263
katholischen gewählten Bischof besessen werden solle; ans der Er-
werbung des Stiftes Walkenried mit dem dazu gehörigen Hofe
Schauen als freies Reichslehen; und endlich in dem Versprechen
für August von Wolfeubüttel, daß die beiden ersten, am Domkapitel
Pi Straßburg zur Erledigung kommenden Präbenden seinen beiden
jüngeren Söhnen Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht zufallen
sollen.
In den Religionssachen ging natürlich Braunschweig-Lüneburg
mit dem übrigen protestantischen Deutschland.
Das war der westphälische Friede vom 24. Oktober 1648!
Vielleicht brachte er keinen der größeren weltlichen Staaten Deutsch-
lands gleich ungünstige Resultate. Die Leideu lind Verluste im
Innern, die dieselben sämmttich in einem 30jährigen Kriege erlitten,
konnten wohl keinem vollständig ersetzt werden; aber für manchen,
z. B. Brandenburg, wurden doch solche Vergütungen aus „dem
Tuche der K.6guivaleutia", wie es Trautmannsdorf nannte, ge-
schnitten, daß wenigstens das Gebiet des Staates und damit die
Quelle der Macht nach dem Kriege viel bedeutender war, als vor-
her. Dagegen standen die welfischen Fürsten geradezu in der Reihe
der Verlierenden. Der alternirende Besitz von Osnabrück glich
nämlich den direkten hildesheimischeu Verlust längst nicht zur Hälfte
aus, und die übrigen erworbenen Brocken waren zu Gelde und
Geldeswerth angeschlagen, nur für eine geringe Summe zu rechnen.
Statt der Erwerbung von Bremen und Verden, die unter jeder
Bedingung hätte durchgesetzt werden müssen, geriethen diese Stifter
in die Hände der Schweden, die zwar Freunde des protestantischen
Glaubens, aber Feinde des deutschen Reichs, und seit dem letzten
goslarschcu Frieden speciellc politische Gegner und Nebenbuhler
der welstscheu Fürsten gewesen waren. Von solchen Mitbewerbern
mußte man sich eine domiuireude Stellung an der Nordgränze
und eine Einengung des eigenen Gebiets gefallen lassen! Die
Mündungen der beiden großen, dasselbe durchziehenden Flüsse,
Elbe und Weser, die natürlichen Wege für Verkehr und Handel,
waren durch jene Eroberung geschlossen, und jede freie politische
Entwickelung damit abgeschuitten! Doppelte Ehre und doppelter
Ruhm gebührt dem Fürsten, der nachher diesen Fehler von 1648
wieder gut gemacht hat.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: August Anton_Ulrich Ferdinand_Albrecht Ferdinand Albrecht Osnabrück
Extrahierte Ortsnamen: Domkapitel
Pi_Straßburg Deutschland Bremen Schweden
400
Am 9. Oktober 1735 hatte der Fürst das Licht der Welt er-
blickt. Seine Erziehung, die von dem Abt Jerusalem geleitet ward,
war eine ausgezeichnete, und nur diesem würdigen Manne ver-
dankte Karl Wilhelm Ferdinand das Gottvertrauen, den feinen
Takt des Schicklichen, den angemessenen Allsdruck der Sprache
und des Gefühls, und endlich seine bedächtige Lebensklugheit;
wogegen seine Sparsamkeit und sein haushälterischer Sinn wohl
eher ein Erbtheil seines Großvaters und Pathen, des Königs Fried-
rich Wilhelm I. von Prellßen, sein mochte. Die äußere Erscheinung
des hochgewachsenen, kräftig gebauten Fürsten zeigte in Allem aus
den ersten Blick das Bild eines schönen Mannes. Sein Anstand
war würdevoll; in deil ritterlichen Künsten zeigte er sich geübt,
und für alles Höhere war er empfällglich. Dabei ließen ihll seine
Milde und Freundlichkeit gegen seine Unterthanen deren Herzen
bald gewinnell. Von seinem zwölften Jahre an hatte der junge
Fürst das Collegilun Carolinum in seiner Vaterstadt besucht, wo-
selbst er sich eifrig dem Stlidium der römischen Klassiker hingege-
den, die ihm in frailzösischeil Uebersetzungen Vorlagen. Daneben
waren es die Kriegswisseilschaften, die er in den Werken der dama-
ligen bedeliteildsteil Militair-Schriftsteller emsig stlidirte. Seille
Stlldieil wllrdeil indeß bald durch den Begiiln des siebenjährigen
Krieges llilterbrochen, an dem er bis zu desseil Beendigung Tbeil
ilahm llnd in dem er sich vielfach auszeichllete, so bei Hasteilbeck,
Crefeld, Mindeil, Herford, im Tressen ans dem Johannisberge, in
dem er nicht ungefährlich verwllildet ward.
Nachdem der Krieg beeildet, vermählte sich Karl Wilhelm Fer-
dinand 1764 mit Auguste, der ältesten Tochter des Prinzen Fried-
rich Ludwig von Wales und unternahm sodann niit dieser eine
größere Reise nach England, Frankreich und Italien. Ueberall
fand er die freundlichste Aufnahme, doch war es wohl hauptsäch-
lich Frankreich, das ihn am Meisten fesselte, wie er denn auch
später stets eine besondere Vorliebe für dies Land nnb die Fran-
zosen gezeigt hat. 1773 trat der Fürst in preußische Dienste und
ward von Friedrich dem Großen zum Gouverneur von Halberstadt
ernannt. Als dann 1780 sein Vater starb, trat er die Regierung
über Braunschweig-Wolfenbüttel an. Wie kräftig er schon vorher,
noch bei Lebzeiten des Herzogs Karl, in die Regierung mit ein-
gegriffen, ist bereits im vorigen Paragraph erzäblt. Nach dem
Tode des Vaters fuhr er in seineil Reformen und Veränderungen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Wilhelm_I._von_Prellßen Wilhelm_I. Crefeld Karl_Wilhelm_Fer- Karl Wilhelm Ludwig_von_Wales Ludwig Friedrich_dem_Großen Friedrich Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Collegilun_Carolinum Herford Johannisberge England Frankreich Italien Frankreich Halberstadt
221
des lutherischen Glaubens in Deutschland zu Felde zu ziehen. Gustav
Adolf landete 1630 in Deutschland in der Meinung, von seinen
Glaubensbrüdern mit offenen Armen empfangen zu werden. Ob-
gleich er sich hierin bitter täuschte, indem diese noch zu schwankend
in dem Zutrauen für die abermalige Hülfe aus dem Norden waren,
auch ihre Menge eine sofortige Einigung nicht zuließ, so drang
Gustav Adolf dennoch unerschrocken vor, und dies Vordringen
ward mit Erfolg gekrönt. Erft nachdem die Schlachten bei Breiten-
feld und Leipzig geschlagen waren, erst nach dem grausamen Wüthen
Tilly's in Magdeburg sollte das Mißtrauen der Protestanten in
Deutschland gegen Gustav Adolf weichen. 1631 trat der Herzog
Georg abermals mit ihm in Verbindung und das Resultat war
seine Ernennung zum schwedischen General und die Verpflichtung
zur Stellung von 4 Regimentern. Seine Handlungsweise ward
von dem greisen Bruder Christian nicht gebilligt, und kam ihm
dieser zur Erfüllung der eingegangenen Verpflichtung wenig genug zu
Hülfe. Friedrich Ulrich trat dagegeii 1632 unter gänzlicher Um-
gehung des Vetters, zu dem er nichts weniger als Ziliieigung hegte,
mit Gustav Adolf in Verbiiidung, wodurch er für die auszuwen-
denden Kriegskosteu neben dem kleiiien Stift Hildesheim ailch die
Städte Goslar, Dudersiadt iind Gieboldehallsen nnb einen Th eil
des Eichsfeldes §u erlangen gedachte. Während des Jahres 1632
zog sich der Kampf hin, ebne daß von kaiserlicher uiid protestan-
tischer Seite besondere Vortheile errungen wurden, bis gegen Ende
dieses Jahres Hildesheim in Pappenheim's Hand gelangte und
Gustav Adolf bei Lützen siel, diirch welche beiden Ereignifie die
Lage der Protestaiiteu in Niedersachsen mißlicher denn je ward.
Der Schweden Auftreten nach dem Tode des Königs war der Art,
daß es der protestalltischeii Sache mehr Schaden als Vortheil brachte.
Herzog Georg hielt, was irgend zu halteii war. Mehrere kleiiie Ge-
fechte wiirden voii ihm dem Feinde geliefert, iind am 28. Juiii 1633
gewann er über diese bei Hessisch-Oldendors in einer bliltigen Schlacht
einen glänzenden Sieg. Einige Tage später fiel auch Hameln in
seine Hand.
So kam das Jahr 1634 heran und mit ihm die Erlösungs-
stunde für den unglücklichen Friedrich Ulrich. Am 11. August 1634
starb er zu Braunschweig, und mit ihm erlosch das mittlere Haus
Braunschweig, das mit dem Sohne des Magnus Torquatus, Hein-
rich, seinen Ursprung genommen. Friedrich Ulrich ließ das Land
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg Christian Friedrich_Ulrich Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg Friedrich_Ulrich Friedrich August Magnus Friedrich_Ulrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Magdeburg Deutschland Hildesheim Goslar Hildesheim Niedersachsen Hessisch-Oldendors Hameln Braunschweig
312
so unglückliches Ende nahm, daß alle seine Feinde, während er
auf der Flucht in der Türkei weilte, Zugriffen, um sich in den Be-
sitz seiner Staateil zll setzen. König Friedrich Iv. von Dänemark
hatte sich die voll Schweden im westphälischen Frieden erworbenen
Provinzeil Bremen und Verden allsersehen. Kurfürst Georg Lud-
wig ließ dies als Nachbar für dasmal ruhig geschehen, obwohl
still Vorgänger, Georg Wilhelm voll Celle, scholl einmal diese
Provinzeil selbst besetzt hatte, um sie ilicht Anderen zu überlassen.
Die pfaildweise Erwerbiing der Grafschaft Delmenhorst 1710 voil
Seiten Hailnover's war die Vergütung für solche Zulassung.
Der Schlitz, deil Georg Ludwig deil durch deil Bischof Mari-
milian Heinrich von Hildesheim bedrängten Protestanten gewährte,
verdient der rühmlichsten Erwähnung. Im Vereiil mit Herzog An-
ton Ulrich von Brallnschweig besetzte er 1710 Peine und Hildes-
heim mit feinen Truppen, als der fanatische Bischof ans alle Vor-
ftellnilgeir ilicht hören wollte, nnb zwang ihn so niit Gewalt, den
Protestailten im Stift Hildesheim nochmals ausdrücklich freie Re-
ligionsübung zll verbürgen.
Unter solchen Ereignissen nahete das Jahr 1714 heran, —
das entscheidendste und wichtigste vielleicht in der ganzen welfischen
Geschichte! Ein Throil, der ilicht etwa für Europa, nein, für alle
Welttheile damals die höchste Bedeutung hatte, erledigte sich, und
durch einen wunderbaren Gang des Schicksals ward Kllrfürst Georg
Ludlvig dazu berufen, ihil wieder einzunehmen! Wir erzähleil diese
Begebenheit im Zusammenhänge.
Der Widerwille, der sich in der Erhebung des englischen
Volks gegen die Stliarts im Jahre 1688 fnnb gab, hatte aller-
dings auch seine politischeil Ursachen z zum größeril Theil jedoch war er
auf die Befürchtllilg gegründet, daß die katholische Neligioil mit
Hülfe katholischer Monarchen, ilamentlich des Königs von Frank-
reich, einmal die herrschende Laildeskirche in England verdrängen
könne*).
Darlim ging die Bewegung von 1688 nicht gegen die Stliarts
im Allgemeiilen, sondern nur gegen die katholisch eil Mitglieder
dieser Familie.
Ganz dem gemäß ward nach der Vertreiblmg Jacob Ii. die
neue Snccessions-Ordnung für England geregelt. Desseil prvtestan-
*) Macaulay, Geschichte Englands seit dem Regierungs-Antritt Jacob Ii.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Dänemark Georg_Lud- Georg_Wilhelm_voll_Celle Wilhelm Georg_Ludwig Ludwig Heinrich_von_Hildesheim Heinrich Ulrich_von_Brallnschweig Georg
Ludlvig Jacob_Ii Macaulay Jacob_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Hildesheim Europa Frank- England England Englands
340
30jährigen Friedens erfreuen, während dessen sie Zeit hatten, die
Drangsale des 7jährigen Krieges zu überwinden. Nnr einzelne Ereig-
nisse unterbrachen den einförmigen Gang der geregelten Verwaltung.
In dem Bisthum Osnabrück, dessen alternirender Besitz dem
Hanse Braunschweig-Lüneburg im westphälischen Frieden zugesagt
war, war dem Kurfürst Ernst August 1698 als katholischer Bischof
Karl von Lothringen, diesem Ernst August Ii. aus dem Hause Braun-
schweig-Lüueburg, und diesem wiederctemens August von Baiern bis
1761 gefolgt. Einige Zeit blieb das Bisthum unbesetzt; erst 1764
wurde Herzog Friedrich voll Jork, der zweite Sohn Georg Iii.,
als halbjähriges Killd zilm Regeilten des Bisthums erklärt. In
seiilem Namen führte ein geheimer Rath bis 1783 die Regierung.
In diese Zeit fällt auch die Wirksamkeit des berühmten Patrioten
und Geschichtschreibers Jnstlls Möser (geboren 1720 P 1794), der
geheimer Referelidar, ritterschastlicher Syndikus und advocatus
patriae in Osnabrück war. Sein Alldenken wird zu allen Zeiten
gesegnet still, und sein Beispiel der Nachkommenschaft zur Nach-
eiferung bienen.
Einer traurigen Episode der welsischeil Familiengeschichte sei
hier nur klirz erwähnt. Caroline Mathilde, die junge 17jährige
Schwester Georg Iii., hatte sich am 8. November 1766 mit König
Christian Vii. voll Dänemark vermählt, einem Moilarcheil von
schwankendem, unselbstständigem Charakter und ihrer in keiner Hin-
sicht würdig. Der entschlossene Leibarzt Strlieilsee wußte in Kopen-
hagen, so lange sein Einfluß dauerte, noch alles z>lm Besten zu
leiten; als aber der Adel, darüber llilzllfrieden, eine förmliche Ver-
schwörlmg gegen diese Persönlichkeit anzettelte, welche am 16. Januar
1772 zum Ausbruch kam, ließ sich der Köllig einreden, Struensee
im Verein mit der Königin stehe ihm nach den Leben. Die schmäh-
liche Hinrichtung des Leibarztes und des Grafen Brand erfolgte,
und gegen die Königin erlaubte mail sich die unwürdigsten Pro-
ceßakte. Weilil allch der König voll England, ihr Bruder, sich
hiergegen setzte, so that er doch längst nicht genug für stille Schwe-
ster, die geschieden wllrde, und ihre Tage bis zu ihrem Ende am
10. Mai 1775 ans dem Schlosse zu Celle gleichsam in Verbannung
zubrachte. Sie hat bis zum letzteil Athemzuge ihre völlige Unschuld
betheuert.*)
*) lieber Caroline Mathilde von Dänemark s. Malortie, Beiträge zur Ge-
schichte des braunschweig-lüneburg'schen Hofes, Heft 2, pag\ 61.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Karl_von_Lothringen Karl Ernst August August Friedrich_voll_Jork Friedrich Georg_Iii Jnstlls_Möser Caroline_Mathilde Georg_Iii Christian_Vii Struensee Caroline_Mathilde_von_Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Bisthum_Osnabrück Hanse_Braunschweig-Lüneburg Baiern Osnabrück Kopen- England
97
Kaiser den Herzog fußfällig gebeten haben soll, ihn nicht in
dieser Noth zu verlassen, — jedoch vergeblich; Heinrich der Löwe
zog mit seinem Heertheil nach Hallst. Der Krieg verlief für
den so geschwächten Kaiser unglücklich; am 29. Mai 1176 verlor
er die Schlacht bei Lignano, entging kaum der Gefangenschaft,
und mußte mit dem Pabste und den Städten Italiens einen
Frieden schließen, der alle Pläne der Hohenstaufen m jenem Lande,
die ans unumschränkte Herrschaft gerichtet waren, vernichtete.
Was hier verloren war, sollte bei den Besitzungen des Welstn-
sürsten in Deutschland wieder eingebracht werden. Kaum war
Friedrich wieder in Ruhe und hatte im Juli 1178 zu Arles die
burgundische Krone empfangen, so ward Heinrich dreimal, nach
Worms, Magdeburg und Goslar, vorgeladen, um sich wegen
seines angeblichen Treubruchs zu verantworten. In Würz-
burg, 1180, geschah endlich ein Spruch auf Erlegung einer Strafe
von 5000 Mark Silber; als Heinrich auch hier nicht erschien,
ward über ihn zu Gelnhausen die förmliche Reichsacht ausgesprochen,
13. April 1180, und ihm beide große Reichslehen abgesprochen.
Baiern formte am wenigsten gehalten werden; es ging sofort in
die Hände der bisherigen Verwalter desselben, Markgrafen von
Wittelsbach, über. Das Herzogthum Sachsen ward getheilt;
den westlichen Theil (Westphalen) erhielt der Erzbischof von Cölln,
den östlichen bekam Bernhard von Askanien, Sohn Albert des
Bären, welcher Lauenburg baute und den Titel: Herzog von
Sachsen ganz besonders führte, ihn aber an eine ganz andere
Gegend heftete.
Heinrich der Löwe, welcher in seinen Herzogthümern die Geistlich-
keit übersah, und ihr nicht allzuviel schenkte, hatte, als er erst Wider-
stand gegen obiges Urtheil versuchte, an ihr keine Hülfe, eher Feinde.
Auch war er gegen seine großen weltlichen Vasallen stets der
entschiedene Herr und Gebieter. Daher fand sich leicht eine Ver-
bindung weltlicher und geistlicher Fürsten, welche nach dem erfolg-
ten Reichsachtsspruche Zugriffen, um von der Haut des Löwen zu
prosttiren. Am weitesten verzweigte sich das Bündniß, das bereits
1178 der Erzbischof von Cölln und der Bischof von Halberstadt,
mit Zuziehung einer großen Anzahl weltlicher Dynasten schlossen"). *)
*) Wigand, Archiv Vi. p. 287. — quia non sumus canes muti non
valentes latrare, halberstadensis ecclesia, quae hactenus mammis regum
7
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Bernhard_von_Askanien Albert_des
Bären Heinrich Wigand