Großbritannien.
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Eilande im Indischen Ozean. So begreift sich das stolze Wort des englischen Staats-
mannes Fox: „England ist nur unser Absteigquartier, aber die Welt, die Welt _— das
ist das eigentliche England", und nicht minder das Nationallied: »Rule, Britannia,
rule the waves« (Herrsche, Britannia, über die Wogen!).
Englische Landwirtschaft. Sie hat ihren Hauptsitz im südöstlichen Tief-
lande, in Altengland, wo sie sich unter der Gunst der natürlichen Verhält-
nisse: eines fruchtbaren Bodens, reichlicher Benetzung und eines ausgeprägten
Seeklimas zu mustergültiger Höhe entwickelt hat, vorwiegend in Form des Groß-
gruudbesitzes.
Der Ackerbau vermag freilich kaum die Hülste des Bedarfs zu decken —
er verfügt nur über 13°/0 der Bodenflüche —, dagegen wird Englands Vieh-
zu cht von keinem anderen Lande der Erde übertroffen, eine Folge der vorzüg-
lichen Weidegründe und der sorgsamen Pflege, die dieser Zweig der Landwirtschaft
seit langem genießt. Englische Rinder, Schweine und Schafe werden auf dem
Festlande zur Zucht ebenso begehrt wie englische Vollblutpferde; in der Hopfen-
erzengung steht England an erster Stelle in Europa, und seine Wollproduktion
wird ebenfalls nur von der russischen übertroffen.
Altengland mit seinen
wohlgepflegten Parks, aus
deren Mitte stolze Herreu-
Häuser aufragen, ist der Sitz
des altenglischen Adels. Hier
liegen auch die Universitäts-
städte Oxford und Cam-
bridge und die altertüm-
lichen Kathedralstädte Ean-
t e r b n r y, Jork u. a.
Englands Bodenschätze
und Industrie. Außer durch
seine günstige Verkehrslage
und seinen riesigen Kolonial-
besitz wird Großbritanniens
weltbeherrschende Handels-
macht noch getragen durch
seine großen Vorräte an
Kohlen und Eisen, diesen
Haupthebeln der modernen
Großindustrie. In Süd-
Wales bei Cardiff, rings um
das nordenglische Bergland
bei Liverpool, Birmingham,
Lincoln, Carlisle und New-
Castle, dann in Schottland
bei Glasgow finden sich die
ausgedehntesten Kohlenfel-
der. Der britische Bergbau We
Fischer-Geistbeck, Erdk. f, Höh, Mädchenschulen, V. Teil. 3, Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Lincoln
Extrahierte Ortsnamen: Indischen_Ozean Britannia Britannia Altengland Englands England Europa Englands Süd-
Wales Cardiff Liverpool Birmingham Carlisle Schottland Glasgow
Die Germanen. I li—3.
5
die Friesen und Sachsen, befuhren auch schon das Meer. Vereinzelt lagen die Höfe an Quell und Bach, umgeben von gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rindern und Gänsen bildeten den Reichtum des Mannes; seine Freude waren die kleinen, aber dauerhaften Pferde. Als Hauptnahrung diente Hafermus sowie Fleisch, besonders Wildbret, als Getränke Milch und Met, der aus wildem Honig gewonnen wurde.
* Schott verstand man die Bereitung von Butter (anko, im Alemannischen Hebels: „Anke") und Reise (kuosmero, Ruhschmer); von den Römern nahm man dann ein besseres Verfahren und die heute übliche Bezeichnung an, die dem Lateinischen entlehnt ist.d
Von Fremden lernte man bald Gerste anbauen und „Gerstenwein" (Bier) bereiten. Später pflanzte man Flachs, Rüben und große Rettiche, die sich Kaiser Tiberius regelmäßig aus Germanien kommen ließ; das Obst zu veredeln verstand man noch nicht. Salz lieferten Quellen oder das Meer.
* *2. Die ältesten Nachrichten über unsere Vorfahren stammen
von den Römern C. Julius Cäsar (in seinem Bericht über den Gallierkrieg) und P. Cornelius Tacitus, der um das Jahr 100 n. Chr. Sitten und Treiben der Germanen in einem eigenen Buch („Germania") geschildert hat. Manche wertvolle Auskunft verdanken wir den Gräbern der Alten, denen man neben den Waffen allerhand Gebrauchs- und Schmuckgegenstände mitgab in die Todesruhe.
Die Germanen hatten noch keinen gemeinsamen Volksnamen, ja noch kein Gefühl der Zusammengehörigkeit; die einzelnen Stämme waren in Mundart, Tracht und Sitten vielfach verschieden. So trugen die süddeutschen Stämme (Sueben — Schwaben, die Schweifenden) die Haare über dem Wirbel in einen Schopf zusammengeknotet; die andern ließen sie frei herabhängen. Kämme und Scheren □ haben die Gräber aufbewahrt. □
3. Den Römern fielen die Germanen auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mächtigen Strähnen wallten die goldfarbigen oder roten Haare; die Rinder mit ihren Flachsköpfen kamen den Südländern wie Greise vor.
Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenähte Tierfelle und Pelze, nachmals in kurze, enge Leinenröcke, die sie mit Heidelbeeren rot oder blau, mit Ginster gelb oder grün färbten; den Mantel hielt ein Dorn oder eine Bronzeschnalle auf
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Extrahierte Personennamen: Schott Tiberius Tiberius C._Julius_Cäsar Cäsar Cornelius_Tacitus Chr
48
Christentum und Kaiserreich.
Mörder nutzte jeder Gau ein Gefängnis, zu ihrer Bestrafung jede Gerichtstätte einen Galgen haben. Der König selbst war der höchste Richter; schon beim Ankleiden empfing er Klagende und fällte seine Entscheidung.
Bei Gericht hatten Witwen und Waisen den Vortritt; den Schutz der Schwachen betrachtete Karl als eine der wichtigsten Aufgaben des i Königs; er schenkte den Armen durch die ganze Christenheit.□
3. Auf dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes; er hatte sich für den Feldzug selbst auszurüsten und zu verpflegen. Zum Dank wahrte ihm der König das Recht, nur von Richtern (Schöffen) seinesgleichen gerichtet zu werden und in den Heeresversammlungen, die seit Pippin im Mai stattfanden („Maifeld"), über Krieg und Frieden mitzuentscheiden. Ferner erleichterte er den Bauern ihre Richterpflicht durch die (Einführung des Schöffengerichts, wobei statt aller Freien des Gaues nur sieben Schöffen das Urteil zu „schaffen" oder zu „schöpfen" hatten. Trotzdem trieb die Not gar manchen Hofmann, sein Gut an einen Großen, etwa den Grafen, oder an eine Kirche abzutreten und es als Lehen zurückzunehmen. Während er sich fernerhin als „Grundhold" (Vasall) ungestört dem Landbau widmen konnte, mußte der Lehnsherr an seiner Statt der Heerpflicht genügen: er nahm für jedes Gut auf die Heerfahrt („Reise") je einen Reiter (Reisigen) mit. — Auch das Los der Hörigen milderte der König durch ein Gesetz: er durfte nur in Gegenwart je eines geistlichen und eines weltlichen Zeugen und ein höriger Gatte nicht ohne den andern verkauft werden.
4. Der König war der größte Grundbesitzer; alle Freien hatten ihre Güter von ihm zu Lehen; aber er war auch der beste Landwirt seines Reiches. Die stattlichen Königshöfe mit ihren Ställen voller Pferde, sthellenbehangener Rinder und Schweine, mit ihren Hühnern und Gänsen, Pfauen und Tauben, ihren Bienenstöcken und Fisch-weihern, mit ihren Gärten für Blumenzucht, für Obst- und Gemüsebau, ihren Kellereien und Brauereien entwickelten sich zu Musteranstalten für den Landbau, der immer tiefer in den Wald eindrang. Auf Karls Gütern, überall im Reich, erhoben sich ganze Dörfer; der Meier, der auf dem Fronhof saß, zog von den freien oder hörigen Bauern den Zins an Korn, Wein und Schlachtvieh ein und überwachte die Frondienste, die sie als Landwirte oder Handwerker zu leisten hatten.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Pippin Hofmann Karls_Gütern Karls Meier
Die Bauern. Vi 24—3s. 101
zum guten Teil ausfüllte. Als Nahrung diente Suppe und Gemüse mit Bier, mitunter auch Fleisch und Fisch.
Neben dem selbständigen Bauernstand gediehen auch die freien Zinsbauern (Pächter): sie bewirtschafteten Grundstücke adligen und klösterlichen Besitzes, den die Eigentümer nicht selbst bebauten. Dafür entrichteten sie an den auf dem Ober- ober Salhof sitzenden Meier ihre Abgaben: Wein und Korn, Geflügel und Eier, ferner Leinwand; der Zinshahn mußte so stark sein, daß er auf einen Stuhl von Meterhöhe springen konnte.
Diesem behaglichen Zustand machte das Zwischenreich ein Ende. Neben den Steuern, die der Bauer an den Landes- und Gutsherrn sowie an die Kirche zu entrichten hatte, drückte ihn Krieg und Fehde, in denen sein Haus verbrannt und seine Felder und Weinberge verwüstet wurden.
2. Dazu kam die Plage durch die Ritter. Kreuzzüge und Romfahrten hatten aufgehört. Der Grundbesitz des Ritters war zu klein, um ihn anständig zu ernähren: in einer kleinen Burg wohnten oft ein Dutzend und mehr verwandte Hausstände. Da traten denn manche als Beamte in den Dienst eines Fürsten, andere vermieteten ihre Kraft an Städte, deren Aufgebote sie führten, an Kaufleute, deren Warenzüge sie mit ihren reisigen Knechten geleiteten; oder sie wurden Schnapphähne, Raubritter, die den Bauer ausplünderten, den Kaufleuten im Busch auflauerten, sie überfielen („niederwarfen") und ihrer Güter, auch wohl eines Lösegeldes beraubten. Deutschland kam in den Ruf eines Räuberlandes; man sagte:
Reiten und Rauben ist keine Schande; das tun die Besten im Lande.
3. Die Städte erwarben Geschütz und brachen die Burgen; mit den Fürsten vereinbarten sie Landfriedensverträge, gegen die sich die Ritter vergebens wehrten: als sich die ritterliche Schlegler-Brüder-schaft in Heinsheim einschloß, schoß des „Rauschebarts" Enkel Eberhard der Milde das Städtchen in Brand und nahm die drei „Könige zu Heimsen" gefangen. Gnade gab es nicht für den Raubritter: Galgen und Rad standen immer bereit, nicht allein in Nürnberg.
Ebenso ingrimmige Rache wie die Städte übten die Bauern:
Hängen oder Röpsen, das ist keine Sunde; wäre das nicht, wir behielten nichts im Munde,
sagten sie.
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Extrahierte Personennamen: Meier Eberhard
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Heinsheim Nürnberg
Fürsten und Städte.
übler Wirtschafter, der stets in Schulden stak. Zu seinen Ländern hatte er durch Heirat noch Ungarn erworben. Seiner Anstrengung gelang es, die Konstanzer Kirchenversammlung zustande zu bringen.
Zu Konstanz belehnte er den Burggrafen Friedrich Vi., dessen Bemühung er die Krone verdankte, mit Brandenburg; vorerst sollte er der Mark „oberster Verweser und Hauptmann" sein.
* * Einige Jahre vorher erlagen die Deutschordensritter in der 1411 fürchterlichen Schlacht bei Tannenberg den Polen, denen sie nachmals das Weichselgebiet mit Marienburg abtreten mußten.
Seine Länder samt der Kaiserkrone kamen an den Habsburger Albrecht Ii., einen wackern Kriegsmann, der mit Siegmunds einziger Tochter vermählt war. Die Habsburger aber behaupteten drei Jahrhunderte lang die Kaiserwürde.
5. Seit den Tagen der Lützelburger gingen die wichtigsten Königsrechte: die Gerichtsbarkeit, die Kriegführung, die Erhebung von Steuern, an die Herzöge und Grafen über; es entstanden unabhängige Landesherrschaften. Zahlreiche Grafen wurden in diesem und dem folgenden Jahrhundert zu Herzögen erhoben, darunter Eberhard von Württemberg, der „Graf im Bart", 1495. Den Fürsten gegenüber erstritten in den einzelnen Ländern Geistlichkeit, Adel und Städte die Befugnis, in Fragen der Besteuerung, der Gesetzgebung, □ auch der Erbfolge als „Landstände" gehört zu werden. □
* * 3. Die Bauern im Mittelalter.
1. Die Bauern hatten ihre glücklichsten Tage unter dem Kaiser Rotbart. Sie feierten ihre Kirchweih mit Spiel und Tanz und Schlägerei und pflegten das Volkslied, das damals und besonders im 13. Jahrhundert bei Bauern und Handwerkern seine Blüte erreichte, steigender Wohlstand gab die Mittel, die Wirtschaftsgeräte zu verbessern : Wagen und Pflug erhielten Eisenreifen um die Räder und wurden statt der Rinder häufig mit Pferden bespannt. Außer dem Getreide pflanzte man Bohnen, Erbsen, Linsen, Gemüse, Hanf und Flachs; Obst- und Weinbau waren hoch entwickelt. Unter den Haustieren schätzte man am meisten das Schwein: geräuchertes Schweinefleisch nahm man auf die Feldzüge mit; das Schaf züchtete man auch der Wolle wegen; unter dem Geflügel prangte der Fasan. Die Wohnung enthielt meist nur einen Wohnraum, den der Kachelofen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Eberhard_von_Württemberg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252.
39
der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne.
Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte.
Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin.
2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war.
Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen.
Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter.
Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Maria_Ludo-vika Maria Napoleons Karl Karl Johann Johann Karl Karl Napoleon Ludovika Karl Karl Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Spanien Osterreich Napoleons Spanien Freibataillone Deutschlands Iselberg Bayern Wien Wien Donau Aspern Donaubrcke Deutschland Aspern
Der russische Feldzug. Ii 714.
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Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna.
Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht.
4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen!
Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom.
In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen.
Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*)
Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel.
*) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser.
Keller, Geschichte. Teil Iv. 4
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Borodino Napoleon Napoleon Fürst_Rostopschin Napoleons Ernst_Moritz_Arndt Ernst Napoleon Arndts Heinrich_Karl_Friedrich Heinrich Karl Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbndischen Smolensk Moskwa Moskau Indien England Rom Moskau Napoleons Europas Diesterroegs
Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Ii 8 b502.
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Napoleon mute aus Leipzig zurckgehen. Am 14. Oktober wurde der König von Neapel in einer Reiterschlacht bei Wachau im Sden der Stadt von Preußen und Russen geworfen. Am 16. begann die Vlkerschlacht. Im Halbkreis umstellt, drngte Napoleon im Sden bei Lieb ert-wolkwitz das Bhmische Heer zurck. Siegesboten flogen nach Paris; in Leipzig luteten die Glocken. Aber im Norden, bei Mckern, hielt Blcher die Franzosen fest, da sie den anderen nicht helfen konnten zu entscheidendem Schlag. 9)orcf selbst fhrte mit blitzendem Degen die Schwarzen Husaren zum Sturm. Denn seine bestgezielten Schlge tat Blcher allemal durch sein Jorcksches Storps; auf die Russen war nicht immer Verla. Auch bei Mckern focht die Landwehr ruhmvoll: Wenn eine feindliche Kugel zehn bis fnfzehn daniederri, riefen sie: ,Es lebe der König!' und schlssen sich wieder in den Lcken der den Getteten zusammen," schrieb Eneisenau seiner Frau.
Am folgenden Tag, einem Sonntag, drang Blcher bis unter die Mauern Leipzigs vor, während Napoleon unttig den Erfolg der Ver-Handlungen abwartete, die er mit seinem Schwiegervater angeknpft hatte; aber er erhielt auf sein Angebot gar keine Antwort. Im Osten fgten sich mittlerweile die Russen unter Barclay de Tolly und am 18. das Nordheer in den eisernen Ring, der den Kaiser umklammerte.
Am Morgen des 18. ritt Blcher selbst mit dem Prinzen Wilhelm zu Bernadette. Nach einer heftigen Auseinandersetzung versprach der Kronprinz seine Teilnahme an der Schlacht; aber er griff erst am Abend ein, und nicht mit seinen Schweden.
2. Der Ausgang war schon am 16. entschieden; die Kmpfe, die am 18. rund um Leipzig tobten, galten nur noch der Deckung des Rck-zuges, den Napoleon schon in der vorhergehenden Nacht vorzubereiten begann. Aber das Ringen war furchtbar: im Sden und im Westen, bei Probstheida und Lindenau, stritten die sterreicher mit den Russen zusammen, tapfer wie immer, aber ohne Erfolg. Im Osten machten die Russen, besonders aber im Norden die Preußen siegreiche Fortschritte. Schsische und wrttembergische Abteilungen traten mitten im Feuer zu den Verbndeten der; den Franzosen ging das Pulver aus. Der schwedische Kronprinz rckte dicht an Leipzig heran: am nchsten Tag mute das franzsische Heer abgeschnitten sein. Whrend sein Rckzug begann, stiegen die drei Monarchen von den Pferden und dankten Gott auf den Knien fr den Sieg; die Truppen stimmten fromme Lieder an.
Am Morgen des 19. Oktobers erkmpften die Preußen, Russen, Schweden sich den Einzug durch das Grimmaische Tor. Blcher wurde zum Feldmarschall befrdert; ihn und Eneisenau umbrauste der Jubel
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Die Schlacht bei Kniggrtz. Iv 535.
109
Zwei weithin sichtbare Linden bezeichnete Friedrich Wilhelm mit dem Degen als Ziel des Angriffes: eine Batterie, die von dieser Landwarte herunter Feuer spie, wurde trotz aller Ermdung genommen und nach ge-waltigem Kamps auch der Schlssel der sterreichischen Stellung: die Hhe von Chlum. Im Augenblick angekndigter Hilfe, mit dem Wort: Nun wird ja alles gut!" starb General Hiller v. Ertringen den Heldentod.
Gleichzeitig brachte auch im Sden General Herwarth v. Bitten-feld mit der Elbarmee die tapfern Sachsen zum Weichen. In Front und Flanke gefat, stand Benedeks Heer in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Aber Feldherr und Offiziere warfen sich und ihre gleich braven Truppen mit dem Ungestm der Verzweiflung wiederholt dem Ansturm der Preußen entgegen; erst als der Versuch, Chlum zurckzuerobern, unter grlichen Verlusten milang, als seine Reiterei nach groartigem Vor-sto das eigene Fuvolk berritt, verlie auch Benedek das Schlachtfeld. Bis zuletzt suchte seine wackere Artillerie den Feind zurckzuhalten: als König Wilhelm der die Walstatt ritt, schlugen die Granaten noch neben ihm ein. Er schien es gar nicht zu bemerken in seiner Freude der seine Soldaten; ruhig und behaglich sa er auf seinem Pferd und fand, so schrieb Bismarck seiner Frau, immer wieder Bataillone, denen er danken und ,Guten Abend, Grenadiere!' sagen mute, bis wir dann richtig wieder ins Feuer hineingetndelt waren". Halb gewaltsam entfernte der treue Minister seinen Herrn aus der Gefahr.
70000 Preußen waren gar nicht ins Gefecht gekommen; fnf Armeekorps hatten acht feindliche geschlagen.
Moltke hatte schon am Morgen gesagt: Ew. Majestt gewinnen heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug." Bismarck aber sprach am Abend: Dre Streitfrage ist also entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit sterreich wieder zu gewinnen." In der grten Schlacht des Jahrhunderts war die Zukunft Deutschlands, fter-reiche und Italiens entschieden worden.
5. Die todmden Preußen erhielten einen Rasttag; unoerfolgt zog sich Benedek nach Olmtz zurck. Mit ungebrochener Kriegszucht stellten sich seine geschlagenen Abteilungen wieder her; aber als er mit ihnen gen Wien aufbrach, drngten ihn die Preußen von der March ostwrts der die Kleinen Karpaten. Bei Blumenau, nahe bei Preburg, wurde das letzte Gefecht dieses dreiigtgigen Krieges unterbrochen durch die Kunde eines Waffenstillstandes, den sterreich erbat, als die preuischen Marschsulen bereits die Spitze des Stephansturmes im Gesicht hatten.
Kurz vorher schlug der sterreichische Admiral Tegethoff die italienische Flotte bei der Felseninsel Lissa: der erste Seesieg, der mit Panzerschiffen erfochten wurde.
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116 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches.
leichter Verbeugung in Empfang und betrat festen Schrittes und leuch-tenden Auges den Versammlungssaal. Dort verkndete er:
Ich teile dem Hohen Hause mit, da mir der franzsische Geschfts-trger heute die Kriegserklrung Frankreichs berreicht hat."
Darauf folgte von allen Seiten des Hauses und von den Zuschauer-tribnen strmisches Hochrufen und Hndeklatschen, das nicht enden wollte.
Am folgenden Tage fgte der Bundeskanzler hinzu: Wir haben von der Kaiserlich franzsischen Regierung in der ganzen Angelegenheit nur eine einzige amtliche Mitteilung erhalten: die gestrige Kriegserklrung."
Whrend der ersten Sitzung des Reichstags weilte König Wilhelm in Charlottenburg in frommer Andacht an den Grften seiner Eltern. Es war der Todestag der Knigin Luise. Am selben Tag erneuerte er den Orden des Eisernen Kreuzes.
Mit unbeschreiblichem Jubel wurde der Kronprinz, die glnzendste Heldengestalt, welche je unter einem deutschen Helme geschritten ist", in Sddeutschland empfangen, dessen Truppen seiner Dritten Armee zugewiesen waren.
6. Der franzsische Kriegsminister Leboeuf hatte im Gesetzgebenden Krper erklrt, Frankreich sei zum Losschlagen fertig, mehr als fertig (archipret). Jetzt fand sich, da es dem Heer am Notwendigsten fehlte. Man sah," erzhlt ein Deutscher, der damals in Frankreich reiste, Mannschaften ohne Offiziere, Reiterei ohne Pferde, Artillerie ohne Kanonen sich der Grenze zuwlzen;" und was vorhanden war, fand sich nicht da, wo man es brauchte: ein Mann aus dem Departement der Ostpyrenen, berichtet der franzsische Geschichtschreiber Artnr Chuquet, mute, ehe er nach Metz und Straburg reisen konnte, Uniform und Ausrstung in der Bretagne suchen, ein Elssser seine Ausstattung in Bayonne abholen. berall herrschte die tollste Verwirrung: während man in Metz vom Bahnhof Heu, in die Magazine in der Stadt schaffte, schickten dieselben Magazine Heu zum Verladen auf den Bahnhof. Ein General konnte weder seine Brigade noch seinen Divisionsgeneral finden. Die Offiziere waren ungengend ausgebildet: einer suchte Weienburg in Bayern, ein anderer meinte, Metz und Sedan lgen am selben Flu. And die Heeresleitung hatte in ihrer Siegesgewiheit den Stben nur Karten von Deutschland zugestellt!
Um so besser hatten auf deutscher Seite Moltke und Roon den Aus marsch vorbereitet: er vollzog sich ohne Schwierigkeit; auch die Eisenbahnverwaltungen waren ihrer Aufgabe vollauf gewachsen. Am 1. August war alles vollbracht. Am 2. bernahm der König den Oberbefehl der das Deutsche Heer" mit dem Gelbnis, er wolle dem deutschen Volke Treue um Treue entgegenbringen und unwandelbar halten".
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Leboeuf Metz August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Charlottenburg Sddeutschland Frankreich Frankreich Bretagne Bayonne Bayern Sedan Deutschland