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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 1

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die germanische Urzeit. Land und Völkerstämme. 1 Die germanische Uyeit. Kand und Volkerstamme. 1. Das Land. Die germanischen Stämme bewohnten das Gebiet von den Vogesen, der Maas und Schelde bis Weichsel und Pregel und von der Donau bis zum Skagerrak, die skandinavische Halbinsel und Island. In der Zeit, da der Herr Jesus Christus auf Erden wandelte, sah es in den Gegenden, die man heute Deutschland nennt, ganz anders aus als jetzt. Da war wenig fruchtbares und angebautes Land zu sehen. Den größten Teil des Landes bedeckten dichte, undurchdringliche Wälder, und dazwischen gab es viele Sümpfe und Moräste, die das Klima rauh und unfreundlich machten. In den Wäldern aber lebten wilde Tiere, die sich jetzt in den deutschen Wäldern nicht mehr finden: Bären, Auerochsen und Wölfe neben zahlreichen Hirschen, Rehen, Wildschweinen und anderen Tieren. Doch gab es auch gutes Acker- und Weideland. 2. Die Völkerstämme. Die Völkerstämme, welche dieses Land bewohnten, lebten hauptsächlich von der reichen Beute, die ihnen die Jagd gewährte; mit Ackerbau beschäftigten sich nur wenig Menschen, dagegen zog man zahlreiche Haustiere, wie Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, denen Wiese und Wald reiche Weide boten, sowie Hühner, die sich ihr Futter auch meist im Freien suchten. Ein römischer Schriftsteller (Tacitus) sagt von den Deutschen der damaligen Zeit: „Gemeinsam ist allen Stämmen die leichte Art auszuwandern, denn ihre Lebensweise ist einfach; sie treiben noch keinen eigentlichen Ackerbau und sammeln keine Reichtümer, sondern begnügen sich mit ärmlich ausgestatteten Hütten, sie nähren sich meist von ihren Herden, ähnlich wie Nomaden, laden wie diese ihren Hausrat auf Wagen und ziehen mit dem Vieh, wohin sie wollen." Unter den Stämmen sind folgende die wichtigsten: Roßbach, Hülssbuch rc. 1

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 76

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
76 Die Zeit der sächsischen Kaiser Heinrich starb in seiner Pfalz Grona bei Göttingen 1024. Mit ihm starb das sächsische Kaiserhaus aus. Sein Tod wurde tief betrauert. „Die Blüte der Menschheit," schreibt ein Geistlicher jener Zeit, „der Preis der Könige, der Glanz des Kaisertums, der Leiter der Kirche Gottes, der friedfertige Vorkämpfer der Christenheit ist dahin, unser Kaiser Heinrich." „Es weine Europa, denn es hat sein Haupt verloreu! Rom weine, es entbehrt seinen Schutzvogt! Es beklage die ganze Welt den zweiten Heinrich, der die Christenheit schützte, die Friedensstörer vernichtete und aller Willkür entgegentrat." Nach seinem Willen wurde seine sterbliche Hülle im Dom zu Bamberg beigesetzt. Dort hat auch neun Jahre später Kunigunde zur Seite ihres Gemahls das Grab gefunden. Iv. Kultur zur Zeit der sächsischen Kaiser. Wie Karl der Große, so haben auch die sächsischen Kaiser für die Bildung ihres Volkes gesorgt. Heinrich I. und besonders Otto I. haben durch die Ausbreitung des Christentums, durch die Gründung von Bistümern auch im nördlichen Deutschland eine neue Kultur herbeigeführt. In Sachsen entwickelte sich reger Sinn für Kunst und Wissenschaft. Besonders die Frauen des Kaiserhauses, der Erzbischof Bruno von Köln und einige Bischöfe sorgten für Lehranstalten. Dieser Erzbischof Bruno, ein Bruder Ottos 1., zugleich Erzkapellan, (oder Reichskanzler) des Kaisers, rief eine ähnliche Einrichtung ins Leben, wie sie Karl der Große mit seiner Hofschule hatte. Fast alle im Reiche, die sich geistig etwas dünkten, eilten an den Hof des Königs und scharten sich um Bruno. Während er anderen ein Vorbild wurde, suchte er selbst für sich neue Lehrer und fand sie. Zunächst waren es Griechen, die teils als Gesandte vom Hofe zu Konstantinopel erschienen, teils zerstreut in deutschen Klöstern wohnten. Mit Eifer studierte Bruno ihre Sprache und ließ sich gern mit ihnen in ein Gespräch ein. Viel verdankte er auch dem irländischen Bischof Israel, der in einem Kloster zu Trier wohnte. Denn wie früher, so waren auch jetzt wieder irländische Mönche bestrebt, die Heiden zu bekehren und die Klöster zu beleben. In diesem Streben fanden sie an Bruno einen eifrigen Förderer. Der kaiserliche Hof wurde wieder der Mittelpunkt des geistigen Lebens, und vom Hofe aus verbreitete sich die Teilnahme an den Wissenschaften weiter durch das Reich, namentlich nahmen die

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 163

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 163 lichste und älteste Art des Raubens bestand in einem gewaltsamen Wegtreiben fremden Viehes, wobei die Hirten sehr oft erschlagen wurden. Solcher Raub war mit wenig Gefahr verbunden, und das platte Land bot ihn überall. Besser gerüstet und auf einen Kampf gefaßt mußten die Ritter dann sein, wenn sie aus einem Hinterhalte einzelne reisende Kaufleute oder ganze Züge solcher, die sich eben um der Räuber willen zusammen auf die Reise begeben hatten, ansprengten, wenn sie wegelagerten. Schien solchen Wegelagerern der rechte Augenblick gekommen zu sein, so suchten sie die Reisenden durch einen plötzlichen Überfall zu verwirren, sprengten sie mit gespannter Armbrust an, warfen sie nieder, schlugen ihnen die Wagen und Kisten auf, schwangen ihnen die Taschen aus, „daß man auch mit einer Pechfackel keinen Heller mehr darin hätte finden können." Wer Widerstand versuchte, wurde sofort erschossen, erstochen oder znsammenge-gehauen. Ließ sich erwarten, daß die Gefangenen sich „ranzionieren", d. H. durch Lösegeld loskaufen konnten, so wurden sie von den Räubern auf die Burg geschleppt und ihnen das Lösegeld abgequält. Namentlich die Bauern hatten von den Raubrittern viel zu leiden. Man drang in das Dorf ein, raubte die Habe, verwüstete die Vorräte und schleppte die Männer mit sich fort. In unterirdischen Burgverließen, in Finsternis, Moder und Unrat, vor Kälte, Hunger und Krankheit fast vergehend, lagen die Armen da, bis die Ihrigen ein Löfegeld, das meist ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen auf ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde." Man sagte damals auch: „Die Bauern bitten nichts so sehr zu Gott, als daß den Junkern die Pserde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten." Das Raubritterunwesen hielt sich trotz strenger Verbote und schärferer Handhabungen des Landfriedens bis ins 16. Jahrhundert hinein. Weit nachdrücklicher als kaiserliche Verordnungen und Strafen half die unter dem Schutze des städtischen Gemeinlebens aufblühende Bildung dem Übel des Raub- rittertums ab. Der Adel blieb der sich ausbreitenden Bildung nicht ganz fremd, begann sich allgemach der Räubereien zu schämen und 11*

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 334

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
334 Zustände des deutschen Volkes und war, wenn es hoch ging, von Trommeln und Pfeifen begleitet; aber zwischen diesen neuen, aus der Fremde eingeführten Gebräuchen zeigte sich noch immer der alte Narr, der unangemeldet ins Zimmer seines Herrn lief, die Hofleute, die ihn ärgerten, verspottete und aus einem Eselswagen den Ausflügen des Hofes folgte. Der Zutritt bei Hofe war mühelos; in kleineren Residenzen kam es wohl vor, daß der Landesherr in den Gasthöfen nachfragen ließ, wer angelangt fei, um irgend einen kenntnisreichen und welterfahrenen fremden Reifenden kennen zu lernen und an feinen Hof zu ziehen. Ging das Leben der Fürstinnen im allgemeinen still und ruhig dahin, so war auch die Zahl der Vergnügungen, die dieses Stillleben unterbrachen, in der Regel sehr beschränkt. Fanden auch hie und da bei Hochzeiten oder beim Besuche fremder fürstlicher Gäste Hoffeste und Turniere statt, so kamen solche doch immer nur selten vor. Gern nahmen die Fürstinnen an Jagdvergnügungen teil, wobei sie ans ihren Zeltern im Jagdkleide, mit dem Jagdhorn geschmückt, erschienen. Besonders gern vergnügten sich manche Fürstinnen mit der Falkenjagd. 2. Die Verwelschung an den Fürstenhöfen. Leider machte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts an den meisten deutschen Fürstenhöfen eine Verwelschung der deutschen Sprache breit, woran Karl V. nicht wenig Schuld hat. Denn vorher verstanden die Fürsten und ihre Diener noch nicht französisch und hatten vor den Sorgen der verschiedenen Wirren und den Anforderungen der Jagd und des Trinkens auch keine Zeit, es zu erlernen. Während unsere ältere Ritterschaft oftmals eine Wächterin des Deutschtums gewesen war, führte der Hofadel dieser Zeit das fremdländische Wesen ein; er wurde verwelscht nach allen Seiten, im Gegensatz zu dem Landadel, der ganz wie der Bauer und Bürger in den Reichsstädten der vaterländischen Weise treu blieb. Eins der einflußreichsten Werkzeuge für die Befestigung des Französischen ans deutschem Boden wurde die Verbreitung des Calvinismus an so vielen deutschen Fürstenhöfen; er galt als etwas Ausländisches für vornehm, und jedermann strebte danach. Statt der deutschen Bibeln, Gesang- und Gebetbücher gebrauchte man französische; es wurde französisch gesungen und gepredigt. Keiner der vornehmen Herren empfand etwas von der Unlust, mit der die deutschen Fürsten und ihre Umgebung fünfzig Jahre früher sich dem Gebrauche des Französischen in der Diplomatie anbequemt hatten. Jetzt schrieb man französisch viel geläufiger, als je eine fürstliche ober andere vornehme Feder ihre Muttersprache zu handhaben verstauben hatte; man

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 416

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
416 Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. Einwohnern Geld auf die abscheulichste Weise. Hin und wieder ergriff das Volk die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Scharen, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Aber diese Zusammenrottungen nützten wenig, der Kurfürst selber mußte helfen. Anfang Juni 1675 eilte er plötzlich aus Franken herbei und erreichte Magdeburg. Am 18. Juni 1675 kam es bei Fehrbellin zur Schlacht, in welcher er den ruhmvollsten Sieg seines Lebens errang. In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheer gegenüber stand, war sein Leben in höchster Gefahr. Kurz hinter einander hatten zwei Kugeln den Brustharnisch des Kurfürsten getroffen, da machte ihn sein Stallmeister Froben auf die Gefahr aufmerksam, der er durch sein weißes Schlachtroß ausgesetzt sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, wußte er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem feinigen zu vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen, so sank er, wie die Sage weiter berichtet, von einer feindlichen Kugel getroffen, tot aus dem Sattel. Der Kurfürst selbst kämpfte mit Heldenkühnheit. Als einige Schwadronen ihren Führer verloren hatten, stellte er sich selbst an ihre Spitze und rief ihnen zu: „Ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen, oder zugleich ritterlich mit euch sterben." Die unmittelbare Folge des Sieges von Fehrbellin war die Befreiung der brandenburgischen Lande von den Schweden. Als dieselben von Ludwig Xiv. angestachelt im Dezember 1678 mit einem Heere von Livland aus einen Einfall in das ganz unverteidigte Herzogtum Preußen machten, brach der Kurfürst mitten im Winter nach dem bedrohten Lande auf. Auf Schlitten wurde das Heer über das Eis des fest gefrorenen frischen Haffs gebracht, voran fuhr der Kurfürst mit seiner Gemahlin und dem Kurprinzen. Schon die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete unter den Feinden allgemeinen Schrecken. Die ganze schwedische Armee wurde, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten, zersprengt und auf ihrem eiligen Rückzüge zum großen Teil vernichtet. Trotz dieser glänzenden Siege und wiewohl der große Kurfürst inzwischen den Schweden fast alle ihre deutschen Besitzungen entrissen, sah er sich doch genötigt, da ihn der Kaiser und die deutschen Fürsten aus Neid und Selbstsucht im Stich gelassen und mit Frankreich einen

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 417

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 417 Frieden geschlossen hatten, im Juni 1679 im Frieden zu St. Germain alle pommerschen Eroberungen den Fremden zurückzugeben. Mit den Worten: „Möge dereinst mir ein Rächer erstehen aus meinen Gebeinen" unterzeichnete er den ihm aufgedrungenen Frieden, durch welchen er sich in schmählichster Weise um den Preis seiner Siege betrogen sah. Auch noch eine andere Demütigung mußte der Kurfürst von dem Kaiser erdulden. Im Jahre 1675 war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, dessen Länder nun nach dem 1537 vom Kurfürsten Joachim Ii. geschlossenen Vertrag an Brandenburg fallen sollten, aber der Kaiser kam dem Kurfürsten zuvor und nahm dieselben für sich in Besitz. Später mußte sich der Kurfürst mit dem Kreise Schwiebns begnügen, welchen der Kaiser ihm abtrat; heimlich aber wußte der österreichische Gesandte den Kurprinzen zu überreden, daß er schriftlich versprach, sobald er zur Regierung gekommen sei, den Kreis Schwiebus wieder herauszugeben. Trotz dieser Behandlung schloß sich Friedrich Wilhelm doch wieder dem Kaiser an, als dieser gegen die Türken ziehen wollte. Iv. Friedrich Wilhelms Uersönlichkeit. Friedrich Wilhelm war ein Mann von stattlicher Erscheinung und mit Kraft und Gesundheit des Körpers ausgerüstet. In seinen jüngeren Jahren wallte ihm das lange, volle Haar bis auf die Schultern, später trug er nach der allgemeinen Sitte der Zeit eine mächtige, gekräuselte Perücke. Seinen Sammethut schmückte ein wallender Federbusch; ein schönes Wehrgehäng hing ihm über die Schultern und hielt den Degen; eine Schärpe, aus schwarzer und weißer Seide gewirkt, umgürtete den Rock. Seiner unermüdlichen Thätigkeit konnten weder körperliche Leiden und Widerwärtigkeiten Schranken setzen, noch ließ er sich durch Feste und Vergnügungen von der Arbeit abhalten. So zeichnete er sich rühmlich vor vielen Fürsten seiner Zeit aus, welche mit Zerstreuungen und Vergnügungen aller Art ihre Tage verbrachten. Auch in seinen späteren Jahren, als die Gicht ihm peinigende Schmerzen verursachte, saß er stundenlang mit seinen Räten zusammen und verrichtete alle Regierungsgeschäfte. Wichtige Fragen über zweifelhafte Punkte legte er den Gelehrten vor, die er erreichen konnte, und ließ sich von ihnen Vortrag darüber halten, ohne den Widerspruch zu scheuen-Kurfürst Friedrich Wilhelm war ein Mann von natürlichster Ein- Roßbach, Hülfsbuch rc. 27

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 439

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
zur Zeit des Großen Kurfürsten. 489 Iv. Kunst und Kunstgewerbe. Der im 16. Jahrhundert zu so hoher Blüte gekommenen Kunst war, wie bereits erwähnt, durch den großen Krieg der Lebensfaden abgeschnitten worden, so daß es langer Zeit bedurfte, bis sie wieder einigermaßen leistungsfähig wurde. Wie aber alles in Deutschland unter der besonderen Einwirkung Frankreichs stand, so war es auch mit den künstlerischen Erzeugnissen der Fall. Das deutsche Kunstgewerbe folgte nun auch der französischen Art, der Geschmack des Rokoko fand Eingang. In der Baukunst verdrängte der Barockstil die Renaissance. Da aber erst das folgende Jahrhundert die Blütezeit dieser Kunstrichtung brachte, so werden wir später davon reden. Noch tiefer an Kunstwert als die Baukunst stand im 17. Jahrhundert die Bildnerei. Sie war während des großen Krieges gänzlich erstorben. Auf dem Gebiete der Malerei herrschte derselbe Verfall, eine deutsche Malerei gab es nicht mehr, italienischer, niederländischer und französischer Einfluß hatten sie verdrängt. Ebenso verfiel der Holzschnitt in dieser Zeit vollständig. Dagegen blühte die Kunst des Kupferstichs unter niederländischer Anregung auf. Merkwürdiger Weise war ein besonderer Zweig der Kunst, die sogenannte Kleinkunst, die in Nürnberg ihre vornehmste Stätte hatte, von dem allgemeinen Rückgang nicht betroffen worden. Denn Jakob Wolrats Werkstätte erhielt bald durch ihre Wunderwerke einen Weltruf. Besonders geschah dies durch ein mechanisches Kunstwerk, welches Wolrat in Gemeinschaft mit einem Kunstschlosser verfertigte und das von Ludwig Xiv. bestellt worden war. Dasselbe bestand aus einem Bataillon silberner Soldaten zu Fuß und zu Pferde, welche durch mechanische Vorrichtungen und eingelegte Maschinerien alle Griffe und Bewegungen des französischen Exercitiums machten. Die Figuren, deren es einige Hundert waren, hatten eine Höhe von 5 cm und waren in jeder Beziehung meisterhaft ausgeführt. Ein anderer Nürnberger Tausendkünstler war Leo Prunner. Aus Gold und Silber, aus Elfenbein und Holz machte er Altäre, Kruzifixe, Denkringe, Tiere u. f. w. in einem so kleinen Maßstabe, daß man die ganze Zierlichkeit der Arbeit kaum zu erkennen vermochte. Zugleich schrieb und stach er so klein, daß er das ganze Vaterunser auf eine Fläche von der Größe eines Pfennigs brachte. Aus Elfenbein schnitzte er ein Nähpult von Haselnußgröße, in welchem sich alles befand, was in ein solches Gerät gehört. Auf einen Kirschkern schnitzte er in sauberster Ausführung acht Köpfe, die einen Kaiser, König, Kurfürsten, Bischof,

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 454

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
454 Vom Großen Kurfürsten 7. Friedrichs Ländererwerb. Wie seine Vorfahren benutzte er jede Gelegenheit zur Erweiterung seiner Länder. Durch Kauf erwarb er das Reichsstift Quedlinburg und die Reichsstadt Nordhausen, ebenso die Grafschaft Tecklenburg, während er Elbing als ein seinem Vater überwiesenes, nicht eingelöstes Pfand in Besitz nahm. Für den dem Kaiser abgetretenen Kreis Schwiebns erhielt er die Anwartschaft auf das Fürstentum Ostfriesland. Aus der Erbschaft des letzten Ommers Wilhelm Iii. erhielt er die Grafschaften Lingen (an der Ems) und Mörs. Mit den stammverwandten Fürsten von Hohenzollern-Sigma-ringen und Hechingen schloß er einen Erbschaftsvertrag. 8. Die Lage des Staates beim Tode seines ersten Königs. Die letzten Lebensjahre Friedrichs I. waren durch mancherlei Enttäuschungen getrübt. Wiederholt hatte er geklagt, „daß es das Los der Fürsten sei, die Wahrheit nur durch trübe Nebel der Verstellung und Ränke zu erblicken." Zu der grenzenlosen Zerrüttung und Verwirrung, in welche die Finanzen geraten, waren auch noch von andrer Seite entsetzliche Plagen über das Land gekommen. In den Jahren 1707 bis 1713 hatte die morgenländische Benlenpest in Ostpreußen mehr als ein volles Drittel der Bevölkerung, gegen 23000 Menschen dahingerafft. So überkam sein Thronfolger, als Friedrich im Februar 1713 starb, unermeßliche Ausgaben, um im Lande bessere Zustände herbeizuführen. 9. Sophie Charlotte, Gemahlin des Königs. Sophie Charlotte, eine Tochter des nachmaligen Kurfürsten Ernst August von Hannover, war ein Sonntagskind, geboren am 20. Oktober 1668 auf dem Schlosse zu Iburg, als ihr Vater noch Fürstbischof von Osnabrück war. Die außergewöhnlichen Geistesanlagen des Kindes entwickelten sich schon frühzeitig, so daß die Prinzessin kaum siebenjährig bereits französisch, italienisch und englisch mit überraschender Geläufigkeit sprach. Daneben betrieb sie emsig Latein, übte und liebte die Musik und bezeigte selbst sür die ernsteren Wissenschaften großen Eifer. Sie begnügte sich bei ihren Studien nie mit dem Thatsächlichen, sondern suchte vor allen Dingen die Gründe zu erforschen, warum etwas so und nicht anders sein könnte. Von großer Bedeutung wurde für die Prinzessin die Reise, welche die Eltern 1680 nach Italien unternahmen. Hier bildete sie ihren Geschmack an schöner Kunst, hier vertiefte sich ihre Neigung zur Musik, in Italien fesselten Mutter und Tochter einen Gelehrten an sich, der später in Hannover die Eindrücke wachhielt und pflegte, die jenseits der Alpen ausgenommen worden waren.

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 396

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
396 Die Vorgeschichte von Preußen. schäftigte sich besonders mit der Überwachung der Finanzen, der Sorge für Handel und Gewerbe und dem Kriegswesen; der oberste Rat des Fürsten blieb der Kanzler. Um aber tüchtige Beamte zu gewinnen, errichtete der Kurfürst im Jahre 1607 die Fürstenschule zu Joachimsthal bei Berlin. Seine erste Gemahlin Katharina hat ihr Andenken durch die Errichtung einer Schloßapotheke in Berlin verewigt, aus welcher vielen armen und bedürftigen Kranken Arzneimittel unentgeltlich verabreicht wurden, indem sie die Kosten aus dem Erlös bestritt, die ihr der Verkauf von Milch, Butter und Käse ihrer Güter einbrachte. 6. Johann Sigismund 1608—1619. Unter diesem Kurfürsten wuchs der brandenburgische Staat nicht nur um die Cleveschen Lande, sondern es fiel ihm auch noch das Herzogtum Preußen zu. Johann Sigismund hatte erst die Vormundschaft über den Herzog und dann trotz des Widerspruchs des preußischen Adels die Belehnung mit jenem Herzogtum vom König von Polen durchgesetzt, nach dem Tode Albrechts Ii. konnte er 1618 Preußen mit Brandenburg vereinigen, so daß der Kurstaat zu einem Gebiete angewachsen war, das dreimal so groß als unsere heutige Rheinprovinz. Somit übernahm Brandenburg die Wacht am Rhein und an der Weichsel. Der Übertritt des Kurfürsten von der lutherischen Kirche zur reformierten, um die Reformierten in den rheinischen Landen zu gewinnen, erregte die Unzufriedenheit der lutherischen Unterthanen, daher sicherte er 1613 beiden Bekenntnissen durch ein Religionsedikt gleichmäßige Duldung zu. Er erlebte noch den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, wurde aber in demselben Jahre vom Schlage getroffen und genötigt, die Regierung seinem schwachen Sohne Geor^ Wilhelm zu überlassen. Die Vorgeschichte von Preußen. 1. Die heidnischen Preußen. Während der Völkerwanderung wurde das Land zwischen dem heutigen Pommern und Kurland nach Abzug der germanischen Völker durch litauische Stämme besetzt, die zunächst Wohnenden nannten sie Prnzzen oder Prüften. In vielen Dingen ähnelten die alten Preußen — so lautete der Name in der Aussprache der Deutschen — den Germanen; auch sie waren schlanken,

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 404

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
404 Die Vorgeschichte von Preußen. bach (1511—1525) wurde nach zweijährigem Kampfe zur Anerkennung der polnischen Lehenshoheit gezwungen. Durch deutsche Söldner im Ordensheere war die neue Lehre Luthers in Preußen bekannt geworden. Ihr neigten auch viele Ordensritter und Geistliche, besonders der Bischof von Samland, zu. Auch Albrecht wurde für dieselbe durch den Pfarrer Osiander in Nürnberg gewonnen, obwohl er ihr anfangs feindlich gegenüber stand. So reifte in ihm allmählich der Entschluß, aus dem geistlichen Ritterorden — der schon längst keiner mehr war — auszutreteu und das Ordensland in ein Herzogtum umzuwandeln. Der König von Polen war damit einverstanden, und so leistete Albrecht als Herzog von Preußen auf dem Reichstag zu Krakau 1525 dem König von Polen den Lehenseid und erhielt Preußen als erbliches Herzogtum. Der Orden wurde mit Zustimmung der meisten Ritter aufgelöst, und Albrecht trat, sowie der größere Teil des Landes, zur lutherischen Kirche über. Die Ordensritter wurden durch die Güter des Ordens entschädigt oder erhielten eine Stellung in der Verwaltung des Landes. Entsprechend der früheren Würden wurden die Ämter eines Kanzlers, Oberburggrafen, Landhofmeisters und Marschalls gestiftet. Diese Beamte standen dem Herzog als sogenannte Regimentsräte zur Seite. 6. Das Herzogtum Preußen bis zur Vereinigung mit dem Kurfürstentum Brandenburg 1525—1618. Eine treffliche Stütze erhielt das neu erwachte geistige Leben in Preußen durch die Hochschule, die Herzog Albrecht 1544 in seiner Hauptstadt Königsberg gründete, nachdem schon vorher Volks- und Lateinschulen errichtet worden waren. Die Ruhe der Regierung des Herzogs wurde oft durch den Adel gestört, welcher durch seine Verbindungen mit dem polnischen Adel und den Reichstagen seine Macht zu beschränken suchte. Der Herzog starb 1568 an der Pest, welche damals das Land verheerte, und hinterließ die Regierung seinem fünfzehnjährigen Sohne Albrecht Ii. Friedrich, welcher zuerst unter der Vormundschaft der Regimentsräte, später seiner Verwandten stand (s. S. 395). Nun schaltete der Adel als Herr im Lande, sah aber seine Herrschaft gefährdet, wenn es den Kurfürsten von Brandenburg gelang, das Herzogtum zu erwerben. Diese erreichten indes nach langem Bemühen ihr Ziel; durch große Geldgeschenke, zu denen die märkischen Stände willig beitrugen, bewogen sie den polnischen König und Reichstag, ihnen 1569 die Anwartschaft, 1604 die Vormundschaft, 1611 die Belehnung zu erteilen, infolge deren sie 1618 das Herzogtum unge-
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