Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Für die Klassen III - I der Realschulen, Untertertia - Untersekunda der Oberrealschulen - S. 75

1911 - Leipzig : Dürr
oben Eampagna, die jetzt nur von wenigen Hirten bewohnt wirb, znr Zeit bcr römischen Kaiser aber wohl angebaut und stark Bestebett war. Die romanische Bevölkerung bitbet in sprachlicher Hinsicht jetzt eine Einheit, ist aber hervorgegangen aus bet" Vermischuug sehr verschiebenartiger Stämme: bcr eigentlich italischen Völker (der Latiner, ©amniter), der Etrusker, der Griechen (Tarent, Syrakus!), der Gallier, der Germanen (ßangobarben), der Normannen, der Araber. Das Königreich Italien ist eine konstitutionelle Monarchie. Die Italiener besitzen an der afrikanischen Küste des Roten Meeres die Kolonie Eritrea. § 25. I>ie Uakkanhaköinsel. 470000 qkm, also kleiner als das Deutsche Reich. 1. Die aus einem breiten nörblichen Teile und dem stark geglieberteu Griechenlanb zusammengesetzte Halbinsel ist nicht wie die Pyrenäen- und Apenninenhalbinsel durch hohe Gebirge vom Rumpfe Europas getrennt. Norbgrenze: Save-Donau. Nach Nw bequeme Verbitibung mit Ungarn, nach No durch das walachische Tieslanb mit Rußlaub. Dem benachbarten Asien nähert sich die Halbinsel am meisten am Bosporus und an der nach türkischen Festungswerken benannten Darbanellenstraße, von benen der erstere an der schmälsten Stelle nur 650 m breit ist. j Die Halbinsel hat eine für den Weltverkehr günstige Lage. Ihre Beziehungen zu dem Morgenlanbe sinb aber lebhafter als die zu den westlichen Säubern des Mittelmeeres, ba sie von O her bequemer zugänglich ist — auch durch die Donau, die bis zum Eisernen Tore von Seeschiffen befahren werben kann — und ihre Westseite bcr hafenarmen Ostküste Italiens gegenüberliegt. In der Geschichte ist wieberholt ihre Bebeutung als Übergangsgebiet zwischen Europa und Asien hervorgetreten; man beule an die Perserkriege, den Zug Alexanbers des Großen, die Kreuzzüge und die Eroberung der Halbinsel durch die Türken. Nach der Oberflächengestalt gliebert sich die Balkanhalbinsel in das westliche Faltenlanb, das sich an die Alpen anschließt und bis in die Zipfel des Peloponneses verläuft, in eine Zone niebrigern Landes, die von den Flüssen Mo-rawa [mörawa] und Warbar durch flössen wirb, und in das östliche Gebirgs-lanb, in das das Becken der Maritza eingesenkt ist. 2. Im westlichen Faltenland streichen die Hauptzüge parallel zur abriatischen Küste; boch stnbet im Gebiete des Schar-Dagh (Dagh = Gebirge) ein Umbiegen sowohl der binarischen (b. s. die norbwestlichen) wie der albanischen Ketten nach No statt. In andern Teilen des Gebirges werben die norbsüblich verlausenben • Hauptkamme durch Querzüge verbunben. So umschließen z.b. Pinbus, die Küstenkette, in welcher der Olymp, der höchste Berg des Faltenlanbes, und der Ossa liegen, und zwei von W nach 0 ziehenbe Bergreihen die Beckenlanbschast Thessatien. Die den Norbwesten aussüttenben, parallel lausenben Züge zeigen an vielen Stellen bieselben Erscheinungen wie der Karst (vergl. S. 39); zu biesem* selbst muß man noch die innere Hochfläche der Halbinsel Istrien rechnen. An ihrer Sübspitze der österreichische Kriegshafen Pola. Zu welchem Staat gehört Fiume?

2. Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches und seiner Kolonien mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Anteils am Welthandel und Weltverkehr - S. 24

1918 - München [u.a.] : Oldenbourg
24 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches. Iii Stettiner Sä' Die Vullan-Werft in Stettin und Hamburg ist die größte auf dem europ. Festland. Aus kleinen Verhältnissen erwach- sen, beschäftigt sie heute 1500» Arbeiter und ein Heer von Beamten und Ingenieuren. Im Bau der großen Schnell« dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd war die Vulkan-Werft bahnbrechend und neben Stuttgart und Hamburg, die Fleisch waren von Braunschweig, Gotha, Frank- furt a. M., Westfalen, Pommern und Straßburg. Im Vergleich zum Großgewerbe Englands ist besonders bedeutsam, daß die deutsche Industrie auf breiterer Grundlage aufgebaut ist. Die Hauptstütze der englischen Ausfuhr bildet die Spinn- und Webeindustrie. Das Deutsche Reich weist eine größere Zahl blühender Gewerbezweige auf. Dadurch wird das Reich unabhängiger vom Ausland und unserem Handel und Erwerbsleben wird größere Stetigkeit gesichert. Deutschland beschäftigt unter allen Völkern die größte Zahl von gewerblichen Arbeitern und hat die größte Ausfuhr von Industriewaren. Mit England bildet Deutschland die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands zunehmender Wohl- stand ist enge mit dem Ausstieg seiner Industrie und seines Handels verknüpft). Unter den deutschen Bundesstaaten steht hinsichtlich der Industrie das König- reich Sachsen (mit 59 v. H. seiner Bevölkerung) an erster Stelle; neben Bel- gien ist es wohl der industriellste Staat der Welt). Es folgen Westfalen und Thüringen. x) Die gew erbliche Gütererzeugung Deutschlands mit 36 Milliarden M> brutto kommt (nach Steinmann-Bucher) bereits derjenigen von England gleich; die landwirtschaftliche Er- zeugung Deutschlands mit 15 Milliarden M. brutto übertrifft die englische um volle 11 Mil- liarden M. Demnach hat die deutsche Gütererzeugung die englische nicht nur er- reicht sondern bereits weit überholt.

3. Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches und seiner Kolonien mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Anteils am Welthandel und Weltverkehr - S. 48

1918 - München [u.a.] : Oldenbourg
48 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches Über all der glänzenden Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens ist aber nicht zu vergessen, daß das deutsche Volk als größter Bestandteil der germanischen Rasse in der Welt auch eine deutsche Kulturaufgabe zu erfüllen hat. Die Pflege deutscher Art und deutschen Wesens, deutscher Sprache und deutschen Selbstbewußtseins soll nicht Halt machen an den Grenzen des engeren Vaterlandes; hat doch ketn Volk der Menschheit größere Kulturgüter geschenkt als das deutsche. Darum muß es das Bestreben aller Deutschen sein, durch das Deutsch- tum allerorten Einfluß auf die künftige Entwicklung der Welt zu üben und dem deutschen Volke jene Stellung zu sichern, auf die es vermöge der ihm innewohnenden Kräfte und Fähigkeiten Anspruch zu erheben berechtigt ist. Ein Volk von so großer Zahl und so hochentwickelter Kultur wie das deutsche, hat das Recht und die Pflicht, seine Trieb- und Lebenskraft auch auf außereuropäischem Boden zu betätigen. „Ein Volk, das darauf verzichtet, den eigenen Geist und die eigene Art zur Geltung zu bringen in dem viel- farbigen Bilde menschlicher Kultur, versäumt seine Pflicht nicht nur gegen sich selbst sondern auch gegen die Menschheit." (Dietrich Schäfer.) Die einzelnen deutschen Landschaften. 1. Das Norddeutsche Tiefland. Gliederung. Die Bodenbeschaffenheit des Tieflandes ist sehr verschieden. Es lassen sich drei Zonen unterscheiden: /f. d i e südliche, fast ebene Zone des Lehms, das Land des Zuckerrüben- und Getreidebaues. d i e mittlere, hügelige Zone der (jüngeren) Moränen- l a n d s ch a f t, das Gebiet der großen Flußtäler und Seen, der Moränen, der Moore und Heiden (f. S. 50) und endlich ö i e Küstenzone, ein Anschwemmungsgebiet der Flüsse und des Meeres, der M a r s ch e u s a u m, ein Gebiet der Rinderzucht, des Ge- treide- und Gemüsebaues. a) Die südliche Lößzone. Dieses Fruchtgebiet umfaßt das nördliche Sachsen, Niederschlesien, Anhalt, die Gegend um den Harz bis nach Braunschweig und Hau- nover. Am Rhein, an der Saale und Mulde, dann an der Oder dringt dieses ge- segnete Frnchiland noch tief in die deutsche Mittelgebirgsschwelle ein und bildet die kölnische, westfälische, Leipziger und schlesische Bucht. Da sich hier zu dem Bodenreichtum der Landschaft noch eine äußerst gün- stige Verkehrslaae gesellt, so sind in diesen Buchten mächtige Handels- Plätze entstanden, im W. die Königin der Rheinlande, Köln, im Herzen Deutsch- lands Leipzig, im O. Breslau. Eine ähnliche günstige Randlage besitzen ferner die Städte Aachen, Münster, Osnabrück, Minden, H a n - nover, Braun schweig, Magdeburg, Halle, Dresden und Görlitz. , b) Tie mittlere Zone der Seen, der Heiden und Moore. Stellenweise wechselt in diesem Teile der Niederung mit dem dürren Sand t o n r e i ch e r

4. Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches und seiner Kolonien mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Anteils am Welthandel und Weltverkehr - S. 68

1918 - München [u.a.] : Oldenbourg
68 Gesamtüberblick über die deutschen Kolonien. Handel. Der Gesamthandelsverkehr der deutschen Kolonien stellt im Außenhandel Deutschlands mit seinen 21 Milliarden Mark freilich noch eine sehr 1896: Gesamthandel 32600000 M. Einfuhr: 21 000 000 M. «Ml Ausfuhr: 11500 000 M. 1912: Gesamthandel 263559 000 M. Einfuhr: 142 679 000 M. Ausfuhr: 120880000 M. Handel. bescheidene Summe dar; er bezifferte sich 1912 (ohne Kiautschou) auf 263 Mill. Mark, mit Kiautschou (über 220 Mill. Mark) auf rd. y2 Milliarde Mark. Im Vergleich zu den ersten Anfängen dieses Handels bedeutet dieser Betrag immerhin einen ansehn- lichen Fortschritt. Das Deutsche Reich ist an dem Handel der Kolonien (ohne Kiautschou) mit rd. 2/s beteiligt. Die Steigerung des Handels zwischen dem Mutterland und den Kolonien zeigt sich auch im Anwachsen des Schiffsverkehrs (f. S. 67). Geldanlage. Tie Gelder, die in den Kolonien von Einzelnen oder Gesell- schaften angelegt sind, betragen rd. % Milliarde Mark. Leider ist hieran auslän- disches, besonders englisches Geld ziemlich stark (Im Mill. Mark) beteiligt. 1896: 62 000 000 M. 1912: 505 000 000 M. Geldanlagen der Erwerbsgesellschaften. Die Gesamtentwicklung unserer afrikanischen Kolonien bewegt sich in stark auf- . steigender Linie. Jede Kolonie ist ein Ausstrahlungspunkt für deutsche Kultur und deutsches Ansehen. Indem wir jungfräuliches Land urbar machen und niedrig stehende Völker zu höherer Kultur erziehen, betätigen wir uns erst als Weltvolk und helfen den Ruhm von deutscher Tüchtigkeit über alle Erdteile verbreiten. Damit wächst unser Einfluß auf die Völkerschicksale, auf die Weltpolitik; denn nur dem Tüchtigen gehört die Welt. Die Anteilnahme an der Wirtschaft- lichen Weltherrschaft muß Deutschlands Ziel sein. Wie der Brite ruft: Rule Britannia, rule the waves; mit dem gleichen Stolze darf das Weltvolk der Deutschen ausrufen: „Unser Feld die Welt!"

5. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 47

1911 - Leipzig : Dürr
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 47 auf einer alten Inschrift die Taten der Götter als Taten alter Könige aufgezeichnet gefunden habe und diese Könige sich dann später selbst für Götter erklärt Hütten. Sah man nun damals in der Diadochenwelt die Konsekration verstorbener Könige, ja die Göttlichkeitserklärung lebender, so ergänzte oder entschuldigte gewissermaßen hier eins das andere: der Vergöttlichung des Menschen brach die Vermenschlichung des Göttlichen die anstößige Spitze ab. Aber das ist nur eine Wellenbewegung an der Peripherie; dringen wir nun ins Zentrum dieses Wesens. In Athen wird jetzt die große Frage: Sind Götter und welche? Ist ein Gott, und was sinnt er? mit wissenschaftlichstem Ernste erörtert. So wird die als die gottes- sürchtigste der antiken Welt anerkannte Stadt zum Schauplatze eines langwierigen und hartnäckigen Streites, der mit vielem alten, aber auch manchem neuen Rüstzeug ausgefochten wird. Die Anhänger Epikurs, desselben Philosophen, dessen Name später als Symbol aller schnöden Genußsucht mißbraucht worden ist, eröffneten ihren Feldzug gegen die Volksgötter der Griechen. Zunächst hielten sie sich über deren Schwäche auf. Wenn man auf der Insel Kreta das Grab des Zeus zeige, wenn Asklepios dem Blitzstrahl des höchsten Gottes erliege, Dionysos zerrissen und wieder zusammengeflickt werde, wenn Ares und Aphrodite von Menschenhänden verwundet, wenn Herakles dienstbar würde, wo bliebe da noch der Götter Kraft und Heiligkeit? Wie unwürdig ferner, wenn die Gottheit stets ein Amtssymbol mit sich herumschleppe, einen Bogen, einen Schmiedehammer, einen Spiegel! Wie soll man sich dann auch diese Wesen vorstellen: läuft Apollon immer mit glatten Wangen um- her, hatte der Schmiedegott Hephaistos immer seinen Hinkefuß? Leben ferner diese Götter nicht immer im Streit? Im troischen Kriege schlagen sie rücksichtslos aufeinander ein, im hohen Olymp droht Zeus sie an die Wand zu werfen, und wenn seine Gemahlin etwas durch- setzen will, so betrügt sie ohne jeden Skrupel den Gatten. Und diese ärmlichen Geschöpfe wollen die Menschen die Kunde der Zukunft lehren! Läuft nicht der Orakelspender Apollon der Daphne nach, ohne zu ahnen, daß sie sich gleich in einen Lorbeerstrauch verwandeln wird? Solcher Götter Schwäche ist eine Selbstverdammnng, solcher Götter böses Bei- spiel verdirbt die Menschen, die durch ihre Verehrung sich nur der Gott- losigkeit schuldig machen. Allerdings kann es keinem Zweifel unter- liegen, daß es wirklich Götter gibt, und es ist unrichtig, den Freigeist zu spielen, wenn das Volk der Gottheit Feste feiert, aber ob sie uns helfen kann und will, ob sie sich überhaupt um uns kümmert, das ist mehr als fraglich. So dachten die Epikureer, und ihr Denken war ernst und wirkungs- voll. Aber für das griechische Empfinden konnte diese reine Negation nicht genügen. Seiner Sehnsucht nach dem Anschluß des Menschen an

6. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 50

1911 - Leipzig : Dürr
50 Prosaheft Vil werden, da aber alle Völker verschiedene Götter haben, da alle Philo- sophen andere Systeme schaffen, fo kommen wir zu keinem bindenden Ergebnis. Gegenüber diesen scharfsinnigen Fragen hat die Stoa, wenn sie auch notgedrungen einzelne Konzessionen machte, doch an ihrem Stand- punkte weiter festgehalten. Die Stoa hat die tapfere Überzeugung, die ja auch in die christliche Anschauung übergegangen ist, die Übel seien die beste Übung des Menschen. Gott verwöhnt eben den Guten nicht, er nimmt ihn für sich in Arbeit; er verzärtelt sein Kind nicht wie eine schwächliche Mutter. Alles Widrige ist im letzten Grunde gut für die, denen es zustößt, besonders aber für das Ganze. Wenn man sich also fragt, warum denn bei einem Erdbeben, warum bei einer Wassersnot so viele Gute mit umkommen müssen, so lautet die Antwort, daß sich uns die näheren Gründe entziehen, daß wir nach ihnen auch nicht fragen sollen: Gott, der das Ganze als ein gerechter Vater im Auge hat, weiß besser als wir kurzsichtigen Menschenkinder, was dem Weltall frommt, und braucht auch diese Elementarereignisse in seinem Sinne zum Nutzen des Ganzen. Geht es aber oft dem Bösen gut, dem Guten übel, so bedenke der Zweifler, daß die Guten und Gott miteinander verwandt sind; die Bösen sind nur seine Haussklaven; laß die lustig und frivol sein, die Kinder des Herrn haben die Aufgabe, sittig und anständig zu leben. Kein Mensch ist unglücklicher als der, der nie ein Unglück er- lebt hat; das Geschick sucht sich immer nur die Tapfersten aus. Den Steuermann lernt man im Sturm, in der Front den Soldaten kennen. Die Tugend ohne Gegner stirbt an Schwindsucht. Und wenn man uns vollends das Beispiel des Sokrates, der ungerecht starb, vorhält, so fragen wir dagegen, ob er ein übles Los gefunden hat, als er den Heiltrank der Unsterblichkeit nahm. Nein, das wirkliche Übel ist nur das Böse, aber gerade dies hält Gott den Guten fern. Die, welche glücklich scheinen, sind oft gerade elend, sie gleichen getünchten Wänden. Die Leidenden lehren andere dulden, sie bleiben ihnen zum Muster. Gott kann ja doch auch nicht allein die Bösen strafen; der Wind kann nicht den Guten günstig, den Bösen ungünstig wehen; kein Arzt ver- weigert ja auch den schlechten Menschen sein Mittel. So stellte die von rechts und links angegriffene Stoa eine Fülle von schönen und konsequenten Sätzen den Feinden entgegen und bewies damit ihren hohen Reichtum an unvergänglichem Seelengut. Und nicht genug damit: aus ihren Reihen trat als Vorkämpfer der Mann, dessen umfassender Geist das ganze Wissen seiner Zeit umspannend des alten hellenischen Geistes Stärke noch einmal, auf Jahrhunderte zum letzten Male, betätigte, der Historiker, Geograph, Astronom, Philosoph Posei- donios, von dessen Wissen die unproduktive Folgezeit sich ausschließlich genährt hat. Noch einmal ist er im vollsten Wortsinne ein Gelehrter.

7. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 51

1911 - Leipzig : Dürr
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 51 Und doch steht er schon auf der Wende zweier Zeitalter, auch in ihm gewinnt der schon lange keimende Trieb seiner Epoche nach dem My- stischen, dem Enthusiasmus Ausdruck. Er beobachtete scharf die Einzel- erscheinungen, aber wenn er die Ergebnisse zum Gesamtbilde zusammen- faßte, so ging ihm vor der Herrlichkeit der Welt das Auge über; wenn er den ewigen Wandel der Himmelskörper beobachtete, die Kräfte der Erde erkannte, so faßte ihn die heiligste Ehrfurcht vor dem Künstler des Werkes, und in begeisterter Rhetorik, die durch die ganze Zeit, auch in den Schriften des jungen Christentums widerhallte, gab er seinen Gefühlen Ausdruck. Es war ein erhabener Pantheismus, der das Herz auch des Leicht- sinnigsten aus den Banden der Lüste, ans dem Strudel der Nichtigkeit emporzureißen vermochte; er bot nun auch Raum für die Götter und ihre Vielheit. Wir haben gesehen, daß die philosophische Skepsis nicht daran dachte, vollen, praktischen Ernst mit der Bekämpfung der griechischen Götter zu machen. So sehr ferner Vertreter aller Sekten — freilich nicht ohne beredten Widerspruch ihrer Zunftgenossen — in der Ver- werfung des Bilderdienstes übereinstimmend ins Menschenherz den Sitz der Gottheit verlegen, so laut einzelne Stimmen die blutigen Opfer verdammen, so hat es im Altertum doch nie einen heidnischen Bilder- stürmer, einen Zerstörer der Altäre gegeben. Vollends entthronte ja die Stoa, wie schon bemerkt, die Götter, deren Mythen sie nur im wörtlichen Sinne verwarf, nicht, sondern setzte sie um in Naturgewalten und Abstraktionen. Aber damit nicht genug: im Verfolg dieses Denkens gelangte man dazu, die Religionen aller Völker deuten zu wollen. Er- gab sich aus dem allgemeinen Glauben die Existenz Gottes überhaupt, so lag diesen polytheistischen Religionen ein Wahrheitsgehalt zugrunde, eine alte Offenbarung, die, jetzt in Mythen und Symbolen zum Aus- drucke kommend, nur dem Sinn des Frommen und religiös Strebenden sich erschließen. So greift denn auch bei den Philosophen der Trieb immer weiter um sich, diese Symbole, diese Bräuche, diese Kultgestalten, sei es nun Ägyptens oder des Orients bis nach Indien, würdigen zu lernen. Apollonios von Tyana unternimmt seine große religiöse Wan- derung nach dem Osten, um dessen göttliche Weisheitswunder zu er- gründen: so wird der Philosoph zum Theosophen. Von der gläubigen Menge trennt ihn nicht mehr viel; mag sie vor wunderlichen Götzen knien, in wilden Orgien toben: er blickt verständnisinnig dieses Wesen mit an und kann in höherem, reiferem Sinne sich daran beteiligen. Er verehrt Gott im letzten Grunde auf andere Weise, er betet ihn am Altar des Innern an, aber dem Volk rät er, am väterlichen Brauche, der Ausdrucksform uralt-heiliger Offenbarung, festzuhalten. So bilden die heidnische „Kirche" und die Gemeinde der Denker eine Einheit, Glauben und Wissen gehen ineinander über.

8. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 53

1911 - Leipzig : Dürr
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 53 älterem Brauche heißt Augustus in der Provinz Asien der „Heiland der Welt" und genießt bald göttliche Ehren. Und im richtigen Ver- ständnisse seiner Zeit erneuert er alte Kulte, baut Tempel und schasst Priestertümer; in richtiger Würdigung für den Glauben der Epoche an das Walten der Vorsehung läßt er bei seiner Säkularfeier die prophe- tische Sibylle von diesem neuen Zeitalter künstlich dunkeln Sang an- stimmen. Die Vorsehung hatte das Kaiserreich selbst geschaffen; die Provinzen blieben, von seinem Schilde gedeckt, zufrieden mit dem Zustande, der ihnen zwei Jahrhunderte des Friedens schenkte und namentlich im zweiten Jahrhundert eine Art Nachblüte der griechischen Literatur ermöglichte, während in Rom Kaiser und Senat oft genug einen erbitterten Klein- krieg führten. Aber das Einzelgemüt bedurfte stets noch des religiösen oder philosophischen Zuspruchs, mochte auch der Staat dem Menschen nicht mehr allzuviel Sorge machen; das Herz der Menschen schrie nach Erlösung. Und es fand sie. Niedriger organisierte Naturen stillten in Weihung und Büßung das Verlangen ihrer Seele, höher Veranlagte saßen zu den Füßen der Philosophen, die in eindringlichen Moral- predigten die Frage ihrer Hörer, was sie tun sollten, beantworteten. Nicht das Christentum hat zuerst in die dunkeln Verließe der Sklaven sein helles, freundliches Licht gesandt, sondern die Predigt des Stoikers erleichterte die Fesseln des Unfreien, dem der Trost gespendet ward, daß er nach seiner Sinnesart doch ein Freier sein könnte, und das harte Herz des im Auditorium lauschenden Herrn erzitterte, wenn Epiktet, der große Prediger des ausgehenden ersten Jahrhunderts, er, der selbst Sklavenketten getragen, den Würdenträger hart anfuhr: Du selbst bist ein Sklave, elender als jeder andere; ein Diener bist du deiner Lüste, ein Knecht kläglicher Vorurteile! Ja, der philosophische Prediger wird ganz zum Priester in unserem Sinne: trifft den Senator das unver- schuldete Todesurteil ans des Kaisers Hand, so bespricht er sich vor seiner Vollstreckung mit dem philosophischen Seelsorger. Und wenn nun den Philosophen selbst, einen Musonios, einen Seneca, einen Apol- lonios der Zorn des Herrschers ereilt, so erinnert er sich des Sokrates und seines Todesloses, tröstend ruft ihm der athenische Weise aus seinem Kerker zu, daß die Feinde wohl ihn zu töten, aber nicht zu schädigen vermöchten, und kredenzt ihm den Becher der Unsterblichkeit. Denn der Gedanke der Unsterblichkeit der Seele gewinnt gerade in dieser Epoche, ans religiösen wie philosophischen Quellen fließend, erneute Kraft. Die Seele, die ihren göttlichen Ursprung in ihrer Sehnsucht nach Gotteserkenntnis bezeugt, sucht, von Begierden befleckt, den Rückweg nach ihrer wahren Heimat; vom Leibe, dem Kerker befreit, kehrt sie in ätherischer Gestalt dahin zurück, von wannen sie gekommen, muß aber vorher noch mannigfache Stadien der Läuterung und Reim-

9. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 58

1911 - Leipzig : Dürr
58 Prosahest Vii. Anschluß an die orthodoxeste Formulierung der reformierten Lehre war mehr philosophischer als theologischer Natur, nicht die Wirkung des Religionsunterrichtes, sondern die Frucht des Grübelns und der Lektüre von Büchern, wie Bossnets „Wandlungen der reformierten Kirche". Dann hatte der Prinz seinen Widerruf leisten müssen. Seitdem wußte er aus eigener Erfahrung und vergaß es nicht, was Gewissenszwang heißt. Dort in Küstrin sollte er nach des Königs Gebot des Sonntags dreimal die Kirche besuchen. Außerdem schickte ihm der Vater die Predigten, die er selbst gehört hatte, in Niederschriften zur Lektüre. Die gezwungenen Andachtsübungen riefen die entgegengesetzte Wirkung hervor. Bald nach der Rückkehr aus Küstrin ließ sich der Kronprinz ein unvorsichtiges Wort entfahren, das bei dem Vater vieles wieder hätte verderben können. Er äußerte im Gespräch mit einem Berliner Geistlichen, man dürfe den Predigern nicht einen blinden Glauben schenken, sondern jeder müsse seines eigenen Glaubens leben. Grumbkow, der die Strenggläubigkeit stark betonte, machte ihn bei diesem Anlaß auf seine fortdauernd sehr prekäre Lage aufmerksam, und Friedrich antwortete (27. April 1732): „Ich werde Ihren Rat befolgen und es mir gesagt sein lassen, daß es ziemlich tollkühn von mir war, über Religion zu sprechen." Wenn er nun jedes Wort genau abwägen mußte und wenn das wenige, was er äußerte, meist auf einen bestimmten Zweck berechnet war, so wird jede dieser Äußerungen, ehe man Schlüsse daraus ziehen mag, der genauesten Prüfung bedürfen. Selbst in den anscheinend vertraulichsten Briefen an Grumbkow glaubte der durch seine traurigen Erfahrungen Gewitzigte mitunter Versteck spielen zu müssen. Von heiligen Dingen spricht er bisweilen, gleichsam plötzlich, mit einer Salbung, die Grumbkow kaum als ans dem Herzen kommend betrachtet haben wird. Das ist gewiß, daß sich Friedrich den Katholischen gegenüber sehr lebhaft als Protestant und den Lutheranern gegenüber als Reformierter fühlte. Wenn er in Küstrin in der Verzweiflung daran gedacht hat, durch den Verzicht auf die Erbfolge und die Verheiratung mit einer Erzherzogin sich die Freiheit zu erkaufen, so machte er die Beibehaltung seines Glaubens unter allen Umstünden zur Bedingung. So wenig wie von dem römischen wollte er -von einem lutherischen Papsttum etwas wissen, uiib seine lutherische Braut hätte er gern zur reformierten Lehre übertreten sehen. Aber mit den armen flüchtenden Lutheranern aus dem Salzburgischen möchte er 1732 Hab und Gut bis aufs Hemd teilen. Als er zwei Jahre darauf nach Heidelberg kommt, blutet ihm das Herz, daß er die Stadt, „die vordem ganz zu unserer Religion gehörte", mit Jesuitenseminaren und katholischen Klöstern übersät sieht; er hätte nicht übel Lust, diese Verräter, welche Unschuldige verfolgen, gründlich

10. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 63

1911 - Leipzig : Dürr
R- Koser, Der Philosoph von Rheinsberg. 63 „Nächst Gott", schrieb er gleich im Anfange seiner neuen philo- sophischen Studien, „dankt meine Seele Ihnen ihr Dasein." Seine Seele ist ihm jetzt mit Wolfs das einfache und unteilbare Ding, das Gott auf einmal und nicht durch wiederholte Handlungen geschaffen hat und das nur Gott durch einen einheitlichen Akt seines Willens ver- nichten kann, aber nicht vernichten wird. „Ich habe mich nie kleiner gefühlt, als seitdem ich den Satz von dem einfachen Wesen gelesen habe." Bereits am 18. April 1136 legte Friedrich in einem Briefe an Manteuffel das folgende „Glaubensbekenntnis" ab: „Es genügt mir, daß ich von der Unsterblichkeit meiner Seele überzeugt bin, daß ich an Gott glaube und an den, welchen er gesandt hat, die Welt aufzuklären und zu erlösen; daß ich mich tugendhaft zu machen bestrebe, soviel als ich durch meine Kräfte wirken kann, daß ich die Dinge der Anbetung verrichte, die das Geschöpf seinem Schöpfer schuldet, und die Pflichten erfülle, die ich als guter Bürger gegen Meinesgleichen, die Menschen, habe. Dann kann ich sicher sein, daß die Zukunft mir nicht verderblich sein wird; nicht als ob ich glaubte, den Himmel durch meine guten Werke zu verdienen, was widersinnig und der Gipfel der Lächerlichkeit sein würde, sondern in meiner festen Überzeugung, daß Gott ein Geschöpf nicht ewig unglücklich machen wird, das ihn mit aller der Erkenntlichkeit liebt, welche die Wohltat, von Gott geschaffen zu sein, verdient, ein Geschöpf voll Fehler und Sünden, deren Ursache aber in seinem Temperament und nicht in seinem Herzen liegt." Manteuffel nannte dies Bekenntnis „orthodox, obgleich in eigen- artiger Form ausgesprochen." Gleichsam als wenn er die Grenzlinie gegen den Bibelglauben hetzt um so schärfer ziehen zu müssen geglaubt hätte, schrieb Friedrich wenige Tage später au den Bibelleser Grumbkow, er würde in Verzweiflung sein, einen Vormittag bei der Lektüre des Tobias, der Makkabäer oder der Apokalypse zuzubringen: „Ich erkenne Gott durch das Licht der Vernunft; sein Gesetz ist in mein Herz ge- schrieben; das Gesetz der Natur, das alleinig wahre, das einzige, welches seine Reinheit bewahrt hat, und dies Gesetz ist es, das mich meine Pflichten lehrt. Damit verbinde ich die christliche Moral, und das genügt mir. Habe ich Kummer, den ich mir selbst zugezogen, so lerne ich davon, um weiser zu werden; bin ich an meinem Kummer ohne Schuld, so nehme ich ihn hin nach dem Willen des höchsten Wesens, welches unsere Geschicke lenkt und diese Widerwärtigkeiten der Rolle, die ich zu spielen habe, mit zugeteilt hat. Und was den Tod anbetrifft, so fürchte ich ihn nicht; denn ich weiß, daß mein Schöpfer ein Geschöpf nicht vernichten wird, welches ihn mit der Verehrung liebt und anbetet wie ich. Es handelt sich nicht darum, in der heiligen Schrift zu lesen, sondern es gilt, die Pflichten der erkenntlichen Kreatur gegen den Schöpfer und des guten Mitbürgers gegen Seinesgleichen auszuüben:
   bis 10 von 98 weiter»  »»
98 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 98 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 10
2 0
3 0
4 40
5 3
6 1
7 6
8 0
9 3
10 10
11 0
12 0
13 2
14 1
15 0
16 0
17 1
18 2
19 2
20 0
21 1
22 5
23 0
24 2
25 1
26 0
27 2
28 0
29 4
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 37
38 6
39 7
40 0
41 0
42 1
43 1
44 1
45 79
46 0
47 0
48 2
49 12

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 6
2 1
3 16
4 13
5 0
6 2
7 0
8 0
9 4
10 3
11 0
12 0
13 4
14 0
15 0
16 5
17 39
18 1
19 1
20 0
21 4
22 3
23 0
24 0
25 4
26 0
27 1
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 1
35 22
36 7
37 0
38 1
39 2
40 0
41 6
42 2
43 57
44 0
45 18
46 1
47 0
48 4
49 0
50 7
51 0
52 29
53 0
54 4
55 0
56 1
57 0
58 1
59 0
60 2
61 8
62 1
63 0
64 1
65 3
66 1
67 0
68 1
69 2
70 8
71 3
72 1
73 0
74 2
75 0
76 4
77 11
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 3
84 0
85 0
86 1
87 3
88 0
89 0
90 1
91 2
92 83
93 0
94 0
95 7
96 0
97 0
98 2
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 12
2 0
3 7
4 1
5 13
6 35
7 29
8 1
9 1
10 1
11 35
12 1
13 6
14 47
15 2
16 2
17 1
18 0
19 19
20 8
21 0
22 3
23 1
24 60
25 13
26 4
27 0
28 5
29 29
30 5
31 10
32 40
33 78
34 47
35 10
36 8
37 0
38 4
39 16
40 1
41 10
42 2
43 7
44 2
45 3
46 3
47 37
48 1
49 1
50 4
51 19
52 59
53 5
54 85
55 0
56 0
57 2
58 10
59 70
60 1
61 5
62 10
63 2
64 5
65 7
66 7
67 22
68 5
69 0
70 41
71 27
72 0
73 3
74 29
75 4
76 10
77 3
78 69
79 0
80 5
81 161
82 10
83 68
84 0
85 0
86 31
87 11
88 1
89 4
90 29
91 20
92 5
93 12
94 15
95 89
96 13
97 2
98 7
99 5
100 30
101 28
102 4
103 7
104 19
105 12
106 1
107 12
108 4
109 44
110 17
111 5
112 2
113 1
114 4
115 10
116 5
117 3
118 0
119 35
120 7
121 0
122 35
123 2
124 9
125 4
126 26
127 66
128 0
129 17
130 24
131 41
132 7
133 71
134 17
135 6
136 403
137 4
138 7
139 73
140 0
141 1
142 14
143 2
144 0
145 9
146 0
147 0
148 14
149 2
150 0
151 10
152 13
153 14
154 7
155 4
156 0
157 8
158 5
159 25
160 14
161 1
162 0
163 0
164 26
165 11
166 17
167 3
168 3
169 1
170 0
171 5
172 110
173 86
174 6
175 69
176 7
177 28
178 6
179 31
180 26
181 0
182 26
183 196
184 21
185 3
186 3
187 5
188 100
189 0
190 11
191 0
192 1
193 47
194 4
195 8
196 8
197 4
198 0
199 19