56
C. Länderkunde,
Hohkönigsburggipfel.
38. Blick vom Ramstein auf die Kette des Wasgenwaldes und die Hohkönigsburg.
39. Weinbau bei Deidesheim an der Hardt.
Die Weinrebe ist durch alle gemähigten Klimagebiete der Erde bis 52° N und 35° S verbreitet. In
Deutschland ist der Südwesten der Hauptsitz des Weinbaues. Auch die Gegenden um Naumburg a. d. Saale,
Dresden und Grünberg i. Schi, sind wichtige Weinbaugebiete. Im Frühling wird der Boden um die
Wurzeln gelockert und gedüngt, die Rebe beschnitten und aufgebunden, im Oktober die Traubenlese, der
„Herbst", gehalten.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Hohkönigsburg Deidesheim Deutschland Naumburg Dresden Grünberg
354
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
3. Königreich Belgien.
29500 qkrn, 7,5 Mill. E., 255 E. auf 1 qkm.
Wenig größer, etwas volkreicher als die Rheinprovinz, doppelte Volksdichte des 2). R.
§ 239. I. Lage. Die Küste Belgiens, nur 70 km lang (= ^ der Landes-
grenze), liegt dem Britischen Jnselreiche gegenüber. Die Landgrenze berührt
Frankreich, Luxemburg, das Deutsche Reich und die Niederlande. Infolge
seiner Lage vermittelt Belgien den Landverkehr zwischen Deutschland und
den Niederlanden einerseits und Frankreich anderseits; es ist ferner ein wich-
tiges Durchgangsland für die Verbindung Englands mit den Ländern am
Rhein und an der Donau und mit Italien.
Ii. Bodengestaltung und Bewässerung. Der Bodengestalt nach lassen
sich in Belgien drei Landschaftsgebiete unterscheiden: Hoch-, Mittel- und
Niederbelgien. Hochbelgien umfaßt den westlichen Teil des Rheinischen
Schiefergebirges (das Bergland der Ardeuueu und einen Teil des Hohen Venn),
das Gebiet bis zu den Tälern der Sambre und Maas. Zwischen Maas
und Schelde liegt Mittellielgien, ein sanftwelliges, tertiäres Hügelland,
das von 8 nach N von 200 m auf 50 m Höhe absinkt. Das übrige Gebiet,
Niederbelgien, ist ein durchschnittlich 20 bis 10 m hoch gelegenes diluviales
Flachland, das im W von einem Marschlandstreifen begleitet wird. Im 0
der Scheldemünduug bildet die Ebene eine einförmige, vielfach mit Heide
bestandene Sandsläche, die Campine; im W, in der Landschaft Flandern, be-
steht sie aus fruchtbarem Lehmboden. Die belgische Küste ist eine glatte,
einförmige Dünenküste, an der nur der künstlich gegen die Versandung ge-
schützte Hasen von Ostende (f. n.) einige Bedeutung besitzt.
Den Hauptfluß Hochbelgiens bildet die Maas, die in nördlichem Laufe
iu einem engen, malerischen Felstale die Ardennen durchbricht (Bild 198). Bei
Namur erhält sie ihren größten Nebenfluß, die Sambre. Der Richtung der
Sambre folgend, fließt sie dem Nordfuße der Ardeuueu entlang bis Lüttich.
Hier wendet sich der Fluß nach N und gewinnt die Ebene. Der wichtigste
Strom des Landes, die Schelde, gehört dem Hügel- und Flachlande an.
Bei Dooruick (Touruay) wird sie schiffbar, und von Antwerpen ab trügt sie
die größten Seeschiffe. Die Mündung der Schelde erweitert sich zu zwei
großen, trichterförmigen Armen: der Wester- und der Osterschelde, die
mit deu Rhein- und Maasmündungen ein einziges, großes Deltaland in eine
Reihe schmaler Landstreisen gliedern. Oster- und Westerschelde gehören schon
niederländischem Boden an.
Iii. Klima. Das Klima hat einen ausgesprochen ozeanischen Charakter
mit mildeu Wintern, verhältnismäßig kühlen Sommern und reichlichen Nieder-
schlügen. Landeinwärts, mit der Erhebung des Landes nach 30 sinkt die
mittlere Jahrestemperatur (ganz Belgien + 10°), während die Niederschlags-
mengen zunehmen.
§ 240. Iv. Wirtschaftsleben. Mit Ausnahme des Berglandes, in dem die Hoch-
slächen meist von Mooren und Heiden, die niedrigen Striche von großen,
stellenweise urwaldartigen Wäldern eingenommen werden, und der geest-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Belgien Belgiens Frankreich Luxemburg Niederlande Deutschland Niederlanden Frankreich Englands Rhein Donau Italien Belgien Niederbelgien Maas Niederbelgien Flandern Hochbelgiens Hügel- Antwerpen Wester- Rhein- Belgien Niederschlags-
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland, — 6, Großbritannien und Irland. 367
6. Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland.
315 000 qkm, 46 Mill. E., 144 E. auf 1 qkm. Um Ostpreußen kleiner,
dagegen 5,5 Mill, E. mehr als Preußen, 14- so dicht bevölkert wie das D. R.
I. Lage und Umrisse. Die Inselgruppe ruht auf einer mit dem Festlande § 347.
in Verbindung stehenden, nntermeerischen Platte (Fig. 57). Sie liegt für den
Handel äußerst günstig in der Mitte der Landhalbkngel, am Rande des
verkehrreichsten Ozeans gegenüber dem wirtschaftlich wichtigsten
Teile Nordamerikas. Auch ist sie den am höchsten entwickelten Gebiets-
teilen des europaischen Festlandes, Mitteleuropa und Frankreich, nn-
mittelbar benachbart und genießt deu Schutz der Jnsellage. Die Vorteile
seiner Lage vermag Großbritannien infolge seiner reichen Küstengliederung
voll auszunutzen. Sowohl an der Ost- als auch an der Westküste greifen
zahlreiche, mit guten Häfen ausgestattete, von der Flut trichterförmig er-
weiterte Einschnitte tief in das Land ein, und zwar so, daß die größeren
Buchten von beiden Seiten her paarweise sich einander nähern. Die engste
Einschnürung zwischen Förth [förjä]? und Clyde^kleid^-Bufen ist nur 60 km
breit. Kein Ort liegt weiter als 120 km, in dem besonders im W stark
gegliederten Irland sogar nicht über 80 km vom Meere entfernt. Der Zug
zum Meere ist daher bei den Briten ganz besonders ausgeprägt.
Ii. Oberflächenbau. (Fig.57.) Ihrem innern Bau nach bilden die Britischen
Inseln einen Teil des Nordwesteuropäischen Schollenlandes. Die Trennung
der Inseln unter sich und vom Festlande erfolgte durch Meeresüberflutung
infolge Landsenkung; die vollständige Abgliedernng vom Festlande, die Zer-
störuug der Landbrücke zwischen Dover und Calais, fand erst nach der Eis-
zeit statt. Alte Faltengebirge, die durch Abtragung in unendlich langen
Zeiträumen zu Rumpfgebirgen erniedrigt und in tertiärer Zeit durch Brüche
und Senkungen in einzelne Berggruppen aufgelöst wurden, find das Nord-
irisch-Schottische Gebirge und das Bergland von Wales, Teile
des früheren „Kaledonifchen Gebirges", das in Skandinavien wieder er-
scheint (f. d.), ferner die Gebirge von Südirland und Südwestengland, die
Reste des alten „Armorikanischen Gebirges", dem auch das Bergland
der Bretagne angehört. Den Raum zwischen den stark abgetragenen Er-
hebnngsmassen süllen Bruchfelder und Senken; sie bestehen im Gegensatz zu
deu aus kristallinischen und altsedimentären Gesteinen ausgebauten Rumpf-
gebirgen aus dem weit verbreiteten Roten Sandstein der Devouformatiou und
aus Sandsteinen, Kalken und Schiefern des Karbons. An diese Senken ist
daher das Auftreten der großartigen Steinkohlenlager Großbritanniens
geknüpft. Eine Sonderstellung nimmt geologisch und orographisch das süd-
östliche England ein, eine Beckenlandschaft, die gleich dem Nordfrau-
zösifcheu Tieflande aus flachmuldenförmig gelagerten, ungestörten Schichten
der Trias-, Jura-, Kreide- und Tertiärzeit gebildet ist. Das Londoner Becken
enthält — wie das Pariser — tertiäre Ablagerungen. Die tertiären Schollen-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Irland Irland Nordamerikas Mitteleuropa Frankreich Irland Nordwesteuropäischen_Schollenlandes Dover Wales Skandinavien Bretagne Steinkohlenlager_Großbritanniens England
Das Deutsche Reich. — Allgemeines.
399
Ii. Grüße und Volkszahl. Mit 540 Mill. qkm umsaßt das Gebiet des Deut-
scheu Reiches au Fläche mehr als die Hälfte Mitteleuropas, aber noch nicht
unseres Erdteils. Bon den europäsichen Staaten wird es an Größe nur von Ruß-
land und Österreich-Ungarn übertroffen. Der deutsche Kolonialbesitz macht mehr
als die fünffache Größe des Mutterlandes aus.
Der Bevölkerungszahl nach steht Deutschland mit 6a"mll. Einwohnern
uuter den Staaten Europas au zweiter Stelle (hinter Rußland), in feiner Volks-
dichte (120 aus 1 qkm) wird es von Belgien, den Niederlanden und Großbritannien
übertroffen, von Italien erreicht (Fig. 164).
Iii. Bodengestaltung und natürliche Gliederung. Unser Vaterland gehört,
abgesehen von dem äußersten 8, durchweg einem alteu, durch Verwitterung stark
abgetragenen Gebirgslande, dem Nordwesteuropäischen Scholleulaude, an.
Dieses hat im Deutschen Reich eine mannigfaltige und sehr verschiedene Entwicklung
erfahren. Dadurch ist eine große Vielgestaltigkeit der Oberflächenformen entstau-
den, ohne daß bedeutende Höhenunterschiede sich herausbildeten.
In dem Oberslächenbilde Deutschlands treten zwei Hauptteile hervor: ein ge-
birgiges Süd- und Mitteldeutschland und ein flaches Norddeutschland
(Fig. 211).
211. Höhenquerschnitt Kiel Brocken Zugspitze. 12^fach überhöht.
1. Das Gebiet von Süd- und Mitteldeutschland ist durch Absinken von Gebirgs-
schollen in größere und kleinere Gebirgshorste und Senkungsfelder aufgelöst, die
iu auffallender Regellosigkeit hingelagert erscheinen. Es besteht aus:
a) dem Alpenvorlands einem breiten, teils hügeligen, teils hochflächenartigen
Streifen vor dem Rande des Hochgebirges, der, nach 0 immer schmäler werdend,
bis in die Nähe von Wien reicht;
I») dem Süddeutschen Gebirgslande, das man auch wegen seiner zahlreichen
größeren Becken die Süddeutsche Beckeulandschast ueunt, und das dem Alpen-
vorlande nördlich vorgelagert ist;
c) der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle, einer im W breiten, nach 0 sich ver-
schmälernden Schwelle von Gebirgshorsten mit kleineren, dazwischengelagerten Ein-
senkuugeu.
3. Norddeutschland ist ein Tieflaud, das uach 0 an Breite zunimmt. Die Eiszeit
lagerte hier eiue mehr oder weniger mächtige Schuttdecke von skandinavischen Gesteins-
trümmern (Moränen) ab, und eiszeitliche und heutige Flüsse bildeten weithin An-
schwemmungen. Nur an wenigen Stellen kommt das alte Grundgebirge zum Vor-
schein. (Kalkberge bei Rüdersdorf und bei Lüneburg, Kreideberae auf Rügen,
die Insel Helgoland.) Vgl. § 310.
Da anch ein Streifen der Nördlichen Kalkalpen zum Deutschen Reiche gehört,
so ergeben sich fünf große natürliche Landschaften des Deutschen Reiches (Fig. 212):
30 00-] Kiel
10001 I
oljgjalgais—
Elbe
Lüneb.
Heide
Harz
Braunsehw
*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Belgien Niederlanden Italien Deutschen_Reich Deutschlands Mitteldeutschland Norddeutschland Kiel Mitteldeutschland Wien Norddeutschland Lüneburg Helgoland Kiel
434
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
ständigkeit der einzelnen Gebiete gelangt nicht nur in der Eigenart ihrer
Oberflächengestaltung und ihres geologischen Baues, sondern auch iu der Art
ihrer Entwässerung zum Ausdruck. Das Rheinische Schiefergebirge gehört
dem Stromgebiet des Rheins an, das Hessische und Weserbergland wird
von der Weser durchströmt, Thüringen ist das Flußgebiet der Saale, das
Sächsische Bergland sendet seine Gewässer der Elbe zu, und die Sudeten
entwässern zum größten Teil zur Oder.
1. Das Rheinische Schiefergebirge.
§ 288. I. Lage und Gestalt. Das Gebirge hat die Gestalt eines Trapezes,
dessen parallele Ränder von Wsw nach Ono verlaufen. Von Nw her
schneidet die dreieckige Cölner Tieflandsbncht ein. Im W reicht es über die
Maas bis zur Sambre, im 0 bis an die Linie Frankfurt—eggegebirge.
Die Hochfläche macht nur von den Rändern und Flußtäleru aus den Ein-
druck eines Gebirges. Sie ist im Durchschnitt 500 m hoch und erreicht
nirgends mehr als 900 w.
Ii. Entstehung. Das Gebirge stellt den übriggebliebenen Sockel eines alten
Faltengebirges dar, das durch starke Verwitterung und Abtragung zu einer
flachgewellten, von 80 nach Nw geneigten Hochfläche erniedrigt wurde (§ 287, Ii).
So besteht die Rumpfscholle heute fast nur aus sehr alten Schichtgesteinen, besonders
aus Touschieseru (Devon), die ihm den Namen gegeben haben. Am ganzen Nord-
rande und an der Südwestseite liegen ausgedehnte und ergiebige Steinkohlen-
felder. Sie reichen weit in das Tiefland hinein, liegen hier aber, verhüllt von
jüngeren Schwemmlandbildungen, in beträchtlicher Tiefe.
Die alte Faltung ist aus der Form der heutigen Oberfläche nicht mehr zu erken-
neu; denn die äußeren Kräfte haben alle steilen Bergformen beseitigt und nur ein-
zelne Bänke von sehr hartem Gestein (Quarzfels) übriggelassen, die nun als lange
Rücken über das weichere, stärker abgetragene Schiefergestein emporragen. In der
Tertiärzeit wurde der flachwellige Rumpf durch Bruchbildung in Schollen zerlegt,
die teilweise absanken und jetzt von jüngerem Gestein überdeckte Becken und Buchten
bilden (Trierer Bucht, Neuwieder Becken, Cölner und Münstersche Bucht), während
andere als Horste stehenblieben oder gar emporgepreßt wurden. An den Spalten
entwickelte sich eine lebhafte vulkanische Tätigkeit; sie baute in der Eisel und
im Westerwalds hohe Kuppen auf.
Während das Gebirgsland durch Verwitterung und durch die Tätigkeit von
Wasser und Wind zu einer flachwelligen Platte geworden ist, arbeiten die Flüsse
seitdem stetig daran, durch Ausbildung von Talfurchen den Gebirgscharakter wieder-
herzustellen. Da bis zur jüngsten Erdzeit das Schiefergebirge niedriger lag als die
im 8 und 0 angrenzenden Landschaften, so strömten der Rhein, die Mosel und
die Maas von 8, die Lahn und die Sieg von 0 auf der Hochfläche des Gebirges
hin. Als dieses sich dann langsam hob, schnitten die Flüsse, zum Teil unter^Benntzung
von Einbruchsbecken und Einsenkungen, enge, felsige, vielgewundene Täler1 ein
und zerlegten die ganze Landschaft in einzelne Teile. Der Rhein grub sich sein Bett
an der schmälsten Stelle des Gebirges durch das Neuwieder Becken zur Cölner
i An semer engsten Stelle, an der Lnrlei, hat der Rhein eine Breite von 160 m und
eine Tiefe von 30 m.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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Übersicht.
267
Iii. Bodenaufbau. Der Rumpf Europas zeigt wenig Einheitlichkeit im Auf- § 186.
bau. Er besteht vorwiegend aus Tiefland; die losgetrennten wie die anhängenden
Glieder dagegen sind meist Gebirgsland. Die mittlere Höhe Europas wurde auf
300 m berechnet. Während im 0 eine Erhebungsform, das Flachland, auf weite
Strecken vorherrscht, wechseln in den übrigeu Gebieten auf eugem Räume Gebirge,
Tafel- und Stufeuländer, Hochflächen, Senkungen und Flachlandschaften. Die
Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung ist auf die vielseitige Entwicklung der Mensch-
heit im westlichen und südlichen Europa von günstigem Einfluß gewesen. Nach
dem Aufbau des Bodens (Fig. 162) unterscheidet man:
1. den Südenropäischen Faltengebirgsgnrtel.
Er umfaßt das Gebiet von den Pyrenäen und der Sierra Nevada über die
Alpen bis zu den Karpaten und dem 80 des Erdteils und bildet einen Bestand-
teil der großen
, Faltenge-
birgszone, die
vom Atlanti-
schen bis zum
Großen Ozean
zieht. Innerhalb
dieser Zone Herr-
schen die erst in
junger Erdzeit
(Tertiär) empor-
gefalteten Ge-
birge. Zwischen
ihnensankengrö-
ßere und kleinere
Erdschollen in
die Tiefe. Da-
durch entstanden
das Mittelläu-
dische Meer, das
Po-Tiefland,die
Ungarische Ebe-
ne, die Walachei,
dasandalnsische
und Aragonische Tiefland. — Der Faltengebirgsgürtel zeigt die höchsten Er-
Hebungen, die meisten Hochgebirge des Erdteils: die Alpen und die Karpaten
find maßgebend für die Gliederung Europas und für seine Bewässerung. Die von
den Winden aus W und Nw bestrichenen Gebirge empfangen reiche Niederschläge
und wurden dadurch zum Quellgebiet wichtiger Flüsse, die nach allen Himmels-
richtuugeu abfließen, im Bereiche der Faltengebirge selbst aber nur wenig Raum
zur Entwicklung haben.
2. das Nordwesteuropäische Schollenland.
Die sehr alten Faltengebirge im Gebiete des außeralpinen nördlichen Europa
wurden in jüngeren Erdperioden durch zahlreiche Einbrüche von Schollen in
viele einzelne Stücke aufgelöst. Die alten Gebirgshöhen verwitterten, und starke
Abtragung erniedrigte sie zu flach gewölbten Rücken und tafelförmigen Massen
von Mittelgebirgshöhe, zu „Rumpfgebirgen". Das Schollenland gliedert sich
—— ■= Faltengebirge
Schollenland
162. Skizze des Oberflächenbaues von Europa, (i: 63 Millionen.)
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Extrahierte Personennamen: Schollenland
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas Europa Südenropäischen_Faltengebirgsgnrtel Nevada Ungarische_Ebe- Europas Nordwesteuropäische_Schollenland Europa Europa
454
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
233. Herzoglicher Schieferbruch
In den Schieferbrüchen bei Lehesten, den größten Europas, sind etwa 2000 Arbeiter
B. Das Thüringer Gebirgsland.
§301. a) Die Landschaft. Den Südwestrand des Thüringer Beckens bildet ein
von Nw nach So gerichteter Gebirgszug zwischen dem Werraknie und dem
Fichtelgebirge. Der nordwestliche Teil bis ungefähr in die Gegend der
Werraqnelle heißt Thüringer-, der südöstliche Frankenwald. Das
ganze Gebirgsland ist ein langgestreckter, nach Nw schmäler werdender,
kammartiger Horst, der beim Absinken des nördlichen und südlichen Landes
stehenblieb. Seine frühere Triasdecke verschwand durch Abtragung, und so
traten die älteren Gesteine zutage (Fig. 231, 232). Das Thüringer Gebirgsland
erhält infolge seiner Lage und Erhebung reiche Niederschläge, sein Klima
aber ist milder als das des Harzes.
1. Der Thüringer Wald besteht vorzugsweise aus alten, roten Sandsteinen
(Rotliegendem) und Porphyr; nur in den tieferen Lagen erscheint kristallinisches
Gestein. Sein 100 km langer, geschlossener, von kurzen Seitenkämmen be-
gleiteter Hauptkamm, dem tiefe Einschnitte fehlen, bildet die Scheide zwischen
Thüringen und Franken, zwischen der Saale einerseits, der Werra und dem
Main anderseits. Längs seines durchweg 700 m hohen, schmalen Rückens
läuft der Rennsteig (Rainsteg — Grenzsteg), „eine uralte Flur-, Forst-,
Jagd- und Volksgrenze". Die Gipfel erheben sich nur wenig über den Kamm,
so in der Mitte der Beerberg (fast 1000 m) und in der Nähe des Nord-
Westrandes der wegen seiner weiten Aussicht vielbesuchte, etwas niedrigere
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Horst
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Frankenwald Main Beerberg Nord-
Westrandes
— 134 —
allmählich abfallen, zur gegliederten Küste dagegen vielfach in
Steilrändern abstürzen. In diesen Teilen des Kontinents sind
Schiefer altzeitlicher Schichtungen, der Vorkohlenzeit, vertreten.
Das südlichste Glied dieses Gebirgslandes bilden die Australalpen,
welche im Mount Kosciusko (Mount Townsend) bis zu 2240 m
ansteigen. Von ihm genießt man eine herrliche Aussicht, die den
schönsten Teilen unserer Alpen ähnlich ist. Nordwärts erheben sich
auch in nordsüdlicher Streichrichtung die Blauen Berge und das Neu-
Englandgebirge, welche aber nicht mehr so hoch aufragen. Doch
Abb. 48. Queensland. Erste Ansiedlung an der Meeresküste.
sind die Blauen Berge ebenfalls reich an Schlünden und Ab-
gründen und darum — wie die Australalpen — schwer zugänglich.
Alle diese Gebirgszüge sind zudem in den Hauptteilen dicht be-
waldet und von mannigfachen Erzgängen durchsetzt (siehe unten!). —
In der Tertiärzeit wurde auch Australien von Asien getrennt. Die
Scheide bilden die Bali - Lombok-Straße, die Snnda- und die
Banda-See.
Mit dem Aufbau des Landes stehen die eigenartigen klima-
tischen Verhältnisse im engsten Zusammenhange, wenngleich freilich
auch noch andere Momente für die Bestimmung derselben mit-
sprechen. Die regenschweren Südostpassate geben ihre Feuchtigkeits-
mengen an den der Küste vorgelagerten Randgebirgen ab. Eine
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
— 144 —
Ergebnis. Australien (mit den Inseln der Südsee fast 9 Mill.
qkm = 9/10 mal Enropa, 7 Mill. Einw., 0,77 auf 1 qkm; das Festland
Australien und Tasmanien 7,7 Mill. qkm, 4l/2 Mill. Einw.) ist der
kleinste Erdteil. Er ist dem Mittelpunkte der Wasserhalbkugel nahe gerückt
und liegt fernab von den übrigen Kontinenten. Den am nächsten ge-
legenen kulturell hochstehenden Gegengestaden Asiens (China, Indien,
— Jnselbrücke) wendet er seine von der Natur am wenigsten begünstigten
Gebiete zu. Seine große Entfernung vom „Herrn der Welt" aber
läßt ihn erst spät in den Kreis der Weltgeschichte eintreten (Erste Ent-
deckung 1606 durch einen holländischen Kapitän — späteres Aufgeben
seitens der Holländer als unbrauchbares Gebiet — nach Cooks Welt-
umsegelung Besitzergreifung und erste Besiedelung (Strafkolonie) durch
die Engländer — weiterhin fortgesetzte europäische Einwanderung und
kulturelle Förderung des Landes, soweit die Natur desselben ihnen
nicht ein Hindernis entgegenstellte).
Der Erdteil hat wenig gegliederte Küsten (im Norden der Golf
von Carpentaria zwischen den Halbinseln York und Arnhemland sowie
Cambridge-Golf, im Süden die Austral-Bucht, der Spencer- und St.
Vincent-Golf). Die Baßstraße scheidet die Insel Tasmanien vom Fest-
lande. Der südöstliche Teil der Küste hat gute Naturhäfen, in deren
Hintergrunde bedeutende Handelsplätze aufgeblüht sind (Adelaide,
Portland, Melbourne, Sydney, Brisbane u. a.). Die übrigen Teile
der australischen Küste sind stach, versandet oder verschlammt oder
ungegliederte Steilränder.
Die senkrechte Gliederung Australiens (Urgebirgsscholle) hat auch
die Kultur des Landes gehemmt. Der größere Westen ist ein hügeliges
Tafelland [im Mittel etwa 300 m — einzelne Bergketten (Mount Bruce,
11.50 m; Mac Donnellberge, 1450 m; Bergland von Kimberley) — Auf-
lagerung von rotem Sandstein — Erhebungen aus Granit und Schiefer].
Ostwärts liegt ein Tieflandsbecken [2 Teile — Wasserscheide des Berg-
landes von Queensland (kwinsländ) — tiefste Stelle der Eyre-See (ähr,
— 12 m) — Flinderskette (sleinders) Granit — erzreich]. Weiter nach
Osten erhebt sich das Land dann wieder zu einer Hochfläche mit Rand-
gebirgen [Steilabfall zur gegliederten Küste, Schiefer — Vorkohlenzeit;
Australalpen mit Mount Kosciusko (2240 m, Mount Townsend — herr-
liche Aussicht, erinnert an unsere Alpen — Blauen Berge — Neu-
Englandgebirge — Teile dieser Erhebungen sind schwer zugänglich, dicht
bewaldet, erzreich)].
Der Aufbau des Bodens wirkt teilweise bestimmend auf das
Klima ein. Von Südosten wehen feuchte Südostpassate (Randgebirge
reiche Niederschläge, Küftenslüsse richten durch Überschwemmungen oft
Verheerungen an). — Das Innere ist regenarm und trocken. (Wirkung
auf die Pflanzen- und Tierwelt!) Der Norden empfängt im Sommer
mehr Feuchtigkeit durch die vomjndischenozean wehenden Nordwestmon-
sune. Der Süden und Südwesten erhält dagegen die meiste Beregnung
im Winter (April bis Oktober). Der nördliche Teil Australiens liegt in
der heißen Zone, der südliche zeigt mehr südeuropäische Temperaturen
(Sydney: Jahresmittel ^ dem von Sizilien).
Die Flüsse bilden zur Zeit der Trockenheit Creeks (kriks), Reihen
von Wasserlöchern. Das gilt besonders von den Wasseradern der west-
lichen Hochfläche. Von einem eigentlichen Flußbett der vorhandenen
Wasserläufe läßt sich da kaum reden (Anschwellung zur Regenzeit, Ge-
fahren der Überschwemmung). Der Murray (mörre) hat für die
Schiffahrt einige Bedeutung (Quelle in den Australalpen, Mündung
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Extrahierte Personennamen: Murray
Extrahierte Ortsnamen: Enropa Tasmanien Asiens China Indien Carpentaria Arnhemland Tasmanien Adelaide Portland Melbourne Sydney Brisbane Kimberley Queensland Eyre-See Nordwestmon- Sydney Sizilien
Die Gesteinshülle.
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seitliche Ausbreitung des Talraums aber führt zur Verringerung des Gefälls, zu
Krümmungen des Flußlaufs und zur Ablagerung der Sedimente, mithin zur Tal-
z u s ch ü t t u n g (Stadium Iii). Die Arbeit des Flusses bei der Umgestaltung des
Talquerschnittes ist also eine dreifache, eiu Sägen, Ausweiten und
Zuschütten.
Erhöhte Wasserzusuhr durch Steigerung der Niederschläge oder Vermehrung
des Gefälls durch Hebung des Bodens kann die bereits erstorbene Talbildung neu
beleben. Der Fluß bohrt sich dann in seine eigenen Sedimente ein, die als Ufer-
oder Gehängeterrassen zurückbleiben, und die ganze Arbeit der Talbildnng mit den
3 Stadien des Sägens, Ausweitens und Zuschüttens beginnt in einem tiefern Niveau
von neuem. Auf diese Weise entstanden die merkwürdigen Terrassensysteme
der Gebirgstäler; sie sind Zeugen alter Flußniveaus.
Die großartigste Ausbildung bekundet das Talphänomen in den Canons von Nord-
amerika mit den oft meilenbreiten Userterrassen und den bis zu 3000 m tiefen Schluchten.
Die Täler unserer großen Flüsse, z. B. der Donau, des Rheins, sind zusammengesetzt aus
Teilen von sehr verschiedenem Alter, und ihre Geschichte ist noch keineswegs ganz aufgehellt.
Jede Talform ist infolge der vertikalen und horizontalen Arbeit des fließenden
Wassers immer nur eine vorübergehende Erscheinung. Alle Talbildung strebt in
ihren letzten Zielen aus Abgleichung der Höhenunterschiede des Festlands hin.
Wasserscheiden. Die Grenze des Einzugsgebiets eines Tals und im weitern
Sinn auch eines ganzen Flußgebiets bezeichnet man als W a s s e r s ch e i d e. Es
liegt in der Natur der Talbildung, daß diese Linie keine dauernde sein kann. Viel-
mehr läßt sich ein ununterbrochener Kampf der Wasserscheiden gegeneinander nach-
weisen. Jugendliche Flüsse mit energischem Gefäll erweitern ihr Einzugsgebiet
auf Kosten der schwächern und zwingen diese zuletzt, ihren Bahnen zu folgen. So
greifen die fleißig arbeitenden Zuflüsse des Neckars immer tiefer in die Schwäbische
Alb ein und werden einst die obere Donau zum Rhein entführen, und ebenso sicher
werden die schönen Quellseen des Inn im obern Engadin einst eine Beute der Maira
und zum Gebiet des Comer Sees einbezogeu. Die südalpinen Flüsse arbeiten im
ganzen rascher als die nordalpinen, weil ihr Gefälle stärker ist.
Wenn zwischen zwei Flußsystemen die Wasserscheide an einer Stelle ganz ab-
getragen ist, so daß das Wasser von der Berührungsstelle nach zwei Richtungen
hin fließt, so entsteht eine Flußgabelung oder Bifurkation. Das großartigste
Beispiel einer solchen bildet der Cassiquiare zwischen Orinoco und Rio Negro in
Südamerika.
Unterirdische Erosion. Gewaltige, freilich schwer berechenbare Mengen ge-
löster Stoffe werden dem Festland ununterbrochen durch die Quellen und das
Grundwasser entführt, und zur mechanischen Arbeit des Wassers gesellt sich noch
die chemische. Durch diese unterirdische Erosion entstehen Höhlen, wie sie sich
besonders häufig in Kalk- und Gipsbergen finden, so die Adelsberger Grotte im
Karst, die Baumannshöhle im Harz und die zahllosen Höhlen im Jura. Einsturz-
beben (s. S. 15) sind häufig die Folge der unterirdischen Erosion.
An der Zerstörung des Festlands arbeiten fortgesetzt auch die Meereswellen
(Abrasion). So ist z. B. die Küste von Suffolk in England innerhalb weniger
Jahre um 16 m zurückgewichen, und die Küste der Nordsee von Holland bis Jüt-
land bietet zahlreiche Beispiele von der landzerstörenden Wut des Meeres.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederschläge Donau Rheins Rhein Maira Rio_Negro Südamerika Karst Suffolk England Holland