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61. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 334

1911 - Leipzig : Dürr
334 Prosaheft Vii. wickeln sich die Völker schließlich immer in der Richtung, die ihnen durch ihre Begabung und die natürlich wirkenden Ursachen vor- geschrieben sind. Und so hat denn die Verbindung mit Rom und dem Imperium Romanum seit den Tagen der Varusschlacht bei den eigenwilligen und trotzköpfigen Germanen Widerspruch gefunden, sobald sie darauf hinaus lief, einen universalen und absoluten Staat verkörpern zu wollen. Sie hat stets einen ftorfeu Reiz auch auf die germanischen Völker aus- geübt, insofern sie zugleich eine Kulturgemeinschaft in sich schloß, zu der sich diese Völker, auch schon seit den Tagen der Varusschlacht, immer hingezogen fühlten. Die Fähigkeit der Begeisterung, die die Germanen allem Großen entgegenbringen, das warme Verständnis, das ihre auserlesenen Geister dem erhabenen Gedanken der Weltreligion und später dem Geiste der Antike überhaupt entgegenbrachten, hat sie immer aus sich herausgeführt, allein eine aus dieser Kulturgemeinschaft hervor- wachsende staatliche Gemeinschaft blieb regelmäßig ohne Dauer, sie führte immer zu einem Rückstoß. 37. Das Kaisertum und die deutsche Mation. ®. Kaufmann, Ullsteins Weltgeschichte, Hrsg- von I. v. Pflugk-Harttung. Bd. 2. (Berlin, Verl, von Ullstein u. Co., 1909.) Unter den Staaten der lateinischen Christenheit überragte das deutsche Königtum im zehnten Jahrhundert alle anderen, gewann und behauptete in der Ehre des Kaisertums die Führung der Christenheit. Eine wirkliche Herrschaft über die ganze abendländische Christenheit haben die Kaiser freilich nie ausgeübt, sondern außer in Deutschland nur in Burgund und Italien, die dem deutschen Reiche angegliedert waren, und auch in diesen beiden Nebenreichen immer nur vorübergehend; meist nur solange sie dort überlegene Mannschaften hielten. Das Kaisertum war kein Gebiet mit festen Grenzen und Rechten, kein geographischer Begriff, sondern ein ideeller. Es war mehr nur ein die Völker freilich stark ergreifender Nachklang des römischen Reiches, eine die Menschen beherrschende Erinnerung an die von den Mängeln der Wirklichkeit ge- reinigte Herrlichkeit dieses Weltreiches, nicht eine Erneuerung dieses Reiches. Aber die historische Bedeutung des Kaisertums deutscher Nation war darum nicht gering, sie ist vielmehr sehr groß gewesen, sie ist kaum zu überschätzen. Diese Bedeutung liegt einmal darin, daß sich die Staaten des Abendlandes in ihm doch als eine Gemeinschaft fühlten, daß dieses Gefühl auch erhalten blieb, nachdem die Erinnerung an die einstige Zugehörigkeit zu der karolingischen Monarchie ihre Wirksamkeit verlor, sodann darin, daß der Gedanke des Weltreiches den Gedanken

62. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 339

1911 - Leipzig : Dürr
D. Schäfer, Das Zeitalter der Entdeckungen und die Hanse. 339 tigten Stolz, daß das deutsche Bolk in jener Periode an der Spitze der abendländischen Welt stand, ihr das weltliche Haupt gab und das kirchliche beschützte, Italien, das Mutterland der christlichen Kultur, aus innerer Zerrüttung erlöste, ihm die Griechen und Sarazenen abwehrte und endlich diese Kultur über die Völker und Gebiete des Ostens und Nordens verbreitet hat. 38. Das Zeitalter der Entdeckungen und die Kante. Dietr. Schäfer, Vortrag, gehalten zu Bremen 1896 (Hansische Geschichts- ' blätter Xxv). Wer sich mit der hansischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts beschäftigt, dem kommt leicht der Gedanke, daß es für die Erkenntnis dieser Geschichte fruchtbringender sein möchte, sich mit dem zu befassen, was die Hanse nicht, als mit dem, was sie getan hat. Unwillkürlich drängt sich die Vorstellung ans, daß das sechzehnte Jahrhundert, das Zeit- alter der großen Entdeckungen, das Jahrhundert, in dem der Blick des Europäers anfing, die Welt zu umspannen, dem Verkehr nicht nur neue Bahnen gewiesen, sondern ihn auch auf ganz neue Grundlagen gestellt haben müsse. Der Mensch des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, dem die Erde wirklich ein Wirtschaftsgebiet geworden ist, kann es sich kaum anders denken, als daß Weltverkehr interozeanisch, transatlantisch sein müsse. Der Anteil an derartigem Verkehr erscheint ihm entscheidend für die Stellung der Völker in Handel und Schiffahrt, und leicht überträgt er diese Auffassung auf frühere Jahrhunderte. Der heutige Vortrag soll sich mit der Frage beschäftigen, wie weit das richtig ist, und vor allem wie weit die im sechzehnten Jahrhundert eröffneten neuen Beziehungen europäischer Völker zu transozeanischen Gebieten Einfluß gewonnen haben auf die Stellung der Hanse. Man pflegt zu sagen, die Hanse sei vor allen Dingen deshalb zu- rückgegangen, weil sie sich an dem neuen Verkehr mit den beiden Indien nicht beteiligt habe. Erklärend fügt man hinzu, daß die westeuropäischen Völker durch ihre Lage gleichsam einen Vorsprung gehabt Hütten, daß es ganz natürlich sei, daß sie in einem Handel, der sich überwiegend auf den Weltmeeren bewegt habe, vor den binnenwürts gelegenen deutschen Städten den Vorsprung gewannen. Nicht nur in populären, sondern auch in fachwissenschaftlichen Büchern und Schriften kann man diese Auffassung in den verschiedensten Wendungen wiederholt finden. Auch wer den Dingen gar nicht tiefer nachforscht, wird sich leicht zu Zweifeln an der Richtigkeit dieser Auffassung bewogen fühlen. Denn noch in unseren Tagen spielt sich der Handel der europäischen Völker ganz überwiegend innerhalb des Erdteils ab, wenn auch der Verkehr mit

63. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 455

1911 - Leipzig : Dürr
G. Schmoller, Entstehung und Entwickelung des Handels. 455 nach dem Königreich Sachsen 326 200, nach der Rheinprovinz 343 000, nach Westfalen 246 100. In der Hauptsache hat sich diese Wander- bewegung, durch welche die Jndustriebezirke und Hafenstädte einen großen Teil der Bevölkerungszunahme des platten Landes und namentlich des Ostens an sich zogen, erst seit dem Ende der siebziger Jahre abgespielt, und sie war eine wichtige Voraussetzung für die rasche Entfaltung der deutschen Industrie in diesem Zeitraum. 51. Entstehung und Entwickelung des Kandels. Gustav Schmoller, Grundriß der allgemeiueu Volkswirtschaftslehre I. 7- bis 10. Tausend. (Leipzig, Duncker & Humblot, 1908.) Ein gewisser Handel und Tauschverkehr hat sich sehr frühe ent- wickelt. Wir kennen kaum Stämme und Völker, die nicht irgendwie durch ihn berührt würden. Die verschiedene technische und kulturelle Entwickelung schuf in der allerfrühesten Zeit bei einzelnen Stämmen bessere Waren- und Werkzeuge. Die Natur gab verschiedene Produkte, welche bei den Nachbarn bekannt und begehrt wurden. Und überall hat sich die Tatsache wiederholt, daß der Wunsch nach solchen Waren und Produkten Jahrhunderte, oft Jahrtausende früher lebendig wurde als die Kunst sie herzustellen. Für viele war dies ja an sich durch die Natur ausgeschlossen. Der erste Handel und Tauschverkehr war nun aber lange ein solcher ohne Händler. Schon in der Epoche der durchbohrten Steine gelangen Werkzeuge und Schmucksachen von Stamm zu Stamm auf Tausende von Meilen. Ein sprachloser, stummer Handel besteht noch heute am Niger: auf den Stammgrenzen kommt man zusammen, legt einzelnes zum Austausch hin, zieht sich zurück, um die Fremden eine Gegengabe hinlegen zu lassen, und holt dann letztere. Innerhalb des- selben Stammes hindert lange die Gleichheit der persönlichen Eigen- schaften und des Besitzes jedes Bedürfnis des Tausches. Auch auf viel höherer/Kulturstufe finden wir noch einen Handel ohne Händler, wie z. B. zwischen dem Bauern des platten Landes und dem Handwerker der mittelalterlichen Stadt lange ein solcher Austausch der Erzeugnisse stattfindet, ein Handel zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten. Zwischen verschiedenen Stämmen geben die Häuptlinge und Fürsten am ehesten die Möglichkeit und den Anlaß zum Tausch; daher sind lange diese Spitzen der Gesellschaft die wesentlich Handeltreibenden. In Mikronesien ist heute noch dem Adel Schiffahrt und Handel allein vorbehalten; die kleinen Negerkönige Afrikas suchen noch möglichst den Handel für sich zu monopolisieren. Ähnliches wird von den älteren russischen Teil- fürsten berichtet. Die Haupthündler in Tyrus, Sidon und Israel waren die Häuptlinge und Könige.

64. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 462

1911 - Leipzig : Dürr
462 Prosaheft Vii. wichtige Funktionen der Volkswirtschaft versieht. Aber ihre einseitige Herrschaft wird, wo sie besteht oder droht, mehr und mehr durch ent- gegenwirkende Einrichtungen und Organisationen zurückgedrängt und be- schränkt werden. 53. Das Geld. Theodor Mommsen, Gesammelte Reden und Aufsätze. (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1905.) Der ursprüngliche Verkehr ist Tausch, das heißt die Auswechselung zweier Waren, von denen jede dem gegenwärtigen Besitzer entbehrlich ist und das Bedürfnis des anderen Teils unmittelbar befriedigt. Ein Ver- kehr dieser Art ist notwendig in sehr enge Grenzen eingeschlossen. Im Kleinverkehr mag es auf dem Dorfe vorkommen, daß der Schneider dem Schuster den Rock und dieser dafür jenem die Stiefel macht; in der Stadt reicht man damit nicht aus. Im Großverkehr ist der Tausch besser angebracht; es ist angemessen, daß wir unser Korn nach England und von da Kohlen zurückbringen. Aber auch der Kaufmann kann mit dem Tausch allein nicht bestehen; denn er ist dadurch gezwungen, immer soviel Ware zu kaufen, wie er verkauft, und nie mehr zu verkaufen, als er einkauft. Die Bedingung jedes ausgedehnten Warenaustausches, die Bedingung des freien Handels ist die Feststellung eines Gegenstandes, der zur allgemeinen Vermittelung geeignet ist. Der ältesten Zeit, wo die grüne Erde noch ungeteilt und die Weide frei und grenzenlos war, lag dafür nichts so nahe wie das Handwerk, dessen Mehrung jedem Haushalt unmittelbar nützlich war. Noch heutzutage ist bei den so- genannten wilden Völkern die übrige Habe wesentlich dieselbe, und auch jetzt noch unterscheidet sich bei ihnen der Reiche vom Armen allein durch die Zahl der Rinder, der Stuten oder der Kamele. So ist es in der Urzeit der Römer und Griechen, so in der germanischen Urzeit gewesen: man rechnet nach Rindern und Schafen, und das Rind ist sozusagen das Großgeld, das Schaf das Kleingeld: zehn oder zwölf Schafe gelten soviel wie ein Rind. Aber dies Verkehrsmittel reicht bald nicht mehr; der steigende Ver- kehr bedarf eines festeren und feineren Vermittlers und findet diesen einzig im Metall. Das Metall ist dauernder als fast alle übrigen Waren. Viele Ursachen, die andere Waren verderben, haben dem Metall nichts an. Ebendaher ist es auch beweglicher, sein Transport mit verhält- nismäßig geringen Kosten und Gefahren verbunden; besonders seit die Seeschiffahrt beginnt und der überseeische Handel, muß das Metall als Tauschmittel an die Stelle des Herdenviehs getreten sein. Es ist all- gemein gültiger: die Brauchbarkeit des Metalles ist weniger als die der meisten anderen Waren von klimatischen und sonstigen örtlichen Ver- schiedenheiten abhängig. Es ist einer scharfen Wertbestimmnng mit

65. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 465

1911 - Leipzig : Dürr
Th. Mommsen, Das Geld. 465 Altertum zu der Bilduug sich selbst regierender Großstaaten und zu der eines wahrhaft international geordneten Staatensystems nicht gelangt ist, so ist es auch im Geldwesen durchaus über das Metall nicht hin- ausgekommen. Zu fester und selbständiger Entwickelung ist das Metall als allgemeiner und ausschließlicher Wertmesser im Altertum an zwei verschiedenen Punkten gelangt, deren Gegensatz bedeutsam ist. Es gibt zwei gleich uralte und gleich selbständige Festsetzungen dieser Art; die eine gehört dem asiatischen Osten an, die andere der italischen Halb- insel. Seit es eine Geschichte gibt, finden wir im inneren Asien Gold und Silber nebeneinander als allgemein vermittelnde Waren verwendet, in Italien dagegen in gleicher Stellung das Kupfer. Jene Ordnung, die auf der gesetzlichen Feststellung des Wertverhültnisses der beiden edlen Metalle zueinander ruht, tritt uns mit historischer Bestimmtheit zuerst entgegen im Persischen Reich; sicher aber hat sie im Orient ge- golten, seit die Despotie, namentlich das Großkönigtum daselbst über- haupt zu fester Form gelangt ist. Einfacher war die italische Ordnung; man kaufte und verkaufte hier gegen Kupfer nach dem Gewichte. Forschen wir nach der Entstehung dieser Systeme, so liegt die des letzteren auf der Hand. In ältester Zeit, wo man das Eisen noch nicht zu bearbeiten, namentlich nicht gehörig zu stählen verstand, war das Kupfer alles in allem, war nicht nur der Kessel und der Harnisch von Kupfer, sondern auch die Pflugschar, das Messer, das Schwert; und Italien selbst erzeugte von diesem Metall nur eine äußerst geringe Quantität. Große und reiche Landschaften, wie namentlich Latium, waren dafür durchaus auf die Einfuhr von außen her angewiesen; überhaupt aber verbrauchte Italien weit mehr Kupfer, als es hervor- brachte. Unter solchen Verhältnissen war es wohl natürlich, daß jeder Käufer für seine Ware bereitwillig Kupfer nahm; und damit erhielt dieses Metall in Italien als höchst nötige und immer knapp vorhandene, deshalb stets begehrte Ware den Charakter des allgemein gültigen Tausch- mittels, zuerst gewohnheitsmäßig und dann auch durch gesetzliche Ordnung. Ganz anders im Orient. Wenn dort seit frühester Zeit Gold und Silber in festem Verhältnis zueinander als allgemeiner Wertmesser gelten, also eben das System besteht, das im wesentlichen noch in den heutigen Münzordnnngen herrscht, so beruht dies ohne Zweifel aus der uns Occidentalen seltsam erscheinenden, aber mit dem Wesen des Orients und der Orientalen aufs engste und innigste verwachsenen Neigung des Schätzesammelns, wie sie poetisch niedergelegt ist in dem indischen Märchen von den goldgrabenden Ameisen, in der arabischen Legende von der Höhle Aladdins voll ungezählter Goldstücke und herrlichsten Geschmeides; wie sie in ernsterer Weise sich ausdrückt in dem orientalischen Staat, dessen Ideal für die Untertanen jene goldgrabenden Ameisen sind, für den Herrscher jener Besitzer des Feenhortes. Das Aufhäufen des Lorentzen-Rode-Weise, Prosahest Vii. 30

66. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 467

1911 - Leipzig : Dürr
Th. Mommsen, Das Geld. 467 gerichtete öffentliche Zusicherung des konventionellen Wertes; welche Zu- sage innerhalb der Grenzen des prägenden Staates selbst dann auf Geltung Anspruch hat, wo sie nachweislich der Wahrheit widerstreitet. Insofern ist die Münze ein mächtiger Faktor in der staatlichen Ent- wickelung. Eine wichtige Tätigkeit, die eigentlich privater Natur und ursprünglich den Privaten überlassen war, wird diesen entzogen und von dem Gemeinwesen übernommen. Die folgerichtige und pflichtmäßige Handhabung der neuen Institution bringt den Mitgliedern des Gemein- wesens ebenso unermeßlichen Vorteil als die willkürliche und gewissenlose ungeheuren Schaden, wie denn das Emporkommen besonders der großen griechischen Handelsstädte, vor allem Athens, in erster Reihe auf ihren Münzordnungen ruht. So zieht die Landesmünze die Bande des Ge- meinwesens fester zusammen; sie steigert, wenn der Ausdruck erlaubt ist, das zentripetale, das kommunistische Element, das jedem Staatswesen ebenso notwendig ist wie sein Gegensatz. Von Haus aus ist mit der Münze der Begriff der Staatshoheit verknüpft und findet in ihr seinen sinnlichen Ausdruck: nur der Staat ist ein vollfreier, der Münzen jeden Wertes mit eigenem Bild und eigener Schrift zu schlagen befugt ist; von Haus aus bezeichnet das Wappen den Freistaat, das Bild des Herrschers das monarchisch regierte Reich. So ist die Münze, indem sie den ganzen menschlichen Verkehr durchdringt, das lebendige Abbild der Allgegenwart des Staates und jedes einzelne Geldstück ein Ver- kündiger, ein wandelnder Zeuge von den politischen Institutionen seiner Heimat. Aus eben diesem Grunde ist es von vornherein gewiß, daß die Münze nur im Occident entstanden sein kann; denn im Orient gibt es nicht Politik, sondern nur Despotie, wohl Reiche, aber keine Gemein- wesen. Und so zeigt es uns auch die Geschichte. Die Gold- und Silberwährung ist im Orient zu Hause, die Münze in Griechenland. In der Metallwührung sind die Griechen nicht selbständig wie die Orientalen und die Italiker. Wohl wird in den Homerischen Liedern zur Bestimmung der Werte neben dem Vieh auch in mannigfacher Art das Metall, besonders Gold und Eisen verwendet; aber zu einer all- gemein gültigen und selbständigen Metallwührung in der Epoche vor- dem Auskommen der Münze sind die Griechen nicht gelangt; vielmehr stehen sie im Westen, besonders in Sizilien, dafür unter dem Einfluß der italischen Kupfer-, im Osten unter dem der asiatischen Gold- und Silberwährung, nur daß bei diesen, besonders bei den europäischen Griechen, die ihren beschränkteren ökonomischen Verhältnissen ange- messenere Silberwährung von Haus ans überwogen hat und die Gold- währung zurücktritt. Indes, ganz wie das Alphabet der Konsonanten- reihe nach in Asien entstanden, in Griechenland aber die Vokale demselben eingefügt worden sind, so haben Asien und Griechenland die 30*

67. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 469

1911 - Leipzig : Dürr
Th. Mommsen, Das Geld. 469 und doch schickt sich dieses alles recht wohl zusammen, sind es doch vier der gewaltigsten irdischen Dinge, die in die Schöpfung der Münze sich teilen: Staat, Handel, Kunst und Wissenschaft. Wer über Münzen spricht, der hat ein Recht darauf, Zahlen vorzu- bringen; und obwohl ich mich dieses Rechtes mit Bescheidenheit bedienen werde, so würde ich doch dem Gegenstand nicht genügen, wenn ich ganz schwiege von den Anfängen des Münzsystems. Die älteste asiatische Ordnung von Maß und Gewicht ist erst vor wenigen Jahren uns genau bekannt geworden durch die von Layard in Ninive gefundenen, mit Wertanf- schriften in verschiedenen Sprachen versehenen uralten Königsgewichte. Dieses System dreht sich durchaus um das Ganze von sechzig Teilen. Manche Stücke dieses Systems sind uns allen wohlbekannt und heute noch geläufig: wenn wir die Ekliptik in 360 Grade, wenn wir die Stunde in 60 Minuten, die Minute wieder in 60 Sekunden teilen, wenn unsere Zeitordnung, soviel irgend andere Rücksichten es zulassen, um die Ziffer 12, 60 und 360 sich bewegt, so ist das eben altererbte Wissen- schaft von den Ufern des Euphrat, die Weisheit der Chaldäer des alten Testaments, die hierin heute noch die Welt regiert. Ganz ebenso war einst auch das Gewicht geteilt: das große Gewicht — das Talent der Griechen — zerfiel in 60 Manahs oder Minen, die Mine in 60 kleine Einheiten; und diese letzte Einheit, von der 3600 auf das Talent gingen, ist nichts anderes als jenes große Goldstück, der phoküische Stater vom dreifachen Gewicht des früheren Friedrichdor. Es war also das Gulden- system, das hier zugrunde lag; und ganz wie dem Gulden, der Rechnung von sechzig Kleinmünzen ans die Großmünze, das Stück von hundert Sons, der französische Fünffrankentaler Konkurrenz gemacht und denselben bedrängt und verdrängt hat, ganz ebenso ist es im Altertum gewesen. Aus die asiatische Mine gehen sechzig Münzstücke, auf die griechische fünfzig Münzstücke oder hundert Münzeinheiten, hundert Drachmen. Der Kampf des dezimalen Systems also mit dem duo- dezimalen , wie er noch vor einigen Jahrzehnten bei uns geführt wurde, ist bereits 3000 Jahre alt; und das Recht darin, soweit man von einem solchen hier sprechen kann, möchte wohl sich finden aus seiten der alten Chaldäer und ihrer späteren Nachfolger, unserer lieben Brüder in Schwaben. Denn hinsichtlich der praktischen Bequemlichkeit für den täglichen Verkehr kommt der Zahl 60 in der Tat keine andere gleich, da sie für alle Zahlen bis 6 sowie für 10 und 12 gleiche Teile ergibt. Auch der Gedanke, der heute noch wesentlich unsere Münzordnungen beherrscht und zerrüttet, der Versuch, zwischen Gold und Silber ein festes Verhältnis zu finden und gesetzlich festzuhalten, schreibt sich her aus den Steuerpatenten der uralten Sultane des Ostens. Die Goldmünze ist älter als die silberne und steht darum auch zu dem Gewichtssystem in
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