Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 103
Filtrieren gebraucht man gewöhnlich tierische Kohle, die durch
Verkohlung von Gebeinen gewonnen wird. Diese Kohle hat die merk-
würdige Eigenschaft, allerlei im Wasser ausgelöste Stoffe auszu-
schlürfen, oder wie man sagt, zu absorbieren und somit zurückzuhalten.
Die Wärme des Brunnenwassers richtet sich nach der Tiefe, aus
welcher es stammt. Cisternenwasser ist im Winter kalt bis zum Ge-
frieren, im Sommer lauwarm wie die Lust. Tiefere Brunnen sowie
Quellen, deren Wasser aus etwas tieferen Erdschichten kommt, behalten
zu jeder Jahreszeit ziemlich dieselbe Wärme, ähnlich wie die Luft im
Keller. Ihr Wasser erscheint uns deshalb im Sommer sehr kalt, weil
wir es mit der warmen Luft oder dem warmen Regenwasser ver-
gleichen; im Winter dagegen kann es bei strenger Külte sogar dampfen,
zumal wenn das Bruunenrohr durch Umwickeln mit Stroh oder
Decken vor dem Frost hinreichend geschützt ist.
So sehr ein kühler Trunk Wasser im heißen Sommer uns eine
Wohltat dünkt, so sehr müssen wir uns hüten, daß wir uns dadurch
eine Erkältung zuziehen. Wenn die Lunge bewegt und das Blut stark
erhitzt ist, schadet eilt kalter Trunk. Es hat sich schon mancher dadurch
den Tod zugezogen.
Fast nie ist das Brunnenwasser gänzlich rein. Regenwasser oder
Wasser von geschmolzenem Schnee enthält wenig fremde Stosse, schmeckt
aber deshalb nicht gerade gut. Das Wasser erhält seinen angenehmen
Geschmack sogar meist erst durch einzelne seiner beigemischten Bestand-
teile, besonders durch die Kohlensäure, die es enthält. Wir können
uns von dem Vorhandensein dieser Luftart schon alt jedem Trinkglase mit
Wasser überzeugen, das etwa über Nacht stehen geblieben ist. Ringsum
haben sich am Glase Luftperlen ausgeschieden, und das Wasser schmeckt
fade und abgestanden; durch das Kochen wird die Luft noch rascher entfernt.
Weil das Wasser Kohlensäure enthält, so löst es mancherlei
Stoffe, die im Erdboden sich befinden, auch vorzüglich den gemeinen
oder kohlensauren Kalk. Lassen wir Wasser in einem reinen Glase
verdunsten, so sehen wir am letzteren ein weißliches Überbleibsel an-
gelegt, das aus Kalk oder auch aus Gips besteht. Töpfe, in denen
oft Wasser gekocht wird, belegen sich innerlich mit einer Schicht von
jenen Gesteinsarten, die man Kessel- oder Tropfstein, fälschlich auch
wohl Salpeter nennt. Wasser, die gar keine oder nur wenig erdige
Bestandteile aufgelöst enthalten, nennt man weiche; solche dagegen,
die viel davon haben, harte. Das meiste Quell- und Brunnenwasser
enthält auch kleine Mengen von Kiesel aufgelöst, desgleichen etwas
Salz (Kochsalz), manche etwas Eisen usw. Wenn Quellwasser größere
Mengen von Kohlensäure oder andere Luftarten enthalten, so werden
sie oft von Ärzten zur Kur benutzt und als Säuerlinge, Mineral-
quellen, Gesundheitsbrunnen usw. bezeichnet.
Alles Wasser unserer Brunnen ist ehedem als Regenwasser,
Schnee, Hagel oder Tau dem Erdboden zugeführt worden und in
denselben eingedrungen. Daher haben wir möglichst vorsichtig daraus
zu achten, daß unser Brunnenwasser nicht verunreinigt wird. Dünger-
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Viii. Der Garten und seine Pflanzen, der Weinberg und seine Reben. 209
Kaufe junge, kräftige Bäume aus guten, freigelegenen Baum-
schulen und sieh auf gut entwickelte, weitverzweigte Wurzeln, einen
gesunden, kräftigen Stamm und eine gut gezogene Krone.
Pflanze keine Bäume aus dem Walde; sie sind nicht wert, gesetzt
zu werden.
2. Baumsatz. Pflanze deine Bäume womöglich im Spät-
herbst und mache die Gruben 1—1,50 m weit und 50—80 cm tief.
Je fester der Boden, desto weiter und tiefer muß derselbe gelockert
werden.
Bäume, welche du nicht gleich setzen kannst, grabe, ehe sie an
den Wurzeln trocken werden, gut in die Erde ein.
In nassem, kaltem Boden pflanze deine Obstbäume im Frühjahr;
doch mache die Gruben schon im Herbst zuvor, daß die Erde durch-
friert und locker wird. In nassem Grunde pflanze die Bäume auf
Hügel.
Nach Fertigstellung der Gruben wirf dieselben halb zu, daß sich
die Erde vor der Pflanzung gehörig zersetzen kann.
Die Wurzeln des Baumes beschneide mit einem scharfen Messer
so, daß nur die durch das Ausgraben beschädigten Teile entfernt
werden und die Schnittflächen nach unten sehen. Den Birnbäumen
kürze die Pfahlwurzeln stark.
Setze den Baum ja nicht tiefer, als er in der Baumschule ge-
standen, und bedenke, daß er sich mit der ihn umgebenden Erde
noch setzt. 1 '1 11 1 |
Breite die Wurzeln möglichst wagerecht aus und sorge dafür,
daß dieselben mit guter Erde umgeben werden, welche mit den Fingern
sorgsam zwischen dieselben hineingebracht wird. Schlämme den Baum
nach der Pflanzung mit Wasser tüchtig ein und befestige ihn lose an
einem schon vor der Pflanzung beigesteckten, kräftigen Pfahl, der bis
zur Krone, aber nicht in dieselbe hineinreicht. Wenn möglich, bedecke
die Baumscheibe mit Strohdünger, damit der Boden gleichmäßig
feucht bleibt und nicht krustig wird.
3. Entfernung der Obstbäume voneinander. Pflanze die
Obstbäume uicht zu eug; Äpfel-, Birn- und Kirschbäume je nach
Sorten 8—12 m, Zwetschen-, Pflaumen-, Pfirsich- und Aprikosen-
bäume 5—6 m. Doch lassen sich letztere Gattungen mit Nutzen
zwischen die Kernobftbäume pflanzen, weil sie abgängig werden, bis
diese den ganzen Raum brauchen.
4. Ersatz abgängiger Bäume. Pflanze keinen junaen Baum
au die Stelle, wo ein alter entfernt wurde, weil hier die Erde total
ausgemergelt ist. Geht es aber durchaus nicht anders, so hebe eine
Grube von wenigstens 2 m Breite und 80 cm Tiefe aus und bringe
in dieselbe guten, fruchtbaren Boden von einem Grundstück, auf welchem
noch kein Baum gestanden.
5. Beschneiden der jungen Bäume. Die Krouenzweige der
Steiuobstbäume beschneide beim Verpflanzen, die der Kernobstbäume
aber erst in dem der Pflanzung folgenden Jahr. Schneide so, daß
die Krone schön pyramidal wird und stets einen gut entwickelten Mittel-
Bo lack, Lesebuchs 14
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X. Wasser, Wald und Wiese.
291
ihn kann deshalb kein Tau erfrischen. Der Wald, mit einer bedeutenden
Verdunstungsoberfläche versehen, gibt feinem Boden, gibt dem benach-
barten Lande eine große Menge des erquickenden Taues; der Boden
des dichten Hochwaldes, am Tage durch die Sonnenstrahlen weniger
erwärmt, wird in der Nacht auch weniger durch Ausstrahlung erkältet.
Die von Feuchtigkeit erfüllten Luftschichten über dem Walde senken sich
am stillen, kühlen Abend als Nebel in das Tal; der Tau perlt am
Morgen auf den Wiesen, er erquickt den Acker. Wie in den Küsten-
gegenden die Meeresdünste, so sorgen die Waldesdünste im Binnen-
lande für die Bewässerung des Bodens und durch dieselbe für dessen
Fruchtbarkeit.
Die Mehrzahl der Flüsse entspringt auf bewaldeten Gebirgen;
der Wald erhält einer Gegend ihren Wassergehalt; er sorgt für die
Flüsse, er ernährt ihre Quellen; in der Wüste versiegen dieselben.
Die ungeheuren, wasserreichen Ströme Nordamerikas durchziehen den
Urwald; ob sie so wasserreich bleiben werden, wenn ihre Wälder ver-
schwunden sind? Die Winde fahren her und hin; fällt auch auf
dürren Sand ein warmer Regen, was hilft er diesem Sande? Be-
gierig eingesogen, wird sein Wasser ebenso schnell wieder abgegeben;
keine Pflanzen sind vorhanden, die das Wasser an sich fesseln könnten;
nur wenige Pflanzenarten rönnen überhaupt auf dürrem Sande
gedeihen, weil nur wenige imstande sind, das Wasser lange festzuhalten.
Die Kakteen oder Fackeldisteln und die blattlosen Euphorbien oder
Wolfsmilchgewächse sind fast die einzigen Bewohner tropischer Wüsten;
unser Sandgras wächst auf Flugsand dürrer Heiden und wird schon
hier, indem es durch seine Wurzelausbreitung den lockeren Sand
befestigt, nützlich. Das Sandgras zeigt uns die Möglichkeit, auch
Wüsteneien ganz allmählich mit einer neuen Pflanzendecke zu bekleiden.
Wenn sich im Winter Schnee und Eis auf dem Gebirge häuft,
um vor der Sonne des Frühlings zu schmelzen, so schwellen die Ströme
plötzlich an; ein Bergstrom kommt zu anderen; die Wassermasse stürzt
mit Macht ins Tal hinab. Bedeckt ein Wald des Gebirges Grund,
fließen die Ströme durch fruchtbares Land, so wird ein großer Teil des
schmelzenden Schnees, der auf den Bäumen oder unter ihnen liegt, von
der'lockeren Dammerde des Bodens aufgesogen und zurückgehalten,
während er da, wo ihn der Boden nicht aufnimmt, die Wassermenge
der Flüsse vermehrt. Seitdem die Wälder verschwanden oder über
alle Gebühr gelichtet wurden, sind die Ü b e r s ch w e m m u n g e n der
Flüsse im Frühjahre furchtbarer als je hervorgetreten.
Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem Winde.
Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend nicht ohne
wohltätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der junge Wald, ge-
deiht das Ackerland; er verhütet die weitere Ausbreitung des Flug-
sandes; er hemmt die nachteilige Einwirkung austrocknender Winde; er
gewährt endlich Schatten und Kühlung. Der wohltätige Einfluß des
Waldes auf die Luftbeschaffenheit einer Gegend läßt sich nicht mehr
in Zweifel ziehen. Der Gesundheitszustand der Menschen und Tiere,
das Gedeihen der Pflanzen ist von der Luftbeschaffenheit einer Gegend
19*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
306 Xi. Die Gemeinde und ihre Pflichten, die Genossenschaft und ihr Segen.
194. Das
Ich rühme mir
mein Dörfchen hier!
Denn schön're Auen,
als ringsumher
die Blicke schauen,
blühn nirgends mehr.
Welch ein Gefilde
zum schönsten Bilde
für Künstlers Hand!
Hier Felsenwand,
dort Ährenfelder
und Wiesengrün,
dann blaue Wälder
die Grenze ziehn.
An jener Höhe
die Schäferei
und in der Nähe
mein Sorgenfrei! —
So nenn' ich meine
geliebte kleine
Einsiedelei,
worin ich lebe
zur Lust versteckt,
die ein Gewebe
von Ulm' und Nebe
grün überdeckt.
Dort kränzen Schlehen
die braune Kluft,
Dörfchen.
und Pappeln wehen
in blauer Luft.
Mit sanftem Rieseln
schleicht hier gemach
auf Silberkieseln
ein heller Bach;
fließt unter Zweigen,
die über ihn
sich wölbend neigen,
bald schüchtern hin,
läßt bald im Spiegel
den grünen Hügel,
wo Lämmer gehn,
des Ufers Büschchen
und alle Fischchen
im Grunde sehn.
Da gleiten Schmerlen
und blasen Perlen;
ihr schneller Lauf
geht bald hinnieder
und bald herauf
zur Fläche wieder.
So rühm' ich mir
mein Dörfchen hier!
Denn schön're Auen,
als ringsumher
die Blicke schauen,
blühn nirgends mehr.
G. A. Bürger.
195. Die 7 Wahrzeichen eines guten Dorfes.
A. Wenn ich durch ein Dorf gehe, habe ich meine Merkzeichen,
wie es bei den Menschen hier bestellt ist. Sehe ich auf den Fenster-
simsen wohlgepslegte Blumen in Töpfen, ein Plätzchen vor dem
Hause oder an der Seite, wo Blumen gezogen werden, da freut sich
mein Herz, denn ich weiß: hier sind Menschen, die sich das nackte
Leben noch schmücken, und wo Blumen sind, sind auch Lieder.
Hier wird gewiß auch noch fröhlich gesungen. — Dann ist mein
zweites Augenmerk auf die Brunnen gerichtet. Man achtet viel
zu wenig darauf, wie im Trinkwasser die eigentliche Quelle der Ge-
sundheit ist. Du kannst es oft in einem Dorfe oder Städtchen
hören; da draußen am Berge, beim Wald, da ist die beste Quelle
weit und breit, und sie versickert ungenützt. Es ist ein großes
Zeichen, welche kernhaft gesunde Figuren die alten Römer waren,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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Xl Die Gemeinde und ihre Pflichten, die Genossenschaft und ihr Segen. 309
nie an Wasser; an stillen Stellen war er tief; sonst war er rauschend
und hatte selbst von Strecke zu Strecke unbenutzte Gefälle.
Aber während er für das Dorf eine Quelle der Wohlhabenheit
hätte sein können, war er dessen größte Plage geworden. Nach
heftigem Regen überschwemmte er oft seine niedrigen Ufer und ver-
wandelte die Ebene in eine Art von Sumpf. Statt fetter Wiesen
bot diese daher nur eine magere, mit Binsen und ungesunden Wasser-
pflanzen bewachsene Weide. Zudem war das an den niedrigsten
Stellen stehenbleibende Wasser im Herbste die Ursache üoit kalten
Fiebern, welche alljährlich von der auf diesem Ufer wohnenden Be-
völkerung viele Opfer forderten und die meisten auf die andere Seite
des Flusses hinübertrieben. So gab diese Ebene, die nur auf eine
verständige Hand wartete, um reichen Segen zu gewähren, den Anblick
einer Art Wüste, in der ein paar armselige Herden weideten. Die
auf der Hochebene hinter dem Dorfe gelegenen Güter hatten im
ganzen einen guten Boden; aber, erschöpft durch den fortgesetzten
Anbau der nämlichen Gewächse, lieferten sie schwache Ernten. Aus
Mangel an Futter und ans diesem Grunde an Vieh, eine Folge des
beklagenswerten Zustandes ihrer Wiesen, konnten die Einwohner, die
nichts von einem künstlichen Wiesenbau verstanden, ihren Feldern den
Dünger nicht gewähren, der zur Fruchtbarkeit nötig ist. Sie ließen
jedes Jahr einen Teil brach liegen und verloren so den Ertrag, den
ihnen eine vernünftige Folge in den Ernten gegeben hätte. Von
besonderen Kulturen, von dem Anbau von Handelsgewüchsen, deren
Einführung oft allein einer ganzen Gemeinde Leben gibt, war ihnen
ohnehin nichts bekannt.
So schleppte sich die Bevölkerung von Schönfeld, die kaum 500
Seelen zählte, in Armut dahin. Man hielt an der althergebrachten
Verfahrungsart im Feldbau fest. Gerste, Roggen, Hafer, Kartoffeln,
ein wenig Wein, aus guten Lagen zwar, aber wertlos, weil nicht
mit der gehörigen Sorgfalt behandelt, etwas Wolle von armseligen
Schafen, nebst ein wenig Hanf für den eigenen Verbrauch, das waren
die Erzeugnisse der Gemeinde. Fügen wir noch einige der gewöhn-
lichen Gemüse hinzu und rauhes, geschmackloses Obst öoit schlecht
gezogenen Bäumen, so haben wir die vollständige Liste der im Dorfe
geernteten Gegenstände.
Etwas Korn, Eier, einiges Geflügel, selten Obst und Gemüse,
waren das einzige, was die Bewohner in der Stadt zu Markte bringen
konnten, um von dem Erlöse die Steuern zu bezahlen und das Un-
entbehrlichste anzukaufen. Mit Ausnahme eines Maurers, eines
Schreiners, eines Zimmermanns und eines Schmieds, ohne welche
auch die unbedeutendste Niederlassung nicht bestehen kann, war in dem
Dorfe nichts von Gewerbefleiß zu finden. Dazu fehlte es an aller
Tätigkeit, an jedem Unternehmungsgeiste.
An diese elenden Zustände knüpfte sich dann jene Eifersucht, die
sich der Armen gegenüber denen, die in besserer Lage sind, leicht
bemächtigt. Denn die Armen leben oft in dem Irrtum, was die
anderen besitzen, sei ihnen genommen, und sehen nicht ein, daß der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Geschlecht (WdK): Jungen
236
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer stetigen Düngung
gehen. Ohne diese sind s i e n u r n e u e M i t t e l, d e n B o d e n
zu berauben und zu entkräften.
Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erd-
mischungen, Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens.
1. Die E r d m i s ch u n g e n erfordern, wenn sie in beträchtlicherem
Untfange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel
nur da zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt
werden soll, bequem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten
zur Winterszeit vorgenommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend
für alle Zeiten, besonders wenn hinlängliche Düngung mit der Erd-
mischung Hand in Hand geht. Die Wirkung des Übermergelns zum
Beispiel schlügt man auf 10 bis 12 Jahre an.
2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durch-
schnittenem Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem
man erhöhte Stellen abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet.
Letztere sind nicht selten naß und werden so trocken gelegt, und die
Bearbeitung des Grundstückes wird überhaupt erleichtert.
3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft aus
feuchten oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte
Grasnarbe haben, also aus stark mit Moos, Heidekraut, Farnen,
Binsen und sauren Gräsern bewachsenem und verfilztem Tonboden.
Es wird in Württemberg hauptsächlich in Oberschwaben und im
Schwarzwald angewendet.
4. Die Entwässerung des Bodens, d. h. die Entfernung des
Überschusses an Feuchtigkeit, ist die erste und wichtigste aller Grund-
verbesserungen. Die Bodennässe rührt entweder von unterirdischen
Zuflüssen („Grundwasser") oder von Schnee- und Regenwasser („Tag-
wasser") her, das bei der Undurchdringlichkeit des Untergrundes nicht
tiefer in den Boden sickern und wegen der ebenen Lage desselben nicht
abfließen kann. In beiden Fällen muß das angesammelte Wasser ver-
dunsten. Da dieses vieler Wärme bedarf, um in Dunstform verwandelt
zu werden, so entzieht es dem Boden einen großen Teil der für ein
kräftiges Pflanzenwachstum nötigen Wärme. Nasser Boden ist daher
immer kalter Boden. Aber nicht nur diesen Nachteil bringt die Boden-
nässe. Ist das Erdreich stets von stockenden Grundwassern gesättigt,
so wird namentlich schwerer Boden leicht undurchlassend und zugleich
bindiger und ist deshalb schwer zu bearbeiten. Das befruchtende
Regenwasser kann nicht mehr aufgenommen, der Lust und der Wärme
kein Zutritt gewährt, das Feld nicht ordentlich bearbeitet werden, und
der Dünger im Boden bleibt ohne Wirkung. Dagegen entstehen in
solchem Erdreiche schädliche Säuren, die den guten Pflanzen nachteilig
sind und den Aufwuchs von Unkräutern befördern; die Pslanzenwurzeln
geraten oft in Fäulnis; bei Winterfrost bildet sich Eis im Boden, welches
sie zerreißt; es entwickeln sich leicht allerlei Pilze (Rost, Brand usw.),
welche die schwächlich und kränklich wachsenden Pflanzen verderben, und
bei Wind und Regen lagert sich das Getreide leicht auf solchen Feldern.
Finden sich in einem Grundstück nur einzelne nasse Stellen, so-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
237
genannte Wassergallen, welche davon herrühren, daß sich daselbst Grund-
wasser auf undurchlassendem Untergründe staut, so lassen sich diese oft
durch einfaches Durchbohren des Untergrundes mittels des Erdbohrers
beseitigen. Das Wasser versenkt sich dann durch die durchbrochenen
Stellen in die tiefern Erdschichten. Ist das Grundstück aber durchweg
mehr oder minder naß, was man am Stehenbleiben des Tagwassers
in den Furchen und des Grundwassers in 60—90 cm tiefen Probe-
löchern sehen kann, so ist eine regelmäßigeund durchgängige Entwässerung
nötig. Diese kann aber nur da stattfinden, wo der Leitung das nötige
Gefall, d. h. auf 30 m wenigstens 7—9 cm Fall gegeben werden kann.
Man kann nun die Entwässerungsarbeit auf verschiedene Art vor-
nehmen. Welche von denselben in einem gegebenen Falle die beste sei,
hängt gar sehr von der betreffenden Örtlichkeit ab, und es läßt sich im
allgemeinen nur sagen: diejenige ist die zweckmäßigste, welche den
besten Erfolg bei den verhältnismäßig geringsten Unkosten erzielt.
Man entwässert:
1. durch ofsenegräben. Allein diese entziehen der Benützung
große Flächen, erfordern viel Arbeit zur gehörigen Reinhaltung, er-
schweren die Bestellung des Ackerbodens und sind oft die Lagerstätten
der Unkräuter, die sich von dort aus über die Äcker verbreiten. In-
dessen sind sie für größere Wassermassen nicht leicht zu ersetzen, und bei
der jeden Herbst vorzunehmenden Räumung liefert der ausgehobene
Schlamm gutes Material zur Bereitung des Kompostdüngers;
2. durch unterirdische Gräben, welche man mit Faschinen
(Bündeln von grünem, dauerhaftem Holzreißig) oder Feldsteinen
ausfüllt (Sickerdohlen). Sind sie nicht sorgfältig aus gutem, reich-
lichem Material ausgeführt, und haben sie nicht ziemlich starkes Gefäll,
so verschlämmen und verstopfen sie sich, namentlich in feinsandigem
Boden, oft schon nach kurzer Zeit und werden unwirksam;
3. durch unterirdische Abzugsgräben äus Hohlziegeln,
welche auf einer Sohle von Flachziegeln oder Bretterschwarten anein-
ander gereiht werden;
4. durch U n t e r d r a i n s, d. h. unterirdische Leitungen aus ge-
brannten Tonröhren. Diese Entwässerungsart hat sich von England
ans, wo sie mit größtem Erfolge benützt wird, über ganz Europa verbreitet.
Bei größeren und schwierigeren Drainierungen muß sich der Land-
wirt stets der Fachmänner, die sich diesem Berufe widmen, bedienen.
Wir wollen deshalb in aller Kürze nur einige wenige Hauptpunkte an-
führen, auf welche man bei der Ausführung solcher Anlagen ein wach-
sames Auge haben muß.
Liegt das zu entwässernde Grundstück ziemlich eben, so muß vor
Beginn der Arbeit das erreichbare Gefäll genau ausgemittelt und mög-
lichst gleichmäßig auf die Anlage verteilt weroen.
Eine Hauptsache ist, daß die Saugdrains so weit als immer tunlich
in der Richtung des größten Gesülls gezogen werden.
Die Tiefe der Gräben richtet sich nach der Beschaffenheit und der
Benützung des Bodens; jedoch sollte sie für Wiesen mindestens 1,2 m,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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290
X. Wasser, Wald und Wiese.
Die Fortschritte der Kultur sind an den Wald gebunden, und
doch war die Kultur die größte Feindin des Waldes; sie ist es leider
hier und da noch jetzt. Deutschland, vormals mit dichten Eichen- und
Buchenwäldern überdeckt, ist jetzt nur strichweise noch mit schönen
Waldungen versehen; nackte Berge, wüste Ebenen sind da, wo vormals
dichte Wälder standen. Was nützt der Flugsand, was trägt die Heide?
Was könnte der Wald, den man vor grauer Zeit aus Unverstand oder
Eigennutz geschlagen, nützen? Immer fühlbarer wird der Holzmangel,
immer höher steigen die Holzpreise. Die Steinkohlen und Braunkohlen
wachsen nicht nach, die Torfdecke des Moores vermehrt sich nur
langsam; mögen sie auch noch für Tausende von Jahren Brennstoff
liefern, so wird doch diese Quelle einmal versiegen.
Die Waldungen sind mit dem Wohle der Menschheit enge verknüpft,
von ihnen ist zum großen Teile das Klima, die geschützte Lage, die
Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens abhängig. In der Natur
greift alles ineinander, die Stosse kreisen ohne Unterlaß. Die Pflanze
nimmt aus der Luft Kohlensäure und andere gas- und dunstförmige
Produkte, welche von den Tieren ausgeatmet oder durch die Verwesung
in Freiheit gesetzt werden, sie haucht dagegen Sauerstoff in die Atmo-
sphäre aus. Dieser Sauerstoff dient den Tieren zum Leben. Der
Baum mit seinen grünen Blättern und jungen Zweigen bietet der
Luft eine große, aufnehmende und aushauchende Oberfläche entgegen;
er bindet den Kohlenstoff der Kohlensäure, um aus ihm Holz, Stärke-
mehl usw. zu bereiten. Der Wald entzieht der Luft durch seine ungleich
größere aufsaugende Oberfläche ungleich mehr der genannten Gase als
die Wiese und das Kornfeld; er gibt in gleichem Maße mehr Sauerstoff
an die Atmosphäre ab. Sein Einfluß auf die chemische Zusammen-
setzung des Dunstkreises der Erde ist deshalb von großer Bedeutung.
Der Laubwald wirst alljährlich seine Blätter ab; selbst die Nadel-
hölzer verlieren nach einer bestimmten Reihe von Jahren ihre Nadeln.
In den Nadeln und im Laube erhält der Boden einen Teil der
mineralischen Stoffe zurück, welche ihm die Wurzeln der Bäume ent-
zogen; die organischen Verbindungen der Blätter werden dagegen für
den Boden eine reiche Humusquelle. Der Schatten der Belaubung
erhält dem Boden seine Feuchtigkeit; die Verwesung arbeitet fort und
fort; es entstehen Moospolster, die Humusdecke des Waldes wächst von
Jahr zu Jahr.
Wasser ist das notwendigste Lebensbedürfnis aller Pflanzen und
Tiere, ohne Wasser kein Saft, ohne Saftströmung kein Leben. Der
Wald entzieht der Atmosphäre viel Wasser, er haucht viel Wasser
wieder aus. Bewaldete Gegenden haben in der Regel eine feuchte
Atmosphäre; sie haben Regen und fruchtbaren Tau. Wie der Blitz-
ableiter die Gewitterwolke, so zieht der Wald die Regenwolke zu sich
herab; sie erquickt ihn nicht allein, sie kommt auch den benachbarten
Feldern zugute; in der Nähe des Laubwaldes findet man fast überall
fruchtbares Ackerland. Der Tau ist ein Niederschlag wässeriger Aus-
dünstungen der Erdoberfläche; wo er entstehen soll, muß letztere Wasser
abgeben. Der dürre Sand, der nackte Fels kann wenig Wasser geben,
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
X. Wasser, Wald und Wiese.
293
185. Ein Sommergang ins Wiesental.
Das Wiesental ist von sanften Höhen begrenzt. Ein starker Bach
windet sich durch die Talsohle. Auf der einen Seite nähert sich der
Wald, auf der andern breiten sich Wiesen aus. Am Ufer stehen
Weiden, Erlen und einige Pappeln. Die Weiden kennt man
an den schwanken, zähen Zweigen und den schmalen Blättern. Das
Wurzelgeflecht der Korbweide befestigt das Ufer. Die Erle hat
eine dunkle, weiß punktierte Rinde, schwarzgrünes Laub und eiförmige
Fruchtzäpfchen; die Pappel eine helle Rinde, anliegende Äste, hell-
grüne und bewegliche Blätter und lange, wollige Blütenkätzchen.
An einem hellen Juninachmittage gehe ich den Bach entlang und
setze mich an einem hohlen Weidenbaume nieder. Ich will ein Stück
Naturleben unter, über und lieben mir belauschen.
Unter mir ist das Wasser. Ein entwurzelter Weidenbaum liegt
quer über und staut das Wasser. Ich sehe bis auf den hellen Kies-
grund. Die hellen und dunkeln Quarzkörner haben sich gegenseitig
bei der Bewegung durch das fließende Wasser so rund und glatt ge-
scheuert. In dem Weidengezweig im Wasser hängt ein totes Kätzchen.
Grausame und mlverständige Menschen haben die jungen Katzen ins
Wasser geworfen, um sie zu töten. Sie haben die Tierchen gequält
und das Wasser verunreinigt. Kann und will man sie nicht behalten,
so soll man sie rasch und schmerzlos töten. Ein Krebs kommt langsam
aus einem Uferloch, faßt das Aas mit seinen Scherell und sucht es
fortzuzerren. Unter einem breiten Steine schauen zwei helle, lauernde
Augen hervor. Sie gehören der Forelle im silberfarbigen Schuppen-
rocke mit roten Pullkten in blauen Ringen. Uber dem Wasser spielen
Mückell und Fliegen; jetzt schnellt die Forelle wie ein Pfeil aus
dem Wasser und erhascht eine Mücke. Da fährt aus einem Uferloch
unter einer mächtigen Erlwurzel ein braunes, marderähnliches Tier mit
Schwimmhäuten hervor und der Forelle nach, erhascht und frißt sie.
Das ist der räuberische Fischotter. Auch den Krebs holt er sich in
seine Uferwohnung. In einer kleinen, stillen Bucht mit flachem Kiese
schnellen helle Pünktchen hin und her. Das jtnb junge Fischlein, die
aus den Rogeneiern geschlüpft sind. Hier hatten die alten Fische die
Eier abgesetzt, weil das flache Wasser stiller und wärmer als im Flusse
war. Jetzt wagen sich auch die kleinen Stichlinge aus ihren Schlamm-
nestern und die grünlichen Sch vierten (mit 6 Bartfäden) unter ihren
Steinen hervor. — An einem toten Uferarme blühen viele blaue
Vergißmeinnicht. Aus dem Sumpfwasser erhebt sich wie ein
Holunderstrauch der giftige Wasserschierling. Im Wasser rudern
viele schwarze Tierchen mit dicken Köpfen und zappeligen Schwänzen
umher; das sind Kaulquappen, aus denen Fröschlern werden.
Die alten Frösche haben hier ihren Laich abgesetzt, Sonne uitb Wasser
aber die Eier ausgebrütet.
Jetzt hebt sich der Wiesenboden; schwarze Erde quillt in die Höhe,
und ein Regenwurm windet sich angstvoll heraus. Er flüchtet vor
einem Maulwurfe, der in den dunkeln Gängen der Erde seiner Nahrung
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
403
vollen Fleiße dieser armen Leute, die ihr Kreuz mit viel mehr christ-
licher Ergebung tragen als die Arbeiter der großen Städte, die im
Vergleiche zu ihnen ein Herrenleben führen. Ich bin auf der ganzen
„hohen Rhön" von keinem Menschen angebettelt worden. Ich habe
ganz allein, lediglich mit einem tüchtigen Eichenstocke, flinken Beinen
und einem frischen Wandermute bewaffnet, die weitgedehnten Wälder
und die schaurig-öden Hochflächen durchwandert. In tiefer Einsamkeit,
bei wildem Schneesturm und bei sinkender Nacht sind mir oft seltsam
zerlumpte „verwogene" Gestalten begegnet, aber es hat mir niemand
ein Leids getan. Und doch würde meine geringe Reisebarschaft für
eine hungrige Rhönfamilie ein Kapital gewesen sein, voll dem sie hätte
flott leben können bis zur Kartoffelernte. Riehl.
238. Die Auswanderer.
1. Ich kann oen Blick nicht von
euch wenden;
ich muß ench anschan'n immerdar;
wie reicht ihr mit geschäft'gen Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
2. Ihr Männer, die ihr von dem
Nacken
die Körbe langt, mit Brot beschwert,
das ihr aus deutschem Korn gebacken,
geröstet habt auf deutschem Herd.
3. Und ihr in: Schmuck der langen
Zöpfe,
ihr Schwarzwaldmädchen, braun und
schlank,
wie sorgsam stellt ihr Krüg'und Töpfe
auf der Schaluppe grüne Bank!
4. Das sind dieselben Töpf' und
Krüge,
oft an der Heimat Born gefüllt;
wenn am Missouri alles schwiege,
sie malten euch der Heimat Bild:
5. Des Dorfes steingefaßte Quelle,
zu der ihr schöpfend ench gebückt,
des Herdes traute Fenerstelle,
das Wandgesims, das sie geschinückt.
6. Bald zieren sie im fernen Westen
des leichten Bretterhauses Wand;
bald reicht sie müden braunen Gästen,
voll frischen Trunkes, eure Hand.
7. Es trinkt daraus der Tscherokese,
ermattet, von der Jagd bestaubt;
lücht mehr von deutscher Rebenlese
tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.
8. O sprecht! Warum zogt ihr
von dannen?
Das Neckartal hat Wein und Korn,
der Schwarzwald steht voll finstrer
Tannen;
im Spessart klingt des Älplers Horn.
9. Wie luirb es in den fremden
Wäldern
euch nach der Heimatberge Grün,
nach Deutschlands gelben Weizen-
feldern,
nach seinen Rebenhügeln ziehn!
10. Wie wird das Bild der alten
Tage
durch eure Träume glänzend weh'n!
Gleich einer stillen, frommen Sage
wird es ench vor der Seele stehn.
1l. Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden!
Gott schütz euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden
und euren Feldern Reis und Mais! Ferd. Freiligrath,
26*
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]