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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 188

1911 - Leipzig : Dürr
188 Prosaheft Vil Drang", Guelfo in den „Zwillingen" wollen gleichfalls Einsiedler werden; Erwin in Goethes Singspiel nimmt wenigstens die Maske des Einsiedlers vor. Der Einsiedler gehört zum Apparat des Ritterdramas. In Goethes „Satyros" wird er verherrlicht, Klinger deckt im „Faust" auch in einer solchen Menschenseele die verborgene Schlechtigkeit ans. Das Leben als Land- oder Gartenbebauer, als Schäfer gilt für ein Ideal. Davon schwärmen La Feu und Katharine in „Sturm und Drang", Strephon und Seraphine in Lenzens „Die Freunde machen den Philosophen." Die letzte Szene in Klingers „Leidendem Weib" zeigt uns den Gesandten auf einem Acker grabend, zwei Kinder in der Furche spielend, Franz einen Baum pfropfend; es ist ihnen wohl; eine Last ist ihnen abgenommen worden, da man ihnen Vermögen und Ehren- stellen nahm; sie sind glücklich, sich leben zu dürfen. Julius von Tarent verlangt ein Feld für sein Fürstentum und einen rauschenden Bach für sein jauchzendes Volk! Einen Psiug für sich und einen Ball für seine Kinder; Blanea schwärmt: „Ha — jetzt sind wir da — in dem entferntesten Winkel der Erde! — Diese Hütte ist klein; Raum genug zu einer Umarmung. — Dies Feldchen ist enge — Raun: genug für Küchenkräuter und zwei Gräber; und dann, Julius, die Ewigkeit; — Raum genug für die Liebe!" und der Dichter des Stückes malt sich in einem Briefe ein ähnliches „poetisches Schüferleben" mit einer Freundin und deren Manne aus. Der unglückliche Sprickmann schreibt: „Alles ist verdreht und nirgends Genuß für den ganzen Menschen, wenn nicht in Amerika Friede mit Freiheit kömmt — freier Bürger auf eigenem Acker, das ist das Einzige! Da ist Beschäftigung für Körper, für Ge- fühl und Verstand zugleich — alles andere, Wissenschaft und Ehre und, was wir sonst noch für schöne Raritäten haben, ist alles einseitig und barer Quark. Hier fließt schon anderes mit ein. Kehrte man zur Natur zurück, so mußte mit dem Unterschied der Stände, mit den Vorschriften der Mode und Konvenienz, mit der Bildung im engeren Sinne und weiter- hin auch mit der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung gebrochen werden. Der Mensch wurde in echter angeborener Schönheit und Würde wieder hergestellt, die durch den Unterschied der Stünde, durch die Kon- venienz und Mode verdunkelt worden waren. Der Mensch wurde dem Bürger, dem Freunde, dem Christen, dem Untertanen, dem Fürsten gegenübergestellt. Nicht Mensch sein zu dürfen scheint Bruder Martin in Goethes Götz das Beschwerlichste; König Philipp gibt dem Marquis Posa als höchsten Beweis seiner Gunst die Erlaubnis, Mensch zu sein. Die Würde der Menschheit wurde feierlich verkündet, der Mensch als ein freies Individuum von jedem Zwang und Druck befreit. Gegen alles Konventionelle eröffneten die Stürmer und Dränger

2. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 200

1911 - Leipzig : Dürr
200 Prosaheft Vii elender geworden wären. Darauf konnte niemand bessere Auskunft geben als Götz von Berlichingen. In diese Zeit nationaler Verwirrung und dennoch allgemeiner Blüte sieht Goethe fremde Anschauungen Hineinbrechen und Zwiespalte im Herzen des deutschen Volkes hervortreten, an denen, Goethes Ansicht nach, die besten Männer zugrunde gehen. Sein Held, ein Deutscher vom reinsten Gehalt und reinsten Gepräge, aus eigener edler Natur daran gewöhnt, sich schuldlos auf deutschem Boden zu bewegen, so lange rein vater- ländische Quellen ihn tränken, sieht plötzlich die verräterischen welschen Gewässer zu uns herüberfließen und, von ihnen herausgelockt und ge- nährt, eine giftige Saat rings um sich her aufsprießen. Es wächst ihm über den Kopf. Seine Begriffe verwirren sich, er wird zum Rebellen ohne es zu wollen und zum Verbrecher ohne zu wissen. Was kümmerte sich das neue römische Recht um jene alte deutsche Ge- setzgebung, in der jedes Dorf, womöglich jedes Haus seine eigenen natürlichen Gesetze hatte, jedes vom anderen doch ebenso verschieden, als der Horizont selber immer als ein anderer jedem, der vor die Türe trat, vor Augen stand. Es geht einem durch Mark und Bein, wenn Götz vor den Augsburger Bürgern im Gerichtssaal vor allen Dingen wissen will, was aus seinen Knechten geworden sei. Götz weiß nicht mehr aus und ein diesem Rechte gegenüber, das keinen Unterschied der Verhält- nisse kennt. Weislingen wiederum geht zugrunde an einem Hofe, in den welsche Feinheit und Verlogenheit eindringt. Alles schließlich unterliegt den Ränken und den Reizen Adelheids, der das deutsche Blut verderbt worden ist und die Goethe so ver- führerisch schilderte, daß er, wie in Dichtung und Wahrheit erzählt wird, sich am Ende selber in sie verliebt hatte. Überall scheint Redlichkeit verloren Spiel zu haben gegen macchiavellistische Klugheit, und die roma- nische unpersönliche Formel wird Herr über die individuellen Gedanken des deutschen Rechtes. Aus der Einsamkeit des Lebens mit der Natur drängt sich der deutsche Ritter, der eigentliche Repräsentant des Volkes in Goethes Sinne, in die Städte und an die Höfe. Daher Goethes Motto für sein Drama: Das Herz des Volkes ist in den Kot getreten und keiner edlen Begierde mehr fähig. Wie stellen wir uns zu diesen Anschauungen? Wir sehen Goethe befangen in unvollkommener Kenntnis unserer Geschichte. Wir wissen heute den Wert dessen, was wir fremden Nationen schulden, anders zu schätzen. Wir haben die Gedanken autochthoner Kunst, Dichtung und Sprache im Sinne früherer Generationen auf- gegeben. Wir sehen die große, allgemeine Bewegung der Völker um uns her und empfinden, daß die Deutschlands mit ihr aufs innigste verbunden sei. Unsere Reformation verdanken wir dem Studium der Griechen und Römer, unseren heutigen deutschen Stil dem Einflüsse der

3. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 318

1911 - Leipzig : Dürr
318 Prosaheft Vii. Mann des Volkes. Wie in der Religion, so ist ja auch auf allen Gebieten des häuslichen und öffentlichen Lebens das durch keine Ver- standestätigkeit Vermittelte, das aus der Einheit unseres geistigen Wesens unbewußt Hervorkeimende, die Liebe zu unseren Angehörigen, die Liebe zu unseren Freunden, die Liebe zum Vaterlande das unvergleichlich Beste von allem, was wir unser nennen. 35. Die Selbstsucht) der Grundzug des römischen Wesens. Rudolf von Jhering, Geist des römischen Rechts, Teil 1. (Leipzig, Verlag von Breitkopf & Härtel.) -Kaum ein anderes Volk hat eine so unverwüstliche Nationalität be- sessen und so fest daran gehalten wie die Römer. Nicht der Absperrung bedurfte diese Nationalität, um sich zu behaupten, nicht der Abwehr- fremder Elemente; im Gegenteil, sie forderte alle Völker heraus, sich mit ihr zu messen, nahm masfenweis fremde Elemente in sich auf, die rasch zersetzt sich dem römischen Wesen assimilierten, ohne ihrerseits beträcht- liche Rückwirkungen auf dasselbe auszuüben. In der Blütezeit Roms, auf die wir uns bei dieser Charakteristik beschränken, steht die römische Nationalität da wie ein Fels im Meer, an dem die Völker der alten Welt wie Wogen sich brechen. Wie vertrügt sich mit dieser Energie, die das Nationalitütsprinzip in Rom entfaltet, jene universelle, antinationale Mission des römischen Volkes? Das universelle Moment im römischen Charakter geht hervor aus einer Eigenschaft, die nach der einen Seite ebensowohl eine expansive, universelle, wie nach der anderen eine kontraktive, exklusive Tendenz hat — der Selbstsucht. Die Selbstsucht, die sich selbst zum Mittelpunkt der Welt macht, alles nur auf sich bezieht, kommt nicht in Gefahr sich zu vergessen, ihre partikularistisch-exklusive Stellung aufzugeben, ihre Universalität besteht bloß darin, daß sie alles begehrt. Diese Expansions- kraft des Begehrungsvermögens, wie sehr sie immerhin mit der eng- herzigsten Gesinnung verbunden sein möge, dient doch objektiv der Ge- schichte als ein sehr wirksames Mittel der Universalität. Rom liefert uns dazu den glänzendsten Beleg. Selbstsucht ist das Motiv der römischen Universalität, Selbstsucht der Grundzug des römischen Wesens. Es gibt eine kleinliche Selbst- sucht, kleinlich in moralischer und intellektueller Beziehung, kurzsichtig in ihren Berechnungen, ohne Energie in der Ausführung, in augenblick- lichen, kleinlichen Vorteilen ihre Befriedigung findend. Es gibt aber auch eine grandiose Selbstsucht, großartig durch die Ziele, die sie sich gesetzt hat, bewundernswert in ihren Konzeptionen, ihrer Logik und Fern- sichtigkeit, imponierend durch die eiserne Energie, die Ausdauer und Hin- gebung, mit der sie ihre fernen Ziele verfolgt. Diese zweite Art der

4. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 323

1911 - Leipzig : Dürr
R. Schwemer, Das Kaisertum Karls des Großen. 323 Behauptung derselben zur Pflicht zu machen. Diese Kräfte und Be- strebungen aber nehmen die Vorstellung des großen Ziels, so wie das Bewußtsein, daß ihre Tätigkeit zur Erreichung desselben unerläßlich ist, mit sich auf den Weg. Dies genügt ihnen, damit ist ihre Selbstsucht abgefunden, und jetzt reflektieren, fragen und zweifeln sie nicht, sondern sie handeln und handeln mit ganzer Hingebung, unermüdlicher Ausdauer, voller Energie. So läßt sich der römische Charakter mit seinen Tugenden und Fehlern als das System des disziplinierten Egoismus bezeichnen. Der Haupt- grundsatz dieses Systems ist, daß das Untergeordnete dem Höheren, das Individuum dem Staat, der einzelne Fall der abstrakten Regel, der Mo- ment dem dauernden Zustand geopfert werden müsse. Diese Anforderung, objektiv in der Tat nichts als ein Ausfluß der Zweckmäßigkeitsidee, ist durch die nationale Ansicht zur ethischen Notwendigkeit, Sittlichkeit, Pflicht gestempelt, und die gewaltige moralische Kraft des römischen Volkes bewährt sich vor allem an der Bereitwilligkeit, mit der es sich diesem, wenn ich so sagen darf, konventionellen Pflichtenkodex fügt, sich der durch die bloße Nützlichkeitsidee diktierten Notwendigkeit unbe- dingt unterwirft. Sich felbst zu bezwingen ist schwerer als andere. Ein Volk, dem bei der höchsten Freiheitsliebe dennoch die Tugend der Selbstüberwindung zur zweiten Natur geworden, ist zur Herrschaft über andere berufen. Aber der Preis der römischen Größe war freilich teuer. Der unersättliche Dämon der römischen Selbstsucht opfert alles seinem Zweck, das Glück und Blut der eigenen Bürger, wie die Nationalität fremder Völker. Gemüt und Phantasie schrecken vor seinem eisigen Hauch zurück, die Grazien fliehen seine Nähe, für ihn selbst hat nur Wert, was Zweck oder Mittel zum Zwecke ist. Die Welt, die ihm gehört, ist frostig, der schönsten Güter beraubt, eine Welt der abstrakten Maximen und Regeln — eine großartige Maschinerie, bewundernswürdig durch ihre Festigkeit, die Gleichmäßigkeit und Sicherheit, mit der sie arbeitet, durch die Kraft, die sie entwickelt, alles zermalmend, was sich ihr wider- setzt, aber eben eine Maschine; ihr Herr war zugleich ihr Sklave. 36. Pas Kaisertum Karts des Großen. Richard Schwemer, Papsttum und Kaisertum- (Stuttgart, Verlag der I. G. Cottaschen Buchhandlung Nachf. 1899.) Das römische Reich war an innerer Enkkrüftung, an Verödung zu- grunde gegangen, nicht durch die Germanen. Das siegreiche Eindringen der Germanen war nur ein Symptom des Unterganges gewesen, nicht die Ursache. Ihr Einbruch hatte natür- lich Heimsuchung und Zerstörung mit sich gebracht, denn sie kamen als Eroberer; allein kaum in Besitz, wurden sie zu Verteidigern des Reiches 21 *
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