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1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 83

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ja, liebes Kind, wenn ich eine Wachtel hätte, und ich sähe ihr Ver- langen und ihre Unruhe, so müßte ich sie ziehen lassen. 2. Aber wohin ziehen die Vögel? Und wer zeigt ihnen den Weg? Wenn ich dich aus eine Wiese hinstellen und zu dir sagen würde: „Mach eine Reise nach Afrika!" so würdest du mir antworten: „Ich weiß keinen Weg." Wenn ich aber mit dir reisen wollte, so müßten wir viele hundert Stunden weit gehen, bis wir ans Meer kämen, und dann wären wir noch nicht in Afrika. Wir müßten ein Schiff besteigen und noch weit übers Meer fahren. Wie wunderbar! Die Störche, die Schwalben, die Wachteln, die Nachtigallen machen im Herbst diese weite Reise nach Afrika, und niemand zeigt ihnen den Weg. Sie müssen über Wälder, Berge, Flüsse und Seen, ja zuletzt übers Meer ziehen, und doch verfehlen sie ihren Weg nicht und kommen alle wohlbehalten in Afrika an, wenn sie aus der Reise kein Unglück trifft. Die lange Reise beendigt die schnelle Schwalbe schon in vier bis fünf Tagen. Dabei ruht sie des Nachts im Schilfrohr der Sümpfe und Teiche, und wenn sie übers Meer fliegt, setzt sie sich auf die Mast- bäume und Segelstangen der Schiffe. Schlimmer als den Schwalben geht es den Wachteln, welche zwar recht hurtig laufen, aber nicht gut fliegen können. Sie ruhen oft aus, und wenn sie ans Meer kommen, so fliegen sie von Insel zu Insel, und zwar immer auf demselben Wege. Wenn sie auf den Inseln ankommen, sind sie vom langen Fluge so müde, daß man sie mit den Händen fangen kann. Tausende schlägt man tot und salzt sie ein; ganze Schwärme wirft der Sturm ins Meer, daß sie er- trinken müssen. Und doch will keine einzige Wachtel bei uns bleiben; alle wollen sie nach Afrika ziehen und dort den Winter zubringen. Wenn aber bei uns der Frühling angeht, dann ziehen alle diese Vögel wieder aus Afrika fort, und jede Schwalbe findet das Dorf, das Haus, ja das Nest wieder, worin sie im vorigen Jahre gebrütet hat. Und nun sage mir, wer ist ihr Wegweiser nach Afrika? Wer sagt ihnen, wann sie wieder fortziehen sollen in ihre Heimat? Wer zeigt ihnen den sichern Weg zu ihrem alten Neste? Du weißt es, wer der ist, der keines seiner Geschöpfe vergißt, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache fällt. Siehe, er zeigt ihnen den Weg nach Afrika und bringt sie wieder in ihre Heimat; er bestimmt ihnen die Zeit ihrer Reise. Wenn du die Störche, die Schwalben, die Stare, die Wachteln kommen siehst, dann denk' an ihn! 6*

2. Teil 2 = Kl. 7 - S. 92

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
92 Beine. Atemlos kam Peter hekn, den Sack hatte er unterwegs fallen lassen. Das Gespenst aber war sein eigener Schatten an der Wand; denn der Mond war unterdessen aufgegangen. Peter stahl nie wieder. 100. Ich mag nicht lügen. Einem Knaben hatte jemand ein kleines Beil zum Spielen ge- geben. Daran hatte er seine große Freude und hieb damit, wie es eben traf; und es traf manchmal hin, wo es nicht gut war. Als der Kleine mit dem Beil auf der Schulter auch in den Garten kam, dachte er: „Nun will ich ein tüchtiger Holzhauer sein.“ Und er fing an und hieb seines Vaters schönstes Nuß- bäumchen um. Den andern Tag kam der Vater in den Garten, und als er das schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er betrübt und zornig. „Wer mir das getan hat,“ rief er, „der soll mirs schwer büßen!“ — Aber wer es getan hatte, das wußte kein Mensch — außer einem, und der stand gerade hinter der Hecke, hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuerrot. „Es ist schlimm!“ dachte er, „aber wenn ich’s verschwiege, so wär's eine Lüge, und lügen mag ich nicht.“ So trat er denn schnell in den Garten zum Vater und sagte: „Vater, ich habe das Bäumchen umgehauen; es war dumm von mir!“ — Da sah der Vater den Knaben an, und er machte wohl noch ein ernsthaftes Gesicht, aber er zürnte nicht mehr. Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein braver Mensch und dazu ein gewaltiger General, hat auch in seinem Leben nie gelogen. Er hieß Georg Washington. 101. Nur nicht lügen! Von Helene Krüger. Eine Festgabe für kleine Lenke. Nürnberg o. I. S. 9. /. Lieschen, mußt die Wahrheit sagen! Ach, das Lügen macht mir Schmerz, Mutter sieht dir nur ins Auge, aber Gott sieht in dein Herz. 2. Dunkle Flecken macht die Lüge in dein Herzenskämmerlein, und es soll doch eine Wohnung für das liebe Christkind sein.

3. Teil 2 = Kl. 7 - S. 144

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
144 Kater, „denn ein Beinbruch tut weh. Ich hätte mich auch gern davongemacht, als mir der Koch mit seinem Hackmesser das Bein zerschlug.“ „Was hattest du dem Koch getan?“ fragte der Pudel.. „Ei,“ erwiderte der Kater, „ich wollte mir ein Rebhühnchen holen, das auf dem Herde stand und gar zu angenehm roch.“ „So?“ sagte der Pudel, „du bist lahm geworden, weil du gestohlen hattest? Das ist mir leid; dann können wir nicht weiter zusammen reisen.“ Und er schlug einen andern Weg ein. 147. Till Eulenspiegel. Von Klara Reichner. Auch ein Schatzkästlein. 6. bis 8. Tausend. Stuttgart o. I. S. 24. 1. er Till Eulenspiegel war ein gar närrischer Kauz, welcher wirklich vor langer, langer Zeit einmal ge- lebt und seine vielen Schalkstreiche ausgeübt hat, die er von früh bis spät nicht lassen konnte; denn er war ein so lustiger Vogel von Anfang bis zu Ende, wies keinen zweiten auf Erden je gegeben hat. Till Eulenspiegel ging eines Tages über Feld. Unterwegs be- gegnete ihm ein Fuhrmann, der auf einer steinigen Straße seine Pferde über die Gebühr antrieb, damit sie schneller laufen sollten. „Kann ich,“ fragte er im Vorbeijagen, „wohl noch vor Abend zur Stadt kommen?“ Eulenspiegel antwortete: „Ja — wenn Ihr langsam fahrt!“ „Der Kerl ist wohl nicht klug!“ dachte der Fuhrmann und trieb seine Pferde nur noch mehr an. Gegen Abend kam Eulenspiegel auf demselben Wege zurück und traf denselben Fuhrmann wieder auf der Straße an, und zwar in großer Verlegenheit. Vom dem Jagen auf steinigem Boden war ihm ein Rad gebrochen. Er konnte also mit seinem Wagen nicht von der Stelle und mußte sich bequemen, die Nacht unter freiem Himmel zuzubringen. „Sagte ich’s Euch nicht,“ sprach Eulenspiegel, „daß Ihr langsam fahren müßtet, wenn Ihr heute noch zur Stadt wolltet?“ 2. Dieser gescheite und lustige Till Eulenspiegel hatte unter anderm auch die sonderbare Gewohnheit, daß er lachte, so oft sein Weg bergan ging, und weinte, so oft er den Berg auf der andern Seite wieder hinabstieg. Warum mochte er das wohl tun? „Wenn ich

4. Teil 2 = Kl. 7 - S. 158

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
158 070707070707070707070707070707070707070707 „Ihr müßt ein Schleifer werden wie ich; dazu gehört eigentlich nichts als ein Wetzstein; das andere findet sich schon von selbst. Da hab' ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt Ihr mir aber auch weiter nichts als Eure Gans geben; wollt Ihr das?" — „Wie könnt Ihr noch fragen?" antwortete Hans, „ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden; habe ich Geld, so oft ich in die Tasche greise, was brauche ich da länger zu sorgen?" reichte ihm die Gans hin und nahm den Wetzstein in Empfang. „Nun," sprach der Schleifer und hob einen gewöhnlichen schweren Feld- stein, der neben ihm lag, auf, „da habt Ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sich's gut schlagen läßt und Ihr Eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt ihn und hebt ihn ordentlich auf!" 6. Hans lud den Stein auf und ging mit vergnügten: Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude. „Ich muß in einer Glückshaut geboren sein," rief er aus, „alles was ich wünsche, trifft mir ein, wie einem Sonn- tagskind." Indessen, weil er seit Tagesanbruch aus den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrat auf ein- mal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter- gehen und mußte jeden Augenblick haltmachen; dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken; da versah er's, stieß ein klein wenig an, und beide Steine Zeichnung von Ludwig Richter.

5. Teil 2 = Kl. 7 - S. 116

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
116 Buch durch hat und ist beim zweiten, dann hat er schon das erste wieder vergessen. Das kann kein Mensch im Kops behalten, was da alles drin steht. Lauter Schuhe und Stiesel, schwarze, weiße, graue, gelbe, rote, mit Pelz, aus Gummi, aus Zeug! Die Leute sind schlau gewesen. Sie haben große Spiegel dahintergestellt, da sieht man alles nochmal und nochmal, als wenn zehntausend Schuhe da wären. Und die Damen gucken gern mal in den Spiegel, ob ihr Hut auch richtig sitzt! Lauter kleine Dampfmaschinen, ein Kessel, ein Rad, kleine Stangen und Schornsteine, unten drunter eine kleine Lampe, da gießt man Branntwein hinein oder Spiritus, der brennt gut. Nachher sängt das Wasser an zu kochen, und das Rad fängt an sich zu drehen. Nun binden wir einen Sägemann an das Rad. Hei! wie der anfängt zu sägen, immer schneller, daß die Säge nur so hin und her saust und sein Kopf auf und ab fliegt. Oder wir binden ein Karussell daran. Wie das herumsaust! Die Puppen werden ordentlich schwindlig, eine fällt vom Pferd herunter. Halt! Bindfaden ab! Nun läuft es noch ein bißchen; nun steht's still. Die Puppen müssen alle fünf Pfennige bezahlen. Hier im Kasten hübsche Photographien! Die große hier wird wohl zwanzig Mark kosten, sieht auch reizend aus. Ein kleines Mädchen mit Pelzmantel, Muff, Pelzmütze und dicken Schuhen. Und wie das schneit! Und wie es photographiert wurde, stand das Mädchen ja im Zimmer- unter dem Glasdache.-----------Das ist nicht schwer zu raten! Als das Bild fertig war, da schneite es auch gar nicht auf dem Bilde. Da nahm der Photograph einen Stift und machte lauter weiße Punkte auf das Bild — da schneite es. So wird's gemacht. Ein ganzes Schaufenster voll Apfelsinen, prachtvoll gelb, nicht so wie die Zitronen, mehr golden wie die Sonne! Die wachsen in dem warmen Lande Italien, wo die Orgeldreher wohnen. Ein Apfelsinen- baum muß schön aussehen, dunkle Blätter und dazwischen die dicken, gelben Kugeln. Aber unser Weihnachtsbaum ist doch noch schöner. Dort ist ein Bücherladen! Sieh dort den dicken blau und gelben Ball, aber er ist hart, und Papier ist drauf geklebt. Das ist die ganze Erde, und jede Stadt ist drauf abgemalt, aber jede Stadt nur so klein wie ein Punkt. Da hängt auch ein großes Bild, aber der Rahmen ist noch nicht drum, bunt ist es auch nicht. Da sind lauter Bäume drauf, vorn ganz dicke, hinten auch dünne, das ist ein Wald. Ja jetzt gehen wir nicht in den Wald, wir müssen warten, bis Sommer ist; das ist noch lange hin, erst kommt mal Weihnachten. Sieh, da sind Geschichtenbücher zu Weihnachten; in dem ganzen Buch ist nur eine Geschichte! Zuerst mag man gar nicht damit ansangen. Aber

6. Teil 2 = Kl. 7 - S. 127

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
wenn du ruhst, so ruht es; was du tust, das tut es. 4. Er hat einen Kamm und kämmt sich nicht; er hat Sporen und ist kein Ritter; er hat eine Sichel und ist kein Schnitter. 5. Muß Tag und Nacht auf Wache stehn, hab’ keine Füß’ und muß doch gehn, hab’ keine Händ’ und muß doch schlagen. Wer kann mir meinen Namen sagen? 6. Über das Schneefeld schnelle eilt der leichte Geselle mit geflügeltem Schritt. Sein Fuß macht schwarze Zeilen, das kommt, weil er zuweilen in einen Tümpel tritt. 135. Das brave Mütterchen. von Kan Müiienhoff. Schleswig-Holsteinische Sagen. Eine Auswahl. Zusammengestellt von Heinrich Lund. 2. Aust. Siegen o. I. S. 186. Es war im Winter, und das Eis stand. Da beschlossen die Husumer, ein großes Fest zu feiern. Sie schlugen Zelte auf, und alt und jung, die ganze Stadt, versammelte sich draußen. Die einen liefen Schlittschuh, die andern fuhren in Schlitten. In den Zelten erscholl Musik, und Tänzer und Tänzerinnen schwenkten sich herum. Die Alten saßen an den Tischen und tranken eins. So verging der ganze Tag, und der helle Mond ging auf, aber der Jubel schien nun erst recht anzufangen. Nur ein altes Mütterchen war von allen Leuten allein in der Stadt geblieben. Die Frau war krank und gebrechlich und konnte ihre Füße nicht mehr gebrauchen; aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie von ihrem Bette aufs Eis hinaus sehen und die Freude betrachten. Als es nun gegen den Abend ging, da gewahrte sie, indem sie so auf die See hinaus sah, im Westen ein kleines, weißes Wölkchen, das eben an der Kimmung aufstieg. Gleich befiel sie eine unendliche Angst; sie war in früheren Tagen mit ihrem Manne zur See gewesen und verstand sich wohl auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach: ln einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm losbrechen, und alle sind verloren. Da rief und jammerte sie so laut, als sie konnte, aber niemand

7. Teil 2 = Kl. 7 - S. 182

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
182 ertönte wohl auch der Ruf: „Hat der ckolöat schon wieder den rechten 21rm an der linken Seite sitzen!" Jin Jafyre 188(5 litt unser jetziger Kaiser eine Zeitlang an der Masernkrankheit und wurde von seiner Gemahlin währenddes liebevoll gepflegt. Leider wurde die hohe Frau von derselben Krankheit ergriffen, und da die Kinder vor der Ansteckung bewahrt bleiben sollten, so mußten sie von den Gltern getrennt leben. Wie groß die Sehnsucht der Kaiserin nach ihren Lieblingen war, kann man sich leicht denken. Als sich bei ihr schon die Genesung eingestellt hatte, kam eines Tages ein Wagen vor das Palais gefahren, und als die hohe Frau durchs Fenster schaute, erblickte sie ihre lieben Kinder, welche ihr Kußhändchen zuwarfen und sie mit wehenden Taschentüchern grüßten. 162. Hus der kaiserlichen Kinderstube* von Max Hübner. Maiglöckchen. 5. Auflage. Breslau o. J. S. 90. Cm recht lustiges Geschichtchen trug sich im Frühjahr 1889 zu. Der Kronprinz hatte bei einem der Herren, die im kaiserlichen Schlosse Besuch abstatteten, einen Klapphut gesehen. Das ist ein Zylinderhut, der inwendig mit Sprungfedern versehen ist. Drückt man an diese Sprungfedern, so klappt der Hut zusammen, wird flach wie ein Teller und kann bequem unter dem Arme getragen werden. Durch einen zweiten Druck kann der Hut wieder in die Höhe gerichtet werden. Ein Kammer- diener erklärte dies dem Prinzen, dem es außerordentlich gut gefiel. An jenem Tage war nun ein Hofprediger zum Kaiser befohlen und hatte, wie dies üblich ist, seinen Zylinder im Vorzimmer abgelegt. Noch nicht lange hatte sich der Kaiser mit dem würdigen Herrn unter- halten, da hörte er den lauten Jubel seiner Kinder im Vorzimmer. Er ging hinaus und sah nun die Prinzen glückstrahlend um den Zylinder- hut des Hofpredigers stehen. Aber wie sah der schöne, glänzende Hut aus! Zerknittert, verbogen und plattgedrückt wie ein Kuchen! Der Kaiser war ganz erstaunt, was das bedeute, und fragte die Prinzen nach der Ursache ihres Jubels. Da erzählte der Kronprinz, er habe seinen Brüdern auch zeigen wollen, was ein Klapphut sei, und wie man ihn flach machen könne. Aber der Hut des Herrn Hofpredigers war kein Klapphut, sondern ein richtiger steifer Zylinderhut. Daher konnte der Kronprinz immerfort nach der Sprungfeder suchen und mit seinen Händchen drücken, der Hut wollte nicht zusammenklappen. Zuletzt stellte er den Zylinder auf die Erde und befahl dem Prinzen Eitel Fritz, sich mit voller Wucht auf

8. Teil 2 = Kl. 7 - S. 139

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ecke. Jetzt ging die Mutter darauf zu und fand weiter nichts als ein reines Küchenhandtuch, auf welches der Mond schien. Das Tuch hatte sich bewegt, als das furchtsame Mädchen die Tür öffnete. Die Geschwister lachten Karoline noch oft wegen ihrer Furcht- samkeit aus. 141. Oer Greis lmä cire Rmcter. Von Hmo fuchs. Die Großstadt und ihr Verkehr. 2. Auflage. Berlin 1907. 8. 219. Osig einst ein Straßenbahnwagen an der Haltestelle hielt und Fahr- gaste den Wagen verließen und bestiegen, verzählte sich der Schaffner und nahm einen überzähligen Fahrgast mit. Erst als der Wagen bereits im Gange war, merkte er feinen Fehler. Eine Dame fand nun im Wagen keinen Sitzplatz mehr und mußte stehen bleiben. Da saßen aber mehrere Knaben und Mädchen gemütlich auf den Bänken, und jedermann glaubte, eines der Kinder werde aufstehen und höflich der Dame feinen Platz einräumen. Aber kein Kind erhob sich. Was geschah? — Ein feiner, alter Herr, dessen langes, weißes Haupthaar bis auf die Schultern herabfiel, stand auf und bot der Dame seinen Platz an. Und wißt ihr, wer der alte Herr war? Es war der berühmte Gelehrte Theodor Mommsen. 142. Döt* ßilqcl» Von den Brüdern Grimm. Kinder-und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart und Berlin 1906. S. 531. Œ^n Kaufmann hatte auf der Messe gute Geschäfte gemacht, alle Waren verkauft und feine Geldkatze mit Gold und Silber gespickt. Er wollte jetzt heimreisen und vor Einbruch der Nacht zu Haus fein. Er packte also den Mantelsack mit dem Geld auf fein Pferd und ritt fort. Zu Mittag rastete er in einer Stadt. Als er weiter wollte, führte ihm der Hausknecht das Roß vor, sprach aber: „Herr, am linken Hinter- fuß fehlt im Hufeisen ein Nagel." „Laß ihn fehlen," erwiderte der Kaufmann; „die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl festhalten. Ich habe Eile." Nachmittags, als er wieder abgestiegen war und dem Roß Brot geben ließ, kam der Knecht in die Stube und sagte: „Herr, Euerm Pferd fehlt am linken Hinterfuß ein Hufeisen. Soll ich's zum Schmied führen?" „Laß es fehlen," erwiderte

9. Teil 2 = Kl. 7 - S. 93

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
102. Das £lítripen<$eíuidel. Von den Brudern 6rimm. Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart und Berlin 1906. 8. 35. ähnchen sprach zum Hühnchen: „Jetzt ist die Zeit, wo die Nüsse reif werden, da wollen wir zusammen auf den Berg gehen und uns einmal recht satt essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt." „Ja," antwortete das Hühnchen,, „komm, wir wollen uns eine Lust mitein- ander machen!" Da gingen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht, ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie übermütig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Hähnchen mußte einen kleinen Wagen von Nußschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Hühnchen hinein und sagte zum Hähnchen: „Du kannst dich nur immer vorspannen!" „Du kommst mir recht," sagte das Hähnchen, „lieber geh' ich zu Fuß nach Haus, als daß ich mich vor- spannen lasse; nein, so haben wir nicht gewettet! Kutscher will ich wohl sein und aus dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das tu ich nicht." Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher: „Ihr Diebsvolk, wer hat euch geheißen, in meinen Nußberg zu gehen? Wartet, das soll euch schlecht bekommen!" und ging damit auf das Hähnchen los. Aber Hühnchen war auch nicht faul und stieg der Ente tüchtig zu Leib, endlich hackte es mit seinem Sporn so gewaltig auf sie los, daß sie um Gnade bat und sich gern zur Strafe vor den Wagen spannen ließ. Hähnchen setzte sich nun auf den Bock und war Kutscher, und darauf ging es fort in einem Jagen. „Ente, lauf zu, was du kannst!" Als sie ein Stück Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgängern, einer Stecknadel und einer Nähnadel. Die riefen: „Halt! halt!" und sagten, es würde gleich stichdunkel werden, da könnten sie keinen Schritt weiter, auch wäre es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen könnten; sie wären auf der Schneiderherberge vor dem Tore gewesen und hätten sich beim Bier verspätet. Hähnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mußten sie versprechen, ihm und seinem Hühnchen nicht auf die Füße zu treten. Spät abends kamen sie zu einem Wirtshaus, und weil sie die Nacht nicht weiter fahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite aus die andere siel, so kehrten sie ein. Der Wirt machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus wäre schon voll, gedachte auch wohl, es möchte keine vornehme Herrschaft sein,

10. Teil 2 = Kl. 7 - S. 145

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
bergan steige“, sagte er nämlich, „so denke ich an das angenehme Tal, in welches ich auf der andern Seite wieder hinuntergehen werde, und freue mich schon zum voraus darauf. — Wenn ich aber bergab gehe, so denke ich daran, daß mir bald wieder ein neuer Berg in den Weg kommen wird, den ich hinaufsteigen muß, und stelle mir schon zum voraus die Mühe vor, die mir das machen wird. — Und,“ setzte er hinzu, „es wäre gut, wenn die Menschen bei dem Glück und Unglück ihres Lebens es ebenso machten, so würden sie im Glück nicht übermütig, im Unglück nicht verzagt werden!“ 148. Das (Därmlein Spannenlang. von ©uttav c. Caabe. Volkstümliche Überlieferungen von Teplitz und Umgegend. 1. Aufl. 1896. 8. 93. ®s war einmal ein armes Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben. Und wie es nun so gar keinen Menschen mehr hatte, der ihm gut war, da wollte es von daheim fortwandern und sich anderswo einen Dienst suchen. Da mußte es durch einen großen, großen Wald gehen, und wie es mitten drin war, hatte es den Weg verloren und konnte sich nimmer zurechtfinden. Es wurde dunkel, und die Nacht kam, und das Mädchen fing an, sich zu fürchten. Aber zum größten Glück sah es zuletzt noch ein kleines Häuschen, ging hinein und dachte: „Hier kannst du ja vielleicht über Nacht bleiben." In dem Häuschen war kein Mensch, und alles lag ganz liederlich herum. Da begann das Mädchen Ordnung zu machen, und dann setzte sich's in einen Winkel und wartete, wer da kommen werde. Auf ein- mal ging die Tür auf, und es kam ein ganz kleines Männlein herein mit einem langmächtigen Barte, den es hinten nachschleppen ließ, guckte sich überall um und sagte: „Hm! hm!" Wie's aber das Mädchen im Winkel sitzen sieht, hebt das Männlein mit einer tiefen, starken Stimme an und spricht: „Ich bin das Männlein Spannenlang, hab'n Bart drei Ellen lang, Mädchen, was willst du?" Ta bat das Mädchen, daß es über Nacht dableiben mächte. Das Männlein hub wieder an und sprach: „Ich bin das Männlein Spannenlang, hab'n Bart drei Ellen lang, Mädchen, mach mir's Bette!" Lesebuch für Mittelschulen. Ii. 10
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