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TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Norbgrenze Pola
Extrahierte Ortsnamen: Tarent Syrakus Italien Eritrea Europas Ungarn Donau Italiens Europa Asien Istrien Fiume
24 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches.
Iii
Stettiner Sä'
Die Vullan-Werft in Stettin und Hamburg ist die größte auf dem europ. Festland. Aus kleinen Verhältnissen erwach-
sen, beschäftigt sie heute 1500» Arbeiter und ein Heer von Beamten und Ingenieuren. Im Bau der großen Schnell«
dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd war die Vulkan-Werft bahnbrechend und neben
Stuttgart und Hamburg, die Fleisch waren von Braunschweig, Gotha, Frank-
furt a. M., Westfalen, Pommern und Straßburg.
Im Vergleich zum Großgewerbe Englands ist besonders bedeutsam, daß die
deutsche Industrie auf breiterer Grundlage aufgebaut ist. Die Hauptstütze der
englischen Ausfuhr bildet die Spinn- und Webeindustrie. Das Deutsche Reich
weist eine größere Zahl blühender Gewerbezweige auf. Dadurch wird das Reich
unabhängiger vom Ausland und unserem Handel und Erwerbsleben wird größere
Stetigkeit gesichert.
Deutschland beschäftigt unter allen Völkern die größte Zahl von gewerblichen
Arbeitern und hat die größte Ausfuhr von Industriewaren. Mit England bildet
Deutschland die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands zunehmender Wohl-
stand ist enge mit dem Ausstieg seiner Industrie und seines Handels verknüpft).
Unter den deutschen Bundesstaaten steht hinsichtlich der Industrie das König-
reich Sachsen (mit 59 v. H. seiner Bevölkerung) an erster Stelle; neben Bel-
gien ist es wohl der industriellste Staat der Welt). Es folgen Westfalen und Thüringen.
x) Die gew erbliche Gütererzeugung Deutschlands mit 36 Milliarden M> brutto kommt
(nach Steinmann-Bucher) bereits derjenigen von England gleich; die landwirtschaftliche Er-
zeugung Deutschlands mit 15 Milliarden M. brutto übertrifft die englische um volle 11 Mil-
liarden M. Demnach hat die deutsche Gütererzeugung die englische nicht nur er-
reicht sondern bereits weit überholt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Hamburg Stuttgart Hamburg Gotha Westfalen Pommern Englands Deutschland Deutschland Deutschlands Sachsen Westfalen Deutschlands Steinmann-Bucher England Deutschlands
48 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches
Über all der glänzenden Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens ist aber
nicht zu vergessen, daß das deutsche Volk als größter Bestandteil der
germanischen Rasse in der Welt auch eine deutsche Kulturaufgabe zu
erfüllen hat. Die Pflege deutscher Art und deutschen Wesens, deutscher Sprache
und deutschen Selbstbewußtseins soll nicht Halt machen an den Grenzen des engeren
Vaterlandes; hat doch ketn Volk der Menschheit größere Kulturgüter geschenkt als
das deutsche. Darum muß es das Bestreben aller Deutschen sein, durch das Deutsch-
tum allerorten Einfluß auf die künftige Entwicklung der Welt zu üben und dem
deutschen Volke jene Stellung zu sichern, auf die es vermöge der ihm innewohnenden
Kräfte und Fähigkeiten Anspruch zu erheben berechtigt ist.
Ein Volk von so großer Zahl und so hochentwickelter Kultur wie das
deutsche, hat das Recht und die Pflicht, seine Trieb- und Lebenskraft auch
auf außereuropäischem Boden zu betätigen. „Ein Volk, das darauf verzichtet,
den eigenen Geist und die eigene Art zur Geltung zu bringen in dem viel-
farbigen Bilde menschlicher Kultur, versäumt seine Pflicht nicht nur gegen sich
selbst sondern auch gegen die Menschheit." (Dietrich Schäfer.)
Die einzelnen deutschen Landschaften.
1. Das Norddeutsche Tiefland.
Gliederung. Die Bodenbeschaffenheit des Tieflandes ist sehr verschieden. Es
lassen sich drei Zonen unterscheiden:
/f. d i e südliche, fast ebene Zone des Lehms, das Land des
Zuckerrüben- und Getreidebaues.
d i e mittlere, hügelige Zone der (jüngeren) Moränen-
l a n d s ch a f t, das Gebiet der großen Flußtäler und Seen, der Moränen,
der Moore und Heiden (f. S. 50) und endlich
ö i e Küstenzone, ein Anschwemmungsgebiet der Flüsse und des
Meeres, der M a r s ch e u s a u m, ein Gebiet der Rinderzucht, des Ge-
treide- und Gemüsebaues.
a) Die südliche Lößzone. Dieses Fruchtgebiet umfaßt das nördliche Sachsen,
Niederschlesien, Anhalt, die Gegend um den Harz bis nach Braunschweig und Hau-
nover. Am Rhein, an der Saale und Mulde, dann an der Oder dringt dieses ge-
segnete Frnchiland noch tief in die deutsche Mittelgebirgsschwelle ein und bildet die
kölnische, westfälische, Leipziger und schlesische Bucht.
Da sich hier zu dem Bodenreichtum der Landschaft noch eine äußerst gün-
stige Verkehrslaae gesellt, so sind in diesen Buchten mächtige Handels-
Plätze entstanden, im W. die Königin der Rheinlande, Köln, im Herzen Deutsch-
lands Leipzig, im O. Breslau. Eine ähnliche günstige Randlage besitzen
ferner die Städte Aachen, Münster, Osnabrück, Minden, H a n -
nover, Braun schweig, Magdeburg, Halle, Dresden und
Görlitz. ,
b) Tie mittlere Zone der Seen, der Heiden und Moore. Stellenweise
wechselt in diesem Teile der Niederung mit dem dürren Sand t o n r e i ch e r
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
68
Gesamtüberblick über die deutschen Kolonien.
Handel. Der Gesamthandelsverkehr der deutschen Kolonien stellt im
Außenhandel Deutschlands mit seinen 21 Milliarden Mark freilich noch eine sehr
1896: Gesamthandel 32600000 M.
Einfuhr: 21 000 000 M.
«Ml Ausfuhr: 11500 000 M.
1912: Gesamthandel 263559 000 M. Einfuhr: 142 679 000 M.
Ausfuhr: 120880000 M.
Handel.
bescheidene Summe dar; er bezifferte sich 1912 (ohne Kiautschou) auf 263 Mill. Mark,
mit Kiautschou (über 220 Mill. Mark) auf rd. y2 Milliarde Mark. Im Vergleich zu
den ersten Anfängen dieses Handels bedeutet dieser Betrag immerhin einen ansehn-
lichen Fortschritt. Das Deutsche Reich ist an dem Handel der Kolonien (ohne Kiautschou)
mit rd. 2/s beteiligt. Die Steigerung des Handels zwischen dem Mutterland und
den Kolonien zeigt sich auch im Anwachsen des Schiffsverkehrs (f. S. 67).
Geldanlage. Tie Gelder, die in den Kolonien von Einzelnen oder Gesell-
schaften angelegt sind, betragen rd. % Milliarde Mark. Leider ist hieran auslän-
disches, besonders englisches Geld ziemlich stark (Im Mill. Mark) beteiligt.
1896: 62 000 000 M.
1912: 505 000 000 M.
Geldanlagen der Erwerbsgesellschaften.
Die Gesamtentwicklung unserer afrikanischen Kolonien bewegt sich in stark auf- .
steigender Linie.
Jede Kolonie ist ein Ausstrahlungspunkt für deutsche Kultur und
deutsches Ansehen. Indem wir jungfräuliches Land urbar machen und niedrig
stehende Völker zu höherer Kultur erziehen, betätigen wir uns erst als Weltvolk
und helfen den Ruhm von deutscher Tüchtigkeit über alle Erdteile verbreiten.
Damit wächst unser Einfluß auf die Völkerschicksale, auf die Weltpolitik; denn
nur dem Tüchtigen gehört die Welt. Die Anteilnahme an der Wirtschaft-
lichen Weltherrschaft muß Deutschlands Ziel sein. Wie der Brite ruft:
Rule Britannia, rule the waves; mit dem gleichen Stolze darf das Weltvolk
der Deutschen ausrufen: „Unser Feld die Welt!"
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 47
auf einer alten Inschrift die Taten der Götter als Taten alter Könige
aufgezeichnet gefunden habe und diese Könige sich dann später selbst
für Götter erklärt Hütten. Sah man nun damals in der Diadochenwelt
die Konsekration verstorbener Könige, ja die Göttlichkeitserklärung lebender,
so ergänzte oder entschuldigte gewissermaßen hier eins das andere: der
Vergöttlichung des Menschen brach die Vermenschlichung des Göttlichen
die anstößige Spitze ab.
Aber das ist nur eine Wellenbewegung an der Peripherie; dringen
wir nun ins Zentrum dieses Wesens. In Athen wird jetzt die große
Frage: Sind Götter und welche? Ist ein Gott, und was sinnt er?
mit wissenschaftlichstem Ernste erörtert. So wird die als die gottes-
sürchtigste der antiken Welt anerkannte Stadt zum Schauplatze eines
langwierigen und hartnäckigen Streites, der mit vielem alten, aber auch
manchem neuen Rüstzeug ausgefochten wird. Die Anhänger Epikurs,
desselben Philosophen, dessen Name später als Symbol aller schnöden
Genußsucht mißbraucht worden ist, eröffneten ihren Feldzug gegen die
Volksgötter der Griechen. Zunächst hielten sie sich über deren Schwäche
auf. Wenn man auf der Insel Kreta das Grab des Zeus zeige, wenn
Asklepios dem Blitzstrahl des höchsten Gottes erliege, Dionysos zerrissen
und wieder zusammengeflickt werde, wenn Ares und Aphrodite von
Menschenhänden verwundet, wenn Herakles dienstbar würde, wo bliebe
da noch der Götter Kraft und Heiligkeit? Wie unwürdig ferner, wenn
die Gottheit stets ein Amtssymbol mit sich herumschleppe, einen Bogen,
einen Schmiedehammer, einen Spiegel! Wie soll man sich dann auch
diese Wesen vorstellen: läuft Apollon immer mit glatten Wangen um-
her, hatte der Schmiedegott Hephaistos immer seinen Hinkefuß? Leben
ferner diese Götter nicht immer im Streit? Im troischen Kriege
schlagen sie rücksichtslos aufeinander ein, im hohen Olymp droht Zeus
sie an die Wand zu werfen, und wenn seine Gemahlin etwas durch-
setzen will, so betrügt sie ohne jeden Skrupel den Gatten. Und diese
ärmlichen Geschöpfe wollen die Menschen die Kunde der Zukunft lehren!
Läuft nicht der Orakelspender Apollon der Daphne nach, ohne zu ahnen,
daß sie sich gleich in einen Lorbeerstrauch verwandeln wird? Solcher
Götter Schwäche ist eine Selbstverdammnng, solcher Götter böses Bei-
spiel verdirbt die Menschen, die durch ihre Verehrung sich nur der Gott-
losigkeit schuldig machen. Allerdings kann es keinem Zweifel unter-
liegen, daß es wirklich Götter gibt, und es ist unrichtig, den Freigeist
zu spielen, wenn das Volk der Gottheit Feste feiert, aber ob sie uns
helfen kann und will, ob sie sich überhaupt um uns kümmert, das ist
mehr als fraglich.
So dachten die Epikureer, und ihr Denken war ernst und wirkungs-
voll. Aber für das griechische Empfinden konnte diese reine Negation
nicht genügen. Seiner Sehnsucht nach dem Anschluß des Menschen an
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
50
Prosaheft Vil
werden, da aber alle Völker verschiedene Götter haben, da alle Philo-
sophen andere Systeme schaffen, fo kommen wir zu keinem bindenden
Ergebnis.
Gegenüber diesen scharfsinnigen Fragen hat die Stoa, wenn sie
auch notgedrungen einzelne Konzessionen machte, doch an ihrem Stand-
punkte weiter festgehalten. Die Stoa hat die tapfere Überzeugung, die
ja auch in die christliche Anschauung übergegangen ist, die Übel seien
die beste Übung des Menschen. Gott verwöhnt eben den Guten nicht,
er nimmt ihn für sich in Arbeit; er verzärtelt sein Kind nicht wie eine
schwächliche Mutter. Alles Widrige ist im letzten Grunde gut für die,
denen es zustößt, besonders aber für das Ganze. Wenn man sich also
fragt, warum denn bei einem Erdbeben, warum bei einer Wassersnot
so viele Gute mit umkommen müssen, so lautet die Antwort, daß sich
uns die näheren Gründe entziehen, daß wir nach ihnen auch nicht fragen
sollen: Gott, der das Ganze als ein gerechter Vater im Auge hat, weiß
besser als wir kurzsichtigen Menschenkinder, was dem Weltall frommt,
und braucht auch diese Elementarereignisse in seinem Sinne zum Nutzen
des Ganzen. Geht es aber oft dem Bösen gut, dem Guten übel, so
bedenke der Zweifler, daß die Guten und Gott miteinander verwandt
sind; die Bösen sind nur seine Haussklaven; laß die lustig und frivol
sein, die Kinder des Herrn haben die Aufgabe, sittig und anständig zu
leben. Kein Mensch ist unglücklicher als der, der nie ein Unglück er-
lebt hat; das Geschick sucht sich immer nur die Tapfersten aus. Den
Steuermann lernt man im Sturm, in der Front den Soldaten kennen.
Die Tugend ohne Gegner stirbt an Schwindsucht. Und wenn man
uns vollends das Beispiel des Sokrates, der ungerecht starb, vorhält,
so fragen wir dagegen, ob er ein übles Los gefunden hat, als er den
Heiltrank der Unsterblichkeit nahm. Nein, das wirkliche Übel ist nur
das Böse, aber gerade dies hält Gott den Guten fern. Die, welche
glücklich scheinen, sind oft gerade elend, sie gleichen getünchten Wänden.
Die Leidenden lehren andere dulden, sie bleiben ihnen zum Muster.
Gott kann ja doch auch nicht allein die Bösen strafen; der Wind kann
nicht den Guten günstig, den Bösen ungünstig wehen; kein Arzt ver-
weigert ja auch den schlechten Menschen sein Mittel.
So stellte die von rechts und links angegriffene Stoa eine Fülle
von schönen und konsequenten Sätzen den Feinden entgegen und bewies
damit ihren hohen Reichtum an unvergänglichem Seelengut. Und nicht
genug damit: aus ihren Reihen trat als Vorkämpfer der Mann, dessen
umfassender Geist das ganze Wissen seiner Zeit umspannend des alten
hellenischen Geistes Stärke noch einmal, auf Jahrhunderte zum letzten
Male, betätigte, der Historiker, Geograph, Astronom, Philosoph Posei-
donios, von dessen Wissen die unproduktive Folgezeit sich ausschließlich
genährt hat. Noch einmal ist er im vollsten Wortsinne ein Gelehrter.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 51
Und doch steht er schon auf der Wende zweier Zeitalter, auch in ihm
gewinnt der schon lange keimende Trieb seiner Epoche nach dem My-
stischen, dem Enthusiasmus Ausdruck. Er beobachtete scharf die Einzel-
erscheinungen, aber wenn er die Ergebnisse zum Gesamtbilde zusammen-
faßte, so ging ihm vor der Herrlichkeit der Welt das Auge über; wenn
er den ewigen Wandel der Himmelskörper beobachtete, die Kräfte der
Erde erkannte, so faßte ihn die heiligste Ehrfurcht vor dem Künstler
des Werkes, und in begeisterter Rhetorik, die durch die ganze Zeit,
auch in den Schriften des jungen Christentums widerhallte, gab er
seinen Gefühlen Ausdruck.
Es war ein erhabener Pantheismus, der das Herz auch des Leicht-
sinnigsten aus den Banden der Lüste, ans dem Strudel der Nichtigkeit
emporzureißen vermochte; er bot nun auch Raum für die Götter und ihre
Vielheit. Wir haben gesehen, daß die philosophische Skepsis nicht daran
dachte, vollen, praktischen Ernst mit der Bekämpfung der griechischen
Götter zu machen. So sehr ferner Vertreter aller Sekten — freilich
nicht ohne beredten Widerspruch ihrer Zunftgenossen — in der Ver-
werfung des Bilderdienstes übereinstimmend ins Menschenherz den Sitz
der Gottheit verlegen, so laut einzelne Stimmen die blutigen Opfer
verdammen, so hat es im Altertum doch nie einen heidnischen Bilder-
stürmer, einen Zerstörer der Altäre gegeben. Vollends entthronte ja
die Stoa, wie schon bemerkt, die Götter, deren Mythen sie nur im
wörtlichen Sinne verwarf, nicht, sondern setzte sie um in Naturgewalten
und Abstraktionen. Aber damit nicht genug: im Verfolg dieses Denkens
gelangte man dazu, die Religionen aller Völker deuten zu wollen. Er-
gab sich aus dem allgemeinen Glauben die Existenz Gottes überhaupt,
so lag diesen polytheistischen Religionen ein Wahrheitsgehalt zugrunde,
eine alte Offenbarung, die, jetzt in Mythen und Symbolen zum Aus-
drucke kommend, nur dem Sinn des Frommen und religiös Strebenden
sich erschließen. So greift denn auch bei den Philosophen der Trieb
immer weiter um sich, diese Symbole, diese Bräuche, diese Kultgestalten,
sei es nun Ägyptens oder des Orients bis nach Indien, würdigen zu
lernen. Apollonios von Tyana unternimmt seine große religiöse Wan-
derung nach dem Osten, um dessen göttliche Weisheitswunder zu er-
gründen: so wird der Philosoph zum Theosophen. Von der gläubigen
Menge trennt ihn nicht mehr viel; mag sie vor wunderlichen Götzen
knien, in wilden Orgien toben: er blickt verständnisinnig dieses Wesen
mit an und kann in höherem, reiferem Sinne sich daran beteiligen. Er
verehrt Gott im letzten Grunde auf andere Weise, er betet ihn am
Altar des Innern an, aber dem Volk rät er, am väterlichen Brauche,
der Ausdrucksform uralt-heiliger Offenbarung, festzuhalten. So bilden
die heidnische „Kirche" und die Gemeinde der Denker eine Einheit,
Glauben und Wissen gehen ineinander über.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: I._Geffcken Ernst Apollonios_von_Tyana
I. Geffcken, Der Eintritt des Christentums in die griechisch-römische Welt. 53
älterem Brauche heißt Augustus in der Provinz Asien der „Heiland
der Welt" und genießt bald göttliche Ehren. Und im richtigen Ver-
ständnisse seiner Zeit erneuert er alte Kulte, baut Tempel und schasst
Priestertümer; in richtiger Würdigung für den Glauben der Epoche an
das Walten der Vorsehung läßt er bei seiner Säkularfeier die prophe-
tische Sibylle von diesem neuen Zeitalter künstlich dunkeln Sang an-
stimmen.
Die Vorsehung hatte das Kaiserreich selbst geschaffen; die Provinzen
blieben, von seinem Schilde gedeckt, zufrieden mit dem Zustande, der
ihnen zwei Jahrhunderte des Friedens schenkte und namentlich im zweiten
Jahrhundert eine Art Nachblüte der griechischen Literatur ermöglichte,
während in Rom Kaiser und Senat oft genug einen erbitterten Klein-
krieg führten. Aber das Einzelgemüt bedurfte stets noch des religiösen
oder philosophischen Zuspruchs, mochte auch der Staat dem Menschen
nicht mehr allzuviel Sorge machen; das Herz der Menschen schrie nach
Erlösung. Und es fand sie. Niedriger organisierte Naturen stillten in
Weihung und Büßung das Verlangen ihrer Seele, höher Veranlagte
saßen zu den Füßen der Philosophen, die in eindringlichen Moral-
predigten die Frage ihrer Hörer, was sie tun sollten, beantworteten.
Nicht das Christentum hat zuerst in die dunkeln Verließe der Sklaven
sein helles, freundliches Licht gesandt, sondern die Predigt des Stoikers
erleichterte die Fesseln des Unfreien, dem der Trost gespendet ward,
daß er nach seiner Sinnesart doch ein Freier sein könnte, und das harte
Herz des im Auditorium lauschenden Herrn erzitterte, wenn Epiktet,
der große Prediger des ausgehenden ersten Jahrhunderts, er, der selbst
Sklavenketten getragen, den Würdenträger hart anfuhr: Du selbst bist
ein Sklave, elender als jeder andere; ein Diener bist du deiner Lüste,
ein Knecht kläglicher Vorurteile! Ja, der philosophische Prediger wird
ganz zum Priester in unserem Sinne: trifft den Senator das unver-
schuldete Todesurteil ans des Kaisers Hand, so bespricht er sich vor
seiner Vollstreckung mit dem philosophischen Seelsorger. Und wenn
nun den Philosophen selbst, einen Musonios, einen Seneca, einen Apol-
lonios der Zorn des Herrschers ereilt, so erinnert er sich des Sokrates
und seines Todesloses, tröstend ruft ihm der athenische Weise aus seinem
Kerker zu, daß die Feinde wohl ihn zu töten, aber nicht zu schädigen
vermöchten, und kredenzt ihm den Becher der Unsterblichkeit.
Denn der Gedanke der Unsterblichkeit der Seele gewinnt gerade
in dieser Epoche, ans religiösen wie philosophischen Quellen fließend,
erneute Kraft. Die Seele, die ihren göttlichen Ursprung in ihrer
Sehnsucht nach Gotteserkenntnis bezeugt, sucht, von Begierden befleckt,
den Rückweg nach ihrer wahren Heimat; vom Leibe, dem Kerker befreit,
kehrt sie in ätherischer Gestalt dahin zurück, von wannen sie gekommen,
muß aber vorher noch mannigfache Stadien der Läuterung und Reim-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
58
Prosahest Vii.
Anschluß an die orthodoxeste Formulierung der reformierten Lehre war
mehr philosophischer als theologischer Natur, nicht die Wirkung des
Religionsunterrichtes, sondern die Frucht des Grübelns und der Lektüre
von Büchern, wie Bossnets „Wandlungen der reformierten Kirche". Dann
hatte der Prinz seinen Widerruf leisten müssen. Seitdem wußte er aus
eigener Erfahrung und vergaß es nicht, was Gewissenszwang heißt.
Dort in Küstrin sollte er nach des Königs Gebot des Sonntags
dreimal die Kirche besuchen. Außerdem schickte ihm der Vater die
Predigten, die er selbst gehört hatte, in Niederschriften zur Lektüre.
Die gezwungenen Andachtsübungen riefen die entgegengesetzte Wirkung
hervor. Bald nach der Rückkehr aus Küstrin ließ sich der Kronprinz
ein unvorsichtiges Wort entfahren, das bei dem Vater vieles wieder
hätte verderben können. Er äußerte im Gespräch mit einem Berliner
Geistlichen, man dürfe den Predigern nicht einen blinden Glauben
schenken, sondern jeder müsse seines eigenen Glaubens leben. Grumbkow,
der die Strenggläubigkeit stark betonte, machte ihn bei diesem Anlaß
auf seine fortdauernd sehr prekäre Lage aufmerksam, und Friedrich
antwortete (27. April 1732): „Ich werde Ihren Rat befolgen und es
mir gesagt sein lassen, daß es ziemlich tollkühn von mir war, über
Religion zu sprechen."
Wenn er nun jedes Wort genau abwägen mußte und wenn das
wenige, was er äußerte, meist auf einen bestimmten Zweck berechnet
war, so wird jede dieser Äußerungen, ehe man Schlüsse daraus ziehen
mag, der genauesten Prüfung bedürfen. Selbst in den anscheinend
vertraulichsten Briefen an Grumbkow glaubte der durch seine traurigen
Erfahrungen Gewitzigte mitunter Versteck spielen zu müssen. Von
heiligen Dingen spricht er bisweilen, gleichsam plötzlich, mit einer
Salbung, die Grumbkow kaum als ans dem Herzen kommend betrachtet
haben wird.
Das ist gewiß, daß sich Friedrich den Katholischen gegenüber sehr
lebhaft als Protestant und den Lutheranern gegenüber als Reformierter
fühlte. Wenn er in Küstrin in der Verzweiflung daran gedacht hat,
durch den Verzicht auf die Erbfolge und die Verheiratung mit einer
Erzherzogin sich die Freiheit zu erkaufen, so machte er die Beibehaltung
seines Glaubens unter allen Umstünden zur Bedingung. So wenig
wie von dem römischen wollte er -von einem lutherischen Papsttum
etwas wissen, uiib seine lutherische Braut hätte er gern zur reformierten
Lehre übertreten sehen. Aber mit den armen flüchtenden Lutheranern
aus dem Salzburgischen möchte er 1732 Hab und Gut bis aufs Hemd
teilen. Als er zwei Jahre darauf nach Heidelberg kommt, blutet ihm das
Herz, daß er die Stadt, „die vordem ganz zu unserer Religion gehörte",
mit Jesuitenseminaren und katholischen Klöstern übersät sieht; er hätte
nicht übel Lust, diese Verräter, welche Unschuldige verfolgen, gründlich
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Bossnets Grumbkow Friedrich Friedrich Grumbkow Friedrich Friedrich
R- Koser, Der Philosoph von Rheinsberg.
63
„Nächst Gott", schrieb er gleich im Anfange seiner neuen philo-
sophischen Studien, „dankt meine Seele Ihnen ihr Dasein." Seine
Seele ist ihm jetzt mit Wolfs das einfache und unteilbare Ding, das
Gott auf einmal und nicht durch wiederholte Handlungen geschaffen hat
und das nur Gott durch einen einheitlichen Akt seines Willens ver-
nichten kann, aber nicht vernichten wird. „Ich habe mich nie kleiner
gefühlt, als seitdem ich den Satz von dem einfachen Wesen gelesen habe."
Bereits am 18. April 1136 legte Friedrich in einem Briefe an
Manteuffel das folgende „Glaubensbekenntnis" ab: „Es genügt mir,
daß ich von der Unsterblichkeit meiner Seele überzeugt bin, daß ich an
Gott glaube und an den, welchen er gesandt hat, die Welt aufzuklären
und zu erlösen; daß ich mich tugendhaft zu machen bestrebe, soviel als
ich durch meine Kräfte wirken kann, daß ich die Dinge der Anbetung
verrichte, die das Geschöpf seinem Schöpfer schuldet, und die Pflichten
erfülle, die ich als guter Bürger gegen Meinesgleichen, die Menschen,
habe. Dann kann ich sicher sein, daß die Zukunft mir nicht verderblich
sein wird; nicht als ob ich glaubte, den Himmel durch meine guten
Werke zu verdienen, was widersinnig und der Gipfel der Lächerlichkeit
sein würde, sondern in meiner festen Überzeugung, daß Gott ein Geschöpf
nicht ewig unglücklich machen wird, das ihn mit aller der Erkenntlichkeit
liebt, welche die Wohltat, von Gott geschaffen zu sein, verdient, ein
Geschöpf voll Fehler und Sünden, deren Ursache aber in seinem
Temperament und nicht in seinem Herzen liegt."
Manteuffel nannte dies Bekenntnis „orthodox, obgleich in eigen-
artiger Form ausgesprochen." Gleichsam als wenn er die Grenzlinie
gegen den Bibelglauben hetzt um so schärfer ziehen zu müssen geglaubt
hätte, schrieb Friedrich wenige Tage später au den Bibelleser Grumbkow,
er würde in Verzweiflung sein, einen Vormittag bei der Lektüre des
Tobias, der Makkabäer oder der Apokalypse zuzubringen: „Ich erkenne
Gott durch das Licht der Vernunft; sein Gesetz ist in mein Herz ge-
schrieben; das Gesetz der Natur, das alleinig wahre, das einzige, welches
seine Reinheit bewahrt hat, und dies Gesetz ist es, das mich meine
Pflichten lehrt. Damit verbinde ich die christliche Moral, und das
genügt mir. Habe ich Kummer, den ich mir selbst zugezogen, so lerne
ich davon, um weiser zu werden; bin ich an meinem Kummer ohne
Schuld, so nehme ich ihn hin nach dem Willen des höchsten Wesens,
welches unsere Geschicke lenkt und diese Widerwärtigkeiten der Rolle,
die ich zu spielen habe, mit zugeteilt hat. Und was den Tod anbetrifft,
so fürchte ich ihn nicht; denn ich weiß, daß mein Schöpfer ein Geschöpf
nicht vernichten wird, welches ihn mit der Verehrung liebt und anbetet
wie ich. Es handelt sich nicht darum, in der heiligen Schrift zu lesen,
sondern es gilt, die Pflichten der erkenntlichen Kreatur gegen den
Schöpfer und des guten Mitbürgers gegen Seinesgleichen auszuüben:
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Extrahierte Personennamen: Wolfs Friedrich Friedrich Manteuffel Friedrich Friedrich Grumbkow