört
hatten, verließen immer noch viele Christen von ernstem Gemüthe die
nienschliche Gesellschaft und ihre verführerischen Freuden, um in der Einsamkeit
zu einer seligen Sterbestunde sich geschickt zu machen Antonius sammelte
die zerstreut Lebenden bereits 305 in der Art, daß sie ihre Hütten an
einander bauten. Pachomius vereinigte ganze Haufen solcher Einsiedler-
in gemeinschaftliche, abgeschlossene Wohnungen, also eine Art von Klöstern.
Die also Vereinigten hießen Mönche (einsam Lebende) und Nonnen (die
Reinen). Die Mönche beschäftigten sich mit Handarbeit und theilten den
Gewinn mit den Armen; denn für sich brauchten sie sehr wenig, sie ge-
nossen nur Brot, Wasser und Gemüse. Am Abende und um Mitternacht
wurden sie zum Gebete zusammengernfen, wo zwölf Psalmen, jeder von
einem andern Bruder, hergesagt wurden. Das heilige Abendmahl brachte
ein Bruder aus der Stadt mit und Jeder nahm es dann selbst zu sich.
Frei von den nagenden Sorgen und den aufreibenden Mühen der Zeit-
lichkeit, erreichten sie meistens ein erstaunlich hohes Alter.
Von Aegypten aus, wo auch Frauen- oder Nonnenklöster schon
entstanden waren, breitete sich das Klosterleben über das ganze Morgen-
land aus, wurde durch den heiligen Athanasius auch im Abendlande bekannt
und durch Ambrosius und Augustinus sehr befördert. Anfänglich waren
unter den Mönchen noch keine Priester, erst später wurden die Kloster-
leute zu Priestern gemacht und zu allen geistlichen Verrichtungen gebraucht.
Der heilige Benedict von Nursia machte sich um das Klosterleben sehr
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Antonius Pachomius Benedict_von_Nursia
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 65
Eid, den er nachher schriftlich absaßte und dem Papste übergab. In
diesem Eide gelobte Bonifacius bei der unthcilbaren Dreieinigkeit, dem
Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste und unter schweren Ver-
wünschungen dem Petrus, dem Fürsten der Apostel und seinem Statt-
halter, dem Papst Gregor, so wie den Nachfolgern desselben, den katho-
lischen Glauben in seiner ganzen Reinheit zu lehren, an der Einheit
dieses Glaubens, in welcher das Heil der Christen bestehe, zu halten
und sich niemals und in keiner Weise gegen die Einheit der Einen und
allgemeinen Kirche zu erklären. Er gelobte niit aller Treue und aller
Kraft den Nutzen der Kirche zu fördern, welcher von Gott die Macht
gegeben sei, zu binden und zu lösen, und dem Papst und seinen Nach-
folgern in allen Stücken gehorsam zu sein. Er gelobte endlich mit kei-
nem Vorsteher der Kirche, der gegen die alten Satzungen der heiligen
Väter handele, Gemeinschaft zu haben, vielmehr sich zu bemühen, jeden
solchen Vorsteher zurückzuhalten von diesem Verfahren, und, wenn ihm
dieses etwa unmöglich sei, seinem apostolischen Herrn wenigstens Anzeige
zu machen von der Ungesetzlichkeit.
Nach Ablegung dieses Eides weihte der Papst den demuthsvollen
und ergebenen Diener am 30. Nov. 723 feierlichst zum Bischöfe, ohne
ihm einen bestimmten Sprengel anzuwcisen. — Also ging Bonifacius
gewiß unter einem starken und gewaltigen Schirm, in Begleitung einer-
zahlreichen Schaar gleichgesinnter Brüder, mitten in Deutschland hinein,
und brachte den Krieg und den Frieden, augenblickliche Verwirrung und
bleibenden Gewinn für den Geist und für die Pflege des Geistes. Er
trat in eine bestehende Welt, die für ihr Dasein kämpfte, mit der Ab-
sicht und mit dem festen Entschlüsse, sie umzuschaffen. Seine Erscheinung
mußte daher Vielen auffallend sein, und sein Zweck Vielen ein Greuel.
Eine Menge menschlicher Interessen wurden durch sein Wirken berührt
und in Gefahr gebracht, und nicht selten wurden alle Leidenschaften auf-
geregt in der menschlichen Brust, die edelsten wie die gemeinsten. Wider-
stand aller Art, Hinderniß im Wort und Werke waren daher unaus-
bleiblich. Bonifacius war allerdings ein theilnehmender Mann, heiteren
Herzens, der die Gefühle der Freundschaft, der Zuneigung, des Wohl-
wollens kannte und pflegte; selbst in Religionssachen war er kein blinder
Eiferer, sondern er nahm gern Rath an und ließ dem Verstände sein
Recht und der Klugheit ihre Ehre. Aber im Bewußtsein der hohen
Bestimmung und in der Sicherheit des mächtigsten Schutzes mag er oft
Männern gegenüber, die an Einsicht, Kenntnissen und Beredlsamkeit tief
unter ihm standen, zu wenig Schonung bewiesen haben gegen das, was
den Menschen heilig und theuer war, zu wenig Nacksicht mit ihren
Schwächen, zu geringe Duldsamkeit gegen ihren Aberglauben, ihre Vor-
urtheile, ihre angestammten Bräuche, die er unverkennbar zum Theil
ganz unrichtig aufgefaßt hatte und die zum Theil wenigstens sehr un-
schuldig, wenn auch verwerflich waren; und durch die Strenge und Härte,
die er unter dem Schirme der fränkischen Waffen nicht scheute, hat er
vielleicht die Herzen erbittert, die Geister gereizt und die Wirrnisse, welche
nothwendig die Erfüllung seines Berufes begleiten mußten, auf mannig-
Nagel, kachol. Weltgeschichte. r.
9
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Gregor Gregor Bonifacius