157
Alle diese Befugnisse waren natürlich nicht überall gleich vor-
handen; es liegt dies schon darin, daß jederherr sein Verhältnißzu seinen
Ministerialen selbst und nach eigenem Bedürfniß ordnete. Im
Ganzen aber kann man wohl sagen, daß im Laufe der Zeit der
Stand der Ministerialen sich immer mehr hob. Da die äußerliche
Stellung desselben in der Gesellschaft sich wenig von der des
niedern Adels unterschied, so fanden schon um deswillen häufig
Uebergänge Statt. Zn der That ersetzten sich auch bis auf unsere
Tage die nach und nach anssterbenden Familien des freien niedern
Adels meist aus Ministerialen, und von ihnen stammen auch
meist die alten Patrizierfamilien der Städte.
Ii. Geistlichkeit. Die Einrichtung des Kirchenwesens in
Niedersachsen war nach 6 Jahrhunderten, wenigstens in allen Haupt-
sachen, noch dieselbe wie zur Zeit der Einführung des Chriftenthums
daselbst durch Karl den Großen. Die großen Kirchensprengel stan-
den unter Bischöfen, die sich bald ziemlich gleich den eigentlich
ihnen noch Vorgesetzten Erzbischöfen gegenüber stellten, und jede
Abhängigkeit von diesen von sich abzuhalten wußten. Dell Bi-
schöfen stand als Rath in allen Angelegenheiten als höchste Be-
hörde ein Domcapitel zur Seite.
Die bischöstichen Sprengel zerfielen zunächst in Archidiakonate*),
deren Vorsteher, Archidiakoilen, in ihren Kreisen in allen Stücken
den Bischof vertraten, und auch Aufsichtsrechte über die einzelneil
Klöster lind Stifter lind deren Vorsteher, Aebte, Pröbfte, so wie
über Dekane und vorstehende Priester einzelner Kirchen ausübten.
Sie waren sebr häufig auch Mitglieder des Domcapitels, ließeil
aber in diesem Falle aus eigener Begliemlichkeit ihre Geschäfte durch
Stellvertreter versehen. Es ist bekallnt, daß einzelne Klöster und
Aebte das Privileg hatten, nicht unter einem Archidiakon, son-
dern direkt unter einem Bischof, ja mitunter sogar direkt unter dem
Pabst zll stehen.
Die welstschen Lande lagen in den verschiedensten Kirchen-
sprengeln, zunächst in denen der Bischöfe und Erzbischöfe voll
Bremen, Verden, Hildesheim und Mindeil; dazu kamen die trans-
albingischen Eroberungen unter den Bischöfen non Lübeck, Schwerin
und Ratzeblwg; Stücke im Osten standen unter Magdeburg und
’) Solche Archidiakonate lernt man kennen aus Wippermann, der Buckü-Gau,
für Minden; aus Lüntzel, Diöcese Hildesheim, - für diese; u. A.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
30
ehrwürdigen Orden der Benediktiner gehörte, zu dein das Volk
wirklich Zutrauen fassen konnte. Die Geschichte der Gründung
manches Klosters ist zugleich die Geschichte der Cnltivirnng ganzer
Landstrecken, Hebung des Ackerbaues und Beförderung des Wohl-
standes, nicht minder die Geschichte der Anlegung von Schulen
und Hebung der geistigen Bildung. Als später verschiedene andere
Orden nach anderen Tendenzen wirkten, wie die Benediktiner der
früher» Zeit, war in jeder Hinsicht ein Zurückkommen der Geist-
lichkeit zu bemerken.
Karl theilte das ganze Land acht neu gestifteten bischöflichen
Diöcesen zu; als solche werden genannt: Osnabrück (Jahr der
Stiftung ungewiß), Münster (776), Paderborn (777), Minden
(780), Verden (786), Bremen (787), Halberstadt (796) und Hil-
desheim (zuerst in Elze 806). Jedoch sind diese Zeit-Angaben
sehr ungewiß, denn nicht zwei Chronisten stimmen darin überein.
Die Gründung einer Kirche an dem spätem Bischofssitze >vird
häufig für Gründung des Bisthums angesehen. Der Kriegsgeschichte
gemäß kann schon vor 785 kein Bisthum gestiftet sein, und vor
797 ist es überhaupt wahrscheinlich liicht geschehen. Von den ge-
nannten Diöcesen liegen vier, Bremen, Verden, Osnabrück lind
Hildesheim fast ganz, zwei andere, Minden und Hatberstadt, mit nicht uii-
bedeutendeir Strecken im Gebiete des heutigen Königreichs Hannover.*)
An der Spitze seiner Diöcese stand der Bischof. Nur in der
ersten Zeit bemerkt man eine Ernennung desselben durch deii Kaiser;
bald wird er durch Wahl der Geistlichkeit ernannt. Bei der Auf-
sicht über seine Kirchen steht ihm als rathende Behörde das Capitcl
zur Seite, und abgeordnete Archidiakonen sichren wieder die Auf-
sicht in den größeren Sprengeln der Diöcese. Wichtige Bestimmun-
gen wurden in Zusammenkünften (Synoden), zu welchen auch die
Archidiakonen und andere hohe angesehene Geistliche, — Aebte von
Klöstern, — bcschieden wurden, gefaßt, und bildetcn unter dem
Namen statuta s^uoäalia rieben dem allgcnreinen canonischen
Recht das besondere Gesetzbuch jeder einzelnen Diöcese.
Ztun Unterhalt der Kirche im Allgemeinen war der von Karl
dein Großen schoir in feinen ersten Verfügungen a»geordnete
*). Die Gränzen dieser Diöcesen sind vollständig angegeben bei Havemann,
Geschichte d. Lande Braunschweig und Lüneburg, Th. I., p. 12 sqq.
v. Hodenberg, die Diöcese Bremen. 1857.
Lüntzel, die Diöcese Hildesheiin Jr. 2 vol. 1858.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Karl Osnabrück Karl Karl Havemann
Extrahierte Ortsnamen: Paderborn Minden Bremen Halberstadt Bremen Hildesheim Minden Hannover Lüneburg Hodenberg