§. 85. Die Zeit der Miliiärherrschast von Commodus bis Konstantin. 83
Zeit die Bischöfe der Städte Rom, A n t i o ch i a, Alexandria, Ephesus
Korinth, und unter oiesen besonders der von Rvm in den Vordergrund.
Die Gemeinde oder Kirche als solche war nur Ein c und hieß im Gegen-
satz zu den sich absondcrnden Seelen die a ll g em e in e (calholica). Denn
es traten schon damals verschiedene Jrrlchrcr auf, welche entweder das Chri-
stenthum mit heidnischer Philosophie vermischten (die G n o st i k e v), oder in
unechter Ascetik das Heil suchten. Sie wurden aber durch die Kraft des in
der Kirche noch waltenden Gottesgeistcs überwunden.
8. Die Zeit der Militärherrschaft von Commodus bis Konstantin.
§.85. Mit Commodus beginnt mit den Jahren 180—305
eine Reihe meist schlechter, wenn auch kriegerischer Kaiser. Commodns"'^,r.
selbst überließ die Regierung seinen Prätorianerpräfecten und trat als
Herkules bei Thierhetzen und Stierkämpfen auf. Seine Grausamkeit
schonte auch seine Umgebung nicht. Um daher ihrer eigenen Hinrich-
tung zuvorzukommen, ließen ihn seine Bertranten durch seinen Fecht- und
Ringmeister erwürgen. Nach dein würdigen Pertinax, der bald er-
mordet wurde, und nach dem Didius Julianus, der den Thron
von den Prätorianern erkaufte, folgte der schlaue Septimins Se-
verus (107 — 211), der verschiedene glückliche Feldzüge im Orient
unternahm. Er starb im Krieg gegen die Scoten zu Eboracum (Pork)
in Britannien. Fast noch schlimmer als alle vorhergehenden waren
Caracalla (211—217) und Heliogabal (216 — 222). Erst der
treffliche Alexander Severus (222 — 235) schaffte wieder Ord-
nung und sicherte die Ostgränze dadurch, daß er das parthische Reich
stürzte. Er wurde aber ermordet.
Nach der nur kurzen Regierung mehrerer Kaiser erlangte der kräf-
tige, aber gegen das Christenthum mit Haß erfüllte D ec ins (240
— 251) den Thron. Unter ihm versuchten die Germanen, welche
zu jener Zeit in vier großen Völkerbündniffen, den Allemannen,
Franken, Sachsen und Gothen anstraten, einen allgemeinen Sturm
auf das Römerreich, welchem der Kaiser trotz seiner Tapferkeit erlag.
Hierauf trat bis 270 eine furchtbare Zerrüttung des Reiches ein. Erst
Aurelian (270 —275) wurde der „Wiederhersteller des Reichs" durch
die Wiederunterwerfung der abgefallenen Westtheile, durch die Zurück-
treibung der Germanen über die Donau und die Besiegung der Königin
Zenobia von Palmyras Er wurde aber, so wie auch sein tüchtiger
Nachfolger Probns (276—282), ermordet.
Divcletian endlich (284 — 305) machte sich zum unumschränkten
Herrscher, leitete aber die künftige Theilung des Reichs dadurch ein, daß
er zwei Mitregenten annahm. Zuletzt legte er zum Erstaunen Aller die
Regierung nieder und starb zu Salona in Dalmatien. Unter ihm brach
6 *
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Didius_Julianus Alexander_Severus Alexander Zenobia_von_Palmyras Divcletian
147
§. 142. Der westfalische Friede.
m welcher die Schweden so völlig geschlagen wurden, daß Bernhard, der
junge Eberhard von Württemberg und der Markgraf -Friedrich von
Baden über den Rhein, flohen, und Kursachs.en sich bewogen fühlte,
mit dem Kaiser den Prager Separatfrieden zu schließen, dem 1635
auch noch andere protestantische Fürsten beitraten:
4. Der schwcdisch-französisch-deutsche Kr.ieg.
§.142. Da hierauf Frankreich offen auf Schwedens Seite trat, um
Habsburgs Macht zu verringern und deutsche Lande am Rhein an sich zu
reißen, so verwandelte sich der Religionskrieg in einen Krieg der poli-
tischen Parteien 'und' Interessen.
Der schwedische Feld-marschall Bauer fiel in Sachsen ein und schlug
in der blutigen Schlacht bei Witt stock 'das sächsisch-öster-
reichische Heer, worauf Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Pom-
mern wieder in schwedische Hände fielem Auch die beiden kaiserlichen
Generale Gallas und Johann von Wxrth mußten vor den fran-
zösischen Heeren zurückweichen.
Der Tod des Kaisers Ferdinand Ii. (1637) machte dem ver-
heerenden Kriege kein Ende; sein Sohn Ferdinand Iii. setzte ihn fort.
Die Franzosen aber unterstützten Bernhard und versprachen ihm den
Breisgau als erbliches Fürstenthum. Als er aber Breisach erobert
hatte und behalten wollte, starb er plötzlich (1639) und die Franzosen
nahmen sogleich das Elsaß und den Breisgan für sich in Besitz.
Von da an war der Krieg fast nichts mehr als ein plünderndes Umher-
ziehen raubsüchtiger Söldnerschaaren, so daß das Elend Deutschlands über die
Maßen stieg und der Wunsch nach Frieden immer allgemeiner und dringen-
der wurde.
Von den schwedischen Anführern war es besonders noch der unermüdliche
Torstenson, welcher den Kaiser in die größte Noth brachte und auch Sach-
sen zu einem Ne u t ra litäts v er tr ag zwang. Auch sein Nachfolger
Wrangel und der französische Fcldmarschall Turenne bedrängten Maxi-
milian von Bayern aufs Härteste, und verwüsteten sein Land.
Endlich gediehen die seit 1644 zu Münster und Osnabrück begon-
nenen und durch Frankreichs List und Trug verzögerten Friedensnnter-
handlungen zu ihrem Schluffe und eben als der schwedische General
Königs m a r k Prag überrumpelt hatte, wurde am 24. Oktober 1648
der westfälische Friede verkündigt.
Die Hauptbedingungen desselben waren:
l) Frankreich erhielt das österreichische Elsaß, den Sundgau, Breisach
und Philippöburg, die Reichsvogtei über 10 elsäßische Städte und die Ober-
hoheit über Metz, Toul und Verdun;
10*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard Eberhard_von_Württemberg Johann_von_Wxrth Johann Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Bernhard
148
§. 143 Die englische Rebellion.
2) Schweden erhielt (jedoch unter deutscher Hoheit) Vorpommern, einen
Theil von Hinterpommern mit Rügen und Wismar, Bremen und Verden und
5 Will. Thaler;
3) Brandenburg bekam das übrige Hinterpommern, Magdeburg,
Halberstadt, Blinden und Camin;
4) Mecklenburg die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg;
5) Hessen-Kaffel btc Abtei Hers selb und die Grafschaft Schaumburg;
6) Bayern die Oberpfalz und die Kur, müßte aber die Unterpfalz dem
Sohne Friedrichs V. zurückgeben, für den die achte Kur errichtet wurde;
7) Die Schweiz und die Niederlande wurden für unabhängig
vom Reich erklärt;
8) Die Protestanten und Reformirten erhielten die Vortheile des Pafsauer
Vertrags und des Augsburger Religionsfriedens ohne den „Vorbehalt", so wie
die vor 1724 eingezogenen Kirchengüter.
Der 30jährige Krieg hatte Deutschlands Wohlstand völlig vernichtet,
deutsche Sitte und Art schwer verletzt; der Friede schuf zwar einen auf völli-
ger Gleichstellung beider Religionsparteien beruhenden Rechtszuftaud, löste
aber auch die Einheit Deutschlands völlig, indem sämmtlichen Fürsten volle
Landeshoheit zugesprochen wurde, und — was das Schlimmste war — er gab
es noch lange dem verderblichen Einflüsse Frankreichs preis.
Die Verwüstung Deutschlands war greulich: eine Menge Städte und
Dörfer waren zerstört oder völlig verschwunden (nur in Böhmen und Mähren
z. B. über 1000); die Felder lagen unbebaut, denn die Hälfte der Einwohner
waren durch Schwert, Hunger und Seuchen umgekommen; Gewerbfleiß und
Handel gesunken und gehemmt, und auch noch nach dem Frieden durchzogen
entlassene Söldnerhaufen als Räuber das Land.
Doch hatten die Trübsale dieses Kriegs auch die wohlthätige Folge, daß
viele Gcmüther wieder tiefer in das Wort Gottes und den Schatz evangelischer
Wahrheit eingeführt wurden. Männer, wie Steph. Prätorius, Joh.
Arndt, Valerius Herberger und H e i n r i ch M ü l l e r verkündigten das
Evangelium auf praktisch-belebende Weise.
5. England unter den beiden ersten Stuarts; die englische Rebellion.
§. 143 a. Auch England wurde zu derselben Zeit voit schweren Bür-
gerkriegen beunruhigt und zerrissen.
Jakob l., der Nachfolger der Elisabeth, ein schwacher Mann, erfüllte die
Hoffnungen, welche die Katholiken auf ihn gesetzt hatten, nicht, weßhalb sie
ihn und das Parlament 1005 durch die Pulververschwörung aus dem
Wege zu räumen suchten. Sic wurde aber entdeckt und vereitelt. Doch stieg
die Unzufriedenheit beider Parteieen gleich hoch, da sich Jakob ganz seinem
unbesonnenen und hochmüthigen Günstling Buckingham hingab, der den
Hof immer tiefer in Verschwendung und Sittenlosigkeit hineinführte.
Sein Sohn und Nachfolger Karl I. (1625 — 49), dem das Volk
zuerst mit allgemeiner Achtung entgegenkam, entfremdete sich die Herzen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs_V. Friedrichs_V. Steph Valerius_Herberger Jakob_l. Jakob Karl_I.
157
§. 145. -Der spanische Erbfolgekrieg.
Winden (1693) und beimarseille brachten ihnen.keinen Nutzen. Lud-
wig byt vergebens Frieden an; erst die beiderseitige Erschöpfung führte 1697
zum Frieden von Ryswick, in welchem Frankreich zwar die Franche-
Comte und das Elsaß mit Straßburg behielt, dafür aber nicht nur das in
diesem Krieg Eroberte, sondern auch Vieles von dem früher Gewonnenen
herausgeben mußte. °. * ' • .
Unter dem Letzter« war Lothringen, Zweibrijcken, Mömpelgard, Freiburg,
Breisach und Philippsburg, auf die jedoch Ludwig nur mit der Klausel ver-
zichtete, daß die katholische Religion überall, wo er sie unterdessen mit Ge-
walt hatte einführen lassen, bleiben müsse.
Mit diesem Frieden begann der Rückgang der Macht Frankreichs, das
von den beständigen Kriegen sehr erschöpft war und sich von seinem Könige
abzuwendcn anfieng. Doch hielt er die Zügel der Regierung noch fest in der
Hand, um jede neue Gelegenheit zu Erweiterung seiner Macht zu benützen.
10. Die Zeit des politischen Gleichgewichts (Habsburgs Minderung durch den
Verlust Spaniens).
§. 145. Eine neue Aussicht zur Befriedigung seiner Vergrößerungs- ’
sucht zeigte sich für Ludwig in Spanien, wo im Jahr 1700 Karl ll.
der letzte König aus dem spanisch-habsburgischen Hanse starb.
Auf sein Erbe machten Anspruch: 1) Ludwig Xiv., als Gemahl
der altern Schwester Karls Ii., für seinen zweiten Enkel, Philipp von
Anjou, obgleich er bei seiner Vermählung mit ihr auf die spanische
Erbschaft verzichtet hatte; 2) Kaiser Leopold als Gemahl der jüngeren
Schwester Karls Ii. für sich und nachher seinen zweiten Sohn, Erzherzog
Karl; 3) der Kurprinz von Bayern als directer Nachkomme jener
jüngern Schwester des Erblassers. Da der letztere, dem Karl Ii. die
Erbschaft zugedacht hatte, vor ihm starb, so wußte Ludwig es durch-
zusetzen, daß Karl Ii. den Philipp von Anjou zun: Erben einsetzte und
als Karl Ii. starb, so proklamirte er seinen Enkel als Philipp V. Kö-
nig von Spanien und schickte ihn mit einem Heere über die Pyrenäen.
So entstand der s p a n i s ch e E r b f o l g e k r i e g; 1701—1714
denn der Kaiser schloß mit England, Holland, Dänemark, Preußen und
Hannover die große Allianz, welcher nachher auch das deutsche Reich,
Savoyen und Portugal beitraten. Auf Frankreichs Seite aber stand der
Kurfürst Max Emanuel von Bayern und sein Bruder, Kurfürst Josef
Clemens von Köln, denen Ludwig Vergrößerung ihrer Länder zuge-
sagt hatte.
Der Krieg begann in Italien, wo der tapfere kaiserliche Feldherr,
Prinz Cugen von Savoyen, die Franzosen unter Catinat und
Villeroi schlug und aus Italien vertrieb. In den Niederlanden gewann
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TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl_ll Karl Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Karls Philipp_von
Anjou Philipp Leopold Leopold Karls Karl_Ii Karl Ludwig_es Ludwig Karl_Ii Karl Philipp_von_Anjou Philipp Karl_Ii Karl Philipp_V. Philipp_V. Max_Emanuel_von_Bayern Max Josef
Clemens_von_Köln Ludwig_Vergrößerung Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Franche- Lothringen Freiburg Breisach Philippsburg Frankreichs Habsburgs Spaniens Spanien Karls Karls Bayern Spanien England Holland Portugal Frankreichs Italien Italien Niederlanden
159
§. 146. Schweden, Polen und Rußland.
schloßen daher allein mit Ludwig den Frieden von Utrecht, 1713
nach welchem Philipp V. als König von Spanien und Indien anerkannt
wurde, jedoch mit der Bedingung, daß Frankreich und Spanien ewig
getrennt bleiben sollten. -
Karl Vi. führte den Krieg fort, verlor aber Landau und schloß nun 1714
den Frieden von Rastadt, worin er die spanischen und einen Theil
der französischen Niederlande, ferner Neapel, Mailand, Mantua und
Sardinien erhielt, die Kurfürsten von. Bayern und Köln aber wieder
in ihre Länder und Würden eingesetzt wurden. Diesep Friede wurde zu
Baden im Aargau auch auf das deutsche Reich ausgedehnt, das
Landau an Frankreich abtreten mußte, aber von ihm Freiburg, Alt-
breisach und Kehl zurückerhielt.
Ein Jahr darnach (1715) starb Ludwig Xiv., nachdem er alle seine
rechtmäßigen männlichen Nachkommen, mit Ausnahme seines 5jährigen
Urenkels, des nachmaligen Ludwigs Xv., hatte vor sich ins Grab
sinken sehen.
11. Schwedens Steigen und Sinken; Polens Verfall und Rußlands Erhebung.
146. Während dieser Kriege im Westen lag auch Schweden mit
Dänemark, Rußland und Polen im Kampfe.
Schweden war durch den westphälischen Frieden die erste nordische Macht
geworden, hatte aber theils von dem begehrlichen Adel, theils von der Will-
kühr und Verschwendung der Königin Christine, der geistvollen, aber un-
weiblichen Tochter Gustav Adolf's, viel zu leiden. Diese hatte 1644 die Re-
gierung übernommen, gab sich aber lieber wissenschaftlichen Beschäftigungen
hin und vernachlässigte die Regierungsgeschäfte. Sie verkaufte in ihrem Hang
zur Verschwendung viele Krongüter und neigte sich zur katholischen Religion,
so daß ein allgemeines Murren entstand. Da entsagte sie 1654 der Regie-
rung und übergab dieselbe ihrein Vetter Karl X. Gustav von Pfalz-
Zweibrücken, trat dann zu Innsbruck öffentlich zum Katholizismus über und
lebte noch lange in Rom im Umgang mit Männern der Wissenschaft.
Karl X. machte sich durch einen Krieg mit dem Polenkönig Johann
Casimir Schweden gefürchtet, und gewann von Dänemark mehrere In-
seln und einen Theil von Norwegen. Sein Nachfolger Karl Xi. erhielt
Schweden in gleichem Umfang, demüthigte den anmaßenden Adel, hob
Handel und Gewerbe und brachte sein Land zu größer Blüthe.
Sein Sohn Karl Xii. war bei des Vaters Tod noch minderjährig,
und so schien sich seinen Feinden eine Gelegenheit zu bieten, Schwedens
Macht wieder zu brechen. Dies versuchte zuerst Rußland.
Nußland war vom Jahr 1598 an, wo der Mannsstamm Ru-
ricks erlosch, durch Thronstreitigkeiten in große Verwirrung gestürzt
worden, bis mit der Erwählung Michaels Iii.
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TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Karl_Vi Karl Diesep Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Christine Gustav_Adolf's Gustav Karl_X Karl Gustav_von_Pfalz- Gustav Karl_X Karl Johann
Casimir_Schweden Johann Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl Schwedens
Extrahierte Ortsnamen: Polen Utrecht Spanien Indien Frankreich Spanien Landau Niederlande Neapel Mailand Mantua Sardinien Baden Landau Frankreich Freiburg Kehl Schwedens Schweden Polen Rom Norwegen Schweden Michaels
162
§. 147. Die Schwäche des deutschen Reichs.
zweimal in Norwegen ein, um es Dänemark zu entreißen, wurde aber 1718
bei der Belagerung von Friedrichshall meuchlerisch erschossen.
In den darausfolgenden Friedensschlüssen verlor Schweden alle seine deut-
schen Länder, ferner Liesland, Esthland und Jngermannland und einen
Theil Finnlands und damit seine ganze vorige Bedeutung.
Zugleich traten innere Parteiungen des Adels auf, welcher wieder zur
Macht zu kommen suchte und daö Königthum schwächte, so daß Schweden
das Einemal unter Frankreichs, das Andremal unter Rußlands Einfluß ge-
rieth. Aehnliches trat in Polen ein.
Dagegen war Rußland durch diesen Krieg die erste Macht im
Norden geworden. Peter der Große nahm den Titel „Kaiser
aller Reußen" an, machte sich zum Haupt der russisch-griechischen Kirche,
eroberte noch einen Theil der kaukasischen Länder, und bahnte so seinen
Nachfolgern den Weg zur künftigen Größe Rußlands.
Seine nächsten Nachfolger (Katharina l., Peter Ii., Anna für Iwan Iii.)
regierten durch Günstlinge (Menzikow, Biron, Münnich), welche jedoch
Rußlands äußeres Ziel nicht ans den Augen ließen, bis die jüngste Tochter-
Peters des Großen, Elisabeth, 1741 die Zügel der Regierung ergriff.
12. Die Schwäche des deutschen Reichs in Folge des französischen Einflusses
seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts.
§. 147. Unter allen Staaten Europa's war Deutschland in seiner
Schwäche am meisten dem verderblichen Einflüsse Frankreichs ausge-
setzt, und machte sich durch seine Nachahmung französischer Sitte und
Bildung nur noch abhängiger von dem westlichen Nachbar.
Die meisten Fürsten suchten es Ludwig Xiv. in Glanz und Ueppigkeit
nachzumachen, und richteten dadurch ihre Völker zu Grunde. Sie waren stets
unter sich uneinig, verletzten die Rechte ihrer Unterthanen ohne Scheu, ver-
schleuderten die Staatseinkünfte und drückten das verarmte Volk. Nur der
brandenburgische Hof unter Friedrich Wilhelm und der österreichische
unter Leopold l. hielten sich von dem französischen Unwesen frei.
Die Religion in ihrem damaligen Zustande aber vermochte die Sittlich-
keit nicht zu stützen. Die Confessionen der evangelischen Kirche verfolgten sich
gegenseitig und ein todter Glaube war in derselben herrschend geworden;
sie wäre wohl in starrer Orthodoxie erstorben, wenn nicht in Deutschland
durch Spencr, Franke und Zinzendorf, in England durch Wes-
ley und Whitefield neue Säfte in dieselbe gekommen wären, die durch
die guten Früchte eines in Liebe thätigen Glaubens ihre Lebenskraft bewiesen,
wenn auch da und dort sich schädliche Auswüchse zeigten. -
Jakob Spener, geboren 1635 im Elsaß, war Oberhofprediger in
Dresden, dann Probst in Berlin, Stifter der collegia pietatis, durch die
er die evangelische Theologie wieder auf den biblisch-praktischen Standpunkt
der Reformatoren zurückzuführen suchte.
A. H. Franke, geb. 1663, Spener's reichbegabter Nachfolger in seinem
Wirken für biblisch-praktisches Christenthum, war Professor der Theologie in
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_l. Peter_Ii Anna_für_Iwan_Iii Biron Peters Elisabeth Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_l Leopold Franke Jakob_Spener A._H._Franke
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Schweden Esthland Finnlands Schweden Frankreichs Polen Deutschland Frankreichs Deutschland England Elsaß Dresden Berlin
174 §. 155. Die französischen Revolutionskriege.
(Die französischen Revolutionskriegc.)
§. 155. Die Revolution rief innere und äußere folgeuschwere Kriege
hervor. Die Bewohner der Vendee erhoben sich nach des Königs Hinrich-
tung 1793 für seinen Sohn Ludwig Xvii., und auch das südliche
Frankreich, die Heimath der Girondisten, leistete an vielen Orten dem
Convent bewaffneten Widerstand.
Doch wurden Bordeaux und Marseille, Lyon und Toulon bald unter-
worfen und grausam bestraft und die Erhebung dieser Städte von Callot
d'herbois und dem entmenschten Carrier in dem Blute Tausender er-
stickt. Bei der Belagerung von Toulon that sich zum erstenmal der Artillerie-
offizier Napoleon Bonaparte hervor, indem sein geschickter Angriffsplan die
Eroberung der Stadt zur Folge hatte.
1792 Die oben erwähnte Kriegserklärung Frankreichs an Oesterreich und
Preußen hatte die Folge, daß die Preußen in die Champagne, die Oester-
reicher in Flandern einrückteu. Aber bald wurden sie durch Mangel und
Krankheiten zum Rückzuge gezwungen, und die Franzosen eroberten durch
die Schlacht bei Jemappes die österreichischen Niederlande. Als nach
der Hinrichtung des Königs England die erste Coalition gegen
Frankreich stiftete, und die Franzosen in Nachtheil kamen, stellte der
Convent durch ein allgemeines Aufgebot revolutioustrunkeue Heere auf,
welche unter Carnot's Leitung unwiderstehlich vordrangen, auch Holland
eroberten und es in eine batavische Republik verwandelten. Die
meisten Verbündeten schloßen nun Frieden; nur Oesterreich setzte den
Krieg fort, und sein Erzherzog Karl warf die französischen Gene-
rale über den Rhein zurück.
Das auch in Polen sich regende Jakobinerwesen diente den östlichen Bräch-
ten zum Vorwand, 1793 zur zweiten Theilung Polens zu schreiten. Darauf
erhoben sich die Polen unter Kosziusko in einem verzweifelten Aufstand, der
aber von den Oesterreichern, Preußen und Russen unterdrückt wurde, worauf
1795 die dritte und letzte Theilung P o l e n s vorgenommen wurde, durch
die es seine Selbständigkeit verlor.
Bei dieser dritten Theilung wurde die Weichsel die Grenze zwischen Preu-
ßen und Oesterreich, der Bug zwischen Oesterreich und Rußland, der Rie-
men zwischen Rußland und Preußen.
Nun wurde Napoleon Bonaparte als Obergeueral nach Ita-
lien geschickt, und führte dort sein Heer von Sieg zu Sieg, so daß
1797 die italischen Staaten und auch Oesterreich den Frieden von Campo
Formio schließen, und letzteres Belgien und die Lombardei an Frank-
reich abtreten mußte, dagegen durch Venedig entschädigt wurde. Die
Lombardei wurde in eine cisalpinische, der Kirchenstaat nach der
Gefangennehmung des Papstes in eine römische, die Schweiz in eine
helvetische Republik verwandelt, Genf aber mit Frankreich vereinigt.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvii Ludwig Napoleon Karl Karl Napoleon Campo
Formio
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Marseille Lyon Toulon Toulon Frankreichs Oesterreich Oester- Flandern Niederlande England Frankreich Holland Oesterreich Rhein Polen Polens Oesterreich Oesterreich Oesterreich Belgien Frank- Venedig Genf Frankreich
178 §. 158. Europäische Ereignisse von 1815 bis 1830.
Elba verwiesen, der Bourbon Ludwig Xviii. eingesetzt und Frankreich
ans seine Grenzen von 1792 zurückgeführt.
Während aber der Wiener Cvngreft die Verhältnisse Europa's
ordnen wollte, landete Napoleon wieder in Frankreich (den 1. März
1815), wurde mit Begeisterung von: Heer empfangen und stellte das Kai-
serthum wieder her. Aber schon nach 100 Tagen wurde seine Herrschaft
durch die Schlacht bei Waterloo (oder Belle Alliance) am 18. Juni
1813 zertrümmert, er selbst als Gefangener Europa's nach der Insel Helena
geführt, wo er am 5. Mai 1821 starb.
Frankreich wurde durch den zweiten Pariser Frieden (1815) aus
die Grenzen von 1790 beschränkt, mußte 700 Millionen Franken Kriegsent-
schädigung zahlen und 5 Jahre lang in 17 Grenzfestungen ein Bundesheer
aufnehmen. Ludwig Xviii. wurde wieder eingesetzt, die Familie Bonaparte
bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt.
Die Wiener Congreßacte aber ordnete die europäischen Staaten-
vcrhältnisse wieder, jedoch in Beziehung aus Deutschland nickt auf eine
solche Weise, welche dem Vaterlandsfreunde genügen konnte, indem z. B.
der Antrag Preußens, Lothringen und das Elsaß sammt Straßburg wie-
der mit Deutschland zu vereinigen, an dem Widerstande Englands und
Rußlands scheiterte.
Sämmtliche (38) Staaten Deutschlands wurden zu dem deutschen Bund
vereinigt, welcher durch den Bundestag zu Frankfurt repräsentirt wird.
6. Die europäischen Ereignisse von 1815 bis 1830.
§. 158. Die Gerichte Gottes, welche über Europa hingegangen waren,
bewogen die Monarchen von Oesterreich, Preußen und Rußland zur
Stiftung des heiligen Bundes, in welchem sie sich verpstichteten, ihre
Völker dem Evangelium gemäß zu regieren und sich gegenseitigen Bei-
stand zu leisten.
Allgemein wirkten die bittern Erfahrungen ein Sehnen nach Umkehr
zu dem im Christenthume liegenden Heil; und während das Papstthum
durch Wiederherstellung des Jesuitenordens und anderer religiösen Institute
seinen früheren Einstnß zu gewinnen suchte, fieng die protestantische Kirche
an, wieder durch schriftgemäßere Verkündigung der evangelischen Lehre, durch
Bibelverbreitung, M i ssion s th ä ti gkeit und Errichtung von An-
stalten christlicher Liebe das neucrwachtc Glaubcnsleben zu fördern. In Be-
ziehung aus das politische Leben suchte man das Heil in der Veränderung der
Staatsverfassungssorm, besonders in der c o n st i t uti o n ellen Monar-
chie, und so traten in verschiedenen Ländern neue Constitutionen ins Leben.
Während aber auf der einen Seite Rückgriffe zu unumschränkter
Herrschaft versucht wurden, brach das verborgene Feuer der Revolution
in Spanien und Portugal, Neapel und Piemont von Neuem
1820—1821 aus, wurde aber durch österreichische und französische Heere
wieder gedämpft.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Helena Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Lothringen Deutschland Englands Deutschlands Frankfurt Gottes Europa Oesterreich Christenthume Spanien Portugal Neapel
180 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft.
mengetrctene Nationalgarde, — einem Kampfe, der Karl X. seine Krone kostete.
— Er und seine Familie wurden aus Frankreich verbannt, und der Sohn des
1793 guiüotinirten Herzogs von Orleans (Egalité), Ludwig Philipp,
wurde zum erblichen König der Franzosen erklärt, und beschwor
am 7. August die neue Charte. .
Noch int August desselben Jahrs erhoben sich die belgischen (katho-
lischen) Provinzen des Königreichs der Niederlande gegen das Haus
Oranien, woraus sie von Holland getrennt, und als neutrales Kö-
nigreich anerkannt wurden, dessen Krone der Prinz Leopold von
S a ch s e n - K o b u r g erhielt (1831).
Im Nov. 1830 brach der Aufstand in Polen aus, das sich von
Rußland lossagte. Der polnische Commaànt Scrzynecky siegte wohl
anfangs, unterlag aber nachher bei Ostrolenka; Paskewitsch erstürmte
Warschau und Polen wurde Rußland einverleibt (1832). Auch
in Parma, Modena und dem Kirchenstaate erfolgten 1830 Aufstände,
wurden aber bald unterdrückt.
In Deutschland, wo verschiedene Staaten sich Constitutionen gege-
den hatten, entstanden zur Förderung der Nolksfreiheiten geheime
Vereine, welche aus Veranlassung der Ermordung Kotzebne's (1819)
entdeckt und mit Strenge unterdrückt wurden. Der Einfluß der fran-
zösischen Julirevolution führte auch in Deutschland zu Unruhen, und zwar
in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Cassel und Hannover, und diese hatten
die Einführung von Constitutionen zur Folge, woraus auch Preußen
eine Provinzial-Ständeverfassung gab und Oesterreich 1832 seine alten
Landstände erneuerte.
8. Ein Blick aus die nächste Vergangenheit, aus die Gegenwart und auf die
Zukunft.
§. 160. Aoch aber glomm das Feuer unter der Asche fort, und weder
die verschiedenen Besprechungen, noch die Wiener Conferen-
zen konnten das rechte Mittel zur völligen Unterdrückung desselben
finden, wenn auch Metternichs Geist, welcher die Glieder des deutschen
Bundes leitete, und Ludwig Philipps Politik, der seinen „Bürgerthron"
mit Gewandtheit festzustellen wußte, den Ausbruch desselben noch ver-
hinderten und eine 30jährige Friedensperiode herbeiführten.
Nur einmal drohte der Bruch derselben, als das Ministerium Thiers
in Frankreich 1810 das alte Gelüsten der Franzosen nach der Rheingrenze
anregte. Aber in jenen Tagen sah dann auch Deutschland, seine Fürsten und
Volker einiger, als je, in dem festen Willen, dem Gelüsten des westlichen
Nachbars mit allem Ernst entgegentreten, so daß in Vielen wieder die Hoff-
nung auf die Wiederherstellung der ehemaligen Größe Deutschlands neu
auflebte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_X Karl Ludwig_Philipp Ludwig Philipp August August Leopold Leopold Scrzynecky Ostrolenka Metternichs Ludwig_Philipps Ludwig Philipps Volker Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlande Haus
Oranien Holland Polen Warschau Parma Modena Deutschland Deutschland Braunschweig Sachsen Hessen-Cassel Hannover Oesterreich Frankreich Deutschland Deutschlands
182 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft.
Erhebung von Schleswig-Holstein, der Aufstand in Ungarn, der Wiener
Barrikadenkampf, und die Erstürmung der Hauptstadt, worauf Kaiser
Ferdinand die Regierung an seinen Neffen Franz Joseph abtrat, der
eine centralisirende Verfassung gab.
In Frankfurt wurden die Grundrechte und die Reichsver-
fassung festgestellt und König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen
zum Erbkaiser gewählt, der aber die Würde ablehnte. Darauf erhoben
sich demokratische Aufstände in Sachsen, Rheinpreußen, der Pfalz und
Baden, wurden aber durch preußische Heere gedämpft, während der
letzte Rest (die Linke) der Frankfurter Nationalversammlung, die sich als
Rumpfparlament nach Stuttgart übergesiedelt hatte, zur Auflösung ge-
zwungen wurde. Auch der ungarische Aufstand wurde durch österreichische
und russische Heere besiegt.
In Frankreich führte der Staatsstreich vom 2. Dec. 1851
zur Wiederaufrichtnng des b o n a p a r t i st i s ch e n K a i s e r t h u m s, das
sich besonders durch engen Anschluß an England zu erhalten suchte, so
daß die Verbindung dieser beiden Mächte dem europäischen Westen das
Uebergewicht zu geben str-ebt. Zuvor aber waren in Deutschland von
Preußen durch Stiftung der Union und durch den Erfurter Reichs-
tag Versuche zur Gründung eines Bund es staats gemacht worden.
Ein Gegenbündniß von Bayern, Oesterreich, Sachsen, Hannover
und Württemberg aber führte, nachdem die Heere der beiden Großmächte
schon schlagfertig einander gegenüberstanden, zu den Olmützer Puncta-
tionen und zur Rückkehr zum Bundestag.
Ob das, was seitdem zum Ausbau der innern Ordnung der euro-
päischen Staatenwelt angestrebt ward, Bestand haben wird, hängt allein
davon ab, ob Fürsten und Völker in aufrichtiger Buße zu der verlas-
senen Heilsquelle, aus welcher einzig und allein auch alle wahre Frei-
heit stießt, umkehren, und wieder Dem die volle Ehre geben, dem sie
ein von falscher Freiheit bethörtes empörerisches Geschlecht zu nehmen
versucht hat.
Was die in den mittleren Staaten Europas noch bestehende äußere
Ruhe in sich birgt, — ob nicht der um die orientalische Frage schon
so heftig entbrannte Kampf zwischen dein Osten und Westen in einen
gewaltigen, alles erschütternden W e l t k a m p f übergehen wird: das
muß die nächste Zukunft enthüllen, bei deren düsterem, Unheil und
schwere Gewitter verkündendem Dunkel uns nur der Ausblick auf das
Reich Dessen zu trösten vermag, der „allen Gebundenen eine Erledigung,
allen Gefangenen eine Oeffnung" bringt, der da herrschet mitten unter
seinen Feinden, und dem die Heiden zum Erbe, und der Welt Enden
zum Eigenthum gegeben find.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Franz_Joseph Franz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Ungarn Frankfurt Sachsen Rheinpreußen Baden Stuttgart Frankreich England Deutschland Bayern Oesterreich Sachsen Hannover Europas