268 Russischer Feldzug.
Zu bewegen, vor den anrückenden Franzosen zu fliehen und nur rauchende Trümmer und Verwüstung ihnen zurückzulassen. Vor Moskau aber mußte es zu einer Schlacht kommen. Diese heilige Stadt, die alte Czarenstadt, durfte nicht ohne Schwertstreich den Franzosen überlassen werden, wenn nicht die Unzufriedenheit des Heeres bedeutend gesteigert werden sollte. Daher nahm Ku-7. Sept. tusow bei Borodino an der Moskwa eine Schlacht an, in welcher 250,000 Mann unter dem Feuer von 1200 Kanonen auf einem engen Raum zusam-. mengedrängt waren. Marschall Ney, von da an Fürst von der Moskwa genannt, zeichnete sich dabei besonders aus. Der Verlust war auf beiden Seiten ungeheuer. 80,000 Todte und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld. Die Russen verloren zwar die Schlacht, aber sie zogen sich in vollkommener Ordnung zurück. Kutusow zog nach Moskau, getraute sich aber nicht, vor dessen Thoren eine zweite Schlacht zu schlagen, konnte die/Stadt nicht halten und wandte sich südlich auf der Straße nach Kaluga. Am 14. September zogen die Franzosen, deren Hauptheer durch Krankheiten und Kämpfe von 300,000 Mann bereits auf 90,000 Mann herabgesunken war, in Moskau ein, nachdem über neun Zehntheile der Einwohner mit ihren besten Habseligkeiten die Stadt verlassen hatten. Dies war für Napoleon kein Einzug wie früher in den Hauptstädten Europas: es herrschte Todtenstille in der Stadt. Doch zog er mit Befriedigung in dem alten Czarensitz, dem prächtigen Kreml, ein. Aber Graf Rostopfchin, Gouverneur von Moskau, beschloß, durch den Untergang Moskaus Rußland zu retten, und traf aus eigene Faust Anstalten, daß mit dem Einzuge der Franzosen die ganze Stadt eingeäschert werde. Gleich am 14. brannte es, am 16. mußte Napoleon schon den Kreml verlassen, über die.„Scythen" schimpfend, die nach Barbaren Art Krieg führen, und am 20. September lagen zwei Drittheile der Stadt in Asche. Dadurch waren Napoleon seine Winterquartiere vernichtet, und es blieb ihm nichts anderes Übrig, als Frieden zu schließen oder unter den ungünstigsten Verhältnissen den Rückzug anzutreten. Er versuchte zuerst das erstere und unterhandelte mit Alexander und mit Kutusow. Daß diese Unterhandlungen zu keinem Resultat führten, dafür sorgte Napoleons größter Feind, der von ihm geächtete preußische Minister Stein, den vor dem Ausbruche des Krieges Alexander zu sich eingeladen hatte, um sich seines Rathes zu bedienen. Stein folgte und wirkte in Rußland als ächter deutscher Patriot. Er war schon vor dem Brande Moskaus von dem Untergange d«S* französischen Heeres so fest überzeugt, daß er schon damals Plane zur Erhebung Preußens und ganz Norddeutschlands, entwarf, mit Dörnberg und Gneifenau Verbindungen anknüpfte, ein deutsches (S'omite hiefür bildete und den als Schriftsteller und Dichter ausgezeichneten Ernst Moriz Arndt nach Petersburg zu sich berief.
. Die Friedensunterhandlungen, von Rußland absichtlich Angezogen, scheiterten , und nach fünf kostbaren Wochen mußte Napoleon, als der russische Winter schon vor der Thüre war, von Moskau aufbrechen und seinen weit-18.Okt.historischen Rückzug antreten. Er brach südlich gegen Kaluga auf, um Landstriche, die vom Kriege noch nicht berührt waren, durchziehen zu können. Aber 24.Okt.kutusow verlegte ihm in einem hartnäckigen Treffen bei Malojaroslawecz den Weg und zwang ihn, umzukehren und über die Schlachtfelder von Borodino und Smolensk seinen Rückzug anzutreten. Hunger und Kälte wütheten furchtbar unter dem Heere; die Kälte stieg auf 18 Grad; die Russen waren ihren Feinden immer auf den Fersen; die Kosaken umschwärmten ihre Flan-9. Nov. ken, und bei seinem Einzug in Smolensk hatte Napoleon nur noch 40,000
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Wartenburg. Völkerschlacht bei Leipzig. 275
Lach, Kulm und Nollendorf, Dennewitz, und dadurch war die Niederlage von Dresden mehr als aufgewogen. Napoleon hatte ein Drittheil seines Heeres verloren, und seine Truppen waren entmuthigt, selbst seine Marschälle; die Verbündeten dagegen waren nun an Truppenzahl überlegen, und die Soldaten voll Siegeszuversicht. Die Rheinbundkontingente hatten große Lust, zu ihren deutschen Brüdern überzugehen, und ihre Regierungen hegten ähnliche Gedanken.
Napoleon, der noch etwa 200,000 Mann hatte, während die Verbündeten zusammen B—400,000, wandte sich von Dresden bald nach Schlesien gegen Blücher, bald nach Böhmen gegen Schwarzenberg; aber jener wich aus, und dieser war bloß in günstiger Stellung zum Kampfe bereit. Als Bennigsen mit einem neuen Heere von 57,000 Mann und 200 Kanonen zu der böhmischen Armee stieß, so beschloßen die Verbündeten, wieder die Offensive zu ergreifen, Napoleon gegen Leipzig hinzudrängen und dort den letzten Entschei-dungskampf auszukämpfen. Während die böhmische Armee aus dem Erzgebirge gegen Leipzig anrückte, erstürmte Blücher in dem ruhmvollen Gefecht bei Wartenburg gegen Bertrands Korps den Übergang über die Elbe und zwang3.Okt. dadurch auch den so langsam einhermarschirenden Bernadotte zum Übergang über diesen Fluß. Auf dies hin verließ auch Napoleon Dresden, um zunächst 7. Okt. Blücher und Bernadotte anzugreifen, ehe sie sich mit der böhmischen Armee zu einem gemeinschaftlichen Angriffe vereinigen würden. Aber Blücher wich ihm aus, zog sich über die Mulde und blieb mit Bernadotte in Verbindung. Napoleon begab sich nach Leipzig, wo gleich darauf auch sein treuer Brm-14. Okt. desgenosse, der König von Sachsen, eintraf. Schon am 14. hatte sich ein bedeutendes Reitergefecht entsponnen. Doch erforderte die Aufstellung so großer Heeresmassen einige Zeit. Napoleon hatte etwa 190,000 Mann, darunter 24,000 Reiter und 700 Kanonen; die Verbündeten hatten bei dem böhmischen Heere 136,000 Mann, bet dem schlesischen 56,000, bei der Nord-armee 68,000, bei der Reserve unter Bennigsen 41,000, zusammen gegen 300,000, darunter 56,000 Reiter und 1400 Kanonen. (Doch nahmen die Truppen Bernadotte's und Bennigsen's erst am Kampf des 18. Oktober theil.)
Am 16.—19. Oktober schlugen diese Massen die Völkerschlacht bei Leipzig, die an jedem Tage aus verschiedenen Schlachten bestand. Am 16. kämpften die Östreich er und Russen südlich von Leipzig bei Wachau und Liebertwolkwitz, und beide Theile hatten Abends fast die nämlichen Stellungen inne wie Morgens; die Preußen kämpften unter Blücher nördlich von Leipzig bei Möckern und schlugen das Heer Marmonts in einem mörderischen Treffen vollständig, machten 2000 Gefangene, nahmen 53 Kanonen, hatten aber selbst gegen 7000 Todte und Verwundete. Diesen großen Verlust hätte Bernadotte vermindern können, wenn er seinen „Schneckenmarsch" etwas beschleunigt hätte.
Am 17. Oktober, einem Sonntage, ließ Napoleon bei seinem Schwiegervater Friedensanträge machen, die aber nicht angenommen wurden. Am 18. Oktober begann wieder der Kampf rings um die Stadt, am fürchterlichsten um das Dorf Prob st Heyda. Selbst Bernadotte, um den Vorwurf persönlicher Feigheit von sich abzuwälzen, nahm endlich an dem Kampfe theil. Von den Rheinbundtruppen giengen 3000 Sachsen unter General Ryssel und 600 Württem-berger unter General Normann zu den Verbündeten über. Napyleon hatte am Abend einige Stellungen verloren, hielt weitere Vertheidigung für unmöglich und rüstete sich zum Abmarsch, welchen Bertrand schon am 18. angetreten hatte.
Die ganze Nacht dauerte der Zug der Truppen, des Geschützes und des Gepäckes.
Am 19. Vormittags 10 Uhr zog auch Napoleon ab und konnte durch das ängst»
18 *
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276 Hanau. Auflösung des Rheinbundes.
liche Gewühl kaum durchkommen. Die Stadt wurde erstürmt; Blücher, zum Feldmarschall ernannt, rief mit lauter Stimme: „Vorwärts, Vorwärts!" daher er auch Marschall Vorwärts genannt wurde; Mittags wurde die Elsterbrücke gesprengt, um die Verfolgung zu erschweren, aber zu frühe; noch waren viele Generale in Leipzig und wurden gefangen, wie Lauriston und Reynier. Po-niatowski kam in der Elster um, Macdonald konnte sich durch Schwimmen retten. Um 1 Uhr Mittags zogen der Kaiser von Rußland und der König von Preußen in Leipzig ein, nach einigen Stunden auch Kaiser Franz, von den Einwohnern mit Begeisterung empfangen. Der König von Sachsen wurde zum Gefangenen erklärt und erhielt vor der Hand Berlin als Aufenthaltsort angewiesen. Napoleon hatte bei Leipzig 15,000 Todte und eben so viele Verwundete, 15,000 Gefangene verloren und 23,000 Kranke in den Laza-rethen zurückgelassen. Von den Verbündeten zählten die Preußen 16,000 Todte und Verwundete, darunter 620 Officiere, die Östreicher 14,000 Mann und 420 Officiere, die Russen 21,000 Mann und 864 Officiere; Bernadotte hatte die Freude, nur 100 seiner Schweden zu vermissen.
Es wäre nicht schwer gewesen, Napoleon durch eine nachdrückliche Verfolgung vollends zu vernichten, und wenn man den wackeren Männern der schlesischen Armee diesen Auftrag ertheilt hätte, so wäre er wohl auch ausgeführt worden. Aber die Verfolgung wurde geflissentlich läßig betrieben, so daß Napoleon, nachdem er unterwegs durch kleine Gefechte, Krankheiten und Erschöpfung noch mehrere Taufende verloren hatte, mit etwa 80,000 Mann in die Nähe von Frankfurt kam. Hier stand der bairische General Wrede, entschlossen, das neue Bündniß seines Königs durch eine Waffenthat zu besiegeln. Der König von Baiern hatte schon am 8. Oktober mit Östreich den Vertrag von Ried geschlossen, wonach er Tirol an Ostreich zurückgab und zu den Verbündeten übertrat. Wrede stellte sich mit 31,000 Baiern und
30. u.31.Cft.25,000 Ö streich ern bei Hanau Napoleon in den Weg, wurde selbst schwer verwundet und verlor in diesem zweitägigen Treffen 9000 Mann, die Franzosen jedenfalls nicht weniger. Doch erzwang Napoleon den Rückzug nach 1. u. 2. Nov. dem Rhein, den er bei Mainz überschritt.
Aber noch lagen gegen 190,000 Mann in den Festungen zwischen Rhein und Weichsel. Von diesen fiel zuerst Dresden den Verbündeten in die Hände. Es ergab sich im November mit 33,000.Mann, ebenso Danzig mit 25,000 und die übrigen Festungen. Nur in Hamburg trieb der Tyrann Davoust sein Unwesen bis zum Friedensschlüsse fort. Bernadotte wandte sich zwar nach der Schlacht bei Leipzig gegen Norden, ließ aber Davoust ungestört, zog in Holstein ein, drang bis zur Eider vor und zwang die überraschten Dänen, ihm im Frieden zu Kiel (14. Jan. 1814) Norwegen zu überlassen, wogegen sie Schwedisch-Pommern und Diügen erhalten sollten. Doch kamen diese Gebiete später an Preußen, und Dänemark erhielt dafür Lauenburg. Auch der Rheinbund wurde endlich im November aufgelöst, Württemberg, Baden und Hessen schloßen ihre Verträge mit den Verbündeten. Das Königreich Westfalen wurde aufgelöst. Hier war schon am 28. September Ezernitschew mit 2300 Reitern angekommen und hatte deü König Jerome zur Flucht aus Kassel und diese Stadt zur Kapitulation gezwungen. Doch mußten sich die Kosaken wieder zurückziehen, und Jerome kam wieder auf einige Tage nach Kassel, um am 26. Oktober für immer zu scheiden.
2l.nov 1813. Statt seiner kam nun der frühere Kurfürst, der sich seit 1806 meist in Prag aufgehalten hatte, und hielt seinen Einzug in Kassel. Ebenso kehrten die Herzoge
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26. Die Deutschen (Germanen). Armimus, der Cheruskerfrst.
1. Land und Volk der Germanen. Die Germanen wohnten von der Nord- und Ostsee bis zur Donau, von den Vogesen bis zur Weichsel. Das Land war nur stellenweise mit Hafer, Gerste, Rben und Rettichen angebaut, grtenteils aber mit Laub- und Nadelwldern oder Smpfen bedeckt. In den Wldern hausten Bren, Wlfe, Auer-ochsen, Elentiere n. a. Wild. Auf Wiesen und Berghngen weideten Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. Die Flsse waren wasserreicher als heute, das Klima rauh und nebelig. Die Deutschen hatten einen hohen Wuchs, groe Krperkraft und Ausdauer (nur nicht in der Hitze), helle Hautfarbe, goldgelbes Lockenhaar und blaue, glnzende Augen. Ihre Nahrung bestand in wildem Obst, Fleisch, Gemse, Milch und Met, einem Bier aus Gerste und Honig, ihre Kleidung hauptschlich aus Leinen und Tierfellen, die sie wie Mntel berwarfen. Die Beschf-tigung der Männer war drauen Jagd und Krieg, daheim Waffen-bung, Trunk und Wrfelspiel auf der Brenhaut. Die Hauptwaffen waren Schild und Speer. Lieber verlor der Deutsche das Leben als den Schild. Die Frauen bauten unter dem Beistande der Sklaven den Acker, hteten das Vieh, spannen, webten und nheten. Den Frauen erwiesen die Männer Achtung, den weisen Alrnnen oder Seherinnen Gehorsam. Vielweiberei herrschte nie bei ihnen.
Ihr Charakter zeichnete sich durch Mut, Freiheitssinn, Wahr-hastigkeit, Gottesfurcht, Gastfreundschaft, Treue und Redlichkeit aus. Der Rmer Tacitus sagt von ihnen: Gro war ihr Krper, grer ihre Seele. Die Freiheit war ein deutsches Gut. Gute Sitten waren bei ihnen mchtiger als anderswo gute Gesetze." Das feste Band der Blutverwandtschaft vereinigte die Glieder einer Familie oder Sippe. Sie schtzten, beerbten und rchten sich gegenseitig. Das Wergeld" fr einen Totschlag zahlten oder empfingen sie gemeinsam, und vor Gericht standen sie sich als Eideshelfer" bei. Die Germanen wohnten am lieb-sten auf Hhen in einzelnen Gehften und folgten gern dem Wander-triebe. Mehrere Hfe bildeten eine Gemeinde mit einer Dorf- oder Markverfassung, mehrere Gemeinden einen Gau. Städte gab es nicht, befestigte Pltze selten. Die Huser waren roh aus Baumstmmen und Lehm zusammengefgt und mit Schilf oder Stroh gedeckt.
Die Deutschen schieden sich in Adelige, Vollfreie, Freigelassene oder Hrige und Knechte. Die Tapfersten wurden als Herzge der die Hundertschaften, die Erfahrensten als Grafen oder Gaurichter er-whlt. Die Fürsten dursten ein Gefolge aus tapfern jungen Mn-nern halten, das treu Leid und Freud, Gefahr und Tod mit feinem Ge-folgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten wurden in den Volksver-sammlungen bei Neu- und Vollmond aus der Malstatt unter alten Lin-den beraten. Durch beiflligen Zuruf und Zusammenschlagen der Waffen
Po lack, Geschichtsbilder. 9. Aufl. 5
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Xabat und Bier zusammenfanden. Auf einem Tische lagen hollndische Thonpfeifen; in geflochtenen Krbchen stand hollndischer Tabak, und daneben glimmte Torf zum Anznden. Auf einem Seitentische stand ein krftiger Imbi und an jedem Platze ein tchtiger Bierkrug. Es wurde zwanglos gegessen, getrunken, geraucht, gescherzt und geneckt. Auch den König schonte man dabei nicht. Besonders lebhaft, laut und derb war der Fürst Leopold von Dessau. Neben tollen Schnurren wurden auch die ernstesten Dinge behandelt. Viele wichtige Entschlieungen haben im Tabakskollegium ihren Ursprung. Der König liebte eine unbeschrnkte Offenheit, wie er selber nie hinter bent Berge hielt. Im Tabakskollegium lie er sich vieles sagen, was er drauen sehr bel genommen haben wrde. Unvermerkt konnte man ihm hier Saatkrner fr sein Dellken und Thun in die Seele streuen.
2. Seine Regierung. Sein Denken und Thun bewegte sich zwischen den beiden Polen: Soldaten und Geld. Der beste Weg dazu war weise Sparsamkeit. Die Leichenfeier seines Vaters hielt er mit der gewohnten Pracht, dann aber nahm er die Liste der H o f b e a m t e n und strich die meisten aus, die brigen setzte er auf schmalere Kost. Er schuf das Generaldirektorium, damit die Staatsverwaltung einen ge-regelten Gang erhalte. Dasselbe hatte sich um die Staatsgter, um alle brigen Einnahmen und um die Unterhaltung des Heeres zu kmmern. Er selber arbeitete eine genaue Geschftsvorschrist fr die Beamten aus. Im ganzen Lande bekmmerte er sich um Ackerbau und Viehzucht und untersttzte sie, wo es not that, reichlich mit Vieh und Saatkoril. In das ent-vlkerte Preußen rief er Landbauer aus ganz Deutschland imd untersttzte sie vterlich. Bonden evangelischen Salzburgern, die der Erzbischos Firmian aus seinem Lande vertrieb, nahm er 17 000 auf und suchte ihnen in Preußen eine neue Heimat zu schaffen. Das verdete Land blhte unter ihren fleiigen Hnden sichtlich auf. Da die Beamten hufig die Ballern um Vorspann plagten, so verordnete er: Ich will nicht, da die Herren Rte mit den Pferden meiner Ballern spazieren fahren/' Die Stadt Berlin erweiterte und verschnerte er, verfuhr aber dabei mit groer Hrte. Alle Huser, die ihm mifielen, nmten weggerissen und durch neue ersetzt werden. rrnern Brgern gab er dazu wohl Baupltze und Bauholz, bei reicheren hie es kurzweg: Der Kerl hat Geld, mu bauen!" Meist nach Tische ritt er aus und besah sich die Bauten. Noch mehr that er fr Potsdam und baute hier n. a. das groe Militr-Waisenhaus. Die G ew e rbth tigkeit frderte er mit allen Mitteln. Damit das Geld im Lande bliebe, sollten die Unterthanen hauptschlich inlndische Fabrikate kaufen; so trugen seine Soldaten nur preuische Tuche. Doch nicht der Tuchfabrikation allein wandte er die grte Sorgfalt zu, allen andern Zweigell der Industrie ebenso. Bei seinem strengen Gerechtigkeitssinne hielt er besonders aus Recht und Gerech-ti gkeit fr jedermann. Den Kniffen der Rechtsgelehrten war er von
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Sturmangriff mit 9000 Reitern das Centrum der Verbndeten und brachte bei Gldengossa sogar Friedrich Wilhelm und Alexander in Gefahr. Napoleon lie schon in Leipzig und den Drfern die Glocken luten und fertigte Siegesboten nach Frankreich ab; doch zu frh! Blcher war erst nach Mittag erschienen und gleich zum Sturm auf Mckern vorgegangen. Dreimal wurde das Dorf genommen und verloren; hoch aufgehuft lagen die Leichen; Wunder der Tapferkeit verrichtete das Aorksche Corps; endlich war der Sieg entschieden. Die Nacht war durch Tausende von Wachtfeuern und viele brennende Drfer erhellt. Am 17., einem Sonntage, ruhten die Waffen. Napoleons Friedensvorschlge wurden keiner Antwort gewrdigt. Arn 18. entbrannte der Kampf besonders hitzig um Probstheidg, das Napoleon als den Schlssel ferner Stellung gegen^^Hwarzeuberg und die Russen Wittgenstein und Barclay de Tollt) verteidigte. 1000 Kanonenschlnde spielten zu dem grausen Tanze auf. Nach neun-stndigem Kampfe war ein vollstndiger Sieg errungen. Von allen Seiten liefen auf dem Monarchenhgel, wo Franz I., Alexander I. und Friedrich Wilhelm Iii. sich befanden, die Siegesbotschaften ein. Da sanken die drei Monarchen auf die Kniee und dankten dem Herrn der Heerscharen. Die Nacht brach an. Auf einem hlzernen Schemel neben einer zerschossenen Windmhle sa Napoleon und diktierte beim Scheine des Wachtfeuers die Befehle zum Rckzge. Nur 1jjk Stunde fiel er in einen unruhigen Schlummer, whrenddessen ihn seine Gene-rale in dsterem Schweigen umstanden. Pltzlich fuhr er auf und starrte sie verwundert an. Eine Granate schlug ius Wachtfeuer und verlschte es. Am 19. ging der Rckzug in der wildesten Hast durch Leipzig. Zu frh flog die Elsterbrcke mit entsetzlichem Krachen in die Luft und berlieferte die Flchtigen der Gefangenschaft oder dem Tode durch das Schwert und in den Fluten. So ertrank der edle Polenheld, Fürst und Marschall Poniatowsky, in der Elster. Der König von Sachsen wurde als Gefangener nach Berlin geschickt. Seine Truppen waren noch während des Kampfes zu den Verbndeten bergegangen. Das flchtige Franzosenheer wollte der bayrische General Wrede bei Hanau aufhalten, aber Napoleon warf ihn zurck und erreichte glcklich den Rhein.
6. Die Kmpfe in Frankreich (1814). All Deutschland in Frank-reich hinein!" mahnte Blcher die zgernden Monarchen und drang endlich mit seinen Angriffsplnen durch. Schwarzenberg zog durch die Schweiz dem sdstlichen Frankreich zu, und Blow befreite Holland, während Blcher in der Neujahrsnacht 1814 bei Caub der den Mittelrhein ging. der die Pyrenen kam der Englnder Wellington, der durch den Sieg bei Vittoria (1813) Spanien von den Franzosen befreit hatte. Napo-leon hatte neue Heere aufgestellt und drngte Blcher bei Brie nne zurck, erlitt aber eine Niederlage bei L a R o t h i h v e. Die Uneinig-
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alte General Steinmetz einen glnzenden Sieg (27. Juni). Weit und breit war das Feld mit weien sterreichischen Uniformen beset, und die Gefangenen wurden wie Schafe zusammengetrieben. Den 28. folgte der Sieg bei Skalitz, den 29. der bei Schweineschdel und die Einnahme von Kniginhof. Infolge dieser Niederlagen zog sich der sterreichische Oberfeldherr Benedek in eine befestigte Stellung auf den Hhen von Chlnm, Lipa und Sadowa zurck und erwartete den Angriff der Preußen.
o. Die Entscheidung. Am 2. Juli erschien König Wilhelm bei der Armee, entbot ihr Gru und Dank und wurde mit unendlichem Jubel begrt. Schon den 3. Juli entbrannte die entscheidende Schlacht bei Kniggrtz. Mit Todesverachtung rckte die Armee Friedrich Karls durch den Wald und das regennasse Feld den befestigten Hhen entgegen; aber einen entsetzlichen Granatenhagel spieen die sterreichischen Geschtze der sie aus, denn die sterreicher hatten genau die Eutfer-nungen bemessen und sich sogar Zeichen an den Bumen eingeschnitten. Schaurig war der Sturmlauf durch den Wald von Sadowa unter den sausenden und pfeifenden Kugeln und den krachenden sten und Bumen. In Kstndigem Kampfe erschpften die Tapferen ihre Krfte, ohne doch des Feindes Meister werden zu knnen. Etwas besser ging es auf dem rechten Flgel, wo Herwarth unter groen Schwierigkeiten endlich die tapfern Sachsen zurckdrngte. Auf einer Hhe berwachte der König den Gang der Schlacht. So sieht ein König aus, der siegen will!" Gegen Mittag stand die Schlacht, und alle Augen richteten sich sehnlich nach Osten, woher der Kronprinz kommen mute. Derselbe hatte erst 4 Uhr morgens den Marschbefehl erhalten und sich ungesumt auf den 6stndigen Weg gemacht. Nachmittag endlich ging die Kunde durch die Armee: Der Kronprinz ist da!" und neue Kraft durchdrang die erschpften Krieger. In unwiderstehlichein Ansturm ging es auf allen Seiten vorwrts. Den Truppen des Kronprinzen gelang es, C h l u m, den Schlssel von Venedeks Stellung, zu nehmen. Da sah Benedek, der dis dahin in khler Ruhe seine Befehle erteilt hatte, da die Schlacht verloren war, und gab den Befehl zum Rckzge. Der Kanonendonner verstummte pltzlich, und in wilder Flucht wlzte sich der verwirrte Heeresknuel gegen die Festung Kniggrtz. Noch ein groartiges Reiter-gefecht entspann sich, in dem die berhmte sterreichische Kavallerie von der preuischen geworfen wurde. Nicht enden wollte der Jubel der Truppen, als ihr Kriegsherr sie auf dem Schlachtfelde begrte. Bis-marck hatte ihn nur mit Mhe aus dem Granatenfeuer entfernt; auf seine Mahnungen hatte der König geantwortet: Ich kann doch nicht davon-reiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Der herrliche Sieg war mit 10 000 Gefallenen, darunter der Garde-General Hitler von Grtringen und Prinz Anton von Hohenzottern, erkauft. Die sterreicher hatten 20 000 Tote und Verwundete, 20 000 Ge-
Polack, Geschichtsbilder. .Aufl. 15
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184 Die Deutschen. 5. Deutsche Nationalgeschichte. 239. 240.
mutiger Weise die Herren. Durch dieses Auftreten der Franzosen fhlte sich sterreich verletzt. Zn Rußland war Katharina Ii. gestorben und ihr Sohn Paul, ein leidenschaftlicher Feind des revolutionren Frankreichs, auf den Thron gelangt. England stand noch unter den Waffen, die Trkei war durch den Angriff auf gypten gekrnkt: so bildete sich die 2. Koalition, die der die Armeen Frankreichs rasch groe Vorteile gewann. Namentlich zeich-nete sich der russische General Suwross in Italien aus, wo er 1799 eine Reihe glnzender Siege erfocht und zuletzt, als der Winter schon nahte, der den St. Gotthardt die Schweiz und dann auf weiteren wilden Alpenwegen das Vorder-Rheinthal erreichte. Aber auch diesmal brachte die Uneinigkeit die Verbndeten um alle Vorteile.
240. Bonaparte als erster Konsul. 17991804. 1. Und eben jetzt kam Bonaparte, seine Armee in gypten lassend, nach Frank-reich und Paris zurck, machte durch einen Staatsstreich der Regie-rung des Direktoriums ein Ende und lie sich als ersten Konsul an die Spitze Frankreichs stellen. Der russische Kaiser Paul schlo mit ihm Frieden, nur England und sterreich nahmen gegen ihn den Kamps noch weiter auf. Da fhrte Bonaparte pltzlich eine im stillen in Frankreichs Osten gesammelte Armee der den groen St. Bernhard nach Italien, stand hier unvermutet im Rcken der fter-
1800. reicher und schlug diese bei Marengo (14. Zuni) unweit Alessandria in einer Schlacht, die sich durch die rechtzeitige Ankunft des Generals Desaix aus einer Niederlage in einen Sieg verwandelte. Zn Ober-deutschend bedrohte General Moreau die sterreicher, die er zuletzt noch bei Hohenlinden (3. Dez.) zwischen Isar und Znn entschei-dend schlug.
2. Nun beeilte sich der Kaiser Franz Ii. aus Grund der Bedingungen
1801. von Campo Formio den Frieden von Luneville zu schlieen; auch England schlo mit Frankreich den Frieden von Amiens (1802) die Geschicke Europas lagen in Napoleon Bonapartes Hand. Was das hie, das sollte Deutschland sogleich in voller Hrte erfahren, als die Gesandten seiner Staaten in Regensburg um die Entsch-digungen handelten, welche aus skularisierten geistlichen und mediati-sierten weltlichen Reichsstnden den deutschen Fürsten sr ihre Ver-luste auf dem linken Rheinufer gegeben werden sollten. Der Reichs-
1803. deputations-Hauptschlu machte den geistlichen Besitzungen, den freien Stdten und der Reichsritterschaft ein Ende. Napoleon schenkte das deutsche Land an deutsche Fürsten nach seinem Gutdnken, er selbst aber erreichte bald sein letztes Ziel, als er nach einer allge-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Frankreichs Italien Frank-reich Paris Frankreichs England Frankreichs Italien Alessandria England Frankreich Amiens Europas Deutschland Regensburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
118 Ii Die Zeit neuer Staatenbild nngen.
zarten Enkel jenes Franz in Warschau 21. Mai zusammentraf, war das russische Einschreiten bald geordnet. Der bewährte Paskewitsch sollte von den Karpathen mit 50,000 Russen herabsteigen, während 40,000 andere nach Siebenbürgen vordringen, und zugleich im Süden Iellacic, im Westen Haynau, bekannt durch grausame Niederwerfung des empörten Brescia, die Ungarn fassen sollten. Der letztere war schon am 12. Juli in Pest, der Todeskampf der Republik nahte unaufhaltsam seinem Ende. Meisterhaft schlug sich Görgey bis Arad durch die Russen hindurch, aber Dembinski und Bein erlagen ihren Gegnern. Am 10. Aug. dankte Kossnth ab, und Görgey trat als Diktator an seine Stelle; doch nur, um seine übrigen 23,000 Mann mit 130 Kanonen 13. Aug. bei Vilagos dem russischen General Rüdiger zu übergeben. Die andern Korpsführer folgten seinem Beispiel, zuletzt auch Klapka in Komorn. Koffuth mit den Polen (und der ungrischeu Krone) flüchtete sich in die Türkei, wo viele Revolutionshelden den Islam annahmen. Paskewitsch aber meldete seinem Kaiser: „Ungarn liegt besiegt zu Ew. Majestät Füßen!" ein Wort, das freilich die östreichische Dankbarkeit nicht steigern konnte.
Haynau strafte streng und scharf, viele Kriegshäupter wurden durch Kugel oder Strang hingerichtet; der gemäßigte Minister Batthianyi sollte am Galgen sterben, schnitt sich Nachts aber den Hals durch und wurde Morgens vollends erschossen; Szecsenyi war geisteskrank geworden. Städte und Dörfer lagen verwüstet; die Verfassung Ungarns wurde aufgehoben, das Recht der Kroaten ebenso kühl beseitigt, und von Konstitution und Freiheit oder auch nur provincialer Selbständigkeit durfte bald im ganzen Länderkomplex der Monarchie nicht mehr gesprochen werden. Der Hos stützte sich wieder einfach auf die Armee und die Kirche. Letzterer räumte 1855 ein Con-cordat die unbedingte Gewalt über die Schule und die Ehen ein; Pfaffenthum und Polizeiwirthschaft reichten sich die Hände, um jeden Pulsschlag deutschen Denkens zu
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
176 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen.
er einfach für unmöglich hielt, hörte Gyulai plötzlich, wie Garibaldi mit seinen Alpenjägern Conto besetzt habe und Mailand bedrohe, und gieng 1. Juni bei Pavia über den Ticino, um sich „rückwärts zu koncentriren." Während sodann Napoleon ängstlich tastend gegen Mailand vorrückte, kam es 4. Jnni bei Magenta zu einem zufälligen, aber schärferen Zusammenstoß von 40,000 Franzosen und 50,000 Oestreicheru, bett Mactuahou, durch den Kanonenbonner herbeigelockt, in einen Sieg verwanbelte, inbem er bett Oestreichern in die Flanke fiel. Diese, die boch im Vortheil waren, zogen sich einfach zurück. Der Sieger erhielt zum Dank den Titel eines Herzogs von Magenta, sammt der stillen Abneigung feines Kaisers. Ohne Plan oder einheitliche Leitung hatten sich doch die Destreicher trefflich geschlagen; meist hungernd und erschöpft in Folge der elenben Armeeverpflegung, welche fast blos die wucherischen Lieferanten nährte. In arger Kopflosigkeit räumte Gyulai sofort die Lombardei, von den Franzosen nur langsam bis in die Nähe des berühmten Festungsvierecks verfolgt.
Wer aber schildert deu Jubel der Lombarden, als 8. Juni Napoleon und Viktor Emannel in Mailand einzogen, und ersterer ihnen ankündigte, wie er so ganz ohne selbstsüchtige Zwecke rein nur ihre Befreiung im Auge habe! Modena, Parma, Toskana, ganz Mittelitalien wurden von den bisherigen Herrschern eiligst verlassen und schlossen sich mit Begeisterung an Sardinien an; schon rief auch Bologna mit andern Städten des Kirchenstaats die Diktatur Viktor Emannels aus. — Nun endlich entfernte der östreichische Kaiser den unfähigen Gyulai, kam selbst mit neuen Truppen herbei und beschloß, die Schlappe von Magenta durch einen Hauptschlag zu rächen. Er rückte über den Mincio und breitete rechts und links von Solferitto 24. Juni sein Heer weit aus, um den Feind zu umarmen. Napoleon dagegen richtete seinen Hauptangriff und die gezogenen Kanonen auf das schwache Centrum der Oestreichs, und blieb und 4 Uhr endlich im
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Extrahierte Personennamen: Gyulai Garibaldi Conto Napoleon Jnni Gyulai Napoleon Viktor_Emannel Viktor Viktor_Emannels Viktor Gyulai Napoleon