9
Diese drei Länder haben auch drei verwandte Sprachen.
Drei verwandte Sprachen haben auch im Osten Euro-
pas Polen, Galizien und Rußland, die im flachen Tief-
lande zusammenliegen und mit ihren Sprachen westlich
über die Weichsel heräberreichen. Dagegen reicht in
Preußen, welches von der Weichsel, wie die Niederlande
vom-Rhein, durchschnitten wird, die Deutsche Sprache
weit nach Osten über die Weichsel hin. Endlich ist Un-
garn mit Siebenbürgen südlich von den Ostlandern von
der Natur durch die Karpathen und durch die Donau,
wie durch die Sprache seines Volkes abgesondert. Aber
außer den Sprachen, durch welche man die Absonderung
der Lander im Allgemeinen erkennt, herrschen in einzel-
nen Gegenden der Lander noch andere, so daß ihrer noch
mehrere sind, als die genannten. Man erklärt sich ihre
Entstehung durch die Geschichte der Völker, man über-
sieht auch ihre Aehnlichkeit und Verwandtschaft.
Staaten.
§ 8. Nun ist aber Europa nicht nur in Lander,
sondern auch in Reiche und Staaten getheilt, und kei-
nesweges macht jedes Land auch einen Staat aus, daß
immer ein Herrscher auch ein Land besäße, sondern hier
sind mehrere Länder unter eine Herrschaft vereinigt, und
dort wieder ist eines unter mehrere Herrschaften ge-
theilt, und die Herrscher haben verschiedene Titel. Zwei
Kaiser sind in Europa, die außer ihrem Kaiserthum,
auch noch Königreiche besitzen: der Kaiser von Rußland
besitzt zu seinem großen Kaiserthum auch das frühere
Königreich Polen; der Kaiser von Oestreich aber hat
sein Kaiserthum aus'mehreren Königreichen zusammen-
gesetzt. Zu Ungarn und Galizien besitzt er in Deutsch-
land Böhmen und Illyrien mit mehreren daneben lie-
genden Fürstenthümern, und im nördlichen Italien das
Lombardisch-Venetianische Königreich. Der König von
Preußen hat mit dem Lande Preußen auch viele kleinere
Länder von Deutschland mit seinem Königreich' vereinigt.
Der König von England besitzt außer Großbritannien und
Irland auch noch ein Stück von Deutschland, das König-
reich Hannover. So hat auch der König von Däne-
mark außer diesem Königreiche noch das Deutsche Für-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Galizien Niederlande Donau Europa Europa Polen Galizien Illyrien Italien Deutschland England Irland Deutschland Hannover
a
Deutschlands gehört, und welches 5000 Q.m. betragt.
— Zu dieser allgemeinen Vergleichung der Europäischen
Ländergrößen-lassen sich noch die vielen kleineren Staa-
ten denken, in welche die übrigen Stücke von Deutsch-
land und Italien zerfallen, und welche noch eine sehr-
mannigfaltige und abweichende Größe darbieten. Der
größte von den übrigen Deutschen Staaten ist das Kö-
nigreich Baiern mit 1400 Q.m., und der kleinste das
Fürstenthum Lichtenstein an der Grenze der Schweiz mit
3 Q.m. — So auch in Italien hat das Königreich
Neapel 1400 Q.m. und die Republik St. Marino ist
eben nur ein Berg mit einer Stadt. So verschieden
ist die Größe -der Europäischen Staaten. Wenn man
diese Größen sich recht deutlich denken, und gleichsam
vor Augen haben will, so muß man die Abbildungen
der Länder an der Charte gegen einander halten, und
die eine an der andern messen.
Bevölkerung.
§ 12. Zu dieser Verschiedenheit der Landergröße
hat man sich die wechselnde Bevölkerung der Länder zu
denken, die weniger oder mehr gedrängten Massen der
Menschen, die über den ganzen Welttheil verstreut sind.
Nicht ist es so, daß in dem größten Lande auch immer
die meisten Menschen wohnen, sondern es kommt hierbei
auf die Beschaffenheit und auf den Anbau des Landes,
so wie auch auf den Fleiß der Menschen an, die dasselbe
bewohnen. Und auch in einem und demselben Lande ist
die Bevölkerung nicht überall gleich stark, sondern wech-
selt nach der Beschaffenheit der Gegenden ab, ob mau
gleich nach den Quadratmeilen desselben überrechnet, wie
viele Menschen auf jede derselben kommen, und darnach
die Bewölkerung des Landes abschätzt. In Ländern, die
schon ziemlich gut bevölkert sind, wohnen zwischen vier
und fünftausend auf einer Quadratmeile. So ist es in
England und Italien, und demnächst in Deutschland und
Frankreich; und in diesen Ländern sind wieder einzelne
Gegenden, die über alles stark bevölkert sind, so daß sie
alles überteeffen. Co ist es auf der Insel Maltha, auf
den Ionischen Inseln und in einigen Gegenden am Rhein,
wo auf einer Quadratmeile wohl zehn bis zwölftausend
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Italien Baiern Italien Neapel England Italien Deutschland Frankreich Maltha Rhein
Xu
mit Indien und China, den südöstlichsten Landern Asiens,
nach welchen große Ströme von der hohen Mitte Asiens
hinabführen, und welche auch durch ihre natürliche
Schönheit und Fruchtbarkeit die ältesten Volksmassen
zuerst an sich ziehen mußten. Deshalb werden nun auch
die Indier und Chinesen für die ältesten Völker der
Welt gehalten, und wird gesagt, daß sie in ihren Lan-
dern die ersten höheren Lebenseinrichtungen gemacht
und so überhaupt die Ausbildung des menschlichen
Lebens begonnen haben, wiewohl, bei der Entfernung
ihrer Lander und der Zeiten, nur weniges von diesen
beiden Völkern erzählt werden kann. Bei den Indiern
ist zu Anfang der Zeiten des Alterthums, schon vor dem
Jahr 2000 v. Ch. Gb. die Priesterherrschaft und die
Einrichtung priesterlicher Staaten über das ganze große
Land hin entstanden. Indem unter den dortigen Men-
schenmassen eine besondere Klasse von Männern auftrat,
welche Lehren über das göttliche Wesen, wie sie es eben
erkennen mochten, vortrugen und dabei den übrigen vor-
schrieben, wie sie nach dem Willen der Götter/ leben
sollten, für welche sie Tempel erbauten, so behaupteten
sie zugleich von diesen Tempeln aus eine Herrschaft über
das umliegende Land, und solche Lempelberrschaften
waren eben die ersten Reiche, welche in Asien entstanden.
Braminen hießen diese Priester von dem Hauptgott
Brassma, dessen Verehrung sie lehrten. Weil aber un-
ter diesen ältesten Völkerschaften bald auch gegenseitige
Feindschaft entstanden und der Gebrauch der Waffen
nothwendig geworden war, so erhoben sich unter ihnen
auch die Kriegshelden und Anführer der Kriegstruppen
bald zu so großem Ansehen/ daß sie wie Könige neben
den Priestern standen, und ebenfalls eine Herrschaft über
das Volk ausübten, wie sie auch den besonderen Nahmen
Rajas oder Fürsten erhielten. Hierbei geschah es na-
türlich, daß zwischen den Braminen und den Rajas
eine Eifersucht entstand, und daß sie beide nach dem ei-
gentlichen und ungetheilten Besitz der Herrschaft strebten.
So wird dann auch von einem großen und langen Krieg
erzählt, der in den ältesten Zeiten des Alterthums dort
in Indien zwischen den Pnestern und Königen geführt
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Extrahierte Personennamen: Brassma
Extrahierte Ortsnamen: Indien China Asiens Asiens Asien Indien
Xxi
im I. 538, wodurch denn auch das neubabylonische
Reich seiner Herrschaft unterworfen wurde. Alle frü-
heren Reiche "Asiens diesseit und jenseit des Euphrats
waren nun in das einzige große persische Reich zusam-
mengefaßt, dessen Gründer Cyrus war, und welches
zwei Jahrhunderte hindurch, nämlich von der zweiten
Hälfte des sechsten bis in die zweite Hälfte des vierten
vorchristlichen Jahrhunderts unter folgenden Hauptver-
änderungen fortbestand. Nach des Cyrus Tode, den er
im I. 529 auf einem Feldzug gegen die im Norden
wohnenden Skythen von der Hand einer Königin To-
myris soll gefunden haben, — diese Skythen aber waren
die den ganzen Norden der alten Welt einnehmenden
Grenzvölker der gebildeten südlichen Reiche — nach die-
sem Ende des Cyrus vergrößerte sein Sohn und Nach-
folger, Cambyses noch das persische Reichs durch die
Eroberung von Aegypten, dieses uralten Königreiches,
wo seit den Zeiten Davids noch viele Könige aus ver-
schiedenen Geschlechtern geherrscht hatten. Und die spa-
teren derselben hatten auch nicht mehr in Memphis,,
sondern in einer Stadt an der nördlichen Küste, in
Sais, gewohnt und hatten von hieraus die alte Ein-
samkeit des ägyptischen Volkes durch Umgang mit den
seefahrenden europäischen Griechen unterbrochen. Den
letzten dieser Könige von Sais, Psammenis überwand
Cambyses in der Schlacht bei Pelusium, im I. 525 v.
Ch. Gb.,und ließ ihn tödten, wie er sich dann auch dieses
alten Königreichs mit großer Grausamkeit besonders ge-
gen die dortigen Priester bemächtigte, so daß von Sei-
ten dieses unterjochten Landes ein großer Haß auf den
persischen Thron geworfen wurde. — Und als nach des
Cambyses Tode, und nach einer vergeblichen Empörung
der Meder, die wieder zur Herrschaft strebten, im 1.521,
ein Nachkomme des Cyrus, Darius Hystaspes Sohn, den
persischen Thron bestieg, so nahte sich jetzt die blühendste
und glücklichste Zeit dieses Reiches, da dieser vortreffliche
Herrscher, der gleichsam ein Musterbild einesl asiatischen
Fürsten war, demselben viele wohlthätige innere Ein-
richtungen gab, und die vielen unter seinem Scepter
wohnenden Völker zu einer geordneten Vereinigung
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Davids Davids Sais Cyrus Darius_Hystaspes Darius
chen Personen, welche die Stadt und das dazu gehörige
Land durch ihre Rathschlüsse regierten, und entweder
lebenslang bei ihrer Herrschaft blieben, oder sie nach
einem Jahre wieder an andere abgeben mußten. Solch'
eine Herrschaft heißt eine republikanische, und eine so
beherrschte Stadt mit ihrem Gebiet umher heißt eine
Republik. Indem nun in Griechenland viele solcher
Städte waren, zu denen die Ländereien umher gehörten,
so war auch nicht eine Republik über ganz Griechenland
verbreitet, sondern dieses Land bestand aus so vielen klei-
nen Republiken, als Städte waren, in denen eine solche
Herrschaft eingerichtet war. Weil nun bei einer solchen
Einrichtung des Landes, bei welcher kein sicherer Gehor-
sam gegen einen König besteht, fortwährende Unruhen
entstehen, indem sowohl die ganzen Städte, als auch die
einzelnen Bürger und Bürgerklassen derselben mit ein-
ander uneinig werden, so war es nöthig, daß in den
griechischen Städten Gesetzgeber auftraten, welche durch
Gesetze vorschrieben, wie man in der Stadt mit einan-
der leben sollte, damit die Uneinigkeit vermieden würde.
Viele solcher Gesetzgeber sind da in diesen Städten er-
schienen, aber zwei sind unter ihnen gewesen, die vor
allen den Ruhm der Weisheit und edler Gesinnung er-
halten haben.
Der alte Zustand von Sparta. — Die edle Gesinnung des Lykurgus.
§ 4. Der erste von diesen war Lykurgus; der lebte
in^-der ^tadt Sparta, wo jener Fürst Menelaus gelebt
hatte, um das Irhr 880 vor Christi Geburt, also im
neunten Jahrhundert der vorchristlichen Zeit. Dem war
es bei einer sehr strengen aber edlen Gesinnung vor al-
lem daran gelegen, daß seine Mitbürger--die Spartaner,
in höchster brüderlicher Einigkeit mit einander leben,
und dadurch auch gegen die anderen Griechen, welche
sie anfeindeten, gesichert seyn sollten. Damals war in
Sparta noch die fürstliche Würde, und es waren sogar
zwei Fürsten in der Stadt, die von zwei Brüdern ab-
stammend, gemeinsam über die Bürger und über die um-
liegende Gegend gebieten konnten. Einer der damaligen
Fürsten war des Lykurgus Bruder, und der starb gerade,
als ihm von seiner Gemahlin ein kleiner Sohn geboren
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Griechenland Sparta Sparta Christi Sparta
70
Die Völker des Nordens in Europa. Die Germanen. Des Augustus
Eroberungsabsichten.
§ 23. Bald aber nach diesem großen Ereigniß,
nämlich nach der Entstehung des Christenthums, welches
seinen Anfang in Asien nahm, erfolgte in Europa und
zwar in der Mitte dieses Welttheils ein anderes Ereig-
niß, welches für die Zukunft der europäischen Lander
und Völker ebenfalls von großer Wichtigkeit war, und
wodurch jetzt der Kaiser Augustus nach den glücklichen
Zeiten seines Lebens in große Betrübniß versetzt wurde.
Nämlich damals, als sich sein weites Kaiserthum nicht
nur über alle südlichen Lander Europas verbreitete, son-
dern auch nach Asien und Afrika hineinreichte, da wohn--
ten in den nördlichen Landern Europas von der Donau
und dem Rhein an nach Norden und Osten hin nock-
rohe Völker, welche die Bildung und die Sitten der
südlichen Lander noch nicht angenommen hatten, und auch
ihre eigene heidnische Gottesverehrung besaßen. Die
nächsten unter ihnen am römischen Reiche waren die al-
ten Deutschen oder'germanen, welche eben vom Rhein
und von der Donau an bis an die Nord- und Ostsee
und bis über die Oder hinaus ihre Wohnsitze hatten,
und vorzüglich tapfer und dabei auch sehr treuherzig und
redlich waren. Mit denselben hatten nun die Römer
seit den Zeiten des Julius Casar auch Krieg angefan-
gen, und der Kaiser Augustus hatte nichts weniger im
Sinn, als auch das weite und große Deutschland zu
erobern und zur römischen Provinz zu machen, wozu er
um somehr Hoffnung hatte, weil schon einzelne Striche
dieses Landes am Rhein und an der Donau unter sei-
ner Herrschaft waren. Weil nun alle Länder, die unter
das römische Reich gekommen waren, auch die Lebens-
weise, die Sprache und selbst die Kleidung der Römer
hatten annehmen müssen, so kam es jetzt in der weite-
ren Geschichte Europas auf nichts weniger an, als auf
die Erhaltung unseres deutschen Vaterlandes und seiner
damaligen Lebensart, von welcher ja die unsrige noch
ab stammt.
Der Cherusker-Fürst Herrmann. Die Schlacht am Teutoburger Wald.
§ 24. Da trat nun damals ein Mann auf, der
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Julius_Casar Augustus Augustus Herrmann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Europa Europas Asien Afrika Europas Donau Rhein Rhein Donau Ostsee Deutschland Rhein Donau Europas
45
Fortsetzung des Zuges. Die Schlachten bez Zssuß und bei Arbela.
§ 26. Nun setzte er seinen Kriegszug in das per-
sische Reich hinein immer weiter fort, und in vielen
Schlachten und großen Belagerungen war er immerfort
glücklich, untz- gewann im Laufe seines großen Zuges
vorzüglich noch zwei große Schlachten, durch welche er
in den Besitz des ganzen persischen Reichs kam. Die
erste war die Schlacht bei Jssus, im Jahr 332, in wel-
cher er den persischen König Darius selbst überwand,
daß dieser von seinem prächtigen Wagen springen, sich
auf ein Pferd werfen und über die Gebirge entfliehen
mußte. Seine Gemahlin und Tochter, welche auch im
Lager waren, nahm Alexander gefangen-, zeigte sich aber
dabei sehr edel, indem er diese königlichen Frauen auf
das sorgfältigste behandelte, ihnen die größte Achtung
erwieß, und es ihnen an nichts fehlen ließ. Er gab sie
auch nachher wieder frei, daß sie in ihre Heimath zu-
rückkamen. Nachdem er nun indeß noch viele andere
Länder des persischen Reichs erobert hatte, kam es zu
der letzten großen Schlacht gegen Darius, durch welche
Alexander das ganze persische Reich gewann. Die war
bei Arbela, an dem großen Fluß Tigris, im Jahr 331.
Obgleich hier Darius noch alle Kriegstruppen zufam-
menführte, die er nur aufbringen konnte, so überwand
ihn doch Alexander auch hier, so daß er zum zweiten-
mal eine gar traurige Flucht ergreifen mußte.
Flucht und Tod des Königs Darius. Alexanders Rührung.
§ 27. Er floh nach den nördlichsten Gegenden sei-
nes Reiches, und wie er traurig und betrübt im Wagen
saß, und zwei seiner vornehmsten Feldherren daneben
ritten, so kamen nun auch schon die macedonischen
Kriegstruppen, mit welchen sie Alexander verfolgte, so
daß bei den Persern eine große Angst entstand. Diese
Angj^ ergriff am meisten die beiden vornehmen Feldher-
ren des Darius, welche neben seinem Wagen herritten,
und sie machten in derselben den bösen Anschlag, ihren
Herrn selbst an den siegreichen Alexander auszuliefern,
um sich diesem letzter» geneigt zu machen. Da er sich
aber dessen weigerte, so stachen sie, während er noch im
Wagen saß, mit ihren Lanzen nach ihm, und eilten auf
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Alexander_gefangen- Alexander Darius Darius Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Darius Darius Alexanders Alexander Alexander Darius Darius Alexander
98
schlacht ist damals an dieser Stelle geliefert worden,
daß ein Bächlein, welches durch diese Ebene rann, von
dem Blute zu einem mächtigen Strom anschwoll. In
dem Schlachtgewühl wurde der westgothische König Theo-
derich von der Lanze eines Ostgothen, denn dieses Bru-
dervolk stand bei den Hunnen, getroffen, vom Pferde ge-
worfen, und unter den Hufen der Rosse zertreten. Aber
sein Sohn Torismund erfocht bald darauf den Sieg,
und Attila war bei dem Anbruch der Nacht genöthigt,
sich zurückzuziehen. — Das war die gewaltige Schlacht
bei Chalons an der Marne, im Jahr 451 n. Ch. Geb.
durch welche das westliche Europa von dem hunnischen
Joche gerettet wurde. — Doch ließ Attila, auch nach
der verlornen Schlacht, seine Absichten auf das römi-
sche Reich nicht fahren, sondern wandte sich nun mit
seinem Völkerheer nach Italien selbst, in dessen nörd-
liche Gegenden er mit großen Verheerungen eindrang.
Schon zitterte auch Rom selbst vor der Annäherung des
schrecklichen Mannes, als der damalige Bischof von Rom,
Leo I-, ein Mann von eben so klugem als entschlossenem
Charakter, den Entschluß faßte, dem rohen Barbarenhel-
den entgegen zu gehen, und ihn von dem Zug nach Rom
abzuhalten. Von vielen Großen und Geistlichen beglei-
tet, traf er ihn an der Mündung des Mincio, und durch
seine Beredsamkeit und durch das dargebotene Heiraths-
gut der Honoria bewog er ihn zur Rückkehr, und be-
freiete auf diese Weise Rom von einem zweiten Anfall,
und zwar so schrecklicher Barbaren. Attila zog jetzt mit
seinen Hunnen wieder nach Ungarn zurück, und da ihn
bald darauf, zum guten Glück Europa's, ein schneller
Tod hinwegriß, so zerfiel denn auch, da seine Söhne
ihm nicht gleich waren, sein großes Reich gar schnell
wieder. Die Völker, die unter ihm gestanden hatten,
machten sich sogleich wieder frei, und seine Söhne ka-
men nach einander um, wie nachher der Kopf von ei-
nem derselben in der Rennbahn zu Constantinopel auf-
gesteckt wurde.
Vandalen in Rom. Untergang des weströmischen Reichs, Odoaker.
§ 12. Nach diesern Untergang des großen Hun-
nenreichs und nach der Abwendung der allgemeinen Ge-
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Leo_I- Leo Attila
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Rom Rom Rom Honoria Ungarn Constantinopel Rom
105 —
Uebergang des fränkischen Klodwigs zum ßhristenthum
war jetzt, am Ende des fünften Jahrhunderts vorzüg-
lich deshalb ein so wichtiges Ereigniß für die ganze
Christenheit in Europa, weil er auf das reinkatholische
Glaubensbekenntnis getauft wurde, wahrend die übrigen
germanischen Könige und Völker, die nun die Lander
des römischen Reichs befaßen, dem arianifchen Irrthum
anhingen, der damals, ohngeachtet der früheren Bemü-
hungen des großen Theodosius, auch in dem oströmi-
schen Reich noch sehr verbreitet war. Und daß nun
Klodwig auf diese Weise unter den germanischen Köni-
gen als erstgeborner Sohn der rechtgläubigen Kirche,
wie ihn nachher der römische Pabst nannte, auftrat,
das war um so wichtiger, weil gerade zu Klodwigs
Zeit in dem arianifchen Theil der christlichen Kirche
auch ein großer König auftrat, dessen Lebensgeschichte
für die christlichen europäischen Lander gar einflußreich
war, und das geschah in Italien, wo wahrend der so
eben erzählten Geschichten Klodwigs und in diesen letz-
ten Jahren des fünften Jahrhunderts sich wieder neues
zugetragen hatte.
Gründung des ostgothischen Reichs in Italien. König Theoderich
der Große. -
§ 15. Wie wohlgesinnt auch Odoaker, als er sich
aus dem hingefunkenen weströmischen Reich ein eigenes
Königreich Italien gebildet hatte, dasselbe beherrschte,
indem er durch seine Einrichtungen das öffentliche Glück
wieder herzusiellen suchte, keinesweges lonnte er diese
Herrschaft behaupten, sondern verlor sie wieder durch
Umstände und Begebenheiten, welche ihren Anfang wie-
der von dem oströmischen Reich hernahmen. Dort, in
Constantinopel waren im Laufe dieses fünften Jahrhun-
derts, nach Pulcheriens und ihres Gemahls Marcians
Tode, durch welche das Haus des großen Theodosius
ausstarb, zwei Feldherren von kriegerischem Charakter,
aber von niedriger Herkunft aus der Provinz Jsaurien,
nach einander auf den Thron erhoben worden, Leo I.
und nach ihm Zeno. Dieser letzte herrschte nun eben
dort, als Odoaker die Herrschaft über Italien ergriffen
hatte, und war eben mit dieser selbstständigen Art, mit
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133
zum Christenthum bekannt und die heilige Taufe empfan-
gen hatte, folgten am Weihnachtsfeste desselben Jah-
res zehntaufend feiner Unterthanen feinem Beifpiele,
und auf diese Weise fand nun das Christenthum wieder
Eingang in England. Es verbreitete sich nun in den
nächsten Zeiten auch in die anderen der sieben König-
reiche, und wurde immer mehr herrfchend. Alfo durfte
sich Gregor der Große auch dessen rühmen, daß er der
christlichen Kirche ein neues Land hinzugefügt, und sie
bei feiner Sorge, sie zu reinigen, auch erweitert hatte.
Auch wie er in England, bei den neuen Einrichtungen
der dortigen kirchlichen Gebrauche es gestattete, daß die-
selben noch mit einem gewissen Glanz und mit sinnlicher
Anlockung für das rohe Volk verbunden wurden, so ist
er auch überhaupt der erste gewesen, welcher den christ-
' liehen Gottesdienst tu den Kirchen des Abendlandes mit
größerer Feierlichkeit und äußerlicher Pracht ausgestat-
tet hat. Er theilte die Geistlichen in Klassen und Ab-
stufungen, zeichnete sie mit dem geistlichen Schmuck aus,
ließ das feierliche Glockengeläute ertönen, und Orgel und
kunstreicher Kirchengefang wurden gebräuchlich. Nach
allen dem war Gregor der Große zu Ende des sechsten
christlichen Jahrhunderts wahrhaft ein Vater der abend-
ländischen Christenheit, undgenoß mit Recht alle Ehrfurcht
in diesen Ländern, auf welchen allen sein Blick mit Wohl-
gefallen hätte verweilen können, wäre nicht gerade in
diesen Zeiten das Frankenreich, obgleich es nun schon
am längsten der katholischen Kirche angehört hatte, ein
gar zu furchtbares Beispiel öffentlicher Verderbniß ge-
wesen. Dort war in der Mitte dieses Jahrhunderts
nach der Eroberung des Thüringer- und Burgunderreichs
die getheilte Herrschaft der vier Söhne Klodwigs wie-
der an einen einzigen gekommen, an Klotar von Soif-
sons, der von ihnen übrig geblieben war, der aber fein
Reich wieder unter vier Söhne theilte, die nun eben
nach seinem Tode in den letzten Zeiten des sechsten Jahr-
hunderts durch ihren Bruderzwist Frankreich zum Schau-
platz der blutigsten Begebenheiten machten. Vorzüglich
geschah dieß dadurch, daß sich die Könige von Köln
und Soissons mit zwei Prinzessinnen aus dem Westgo-
thenreiche vermählt hatten. Siegbert von Köln hatte
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Extrahierte Personennamen: Gregor_der_Große Gregor Gregor_der_Große Gregor Söhne_Klodwigs Siegbert_von_Köln
Extrahierte Ortsnamen: England England Frankenreich Frankreich Westgo-