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1. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 69

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 69 — Herzen lieb gewann, versteht sich wohl von selbst. Zwei Jahre blieb Kai se r in Wittenberg, dann trieb ihn das Verlangen, seinen sterbenden Vater noch einmal zu sehen, in Die Heimarh zurück, wo er alsobald aufs Neue gefangen genommen wurde. Er sah es voraus, daß ihn nur der Tod von den langen und schweren Kerkerleiden erlösen werde und flehete täglich den Herrn an um Kraft aus der Höhe, ersuchte auch seine Freunde in den Briefen voll innigen Glaubens, die er an sie richtete, für ihn zu beten. Alle Bemühungen seiner Gönner, Hoher und Niedriger, ihm das Leben zu retten, waren vergebens. Der Bischof vernrtheilte ihn als einen ruchlosen Ketzer zum Feuertode. Der 16. August 1527 war der Tag, an dem der glaubensstarke Le o n h a r d mit seinem Tode den Herrn Christum bekennen sollte. Mit unglaublicher Geduld und Sanstmuth ertrug er die schreckliche« Martern. Als er von seinem Scheiterhaufen aus die Menge des versammelten Volks erblickte, sprach er: „Da wäre eine große Ernte, da sollte man Schnitter haben." Unter fortwährendem heißen Flehen zu dem Herrn gab er seinen Geist auf. Als schon die Flammen hoch aufloderten, rief er noch einmal laut: „Jesus ich bin Dein, mach' mich selig!" — Es war sein letztes Wort. 2. Daß solche Vorgänge dem Fortschreiten der Reformation keinen Einhalt zu thun vermochten, dieselbe vielmehr auf dem mit der Asche der Märtyrer befruchteten Boden nur um so besser gedieh, ist schon angedeutet. In der That zählte sie im Jahre 1527 schon durch ganz Deutschland viele Freunde und Anhänger und hin und wieder überwog die Zahl derselben bei Weitem die der katholisch Gesinnten; so im Kurfurstenthum Sachsen, in H e sse n, im A n h a l t i schen und Braunschwei g-Lüneburgischen, im Fürstenthum Ansbach-Baireuth, in den Reichsstädten Nürnberg, Reutlingen re. In allen diesen Gebieten hatte die evangelische Sache die Oberhand gewonnen, waren die Mißbrauche der katholischen Kirche mehr oder weniger abgeschafft. Dennoch ging es keineswegs überall so geregelt und geordnet zu wie in Wittenberg. In manchen Gemeinden gab es noch Prediger, die dem Papstthum anhingen und demgemäß verfuhren, in andern wieder solche, die sich gern von den Irrthümern der römischen Kirche frei gemacht hätten, aber zu unwissend dazu waren. Mit einem Worte: die Verwirruug war noch sehr groß und es fehlte noch fast überall, nicht bloß an der Reinheit der Lehre, sondern auch an der rechten Einrichtung des Gottesdienstes. Sollte hier Wandel geschafft werden, so war es durchaus nöthig, daß Luther selbst und sonstige zuverlässige Männer überall an Ort und Stelle Nachschau hielten. Dieß erkennend, ordnete der Kurfürst Johannderbe ständige von Sachsen, der seinem 1525 verstorbenen Bruder Friedrich dem Weisen auf dem Throne gefolgt war, im Jahre 1527 für seine sämmtlichen Lande eine allgemeine Kirchenvisitation an, welche in diesem und dem folgenden Jahre abgehalten wurde. Und was war das Resultat derselben? Es fand sich fast überall eine grenzenlose Unwissenheit, nicht bloß bei

2. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 18

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 18 — Geistliche, erlitten jetzt wieder den Märtyrertod. Wir nennen: Laurentius, Chprianus und Cyrillus. Laurentius war erster Diakon der Gemeinde zu Rom. Er wurde vor den Präfekten (Statthalter) der Stadt gefordert welcher von ihm verlangte, daß er die Schätze der Gemeinde ausliefere; denn die Gemeinde zu Rom stand in dem Rufe, daß sie unermeßliche Reichthümer besitze. Laurentius erbat sich 3 Tage Zeit, um Alles gehörig zu ordnen, worauf er dann zu gehorchen versprach. Am dritten Tage führte er dem Präfekten alle Armen, die von der römischen Gemeinde unterhalten wurden, mit den Worten vor: „Komm, und siehe die Schätze unseres Gottes; der ganze Hof ist voll güldener Gefäße." Aber kaum hatte der Präfekt diese Art von Schätzen erblickt, als er dem Laurentius einen Blick voll Zorn zuwarf. „Was mißfällt dir denn?" sprach Laurentius. „Das Gold, welches du so begierig verlangst, ist nur schlechtes Metall, welches aus der Erde gegraben wird, und dient als Reizung zu allen Verbrechen; das wahre Gold ist das Licht, dessen Jünger diese armen Leute find. Diese sind die Schätze, die ich dir versprochen habe: und dann find hier noch köstliche Steine; stehe diese Jungfrauen und Wittwen, sie sind die Kronen der Kirche." „Verspottest du mich?" rief der Präfekt, „ich weiß, ihr thut euch etwas darauf zu gute, daß ihr den Tod verachtet; darum sollst du nicht auf einmal sterben." Er ließ hierauf den Laurentius auf einem eiiernen Roste langsam über einem Feuer braten. Als der edle Märtyrer diese Qual eine Zeitlang geduldig ertragen, sprach er zu dem Präfekten: „Man wende mich: ich bin auf der einen Seite genug gebraten." Es ge* lchah. Nicht lange darnach gal Laurentius, den Blick gen Himmel gerichtet und Gebetsworte für die Einwohner Roms auf den Lippen, den Geist auf. Cyprianuö war Bischof von Karthago. Er wurde vor den Statthalter geführt und es entspann sich folgendes Gespräch: „Bist du Tascius Cyprianus?" — „ „Ich bin's."" — „Bist du der, den die Christen ihren Bischof nennen?" — „„Ich bin’s."" — „Unsere Kaiser befehlen dir, die Götter anzubeten." — „„Das werde ich nicht thun."" — „Bedenke, was du thust." — ,,,,Thue, was dir befohlen wird; eine so gerechte Sache läßt kein Bedenken zu, ich bete meinen Gott an und eile zu ihm mit aller Inbrunst meinet Seele, denn die Trübsal dieser Zeit ist nicht werth der Herrlichkeit, die an uns soll offenbaret werden."" Gleich darauf empfing Chprianus sein^Urtheil, welches also lautete: ,,Es ward beschlossen, daß Tascius Chprianus mit dem Schwerte soll gerichtet werden " Cyprianus erwiderte: ,,@ott sei Dank!" Die Brüder aber riefen: ,,Wir wollen mit ihm enthauptet werden!" Auf dem Richtplatze angelangt, legte Cyprianus seinen Mantel ab und knieete nieder und betete. Dann stand er wieder auf, zog das Unterkleid aus und erwartete stehend den Scharfrichter. Als dieser erschien, befahl er den Brüdern, demselben 25 Goldstücke auszuzahlen. Darauf verband er sich selbst die Augen und zwei seiner Geistlichen banden ihm die Hände. Mit

3. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 64

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 64 — und Reich! Er war muthig genug, vielleicht zu muthig!" Selbst der Kaiser sprach: „Der Mönch redet unerschrocken und mit getrostem Muth." Als die Päpstlichen sahen, daß sie Luther und seiner Sache so nichts anhaben konnten, drangen sie in den Kaiser, ihm das versprochene Geleit zu brechen, da man einem Ketzer sein Wort nicht ztt halten brauche Aber der Kaiser erwiderte: „Wenn die Treue ans der Welt gejagt wäre, so müßte sie noch beim römischen Kaiser zu finden sein." Bei alledem war er aber doch Luther sehr feindlich gesinnt. Schon am 8. Mai — am 26. April war Luther von Worms abgereist —sprach er die Reichsacht über denselben aus, worin er ihn einen unter Menschengestalt und in einer Mönchskutte verstellten Teufel nannte und Jedermann befahl, ihn gefangen zu nehmen und dem kaiserlichen Gerichte zu überliefern. Doch war Luther bereits außer aller Gefahr; denn noch ehe die 21 Tage, auf welche das freie Geleit sich erstreckte, abgelaufen waren, wurde eres war im Thüringerwalde — auf Veranstaltung des Kurfürsten von Sachsen von einigen verkappten Rittern angehalten, gewaltsamer Weise — so schien es— ans dem Wagen gehoben, aus ein" Pferd gesetzt und so in ein festes Bergschloß, die Wartburg bei Eisenach, gebracht. Vi. Luther auf der Wartburg im- im Kampf mit den Schwärmern. Lauernkrieg. 1. Freunde und Feinde hielten Luther für todt, den Helden, vor welchem die Römischen zitterten, wenn sie auch die Zähne zusammen bissen über ihn, und aus welchen so viele Tausende heilsbegierige Seelen hoffend geschaut hatten. Indessen war von der einen Seite die Freude eine vorzeitige, aus der andern die Trauer eine unntithige; denn Luther lebte als — Junker Georg wohlgemuth auf der Wartburg. Er trug ritterliche Kleidung, ließ sich den Bart wachsen und galt bei den Schloßbewohnern für einen gefangenen Ritter. So wollte es der Kurfürst, dem es doch allzuschwierig bäuchte, den vom Papst Verbannten und vom Kaiser Geächteten zu beschützen, und Luther willigte barin, sich auf einige Zeit zurück zu ziehen. Zehn Monate hat er auf der Wartburg verlebt und wahrlich nicht umsonst. Fleißig prebigte er den Burgbewohnern, die nicht wenig erstaunt sein mochten ob des frommen, gelehrten und beredten Rittersmannes, verfaßte mehrere kleine Schriften wider die Irrthümer der römischen Kirche und schrieb eine Kirchenpostille, worin er die Evangelien und Episteln auslegte. Sein Hauptwerk auf der Wartburg ist aber die Uebersetzung der heiligen Schrift (hauptsächlich des neuen Testaments) in die bentfche Sprache. Das neue Testament erschien schon 1522, die ganze von ihm verdeutschte Bibel jedoch erst 1534 gebruckt. Es war eine

4. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 71

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 71 — Viii. Der Reichstag nt Augsburg und das Bekenntniß unserer Väter vor Kaiser und Reich. •T)pr Kaiser, welcher sich damals tu Italien anspielt, nahm bin Protest der Evangelischen höchst ungnädig auf. Ihre Gesandten, die ihm denselben überbrachten, würden unfreundlich empfangen und mit dem Bescheibe entlassen, daß ihre Sache aus einem großen Reichstage, den ti in Kurzem in Augsburg abzuhalten gedenke, entschieden werbet solle. (Schon im folgenden Jahre, 1530, würde benn auch dieser Reichstag abgehalten. Die Evangelischen Durften sich nach dem Vorgefallenen nicht viel Gutes versehen, tennoch wollten sie nicht wegbleiben, sondern ihren Widersachern getrosten Muthes entgegen treten. Als dem Kurfürsten von Sachsen von seinen ‘Theologen gerathen wurde, persönlich fern zu bleiben, um sich feinen Unannehmlichkeiten auszusetzen, brach er fast zornig in die Worte ans: „Da sei rer liebe Gott vor, daß ich aus eurer Mitte ausgeschlossen sein sollte! Ich will auch meinen Herrn Christum bekennen!" Eine gleiche Gesinnung beseelte auch alle Uebrigen, vom Niedrigsten bis tum Höchsten. Von beiden Seiten erschienen die ersten Gottesgelehrten, von evangelischer Melanchtbon, Ionas, Spalatin, Johann Brenz :c. Luther Jelbst blieb in Kobnrg, der am nächsten bei Augsburg gelegenen sächsischen Statt, zurück; benn einmal wurde es wie Trotz ausgesehen haben, wenn der Gebannte und Geächtete, den der Kaiser in seinem grenzenlosen Hasse den Urheber alles Uebels, den „unter Menschengestalt versteckten Teufel" nannte, es gewagt hätte, ihm unter die Augen ui treten, und dann sollte auch alle Welt sehen daß die evangelische Kirche nicht auf Luther, sondern einzig und allein aus Jesu Christo erbauet sei. indessen unternahmen doch die Evangelischen nichts ohne seinen Rath und seine Zustimmung Melanchthon setzte das Glaubensbekenntnis (die (Konfession) der Evangelischen aus, welches bestimmt war, der Reichsversammlung vorgelegt zu werben. Als Luther bajselbe durchgesehen hatte, war er ganz entzückt und sandte es mit den Worten zurück: „Die Schrift gefällt mir sehr wohl und weiß nichts baran zu bessern, noch zu ändern; es würde sich auch nicht schicken, denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus, unser Herr, helfe daß sie viel und große Frucht schasse, wie wir hoffen und bitten. Amen." Hieraus wurde denn dieses Glaubensbekenntniß von den sämmtlichen evangelischen Ständen im Namen ihrer Völker und Mitbürger unterzeichnet. Der Kaiser ließ lange auf sich warten; endlich näherte er sich der Stadt, von den Katholischen mit dem Rufe: „Salvator venit!“ (Der Heiland kommt!) empfangen. Am folgenden Tage war das Frohnleich-namsfest, an welchem unter Trompetenfchall und Kanonendonner das

5. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 76

1876 - Braunschweig : Bruhn
- 76 — Christi, Du Gott aneö Trostes! Ich danke Dir, daß Du mir Deinen lieben Sohn Jesu in Christum geoffenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt habe, welches der. leidigepapst und allegottlosen schänden, verfolgen und lästern. Ich bitte Dich, mein Herr Jesu Christe, l a ß D ir in e ni S ee l ch e n befohlen sein. D htm mit scher ater, ob ich schon diesen Leib lassen und ans diesem Leben hinweggerissen werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich ewig bei Dir bleiben werde und ans Deinen Händen mich Niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß Alle, Me an ihn glauben, nicht verloren werden, son-derndas ewigeleben haben (Joh. 3, 16). — Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn Herrn, der vom Tode errettet^ (Psalm 68, 21). Darauf nahm er noch einen Löffel Arzenei und betete dreimal nach einander inbrünstig: „Vater tn Deine Hände b e-fehle ich meinen G eist!" Dann that er die Augen zu und wurde ganz stille. Man rüttelte und rieb ihn und rief laut seinen Namen; es erfolgte feine Antwort. Als aber Dr. Jonas mit lauter Stimme rief: „Chr-würbiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie geprebigt habt, beständig sterben?" antwortete Luther laut und deutlich: „Ja!" Daraus legte er sich auf die rechte Seite und entschlief friedlich und sanft in dem Herrn, zwischen 2 und 3 Uhr Morgens am 18. Febr. 1546, nachdem er sein Alter auf 62 Jahre 3 Monate und 8 Tage gebracht hatte. Solcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach! — Unferendesei wiedas Ende diesesgerechten! Eine tiefe Trauer verbreitete sich überall, wohin die Kunde von dem Hinscheiden des großen Mannes drang. Kaum graute der Morgen, da war schon das Sterbehaus und der Platz vor demselben mit Jammernden erfüllt. Den ganzen Tag ging es ab und zu. Man hatte die Leiche in einen zinnernen Sarg gelegt. Viele Thränen sinb an bemfelben geflossen. Nachmittags zwei Uhr würde er in feierlichem Zuge in die Kirche gebracht, wo Dr. Jonas eine ergreifenbe Leichenpredigt hielt über das Wort 1. Thess. 4, 13—18. Die Nacht über blieb rie Leiche in der Kirche stehen und wurde von 10 Bürgern bewacht. Am folgenden Tage brachte man sie nach einem abermaligen Gottesdienste nach Wittenberg, wohin tue Grafen mit 45 Reitern sie begleiteten. In allen Oertern, durch welche der Zug kam, wurden die Glocken geläutet; Männer und Frauen, Greise und Kinder kamen laut schluchzend demselben entgegen und schlossen sich ihm an. In Halle war der Zudrang des Volkes so groß, daß man alle Augenblicke halten mußte und erst in zwei Stunden die Hauptkirche erreichte, wo — so berichtet ein Augen ^ zeuge — das Lied „Aus tiefer Noth :c." „mehr ausgeweint als gesungen" wurde.

6. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 54

1882 - Gütersloh
54 König Friedrich Ii., der Große. Unterthanen war er ein fürsorglicher, leutseliger und gerechter Fürst (6); seinen Offizieren und Soldaten ein Muster an Unerschrockenheit und treuer Pflichterfüllung, zugleich aber auch ein echter Kriegskamerad und nach gethaner Arbeit ein gerechter Herr, der dem treuen Knecht Ruhe und Muße gönnt und ihn redlich belohnt (7); seinen Untergebenen endlich ein gestrenger Vorgesetzter, zugleich aber auch ein liebreicher und gütiger Herr (8). Stand nun der König in einem solchen Verhältnisse zu seinen Landeskindern, so war es nicht zu verwundern, wenn dieselben in herzlicher Liebe ihrem guten „alten Fritz" zugethan waren. Das sah der Held so recht, als er mitten im Kampfgewühl stand gegenüber halb Europa, das den mächtig erglänzenden Preußenstern in das Nichts zurückdrängen wollte. In jenem Riesenkampfe, aus dem auch nur ein solcher Heldengeist, wie Preußens „alter Fritz" rühm- und sieggekrönt hervorgehen konnte, da war ihm die Liebe, die kindliche Anhänglichkeit seines Volkes ein unersetzlicher Schatz, denn er war auf diese allein angewiesen (9). Dieses treue, innige Verhältnis ging aber auch hinab bis auf die Kleinen, auf die Kinder. Keins wich scheu zur Seite, wenn der königliche Kriegsheld sich auf der Straße zeigte. Sie hatten ihn alle herzlich lieb und schätzten und behandelten ihn, wie ihren alten, lieben Freund (10). Tiefe Trauer erfüllte deshalb auch das ganze Land, als im Sommer 1786 der Todesengel sich dem großen Könige nahte. Es war dem Preußensohn kaum denkbar, daß dieser Fürst von Stahl und Eisen, dieser Held, der Europa im Schach gehalten, dieser teure Vater, der seine Kinder so herzlich geliebt und gepflegt hatte, überhaupt jemals von der Erde scheiden könne. Doch nicht in Preußen allein, Friedrichs Tod war ein Ereignis, an welchem die ganze Welt Anteil nahm. Niemals bis aus unsere Tage hat der Tod eines Fürsten die Gemüter so schmerzlich erschüttert, als es hier geschah. Dies bezeugt die traurige Frage jenes schwäbischen Bauersmannes, der, als man ihm sagte: „Der alte Fritz ist tot," fragte: „Wer wird nun die Welt regieren?"

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 79

1882 - Gütersloh
König Friedrich Wilhelm Iii. 79 Kriege, in der Hoffnung, sie zu besiegen. Und weil er in der That ein großer Feldherr war, gelangen ihm seine Pläne nur allzu gut. Im Jahre 1806, als schon das übrige Deutschland unter Napoleons Joch seufzte, sah auch Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen sich gezwungen, dem gewalttätigen Napoleon den Krieg zu erklären. Leider siel dieser Krieg sehr, sehr unglücklich aus. Bei Jena und Auerstädt wurden seine Heere geschlagen, Napoleon befand sich bald in Berlin und rückte unaufhaltsam nach Osten weiter. Die königliche Familie mußte fliehen, ließ sich erst in Königsberg nieder, als aber auch hierher feindliche Scharen folgten, begab sie sich nach Memel. — 1807 war der König genötigt, den Frieden zu Tilsit abzuschließen. Mit einem Federstriche verschrieb er blutenden Herzens die Hälfte seines Reiches — alles preußische Land vom Rhein bis zur Elbe — dem französischen Eroberer. — Das waren Tage tiefer Trauer für den edlen König und seine herzensgute Gemahlin. Sie suchten ihren einzigen Trost bei dem allerbarmenden Gotte, und fanden Linderung ihrer tiefen Trauer in der Liebe des treuen Volkes. Wohl selten ist ein Fürst mehr geliebt worden, als der König Friedrich Wilhelm Iii. in seinem Unglück (8). Der edlen Königin Luise brach trotzdem das Herz ob Preußens tiefer Erniedrigung. Am 22. Dezember 1809 war das Königspaar wieder in Berlin eingezogen, ein halbes Jahr später raffte der Tod die hochherzige Landesmutter dahin. Der arme König! Wie trauerte er um seine so innig geliebte Luise, wie blutete sein Herz wegen des geknechteten Vaterlandes. Doch der Tag der Freiheit sollte kommen. Der König versammelte weise Räte um sich, die für des Volkes Bestes sorgten; er umgab sich mit tapferen Feldherren, die ein neues, thatkräftiges preußisches Heer schufen, wie es einst Friedrich dem Großen zur Seite gestanden hatte. Stein und Hardenberg, Blücher, Scharnhorst und Gneisenau, das waren die Männer, welche, ohne Hoffnung aus eigenen Nutzen, Herz und Hand und Kopf dem Vaterlande weihten. Und nun bot der

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 80

1882 - Gütersloh
80 König Friedrich Wilhelm Iii. ländergierige Napoleon dem unter seinem Joche seufzenden Deutschland selbst Gelegenheit sich zu befreien. Sein Ehrgeiz hatte ihn im Sommer 1812 mit einem großen Heere nach Rußland geführt. Auch dieses Land wollte er erobern. Er kam im Herbste dort an, wollte den Winter über in der russischen Hauptstadt Moskau bleiben, und im Frühlinge den Krieg wieder beginnen. Da zündeten die Russen ihre Hauptstadt an allen Ecken an, Napoleon mußte mit seinem Heere aus der Stadt ziehen, und als nun auch Gott der Herr noch einen frühen und sehr kalten Winter schickte, sah Napoleon sich genötigt, den Rückzug anzutreten. Und welch ein Rückzug war das! Durch tiefen Schnee, in bitterer Kälte zogen die todmüden Soldaten dahin. Tagtäglich wurden sie von den Russen überfallen und gehetzt, wie verfolgtes Wild. Von den 500 000 Kriegern Napoleons kehrten nur wenige Tausend nach Frankreich zurück. Das war ein schwerer, aber gerechter Schlag für den ländergierigen Eroberer. Gott selbst hatte Gericht über ihn gehalten! Nun war es auch an der Zeit, unser Vaterland von den Ketten des frechen Eindringlings zu erlösen. Im Frühling 1813 erhob sich ganz Deutschland wie ein Mann. Männer, Greise und Jünglinge zogen das Schwert sür ihren Fürsten, und die Frauen legten alles, was sie hatten, auf den Altar des Vaterlandes nieder. Das was ein begeistertes Streben nach Freiheit! Das war ein glaubensvolles Hoffen auf die Hülfe des allmächtigen Gottes! Und Gott war unserm Könige Friedrich Wilhelm und seinen verbündeten Waffenbrüdern gnädig. Zwar hatte Napoleon in größter Eile ein neues, stattliches Heer um sich gesammelt, zwar drangen seine Scharen wie Windeswehen in Deutschland ein, aber Gott wollte seinen Untergang. Die jungen preußischen und deutschen Krieger fochten wie die Löwen (9). Denn sie kämpften um ihr heiligstes, um ihre Freiheit und ihren eigenen Herd. Am 16., 18. und 19. Oktober 1813 wurde der stolze Kaiser bei Leipzig entscheidend geschlagen, und mußte sich mit den Trümmern

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 172

1882 - Gütersloh
172 Augusta, Kaiserin von Deutschland. Augusta aber mußte mit ihren Kindern nach Potsdam übersiedeln. Glücklicherweise dauerte der wilde Taumel nicht lange, und bald kehrte denn auch der Prinz von Preußen in einem wahren Triumphzuge nach Berlin zurück. Die Freude des Wiedersehens war groß, eben so groß aber auch die Freude darüber, daß die guten Berliner mit Wort und That jetzt wieder gut zu machen strebten, was die verblendeten Empörer verschuldet hatten, indem sie mit doppelter Liebe dem unschuldig verbannt gewesenen überall entgegen kamen. Im Jahre 1849 ernannte Friedrich Wilhelm Iv. seinen erlauchten Bruder zum Statthalter von Rheinland und Westfalen. Da derselbe nun häufig in diesen Landesteilen anwesend sein mußte, so entschloß er sich, seine Familie ebenfalls dahin zu führen, und einen dauernden Wohnsitz in Koblenz zu nehmen. Am 17. März 1850 erfolgte die Ankunft daselbst. Ein festlich geschmücktes Dampfschiff führte die hohen Reisenden herbei, und eine froh bewegte Menge empfing sie an der Landungsbrücke. Die kleine Prinzessin Luise war damals kaum 12 Jahre alt. Sie schien sehr erfreut zu sein über das bunte Leben und Treiben bei dem Empfange in Koblenz, aber von einer großen Puppe hatte sie sich doch nicht zu trennen vermocht; sie trug sie zum Ergötzen aller Zuschauer sorgsam auf dem Arm. Für Koblenz nicht allein, für die ganze Landschaft war dieser Aufenthalt ein segensreiches Ereignis. Die Liebe des hohen Paares zu dem ihm unterstellten Landesteil machte sich allerwegen bemerkbar. Besonders können allerdings die Bewohner von Koblenz Loblieder singen auf die hohe fürstliche Frau, die nicht nur überall, wo es not that, ihre segensreichen Hände hülfreich ausstreckte, sondern auch für die Verschönerung der herrlich gelegenen Stadt unendlich viel beitrug. Von hier aus reiste die Prinzessin Augusta mit ihren Kindern jedes Jahr nach Baden-Baden zum Kurgebrauche. Auch der Großherzog von Baden pflegte dort zu erscheinen, und so kam es denn, daß sich alsbald ein freundschaftliches Verhältnis entspann zwischen den beiden Fürstenhöfen, das noch durch wiederholte Besuche

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 175

1882 - Gütersloh
Augusta, Kaiserin von Deutschland. 175 und höchstem Geschick ein in ihr großes Liebeswerk. Die Landesmutter mußte allen andern Müttern jetzt erst recht mit bestem Beispiel voran gehen, um die Herzen zu erwärmen für die große Sache und um sie zu öffnen den Bitten der Bedrängten. An der Spitze des „vaterländischen Frauenvereins" stehend, ging sie nebenbei allen anderen patriotischen Frauenvereinen mit Rat und Hülfe zur Hand. Das schöne Vorbild wirkte denn auch mit fast unglaublicher Geschwindigkeit. Kaum hatte die Königin das mahnende Wort gesprochen: „Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit find, ihre Pflicht zu thun, Hülfe zunächst an den Rhein zu senden!" da begannen in allen Ecken und Winkeln Deutschlands sich Frauenhände zu regen im edelsten Wetteifer für die heilige Sache. Und wie der Königin Opferwilligkeit keine Grenzen kannte, so fand sie auch darin bald ihre Nachahmer, ein jeder nach Können und Vermögen (2). Neben all diesem liebreichen Schaffen und Wirken aber verfolgte die hohe Frau auch sorgsam den Gang des Krieges in Feindesland. Mit hehrer Begeisterung vernahm sie die herrlichen Siegesnachrichten und mit inbrünstigem Danke wandte sie sich an ihren Schöpfer (3). Das Volk da draußen aber umringte jubelnd den Palast und brachte seiner Königin den Dank des Vaterlandes aus tiefster Überzeugung (4). Der große Krieg ist ehrenvoll für Deutschland beendet, aber wie der kaiserliche Landesherr nicht duldet, daß die Schwerter in der Scheide festrosten, so setzt auch die Landesmutter ihr edles Werk fort. Die Frauenvereine sind nicht aufgelöst, sondern wirken weiter in edlen Friedenswerken, um stets bereit zu sein, wenn etwa noch einmal das Vaterland ihrer bedürfte. Mit welcher Liebe das Volk aber einem Herscherpaare zugethan ist, das einerseits bestrebt ist, die Ehre des Landes bis ins kleinste zu erhalten, andererseits Gottesfurcht und Nächstenliebe je mehr und mehr erblühen zu lassen, das bewies es so recht am 11. Juni 1879, dem Tage der goldenen Hochzeitsfeier des hochverehrten Kaiserpaares. Niemals zuvor hat ein Volk — auch das deutsche
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