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1. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 222

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
_ 222 _ zugebracht zu haben. Den ganzen Tag hindurch fanden an verschiedenen Orten auf ffentlichen Pltzen Concerte statt. berall sammelten sich die Pariser, deutsche Musik zu hren, zu vielen Hunderten standen sie unab-lssig einzelne stundenlang, da. Als Abteilungen der preuischen Garde-Regimenter, der Garde-Laudwehr, auch Kavallerie anlangten, nahm man berall das lebhafteste Erstaunen in den Mienen der Pariser wahr. Die Gre der Leute, ihr stattliches, gesundes Aussehen, die freundlich lcheln-den Augen, und vollends wenn sie im Chore zu singen anfingen: Was ist des Deutschen Vaterland?" oder: Es braust ein Ruf wie Donner-hall", der helle Klang der Stimmen, die heilige Zuversicht, die aus den Tnen sich emporschwang, dies alles erregte die Verwunderung des ent-nervten Franzosenvolks. Die deutschen Soldaten gingen meist in kleineren Abteilungen, von Offizieren gefhrt, in die Tuilerieen, in den Louvre, die Einrichtung der Schlsser zu besehen; mit Blumenstruen, im Tuilerieen-garten gepflckt, kehrten sie zurck. Fast wre es bei dieser Gelegenheit zu einem Zusammenstoe gekommen. An der Strae Rivoli hatte man wegen dieser Spaziergnge der deutschen Soldaten groe Vorsichtsma-regeln getroffen. Man hatte nmlich die franzsischen Truppen, welche bis 10 Uhr den Tnilerieengarten besetzt gehalten hatten, lngs des eisernen Gitters, welches den Garten von der Strae Rivoli scheidet, aufgestellt. Auf der Wasserseite der Tuilerieen hatte man aber diese Vor-sichtsmaregel nicht ergriffen. Als nun die Menge, welche dort versammelt war, die deutschen Soldaten in den Tuilerieen sah, geriet sie in die furchtbarste Wut und beschimpfte die Soldaten. Man verhngte sogleich die Thore, und die Wtenden beruhigten sich. Ter Ausmarsch der Truppen erfolgte den 3. vormittags. Das ganze deutsche Korps zog durch den Triumphbogen der elysischen Felder. Hier hatte sich der Befehlshaber der Besetzungstruppen, General von Kamecke, mit seinem Stabe aufgestellt. So oft eine Kompagnie vor dem Triumphbogen anlangte, brach sie drei-mal in ein laut schallendes Hnrra aus. Gegen 11 Uhr war der Vorbei-marsch vorber, und General von Kamecke ritt, von zwei Schwadronen begleitet, nach Versailles zurck. Berichterstatter einer englischen Zeitnng. Die Wiederaufrichtung des deutscheil Kaiserreichs. König Ludwigs Brief an König Wilhelm. Nach dem Bei-tritt Sddeutschlands zu dem deutschen Verfassungsbndnis werden die Ew. Maj. bertragenen Prsidialrechte der alle deutschen Staaten sich erstrecken. Ich habe Mich zu deren Vereinigung in einer Hand in der berzeugung bereit erklrt, da dadurch den Gesamtinteressen des deutschen Vaterlandes und seiner verbndeten Fürsten entsprochen werde, zugleich aber in dem Vertrauen, da die dem Bundesprsidium nach der Ver-faffung zustehenden Rechte durch Wiederherstellung eines deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwrde als Rechte bezeichnet werden, welche Ew. Maj. im Namen des gesamten deutschen Vaterlandes auf Grund der Einigung seiner Fürsten ausben. Ich habe Mich daher an die deutschen Fürsten mit dem Vorschlage gewendet, gemeinschaftlich mit Mir bei Ew. Maj. in Anregung zu bringen, da die Ausbung der Prsidialrechte des Bundes mit der Fhrung des Titels eines deutschen Kaisers ver-Kunden werde. Sobald Mir Ew. Maj. und die verbndeten Fürsten Ihre Willensmeinung kundgegeben haben, wrde Ich Meine Regierung

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 464

1912 - Danzig : Kasemann
464 Vom 23. März 1807 an begann im Schlosse und Dorfe Finckenstein sowie in der Umgegend ein lebhaftes Treiben. Offiziere, Beamte, Bedienstete, Truppen und Boten kamen und gingen. Wachen wurden vor dem Schlosse aufgestellt, in dem ein Klopfen und Hämmern begann. Starke Einquar- tierung zog ins Dorf. Für die Garden wurden Lager abgesteckt, die sich bis nach Gr.-Liebenau hinstreckten. Im oberen Stockwerk des Schlosses wurden die Zimmer für Napoleon hergerichtet. Das Schlafzimmer mit seinem großen, prächtigen Himmelbett in weinrotem Damast und weißer, kunstvoll bestickter Seide schien sichtlich für einen königlichen Gast bestimmt. In aller Eile wurde noch eine schlichte Wandmalerei im Empirestil gefertigt, ein kleiner Birkenholztisch hineingesetzt, der noch heut Linien, mit einem Schloß Finckenstein. Sporenrad gezogen, zeigt (angeblich Schlachtpläne von Napoleons Hand), sowie die Türen der .Gemächer des Kaisers mit schweren eisernen Riegeln versehen. Der I. April kam endlich heran. Lebhaftes Treiben herrschte in Fincken- stein, das von französischen Gardesoldaten wimmelte. Neugierig stecken die Leute die Köpfe heraus und die Frauen schwatzen, die Hände unter der Schürze, und fragen, wann er wohl kommen wird. Da am Abend, als die Sonne sich schon zum Untergange rüstet, geht endlich lebhaftere Bewegung durch die Menge. Eine glänzende Schar von höheren Offizieren sprengt auf edlen Rossen heran in scharfem Galopp; allen voran, so schnell, daß selbst die nächsten Begleiter etwas zurückbleiben, der Kaiser, gekleidet in seinen grauen Überrock, auf einem langgeschweiften Schimmel. Sie sprengen in den Schloßhof, und Napoleon ruft beim Anblick seines Zieles: „Endlich ein Schloß!" Er steigt vom Pferde und fragt die Frau des gräflich Dohnaschen Hauskastellans in gebrochenem Deutsch, wo sich das Zimmer

3. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 91

1881 - Hannover : Helwing
Zwei auerdeutfche Staatsumwlzungen. 91 April wieder nach Sanssouci kam, wieherte ihm sein Lieblingspferd freudig entgegen; er versuchte es noch zu reiten, aber seine Krfte waren erschpft. Die Schmerzen waren groß; er konnte keine Nacht mehr im Bette zubringen. Den Fürsten von Dessau, der ihn besuchte, bat er um einen Nachtwchterposten, da er das Schlafen verlernt habe. Die Kabinetsrte, die sonst erst um sechs oder sieben Uhr gekommen waren, muten jetzt oft schon um 4 Uhr morgens erscheinen. In den warmen Nachmittagsstunden lie er sich gern hinaus auf die Terrasse tragen. Den Blick zur Sonne gewendet, sagte er einst: Bald werde ich dir nher sein!" Noch am 15. August diktierte er den Kabinetsrten einen durch Schrfe und Klarheit ausgezeichneten Befehl und erteilte Anord- nungen zu einem Manver. Am 16. August war ihm das Sprechen kaum noch mglich. Als er abends die Uhr elf schlagen hrte, sprach er: Um vier will ich ausstehen!" Die Atmungsbeschwerden nahmen zu, nach Mitternacht nderten sich die Gesichtszge des Knigs sichtlich, 172tu um zwei Uhr verschied er sanft. Es war am 17. August 1786.1786 Die Leiche fand einen Platz neben der Gruft Friedrich Wilhelms I. in der Garnisonkirche zu Potsdam. Als Text der Leichenpredigt war (1. Chron. 18,8) gewhlt worden: Ich habe Dir einen Namen gemacht, wie die Groen auf Erden haben." Ganz Europa war bei dem Tode , < des alten Fritz" tief erschttert. Einer seiner Feinde, ein streichischer " Minister, rief aus: Wann wird'wieder ein so groer König das S>cepter " *^3 führen!" Friedrich hatte das Land von 2200 Gm. mit 21/> Mill. ^ Einwohnern auf 3500 Q]M. mit fast 6 Mill. Einwohnern und das ' Heer von 83000 Mann auf 200000 Mann gebracht; 800 Ortschaften ^ waren unter ihm neu angelegt; die Staatseinnahmen waren verdreifacht, und der Staatsschatz enthielt 150 Mill. Jl Sein Testament schlo Friedrich der Groe mit dem Worte: O, mge Preußen in hchster Blte bis an das Ende der Zeiten dauern!" J* Vii. Zwei lttcherdeutsche Staatsmnwiilmgen. 1. ?er nordamerikanische Areiheitskrieg. 17751783. a. Veranlassung. Seitdem Walther Raleigh (Ii. Teil S. 176) unter der Knigin Elisabeth (1585) in Virginien die erste Niederlassung der Englnder in Nordamerika gegrndet hatte, waren dort bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts viele englische Ansiedelungen aufgeblht. 13 Staaten hatten sich gebildet; jeder stand unter einem, von der englischen Regierung ernannten Statthalter; die Gesamtbevlkerung betrug etwa 3 Millionen. Im Kampfe mit den Indianern ober den Nachbarkolonieen anderer europischer Völker hatten sie ihre Krfte gebt; und als England zur Zeit des 7 jhrigen Krieges in Deutschland auch einen 7 jhrigen Seekrieg zum Schutze seiner Kolonieen gegen Frankreich und Spanien führen mute (17561763), ging es aus bemselben hauptschlich durch die Hlfe seiner amerikanischen Unterthanen siegreich hervor und gewann

4. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 511

1902 - Halle : Gesenius
— 511 — sie blieben dem Schutz- und Trutzbündnisse mit den norddeutschen Brüdern treu. Einer nach dem andern, Baiern voran, stellte seine Truppen dem Könige Wilhelm zur Verfügung. Der norddeutsche Reichstag trat zusammen, um die Gelder für den Krieg zu bewilligen, und am selben Tage, seiner Mutter Todestag (19. Juli). besuchte der greise König die Gräber seiner Eltern, wo er in stillem Gebete den Segen der Verstorbenen und den des Himmels erflehte. Dann erneuerte er den Orden des Eisernen Kreuzes. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Die Antwort der Deutschen. 1)) Alldeutschland wappnete sich. Es war eine begeisterte einmütige Erhebung wie im Jahre 1813; ein jeder wußte, daß mit den übermütigen Franzosen wieder einmal abgerechnet werden mußte. Die Bevormundung durch die Fremden konnte man sich nicht länger gefallen lassen, und das ewige Begehren der Rheingrenze mußte gebührend zurückgewiesen werden. Es galt, die Schäden von 1815 gänzlich zu beseitigen. Überall erklang das deutsche Lied, das von Max Schneckenburger gedichtet und von Karl Wilhelm komponiert war und bald zum deutschen Volksgesang (Nationalhymne) wurde: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall, Wie Schwertgeklirr und Wogenprall: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! Wer will des Stromes Hüter sein? — Lieb' Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Männer, Frauen und Kinder sangen das Lied; selbst die ganz Kleinen summten wenigstens die beiden letzten Zeilen. Die Musiken und die Orgelmänner spielten es; überall hörte man es, und niemalen wurde man seiner überdrüssig. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Die „Wacht am Rhein". c) Moltke hatte den Aufmarsch der Trappen schon seit Jahren meisterhaft vorbereitet. Nunmehr ging alles genau und pünktlich. Die Mobilmachung vollzog sich ohne Störung, und dann rollten die Eisenbahnzüge mit den Truppenmassen ununterbrochen dem Rheine zu. Die Verpflegung und die ärztliche Fürsorge waren vorzüglich geregelt. Daheim entstanden Vereinigungen zur Pflege der Verwundeten und Kranken; Baracken (Holzhütten) und Zeltlager wurden errichtet. Besonders tat sich unter den Vereinen der vom „roten Kreuz" hervor. Er wird gebildet von Männern und Frauen, die sich der Behandlung der Verwundeten und Kranken im Feldzuge selbst, auf dem Schlachtfelde und in den Lazaretten

5. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 350

1911 - Breslau : Hirt
350 Garten will er auch begraben sein. „Wenn ich im Grabe bin, werde ich sorgenfrei sein", sagt er immer. Außer Sanssouci hat er einen neuen, schönen Palast bei Potsdam erbaut, wo er im Winter wohnt. 6. Von fünf bis sechs Uhr schreibt der König an seinen Werten oder läßt sich von den gelehrten Leuten vorlesen. Dann hält er zumeist mit den Kammermusikern Konzert, wobei er natürlich die Flöte bläst. Um sieben Uhr ist Abendtafel, die bis zehn Uhr dauert. Da kommen dann die ge- lehrten Herren, und der König unterhält sich mit ihnen so geistreich, daß unsereinem, der so dumm ist, ganz schwindelt. Nur eins gefällt mir nicht. Es sind lauter Ausländer, Franzosen und Engländer, die da kommen. Immer und immer reden sie Französisch. Man sagt, der König verachte die deutschen Gelehrten. Er schreibt auch immer Französisch; die deutsche Sprache sei so plump, meint er. Nach dem Abendessen liest der König noch lange. Dann schellt er mir, und ich helfe ihm dann, wenn er zu Bett geht. So, nun wißt Ihr, wie unser großer König lebt, und daß er in der Arbeit uns ein rechtes Vorbild sein kann. — Lebt wohl und denkt recht oft an Euern gehorsanren Sohn August. Dr. Christian Spielmann. (Schülerheste für den vaterländischen Geschichtsunterricht.) 182. Der schwarze Husar. Sr schwingt den Säbel in der Zaust; er reitet, wie der Sturmwind saust. 2. Und ob er gegen den Teufel ficht, ein schwarzer Husar, der fürcht't sich nicht. 3. Ritt einer so von ungefähr, zu spähen, wo der Feind denn wärh 4. französische Reiter brachen hervor, die führten ihn zum Herrn Major. 5. „Mein schwarzer, gefangner Husar," sprach der, „wo liegt dein Herzog mit seinem Heer?" 6. „Der liegt nicht im Tal und nicht im Tann. wo der liegt, greift ihn keiner an." 7. „Mein schwarzer Husar, so sag' mir frei, wie stark die Armee frehtes Königs sei!"

6. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 369

1911 - Breslau : Hirt
369 192. Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig. 1. Trüb und traurig sah es aus bei der Windmühle auf dem Tonberge. Man hatte dem Kaiser einen hölzernen Schemel gebracht, auf dem er, rittlings sitzend, die Arme über der Lehne gefaltet, den Kopf überhängend, bald in tiefen Schlaf versank: so groß war seine Erschöpfung. Die Generale standen stumm und düster um das Feuer. Die zurückkehrenden Truppen wogten und lärmten in einiger Entfernung vorüber. Nach einer Viertelstunde erwachte Napoleon uttb warf einen großen, verwunderten Blick im Kreise umher, als wollte er fragen: „Also auch ihr meint, daß sich mein Stern dem Untergange zuneige?" Doch faßte er sich schnell und erteilte mit gewohnter Kälte weitere Befehle. 2. Nachdem er sich morgens von dem Könige von Sachsen verab- schiedet hatte, stieg er vor dessen Hause wieder zu Pferde und ritt an das sächsische Gardebataillon heran, das in Parade aufgestellt war. Mit angenounnener Gleichgültigkeit richtete er einige unbedeutende Fragen an den Kommandeur: „Verlor Ihr Bataillon viele Leute? Durch Geschütz- oder Gewehrfeuer?" und noch andre solche Fragen, auf die in vornehmer Zerstreutheit die Antworten nicht abgewartet wurden. Dann ritt er näher heran, erhob feierlich den rechten Arm, als ob er zu einem Schwur auffordern wollte, und rief mit lauter Stimme: „Bewacht euernkönig gut!" Das bei solchem Anlasse sonst nie fehlende: „Es lebe der Kaiser!" wurde diesmal nicht vernommen. 3. Am unteren Ende des Marktes war ein badisches Bataillon auf- gestellt. Die Leute blieben mit Gewehr bei Fuß stehen, als der Kaiser vorüberritt, ohne sie eines Grußes zu würdigen. Sein grauer Überrock war beschmutzt, die Stiefel waren mit Kot bespritzt, am kleinen, dreieckigen Hute hingen die Krempen herab; das Gesicht war ungewaschen, über- nächtig. Es war nicht der scharfe, durchdringende Adlerblick, der sonst aus seinen Augen schoß und wie ein Blitzstrahl traf. Doch auch von finsterm Ernst, von Zorn und Unruhe keine Spur. Eine unbegreifliche Nutze lag auf seinem Antlitz. Verhöhnend riefen die Soldaten ihm nach: „Schau, schau, itzt muescht du auch auschkratze! Glück auf de Rais!" Napoleon verlangte von einem Offizier, er solle ihm sagen, was diese Truppen ihm zuriefen. Der höfische Dolmetscher entgegnete: „Ehrenbezeugungen und Glückwünsche für Eure Majestät!" Der Kaiser schüttelte zweifelnd den Kopf und unterließ es, sich dafür zu bedanken. Zwei Leipziger Bürger standen mitsammen an einem Fenster und sahen den geschlagenen Zwing- herrn dahinreiten. „O Gott," rief der eine und fiel dem andern um den Hals, „wäre dies doch das letztemal, daß wir ihn sehen!" A. Cl. Scheiblhuber. (Deutsche Geschichte.) Heider und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen, tl. Teil. 24

7. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 377

1911 - Breslau : Hirt
377 2. Und nun geht es den mehr als 600 km langen Weg von Ems nach Berlin, den der Schnellzug in kaum einem Tage zurücklegt. Schweigsam lehnt der König in dem Armstuhl seines Salonwagens, selten schweift sein Blick hinaus auf die reichgesegneten Fluren seines Landes. Gar manche Sorge lagert noch auf feinern Haupte. — Wie werden die Hessen, wie wird Hannover die neue Wendung der Dinge aufnehmen? Wird Süddeutschland fest und unerschütterlich zu uns stehen? Da fährt der Zug in einen großen Bahnhof, es ist Kassel. Der Bahn- steig ist von Menschen überfüllt; nicht nur die obersten Spitzen der bürger- lichen und militärischen Behörden — Tausende von Bürgern aller Stände, aller Parteien geleiten den Oberbürgermeister, um die von ihm über- reichte Ergebenheitsadresse mit herzlicher Zustimmung zu begleiten. Und niemand weicht von dem Bahnsteige, bis der König mit seinem Gefolge im Wartesaal sein Mittagsmahl beendet hat. Als er heraustritt und wieder in den Wagen steigt, erneuern sich die jubelnden Hochrufe, das Hüte- und Tücherschweuken. Mit solcher Begeisterung und Liebe empfangen ihn die Hessen. Tiefgerührt und bewegt winkt der Monarch wieder und wieder vom Fenster seines Wagens dem Publikum seinen Dank zu, und dann geht es rasch vorwärts. Es ist eine denkwürdige Reise. Die Liebe und Begeisterung des Volkes, das auf allen Stationen, ja oft weite Strecken längs der Bahn in großen Scharen versammelt ist und dem Könige zuruft: „Auf nach Frank- reich! Auf nach Paris! Hoch König Wilhelm!" scheinen ihn mehr zu tragen als die Flügel des Dampfes, die den Zug dahintreiben. 3. Der Empfang der Hannoveraner in Göttingen, der Braunschweiger in Börssum tut ihm ganz besonders wohl; er weiß jetzt, daß nur ein Sinn in Norddeutschland herrscht, und er zweifelt nicht mehr, daß ihn aucf) der Süden teilen werde. Und ist noch ein Rest von Sorge in seinem Herzen, jetzt weicht er, als es nach Brandenburg hineingeht. Sein ernstes Gesicht heitert sich auf, als er seinen Sohn, den Kronprinzen, erblickt, und als gleich dahinter Bismarck, Moltke und Noon erscheinen; in ihrer Begleitung legt er den letzten Teil seiner Reise zurück. 4. Die Ankunft in der Hauptstadt. 1. Der blumen- und girlandenbekränzte Potsdamer Bahnhof emp- fängt den Zug in Berlin. Der Bahnsteig ist überfüllt — ein donnerndes Hurra, untermischt mit dem Rufe: „Nieder mit Frankreich!" ertönt. Der König steigt aus seinem Salonwagen, reicht dem greisen Wrangel seine Hand und schreitet dann langsam, die Hände links und rechts reichend, nach allen Seiten freundlich grüßend und von den Damen Blumensträuße entgegennehmend, ins Wartezimmer.

8. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 387

1911 - Breslau : Hirt
387 braven Bayern!" Nun wurde der Bayer erst recht redselig und fuhr fort: „Haben's vielleicht gemeint, wir hätten keine Courage nit? Hütten's uns geführt dazumal 1866, königliche Hoheit, hätten's schauen sollen, wie wir die Mqlefizpreußen sakrisch verhauen hätten." Der Kronprinz und seine Begleiter brachen in ein schallendes Gelächter aus über diese frei- mütige Rede des Tapfern. Dann griff der Kronprinz in die Tasche, langte ein Geldstück hervor und gab es dem Bayern mit den Worten: „Du bist ein braver Junge, nimm dies und trinke eins auf meine Gesundheit!" Der „brave Junge" wird sich den Befehl Seiner Königlichen Hoheit gewiß hinters Ohr geschrieben haben. Zu seiner Umgebung aber sagte der Kronprinz, daß ihm noch nie ein Schmeichelwort so großes Vergnügen gemacht habe wie dies offene Wort des bayrischen Soldaten. A. Wolter. (Kaiser Friedrich In.) b) Der Kronprinz und der Fähnrich. 1. Es war im September des Jahres 1879. Auf dem großen Exerzier- plätze bei Königsberg hatte vor Kaiser Wilhelm die Parade des I. Armee- korps stattgefunden. Die von den Strapazen des Tages ermüdeten Truppen, die vorn frühen Morgen an auf den Beinen gewesen waren, hatten ihre Quartiere bezogen. Der Kaiser und der Kronprinz hatten in dem alten, ehrwürdigen Schlosse von Königsberg Wohnung genommen. Zu ihrer Wache war außer einem älteren Offizier auch ein junger, äußerst strebsamer, aber nicht mit irdischen Gütern gesegneter Degenfühnrich kommandiert worden. Es war bereits sehr spät am Abend. Der Kron- prinz kehrte eben in Begleitung seines Adjutanten von einer Festlichkeit zurück, die man ihm zu Ehren veranstaltet hatte. An der Wachtstube vorüberschreitend, winkt er dem außen stehenden Posten zu, die vor- geschriebene Ehrenbezeigung diesmal zu unterlassen, und tritt an das Fenster, um einen Blick in das Innere des Wachtlokals zu werfen. Drinnen im Offizierzimmer faß der junge Fähnrich, vorschriftsmäßig angekleidet, am Tische, das Haupt in die Hand gestützt, die Augen geschlossen. Die Anstrengungen des Tages waren zu groß gewesen; der Schlaf hatte ihn übermannt. 2. Leise trat der Kronprinz näher. Auf dem Tische vor dem jungen Schläfer lag ein angefangener Brief, in dem die Worte standen: „Liebe Mutter! Heute nach der Parade habe ich erfahren, daß ich in den nächsten Tagen zum Offizier befördert werde. Freue Dich mit mir! Doch wie wird's mit der Beschaffung der Offiziersausrüstung? Du hast alles für inich getan, bist arm, und ich muß mir anderweitig Rat schaffen. Schulden, ein herbes Wort! Und wer wird sie bezahlen? ..." 25*

9. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 168

1912 - Halle a.S. : Schroedel
168 uns wieder mit den Mänteln begnügen. Ich wurde mit einer Abteilung abgesandt, Baumstämmchen und Äste aus dem nächsten Gehölz zu holen. Bald sind wir wieder zurück. Die Feuer knistern, brennen. Die Mann- schaften bretzeln und kochen. Der Vollmond geht auf, die Sterne fun- keln. Eine köstliche Viwaknacht! Wir sitzen um die flammenden Holz- stöße, ab und zu weht uns der Rauch in die Nase. Glühwein wird ge- trunken. — Dorther klingt ferner Postenruf, hier wiehert ein Pferd; bald rauscht irgendwo ein leise gehaltener Zornausbruch eines Hauptmanns, der seine Unteroffiziere um sich versammelt hat. Dazwischen Rufen ein- zelner Namen. „Dritte Korporalschaft antreten!" „Sind die Wasser- holer schon da?" Ein Gesang in der Ferne, plötzlich ein lautes Gelächter; hinter dem Rasenstück, wo man den Kopf zum Ruhen legte, ein unendlich langes, leise geführtes Gespräch zweier Freunde aus demselben Dorf, und stiller, stiller wird es. Ich konnte nicht schlafen, bald lag ich in den Furchen eines Kartoffelfeldes, bald über ihnen. Der Tau sank stark herab; mich fror. Ich erhob mich, wickelte mich fest in meinen Paletot und ging ans nächste Feuer. Im Kreise lagen die schnarchenden Mannschaften. Im Biwak entstand Bewegung wie in einem gestörten Ameisenhaufen. „An die Ge- wehre !"----------Ein Füsilier von einer Patrouille naht in raschem Schritte, atemlos: der Mann brachte uns die erste Kriegsmeldung. Noch einmal wurden die Gewehre zusammengesetzt; es sollte, wenn noch angängig, der Kaffee gebraut werden. Erst wuschen wir uns in den Kochgeschirren, dann tranken wir aus denselben Behältern den stark mit Strohhalmen und Gras gemischten Mokka. Und er schmeckte uns nach der kalten Nacht vortrefflich. 6. Der Morgen war völlig angebrochen. Viele Füsiliere lagen noch an den Kochstellen und schrieben einige Worte an ihre Lieben daheim, mancher zum letztenmal. Dann hieß es: „An die Gewehre!", und „Aus der Mitte in Reihen" ging's auf die Landstraße. Rechts und links des Weges lagen gelöschte Wachtfeuer, öde und unbehaglich. Wir marschierten ohne Gesang. Um sieben Uhr überschritten wir mit donnerndem Hurra die Grenze. Wir waren in Feindesland. Hart hinter ihr lag ein erschossener Öster- reicher. Er war bis an die Haare mit seinem Mantel bedeckt. Es war der erste Tote. Dann durchzogen wir ein böhmisches Städtchen und mach- ten kurzes Rendezvous im Korn. Ein eigentümlich Gefühl, in das reifende Weizenfeld zu treten. Aber kein Platz war sonst zu finden, und jede Schonung hat aufgehört. Jetzt gillls — du oder ich! Das Friedens- land mit seinen Satzungen und Gesetzen dämmert irgendwo weit, weit hinter uns. Und wieder vorwärts! Die Sonne brannte wie in Innerafrika. Ein sengend heißer Tag stand uns bevor. Kaum waren wir drei bis vier

10. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 241

1912 - Halle a.S. : Schroedel
241 abends noch über Nacht etwas gehört.. Die Leute glaubten, er sei zu dem zurückgelassenen Gepäck zurückgekehrt, um sein Leben mit den Konserven zu fristen und auf Hilfe zu warten. Islam hielt ihn für tot.“ „Ungefähr ein Glas Wasser, die letzten Tropfen, waren am Morgen noch übrig. Mit der Hälfte davon wurden den Männern mittags die Lippen angefeuchtet. Als abends der Rest verteilt werden sollte, stellte es sich heraus, daß Kasim und Mohammed Schah, die die Kara- wane geführt, diese Tropfen ausgetrunken hatten. Alle, sowohl meine Leute, wie die Kamele, sind außerordentlich schwach. Gott helfe uns!“ (Das folgende 20- Kapitel trägt die Überschrift „Der Untergang der Karawane“; das 21. hat als Überschrift das eine Wort „Gerettet“: Alle Kamele bis auf eins, alle Begleiter Hedins bis auf zwei erliegen der Hitze und der Trocknis des Sandes. Hedin, der in der höchsten, letzten Not eine Wasserstelle entdeckt, wird der Retter des Rests der Karawane.) Sven Hedin. 137. Eigentümlichkeiten der Chinesen. 1. Gar vieles ist bei dem „schwarzhaarigen Volke des Reiches der Mitte“ ganz anders als bei uns „Menschen der westlichen Meere“. Zwar gehen die vierhundert Millionen Chinesen auch nicht auf den Händen und stellen sich nicht auf den Kopf, und im Schlafen und Wachen sieht man sie vor uns „Westländern“ nichts Besondres tun, außer daß sie auf harten Brettern, auf einer Binsenmatte und auf Stroh schlafen, daß sie ihre Kopfkissen oft mit Spreu füllen und aus Holz, Leder oder sonst etwas verfertigen. Die „Chinesenmenschen“ sind keineswegs dumm zu nennen, sondern es gibt unter ihnen eine stattliche Anzahl hochbegabter Männer und Frauen. Tüchtige Kaiser und gute Staatseinrichtungen, blühende Felder und lachende Landschaften, die sich wie die hängenden Gärten der Semiramis ausnehmen, kannte man in China schon zweitausend Jahre vor Christus, als in Deutschland noch weit und breit Urwald war und unsre Vorfahren auf Pfahlbauten oder in Höhlen ihr „kaltes“ Dasein fristeten, meist von der Jagd lebten und sich auf die Bärenhaut legten. 2. Während wir unsre aus Leder gefertigten Schuhe schwarz an- streichen, bemalt der Chinese die sehr dicken Sohlen seiner meist aus Zeugstoff hergestellten Schuhe mit einer weißen Farbe, da man mit ihnen ja nur Staat macht und sie bloß bei schönem Wetter anzieht. Wird man unterwegs plötzlich vom Regen überfallen, so zieht man Schuhe und Strümpfe schleunigst aus und wandert mit den „ent- blößten braunen Füßen“ weiter. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Iiia. 1912. Ig
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