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indes nicht möglich, da keine Brechung des Lichtes der etwa hinter einem Kometen stehenden Sterne nachgewiesen werden kann. Man nimmt daher gewöhnlich an, daß die Kometen nur aus kleinern, nicht vollständig zusammenhängenden Stücken bestehen, durch deren Zwischenräume hindurch man die dahinter beftnmtchen Weltkorper sehen kann.
Die Bahnen der Kometen stnd sehr lang gezogene (Stufen und liegen nicht, wie die Bahnen der Planeten, so ziemlich mit
42.
dem Sonnenäquator in einer Ebene, sondern senkrecht, oder schief dazu. Sie kommen ans ihren Bahnen der Sonne oft sehr nahe und eilen dann meist alle über Neptun hinaus. Daraus folgt, daß ihre Geschwindigkeit, Erleuchtung und Erwärmung sehr verschieden sein müssen.
Ihre Zahl ist unendlich groß. Schon jetzt sind einige 1000 entdeckt; jedoch nur wenige sind dem bloßen Auge sichtbar, und von nur etwa 200 kennt man Bahn und Umlaufszeit genau.
§ 56. Sternschnuppen, Feuerkugeln, Meteorsteine.
Sternschnuppen sind kleinere, Feuerkugeln größere aus dem Himmelsraume zur Erde niederfallende leuchtende Massen. Die Feuerkugeln zerplatzen oft in der Luft und lassen dann Stücke zur Erde sinken, die man Meteorsteine1) nennt, und die besonders Eisen, Nickel, Kupfer, Zinn und Kieselverbindungen enthalten. Meteorsteine, zu denen wahrscheinlich auch der Stein in der Moschee zu Mekka gehört, gibt es im Gewichte von einigen Dekagrammen bis zu 400 Zentnern. Sternschuppen werden besonders häufig vom
x) meteoros ( gr. in der Luft schwebend).
4*
5348484853485348534853234853484848234823485353532353230102010200020001025353485323
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10 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
sich der Zustand unserer Vorfahren einigermaßen deutlich entnehmen läßt. Solche Schilderungen gaben Julius Cäsar (ca. 50 v. Chr.), Strabo (ca. 20 it. Chr.), besonders aber Tacitus (ca. 100 n. Chr.). Dieser größte römische Geschichtsschreiber verfaßte ein besonderes kleines Buch über „Germanien, seine Lage und seine Sitten". Aus diesem Buche, das, wenn auch mehr in lobender als in tadelnder Absicht geschrieben, im großen und ganzen doch wahrheitsgetreu ist, lernen wir, daß die Deutschen ein durchaus eigenartiges Naturvolk waren, mit allen Vorzügen und Schattenseiten eines solchen. Von riesiger Gestalt, mit blauen Augen und rötlich blondem Haar, flößten sie dem Fremden Bewunderung und Grauen ein. Ihre Kleidung bestand ans einfachen Stoffen, vorzugsweise Pelzen; die Frauen liebten indes schon zu Tacitus' Zeiten Schmuck und (römischen) Putz. Die Sitten waren sehr rein: „Dort galten gute Sitten mehr, als anderswo gute Gesetze". Vor den Frauen empfand der Deutsche große Achtung, und er schrieb ihnen sogar den Besitz einer tieferen Einsicht in die menschlichen Dinge zu. Gastfreiheit, Tapferkeit, Hochhaltung persönlicher Ehre, ungemessene Liebe zur Freiheit und besonders unerschütterliche Treue gegen das gegebene Wort zeichneten die alten Deutschen vor allen Völkern aus. Auch waren sie sich dieser Vorzüge wohl bewußt, und sie versäumten nicht die Gelegenheit, sich derselben zu rühmen (die Friesen in Rom!). Neben diesen Tugenden standen aber auch Laster, die eine große Gefahr für das Volk in sich bargen, wie besonders ein zügelloser Hang zum Trunke und zum Glücksspiel. Die Beschäftigung der altert Deutschen war Jagd und Krieg; Ackerbau und Viehzucht, die nur in geringem Umsange betrieben wurden, blieben den Frauen und Unfreien überlassen.
Die Religion der alten Deutschen war durchaus nicht so roh wie die der meisten ungebildeten Völker. Sie bildeten ihre Götter nicht in Holz, Erz oder Stein, auch glaubten sie nicht, daß dieselben in Tempeln von Menschenhänden gemacht würdig angebetet würden, sondern in heiligen Hainen hielten sie ihren Gottesdienst. Die wichtigsten Götter waren: 1. Wodan (Odin), der Gott des Lichtes und Lenker der menschlichen, zumal der in der Schlacht sich vollziehenden Schicksale; er hat auch nützliche Künste, wie z. B. die Anwendung der Buchstaben (Runen), zu den Menschen gebracht. Er thront mit seiner Gemahlin Frikka in Walhalla, den Gefilden der Seligen, wohin auch besonders die in der Schlacht
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68 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
dem die Schweizer im 15. Jahrhundert ihre junge Freiheit noch einmal mit gleicher Tapferkeit gegen den Burguuderging Karl den Kühnen verteidigt (Schlachten bei Gransee 1476, Murten 1476 und Nancy 1477) und die Kantone sich in verschiedenen Bündnissen enger zusammengeschlossen hatten, hörte der Einfluß des Reiches auf die Schweiz gauz auf.
So sehr auch in dieser Zeit durch den zunehmenden Wo hlfiob das Leben, zumal in den Städten, an äußerem Glauz zunahm, wovon vor allem die großen Kirchen- und Profanbauten noch heute Zeugnis ablegen, so traurig war es doch im ganzen mit dem geistigen und seelischen Zustande des Volkes bestellt. Das hatte hauptsächlich darin seinen Grund, daß die Kirche und ihre Formen den religiösen Bedürfnissen der Menschen nicht mehr genügten. Nicht nur das Leben der Geistlichen und sogar der Päpste erregte oft öffentliches Ärgernis, und wurde in zahlreichen Spottgedichten und vou allen Kreisen des Volkes verhöhnt, sondern die Lehre selbst wurde allenthalben als unzureichend angegriffen (vgl. oben Wiclef und Huß). Während nun in manchen Gegenden besondere Sekten entstanden und einen eigenen Weg einschlugen, verfielen wieder andere, da der Glaube wankte, in Aberglauben. Allenthalben aber zeigte sich eine tiefgehende Unruhe der Gemüter, die oft höchst eigenartig zum Vorschein kam. Als um die Mitte des 14. Jahrhunderts eine von Asien gekommene Pest, der sog. schwarze Tod, Europa verheerte, faßte man dieselbe als ein Zeichen des göttlichen Zornes, ja als einen Vorboten des Weltunterganges auf. Man suchte nun, die herkömmlichen Gebräuche der Kirche verschmähend, die Versöhnung des Himmels zu erlangen, indem man sich weitgehenden Kasteiungen unterzog, die besonders durch die Geißelbrüderschaften (Flagellanten) bis zum Wahnwitz übertrieben wurden.
Selbst in den Kreisen, welche sich der Pflege der Wissenschaften widmeten, war der Aberglaube mächtig. Dafür zeugen die Alchymie, vermittelst deren man die geheimnisvollen Naturkräfte zu allerlei unmöglichen Zwecken zu verwerten suchte (Goldmachen!), wie auch die Astrologie, d. h. Sterndeuterei, welche letztere bis in die neuere Zeit hinein zahlreiche Jünger selbst in den höchsten und erleuchtetsten Kreisen der Gesellschaft fand.
Alles in allem krankte die Gesellschaft in vielen Beziehungen, und der Ruf nach Reformen auf allen Lebensgebieten wurde immer lauter; es kam nur darauf an, daß der rechte Mann er-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Nancy
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§ 53. Zwingli und Calvin. 91
Die Mißbrauche derselben traten in der Schweiz noch schreiender zu Tage als im nördlichen Deutschland. Ein überaus klarer, durch umfassende Studien, zumal des Altertums, erleuchteter Geist hat Zwingli eine mehr auf den Sinn als den Buchstaben gehende Erklärung der Hl. Schrift geübt und gefordert. Der Rat der Stadt Zürich, an deren Dome Zwingli „Leutpriester" war, unterstützte ihn bei seinen Reformen, die durch den Einfluß gleichgesinnter Freunde (Ökolampadins in Basel) bald in zahlreichen Orten Nachahmung fanden. Leider ist es Zwingli nicht gelungen, Luther, für den er eine große Verehruug hegte, zu einem Zusammengehen mit ihm zu gewinnen. Das Religionsgespräch zu Marburg, welches zwischen den beiden Reformatoren auf den Wunsch des Landgrafen Philipp von Hessen 1529 stattfand, führte zu keinem 1529 Einverständnis, da Luther Zwinglis Auffassung des Abendmahls zurückwies. Fortan nahm die reformierte Kirche neben der lutherischen einen gesonderten Entwicklungsgang. Beide Bekenntnisse haben sich zu Zeiten mit feindlicher Schroffheit gegenübergestanden, und noch heute besteht in manchen Gegenden eine solche weiter.
In den alten Provinzen der preußischen Monarchie hat sich der Gegensatz in der von Friedrich Wilhelm Iii. gestifteten Union ausgeglichen.
Zwingli ist im Jahre 1531 in der Schlacht bei Kappel, 1531 welche die reformierten Kantone den katholisch gebliebenen lieferten, als ein Opfer seiner Überzeugungstreue gefallen.
2. Calvin. Eine selbständige und eigenartige Ausgestaltung gab dem reformierten Bekenntnis des evangelischen Glaubens Jean Eanvin (Calvin). Franzose von Geburt (geb. 1509 zu Noyon) 1509 und in Frankreich gebildet, hat er hauptsächlich in Genf gewirkt.
Diese Stadt hat nicht nur seine Lehre angenommen, sondern auch in politischer Beziehung sich nach seinen Auffassungen organisiert.
Das Eigentümliche der calvinistischen Lehre besteht darin, daß nach ihr der Freiheit des menschlichen Willens insofern eine geringe Bedeutung beigelegt wurde, als die Schicksale des Menschen von Ewigkeit her durch göttliche Vorherbestimmung festgesetzt worden sind (Prädestination, Gnadenwahl). Charakteristisch ist ferner, daß in der calvinistischen Kirche der Gemeinde das Recht der Selbstverwaltung (eigene Wahl der Pfarrer und Ältesten) eingeräumt wurde — ein Gedanke, den Luther nur darum nicht verwirklicht hotte, weil er fein Werk nicht, wie die Schweizer, an republikanische
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Calvin Zwingli Zwingli Zwingli Luther Philipp_von_Hessen Philipp Luther_Zwinglis Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Zwingli Kappel Calvin Jean_Eanvin Calvin)
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Basel Marburg Frankreich Genf
§ 7. Mohammed und der Islam. 17
eine neue Religion, mit der das Christentum und das gesamte Abendland noch schwere Kämpfe zu bestehen haben sollte.
In Arabien stand Mohammed, d. i. der Gepriesene, aus dem alten Priestergeschlechte der Koreischiten von Mekka, auf und verkündete, daß er durch Berufung Gottes gekommen sei, die wahre Religion zu lehren. Ein nervös sehr erregbarer Mensch und tief ergriffen von der Entartung seines heimischen Religionslebens hat er thatsächlich an seine Sendung geglaubt. Zum vertieften Nachdenken über seine Aufgabe verschafften ihm Reichtum und Muße Gelegenheit (Witwe Chadidfcha). Aber in seiner Vaterstadt Mekka sand er zunächst nicht nur keinen Anhang, sondern er mußte sogar, von den Koreischiten selbst, den Wächtern des Kaabasteines, verfolgt, aus derselben fliehen. Die Flucht nach Medina 622 622 (16. Juli) bildet den Anfang der mohammedanischen Zeitrechnung.
Nun wuchs der Anhang Mohammeds von Stunde zu Stunde.
Im Jahre 630 konnte er an der Spitze desselben Mekka erobern, das er nun zum Mittelpunkt des mohammedanischen Religionswesens machte und wo die Kaaba bis zum heutigen Tage als das größte Heiligtum der Muselmänner besteht. Zwei Jahre später, 632 632, starb Mohammed.
1. Die Lehre des Mohammed, die nun mit reißender Geschwindigkeit sich ausbreitete, hat mit dem Judentums und Christentums außer manchen Einzelheiten das gemein, daß sie nur Einen Gott predigt (Monotheismus). Das war gegenüber der Vielgötterei, welche fast überall da, wo der Islam zunächst Eingang fand, galt, ein ungeheurer Fortschritt. 2. Indem aber Mohammed die Allmacht Gottes so faßte, daß Gott alles, was geschieht, lange und mit unabänderlicher Sicherheit vorherbestimmt hat, raubte er seiner Lehre die sittliche Kraft, welche der Glaube an die Freiheit des menschlichen Willens verleiht (Fatalismus). Daher auch der Name Islam = Ergebung. Gleichwohl schrieb er, sich selbst widersprechend, dem Menschen eine Menge Handlungen vor, die zur Erlangung der Seligkeit notwendig seien (Wallfahrten, Fasten, Reinigungen, todesverachtenden Kampf für die Ausbreitung der Lehre re.). 3. Das Leben nach dem Tode ist, je nach Verdienst während des Erdenlebens, ein wonnevolles oder ein qualvolles. Des ersteren werden alle diejenigen teilhaftig, welche im Kampfe für die Lehre gefallen sind. (Die Lehre des Mohammed ist zusammengefaßt in dem Koran.)
Der Islam breitete sich unter den Nachfolgern des Mohammed,
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 2
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed Chadidfcha Mohammeds Mohammed Mohammed Mohammed Mohammed Mohammed
§11. Karl der Große. 21
Geismar!). Er schloß nun die deutsche Kirche eng an Rom an, wo er mehrere Male gewesen war, um sich vom Papste Missionsaufträge erteilen zu lassen. Daher erhob ihn der Papst zum Erzbischof über Deutschland und wies ihm Mainz als Wohnsitz zu. Bonifaz ruhte nicht, selbst als er in Mitteldeutschland seine Ausgabe erfüllt hatte. Er ging nochmals zu den Friesen, einem freiheitsliebenden und zäh an seinem ererbten Glauben Hangenden Küstenvolke zwischen Zuidersee und Ems. Aber von ihnen wurde er mit mehreren seiner Gefährten erschlagen, 754. Seine Leiche wurde 754 in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda, das später lange Jahrzehnte hindurch den Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland bildete, beigesetzt.
Die Bedeutung des Bonifaz, in dessen Denken und Ziele uns seine noch erhaltenen, mehrfach gedruckten Briefe eine deutliche Einsicht gewähren, liegt für unsere Geschichte hauptsächlich darin, daß er den kirchlichen Anschluß der deutschen Christen an Rom durchsetzte und somit die Gründung einer deutschen Nationalkirche, die später viele bedeutende Männer angestrebt haben, dauernd unmöglich machte.
§ 11. Karl der Große (768 — 814).
Pippin hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann, von denen indes der erstere schon von vornherein der Haupterbe war. Karlmann starb drei Jahre darauf, und Karl übernahm, ohne sich um die beiden Söhne desselben zu kümmern, die Regierung des ganzen Reiches. Die Geschichte hat diesem Manne einstimmig den Namen des Großen beigelegt, weil seine Thaten nicht nur allgemein menschliche Bewunderung verdienen, sondern weil die von ihm ausgegangenen Schöpfungen und Anregungen die Entwicklung des deutschen und französischen Volkes, ja Europas, auf Jahrhunderte hinaus beeinflußt haben.
Karls des Großen Lebensplan war: alle deutschen Stämme zum Christentum zu bekehren, alle katholischen Christen des Abendlandes unter seinem Szepter zu vereinigen und endlich die so vereinigten Völker durch weise Staatsordnungen zu einer höheren Stufe der Gesittung zu führen. Diesen umfassenden Plänen gab die Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das nun aber eine andere Bedeutung erhielt, Ausdruck.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Bonifaz Bonifaz Bonifaz Karl_der_Große Karl Pippin Karl Karl Karlmann Karlmann Karlmann Karlmann Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Mainz Mitteldeutschland Fulda Deutschland Bonifaz Rom Europas
50 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
deren Verwendung zur Ausgestaltung und Rechtfertigung der katholischen Lehre (Thomas von Aquiuo!).
Anmerkung. Es war eine Folge der auch durch die Kreuzzüge herbeigeführten großen Erweiterung menschlicher Erkenntnis, daß in manchen Kreisen sich eine andere Auffassung der göttlichen Dinge bildete, als sie die Kirche lehrte. Man nannte die Anhänger dieser Irrlehren Katharer (davon das deutsche Ketzer), j Die Kirche suchte derselben mit Gewalt Herr zu werden, indem sie harte Ketzergesetze erließ, oder auch mit Feuer und Schwert gegen sie einschritt. Das letztere geschah z. B. in dem Kreuz- ; zuge gegen die Albigenser, in welchem mit der größten Grausamkeit der Süden Frankreichs verwüstet, seine Bewohner er- i schlagen und verbrannt wurden. Ein ähnliches Schicksal hatte der friesische Stamm der Stedinger, gegen welchen auch der Kreuz- • zug gepredigt wurde. Nach heldenmütiger Gegenwehr in der Schlacht bei Altenesch wurde der ganze Stamm vernichtet.
§ 29. Die Ritterorden.
Ähnlichen Zwecken, wenn auch in anderer Form, machten sich im Anschluß an die Kreuzzugsbewegung die Ritterorden dienstbar. Ursprünglich war der Ritterstand die Gesamtheit der sich dem Waffendienst zu Pferde widmenden Männer der Christenheit. Als Stand bildete er eine abgeschlossene, in fest geregelten Gebräuchen und Pflichten sich bewegende Gemeinschaft. Von Jugend auf wurden die Söhne edler Familien, soweit sie nicht für das geistliche Leben bestimmt waren, für das Ritterleben vorbereitet. Nachdem der Knabe und Jüngling als Garzün (Jnnkhör, vgl. franz. gai^on) und Knappe einem Erwachsenen gefolgt und von diesem in die Standessitte und -Obliegenheiten eingeführt war, er- ; hielt er, an der Schwelle der Mannesjahre angelangt, die feier- ; liehe Schwertleite, wobei er durch den Ritterschlag als vollberechtigtes Mitglied in den Stand ausgenommen wurde. Er hatte nun die Ausgabe, für ideale Zwecke, wie den Schutz der Frauen und Waifen und die Verteidigung des christlichen Glaubens, zu wirken. Treue gegen den Lehnsherrn, frommer und doch biegen- ; scher Sinn, achtungsvolles Begegnen des weiblichen Geschlechtes, unbedingte Tapferkeit — das waren die wesentlichen Zeichen „ritter- j liehen" Sinnes, zu dessen Belebung die Turniere, glänzende
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16 Erster Teil. Das Altertum.
durch die Gemeinsamkeit der Grundbestandteile ihrer Sprachen. Alle indogermanischen Völker haben zur Bezeichnung der wichtigsten und ersten Thätigkeiten und Begriffe in Familienleben und Religion dieselben Benennungen.
Das dem Urvolke der Zeit und der Entwicklung nach am nächsten stehende Volk der Arier sind die Inder. Sie waren aus den Ursitzen in das Gebiet des oberen Indus (Pendschab) gezogen und verbreiteten sich im Kampfe mit der, wahrscheinlich schwarzen, Urbevölkerung in das Gangesthal und über ganz Vorderindien bis Ceylon. Von diesen Kämpfen legen Zeugnis ab die beiden großen Heldengedichte Mahabharata und Ramljana. In den Gangesländern entwickelte sich zuerst der nachher herrschend gewordene indische Volkscharakter: Neigung zu unthätigem Grübeln und Brüten, Überwiegen der Phantasie über den Verstand, phantastisch-religiöse Schwärmerei. Ursprünglich, im Jndnslande, lebten die Inder als thätige, einfache Ackerbauer und Hirten, ihre Religion war ein Naturdienst (Indra, Gott des Himmels; Agni, Gott des Feuers); obenan stand Varnna, der Ordner des All). Im Gangesthale wurde Lebeu und Sitte verändert. Die Erhaltung des Lebens erforderte hier keine oder nur geringe Arbeit mehr, daher Erschlaffung und Üppigkeit. Sonderung in vier^starrleschiedene Kasten; aus dem arischen Stamme: Brahm an as, Priester, Kschatrijas, Krieger, aus denen die Könige genommen wurden, Vaiyjas, Grundbesitzer, Kaufleute, Gewerbtreibende; aus den eingebornen Stämmen: Sudras, Tagelöhner, Sklaven. Außerdem gab es noch Menschen, die man als unreine den Tieren gleichstellte, Parias genannt. — An die Stelle der alten Naturgötter trat Brahma, der alles durchdringende und beseelende Geist, dem später Wischnu, der Erhalter, das Gute, und Siwa, der Zerstörer, das Böse, an die Seite trat. Die Priester bildeten eine tiefsinnige Lehre von dem Fortleben der Seele, von der Seelenwanderuug, von der Sünde und ihrer Erlösung aus. Auch die Staatsordnung lag in den Händen der Priester.
600 Etwa um das Jahr 600 v. Chr. erfuhr die indische Religion eine Umbildung durch Buddha; er lehrte, daß der Mensch durch Tugend, Entsagung und Geduld zur ewigen Seligkeit kommen kann ohne Rücksicht auf die Kaste, welcher er zugehört. Darin und auch in manchen einzelnen Lehren dem Christentums ähnlich, eignete sich der Buddhismus zur allgemeinen Religion und breitete sich allmählich über ganz Ostasien aus, wo er noch heute herrscht.
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§ 22. Die griechische Kunst und Wissenschaft in der dritten Periode. 55
sönlicher Eitelkeit und besonders aus Habsucht. Indem sie ihre Verstandeskräfte an allerlei Spitzfindigkeiten übten und jedes Ding bald so bald so betrachteten, brachten sie es schießlich dahin, daß sie durch scheinbar unanfechtbare Trugschlüsse die Wahrheit verkehrten. Besonders auf Recht und Gericht war der Einfluß dieser Sophisten*) ein durchaus unheilvoller. Dazu kam, daß die Jugend zu den Vorträgen dieser Leute in hellen Haufen strömte.
Das Verdienst, diesen Schwindel in seiner Haltlosigkeit aufgedeckt zu haben, gebührt dem großen Philosophen Sokrates (469—399). 469 Durch Gespräche, in welchen er sich, anknüpfend an ganz gleich- ^9 giltige Dinge, über die höchsten Fragen des menschlichen Lebens " verbreitete, und welche er unentgeltlich mit begabten Jünglingen zu hallen pflegte, erweckte er Scheu vor den Göttern und ihren im Gewissen erklingenden Befehlen (Daimonion), Liebe zur Wahrheit und Achtung vor den Gesetzen. Die talentvollsten Athener (Alki-biades, Kritias, Platon n. a.) hingen dem äußerlich unscheinbaren, ja häßlichen Manne an, zumal sie sahen, wie er selbst in seinen: Leben das vollendetste Vorbild für die von ihm gepredigten Tugenden war. Aber das alles erregte den Haß der Sophisten und Demokraten: er wurde in verleumderischer Weise angeklagt, die Jugeud verführt und die Götter geleugnet zu haben. Verurteilt, war er zu stolz, um Begnadigung zu bitten oder die Flucht zu ergreifen (Kriton), und er trank, bejammert von seinen zahlreichen Freunden und seiner Frau Xanthippe, den Giftbecher (399 v. Chr.).
An Sokrates, von dem wir nichts Schriftliches besitzen, schloß sich außer Xeuophon, dessen „Memorabilien" wir das treueste Bild von Sokrates' Leben und Lehrweise verdanken, vor allen Plato (429—348) an, der nun die Lehren seines Meisters in 429 durchaus eigenartiger tiefsinniger Weise ausbildete. Der Kern seiner . bis Gedanken war die sogenannte Jdeenlehre: rein und vollkommen 348 schweben über der Welt die Ideen, von denen die Dinge bloß ein schwaches Abbild sind; bei ihnen war ursprünglich die menschliche Seele, zu ihnen sehnt sie sich zurück (Idealismus). Die Ideen des Guten, Wahren, Schönen sind die Abbilder der Gottheit. Die Ideen sind ewig, alles Körperliche vergeht. Die Menschenseele selbst hat an ihnen teil und ist unsterblich (Dialog Phädon). Über viele andere
*) Anfangs war übrigens mit diesem Namen noch kein schlimmer Sinn verbunden.
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12 Erster Teil. Das Altertum.
und Syrien aus und schlug die Ägypter. Er machte Babylon zu einer Weltstadt ersten Ranges (seine großartigen Bauten, Euphrat-brücke, hängende Gürten, medische Mauer, zahlreiche Kanäle). Aber ods seme Nachfolger waren schwach. Das Reich erlag 538 dem An-griffe^des Cyrus (Belsazar, Daniel) und wurde persische Provinz.
Tie Assyrier und Babylonier verehrten die Götter Baal-S and on und die Göttin My litta, deren Eigenschaften (Schönheit, Tapferkeit und großer Unternehmungssinn) sich übertragen finden auf die ganz sagenhafte Gründerin der Größe Assyriens, Semiramis. — Eine wichtige Stellung nahmen durch ihr Wissen in diesen Ländern ein die Ehaldäer, Priester, die besonders nach folgenden Richtungen thätig waren: a) sie pflegten astronomische, mathematische nud physikalische Studieu (Urheber der Sterudeuterei, Astrologie); b) sie erfanden ein geordnetes System von Maßen,' Gewichten und Münzen, das in seinen Grundzügen im Altertum allenthalben angenommen wurde; c) sie bildeten die Keilschrift (von der uns Proben ei halten sind) aus; von dieser gingen die hebräischen Buchstaben aus.
§ 3. B. Die Phönizier.
In dem schmalen hafenreichen Küstenstrich zwischen Syrien, dem Libanon und Palästina wohnte das bedeutendste Handelsvolk des Altertums, die Phönizier. Ursprünglich nur mit Fischerei beschäftigt, worauf der Name Sidon = Fischerstadt hindeutet, wandten sie allmählich sich der ausgedehntesten Seefahrt zu. Die Waren Indiens gingen über phönizifche Handelsplätze (Tyrus, Sidon, Berytns, Byblos, Tripolis) nach den Ländern be§ Mittelmeeres. Rings um das ganze Mittelmeer lagen die Kolonien (Handelsstationen) der Phönizier. Hier wurden die Erzeugnisse des asiatischen Bodens oder des phönizischen hochentwickelten Gewerb-sleißes (Glas, Purpurgewebe u. dgl.) gegen die Waren (Rohstoffe und Metalle) der westlichen Völker eingetauscht. Selbst über die Straße von Gibraltar („Säulen des Melkart", phönizischen Gottes) hinaus fuhr der sidonische Kaufmann, um auf den Kafsiteriden (jetzt: Seilly-Jnseln) Zinn oder an den normannischen Inseln den Bernstein der Ostseeküsten in Empfang zu nehmen. Andererseits dehnten sie selbst nach Indien („Ophir") über das Rote Meer (gemeinschaftlich mit König Salomo) ihren Handel aus (Gold, Elfenbein, Pfauen rc.). Unter den Ansiedlungen der Phönizier sind
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Daniel) Palästina Sidon