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Umschwung in dem nationalen Leben der Deutschen seit 1870/71 auch
an unsern Stammesbrüdern jenseits des Meeres nicht spurlos vorüber-
gegangen, so daß sich jetzt mehr denn je das Bestreben zeigt, das
deutsche Volkstum wenigstens in Gebieten mit zahlreicher deutscher
Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Die meisten Deutschen leben in
dem n. Landesstrich, der sich von New-Iork bis St. Louis hinzieht.
In den Nord- und Binnenstaaten kommen noch Jrläuder, Schweden,
Schweizer und Holländer vor. — Die Romanen (Franzosen
und Spanier) sind mehr in den Südstaaten vertreten, weniger
arbeitsam als der Aaukee, aber gastfrei, ritterlich, wenn auch ausbrauseud
und zur Selbsthülfe geneigt.
Die Farbigen machen den übrigen Teil der Bevölkerung aus.
Die Anzahl der Neger und Mulatten beträgt fast 9 Mill. Sie
kommen besonders in den Südstaaten vor. Hier ist jeder zweite
Bewohner ein Neger oder ein Mnlatte (Vgl. S. 107). Zu der
farbigen Bevölkeruug gehören ferner die Indianer und die Chinesen.
Die Neger in der Union werden von Professor Knortz in Evansville
(Indiana) auf Grund der letzten amtlichen Statistik auf gegen 9 Mill. Köpfe
geschätzt. Unter den landläufigen Vorstellungen vom amerikanischen Neger
stehen zwei Ansichten einander gegenüber: einerseits meint man, er sei nicht '
civilisationsfähig und dem Untergange geweiht; andererseits denkt man, daß
er in Wirklichkeit alle Rechte eines amerikanischen Bürgers genieße. Keine der
beiden Ansichten ist die richtige. Im Jahre 1870 gab es nach dem offiziellen
Cenfus 4 880000 Neger im Unionsgebiet; 1882 war ihre Zahl bereits auf
6577000 gestiegen, und heute beläuft sie sich auf gegen 9 Millionen. Das
sieht nicht darnach aus, als ob der Neger den Kampf ums Dasein im Lande
der Iankees nicht zu bestehen vermöchte. Der Neger ist ein geborener Optimist,
der sich durch nichts seine gute Laune verderben läßt und die Beleidigungen
des Weißen mit Gleichmut erträgt. In der Theorie sind natürlich alle Bürger
vor dem Gesetze gleich, in der Praxis aber noch lange nicht. Namentlich in
den Südstaaten, aber auch im Norden findet man für eine strafrechtliche That
des Weißen wohl eine Lücke im Gesetz; wehe, aber dem Schwarzen, der sich
des geringsten Vergehens schuldig macht! Ähnlich ist es in gesellschaftlicher
Hinsicht. Man hat den Negern schon besondere Kirchen, Schulen, Hotels usw.
angewiesen, meidet den Verkehr mit ihnen und sucht ihren Einfluß auf öffent-
liche Angelegenheiten illusorisch zu machen. Dennoch entwickelt sich die schwarze
Bevölkerung nicht nur körperlich, sondern auch in geistiger Hinsicht. Im
Süden giebt es 16000 Negerschulen, 22 höhere Schulen, 71 Lehrerseminare,
24 theologische Anstalten, 15 Juristenschulen und endlich 2 Farmerschulen.
Auf dem Gebiete der Journalistik haben die Neger im letzten Jahrzehnt er-
staunliche Fortschritte gemacht. 1890 erschienen bereits 154 von Negern ge-
druckte und redigierte Zeitungen. Gegenwärtig wird lebhaft dafür agitiert, den Neger
zum tüchtigen Farmer und Handwerker heranzubilden. Alle Anzeichen sprechen
dafür, daß die Neger in nicht allzuferner Zeit aus eigener Kraft zu den nütz-
lichsten Bürgern der Union zählen werden.
Die Indianer des Unionsgebietes sind nach der letzten Zählung noch
383000 Köpfe stark. Davon sind nur etwas über 70000 civilisiert; die
übrigen führen im Jndianer-Territorium und den Reservationen
ein mildes Jägerleben. Nur einige Stämme treiben auch eiwas Ackerbau.
Ihren Vorfahren gehörte einst das ganze Unionsgebiet. Als kühne Jäger
stellten sie dem Büffel, dem grauen Bär, dem Hirsch und dem Bergschaf nach.
In blutiger Stammesfehde bekämpften sie den Feind mit Leidenschaft, ^ List
und Grausamkeit und hingen seinen Skalp als Siegeszeichen in den Rauch
ihres Wigwam. Nach beendetem Kampfe wurden Kriegsschmuck und Kriegs-
Malerei vom Körper entfernt, der Tomahawk vergraben, und die Friedenspfeife
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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auf dem Gebiete der Volksbildung zu sein, über kurz oder lang entreißen könnet) Es
ist aber für ein Volk vielleicht noch bedenklicher, auf dem Gebiete der geistigen Kultur-
geschlagen zu werden, als auf dem Kriegsschauplatz. Gott wolle darum verhüten, daß wir
auf den alten Lorbeeren einschlafen, wie Preußen einst eingeschlafen war anf den Kriegs-
lorbeeren Friedrichs des Großen. Einem Zweige des Volksbildungswesens gilt es heut-
zutage ganz besonders vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden, dem Fortbildungsschnl-
wesen, dem Bildungswesen der Jünglinge und Jungfrauen. Möge man darauf doch in
unserem Vaterland mit heiligem Eiser bedacht sein und sich der Erkenntnis nicht ver-
schließen, daß die Größe und Macht der Staaten im letzten Grunde doch nur in der geistigen
und sittlichen Tüchtigkeit der Bewohner sicher basiert ist.
Einen hohen Grad der allgemeinen Volksbildung treffen wir auch in den fkan-
dinavischen Königreichen. Sowohl in Schweden-Norwegen als in Dänemark gehören
Analphabeten zu den größten Ausnahmen, was ganz besonders für Norwegen hohe An-
erkennung verdient, da die Unwegsamkeit des Landes für das Schulwesen ein großes
Hindernis ist. Eine ganz besondere Beachtung verdient Dänemarks Bil-
dungswesen. Hier ist es das Volk selber, — speziell die Baueru, — das
eifrig bemüht ist, für eine Ergänzung der Schulbildung im Jünglings-
und Jungfrauen alter zu sorgen. Aus eigenem Antriebe haben die dänischen
Bauern an 70 „Volkshochschulen", — Bauern-Universitäten hat man sie
wohl genannt, •— gegründet. Im Winter werden dieselben 6 Monate von
den jungen Bauern, im Sommer 4 Monate von den Töchtern besucht. In
jedem Jahre kehren ca. 10000 junge Bauern und Bauerntöchter aus den
Hochschuleu in die Dörfer zurück. Die Folge dieser Einrichtung ist gewesen,
daß der dänische Bauernstand sich zum gebildetsten der ganzen Welt empor-
geschwungen hat. Welch ein reges geistiges Leben auf den Dörfern herrscht,
zeigen iusbesondere die Vereinshäuser, deren sich fast in jedem Dorfe eins
findet. Ein solches Vereinshaus enthält neben anderen Räumen einen
großen Saal, der mitunter 6—800 Menschen faßt. In ihm werden Vor-
trags-Versammlungen abgehalten, in manchen Dörfern in jeder Woche eine.
Die dort gehaltenen Vorträge bringen sowohl Themata allgemein bil-
dender als auch socialer und politischer Natur. In dem Saal übt sich aber
auch die Jugend im Winter in der Gymnastik, die jungen Bauern an zwei
Abenden, die Töchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Dörfern
sängt man sogar an, Konzerte berufener Musiker in ihnen zu veranstalten.
Hand in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher materieller Auf-
schwung vollzogen. Dänemarks Viehzucht z. B. ist zweifellos die rationellste
und bedeutendste Europas. „Dänische" Pferde, „dänische" Butter, „dänische"
Schweine spieleu bereits auf dem auswärtigen Markte eine große Rolle.
Jährlich können an 100 000 Kühe und Ochsen und 14 000 Pferde ausgeführt
werden (siehe dagegen Deutschland und andere Staaten im letzten Teil des
Buches, Kulturgeographie.)
Eine gute Schulbildung treffen wir auch in der Schweiz, wo ebenfalls Schul-
zwang besteht, und wo sich nur reichlich l°/0 Analphabeten unter den Rekruten befinden.
Wir kommen zu dem Schluß, daß gerade in den germanischen Ländern die Volkskultur
sehr hoch steht. Nur für Großbritannien trifft das nicht so recht zu. Ein Schul-
zwang besteht nur in Schottland, und 1876 war noch 19°/0 der Bevölkerung ohne
Schulbildung. — Unter den romanischen Staaten steht, wie wir sehen, Frankreich oben
*) Selbst der Regierungs-Kommissar für die deutsche Unterrichts-Ausstellung auf
der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1894 kouute sich solchen Eindrücken nicht ent-
ziehen. In einen« Vortrag erklärte auch er auf Grund der gemachten Erfahrungen, daß
Frankreich unser schärfster Konkurrent sei. Er verschwieg auch das Gutachten eines ameri-
kanischen Schulmannes nicht, daß man in Amerika anfange, das französische Volksbilduugs-
wesen als ein mustergültiges anzusehen; namentlich erkenne man, daß in Frankreich
für neue, lebensvolle Ideen jetzt ein besserer Boden sei als in Deutschland.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Dänemarks
Extrahierte Ortsnamen: Schweden-Norwegen Dänemark Norwegen Europas Deutschland Schweiz Schottland Frankreich Chicago Frankreich Amerika Frankreich Deutschland
— 314 —
Generalkommando in Altona.) — Die kleinste Einheit bei der Infanterie heißt
Kompagnie (ca. 200 Mann), bei der Kavallerie Schwadron. Die weiteren
Gruppen bauen sich wie folgt auf:
Infanterie: 4 Komp. — 1 Bataillon; 3 Batall. — 1 Regiment, 2 oder 3 Reg. — 1 Brigade,
Kavallerie: 5 Schwadronen — 1 Regiment, 2 bis 4 Reg. — 1 Brigade,
2 Jnf.-Brig. und 1 Kav.-Brig. — 1 Division; 2 oder 3 Div. -----1 Armeekorps.
Die Infanterie hat 173 Regimenter (519 Bataillone) mit 360 000 Mann,
„ Kavallerie „ 93 „ (465 Schwadronen) „ 67 000 „
„ Feldartill. „ 43 „ (494 Batterien) „ 59 000 „
„ Fußartill. „ 17 „ ( 37 Bataillonen) „ 29 000 „
Über die Murine des Deutschen Reiches erfuhren wir das wichtigste
bereits S. 307. Der Landesverteidigung dienen endlich noch die Festungen.
Die unwichtigeren Festungen hat man seit 1871 eingehen lassen, die größeren
aber immer mehr ausgebaut. Frankreich und Rußland, namentlich ersteres,
haben in den letzten Jahren an der Grenze zahlreiche Festungen und Forts neu
angelegt. In Deutschland sieht man davon ab, da man den Schwerpunkt in
einer starken Armee erblickt. Unsere Festungen sind.folgende: Königsberg,
Danzig, Pillau, Memel, Swinemüude, Friedrichsort, Kuxhaven, Helgoland; —
Glatz, Neiße, Glogau, Posen, Thorn, Graudenz, Küstriu, Spandau, Magdeburg,
Ulm, Neubreisach, Straßburg, Bitsch, Metz, Diedenhofen, Wesel, Köln, Koblenz,
Mainz; — Königstein; Germersheim und Ingolstadt.
11. Geistige Kultur.
(S. 10/11 und S. 46.)
12. Der deutsche Volkscharakter.
Hören wir zunächst einige Urteile anderer Völker über unseren Cha-
rakter. Man nennt uns ein Volk von Träumern. Damit soll gesagt sein,
wir seien nicht thätig und regsam genug, unseren eigenen Vorteil wahr-
zunehmen, wir begnügten uns mit allerlei schönen, oft wertlosen Gedanken.
Daran ist etwas Wahres. Die Deutschen haben thatsächlich jahrhundertelang
schlecht auf ihre äußerlichen Vorteile geachtet. Sie haben sich, um nur auf
Zweierlei hinzuweisen, von den Nachbarvölkern bei zahllosen Gelegenheiten im
eigenen Laude benachteiligen lassen (S. 9), und sie haben versäumt, bei der
Aufteilung der Welt, die wiederholt von europäischen Völkern vorgenommen
wurde, ihren Anteil zu beanspruchen, wie es doch einem großen Volke geziemt
hätte. Sie saßen unterdessen daheim und „träumten", d. h. sie lebten mit ihren
Gedanken anderswo als bei den Ereignissen auf der Erde. Im schönen Lande
der Poesie weilten die Dichter und schrieben unvergängliche Lieder, denen das
Volk freudig lauschte, und die es in Frohsinn und Harmlosigkeit aus sauges-
froher Brust erklingen ließ; in die Tiefen wissenschaftlicher Erkenntnis versenkten
sich die Gedanken großer Gelehrter, und gern und eifrig machte das Volk sich
die Ergebnisse ihrer Geistesarbeit zu eigen; in die Höhen des religiösen Schauens
erhob sich ein Luther und Millionen folgten feinen weltbewegenden Gedanken.
Unermeßliche Schätze geistiger Art wurden so durch deutsche Arbeit gehoben.
Die Leistuugen unseres Volkes liegen überwiegend auf dem Gebiete
der Wissenschaft, der Kunst und der Religion. Das Gemüt zu erfreuen
an allem Schönen „was das Herz erhebt", den Geist zu bereichern mit Kennt-
nissen und Erkenntnissen hat uns meist wertvoller gedeucht, als Eroberungen zu
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— 10 —
Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. —
4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein-
ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um
deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60,
spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische
Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.)
Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner
offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz
Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter
als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten
militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch
die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland
stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr
von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann.
So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke
fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das
dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es
denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch
Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung
zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be-
sonders hohem Maße wahren zu helfen. —
Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres
Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke-
lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und
Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden
können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu
einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7).
Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels
(Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische
das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom
Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit
Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren,
und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch
Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle
Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen
Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin
wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der
Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem
Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes
andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier
nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die
Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung
erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen
i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen."
Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte
des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend
mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten.
Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft
zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland Europas Deutschland Europas Deutschland Deutschland Europa Deutschland Deutschland Deutschland Berlin Deutschland Deutschland
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reich, das in der Seidenzeug-Fabrikation obenan steht. Deutschland
führt für ca. 180, Frankreich für 280 Mill. Mk. Seidenzeuge aus. In ganz
Europa wurden 1883 rund 11 Mill. kg Rohseide verarbeitet, wovon Italien
und Chiua je 3x/2 Mill. lieferten (die europäischen Länder zusammen 41/2, die
außereuropäischen Mill. kg). — Der Mittelpunkt der deutschen Seiden-
Industrie ist Krefeld' Vou der Großartigkeit der dortigen Produktion bekommen
wir eine Vorstellung, wenn wir erfahren, daß 1883 fast 29 Mill. Mk. an
Arbeitslöhnen gezahlt wurden. Auch andere Städte des rheimsch-westsälischen
Jndustriebezirkes, Elberseld-Barmen, Düsseldorf, Gladbach, habeu eiue bedeutende
Seiden-Jndnstrie. Außerhalb dieses Bezirkes ist noch Mülhausen zu nennen.
ä) Andere Industrien.
In den chemischen Fabrikaten (Drogen, Apotheker- und Färb-
waren) dürfte Deutschland das erste Land der Welt sein, da nicht bloß
Frankreich, sondern in letzter Zeit anscheinend auch Endland überholt winde.
Der Ausfuhrwert der Chemikalien wird nur vou wenig anderen Artikel über-
troffen (freilich steht ihm auch eine erhebliche Einfuhrziffer gegenüber). Man
rühmt an den deutschen Fabrikaten, besonders an den Drogen, ihre Reinheit.
In England führt man gerade den Aufschwung der deutschen chemischen In-
dustrie auf den Einfluß des deutschen Gelehrten- und Universitätswesens zurück
Ein großer Teil der chemischen Fabriken verdankt seine Entstehung dem Staß-
furter Salzlager (S. 183). — Ju der Farbenindustrie zeichnet sich Deutschland
besonders durch seine Teer- (Anilin-) und Ultramarinfarben-Fabriken aus, deren
es unter alleu Ländern die meisten und größten hat. (Große Anilinfabriken in
Ludwigshafen.)
Die Glaswaren-Industrie Deutschlands steht mit derjenigen
Belgiens und Österreich-Ungarns in erster Reihe. Die Ausfuhr über-
trifft die Einfuhr um rund 30 Mill. Mk. Die meisten Glasfabriken liegen im
Gebiet der großen Kohlenlager (Grnnd!), andere befindeil sich im Böhmer- und
Bayerwald, im Fichtelgebirge ?c. (s. die betr. Abschnitte).
In der Papier-Jndustrie nimmt Deutschland die erste Stelle
ein. Durch die reiche Ausfuhr werden fast 90 Mill. Mk. ins Land gezogen.
Am zahlreichsten finden sich die deutsche» Papierfabriken im Regierungsbezirk
Aachen (z. B. in Düren).
Daß Deutschland in der Rübenzucker-Industrie bei weitem die
erste Stelle einnimmt, erfuhren wir bereits (S. 291). Auch in der
Tabaks-Jndustrie steht Deutschland in Europa voran, indem es 1js
aller europäischen Tabaks- und Eigarrenarbeiter beschäftigt. Mittel-
Punkt der Tabaks- und Eigarren-Jndustrie ist Bremen.
Entsprechend der hohen geistigen Kultur unseres Vaterlandes
nimmt auch das Buchdrucker- mit den verwandten Gewerben (poly-
graphische Gewerbe) bei weitem den ersten Plah in der Welt ein.
Die Zahl der jährlichen Büchererscheinungen (Neuheiten und Neuausgaben)
beträgt in Deutschland an 20 000, in Frankreich gegen 10 000 in England
etwa 7000, in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich nur 4000 (1880 waren
es nur 2500). „Es ist das ein schönes Zeugnis für den hohen Stand der
geistigen Bildung und des lebhaften Interesses an den Wissenschaften." (Richter.)
Zurückblickend können wir mit Genugthuuug feststelleu, daß
uuser Vaterland in fast allen Industriezweigen eiue sehr hohe
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Europa Italien Krefeld Elberseld-Barmen Düsseldorf Gladbach Deutschland Frankreich England Deutschland Ludwigshafen Deutschlands Belgiens Böhmer- Bayerwald Deutschland Aachen Deutschland Deutschland Europa Bremen Deutschland Frankreich England
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fränkischen Stnfenlande und im Donautal. Wesentlich rauher sind die
Jurahöhen und die südlichen Striche der Hochebene, sowie die Hoch-
flächen der Oberpfalz. Das ungünstigste Klima, teilweise unter 6° C.
im Jahresmittel, weisen die Hochgebiete der Alpen, des Böhmerwaldes
und des Fichtelgebirges auf. Hier finden sich auch die größten Regen-
mengen. — Durch besondere Fruchtbarkeit sind die Talgebiete des
.Mains und des Straubiuger Beckeus ausgezeichnet. Dort ist Weiu-
und Gartenbau, hier Getreide- und Hopfenban vorherrschend. Wenig
ergiebig sind die Riedflächen der Hochebene, die Sandebenen von
Mittelfranken und die Hochflächen der Gebirge
b) Die Nheinpfalz breitet sich in der Haardt, dem Pfälzer
Berg lande und der diesen Höhen vorgelagerten Rheinebene aus.
Das Klima ist besonders in der gesegneten Rheinebene mild.
Aber auch das Bergland ist ein freundlicher, größtenteils fruchtbarer
Landstrich.
2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung ist oberdeutsch und ge-
hört 4 Volksstämmen an. Die Bayern wohnen in Ober- und
Niederbayern (Altbayern) und in der Oberpfalz, die Schwaben
westlich vom Lech, die Maiufraukeu iu den drei fränkischen Kreisen-
die Bewohner von der Rheinpfalz sind Rh ein franken. — Die
Bevölkerungsdichtigkeit bleibt im allgemeinen recht beträchtlich
hinter dem Mittel des Deutschen Reichs zurück. Nur die Rheinpfalz
hat viel dichtere Bevölkerung. Die schwächste Bevölkerung weist die
-.Obeipfalz auf.
Der Konfession nach sind die Bewohner fast zu 3/4 der Volks-
masse katholisch. Fast ganz katholisch sind Südbayern, die Oberpfalz
und Unterfranken; größtenteils protestantisch ist Mittelfranken, ge-
mischt Oberfranken und die Rheinpfalz. Kirchlich gehören die Katholiken
zu den beiden Erzbistümern München-Freising und Bamberg.
Die allgemeine Volksbildung steht auf hoher Stufe und wird
durch 7 200 Volksschulen und die mit ihnen verbundenen Fortbildungs-
schulen, ferner durch Realschulen und gymnasiale Bildungsanstalten
vermittelt. Höhere Bildung geben die Universitäten München, Er-
langen und Würzbnrg, die technische Hochschule zu München und zahl-
reiche Fachschulen. Sehr groß ist in Bayern die Fürsorge für ge-
brechliche und arme Kinder. (Anstalten für Blinde, Taubstumme,
Blöde, Epileptische, Waisen, Verwahrloste u. a, m.).
2. Unter den Nahrungsquellen bildet die Lan dw irtsch aft
die allgemeinste und wichtigste Beschäftigung der Bewohner Bayerns.
Der Ackerbau in Korn und Weizen ist besonders ergiebig in Nieder-
bayern (Straubinger Becken), der eigentlichen Kornkammer Bayerns,
und im Ries um Nördliugen. Garten- und Weinbau blühen be-
sonders im Maintal und in der Pfalz. Bekannte unterfränkische Weine
sind der Stein und Leistenwein, geschätzte Pfälzer Sorten Deidesheimer, Ditrk
heimer und Forster. Viel Hopfen wird besonders in der Gegend von
Schwabach (Spalt), Nürnberg (Altdorf) und in Niederbayern angebaut.
Tabak liefert besonders die Rheinpsalz, aber auch die Gegend von
Nürnberg-Fürth in bedeutender Menge.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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namentlich Polen aus Westpreußen und Posen, die sich hier zu Tausenden
niedergelassen und gauze Kolonien gebildet haben. Bei der Dichtigkeit
der Bevölkerung (80 — 100 und darüber auf 1 qkm) ist auch Ge-
wer b e t ä t i g k e i t der verschiedensten Art vertreten. Erwähnenswert
sind die Spiritusbrennereien (Nordhausen) und chemischen Fabriken
(Nordhausen). Der Bergbau liefert besonders Ausbeute an Salz
und Braunkohlen, die massenhaft zu Briketts verarbeitet werdeu.
Früher war er bedeutender als heute, wovon die zahlreichen großen
Schutthalden zeugen. Die meisten Versuche neuester Zeit, den einstmals
blühenden Bergbau wieder zu heben, sind nicht von dem erwünschten
Erfolge gewesen. — Für den Handel ist das Thüringer Becken
ein wichtiges Dnrchgangsland im Austausch der Wareu zwischen dem
W. und £)., demnächst zwischen dem N. und S. Deutschlands.
Doch gehen auch feine eigenen Erzeugnisse bis nach den entferntesten
Absatzgebieten Deutschlands und Europas, ja über das Weltmeer.
c) Staatliche Verhältnisse und Grtskunde.
Die Zerstückelung Thüringens in eine große Zahl kleiner Lätidergebicte
ist mehr auf Rechnung historisch-politischer Verhältnisse zurückzuführen als
auf geographische Ursachen. Namentlich führten die fortgesetzten Länderteilungen
in der sächsischen Ernestinischen Linie zur Bildung zahlreicher Kleinstaaten.
Heute teilen sich in das Thüringerland die Staaten Preußen (mit den
sw. Teilen der Provinz Sachsen und einzelnen Gebieten im Thüringerwalde),
das Grvßherzogtnm S a ch s e n - W e i m a r, die Herzogtümer wachsen-
icoburg-Gotha und S a ch sen - M e in in g en und die Fürstentümer
.Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzbnrg-Sonders Hausen.
Vom Standpunkt der deutschen Knlturentwickelnng darf die Zerstückelung
Thüringens keineswegs beklagt werden. Thüringen hat daran einen bedeutsamen
Arndt, und oft waren gerade kleine Staaten wichtige Träger eines nennens-
werten Kulturfortschritts. In der älteren Zeit der deutschen Geschichte erwarb
sich Thüringen große Verdienste durch die Verbreitnng des Christentums und
der deutschen Völksart in den Wohngebieten der Sorben. Späterhin war des
Landgrafen Hermann Musenhof aus der Wartburg eine wichtige Pflegstätte
deutscher Dichtkunst. Die Wissenschaft fand in der bereits 1392 gegründeten H o ch -
schule zu Erfnrt einen S«ütz- und Sammelpunkt; der Protestantismus
hat sich zunächst auf Thüringer Boden entwickelt und ftind in den sächsischen
Kurfürsten und Herzögen die eifrigsten Schutzherrn und Förderer. Bernhard
von Weimar tat sich im 30jährigen Kriege als Feldherr hervor: Herzog
Ernst der Fromme mar in schwerer Zeit ein eifriger Förderer der Volks-
bildung, und gegen das Ende des 18. Jahrhunderts versammelte Herzog Karl
August in Weimar die größten Geistesheroen damaliger Zeit, Goethe und-
Schiller, Herder und Wieland, die Träger der Hauptblütezeit deutscher Dicht-
kunst an seinem Hose. Mutig trat der letztgenannte Fürst später an die Seite
Preußens im Kampfe gegen Napoleon I. und gab als erster deutscher Fürst
nach Beendigung der Freiheitskriege seinem Lande eine Verfassung.
1. In der Provinz Sachsen:
Erfurt (85 000 E.), Reg.-Bez.-Hptst. au der Gera, im Mittel-
Punkt Thüringens und am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsstraßen ge-
legen, galt von jeher als Thüringens Hptst., hat lebhaste und mannig-
faltige Industrie und ist dnrch seine Gartenknltnr und Kunstgärtnerei
weit berühmt. In den Räumen des durch Luther bekannten Augustiner-
klosters befindet sich eine ev. Waisen- und Rettungsaustalt. Früher bedeutende
Festung, 1874 aber aufgegeben. — 1803 kam E. an Preußen, bis 1810 war
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Musenhof Bernhard
von_Weimar Ernst Karl
August Karl August Goethe Schiller Napoleon_I. Thüringens_Hptst
Extrahierte Ortsnamen: Posen Nordhausen Nordhausen Deutschlands Deutschlands Europas Sachsen Hausen Christentums Wartburg Weimar Erfurt Gera
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ist das Klima besonders im Elsaß günstig, da der Fuß des Gebirges
vor rauhen Winden geschützt ist. In Lothringen ist die Weinrebe
weniger geschützt; am günstigsten liegen die Verhältnisse im Moseltal.
2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung in Elsaß-Lothriugen ist
zu 5/6 der Volksmasse deutscher Abstammung, und zwar herrscht
im Elsaß der alamauuische, in Lothringen der rheinfränkische
Volksstamm vor. Französisch ist die Bevölkerung in den w. Grenz-
gebieten gegeu Frankreich und in einigen Gebirgstälern des Elsaß. —
Die Volksdichte ist am bedeutendsten im Oberelsaß, etwas geringer
im Bezirk Unterelsaß und wesentlich geringer in Lothringen.
Der Konfession nach überwiegt bedeutend der Katholizismus.
Zu ihm bekennen sich 77 °/0 der Gesamtbevölkernng, Evangelisch
sind über 2o°/0, und Israeliten giebt es 2,3 °;0. Überwiegend
evangelisch sind die Bezirke von Straßburg, Colmar und Weißen-
bnrg. Wie die Regierung seit 1871 besonders der Stärkung des
Deutschtums im allgemeinen große Sorgfalt zuwendet, so hat sie auch
insonderheit die Volksbildung zu heben gesucht. Bereits 1873
wurden dnrch ein Regulativ die Schulverhältuisse geregelt. Die Durch-
sühruug des Schulzwanges brachte die Errichtung zahlreicher Volks-
schulen und höherer Lehranstalten mit sich. 6 Lehrer- und 5 Lehrerinnen-
seminare sorgen für Heranbildung von Lehrkräften. Am 1. Mai 1872
konnte die neue Kaiser-Wilhelms-Universität in Straßburg
bereits eröffnet werden.
2. Die H a np t n a h rungs qu e lleu der Bewohner sind Land-
wirtschaft und Industrie. Ter Ackerbau liefert besonders bedeutende
Ernten an Weizen und Kartoffeln. Außer uuseru soustigeu Feld-
srüchteu werdeu auch Hopfeu, Tabak, Krapp, Mohn und Hanf in be-
deutender Menge angebaut. Sehr bedeutend ist der Weinban. Er
wird in so reichem Maße betrieben, daß uuser Reichslaud hinsichtlich
der Menge des erzeugten Weins das erste Land des Deutschen
Reichs und das achte Land Europas ist. Die besten Gewächse liefert
das Oberelsaß bei Gebweiler, Türkheim und Rappoltsweiler. Der Obst-
bau berücksichtigt im Elsaß besonders Pflaumen-, Kirsch-, Walnuß-
und Kastanienbänme, während in Lothringen der Apfel- und Birnbaum
in den Vordergrund tritt. — In der Viehzucht übersteigt das Reichs-
land den Reichsdurchschuitt an Pferden und Schweineu und erreicht den-
felben in der Rinderzucht. Gering ist der Bestand an Schafen und
Ziegen. — Der Wildbestand ist bei dem Reichtum an Wäldern
(fast Vs der Bodenfläche, überwiegend Laubwald) noch ziemlich groß,
besonders an Raub- und Schwarzwild.
In Bezug auf die Großindustrie zählt das Reichslaud zu den
bedeutendsten Ländern Deutschlands. Am hervorragendsten in der ge-
samten Gewerbtätigkeit des Landes ist die Textilindustrie, die
besonders ihren Sitz im Oberelsaß hat. Dann folgt die Fabrikation
von Maschinen und Werkzeugen, Erden und Steinen, dazu Gebirgs-
indnstrie mancherlei Art. Bergbau (Eisenerze, Stein- und Braun-
kohlen), Hütten- und Salinenwesen haben ihren Schwerpunkt in Lothringen.
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Extrahierte Personennamen: Krapp Mohn
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsaß-Lothriugen Lothringen Frankreich Elsaß Oberelsaß Lothringen Colmar Straßburg Europas Türkheim Elsaß Lothringen Deutschlands Oberelsaß Lothringen
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Littauer und Weißrussen sind katholisch, im ganzen 15,4 Mill., die
Finnen, Schweden, Deutschen und viele der lettischen Bewohner sind
evangelisch (6,1 Mill.), die tatarischen Stämme und die Kirgisen
sind Mohammedaner (2,7 Mill.), und die Kalmücken bekennen sich
zum Buddhismus. Unter den mongolischen Völkern Nordrußlands
findet sich noch finsteres Heidentum. Juden gibt es 4,3 Mill. Zu
ihnen gehören auch die Kar aiten (S. 165).
Die geistige Bildung steht in Rußland auf sehr niedriger Stufe. Da
ein allgemeiner Schulzwang nicht durchgeführt ist, so erhebt sich die Land-
bevölkerung kaum über die Bildungsstufe halbzivilisierter Völker. Am besten
ist es mit" der Schulbildung noch in den Ostseeprovinzen bestellt. Neuerdings-
beginnt man dem Unterrichtswesen mehr Sorgfalt zuzuwenden. 74 Lehrer-
und 9 Lehrerinnenseminare sorgen für Heranbildung der Lehrkräfte. Die höheren
Schichten der Gesellschaft weisen nicht selten einen hohen Grad geistiger Bildung
auf. Das Reich besitzt neun Universitäten: St. Petersburg, Helsingfors,
Dorpat, Warschau, Moskau, Kasan, Kijew, Charkow und Cdessa, eine Akademie
der Wissenschaften in Petersburg und zahlreiche höhere Lehranstalten und Fach-
schulen. Doch wird Rußland noch lange zu tun haben, bis die Bildung der
Bevölkerung im Durchschnitt derjenigen der westeuropäischen Völker nahe kommt.
Das russische Gelehrtentum hat in neuerer Zeit nennenswerte Erfolge aufzu-
weisen, und russische Dichter und Schriftsteller (Puschkin, Baratinsky, Alexei
Tolstoi, Turjenzew, Dostojewsky) haben eine beachtenswerte nationale Litteratur
begründet.
3. Nahrungsquellen. Die Natur des Landes weist die
Bewohner in erster Linie auf Ackerbau, Liehzucht und Forst-
betrieb hin. Diese Nahruugsquellen stellen anch die meisten Aus-
suhrprodukte. *) Über '/z der ganzen Getreideernte Europas kommt
auf Rußland. Die Viehzucht umfaßt alle Gattungen der mittel-
europäischen Haustiere. Dazu kommt im sö. Steppengebiet das Kamel,
im N. das Renntier. Sehr ergiebig ist im n. Rußland auch die Jagd
auf Pelztiere. Ganze Völkerschaften entrichten ihre Abgaben an den
Staat in Pelz und Pelzwaren. Sehr bedeutend ist ferner die Fischerei
in deu Meereu und Flüssen. Namentlich bildet der Kaviar einen sehr
wichtigen Ausfuhrartikel. Außer dem Hausen werden auch Störe und
Robben in großer Menge gefangen.
Rußlaud ist nicht arm an Mineralien. Der Bergbau im mitt-
leren Ural liefert Gold, Silber, Platiua, Kupfer und Eisen. Ein
großes Kohlenrevier ist im Vorural bei Perm und im Gebiet der
südrussischen Platte, namentlich am Donez. Salz liesern besonders-
die Steppenseen n. vom Kaspisee; Petroleum und Naphta kommen
immer mehr zur Ausfuhr. — Die Industrie Rußlands ist noch
wenig entwickelt. Die wichtigsten Zentren derselben sind Petersburg und
Moskau. Letzteres ist der Mittelpunkt der nationalen Textil-
industrie in Leinen, Baumwolle und Wolle. Die bedeutenden Gewehr-
sabriken in Tula sind bereis erwähnt. Berühmt ist das russische Leder
(Kaluga). Sehr verbreitet ist die Spiritusfabrikation, namentlich
in den westlichen und mittleren Provinzen.
*) 1900 kamen zur Ausfuhr: 1912 Mill. kg Weizen, 1 527 Mill. kg
loggen, 887 Mill. kg Gerste, 1311 Mill. kg Hafer, 312 Mill. kg Buch-
weizen, Hirse und Mais; Flachs und Sämereien 173 Mill. kg. Leinöl und-
Petroleum 1166 Mill. kg, Holz für 126,2 Mill. Rubel.
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Das Klima ist ein sehr feuchtes, gemäßigtes Seeklima. Selbst
im Januar betrügt die mittlere Jahreswärme meistens über 0°. Der
Himmel ist in der Regel von Nebel und Wolken verhüllt, sodaß nian
im Jahre kaum 50 heitere Tage zählt.
2. Die Bewohner sind niederdeutscher Abstammung, im
W. Holländer (3/4), im No. Friesen, im S. Vlämen. Der
unablässige Kampf mit deni Meere verleiht dem Holländer Kraft und
Ausdauer, spornt seinen Scharfsinn und seine Erfindungskraft, erzieht
ihn zu vorsorglicher Tätigkeit, Arbeitsamkeit und Besonnenheit. Sprich-
wörtlich ist der Reiulichkeitssiun der Holländer. „Durch Fleiß, Tapfer
keit, Sparsamkeit, im Gefühl einer selbsterworbenen Freiheit ist er zu Wohlstand,
Behäbigkeit, Rechtlichkeit, Mut und Frohsinn gekommen."
Der Religion nach gehören die meisten Holländer (%) dem
reformierten Bekenntnis an. Die übrigen (^5) sind katholisch.
Juden gibt es an 197 Tsd. — Die Volksbildung steht auf hoher
Stufe, und für Kunst und Wissenschaft war Holland von jeher eine Pflegestätte.
(Holländische Meister der Malerei!) Staatsuniversitäten sind zu Leiden.
Utrecht und Groningen, eine „freie" Universität zu Amsterdam.
Die wichtigste N a h r u n g s q u e l l e der Bevölkerung ist der
Handel. Begünstigt durch die Lage des Landes und getragen von
der Tatkraft der Bevölkerung, hat er sich zu hoher Blüte entwickelt
und zur Erwerbung umfangreicher überseeischer Besitzungen geführt.
Größtenteils ist Durchgangshandel mit Kolonialwaren vertreten.
Doch liefern auch die Erzeugnisse des Landes selbst (Butter, Käse (Edamer!),
Vieh, Gemüse) immerhin bedeutende Ausfuhrprodukte. Der Gesamtwert
des Handels wird in Europa nur von dem Englands, Deutschlands
und Frankreichs übertroffen. — In der Landwirtschaft tritt der
Ackerbau zurück; wo er iudes betrieben wird, geschieht dieses in mnster-
haster Weise. Viehzucht, Gartenbau und Blumenzucht stehen im
Vordergrunde des landwirtschaftlichen Betriebes. — An Wald fehlt es
dem Lande so gut wie gauz. Das Holz zu den Deichbauten und dem
Schiffsbau kommt aus dem Schwarzwalde und den Ostseeländern. —
Ein bedeutender Nahrungszweig ist die Seefischerei. Sie liefert
besonders Heringe auf deu europäischen Markt. -— Wenig entwickelt ist
naturgemäß die Industrie. Die wichtigsten Zweige derselben sind
Schiffsbau, Zuckerraffiuerie, Tabak- und Papierfabrikation, endlich
Diamantschleiferei und die neuerdings aufblühende Webindustrie.
Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu den Niederlanden sind trotz der
Kleinheit dieses Staates ziemlich groß Die Niederlande führen nach Deutsch-
land ein hauptsächlich Produkte ihrer Viehzucht und Gärtnerei
(Butter, Käse, Fleisch', 1900: 32,1 Mill. Mk; Blumenzwiebeln, Georginenknollen,
lebende Gewächse; 1900: 5,7 Mill. Mk), dann ihrer Fischerei (Heringe und
andere Fische; 1900: 10,6 Mill. Mk.), außerdem im Durchgangshandel rohen
Kaffee (1900: 12,l Mill. Mk.), Reis (1900: 5,8 Mill. Mk.) und Tabakblätter
(1900: 16,7 Mill. Mk.). Deutschland sührt aus nach den Niederlanden Er-
zeugnisse seiner Textilindustrie (1900: 45,2 Mill. Mk. an Tuch- und
Zeugwaren, sonstigen Geweben, Baumwollen- und Vigognegarn. Kleidern, Leib-
Wäsche und Putzwaren), seiner Eisenindustrie (1900: 28,9 Mill. Mk.), ge-
münzt es Gold (1900: 30,3 Mill. Mk.) und Stein k 0 hl en (1900: 51,5 Mill. Mk.).
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Die Niederlande sind ein
konstitutionelles Königreich, in welchem der König (jetzt Königin Wilhelmine)
das Recht der Gesetzgebung mit zwei Kammern („Generalstaaten") teilt Das
ganze Königreich umfaßt 11 Provinzen, die sich in eine w., s. und ö. Gruppe gliedern.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelmine)
Extrahierte Ortsnamen: Holland Utrecht Groningen Amsterdam Europa Englands Deutschlands Frankreichs Deutschlands Niederlande Deutsch- Deutschland Niederlanden Niederlande