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des Schlosses Canossa (in Modena), ehe der stolze Papst ihn vor sich ließ, in? und ward dann vom Banne unter der Bedingung gelöset, daß er nicht eher die Regierung wieder übernehme, bis der Papst es ihm erlaube (1077). — c. Mit Zorn und Scham ging Heinrich von dannen und zog gegen Rudolf von Schwaben, den seine Feinde zum Gegenkaiser gewühlt hatten. In der Schlacht bei Merseburg verlor Rudolf die rechte Hand und fiel dann durch den Herzog von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon. Eine neue Kirchenversammlung hatte indes den Papst abermals abgesetzt und einen andern gewählt, der Heinrich und Bertha krönte. — Heinrich übertrug dem neuen Herzog von Schwaben, Friedrich von Hohenstaufen, den Krieg gegen den 2. Gegenkaiser, Hermann von Luxemburg, und zog nach Italien. Der unbeugsame Gregor wurde von den Römern in seinem Paläste belagert, aber durch Robert Guiskard, Herzog der Normannen in Unteritalien, befreit. Er starb im folgenden Jahre zu Salerno in der Verbannung (1085). — d. Heinrich ward darnach auch in Deutschland seiner Feinde Herr und söhnte sich mit den Sachsen aus; da empörte sich sein ältester Sohn Konrad und, als dieser gestorben war, auch sein zweiter Sohn Heinrich. Hinterlistig gefangen genommen, entfloh er nach Lüttich, und hier erlag er, kurz vor der bevorstehenden Schlacht, dem Grame (1106).
Die Leiche wurde auf Befehl des Sohnes nach Speier gebracht, aber erst 1111, nachdem der Papst Paschalis den Bann gelöset, im Kaiserdome feierlich bestattet. — Bei seinen großen Fehlern rühmten auch die Gegner seine Wohlthätigkeit, Großmut, Tapferkeit und königliche Würde.
■ 8« 94. 4) Heinrich Y. Da der Papst ihm das Recht der Investitur nicht noti zugestehen wollte, so nahm er ihn gefangen, ward dafür aber von den Kardinälen gebannt (1111). Nach seinem Römerzuge sprach der Papst abermals den Bannfluch aus; indes gelang es ihm, den 50jährigen Investitur-Streit zu beendigen.
In dem Konkordat (Vertrag) von.worms (1122) ward festgesetzt, daß die Bischöfe das Zeichen ihrer geistlicheu Würde, Ring und Stab, vom Papste, dagegen das Zeichen ihrer weltlichen Herrschaft, das Zepter, vom Kaiser erhalten sollten. — Mit Heinrich starb das fränkische Kaisergeschlecht aus.
5) Lothar von Sachsen, dem die königliche Krone gegen seinen Willen 1125 übertragen wnrde, hatte an den beiden Hohenstaufen, Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, zwei mächtige Gegner; darum vermählte er seine einzige Tochter Gertrud an den welsischen Herzog Heinrich d. Stolzen von Bayern und belehnte ihn zugleich mit Sachsen und mit der Markgrafschaft Toskana in Italien. Dadurch wurde der Grund zu langer Feindschaft zwischen den Welfen und Hohenstaufen oder Waiblingern (v. d. Burg Waibling b. Stuttgart) gelegt. — Lothar verlieh die Nordmark (jetzt Altmark) an Albrecht den Bären von Anhalt; dieser eroberte aufs neue die wendische Stadt Brandenburg und die umliegenden Landschaften, zog zahlreiche deutsche Ansiedler aus Flandern dahin und legte dadurch den Grund zu der spätern Mark Brandenburg. Damals wurde zuerst Berlin genannt und zu Wien der Grund gelegt.
t §♦ 95. ^ußerdeutsche Ereignisse, a. Die Eroberung Eng-1066 lands durch die Normannen. Die Normannen (Nordmannen — Dänen, Schweden, Norweger) hatten an der Westküste Frankreichs 911 das Herzogtum der Normandie gegründet. Herzog Wilhelm der Eroberer ging 1066 nach England, besiegte den angelsächsischen König Harald bei Hastings, nahm dessen Thron in Besitz und verteilte die großen Güter des Landes
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Extrahierte Ortsnamen: Modena Merseburg Niederlothringen Schwaben Italien Unteritalien Salerno Deutschland Sachsen Bayern Sachsen Italien Stuttgart Brandenburg Flandern Brandenburg Berlin Schweden Frankreichs England
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unter seine Heerführer. Da die Normannen die französische Sprache angenommen hatten, so gingen viele französische Wörter in die angelsächsische über. — Der berühmteste der folgenden englischen Könige war Richard Löwenherz, + 1199.
1096 §. 96. b. Der erste Kreuzzug. a. Die Araber, welche Palästina
erobert hatten, gestatteten den christlichen Wallfahrern den Besuch der heiligen Orte; die Türken dagegen, welche sich 1073 des Landes bemächtigten, mißhandelten die Christen und entweihten die Stätte ihrer Andacht. Der Einsiedler Peter von Amiens, der Jerusalem besuchte, brachte einen Hülferuf des dortigen Patriarchen an den Papst Urban Ii. und weckte durch seine feurigen Reden in Italien und Frankreich das Verlangen, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Der Papst berief zuerst eine Kirchenversammlung nach Piacenza in Italien und dann eine noch größere nach Clermont in Südfrankreich; unter dem Rufe: „Gott will es!" hefteten sich viele Tausende ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, zum Zeichen, daß sie an dem Zuge teilnehmen wollten. — b. Im Frühjahre 1096 zogen Tausende unter Peter von Amiens und Walter ohne Habe voraus, ohne das Ziel zu erreichen; das Hauptheer führte Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, mit seinem Bruder Graf Balduin von Flandern, Graf Tankred aus Unteritalien und anderen Helden durch Deutschland, Ungarn und Kleinasien. Nach unsäglichen Leiden und Kämpfen (Sieg bei Antiochien über Sultan Korboga) erreichten von 300000 Mann nur 40000 Jerusalem. Nach zweitägigem Sturm wurde die Stadt erobert (1099). Gottfried regierte nur ein Jahr als „Beschützer des heil. Grabes"; sein Bruder Balduin nahm den Königstitel an.
D. Die schwäbischen oder hohenstaufischen Kaiser. 1138—1254.
1138 t §. 97. 1) Konrad Iii. a. Die Fürsten wählten nicht den stolzen Heinrich von Bayern, der sicher darauf rechnete, sondern Konrad von Franken, den Hohenstaufen. Dieser nahm Heinrich das Herzogtum Sachsen und verlieh es Albrecht dem Bären, und als Heinrich zu den Waffen griff, erklärte er ihn in die Acht und nahm ihm auch Bayern. Heinrich starb, ehe der Krieg zum Ausbruch kam, und hinterließ einen 10jährigen Sohn, den nachmaligen Heinrich den Löwen. Da erscholl der Ruf: „Hie Welf! Hie Waiblingen!" durchs ganze Reich. Bis 1142 verteidigte Heinrichs Witwe Gertrud Sachsen gegenalbrecht denbären; inbayern kämpfte sein Oheim, Graf Welf von Altorf. (Schlacht bei Weinsberg, 1140. Die Weiber von Weinsberg.) In dem Frieden erhielt der junge Löwe Sachsen wieder, doch mußte er die Altmark an den Bären abtreten, der sich nachher Markgraf von Brandenburg nannte.
b. Der Abt Bernhard von Clairvaux bewog Konrad, mit Ludwig Vii. von Frankreich einen Zug nach dem bedrängten heiligen Lande zu unternehmen. Das Heer schmolz durch Wasserfluten, Hunger und Kämpfe von 70000 auf 7000 Mann zusammen; mit dem Reste erreichte Konrad Jerusalem, konnte aber das feste Damaskus nicht erobern. — Zn feinem Nachfolger empfahl er seinen tapfern Neffen, Friedrich von Schwaben, der ihn auf dem Kreuzzuge begleitet hatte.
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Italien Frankreich Piacenza Italien Clermont Niederlothringen Unteritalien Deutschland Ungarn Kleinasien Jerusalem Sachsen Waiblingen Weinsberg Weinsberg Sachsen Brandenburg Frankreich Damaskus
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Schweiz in Republiken umgewandelt und von Frankreich abhängig gemacht, vorn deutschen Reiche aber die Abtretung des linken Rheinufers gefordert.
— b. 1798 segelte Bonaparte nach Ägypten. Er eroberte Malta, erstürmte Alexandrien und siegte bei den Pyramiden über die Mameluken (kaukasische Sklaven-Soldaten); dagegen wurde die französische Flotte durch den englischen Seehelden Nelson bei Abukir (öftl. von Alexandrien) vernichtet. Bonaparte drang 179z nach Palästina vor und schlug das türkische Heer am Berge Tabor, kehrte aber bald darauf nach Frankreich zurück. — c. Unterdessen hatten England, Rußland, Österreich, Neapel und die Türkei das zweite große Bündnis gegen Frankreich geschlossen (1798). Erzherzog Karl warf die französischen Heere über den Rhein zurück; der russische General Suwarow siegte in Italien, wurde dann aber bei Zürich geschlagen und von dem launenhaften Kaiser Paul mit seinen Truppen zurückgerufen.
§. 156. Napoleon Bonaparte als Konsul, + a. 1799 stürzte 1799 Bonaparte das Direktorium und ließ sich zum ersten Konsul ernennen.
Er ging mit einem neugeschaffenen Heere über bett großen St. Bernhard nach Italien und errang bei Marengo einen vollständigen Sieg über 1800 die Österreicher. Moreau drang zu gleicher Zeit in Süddeutschland vor und schlug den Erzherzog Johann bei Hohenlinden (östl. von München).
Im Frieden zu Lüneville trat Deutschland das ganze linke Rheinufer isoi an Frankreich ab. (Da England den Krieg wieder aufnahm, so ließ Napoleon 1803 Hannover besetzen und mit einer Kriegssteuer von 20 Mill. Franken belegen). — b. Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Am 2. Dezb. 1804 1804 ließ sich Napoleon vom Papste zu Paris salben und setzte sich die Kaiserkrone auf. Um seiner Macht Schranken zu ziehen, schloß England mit Österreich, Rußland, Schweden und Neapel das 3. große Bündnis (1 *05). 1805 Über die französisch-spanische Flotte erkämpfte Nelson bei Trafalgar (südl. von Cadix) sterbend einen glänzenden Sieg; Napoleon aber nahm den österreichischen General Mack in Ulm gefangen und überwand das große österreichisch-russische Heer in der blutigen Dreikaiserschlacht von Austerlitz (östl. von Brünn; Franz Ii. v. Österreich, Alexander l. v. Rußland). Im Frieden von Preßburg trat Kaiser Franz Venetien an das Königreich Italien und Tirol an Bayern ab. Dann ernannte Napoleon seinen Bruder Joseph zum Könige von Neapel, seinen Bruder Ludwig zum Könige von Holland, seinen Stiefsohn Eugen zum Vicekönige von Oberitalien.
§. 157. Die Auflösung des deutschen Reiches.
a- 3m Frieden von Lüneville war das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten und zugleich festgesetzt worden, daß die weltlichen deutschen Fürsten durch geistliche Gebiete entschädigt werden sollten. Der deutsche Reichstag zu Regensburg bestimmte daher 1803 Folgendes: Österreich erhielt die Bistümer Trient und Brixen und für den verwandten Großherzog von Toskana das Bistum Salzburg; dafür trat es an den entthronten Herzog von Modena den Breisgau, das jetzige südliche Baden, ab. Preußen empfing die Bistümer Münster, Paderborn, Hildesheim, ferner das Eichsfeld, Erfurt, Nardhausen, Mühlhausen und Goslar; Bayern: die Bistümer Würzburg, Bamberg, Freisingen, Augsburg, Passau und eine Reihe Reichsstädte; Württemberg: Klostergüter und Reichsstädte; Bade«: Konstanz, Heidelberg und Mannheim; Havno ver: Osnabrück. — Von den geistlichen Fürsten blieb nur der Kurfürst von Mainz, dem Regensburg zum Wohnsitz angewiesen wurde. Napoleons Schwager Mürat wurde Großherzog von Berg (am Niederrhein). Baden, Württem-
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hebt das königliche Ansehen; aber Heinrich Ii. von England, der die von Ludwig geschiedene Eleonore heiratet, besitzt über die Hälfte des Landes (Normandie, Bretagne, Maine, Anjou, Touraine, Poiton, Guienne, Gascogue). Kreuz-
3 U 9 2)1 Wtipp Ii. August (1180—1223), klug und tapfer, entreißt den Eng- 1200 ländern die Normandie, Maine, Anjou, Touraine und Poitou und macht diese Provinzen zu Krongütern. Sieg bei Bon v in es in Flandern, 1214. Ernennung von 6 geistlichen und 6 weltlichen Pairs. Kampf der Städte mit den Feudalherren. Kreuzzug 1190.
3) Ludwig Xi., der Heilige (1226—70), beendet den grausamen Albigenser- 1250 krieg, zieht Toulouse ein und erlangt die Auvergne; giebt neue Gesetze, begünstigt die Freiheit der Städte, unterwirft die Vasallen den königl. Obergerichten und weist die päpstlichen Ansprüche zurück. Pragmatische Sanktion 1269.
Zwei unglückliche Kreuzzüge.
4) Philipp It., der Schöne (1285—1314), gewaltsam und rücksichtslos; i?.oo erheiratet die Champagne und Navarra und macht Flandern lehnspflichtig; stärkt seine Macht durch Aufnahme der Städte in die Reichsstände, tritt dem Papst Bonifaz Viii. mit Erfolg entgegen und zwingt dessen Nachfolger, ihren Sitz in Frankreich (von 1309 in Avignon) zu nehmen; vernichtet grausam den Orden
der Tempelherren (1312). — Die königliche Macht ist fest gegründet.
C. Das Haus Valois. 13*28
1) Der 100jährige Krieg mit England (1339—1453). a. Philipp Vi. (1328—50) bestätigt das salische Erbfolge-Gesetz, wird aber von Eduard Iii. von England angegriffen, der Anspruch auf die Krone macht. Sieg Eduards
des schwarzen Prinzen (Ednards Iii. Sohn) bei Crecy (nördl. der Somme) 1346 1346 und bei Maupertuis (unweit Poiüers) 1356, wo König Johann Ii. von Frankreich gefangen wird. Vereinigung der Dauphine mit Frankreich.
Friede mit England 1363: Aquitanien, d. i. das südliche Drittel des Landes, fällt an England. — b. Karl V. (+ 1380) gewinnt durch Bertrand du Gnescliu die meisten Gebiete wieder; aber Heinrich V. v. England siegt 1415 bei Azincourt (zw. Boulogne und Arvaö), und der Bürgerkrieg der 1415 orleanistischen und bnrgundischen Partei unter dem schwachsinnigen Karl Vi. giebt ihm Aussicht auf den französischen Thron. — c. Karl Vii. (1422—61) wirb, nachdem die Jungfrau von Orleans (Johanna b’Arc aus Domremy in Lothringen) diese Stadt entsetzt hat, von berselben 1429 nach Rheims zur Krönung geführt. 1429 1453 Nieberlage der Englänber unter Talbot bei Chatillon; nur Calais bleibt in ihren Hänben. — 1438 Erweiterung der pragmatischen Sanktion.
2) Ludwig Xi. (1461—83), klug mtb treulos, bricht die Macht der Vasallen 1475 völlig; vereinigt 1477 nach Karls des Kühnen Tode Bnrgnnd und 1480 die Provence mit Frankreich. Sein Sohn, Karl Viii., zieht das letzte Lehen, die Bretagne, ein.
3) Franz I. (1515—47), ehrgeizig und gewissenlos; führt vier Kriege 1535 gegen Karl V. (§. 129); sorgt für Handel, Kunst und Gewerbe.
4) Heinrich Ii. besetzt 1552 Metz, Tonl und Verbun und erlangt 1558 isso Calais (§. 131). — Unter Karl Ix. beginnen 1562 die Hugenottenkriege.
Die Bartholomäusnacht 1572 (§. 133).
I). Das Haus Bourbou. 1589
1) Heinrich Iv. (1589—1610). Ebikt von Nantes 1598 (§. 133).
2) Ludwig Xiii. (1610—43). Seit 1624 leitet Karbinat Richelieu die 1625 Verwaltung. Er beschränkt die Macht der Parlamente (hohen Gerichtshöfe) und
des Adels; wirft die Hugenotten nieder; unterstützt, um Österreich und Spanien zu schwächen,, die deutschen und niederländischen Protestanten (§. 138) und bahnt Frankreichs Übergewicht an.
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10 Jahre ruhen und dem Kaiser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und der Berg Karmel eingeräumt werden sollten. Er empfing die Königskrone von Jerusalem, kehrte darauf zurück und zwang den Papst zur Aufhebung des Bannes. — Fünf Jahre hielt nun der Kaiser, der selber als Dichter glänzte und 6 Sprachen redete, in Italien seinen prächtigen Hof und erwarb sich durch treffliche Gesetze die Liebe der Neapolitaner und Sicilianer. — b. Nach 15jähriger Abwesenheit kehrte Friedrich nach Deutschland zurück (1235), wo sein Sohn Heinrich eine Verschwörung angestiftet hatte. Friedrich erstickte die Empörung und verzieh: als aber Heinrich den zweiten Versuch machte, sandte er ihn mit seiner Familie gefangen in ein süditalisches Schloß, wo derselbe nach 7 Jahren starb. — c. Dann kämpfte er siegreich gegen die lombardischen Städte, doch gelang es ihm nicht, dieselben zu unterwerfen. Als Gregor Ix. sie unterstützte und über den Kaiser abermals den Bann aussprach, zeigte dieser in Schriften voll feuriger Beredsamkeit das Unheil, welches die Herrschsucht der Päpste anrichte; und als Papst Innocenz Iv. den Bann erneuerte und Friedrich und sein Haus für ewige Zeiten jedes Thrones unwert erklärte, erhob sich dieser noch gewaltiger und rief in flammenden Schriften Fürsten und Völker zum Kampfe gegen die geistliche Anmaßung auf. Mitten in diesem Kampfe, in ungebrochener Kraft, raffte der Tod den geistesgroßen Kaiser hinweg (1250). — d. In Deutschland vertrat während dieser Zeit den Kaiser sein schwacher Sohn Konrad. 1241 brachen die Mongolen, die unter Dschingis-Khan in Asien ein ungeheueres Reich gegründet hatten, in Schlesien ein; die Schlacht auf der Walstatt bei Liegnitz, wo sie den Sieg durch große Verluste erkauften, bewog sie, umzukehren und ihren Verheerungszug nach Ungarn zu lenken.
102. 7). Konrad Iv. (1250—1251) und 8) Wilhelm von Holland 1250 <1247—1256). Das Interregnum (1256—1273). a. Gegen Konrod waren schon bei Lebzeiten seines Vaters 2 Gegenkönige aufgestellt, zuerst Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland. Nach seines Vaters Tode zog Konrad nach Italien und nahm Neapel in Besitz, starb aber schon 1254 an Gift. Zwei Jahre später fiel sein Gegner Wilhelm gegen die Friesen. — Nun verkauften einige deutsche Fürsten ihre Stimmen an Richard von Cornwall, den Bruder des englischen Königs, andere an Alfons von Kastilien, die aber beide nicht zur Regierung gekommen sind. — b. Nach Konrads Tode bewog Papst Innocenz den Herzog Karl von Anjo u, einen Bruder des französischen Königs, sich Neapels und Sicilienss^n^vemächtigen. Sein Erbe wieder zu erlangen, zog 1268 der 16jährige Sohn Konrads, der ritterliche Konrad in, mit einem Heere nach Unteritalien, fand aber in Neapel mit seinem Freunde Friedrich von Oesterreich den Tod auf dem Blutgerüst. — Die traurige kaiserlose Zeit, in der das Faust recht überhand nahm, heißt das Interregnum, d. i. Zwischenreich.
Deutsches Volksleben am Ende des Mittelalters.
§• 103. Im Mittelalter, d. i. der Zeit vom Untergang des römischen Reichs bis zur Reformation, bietet das Volksleben manche bemerkenswerte Erscheinungen. Dahin gehören zunächst die Kreuzzüge (§. 96). Die wichtigsten wurden geführt von: 1) Gottfried von Bouillon, 1096; 2) Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich, 1147; 3) Friedrich I., 1189; 4) Richard Löwenherz v. England und Philipp August v. Frankreich, 1190; 5) Friedrich Ii., 1228.
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in katholischen Ländern so verhaßt, daß Papst Clemens Xiv. den Orden aufhob (1773). Pius Vii. stellte ihn 1815 wieder her.
§. 133. Die Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit, a. In Frankreich hatten die Reformierten (Hugenotten) in zwei blutigen Kriegen ihren Glauben verteidigt; da bot die herrschsüchtige Mutter des Königs Karl Ix., Katharina v. Medici, dem Führer derselben, dem jungen König Heinrich von Navarra, ihre Tochter Margareta zur Gemahlin. Unmittelbar nach der Hochzeit, am Vorabend des Bartholomäustages (24. Aug. 1572) wurden auf Befehl Katharinas und Karls in 1572 Paris über 3000 Reformierte ermordet, unter ihnen der greise Admiral Coligny; in ganz Frankreich fielen in den nächsten Tagen über 30 000.
— b. Nachdem Karl unter den fürchterlichsten Gewissensbissen gestorben und sein Nachfolger Heinrich Iii. von einem Dominikanermönch ermordet war, gelangte Heinrich Iv. von Navarra auf den Thron. (Ein Vater des Volks: „Jeder Bauer sollte des Sonntags sein Huhn im Topfe haben."
Zum Minister Sülly: „Wenn Ihr mir nicht mehr widersprecht, werde ich glauben, daß Ihr mich nicht mehr liebt.") Um die Katholiken zu beruhigen, trat er zu ihrem Bekenntnis über; weil er aber im Edikt von Nantes den Reformirten freie Religionsübung zusicherte, fiel er auf Anstiften der Jesuiten durch den Dolch des Meuchelmörders Ravaillac (1610).
+ §.134. Abfall der Niederlande. (1564—1609.) Philipp Ii. von Spanien hatte von Karl V. 1556 die Niederlande erhalten, und er beschloß, auch hier den evangelischen Glauben auszurotten. Der Regentin, seiner Schwester Margaretha v. Parma, setzte er den harten Kardinal Granvella zur Seite, der die schrecklichen Glaubens- oder Jnquisitions-gerichte einführte. Dreihundert adelige Männer, die s. g. Geusen (d. i. Bettler) verbanden sich zum Kampfe: aber ihre Truppen wurden geschlagen.
Weil die Regentin nicht die äußerste Strenge übte, sandte Philipp den grausamen Herzog von Alba. Ueber 100000 Reformierte verließen das Land, und 20 000, unter ihnen die Grafen Egmont und Hoorne, endeten auf dem Blutgerüste. Aber mit Todesverachtung kämpfte das Volk unter Wilhelm von Oranien für seine Freiheit. Nach 6 Jahren wurde Alba freilich zurückgerufen; doch der Krieg dauerte mit gleicher Unmenschlichkeit fort. Philipp setzte einen Preis auf Oraniens Kopf, und 1584 wurde derselbe auf Anstiften der Jesuiten von einem Franzosen ermordet. Sein Sohn, der 17jährige Moritz, übernahm den Oberbefehl, und 1609 mußten die 160 >> Spanier die Freiheit der 7 nördlichen Provinzen (der Generalstaaten) anerkennen.
+ §• 135. Elisabeth von England (1558—1603) und Maria Stuart, a. Unter Heinrichs Viii. Tochter, der katholischen Maria, hatten auch in England die Scheiterhaufen gelodert; ihre Schwester Elisabeth führte dagegen die Reformation zum Siege. Der Handel, Ackerbau und Wohlstand des Landes stiegen unter ihrer kraftvollen und klugen Regierung zu hoher Blüte; aber sie besteckte ihren Ruhm durch die Hinrichtung der Maria Stuart. Diese, die Tochter Jakobs V. von Schottland, war in Frankreich erzogen und sehr jung an den französischen Kronprinzen Franz
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Katharinas Karls Paris Frankreich Navarra Nantes Niederlande Spanien England England Frankreich
C. Das Romerreich.
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besondern Schutzes, so daß seine Regierung als das goldene Zeitalter der
römischen Kaiserzeit gelten kann. Sein Nachfolger Marcus Aurelius Auto -Marcus
ninus der Philosoph war gleich ausgezeichnet im Krieg wie im Frieden.'m-
Er besiegte die Markomannen auf der gefrornen Donau und drängte in 180
einem langen Kriege die germanischen Völker, die dem Markomannen-
bunde angehörten, über die Grenzen zurück. Er starb auf einem Feldzuge in
Vind o b ona (Wien). Marc Aurel war ein einfacher, abgehärteter Mann,
der aus dem Throne der st o i sch e n Tugend und Sittenstrenge treu blieb (§.91).
Er beförderte Bildung und nützliche Anstalten und von seinen edeln Vorsätzen
und Bestrebungen zeugt die Sammlung von Betrachtungen, die er verfaßt und
„Ansichselb st" überschrieben hat.
§.164. Cultur und Sitten. Zu dieser Zeit herrschte im römischen
Reiche die größte Civilisation, so sehr auch das Volk an sittlicher Entartung litt.
Künste und Wissenschaften wurden an den Höfen der Kaiser und in den Palästen
der Reichen gepflegt und alle Stände nahmen daran Theil. Handel und Gewerbe
blühten; Wohlstand und Bildung gaben sich in den volkreichen Städten und in
den eleganten Wohnhäusern kund; in Rom und in den bedeutendern Städten der
Provinzen erhoben sich Lehranstalten. Die Trümmer der Bauwerke, Heerstraßen,
Brücken, die wir nicht nur in Italien, sondern auch in vielen Provinzstädten (Trier,
Nimes) noch jetzt bewundern, die Statuen, Särge (Sarkophage) und Altäre mit
Basreliefs und Inschriften, thönerne und eherne Gefäße (Vasen) von künstlicher
Form, „die man aus dem Schooß der Erde gräbt", Alles giebt Zeugniß von dem
Kunstsinn und der Bildung der alten Völker in der Kaiserzeit. Aber diese Bil-
dung glättete nur die Oberfläche; Sittlichkeit, Seelenadel und Charakterstärke fan-
den keine Geltung; Freiheit war ein unbekanntes Gut. Das Volk, nicht mehr
durch Krieg und Ackerbau gekrästigt, verfiel in Weichlichkeit und Wollust; es er-
götzte sich an den rohen Gladiatoren-Spielen und Thierkämpfen in den
Amphitheatern und überließ sich den erschlaffenden Genüssen der üppigen
Badeanstalten (Thermen), womit die Kaiser die Hauptstadt reichlich ver-
sahen, um die Bürger von ernsten Dingen abzuziehen. Umsonst schwingt Persius Persius
zürnend die Geißel der ernsten Satire über das entartete Geschlecht und sucht M~62-
alte Kraft, Sittlichkeit unv Einfachheit zurückzuführen; — umsonst enthüllt der
geistreiche Juvenälis in seinen scherzhaften Satiren die furchtbare Tiefe derluvenalir
Laster und Gebrechen und straft seine entarteten Zeitgenossen; — umsonst verspot- c'100*
tet der leichtfertige Grieche Lucian in seinen witzigen und satirischen Schriften Lucian
alle bestehenden Zustände in Religion und Leben, um das Alte zu vernichten und c- 200-
für Neues und Besseres Raum zu schaffen; menschlicher Rath kam zu spik; nur
eine höhere Macht konnte die untergehende Welt retten; die Hülse war bereits er-
schienen, aber die verblendeten Römer erkannten sie nicht, weil sie nicht im Prunke
der Herrschaft, sondern im Gewände der Demuth einherzog. Nur die Rechts-
wissenschaft (Jurisprudenz) gelangte in dieser Zeit zu hoher Blüthe. Die ver-
wickelten Verhältnisse des Staats - und Privatlebens und der Mangel an Treue und
Redlichkeit im Volke machte die Ausbildung der öffentlichen Rechtsinstitute in allen
ihren Verzweigungen zur Nothwendigkeit. Daher werden die Rechtsgelehrten dieser
Periode, Gajus, Papinian, Ulpian und Paulus, vorzugsweise die klas-
sischen genannt.
5. Nom unter der Militärherrschaft.
§. 169. Mit Commödus, Aurel's unwürdigem Sohne, beginnt Roms Eommo-
Verfall. Er war ein roher Wütherich, der nur an Fechterspielen und Thier- -wl°
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Geschichte der alten Welt.
Alexander erregte. Man nannte diese Schule die cynische von dem Ort, wo
Antisthenes lehrte; darauf anspielend belegte man den Diogenes mit dem Namen
Cyniker. Cyon (Hund), weil das arme, genußlose Leben, das er führte, mehr für einen
Hund, als für einen Menschen zu passen schien. Diese Lehre liegt in veredelter Ge-
Stoiker. statt der stoischen Philosophie zu Grunde, die Zeno (ch 264), ein Zeit-
genosse Alexanders, in der Säulenhalle (Stoa) zu Athen vortrug. Nach sei-
ner Lehre gelangt der Mensch nur dadurch zur Glückseligkeit, daß er alle Ge-
schicke und Wechselfälle des Lebens, Freude und Schmerz, Glück und Unglück mit
unerschütterlichem G leichmnth e erträgt, was um so mehr seine Pflicht ist, als
Alles durch eine ewige Naturnothwendigkeit oder Verhängniß (Fa-
tum) von Anbeginn an genau vorausbestimmt ist. — Im Gegensatz zu dieser
Aristipp. Richtung stellte ein anderer Schüler des Sokrates, Aristipp von Cyrene, den
Genuß des Lebens als obersten Grundsatz auf und lehrte die Kunst, die geisti-
gen und sinnlichen Genüsse weise mit einander zu verbinden. Von seinem Schüler
Epiku- Epikur (ch 269) wurde diese Kunst des Genießens in ein Lehrgebäude zu-
mr' sammengefaßt, das viele Anhänger zählte. Während aber Epikur die Glückseligkeit
in ein „Freisein von allen schmerzhaften, die Zufriedenheit störenden Zuständen"
setzte, überschritten seine Anhänger die Linie der Mäßigung, stellten Wohlleben und
Befriedigung der sinnlichen Lüste als Lebenszweck hin und bildeten den Epiku-
reismus zur Philosophie der Verweichlichung und Wollust aus.
C. Das Uömerreich.
Altitalische Völkerschaften und Einrichtungen.
§. 92. Die schone Halbinsel, die im Norden von den Alpen begrenzt, nach
Morgen, Mittag und Abend von Theilen des Mittelmeers umgeben und ihrer
ganzen Länge nach von den Apenninen durchzogen ist, war vor Alters von vie-
len Völkerschaften verschiedenen Ursprungs bewohnt. In Oberitalien, auf bei-
den Usern des Po (Padus), lebten gallische Völker, die, in viele Stämme und
Staaten gespalten, die zahlreichen Städte, sowohl in der fruchtbaren Ebene als an
der Meeresküste, inne hatten. Mittelitalien war der Wohnsitz mehrerer kleinen
Völkerschaften, die theils seit undenklichen Zeiten im Lande seßhaft waren und als
Eingeborne galten, theils aus der Fremde einwanderten. Zu den letztern gehört
das merkwürdige Volk der Etrusker, zu den erstem der kräftige Volksstamm der
Sabeller, der sich wieder in verschiedene kriegerische, freiheitliebende Völkerschaf-
ten schied, unter denen die Sabiner, Samniter und Aequer die bedeutend-
sten waren. Die Latiner, ein kräftiges Landvolk im Süden der Tiber, waren ein
Mischvolk von Eingebornen und Eingewanderten, womit sich nach der Eroberung
von Troja noch eine trojanische Kolonie unter A e n ea s ’ Führung verbunden
haben soll. Unteritalien war auf den Küstenländern mit griechischen Pflanz-
städten bedeckt, im Innern von streitbaren Stämmen sabellischerabkunft, alssam-
niter, Campaner, Lueaner bewohnt. Campanien mit seinen Wein- und
Getreidefeldern gehört zu den schönsten und fruchtbarsten Gegenden des Erdbodens,
daher die Römer eine Menge prachtvoller Landhäuser daselbst anlegten. — Unter
den Völkern Mittelitaliens find die Etrusker am merkwürdigsten. Sie bildeten
einen Bundesstaat von 12 unabhängigen Stadtgemeinden, wovon Cäre,
Tarquinit, Perusia, unweit des trasimenischen Sees, Clusium
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Antisthenes Zeno_( Alexanders Alexanders Aristipp_von_Cyrene
Die Völkerwanderung.
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men Semi arianer im Morgenlande einige Geltung. Ströme von Blut wurden
wegen dieser dem menschlichen Geiste unerforschlichen Lehrsatzungen vergossen. —
Ein nicht minder folgenreicher Streit erhob sich im fünften Jahrhundert über die
Erbsünde und Gnadenwahl, indem Augustinus, Bischof von Nordafrika,
den Grundsatz aufstellte, daß die menschliche Natur durch Adams Sündenfall un-
fähig geworden sei zum Guten aus eigener Kraft, daß diese Kraft nur durch die
Gnade Gottes in einem Theil der Menschen erzeugt werde, während der andere dem
Vervcrben überlassen bleibe. Jene seien also von Anbeginn an zur Seligkeit, diese
zur Bervammniß voraus bestimmt ( p r ä d e st i n i r t). Diese strenge Lehre wurde
von Pelagius, einem britischen in Afrika weilenden Mönch, bekämpft und der
Grundsatz aufgestellt, daß der Mensch durch die Kraft seines freien Willens
Gutes thun und der Seligkeit theilhaftig werden könne. — Die christlichen Schrift-
steller der ersten Jahrhunderte werden Kirchenväter genannt. Ihre Werke sind
um so wichtiger, weil die Traditionslehre der katholischen Kirche auf ihnen
beruht. Je näher sie daher dem Zeitalter der Apostel stehen, desto größer ist ihr
Ansehen, da man annimmt, daß die Jünger Jesu ihren Zeitgenossen manche
mündliche Mittheilungen gemacht haben, die sich nicht in den apostolischen
Schriften stnden, wohl aber aus den Werken der Kirchenväter erkannt werden mö-
gen. Sie schrieben theils griechisch, theils lateinisch. Unter den griechischen
Kirchenvätern ragen vor Allen hervor die alerandrinischen Geistlichen Clemens
und Orig enes, der Kirchenhistoriker Eusebius und der Kanzclredner Chry-
sostomus in Constantinopel; unter den lateinischen nehmen neben Augustinus,
Tertullian, Lactantius und Hieronymus die erste Stelle ein. Die von
Hieronymus herrührende Uebersetzung der Bibel erlangte unter dem Namen
„Vulgata" kirchliche Geltung.
§. 175. Von Konstantins drei lasterhaften Söhnen, die sich, dem Willen
des Vaters gemäß, in das Reich theilten, erlangte nach langjährigen blutigen
Kämpfen Constantius die Alleinherrschaft. Da er in Asien beschäftigt war, Constan
so schickte er seinen Vetter Iulianus nach Gallien, um die Reichsgrenzen ge- zz?—
gen die germanischen Völker zu schützen. In dem alten Decumatlande (§. 161) seo.
am Oberrhein und den Donauquellen hatten die streitbaren Allemannen sich
Wohnsitze erfochten, und dieselben bis über den Bodensee im Süden und bis
an die Lahn im Norden ausgedehnt. Voll kriegerischen Ungestüms suchten sie
auch das überrheinische Land ihrer Herrschaft zu unterwerfen und machten Ein-
fälle in das römische Gallien. Julian besiegte die Allemannen bei Straß- 357
bürg, setzte zweimal über den Rhein, schlug in den Niederlanden die Fran-
ken zurück und erneuerte den altrömischen Waffenruhm. Von seinen Soldaten
in seiner Lieblingsstadt Paris zum Kaiser ausgerufen, zog Julian gegen 360.
Constantius, und es würde zum Bürgerkrieg gekommen sein, wäre nicht der
letztere um dieselbe Zeit gestorben. Ohne Hindernisse bezog nunmehr Julian 3lltian
als Beherrscher des großen Reichs die Kaiserburg in Constantinopel. Er ent- s«i-
sernte alsbald alles überflüssige Hofgesinde, beschränkte den Hofstaat und befliß ^
sich in Kleidung und Lebensweise der größten Einfachheit; er sorgte für un-
parteiische Rechtspflege und stellte im Heer Zucht und kriegerische Tugend
her. Wirkte er dadurch kräftigend auf das erschlaffte Geschlecht, so störte dage-
gen sein Eifer, das Heidenthum wieder zu beleben, den Erfolg sei-
ner Bestrebungen. Der Zwang, den er in seiner Jugend von christlichen Lehrern
erduldet, hatte in ihm eine Abneigung gegen das Evangelium erzeugt, während
seine lebhafte Einbildungskraft und seine Liebe für Plato's Philosophie
(§. 65, 72.) und für die Literatur und Dichtkunst des Alterthums ihn zum be-
geisterten Verehrer des Heidenthums machten. Darum wurde er von den christ-
Weber, Weltgeschichte. 5. Ausi. o
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