>
114
C. Länderkunde.
und bildeten das „Niederungs- oder Niedermoor", aus dem Bruchwald
entstand, dessen absterbendes Holz feste Torfschichten bildete. Auf ihnen
siedelten sich die anspruchslosesten Pflanzen (Wollgras, Heide und besonders
Laubmoose) an, und damit begann die Bildung des Hochmoors, das sich
durch immer neue Pflanzenpolster vergrößerte und erhöhte. Das Wasser
des Sees wurde nach der Mitte zusammengedrängt, das Moor wölbte sich
nhrglassörmig und erhob sich bis 8 m über die Umgebung. Das Hochmoor
hat seine größte Ausdehnung in Nordwestdeutschland, im Regierungsbezirk
Stade, an der ostfriesisch-oldenburgischen Grenze und an der mittleren Ems.
§ 172. Ausnutzung. Jahrhundertelang diente das Moor nur dazu,
als Brennstoff dem Menschen den Torf zu liefern. Dann folgte die von
Holland her eingeführte Brandkultur, bei der das nmgehackte und von
der Sonne getrocknete Moor angezündet wird. Das ist die Ursache des
„Moordampfes", der als „Höhenrauch" ganze Teile Nord- und Mittel-
dentschlands belästigt. In die abgekühlte Asche wird der Buchweizen ge-
sät, dessen Ernte aber sehr unsicher ist. Eiu großer Fortschritt war die
gleichfalls von Holland her eingeführte Fehnknltnr. Sie besteht darin,
daß ein Kanal, der mit einem schiffbaren Gewässer in Verbindung steht, in
schnurgerader Richtung ins Moor hineingegraben wird. Auf ihm fährt
der Fehnbewohner mit dem Schiffe den Torf zur Stadt und bringt Dung-
ftoffe wieder zurück. So entstehen mit der Zeit blühende Ortschaften. Die
größte deutsche Moorkolonie ist Papenburg (8). Mit großem Eifer ver-
sucht man in der Gegenwart, die großen Moorflächen auch uoch auf audere
Weise zu kultivieren. Wenn alles Moor im Deutschen Reiche uutzbar ge-
macht wäre, brauchten wir weder Roggen noch lebendes Vieh einzuführen,
und der Wert des dann möglichen Rindviehbestandes würde sich gegen den
jetzigen um 1 Milliarde Mark steigern.
6. Die Entwässerung und die Tieflandsbuchten.
§ 173. Die Entwässerung des Westelbischen Flachlandes geschieht durch
Rhein, Ems, Weser und Elbe.
Bei Bonn tritt der Rhein in die Kölnische Tieflandsbucht ein, die
zwischen Sauerland und Eifel südwärts bis zur Mündung der Sieg reicht.
Sie ist wegen der Nähe der reichen Bergwerks- und Industriegebiete dicht
bevölkert und städtereich. Neben den Städten am Rhein sind wichtige
Jndnstriemittelpunkte: München-Gladbach, der Hauptsitz der rheinischen
Banmwollindnstrie, und Krefeld (129; — 1840: 26), der erste Platz des
Deutschen Reiches für die Samt- und Seidenindustrie.
Am Rhein liegt Köln an der Stelle, wo die große Heerstraße jetzt
Eisenbahn — längs des Nordrandes der Ardennen den Rhein erreicht. Die
User sind hoch und fest, eine frühere Flußteilung erleichterte die Uberbrückung
an dieser Stelle, die noch sür kleine Seeschiffe erreichbar ist. Hier
entstand durch die Römer die nach der Gemahlin des Germanikus genannte
Colonia Agrippina. ■ Im Mittelalter wurde die Stadt der Sitz eines Erz-
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Heide Nordwestdeutschland Stade Holland Holland Papenburg Rhein Bonn Rhein Rhein München-Gladbach Krefeld Rhein Rhein
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
Ss'
§100. Die Rhön ist die Wasserscheide zwischen Weser und Main.
Sie'erscheint als eine von einzelnen Gipfeln unterbrochene waldarme Hoch-
fläche, auf der sich infolge des Wasserreichtums ausgedehnte Torfmoore
bilden konnten. Die Bevölkerung lebt in dürftigen Verhältnissen. Im 80
liegt an der Fränkischen Saale das Solbad Kissingen. Die zwischen den
Bergmassen liegenden Täler dienen dem Verkehr. Vogelsgebirge und
Taunus werden getrennt durch die gesegnete Wetterau. Sie bildet den
letzten Abschnitt der großen Heerstraße von der Nordsee über Kassel an
den Rhein.
§ 101. In der Senke zwischen Vogelsberg und Rhön fließt die Kin-
zig nach Sw, die Fulda nach N. Diese Senkung ist ein Teil der großen
Straße — jetzt Eisenbahn — zur Verbindung der mittleren Elbe mit Main
und Rhein (über Erfurt—eisenach—hanau). Au ihr liegen die bedeu-
teudsteu hessischen Städte, wie Fulda, das zu den ältesten Städten Deutsch-
lauds zählt. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, dessen Lieblingsort
Fulda war, liegt hier begraben. Einer seiner Schüler hat das dortige Kloster
gegründet. In der zweitgrößten Niederung Hessens liegt Kassel (153), die
größte gewerb- und handelsreiche Stadt in Hessen. Der Abhang des Ha-
bichtswaldes wurde durch die prachtliebenden hessischen Kurfürsten £u der
Wilhelmshöhe, einer der schönsten Parkanlagen Deutschlands, umge-
schaffen. Das Schloß gleichen Namens ist als einstige Residenz Jerömes
und als Aufenthalt des gefangenen Napoleon Iii. mit der deutschen Geschichte
eng verknüpft. Bei Münden wird die Fulda von der Werra aufgenommen,
und der durch die Vereinigung entstandene Fluß führt den Namen W efer.
Zeichnung: Das Fulda- und Kinzigtal. Die Eisenbahn Minden—
Frankfurt mit den daranliegenden Städten wird eingetragen.
§ 102. d) Das Weserbergland. Es ist das Bergland zu beiden
Seiten der Weser von Münden bis Minden. Die höchsten Erhebungen
erreichen kaum 500 m. Auf der rechten Seite liegt das fchöne Waldgebiet
des Solling, dessen Buntsandsteinplatten als Material für Dächer, Fliesen
und Grabsteine seit Jahrhunderten verschickt werden, und der Deister,
dessen Steinkohlen für die Industrie der Stadt Hannover wichtig sind.
§ 103. Das Wesertal von Münden bis Minden mit seinen wech-
selnden Formen ist eins der reizvollsten deutschen Flußtäler. Am Flusse
liegen Holzmiudeu, Höxter und das ehrwürdige Korvey, unter den
Karolingern und Sachsen die größte deutsche Missionsanstalt. Hameln
liegt in einer Talmulde. Weiter nördlich durchbricht der Fluß die Weser-
kette und bildet die bekannte Westfälische Pforte (Porta Westfalica =
Eingang von Westfalen her), eine niedrige, breite Pforte zwischen Weser-
gebirge und Teutoburger Wald. Wittekinds- und Jakobsberg sind die
sagenumwobenen Pfeiler des Tores. Die alte Heerstraße verlief links am
Fluß, und hier entstand durch Karl den Großen Minden, früher Festung
und jetzt Hauptstadt des Regierungsbezirks. Hier kreuzt der im Bau be-
grissene Mittellandkanal die Weser. (Schleusentreppen.)
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Apostel Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Main Solbad_Kissingen Taunus Kassel Rhein Vogelsberg Fulda Main Rhein Fulda Fulda Hessens Kassel Hessen Deutschlands Fulda Frankfurt Minden Solling Sachsen Hameln Porta_Westfalica Westfalen Weser- Jakobsberg Minden
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
71
Zeichnung: Das Wesertal von Münden bis Minden. Nur die
drei Hauptbogen der Weser werden beachtet.
§ 106. Die wichtigste Verkehrslinie östlich der Weser ist das Tal der
Leine. Sie entspringt auf dem Eichsfelde, nähert sich der Werra, um
dann aber nach N umzubiegen und der Aller zuzufließen. An ihr liegt
die Universitätsstadt Göttingen und in einer Seitenbucht die vou alters
her durch ihr Bier bekannte kleine Industriestadt Einbeck.
Weiter unterhalb empfängt die Leine von rechts aus dem Harz diejunerste.
An ihr liegt Hildesheim, reich an Kirchen und altertümlichen Bauten.
Zeichnung: Das Leinetal und feine Städte. Die schon im Tief-
lande liegenden Städte Hannover und Linden sind aufzunehmen.
$107, c) Politische Übersicht. 1. Das Hessische Bergland wird be-
wohnt von den Hessen, den Nachkommen der alten Chatten, die ihre Heimat
nie verlassen haben.
a) Der Anteil des Großherzogtums Hessen umfaßt den Vogelsberg nebst
Umgebung und wird durch einen schmalen Streifen der preußischen Provinz
Hessen-Nassau von dem südlichen Teile des Großherzogtums getrennt.
Aufgabe. Welche Städte liegen in Hessen?
b) Anteil der Provinz Hessen-Nassau.
2. Das Weserbergland zeigt in staatlicher Hinsicht ein buntes Bild.
a) Das Fürstentum Waldeck mit Arolsen. Die innere Verwaltung
wird von Preußen geführt; zu dem Läudcheu gehört das getrennt davon
liegende Pyrmont, eins der älteren deutschen Bäder mit Eisenquellen.
b) Das Fürstentum Schaumburg-Lippe mit der Hauptstadt Bückeburg.
c) Das Fürstentum Lippe mit der Hauptstadt Detmold.
Diese drei Staaten zählen zusammen nur etwa Mill. (evangelische)
Einwohner.
ä) Anteil des Herzogtums Braunschweig.
6! Anteil der Provinz Hannover.
f) Anteil der Provinz Westfalen.
Aufgabe. Welche Städte liegen in den Anteilen unter ä—f?
3. Thüringen und der Harz.
§ 108. Östlich der Leine und Werra folgt der dritte Hauptteil der
Mitteldeutfchen Gebirgsschwelle: Thüringen und der Harz. Seine Ostgrenze
bilden Saale und Elster, mit denen zuerst das Gebiet der Elbe erreicht wird.
a) Thüringen. Das thüringische Land zeigt im Sw einen in nord-
westlicher Richtung verlaufenden Gebirgszug, der aus dem Frankenwalde
und dem Thüringer Walde besteht.
Der Frankenwald ist mit dem Fichtelgebirge verwachsen und bildet
die südöstliche Verbreiterung des Thüringer Waldes. Seine nach No fanft
geneigte Platte wurde von jeher als bequeme Heerstraße beuutzt (Saalfeld und
Jena 1806) und bot auch der Saaletalbahn einen bequemen Anstieg. Die
steilen Felsentäler der Saale und ihrer Zuflüsse sind von malerischer Schönheit.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Minden Göttingen Einbeck Hildesheim Hessische_Bergland Hessen Großherzogtums_Hessen Hessen Bückeburg Detmold Braunschweig Hannover Westfalen Frankenwalde Frankenwald Saalfeld Jena
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
113
I
4. Die Geest.
K 170. Hinter dem Gürtel der Marschen liegt die Geeste ein meist
sandiges Gebiet, namentlich zwischen der Elbe und der Weser vielfach
hügelig, oft nichts als Heide tragend. Auf der Geest haben sich, über-
wiegend westlich von der Weser, weite Moore gebildet.
Die größte Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide, das Ende des
Südlichen Landrückens, auf weite Strecken mit Heidekraut bedeckt, das
Bienen und den Heidschnncken, einer grauen Schafart, Nahrung bietet. Da-
neben finden sich fruchtbare Flußmarschen, entstanden durch das Schwemm-
land der Flüsse, das die breiten Täler ausfüllte. In der Gegenwart dringt
die Kultur auch in diese abgelegenen Gebiete hinein: neue Straßeuzüge
schließen die Heide auf, neben alte Waldbestände treten ausgedehnte junge
Forsten, Verkehr und Wohlstand nehmen zu. An Bodenschätzen finden sich
längs der Aller Kalisalze und Petroleum.
5. Das Moor.
§ 171. Entstehung. Das Moor bildete sich da, wo stehende Gewässer
oder wagerechte, undurchlässige Bodenschichten die Ansiedlung von Sumpf-
pflanzen begünstigten. Sie füllten mit ihren Moderstoffen das Wasser aus
75. Torfstich im Hochmoor bei Bremen.
Das Sinken des Wasserstandes ruft im Frühsommer den Moorbauer ins Moor. In mühsamer Arbeit
sticht er mit schmalem, scharfgeschliffenem Spaten die verfilzten Schichten der „brennbaren Erde" ab, häuft
sie auf. damit der Wind sie trocknet, und fährt den Brennstoff in Kähnen auf dem Kanal zur Stadt.
____ Die obersten Moorschichten werden zu Torfstreu zerkleinert.
i Geest = verwandt mit güst, d. i. unfruchtbar (im Vergleich mit der Marsch).
Hering, Erdkunde für Präparandenanstalten. v
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118
C. Länderkunde.
§ 17(i. Wo an die Jadebucht die Geest herantritt, entstand Wilhelms-
Häven, die starkbefestigte Nordseestation der deutschen Marine. Es liegt
auf einer Halbinsel an der Jadebucht, deren militärische Bedeutung schon
Wallenstein und Napoleon erkannt hatten. Preußen kaufte das Hafeu-
gebiet 1853 von Oldenburg, der Hafen wurde 1869 von König Wilhelm I.
eingeweiht.
§ 177. Die Weser. Wo die Leine schiffbar wird und früh überbrückt
war, liegt Hannover (Hoheuover — Hohes Ufer! (reichlich 300), die Haupt-
stadt der Provinz. Hannover ist der blühende Mittelpunkt der nordwestdeutschen
Industrie (Gummifabriken, Maschinen- und Pumpenbau, Weberei, Spinnerei),
die gefördert wird durch eine Technische Hochschule. Mit der Schwesterstadt
Linden hat es 376000 Einwohner.
Die Weser empfängt nicht weit von Verden die Aller und dauu von
links die Hunte, an der die freundliche Hauptstadt Oldenburg liegt.
Bremen (247) wurde auf einer Düue, die sich 6 m über den Flußspiegel er-
hebt, von Karl dem Großen als sächsisches Bistum angelegt. Es wurde wichtig
sür die Ausbreitung des Christentums im N und 0 Europas (Ansgar), wie
für die Entwicklung deutscheu Handels und deutscher Schisfahrt. Von seiner
mittelalterlichen Blüte zeugeu noch die Gebäude am Markt, besonders das
Rathaus mit dem berühmten Ratskeller. Jetzt ist Bremen der wichtigste
Einsuhrhasen für Baumwolle, Reis und Tabak. Es ist von Tabak- und
Zigarrenfabriken umgeben. Auch die Einfuhr von Petroleum ist bedeutend.
Unter den Reedereien ragt der Norddeutsche Lloyd ^leut] hervor, der
Verkehr mit aller Welt, besonders mit Nordamerika, Südostasieu und Australien
unterhält.
Bremerhaven wnrde vor noch nicht hundert Jahren von Bremen ans
gegründet, weil Schiffe mit größerem Tiefgang damals die Weser nicht
befahren konnten. Es ist Ausgangspunkt der transatlantischen Bremer
Dampferlinien und der Reichspostdampfer nach Ostasien und Australien,
der bedeutendste deutsche Auswandererhafen. Es wird nur durch die Geeste
getrennt von Geestemünde, dem Hauptort der deutschen Hochseefischerei.
Die Mündung der Weser ist durch Forts geschützt.
§ 178. Tie Elbe entwässert nur einen geringen Teil des Westelbischen
Tieflandes. Ihre Nebenflüsse innerhalb desselben kommen vom Südlichen
Landrücken (Lüneburger Heide): an der Ilmenau liegt Lüneburg, an der
Schwinge Stade. Hier beginnt die fette Elbmarsch Kehdiugen (vergl.
§ 149 und 150).
Zeichnungen: 1. Die Weser von der Allermündung bis Bremer-
Häven. Aufzunehmen ist außer Verden die Hunte mit Oldenburg.
2. Der Weferftrom. Die Weser wird noch einmal auf der Karte
verfolgt, dann wird aus dem Gedächtnis gezeichnet. Abschnitte bei Münden
— westlich der Diemelmündnng — Porta — Allermünduug — Hunte-
mündung.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Napoleon Wilhelm_I. Karl_dem_Großen Karl Ansgar)
— 75 —
welches die Schiffe aus dein Hauptkanal (der bei Herne endet) in den nach
Dortmund führenden Zweigkanal 14 vi hoch emporhebt.
Am Jadebusen, von oldenburgischem Gebiet umgeben, der
durch gewaltige Festungswerke geschützte Kriegshafen Wilhelms-
Häven O. An der Weser liegt die zweite der Freien Städte,
Bremen □ (247). Bremen liegt auf einer Dünenkette auf beiden
Ufern der Weser, etwa 60 km von deren Mündung. Durch die Anlage von
Bremerhaven sowie durch die Regulierung und Vertiefung der Weser-
mündung hat Bremen seinen Anteil am Welthandel sich bewahrt. Bremen
ist nächst Hamburg die bedeutendste Seehandelsstadt des Deutschen Reichs.
Der Hauptverkehr geht nach den Vereinigten Staaten. Die Reederei ist
der Hamburgs nahezu gleich, und der „Norddeutsche Lloyd" (leud) ist eine
der größten Schiffahrtsgesellschaften der Erde. Bremen ist Hauptplatz für
die Auswanderung und der erste Einfuhrplatz von Tabak und Reis. Von
seiner früheren Bedeutung zeugen schöne alte Gebäude der Stadt: der
Dom, das Rathaus mit dem berühmten Ratskeller, davor der mehr als
5 m hohe Roland, der Schütting (Gildehaus der Kaufleute) und einige
Privathäuser.
Neben Bremerhaven ist der hannoversche Hafenort Geeste-
münde G rasch aufgeblüht. An der äußersten Spitze der Halb-
insel zwischen Weser- und Elbmündung Cuxhaven, der Vor- und
Winterhasen Hamburgs. An der Westküste Schleswig-Holsteins ist
Husum der einzige Hasen von einiger Bedeutung.
Das Innere des westdeutschen Tieflandes.
Das Innere des westdeutschen Tieflandes ist fast durchweg
flach und weist zwei Bodenarten auf: die Geest und das Moor.
Mit dem Ausdruck Geest bezeichnet man das höhere, magere
Sandland im Gegensatze zur fruchtbaren Marsch. W der Elbe
ist die ausgedehnteste Geestlandschaft die Lüneburger Heiden
Sie liegt zwischen Aller und Elbe und ist das w-e Ende des
Südlichen Landrückens.
Allmählich steigt sie aus den flachen, moorigen Niederungen des Aller-
tales zu langgestreckten, niedrigen Hügelrücken empor, die „wie ungeheure
Meereswogen in gleichmäßiger Folge einander ablösen. Kümmerliche
Föhrenwaldungen, hier und da von einem Gürtel silberglänzender Birken
umzogen, streiten mit der braunen Heide, aus deren niedrigen Hörsten sich
feierlich-ernft die gedrungenen Gestalten des Wacholders erheben, um die
Herrschaft über den dürren Sandboden, der mit Feuersteinen untermischt
ist" (Guthe). Hie und da finden sich sogen. Hünengräber, Steinbauten
aus vorgeschichtlicher Zeit, aufgeführt aus erratischen Blöcken.
Freundliche Bilder bieten die nach allen Seiten sich öffnenden Fluß-
täler. Zwischen Eichengehölz schimmert ein grüner Anger, ringsum freund-
liche Felder und um den Kirchturm mit rotem Dache die einfachen, weiß-
getünchten Häuser: das sind die Heidedörfer, die freundlichen Oasen der
stillen Heide. Neben dem Buchweizen ist es das überall den Boden be-
deckende Heidekraut, das bisher für den Heidebewohner von hoher Be-
deutung war. Und wenn im Hochsommer „die Kräuter blühn, der Heide-
dust steigt in die blaue Sommerluft," dann stellt der Bienenvater seinen
Immen zäun mitten in die Heide und kümmert sich nicht eher wieder um
seine Bienen, bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind.
Neuerdings gewinnt die Lüneburger Heide ein verändertes Aussehen,
indem die Kultur mit Macht vordringt: große Strecken werden aufgeforstet,
1 Lehmannsches Bild: Die Lüneburger Heide.
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— 78 —
Die Verfassung ist republikanische Zur Ausübung der Staats-
gemalt bestehen der Senat und die Vertretung der Bürg ersch ast. Der
Senat hat die Leitung und Oberaufsicht in allen Staatsangelegenheiten
sowie die vollziehende Gewalt. Zwei Mitglieder des Senats sind Bürger-
meifter; der eine ist für die Dauer eines Jahres Präsident des Senats.
Orte: Bremen, Bremerhaven.
Die preußische Provinz Hannover. Welches sind die Nachbar-
länder Hannovers? Welche Abschnitte des deutschen Mittelgebirges, welche
des Norddeutschen Tieflandes gehören zu der Provinz? Von welchen
Flüssen wird sie durchströmt? Welches sind die Bodenarten, und wo sind
sie vorzugsweise zu finden?
Größe 38500 qkm, 2,9 Mill. Einw., 76 auf 1 qkm. 2 Mill. Evan-
gelische, etwa V« Katholiken.
Die Hauptnahrungsquelle der Bewohner ist die Landwirtsch aft.
Bergbau treibt der Harz auf Blei, Kupfer, Eisen, das hannoversche
Kohlengebirge auf Steinkohlen, die Gegend von Osnabrück auf Eisen und
Steinkohlen. Wnw von Celle Petroleumquellen. 12 Salzwerke liefern fast
'/4 des ganzen Ertrages von Preußen, Lüneburg allein V20• Die Industrie
blüht, wo sich Kohle und Eisen findet, besonders in und um Hannover
und Celle, in Osnabrück und in Harburg, Fischerei und Schiffahrt treiben
die Bewohner an den Flüssen und an der Meeresküste. 6 Reyierungs-
bezirke: Hannover, Hildesheim, Stade, Lüneburg, Osnabrück, Aurich.
I Großstadt: Hannover.
Orte: An der Weser und in ihrem Gebiet: Münden, Hameln, Geeste-
münde; Göttingen, Hannover, Celle? Klausthal-Zellerfeld, An-
dreasberg, Goslar, Hildesheim.
Im Gebiet der Elbe: Lüneburg, Harburg.
An der Ems und in ihrem Gebiet: Osnabrück, Papenburg,
Leer, Emden.
An der Küste: Wilhelmshaven.
Die preußische Provinz Schleswig-Holstein. Welches sind die
natürlichen Grenzen der Provinz? Welches sind die angrenzenden Länder?
Welche Inseln und welche Abschnitte des Norddeutschen Tieflands gehören
hierher? Nenne Förden der Ostküste! Welche Verbindungen bestehen
zwischen Ost- und Nordsee? Welche Bodenarten treffen wir bei einer
Durchwanderung der Provinz von W nach O an?
Schleswig-Holstein ist 19000 qkm groß, hat 1,6 Mill. überwiegend
evangelische Einwohner, 85 auf 1 qkm. Die Häuptbeschäftigung der
Bewohner bilden Ackerbau, Viehzucht und Fischerei, in der Heide auch
Bienenzucht. Dank der Lage an den beiden Meeren spielen daneben
Handel und Schiffahrt eine bedeutende Rolle.
Die Provinz hat nur einen Regierungsbezirk: Schleswig. 2 Groß-
städte: Kiel, Altona.
Orte: An der Ostseeküste: Kiel, Schleswig, Flensburg; auf Alfen:
Augustenburg, Sonderburg.
An der Elbe und der Nordseeküste: Altona, Brunsbüttel, Husum.
Im Innern: Rendsburg.
Das Königreich Preußen.
Welchen Teil Deutschlands nimmt das Königreich Preußen ein? Be-
stimme a) die physischen, b) die politischen Grenzen! Welche deutschen
Staaten umschließt es ganz oder zum Teil? Welches sind preußische;
Exclaven? Gliedere seine Oberflächengestalt! Welche Landschaften des
deutschen Mittelgebirges gehören ihm zu? Nenne seine Flüsse, Kanäle,
Seen! ^ ^ ,
Der Flächeninhalt der preußischen Monarchie beträgt rund 350000 qkm;
davon kommen auf das Flachland etwa Su, auf das Gebirgsland '/*-
Am 1. Dezember 1910 betrug die Einwohnerzahl über 40 Millionen, so
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
— 40 —
und Hausindustrie. Besuchte Badeorte siud Wildungen und
Nauheim.
Der Hauptfluß des ganzen Gebietes ist die Weser. Beschreibe
den Lauf der Weser! Welche Staatsgebiete durchfließt sie? Zwischen welchen
bildet sie die Grenze? Welche liegen auf dem r., welche auf dem I. Ufer?
Wo greift die Provinz Hannover auf das l. Ufer über? Wie verläuft die
Wasserscheide zwischen dem Gebiet der Weser einerseits, dem des Mains
und des Rheins anderseits? Von welchen Punkten läuft das Wasser so-
wohl nach der Weser, als auch nach dem Main und Rhein, nach der Weser
und der Elbe?
Der Oberlauf (zwei nach W geöffnete Bogen, nö-er und
nw-er Lauf) reicht bis Münden, wo ober- und niederdeutsche
Mundart sich scheiden und der Fluß, der bisher den Namen Werra
geführt hat, deu Namen Weser1 annimmt. Durch ein enges
Felsental strömt die Weser in einem flachen, nach W offenen
Bogen bis Karls Hafen, wo sie die Diemel aufnimmt, darauf
in anmutigem Wiesentale nach N bis zu dem braunschweigischen
gemerbtütigen Städtchen Holzminden. Auf der I. Seite be-
gleitet den Fluß das Paderborn er Plateau; auf der rechten
Seite fallen die waldreichen Gehänge des Solling allmählich
zur Talsohle ab. Mit dem Eintritt des Flusses in die Provinz
Hannover weitet sich das Land; die Weser durchfließt in einem
Bogen eine lachende Wiesen- und Feldflur. Hameln O ist der
Hauptort dieses Talbeckens (Rattensängersage!). Durch das
Felsentor der Porta Westfalika, die „Weserscharte", tritt die
Weser oberhalb Minden O in das Tiefland ein.
Die Grenze des Berglandes gegen Thüringen und den
Harz bildet das Tal der Leine. Die Leine entspringt auf dem
Eichsfelde und nimmt erst ihre Richtung nach W, als wollte sie
der Weser zufließen. Kamn eine Meile von dieser entfernt, wendet
sie sich nach N und fließt in einem breiten Talabschnitt an der
Universitätsstadt Göttingen O vorbei. Mit der Einmündung
der Innerste (an ihr der Bischofssitz Hildes heim G mit be-
rühmtem Dom) erreicht sie die Tiefebene. Wo sie schiffbar wird,
liegt Ha n n o v er2 Q] (302). Hannover, Hauptstadt des ehemaligen
Königreichs H., hat unter dem Regiment der Hohenzollern einen steten
Aufschwung erfahren und zählt nebst den mit der Stadt in wirtschaftlicher
Gemeinschaft stehenden Ortschaften heute über 300000 Einwohner. Durch
seine öffentlichen Anlagen und seine Wasserflächen, durch manche alter-
tümliche und hervorragende neuere Bauten gehört H. zu den anziehendsten
Großstädten. Das fünftürmige Welsenschloß ist Sitz einer Technischen
Hochschule.
Das Weser-Bergland. Welche Berglandschaften stellen dieverbindung
zwischen Harz und der Weserkette her? Verfolge die Richtung des Deister
über den Harz bis zur Mährischen Pforte; ebenso die Richtung des Teuto-
burger Waldes bis zur Donau! Welches sind die Teile dieser beiden Ge-
birgszüge? Durch welche Gebirge und Höhenrücken werden sie verbunden?
Welche Beckenlandschaften werden dadurch gebildet?
1 „Weser" ist die niederdeutsche Form für die oberdeutsche „Werra";
beide bedeuten soviel als Weststrom. Oberhalb des Zusammenflusses mit
der Fulda liegt Witzenhausen mit einer Koloniulschule. ! Iwn uvere
= Hohes Ufer.
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Königreichs_H.
Extrahierte Ortsnamen: Nauheim Mains Rheins Main Rhein Karls Holzminden Paderborn Solling Hameln Porta_Westfalika Universitätsstadt_Göttingen Weser-Bergland Donau Fulda Witzenhausen
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torflage auf den Grund des abgetorften Moores gebracht. Diese neue
Oberflächenschicht wird mit einer gleich mächtigen, aus dem Untergrund des
Moores stammenden Sandschicht unter reichlicher Zufuhr von Schlick oder
Dünger innig gemischt. Die hervorragendste dieser Fehnkolonien ist
Papenburg, heute eine Stadt von 7000 Einwohnern, die lebhafte
Schiffahrt treibt.
Die einfachste Verbesserung des Bodens ist die Mo ord ammkultur.
Auf die durch breite Gräben abgeteilten Moordämme wird eine dem Unter-
grund der Gräben entnommene Schicht Sand gebracht, die mit künstlichen
Düngemitteln vermengt wird.
So werden die Moore durch Torfgewinnung, Ackerbau und
Schiffahrt immermehr nutzbar gemacht.
Von den Flüssen des westdeutschen Tieflandes gehören nur
die Ems mit ihrem Nebenfluß, der Hase, sowie die Hunte
(zur Weser) ganz der Ebene an, die Weser mit ihrem Unter-
lause und der Rhein nur auf einer kurzen Strecke. Das
Mündungsgebiet ^ des letzteren liegt außerhalb des deutschen
Reichsgebiets.
Staatenkundliches. Gib (nach der Karte) die politische Verteilung
des westdeutschen Tieslandes an!
Das Grohherzogtum Oldenburg: 6400 qkm, 482 ooo fast durch-
weg evangel. Einwohner, 75 auf 1 qkm. Es besteht aus drei getrennten
Stücken.
Bestimme Lage und Grenzen, besonders der beiden Exclaven! Welchen
Teilen des deutschen Bodens gehören sie an? O. ist eine konstitutiv-
nelle Monarchie mit einer Kammer.
1. Das Herz ogtum Old enburg in dem Norddeutschen Tieflande.
Die Haupterwerbszweige sind Viehzucht und Ackerbau; wichtig sind
auch Handel und Schiffahrt. Von Industriezweigen sind besonders Kork-
schneidern (Delmenhorst) und Zigarrenfabrikation hervorzuheben.
Hauptstadt Oldenburg.
2. Das Fürstentum Lübeck; Eutin: schön am See gelegen.
3. Das Fürstentum Birkenfeld: Oberstein S. 34.
Die Freie Stadt Bremen: 256 qkm, nahe an 300000 fast durchweg
evangelische Einwohner, 1195 auf 1 qkm.
Bestimme die Lage der Stadt und die Grenzen ihres Gebiets!
Die Bevölkerung beschäftigt sich vorzugsweise mit Industrie,
Handel und Schiffahrt. Landwirtschaft treibt trotz des guten
Ackerbodens und der schönen Wiesen und Weiden nur ein kleiner Teil der
Einwohner. Die Industrie ist in den Gewerben bedeutend, welche der Er-
bauung und Ausrüstung der Seeschiffe dienen, und in der Verarbeitung
überseeischer Rohstoffe (Reisschäl- und Reisstärkefabriken, Jute-, Zigarren-
und Tabakfabrikation).
1 Das ganze Deltasystem des Rheins ist heute künstlich geregelt. Die
alte Gabelung in Waal und alten Rhein ist nur noch bei Hochwasser
sichtbar. Durch den Kanal von Pannerden erhält der rechte Arm, der Nieder-
rhein, 2/n, die Wal 9/n des gesamten Rheinwassers. Vom Niederrhein zweigt
sich zuerst die Jjssel zur Zuidersee ab; bei Wijk bei Duurstede bekommt der
Fluß den Namen Lek, weiterhin heißt er Maas, unter welchem Namen er
unterhalb Rotterdam mündet. Der kleine Seitenarm, der früher als
„Rhein" bei Leiden das Meer erreichte, ist vom Hauptstrom abgesperrt.
Die Waal sendet einen Arm nach dem n-en Hauptfluß und geht durch das
Hollandsch Diep in die Nordsee. In neuester Zeit ist auch die Maas durch
einen Kanal nach dem Hollandsch Diep geleitet, so daß damit die Trennung
der beiden Flüsse Rhein und Maas vollzogen ist.
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