Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Die Hussitcn.
99
in der Nahe desselben herunter, worüber er lächelte; aber die
Soldaten setzten sie ihm wieder auf mit der Bemerkung, es
sey billig, daß die Teufel mit verbrennten, denen er sich er-
geben hatte. Er starb unter freudigem Gebete, fo daß selbst
seine Feinde die Standhaftigkeit bewundern, fo wie sie auch
sein frommes Leben bezeugen mußten, und viele wackere Ka-
tholiken waren über die Treulosigkeit und Ungerechtigkeit
seiner Richter aufgebracht. Seine Asche wurde in den Rhein
gestreut, damit sie feine Anhänger nicht als ein Heiligthum
mit nach Böhmen nehmen möchten- Eine Erdichtung ist es,
daß er gesagt habe: Ihr bratet heute eine Gans, nach hun-
dert Jahren aber wird ein Schwan kommen, den werdet ihr
nicht verbrennen. Hieronymus, auch Lehrer in Prag, Hus-
sens Freund, hatte ein gleiches Schicksal. Er war nach
Costnitz gekommen, um Hussen beizustehen; da er aber sähe,
wie es hierzuging, und Huß ihn warnte, so entfloh er, pre-
digte unterwegs, wurde gefangen und nach Costnitz gebracht.
Als man ihn von keinem Irrthum überführen konnte, rief
man: „Zum Feuer! zum Feuer!" worauf er in einen Kirch-
thurm gesperrt wurde; seine Hände band man um den Hals
an einen Pfahl, in welcher Gestalt er zwei Tage stehen blei-
den, und dann ins Gefangniß bis an seinen Tod mußte.
Durch Bedrohungen wurde er einmal zum Widerruf und zur
Verwerfung der Lehren Wiklefs und Hussens gebracht; aber
da sein Loos dadurch nicht gemildert wurde, so erwachte sein
Muth i-n düstcrn Kerker. Cr war nun im Verhör den 25.
Mai i4i6 um desto standhafter; strafte die Tyrannei der
päpstlichen Macht, bekannte sich zu den widerrufenen Lehren
und wurde verbrannt. Er nahm die Krone, wie sie Huß
getragen hatte, ruhig an, indem er sagte, daß ja Christus
eine Dornenkrone getragen habe. Unter fröhlichem Gebete
ging er zum Scheiterhaufen, und auch seine Asche streute
man in den Rhein. Er war sehr beredt und noch gelehrter
als Huß, nur im Eifer zuweilen zu heftig, so daß er die
nicht mehr studiren und wer den andern mit Gewalt überwinde, möchte
ihn verbrennen."
7*
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
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Luthers Lebensende.
Guten gewöhne. Denn was man allem mit Ruthen und
Stäupen soll erzwingen, da wird keine gute Art daraus,
und wenn man es weit bringt, so bleiben sie doch nicht lan-
ger fromm, denn die Ruthe auf dem Nacken liegt. Aber
durch Vermahnen und gute Strafen wurzelt es ins Herz, daß
man sich mehr vor Gott als vor der Ruthe und Knüttel
fürchtet. Wir müssen manchmal mit den Kindern lallen und
ihnen im Guten beikommen. Hilft das nichts, so muß Scharfe
seyn. Kinder sollen nicht mürrisch erzogen werden, aber man soll
darauf sehen, daß sie nicht in Büberei und böses Wesen fallen."
Luther war sehr ernsthaft, konnte aber auch sehr freund-
lich seyn, und sprach gern mit Jedermann. Ein Fuhrmann,
der einen Prediger aus Joachimsthal nach Wittenberg fuhr,
wünschte den rechten Papst in Wittenberg zu sehen, wie das
Volk Luthern nannte. „Laßt ihn herein kommen," sagte Luther
liebevoll, und ließ ihn dann an den Tisch treten, schüttelte
ihm traulich die Hand und sprach: „Wenn du heim kommst,
so sage, ich habe Br. Luthern den größten Erzketzer bei seiner
Hand gehabt." Darauf trank er dem Manne aus seinem
Glase zu, der entzückt war und überall von dieser Freund-
lichkeit sprach. Luther scherzte gern und überließ sich oft dem
unschuldigen heitern Witz, wie man dieß aus seinen gesam-
melten Tischreden sichet, wobei man jedoch nicht vergessen
darf, daß auch der geistreichste und beste Mensch bei Tische es
nicht eben darauf anlegt, feine Worte und Reden drucken zu
lassen, und daß vieles sich anders anhöret als liefet.
Luther war ein großer Freund der Musik und spielte die
Flöte und Laute. Wie manche seiner Lieder noch immer als
kraftvoll geschätzt werden, so auch viele Melodien, welche er
vorzüglich zu seinen Liedern componirte, ;. B. Eine feste
Burg k. Nun freut euch lieben Christen gemein rc. Vom
Himmel hoch rc.; wo passende vorhanden waren, verbesserte
er sie, so wie er auch die der-Episteln und Evangelien, die hie
und da abgesungen werden, und zu den Einsetzungsworten
selbst angegeben hat. „Musik," sagte Luther, „giebt Ruhe und
Fröhlichkeit; die davon keine Empfindung haben, halte ich
den Klötzen und Steinen gleich."
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Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
234 Die Jubelfeste der Protestanten.
men, Schlesien, Ungarn, in Frankreich noch manche De«
drück'ung und Mißhandlung ertragen mußten. Verschiedene
angesehene Protestanten waren zur katholischen Kirche über-
getreten, unter welchen besonders der Uebertritt des Kur-
fürsten von Sachsen Friedrich August 1697, den die Polen
nicht als Protestanten zum Könige annehmen wollten, sie
für ihre Freiheit besorgt machte, da die Reformation ! on
Sachsen ausgegangen war und man dasselbe als die Haupt-
stütze der Evangelischen in Deutschland ansahe. Die Sach-
sen erhielten aber völlige Sicherung ihrer Rechte, und Frie«
drich August, nachher August I., König in Polen, so wie
auch seine Nachfolger haben als Katholiken sich keine Eingriffe
in die Freiheit ihrer protestantischen Untcrthanen erlaubt.
Ihre kirchlichen Angelegenheiten wurden einer besonder»
evangelischen Behörde übergeben.
Indessen erkannten die Protestanten 1717 dankbar, daß
sie Gott eine bessere Zeit hatte erleben lassen. Noch tönte
der traurige Nachhall der Jammertöne aus dem vorigen
Jahrhundert herüber und hochbejahrte Greise hatten wohl
noch mit eignen Augen Spuren von dem Greuel der Ver-
wüstung auf Deutschlands Gefilden gesehen; die jüngere
Nachwelt vernahm mit Grauen, was die Alten davon er-
zählten und priesen Gott für den ruhigern Tag nach der
langen stürmischen Nacht. Sie genossen die blutig erkämpf-
tem Vortheile der Reformation, die Religions- und Gewis-
sensfreiheit, den ungehinderten Gebrauch der heiligen Schrift,
den Gottesdienst in der Muttersprache, der für den Geist
und das Herz so wohlthatig wurde. Bessere Vortrage, Ge-
sänge und Erbauungsschriften erquickten das Herz; die Herr-
schaft der protestantischen Lehre in den nordischen Reichen
und in einem großen Theile Deutschlands, blühende Univer-
sitäten, wie in Halle, Kiel, Wittenberg, Leipzig, Jena,
welche letzte Lehranstalt die Söhne des unglücklichen Johann
Friedrich des Großmüthigen i558 gegründet hatten; mehr
Aufmerksamkeit auf Volksschulen, worin sich besonders Ernst
der Fromme Herzog von Gotha, der überhaupt ein Vater
seines Volkes war, rühmlichst auszeichnete, und allmalig die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August August August_I. Johann
Friedrich Johann Friedrich Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Ungarn Frankreich Sachsen Sachsen Deutschland Polen Deutschlands Deutschlands Kiel Wittenberg Leipzig Jena Gotha
— 25 —
konnte er nicht zum Frieden bewegen. Friedrich dachte an sein Versprechen und kehrte wieder nach München zu Ludwig als Gefangener zurück. Ludwig war über diese Treue gerührt. Er nahm Friedrich nicht mehr als Feind, sondern als Freund auf. Beide regierten nun gemeinsam.
Nacherzählen! Welche Überschrift können wir dieser Erzählung geben? „Wie Ludwig und Friedrich sich ausgesöhnt haben".
a) Karte: Zeige den Kreis „Oberpfalz"! Zeige den Fluß, der die Oberpfalz von Norden nach Süden zerschneidet! Lies den Namen! Zeige den Mittellauf dieses Flusses! Welches Flüßlein mündet da in die Naab? Welcher Ort ist da an dem Flüßlein? Ganz in der Nähe dieses Städtleins siehst du wieder einen Ort. Lies den Namen! Gegen welche Richtung mußte Friedrich reisen, als er nach Österreich zurückkehrte?
b) Betrachten des Bildes: Welche 2 Personen werden das sein? Welcher ist Ludwig? Welcher Friedrich? Wie erkennst du sie? Was tun sie? Blickt Friedrich auch noch so traurig wie auf dem letzten Bilde? Wie ist sein Blick? — Warum hat er Freude? Wird auch Ludwig Freude haben? Warum?
2. Ludwig der Bayer regierte 33 Jahre als Kaiser. Seine liebste Unterhaltung war ihm die Jagd. Als er im Jahre 1347 in der Nähe von Fürstenfeld auf der Bärenjagd war, traf ihn der Herzschlag. Der Kaiser sank tot vom Pferde. Seine letzten Worte waren: „O Herr, mein Glaube war treu, was ich gefehlt habe, verzeihe mir!"
Nacherzählen! Welche Überschrift? „Tod Ludwig des Bayern".
a) Karte: Aufsuchen Fürstenfeld.
b) Gesamterklärung: 1. Weg zum Frieden. Wer störte immer den Frieden in Bayern nach der Schlacht bei Ampfing? War Ludwig auch kriegslustig? Was wollte er in seinem Lande haben? (Frieden). Auf welche Weise wollte er den Frieden erlangen? (daß er sich mit Friedrich versöhne). Wie machte er das? (besuchte Friedrich, daß er Leopold zum Frieden bewege). Was versprach Friedrich? Welchen Wert hatte dieses Versprechen für Ludwig? (Frieden bringen). Welchen Wert aber für Friedrich? (Freiheit).
2. Hindernis. Welches Versprechen hätte Friedrich leicht nicht halten können, da er seinen Bruder nicht zum Frieden bewegen konnte? (nicht mehr in Gefangenschaft). Was erfüllte Friedrich von seinem Versprechen? (Kaiser anerkennen, zurückkehren). Was konnte er nicht erfüllen?
3. Friede. Was tat Friedrich, da er sein Versprechen nicht ganz halten konnte? Was tat Ludwig? Was mußte nun auch im Lande einkehren? (Friede). Welchen Wert hatte Versöhnung und Friede: 1. Für Ludwig? (kein Krieg mehr). 2. Für sein Land? (nicht mehr geplündert). 3. Für Friedrich? (frei, auch Mitregent).
Iii. Stufe.
Vergleich: Kaiser Ludwig mit Kaiser Karl dem Großen.
a) Welche Lieblingsbeschäftigung hatten beide? (Jagd).
b) Wie waren beide, weil sie ihren Feinden gerne verziehen haben? (gütig, barmherzig, edel).
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig_des_Bayern" Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold Leopold Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Karl_dem_Großen Karl
— 85 —
viel unter dem österreichischen Drucke zu leiden. Karl Albrecht wurde unterdessen zum deutschen Kaiser gewählt. An dem Tage, an dem er zu Mainz als Kaiser gekrönt wurde, eroberten die Österreicher die Hauptstadt München. Karl Albrecht konnte in sein Land nicht zurückkehren. Es stand unter österreichischer Verwaltung.
Der bayerische Genera! Seckendorff eroberte wieder Bayern und verdrängte die Österreicher aus dem Lande. Der Kaiser konnte wieder nach München zurückkehren. Da ereilte Karl Albrecht ein unerwartet schneller Tod. Durch einen Herzschlag endete das Leben des Kaisers. Sein einziger Sohn Max Joseph Iii. der Gute schloß mit den Österreichern den Frieden zu Füssen. Er entsagte allen Ansprüchen auf Österreich und verpflichtete sich, bei der bevorstehenden Kaiserwahl dem Gemahle Maria Theresias die Stimme zu geben.
Nacherzählen!
2. Betrachten des Bildes: Maria Theresia, Kleidung, Regentin, Zeichen.
3. Erklärung: Wer war Karl Albrecht? Wie glaubte er ein Recht zu haben, auf die österreichischen Länder Ansprüche zu erheben?
Geben: Über die Erbfolge von Österreich waren zwei Urkunden vorhanden. In der bayerischen Urkunde hieß es, wenn der „männliche Stamm" in Österreich aussterbe, so soll der Kurfürst von Bayern die österreichischen Länder erben. In der österreichischen Urkunde aber hieß es, wenn der „weibliche Stamm" aussterbe. Diese beiden Urkunden stimmten also nicht überein. Es mußte ein Irrtum vorliegen. Wie wollte Karl Albrecht seine Ansprüche erzwingen? Warum hieß man diesen Krieg „den österreichischen Erbfolgekrieg"? Beweise, daß Karl Albrecht anfangs siegreich war! Wie wendete sich das Kriegsglück? Inwiefern war das ein Unglück für das Land Bayern? Für den Kurfürsten? Für das bayerische Volk? Wie kannst du bestätigen, daß Karl Albrecht das Vertrauen der übrigen Wahl- oder Kurfürsten besaß? (Kaiser gewählt). Wer brachte dem Kaiser Hilfe? Welches traurige Ereignis endete den Krieg? Wie sicherte sich der Sohn Karl Albrechts namentlich Land und Friede?
4. Karte: Welchen Weg wird Karl Albrecht genommen haben, als er bis Linz vordrang? Zeigen! Welches Land eroberte er? Gegen welche Richtung mußte er von Linz aus ziehen, um nach Böhmen zu kommen? Wie kann man an der Karte ersehen, daß Österreich und Böhmen für Karl Albrecht begehrenswert waren? (Grenzländer). Ungarn: Lage, Weg der Ungarn in die Oberpfalz, Further Senke, Tal im Böhmerwald, welches Oberpfalz und Böhmen verbindet, Füssen im Allgäu.
Iii. Stufe.
Karl der Große, Friedrich Barbarossa, Karl Albrecht, Maria Theresia.
Wer rief Karl den Großen um Hilfe an? Wer bedrängte den Papst? Wie brachte Karl Hilfe? Wie benötigte Friedrich Barbarossa Hilfe zum ersten Male? Zum zweiten Male? Wer war der erste Helfer? Wer der zweite
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Seckendorff Karl_Albrecht Karl Albrecht Max_Joseph_Iii Max Maria_Theresias Maria Theresias Maria_Theresia Maria Theresia Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrechts Karl Albrechts Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Karl_Albrecht Karl Albrecht Maria_Theresia Maria Theresia Karl Karl Karl Karl Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Mainz München Bayern Ungarn Ungarn Oberpfalz Böhmerwald
Kurze Uebersicht d. Geschichte d- europ. Völker. Izz
seinen Freunden, hinaussehend in die Wintergegend:
„Hier bin ich geboren; wie wenn ich auch hier ster-
den sollte?" — Und er starb hier wirklich an dem
folgenden Tage, des Morgens um 2 Uhr, nachdem
er zuvor noch die Frage eines der Anwesenden:
„Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre von
Christo, wie ihr sie gepredigt, sterben?" — mit ver-
nehmlicher Stimme: Ja! geantwortet hatte. Sem
Leichnam wurde nach Wittenberg gebracht und dort
beygesetzt. —
Nicht lange nach Luthers Tode — noch in dem-
selben Jahre — kam es zum Kriege zwischen den
Protestanten und den Katholiken. Wohl hatten
jene jetzt siegen können; es fehlte ihnen nicht an
Heeresmacht, noch an Gelde, den Krieg zu führen;
aber an Einigkeit. Unentschlossen und zögernd
ließen sie den günstigen Augenblick vorübergehn.
Der Kaiser zog neue Truppen an sich und wußte
selbst einen mächtigen protestantischen Fürsten auf
seine Seite zu ziehn, — den Herzog Moritz von
Sachsen, obwohl dieser ein naher Vetter von dem
Churfürsten Johann Friedrich und ein Schwie-
gersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, den
beyden Häuptern der protestantischen Parthey, war.
Moritz, verschlossen und unredlich, ehrsüchtig und
nur auf die Vergrößerung seiner Macht sinnend,
gelobte seinem Vetter, als dieser gegen den Kaiser zog, >
das Churfürstenthum zu beschützen, und doch siel er,
als der Krieg in dem südlichen Deutschland begon-
nen hatte, in das unbeschützte Land ein. — Eilends
und entrüstet über die Falschheit des Blutsfreundes
ging Johann Friedrich zurück. — Der Kaiser folgte
ihm und besiegte ihn bey Mühlberg an der Elbe.
Mit der Schlacht verlor der Churfürst die Freyheit,
und auch Philipp, der sich auf die zweydeutigen
Versprechungen des Kaisers verließ und zu diesem
eilte, war nach wenigen Tagen ein Gefangener.
Moritz wurde für seine Untreue belohnt und erhielt
das Land seines unglücklichen Vetters.
Nur als einen Kampf um Land und Leute
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Extrahierte Personennamen: Christo Moritz_von
Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Luthers Deutschland
162 fünfter Abschnitt.
ihre Freyheiten mit gewaffneter Hand zu vertheidi-
gen. An die Spitze der Protestanten trat Mat-
thias, Graf von Thurn, und bald schloß sich ih-
nen auch Ernst von Mansfeld, ein tapferer und
erfahrner Feldherr', mit einem in Deutschland ge-
worbenen Heere an. Sie waren anfangs glücklich.
Matthias, der Kaiser, starb und die Böhmen rück-
ten bis vor Wien und bedrängten dort Ferdi-
nand Ii. auf das äußerste. Dann aber wandte
sich ihr Kriegsglück. Ferdinand eilte nach Frank-
furt am Main, sich zum Kaiser krönen zu lassen
und schloß ein Bündniß mit seinem Jugendfreunde,
dem Herzoge Maximilian von Baiern, zur Un-
terdrückung der Unruhen in Pöhmen. In diesem
Lande wählte man indeß einen andern König, den
Churfürsten Friedrich von der Pfalz. Sorglos
ließ dieser die Zeit, sich zu rüsten, vorübergchn, wah-
rend er sich weder die Liebe der Böhmen, noch die
des Heeres zu erwerben wußte. Fast ohne Wider-
stand zu finden, drang daher Tilly, der baierfche
Feldherr, in Böhmen ein. Erst auf dem weißen
Berge vor Prag trat ihm das Heer der Prote-
stanten entgegen und wurde den T8r i6?o geschlagen.
Der Verlust dieser Schlacht war für Friedrich
und für Böhmen gleich traurig. Jener floh aus
dem Königreiche, umher in Deutschland, von einem
Hofe zum andern, da auch seine Stammlander von
den Spaniern, die Ferdinand zu Hülfe gerufen hatte,
in Besitz genommen waren. Ueber Böhmen erging
ein schreckliches Strafgericht. Die von den Prote-
stanten vertriebenen Jesuiten kamen zurück, 27 Edel-
leute wurden an einem Tage hingerichtet und nun
Alles angewandt, die katholische Kirche wieder zur
allein herrschenden in Böhmen zu machen. Die
Prediger der Protestanten wurden aus dem Lande
getrieben; die Protestanten selbst durch jedes Mittel,
durch Gewalt und durch Vorstellungen, gezwungen,
ihrem Glauben zu entsagen, oder das Land zu ver-
lassen. 30,000 Familien wählten das Letztere.
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Extrahierte Personennamen: Graf_von_Thurn Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly Friedrich Friedrich Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Frank- Main Pfalz Deutschland
208 Fünfter Abschnitt.
Schon zu den Zeiten Carls des Großen waren
die Baiern ein mächtiges Volk, das unter einem
eignen Herzoge Thassilo stand. Da sich dieser
indeß Carls Feinden anschloß, so verlor er die Re-
gierung, und Baiern kam an Carls Geschlecht.
Erft, als dieß immer schwacher wurde, bemächtigte
sich Arnulph, Markgraf von Baiern, des Herzog-
zogthums, das er 920 von dem Könige Heinrich
zur Lehen nahm. Auch bey seinem Hause blieb es
jedoch nicht, indem Otto 1. seinem Bruder Heinrich
das Land verlieh, dessen Nachkommen hier bis nzo
herrschten. Heinrich der Löwe verlor in diesem
Jahre das Herzogthum, und so kam es an Ar-
nulphs Nachkommen zurück, die es noch jetzt be-
sitzen. — Einer von ihnen Ludwig bestieg <314
den Kaiserthron, den ihm indeß Friedrich von
Oestreich streitig machte. Die Waffen sollten zwi-
schen beyden, von verschiedenen Partheyen erwählten,
entscheiden und sie entschieden für Ludwig. Frie-
drich wurde des Gegners Gefangener ig22 und nach
dem Schlosse Laußnitz gebracht. Ludwig glaubte
nun den Krieg endigen zu können. Er begab sich
zu seinem Gegner und schloß mit ihm einen Ver-
trag , kraft dessen Friedrich allen Ansprüchen an die
Königswürde entsagte und noch andere harte Be-
dingungen eingehn mußte. Dann erst wurde er der
Haft entlassen und that nun Alles, was in seinen
Kräften stand, diesen Vertrag ganz zu erfüllen;
allein weder Leopold, Friedrichs Bruder, noch
die übrigen Fürsten wollten sich dem Könige Lud-
wig unterwerfen, zumal da der Papst erklärte, der
Vertrag sey erzwungen und deßhalb ungültig. —
Und wenn mich alle Welt davon frey spräche, sagte
Friedrich; mein Gewissen sagt mir, daß ich halten
muß, was ich gelobt habe. Und so machte er sich
auf nach München und stellte sich freywillig in die
Gefangenschaft zurück. — Den Gegner rührte dieser
Beweis deutscher Treue. Er nahm dem Zurückkeh-
renden mit offnen Armen auf und behandelte ihn
als Freund. Beyde theilten die Regierung des Rei-
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Extrahierte Personennamen: Thassilo Carls Arnulph Markgraf_von_Baiern Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Heinrich Ludwig Ludwig Friedrich_von
Oestreich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
72
des Kameles Wuth und nicht den Drachen in der Fluth und nicht
der Mäuse Tücke Spiel, als ihm die Beer' iu's Auge fiel. Er ließ
das Thier van oben rauschen und unter sich den Drachen lauschen,
und neben sich die Mäuse nagen, griff nach beit Beeren mit Be-
hagen ; sie bäuchten ihm zu essen gilt, aß Beer auf Beerlein wohl-
gemut!), und durch die Süßigkeit im Essen war alle seine Furcht
vergessen.
Du fragst: Wer ist der thöricht' Mann, der so die Furcht
vergessen kann; so miss', o Freund, der Mann bist du; vernimm
die Deutung auch dazu: Es ist der Drach' im Brunneugrund des
Todes aufgesperrter Schlund, und das Kamel, das oben droht, es
ist des Lebens' Angst und Noth. Du bist'ö, der zwischen Tod und
Leben am grünen Strauch der Welt muß schweben. Die Beiden,
so die Wurzeln ncmen, dich sammt den Zweigen, die dich tragen,
zu liefern in des Todes Nacht, die Mäuse heißen Tag und Nacht.
Es nagt die schwarze wohl verborgen vom Abend heimlich bis zum
Morgen. Es nagt vom Morgen bis zum Abend die weiße wur-
zeluntergrabend. Und zwischen diesem Graus und Wust lokkt dich
die Beere Sinnenlust, daß du Kamel, die Lebensnoth, daß du im
Grund den Drachen, Tod, daß du die Mause, Tag und Nacht,
vergissest und auf Nichts hast Acht, als daß du erst viel Beerlein
haschest, aus Grabesbrunueuritzen naschest. v
111. Salvmon und der Säemann.
Im Feld der König Salomon schlägt unterm Himmel
auf den Thron; da sieht er einen Sä'mann schreiten, der
Körner wirst nach allen Seiten. „Was machst bu da?"
der König spricht, „der Boden hier trägt Ernte nicht. Laß
ab vom thörichten Beginnen; du wirft die Aussaat nicht
gewinnen." Der Sä'mann, seinen Arm gesenkt, unschlüssig
steht er still und denkt; dann fährt er fort, ihn rüstig hebend,
dem weisen König Antwort gebend: „Ich habe Nichts, als
dieses Feld; geakkert hab' ich's und bestellt. Was soll ich
weiter Rechnung pflegen? Das Korn von mir, von Gott
den Segen."
112. Die Frennde nach dem Tode.
Gin koniglichcr Dioici- hatte auf ciuci- klciiic» Insci ciuci grotzm incitai
Koniasrcichs vicle.guter zu vcrwaltcn. Da kai» plotzlich ci» Bete dei Kimigs
iind brachte ihm Bcfehl, unverzuglich vvr beni Throne zu erscheincn, und Rechen-
schast abzulegcn von sciner Benvaltung.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
auf den Wassern der Schöpfung. Sie redet mit den Völkern in
den Donnern des bebenden Sinai und wiederum flüstert sie der
Seele sanfte Worte der Werbung zu im Namen des Ewigen. Wer
von der heiligen Schrift sich entwöhnt, der entwöhnt sich von dem
Leben der Seele; glükklich, wenn er noch bei Zeiten inne wird, daß
die Welt, sei es mit ihrer Lust, sei es mit ihrer Weisheit, ihm nur
Hülfen beut, bei denen der unsterbliche Geist nimmer gedeihen
kann. — Darum:
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130.
Wo keine Bibel ist im Haus, da sieht's gar öd' und
traurig aus, da kehrt der böse Feind gern ein, da mag der
liebe Gott nicht sein.
Drum Menschenkind, ach Menschenkind! daß nicht der
Böse Raum gewinnt, gieb deinen blanksten Thaler aus, und
kauf' ein Bibelbuch in's Haus!
Schlag's mit dem früh'sten Morgen auf; hab' all' dein
Sehnm und Sinnen drauf; fang' d'rin die A-B-C'schw
an, und buchstabier' und lies sodann, und lies dich imnm
mehr hinein. Schlag' auf darin dein Kämmerlein, und liw
dir immer mehr heraus; mach' dir ein wahres Bollwerk
draus.
Und pflanze still hoch oben drauf die allerschönsten
Sprüchlein auf! Hell laß sie-flattern, muthig weh'n, als
deinen Hammer laß sie stehn, als deinen Schild drükk's an
dein Herz und halt' dich dran in Freud' und Schmerz.
O' du, mein liebes Menschenkind! hast du noch kein's,
so kauf's geschwind, und ging' dein letzter Groschen drauf,
geh', eile, flieg' und schlag' es auf. Lies mit Gebet, und
schlag' cs du nur mit des Sarges Dekkel zu! Des Lesens
und des Lebens Lauf beginn' und höre mit ihm auf.
131. Die Kirche.
Kirchen sieht man überall; aber wo findet man die Kirche? Denn
gleich wie viele Bänme beisannncn einen Wald, viele Hänser bei-
sammen ein Dorf, einen Flckken, eine Stadt machen; — so machen
viele Kirchen beisammen, dnrch ein gemeinsames, äußerliches Regiment
und dirrch ein gernelnsames schriftliches Bekenntniß beisammei» gehalten,
noch keine Kirche, diejenige Kirche nicht, welche nach dem dritte,» Artikel
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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