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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 115

1912 - Danzig : Kasemann
115 faite Küste jetzt genietzt. Eine mittlere Jahrestemperatur von 17 ° C (Danzig jetzt 7,6 0 C) inu¡3 geherrscht haden, als dort lorbeerartige Gewachse und Zimmtbaume gediehen, wie heute am Lago Maggiore. Auch Feigenarten sind an ein dementsprechendes Klima gewohnt. Palmen wurden nicht ge- funden, vbgleich sie im westlichen Dentschland im Miozan vorkommen. Sehr haufig ist das Holz der Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die nvch heute in Nordamerika verbreitet ist. Eine grosse Menge von Sumpfpflanzen, wie Erlen, Birlen, Seggen und Griiser, wurde in den dis 3 m machtigen Flozen Zutagetretendes, steil aufgerichtetes Miozan (Braunkohlenschlucht) bei Lobeckshof unweit Brentau (Kreis Danziger Höhe). gefunden; meist sind es schöne Abdrücke der Blätter. Die Originalfunde O. Heers sind im Königsberger Geologischen Museum aufbewahrt, aber auch das Danziger Provinzialmuseum besitzt eine schöne Kollektion dieser Pflan- zenreste. Diese üppige Flora mußte allmählich den klimatischen Änderungen unter- liegen, die schließlich zur Vereisung der einst von ihr bedeckten Gegenden führte. Paul Sonntag. 8*

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 51

1912 - Danzig : Kasemann
51 glänzen die silberfarbenen Blätter der Pestwurz. In dein Gesträuch fällt uns ' die für das Weichfel-Nogat-Delta charakteristische Grauerle auf, die gewiß schon vor langer Zeit in unser Gebiet eingewandert ist und wohl kaum ehemaligen Anpflanzungen entstammt. Von Dammfelde führt uns unser weiterer Weg über Mielenz nach dem Durchbruch von 1825. Auf dem Wege dorthin haben wir Gelegenheit, einige bedeutsame Glieder der Stromtalflora kennen zu lernen: 1. ein Schilfgras (Palamaarostm litoroa), das an zerstreuten Stand- * orten das ganze Weichseltal begleitet, ja noch an der Mottlau bei Ohra vorkommt und bei Kahlberg sogar Dünen besiedelt; dieses stattliche Gras kehrt in Deutschland wieder im Rhein- und Elbtal und in den kiesigen Gebirgsbächen Bayerns; 2. ein Schotendotter (Erysimum hieracifolium), den unser Gebiet gemeinsam hat mit dem Memel-, Warthe-, Obra- und Netzetal, der im arktischen Rußland auftritt und von Sibirien bis Südrußland reicht; 3. eine südeuropäische Spitzklette (Xanthium italicum), die wohl erst neuerdings mit dem Strom ihren Weg zu uns gefunden hat. In den die Dämme begleitenden Getreidefeldern sind unter gewöhnlichen Unkräutern der durch seine blutroten Blüten auffallende Sommer-Adonis und der durch eigentümlich geformte Fruchtbehälter ausgezeichnete Acker- Hahnenfuß seltenere Erscheinungen. Im nahen Kleefelde träumt das gabelige Leimkraut (Siiene dichotoma) von seiner südeuropäischen Heimat. Am Durchbruch begegnen wir einer typischen Rohrsumpfformation, in der die mehr als zwei Meter hohe Sumpf-Gänsedistel, Deutschlands größte krautartige Pflanze, besonders augenfällig ist. — Im Außendeich bei Kunzen- dors hat unser zierlichstes einheimisches Primelgewächs, der nordische Manns- schild, ein stilles Plätzchen — nach weiter Wanderung mit dem Strome — gefunden. Auf dem schlickigen Boden anderer Stellen fallen einige Pflanzen durch ihre erstaunliche Höhe auf — eine Folge von überreichlicher Nahrungs- aufnahme. Ihnen können wir Zwerge, die zu denselben Arten gehören und auf den trockenen, sandigen Flußufern gewachsen sind, gegenüberstellen, Ergeb- nisse der geologischen und physikalischen Verhältnisse der Bodenunterlage. — Am Ufer überraschen uns große Mengen von Knöterich- und Ampferarten, die der Gesamtflora streckenweise das Charakteristikum verleihen. In stillen Buchten flutet ein Wasserhahnenfuß (Uanunauiuz ünitaos), der seine reinweißen Blüten über dem Wasser wiegt. Auf erhöhten Stellen des Ufergeländes hat ein Fremdling aus Nordamerika, der schöne Sonnenhut (Rudbeckia hirta), festen Fuß gefaßt. Sicher hat der Strom seinerzeit diese in Gärten gehaltene Zierpflanze hier angeschwemmt. Der Glutball der Sonne neigt sich dem Westen zu — und es ist an der Zeit, daß wir uns zu dem Kleinbahnhof in Liessau begeben. Noch einmal genießen wir das Bild, das sich vor unseren Blicken ausbreitet: Im Westen tauchen die diluvialen Weichselhünge von Warmhof und Sprauden auf, steil nach dem Strombett abfallend; ostwärts dehnt sich gleich einem grünen Plane das fruchtbare Werder, unterbrochen von freundlichen Siede- lungen. Dazwischen zieht ruhig und gemächlich der Strom, der in seinem Oberlaufe so temperamentvolle Sohn der Karpathen, belebt von den sich blähenden weißen Segeln der Weichselkähne. — Beim Genießen dieses Landschaftsbildes schweift unser Blick unwillkürlich zurück in jene Zeiten, in 4*

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 180

1912 - Danzig : Kasemann
180 Wenn ich an dem Getrümmer dieses Schlosses stand, mußte ich immer wieder an die Ruine von Roggenhausen denken. Hier wie dort finden wir dieselben Bestandteile der Landschaft, das tiefeingeschnittene Erosionstal eines Flusses und anmutig geschweifte Randberge. Aber dennoch kann man sich kaum verschiedenere Bilder denken. An der Ossa grünem Strande ver- schwindet die Ruine beinahe im Baumgrün, und längs des Flüßchens, das durch blumige Wiesen rauscht, bilden Erle und Hasel dichte Hecken. Kaum bedürfte es da noch der blütenreichen Obstgärten im Grunde, um unsere Seele mit idyllischem Frieden, behaglicher Lebensfreude zu erfüllen. Hier an der Drewenz redet die Natur zu uns in einer ernsteren Sprache. Hier umhüllt fein schattiger Buchenwald die Randberge des Tales; baumlos und kahl liegt der breite Grund vor uns da, und auch die Hopfenplantage von Marienhof vermag die Halden nicht freundlich zu beleben, da sie allzu ver- einsamt in der weiten Fläche daliegt. Herb und ernst ist die Stimmung der ganzen Landschaft, herb und ernst, wie die Gedanken an frühere Zeiten, die uns in ihr kommen müssen, lagerte doch in diesem Grunde dereinst die Macht der Ordensritter, um Jagiello und seinen blutdürstigen Tartaren den Weg ins deutsche Land zu wehren, den sie sich wenige Tage später durch die Schlacht bei Tannenberg dennoch bahnen sollten. Aber dennoch verlohnt auch dieser Gau unserer Heimat einen Besuch, denn die Landschaft besitzt dort einen Stimmungswert, der sie von anderen Gegenden scharf unterscheidet. Wandern wir später in den Forsten bei Loukorsz am Ufer schmaler, flußähnlicher Waldseen dahin, von deren unter Schilf und Binsen verborgenen Flut die Wildenten in ganzen Wolken hoch- gehen, überschauen wir vom hohen Ufer den buchtenreichen Spiegel des Partenschinsees, so werden wir diese Landschaften im Geiste sicherlich gar oft mit der charaktervollen Flußlandschaft vergleichen, von der der wuchtige Nawraberg und die trutzige Schloßruine von Kauernik aufragen. Fritz Braun. Abschied. i§in Birkchen stand am Weizenfeld. Gab Schatten kaum erst sechzehn Jahr'; Das hat den Bauer sehr erbost, Daß die paar Fuß der Sonne bar. Ich ging vorbei, der Bauer schlug, Dem Stümmchen war so wund und weh, Es quält die Axt, das Bäumchen ächzt Und ruft mir zu: „Ade, ade!" Die Krone schwankt, ein Böglein kam, Das seinen Frieden hatte dort, Noch einmal sucht im Hin und Her Das Krallchen Halt im grünen Port. Das Bäumchen sinkt, der Vogel fliegt Mit wirrem Zwitscherlaut ins Land; Ich schämte niich vor Baum und Tier Und schloß die Augen mit der Hand. Detlev v. Liliencron.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 132

1912 - Danzig : Kasemann
aus einer solchen Reihe entwickelt sich eine zum Karlikauer See hinabführende Mulde. Wir sehen also in diesem Fall einen genetischen Zusammenhang zwischen den Pfuhlen und dem See. Ein gewaltiger Pfuhl liegt auch in dem schmalen, hohen Kiesriegel, der den Karlikauer See vom Glembokisee trennt. Man hat den Eindruck, als sei hier voreinst ein mächtiger Glet- scherbach vom Eise herabgeströmt und habe das Bett des Karlikauer Sees ausgestrudelt; beim Rückgang des Gletschers scheint sich dann zeitweise der Bachlauf verstopft und bald hier- bald dorthin verlegt zu haben und gleich- zeitig eine enorme Kiesaufschüttung in der ganzen Umgebung erfolgt zu sein. Darauf schuf sich das Wasser wieder eine regelmäßigere Bahn und strudelte Erosionsterrassen des Radanneflusses bei Goschin. Die alluviale Talsohle ist z. T. mit einer Eiskurste vom Winterhochwasser bedeckt. Jenseits erhebt sich eine untere Terrasse, über deren Abhang Pflanzgräben laufen. Die steinige Böschung im Vordergrund links korrespondiert mit dieser Terrasse. Darüber sieht inan jenseits den mit Büschen (Wacholder) bedeckten Ab- hang der Hochlerrasse. in stetem Zurückweichen die breite, tiefe Rinne des Glembokisees (— „tiefer See") aus, an den Rändern die Rinne ruhig überwallend. Die kreisrunden oder länglichen Pfuhle aber mögen teils von demselben Gewässer, teils von Nachbarbächen ausgestrndelt sein, die vom steilen Eisrand zu Boden stürzten. Der Boden ist, wie gesagt, überall Kies und Sand, durchsetzt mit vielen großen Steinblöcken. Das Ganze ist eine so eigenartig entwickelte End- moräne, wie man sie in ganz Deutschland kaum irgendwo wiederfindet. Wie merkwürdig zerschlitzt die Eisgrenze auf der Danziger Höhe und in der Kaschubei lange Zeit gewesen sein muß, läßt sich bis zu einem gewissen Grade aus der oberflächlichen Verbreitung der Bodenarten ermitteln. In der Gegend von Kölvin südlich von Karthaus treten bedeutende, horizontal gelagerte Tonschichten nicht allein an den Talgehängen, sondern auch auf

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 140

1912 - Danzig : Kasemann
140 Breite der Talsohle erscheinen hier die Umrisse der Landschaft viel wuchtiger als bei Oliva. Neben der Wangelinshöhe muß selbst der hastende Tourist den Rand des Teufelsgrundes in der Nähe der Försterei Sagorsch aufsuchen. Der Fernblick über die blau verdämmernden Waldberge und das rege Schmelz- tal ist von eigenartigem Reiz, und kehrt der Wanderer am Fuße der Berge nach Sagorsch zurück, so wird er sicherlich mehr als einmal von der Höhe der Waldhänge überrascht werden. Wenn man durchaus die Fremde zum Maßstabe der Heimat machen will, hat man hier wohl ein Recht, von einem Klein-Thüringen zu sprechen. Ebenso wie die Rand- berge des Schmelztales weisen auch die Hänge des Kielauer Kessels große landschaftliche Schönhei- ten auf. Wie der „heilige Berg" in unmittelbarer Nähe des Ortes bieten auch die Höhen im Hinter- gründe des Kessels, wo rechts und links Seiten- täler einmünden, über- raschend schöne Rundblicke. Allerdings findet man in diesen Bergen kaum Weg und Steg und muß sich in Waldschlägen oder gar quer durchs Dickicht em- porarbeiten. Doch diese Mühe ist nicht so groß, daß sie dem frischen Wan- derer jene grünen Berge verleiden könnte. Am dichtesten drängen sich die Randtäler auf der Buchenwald bei Psaffenbrunn tut Forstrevier Oliva. Strecke Zoppot — Strieß zusammen, und diesem Um- stande verdankt jener Teil des Höhenzuges den Ruf seiner landschaftlichen Schönheit. Am reichsten hat hier die Natur mit Gaben der Schönheit Oliva bedacht; die Aussicht vom „Karlsberge" gilt als die schönste der ganzen nord- deutschen Küste. Gönnen wir Brandstäter das Wort, der, wie wenige, mit warmem Herzen an den Fluren der Heimat hing: „Haben wir den Karlsberg bestiegen, so umfaßt der Blick das weite Panorama mit allen jenen herrlichen Punkten, welche einzeln schon geeignet wären, einen tiefen und wohltuenden Eindruck auf die Seele zu machen. Von Redlau streift der Blick an der flachen Küste entlang, über Zoppot, Karlikau, Saspe, Brösen, Neufahrwasser und Weichselmünde, bis in die

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 152

1912 - Danzig : Kasemann
152 große und kleine Flecken in allen Nuancen des Grün, vermischt mit glän- zenden, Weißen Tupfen, zu einem stimmungsvollen Bilde. Blickt der Wanderer auf feine Karte, so findet er in der geschilderten Gegend eine stattliche Wasser- flüche eingezeichnet, die er erstaunt mit der Wirklichkeit vergleicht. Der Drausensee mit seiner kämpenreichen Umgebung liegt vvr ihm. Während im Frühjahr dem Auge tatsächlich eine weite, blaue Fläche sich darbietet, ist jetzt alles von dichtem Pflanzen Provinzgrenze ■ Kreisgrenze .Deich N. z%sggr= Kämpen. r-Xm Standorte von Wolffia arrhiza wuchs überzogen, ein Ufer ist nicht mehr zu erkennen, und nur stellenweise spiegelt sich der Himmel in offenem Wasser. Eine packende Szene aus dem unaufhörlichen Kampf zwischen Wasser und Land liegt vor dem Beschauer, wie sie sich in glei- cher Großartigkeit in unseren Breiten kaum wiederfindet. Seit vielen, vielen Jahrhun- derten berennt das trockene Element mit seinen Milliarden von Hilfstruppen ans dem Reiche der Pflanzen und Tiere das nasse. Immer enger wird die Klammer, die der siegreiche Angreifer seinem Gegner um- zwängt, immer inniger die Um- armung, durch die er ihn zu ersticken droht. Das Schick- sal, dem alle unsere stehenden Gewässer mit Sicherheit ver- fallen, die Verlandung, rückt > dem Drausen in bedrohlicher Weise näher und näher. Daß dieses eigenartige Gebiet für den Naturforscher von höchstem Interesse ist, sei er Botaniker, Zoologe oder Geologe, braucht kaum erwähnt zu werden. Aber auch der Naturfreund, der keine Wissenschaft verfolgt, kommt hier auf seine Kosten Leider wird der Drausen viel zu wenig besucht. Das liegt zum Teil sicher daran, daß er sich ein wenig abseits vom Verkehr befindet. Doch wer einen kleinen Fußmarsch nicht scheut, erreicht ihn von Elbing oder den östlichen Nachbarstationen der Bahnen nach Königsberg und nach Miswalde ohne große Mühe. Auch gehen fast täglich Dampfer mit Personenbeförderung von Elbing über den See nach dem Sorgefluß und ab und zu auch nach dem Oberländer Kanal, der aus seinen berühmten „schiefen Ebenen" von dem Drausen nach der Höhe^ hinauf steigt. Es ist der Zweck dieser Zeilen, alle die Sucher nach der Schönheit unseres lieben Vaterlandes ans dieses Fleckchen Erde aufmerksam zu machen, wo ihnen die Kartenskizze vom Drausensee.

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 205

1912 - Danzig : Kasemann
205 annähernd ähnliche Molophilus ater Mg. mit verkürzten Flügeln, Urinsekten (Collembola) oder Springschwänze klettern zwischen dem niederen Pflanzen- wuchs einher und retten sich durch raschen Rückwärtssprung vor den Ver- folgungen kleiner Laufkäfer (Peinbidinm, Amara, Harpalus), Spinnen weben dichte, flächenhaste Netze zwischen dem Kraut, Nacktschnecken benagen die Blätter, Porcellio rathkei Brdt., eine Assel, sowie mancherlei Milben (Trom- bidium, Rhyncholophus) machen Jagd auf kleine Beute, kurz, ein reiches, für unsere Provinz noch wenig genug erforschtes Klein-Tierleben genießt hier seines Lebens Freuden und endet schließlich nach mancherlei Fährnis Wohl doch allemal im Magen eines Stärkeren. Das größte Raubtier solchen Landes ist der Frosch, und zwar wesentlich der Moorfrosch, Rana arvalis Nilss., dessen var. nigromaculata Woltcrsd. zuerst nach westpreußischen Exem- plaren unterschieden wurde. Der Maulwurf wühlt ganz gerne in solchem Revier seine Gänge, findet er doch reichlich Regenwürmer und allerlei Larven in dem Boden an den Wurzeln. Über die Wiesen hin gaukeln Falter, die prächtigen Perlmuttersalter, Argynnis laodice Pall., und A. ino Rott., der dunkle Bläuling, Lycaena optilete Knock), und sein dunkelbrauner Vetter L. eumedon Esp., selten ist der Feuerfalter Chrysophanus amphidamas Esp., der seine Nordostgrenze schon im benachbarten Ostpreußen findet. Häufiger sind Ooenonympha hero L., C. ipkis Schiss, und C. tiphon Rott., alles Schmetter- linge, die für feuchte und moorige Wiesen ebenso charakteristisch sind lute die Nachtfalter Acronycta meoyanthidis Ochsh., Epineuronia cespitis F., Tapinostola fulva var. fluxa Tr. und manche andere, die Spanner Aeidalia muricata Husn., Anaitis paludata var. imbutata Hb. und Perconia stri- gillaria Hb. Auf den Binsen verursacht der Blattfloh Eivia iuneorum Latr. gallenartige Veränderungen der Blütenstände, und in seinen Kolonien haust räuberisch und mordend die Larve einer Gallmückeh, die in der Tucheler Heide erst neu entdeckt wurde. Gleich hier sei an die reichere Fauna erinnert, die sich dann ergibt, wenn Erlen, diese Bäume der Feuchtigkeit, oder Weiden als Gesträuch oder Baumschlag Abwechselung in die Landschaft bringen. Zwischen den Erlen- büschen duckt sich der Kranichs), wenn er sich von seinem verborgenen Nest leise von dannen stiehlt, da brütet auch die Bekassine3). Die Erlen und mehr noch die Weiden ernähren in Blatt und Stamm eine reiche Jnsekten- welt, ebenso die Pappel, die sich häufig hineingesellt. Auf Pappelausschlag finden wir den roten Blattkäfer^) häufig und unter seinen Flügeldecken die feiste Milbe Linobia coccinellae Scop. Wie ganz anders bevölkert aber als eine solche torfige Wiese ist doch eine wiesenartige Lichtung in einem echten, rechten, hochgrünen Laubwald! 3. Laubwald. Ein Maientag im Grünen, welche Lust! Welches Jubilieren der Vögel, wie lebt und webt es überall in neu erwachter Daseinsfreude, wie geschäftig sorgt ein jedes für der lieben Nachkommenschaft gute Unterkunft. ■ Da ist die Sonne früh aus und mit ihr das lebhafte Volk ihrer besten Freunde. Der Buchfink kann sich garnicht genug tun, sein frischfröhliches Liedchen zu g Lestodiplosis liviae Rübs. 2) Grus grus L. 3) Scolopax gallinago. 4) Mela- soma populi L.

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 208

1912 - Danzig : Kasemann
208 Rehes ihre Larvenentwickelung durchlaufen. Blutdürstige Mücken und Fliegen verschiedener Gattungenx) plagen das Wild im heißen Sommer. Die Therioplectes-Arten lieben es ganz auffallend, über einer freien Stelle rüttelnd in der Luft zu stehen O, welch anziehender Anblick für des Naturfreundes Auge überhaupt ist ein solch sonnendurchglühter Fleck mitten im Mischwalde, mit mancherlei Blümchen und kühlen Farnkrautgründen beiseite! Da stehen diesen Blutsaugern ähnlich in der heißen, stillen Luft die bunten Schwebfliegen^); mit reißendem Flügelschlage halten sie sich auf einer Stelle still. Da gaukeln mancherlei Falter über die Blumen, da- bei die reizenden Zipfelfalterchen, die auf der Eiche3 4), der Birkez, selbst Stenolechia gemmella L., deren Raupe auf Eichen Gallen erzeugt. auch der seltene, der auf dein Schlehdorns als Raupe lebt. Rotgolden gesellt sich im Juli der Dnkatenfalterch dazu, dessen Raupe auf der Goldrute lebt, auf der wir im Herbst wiederum die so eigenartig bunten Raupen der Mönchseulen7) finden. Blitzenden Funken gleich schwirren Prachtkäfer um die Gesträuche, und wenn wir uns in diese überreiche Kleintierwelt näher vertiefen wollten, wir kämen nicht zu Ende unser Leben lang, immer neue Wunder, immer neue Freuden zu erleben und zu schauen. Wie vieles haben da unsere westpreußischen Wälder dem geduldigen Forscher geliefert! Eine große Reihe bis dahin ganz unbekannter Blattwespen wurden in unsern Laubwäldern als Larven aufgefunden, teils fressend wie Raupen, teils minierend zwischen Oberseite und Unterseite der Blätter. Ich nenne die Minierwespen der Birkech, des Leberblümchensch, die große Keulhornblatt- p Tabanus, Chrysops, Chrysozona, Stomoxys. 0 Svrphidae. 3) Zephyrus quercus £.. 4) Zephyrus betulae L. 5) Thecla spini Schiff. 6) Chrysophauus virgaureae L. 7) Cucullia- Arten. 8) Scolioneura betulae Zadd. 9) Pseudodineura hepaticae Brischke.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 217

1912 - Danzig : Kasemann
217 Schneeeule die bildschöne Sperbereule2), die gelegentlich auch wohl in Ostpreußen brütet. Sehr kalte Winter führen auch die Schneelerche zu uns, einen sehr hübschen, kleinen Vogel, der ans der nördlichen Viertelkugel der Erde von Amerika vordringend allmählich bis nach Skandinavien hin sein Brutgebiet ausgedehnt hat. In einzelnen Jahren, dann nämlich, wenn die Zirbelkiefern seiner sibirischen Heimat einen mangelhaften Fruchtertrag gehabt haben, gesellt sich noch der eigenartige Tannenhäher hinzu, und zwar die schmalschnäbelige Unterart2); die dickschnäbeligeh, in Skandinavien und den Ostseeländern bis nach Ostpreußen hinein brütende, kommt häufiger zu uns. Mit diesem Vogel bevölkern den winterlichen Nadelwald gerne die Kreuz- schnäbel, deren eine Art2) auch noch als Seltenheit in unseren größeren Wäldern brütet. Auch der ähnliche Hakengimpel2) ist hier zu nennen. 8. Nadelwald. Der Nadelwald hat aber auch seine ganz charakteristische Sommersauna. Charakteristisch zunächst insofern, als die wirklich ausgedehnten Waldkomplexe bei uns wohl durchweg oder in ganz hervorragendem Anteil aus Nadel- bäumen, in erster Reihe Kiefern, bestehen. Solche Waldkomplexe ersetzen bei uns, auch wo sie die Ebene durchziehen, den Hochwald der Gebirge, und alle die adligen Geschlechter der Tierwelt, die die vornehme Ruhe der Einsamkeit lieben und zu ihrem Wohlbefinden brauchen, sie ziehen sich bei uns in den ausgedehnten Nadelwald zurück. Leider läßt unsere Forstkultur kein Wald- stück mehr recht alt werden und nimmt durch die schließlich im Umtrieb wiederkehrende Beunruhigung des Holzausschlagens und Neuanschonens diesen Geschlechtern immer mehr die zu ihrer Erhaltung notwendige Ruhe. Und gerade unter ihnen sind die Gestalten der Volkspoesie und des Märchens, von denen das deutsche Kind von klein auf immer wieder hört. Da horstet der Steinadler7 8), des Tages größter Raubvogel, und der Uhu2), der größeste der Nacht. Da brütet auf unzugänglicher Astgabel noch der Rabe^), alt- deutschester Sage geweihter Odinsvogel, sie alle aber werden beunruhigt und allmählich immer weiter dizimiert, so daß man ihre geringe Zahl schon leicht übersehen kann. Was besondere Jagdfreude bringt, wird geschont, und so ist der Auerhahn, einer der ältesten Bürger des wieder besiedelten Landes, noch vielfach zu treffen. Im Nadelwald hat der schmucke Pirol10) sein Nest, den die Kinder fröhlich „Junker von Bülow" nennen nach seinem Ruf, und der prächtig kraftvolle Schwarzspechtu). Fleißig meißelt er die kranken und von ihren Jnsektenfeinden befallenen Bäume an, er weiß die zahlreichen Borkenkäserlarven unter der Rinde ebenso hervorzufinden, wie die ticfsitzenden Larven der großen Holzwespen 12). Diese Larven lenken unser ganz besonderes Interesse auf ihre Parasiten, denn vbschon sie tief innen im Holz ihre Gänge fressen, die Schlupfwespen mit den längsten Stacheln^) wissen sie doch zu ermitteln und bohren nun, schier unbegreiflich wie, ihren Legestachel, der eines Roßhaares Dicke nicht übersteigt und 5—6 cm lang wird, direkt durchs Holz dem Opfer in den Leib. Und ihnen schließt sich Ibalia cultcllatoi- an, ein Unikum in ihrer Familie, nach *) Nyctea nyctea. 2) Syrnium uralense. 3) Nucifraga caryocatactes f. leptorhynchus. 4) f. macrorhynclms. 5) Loxia pityopsittacus. 6) Pinicola emicleator. 7) Aquila chrysaetos. 8) Bubo maximus. 9) Corvus corax L. 10) Oriolus galbula L. 14) Picus martius L. 12) Sirex, Paururus usw. 13) Ephialtes, Rliyssa.

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 241

1912 - Danzig : Kasemann
V — 241 — gaben erwuchsen dem Kirchenbau durch die Begründung der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses; ihre Gotteshäuser, aus der Zeit von etwa 1650 bis 1720, haben den reichsten Schmuck kunstvoller Fachwerks- verbünde. Ein Gegenstück hierzu sind die ganz aus Holzbohlen errichteten Kirchen, aus sogenanntem Schurzwerk, die billigste Bauweise, aber für arme Wald- gebiete die naturgemäße; sie zeitigt uns bodenständige Schöpfungen, deren eigener Stil von allen anderen Dorfkirchen stark abweicht. Was man hier sieht, ist wirklich Volks- kunst, und für die heimische Kulturgeschichte steckt in diesen Aschenbrödeln der Neuzeit ein überreiches Quellenmaterial. Für den Wanderer sind schon von fernher die Kirch- türme das Merkmal des Dorfes, der Wegweiser zum Ziele, so, wie sie für die Gemeinde ein Wegweiser zur himmlischen Hei- mat sein sollen. Von hier ertönt der Glockenklang, der das Gemüt so wunderbar ergreift und in tausend Volkssagen gefeiert wird. Drum gilt der Turm als Wahr- zeichen, das man ungern ent- behrte. Es war schon vorhin der massiven Turmbauten der Strasburger Gegend und Po- mesaniens gedacht. Oft aber fehlt das Geld zum Massivbau, und ein Holzgerüst ist wegen seiner Elastizität für die Stand- sicherheit, wie für die Reinheit des Klanges vorzuziehen: so kamen die alten Baumeister von selbst zu dem hölzernen Glocken- turm auf niedrigem, massivem Unterbau; eine zierlich vorgekragte Glocken- laube und ein hoher Helm krönen den Aufbau: wieder mit billigen Mitteln etwas Schönes und Sachgemäßes! Auch in Schlesien, Pommern und Mecklenburg ist diese Bauart nicht fremd, aber es scheint doch, als ob sie im Ordenslande, in Ost- und West- preußen, am häufigsten war und hier am schönsten ausgebildet wurde. Gr. Montau, Kunzendorf, Fischau im Marienburger-, Stüblau und Trutenau im Danziger Werder, oder Lesno in der Kassubei seien als Haupt- beispiele genannt. Kleiner, zierlicher, aber doch voller Anmut sind die mit wälschen Hauben gedeckten Türmchen der Holzkirchen, die malerisch wirksam aus den Laub- kronen uralter Kirchenlinden hervorlugen. Kirche zu Rosenthal, Kreis Löbau, Schurzholzbau von 1761—63. 16*
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