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1. Die fremden Erdteile - S. 118

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 118 — Umschwung in dem nationalen Leben der Deutschen seit 1870/71 auch an unsern Stammesbrüdern jenseits des Meeres nicht spurlos vorüber- gegangen, so daß sich jetzt mehr denn je das Bestreben zeigt, das deutsche Volkstum wenigstens in Gebieten mit zahlreicher deutscher Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Die meisten Deutschen leben in dem n. Landesstrich, der sich von New-Iork bis St. Louis hinzieht. In den Nord- und Binnenstaaten kommen noch Jrläuder, Schweden, Schweizer und Holländer vor. — Die Romanen (Franzosen und Spanier) sind mehr in den Südstaaten vertreten, weniger arbeitsam als der Aaukee, aber gastfrei, ritterlich, wenn auch ausbrauseud und zur Selbsthülfe geneigt. Die Farbigen machen den übrigen Teil der Bevölkerung aus. Die Anzahl der Neger und Mulatten beträgt fast 9 Mill. Sie kommen besonders in den Südstaaten vor. Hier ist jeder zweite Bewohner ein Neger oder ein Mnlatte (Vgl. S. 107). Zu der farbigen Bevölkeruug gehören ferner die Indianer und die Chinesen. Die Neger in der Union werden von Professor Knortz in Evansville (Indiana) auf Grund der letzten amtlichen Statistik auf gegen 9 Mill. Köpfe geschätzt. Unter den landläufigen Vorstellungen vom amerikanischen Neger stehen zwei Ansichten einander gegenüber: einerseits meint man, er sei nicht ' civilisationsfähig und dem Untergange geweiht; andererseits denkt man, daß er in Wirklichkeit alle Rechte eines amerikanischen Bürgers genieße. Keine der beiden Ansichten ist die richtige. Im Jahre 1870 gab es nach dem offiziellen Cenfus 4 880000 Neger im Unionsgebiet; 1882 war ihre Zahl bereits auf 6577000 gestiegen, und heute beläuft sie sich auf gegen 9 Millionen. Das sieht nicht darnach aus, als ob der Neger den Kampf ums Dasein im Lande der Iankees nicht zu bestehen vermöchte. Der Neger ist ein geborener Optimist, der sich durch nichts seine gute Laune verderben läßt und die Beleidigungen des Weißen mit Gleichmut erträgt. In der Theorie sind natürlich alle Bürger vor dem Gesetze gleich, in der Praxis aber noch lange nicht. Namentlich in den Südstaaten, aber auch im Norden findet man für eine strafrechtliche That des Weißen wohl eine Lücke im Gesetz; wehe, aber dem Schwarzen, der sich des geringsten Vergehens schuldig macht! Ähnlich ist es in gesellschaftlicher Hinsicht. Man hat den Negern schon besondere Kirchen, Schulen, Hotels usw. angewiesen, meidet den Verkehr mit ihnen und sucht ihren Einfluß auf öffent- liche Angelegenheiten illusorisch zu machen. Dennoch entwickelt sich die schwarze Bevölkerung nicht nur körperlich, sondern auch in geistiger Hinsicht. Im Süden giebt es 16000 Negerschulen, 22 höhere Schulen, 71 Lehrerseminare, 24 theologische Anstalten, 15 Juristenschulen und endlich 2 Farmerschulen. Auf dem Gebiete der Journalistik haben die Neger im letzten Jahrzehnt er- staunliche Fortschritte gemacht. 1890 erschienen bereits 154 von Negern ge- druckte und redigierte Zeitungen. Gegenwärtig wird lebhaft dafür agitiert, den Neger zum tüchtigen Farmer und Handwerker heranzubilden. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Neger in nicht allzuferner Zeit aus eigener Kraft zu den nütz- lichsten Bürgern der Union zählen werden. Die Indianer des Unionsgebietes sind nach der letzten Zählung noch 383000 Köpfe stark. Davon sind nur etwas über 70000 civilisiert; die übrigen führen im Jndianer-Territorium und den Reservationen ein mildes Jägerleben. Nur einige Stämme treiben auch eiwas Ackerbau. Ihren Vorfahren gehörte einst das ganze Unionsgebiet. Als kühne Jäger stellten sie dem Büffel, dem grauen Bär, dem Hirsch und dem Bergschaf nach. In blutiger Stammesfehde bekämpften sie den Feind mit Leidenschaft, ^ List und Grausamkeit und hingen seinen Skalp als Siegeszeichen in den Rauch ihres Wigwam. Nach beendetem Kampfe wurden Kriegsschmuck und Kriegs- Malerei vom Körper entfernt, der Tomahawk vergraben, und die Friedenspfeife

2. Vaterländische Erdkunde - S. 47

1897 - Braunschweig : Wollermann
auf dem Gebiete der Volksbildung zu sein, über kurz oder lang entreißen könnet) Es ist aber für ein Volk vielleicht noch bedenklicher, auf dem Gebiete der geistigen Kultur- geschlagen zu werden, als auf dem Kriegsschauplatz. Gott wolle darum verhüten, daß wir auf den alten Lorbeeren einschlafen, wie Preußen einst eingeschlafen war anf den Kriegs- lorbeeren Friedrichs des Großen. Einem Zweige des Volksbildungswesens gilt es heut- zutage ganz besonders vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden, dem Fortbildungsschnl- wesen, dem Bildungswesen der Jünglinge und Jungfrauen. Möge man darauf doch in unserem Vaterland mit heiligem Eiser bedacht sein und sich der Erkenntnis nicht ver- schließen, daß die Größe und Macht der Staaten im letzten Grunde doch nur in der geistigen und sittlichen Tüchtigkeit der Bewohner sicher basiert ist. Einen hohen Grad der allgemeinen Volksbildung treffen wir auch in den fkan- dinavischen Königreichen. Sowohl in Schweden-Norwegen als in Dänemark gehören Analphabeten zu den größten Ausnahmen, was ganz besonders für Norwegen hohe An- erkennung verdient, da die Unwegsamkeit des Landes für das Schulwesen ein großes Hindernis ist. Eine ganz besondere Beachtung verdient Dänemarks Bil- dungswesen. Hier ist es das Volk selber, — speziell die Baueru, — das eifrig bemüht ist, für eine Ergänzung der Schulbildung im Jünglings- und Jungfrauen alter zu sorgen. Aus eigenem Antriebe haben die dänischen Bauern an 70 „Volkshochschulen", — Bauern-Universitäten hat man sie wohl genannt, •— gegründet. Im Winter werden dieselben 6 Monate von den jungen Bauern, im Sommer 4 Monate von den Töchtern besucht. In jedem Jahre kehren ca. 10000 junge Bauern und Bauerntöchter aus den Hochschuleu in die Dörfer zurück. Die Folge dieser Einrichtung ist gewesen, daß der dänische Bauernstand sich zum gebildetsten der ganzen Welt empor- geschwungen hat. Welch ein reges geistiges Leben auf den Dörfern herrscht, zeigen iusbesondere die Vereinshäuser, deren sich fast in jedem Dorfe eins findet. Ein solches Vereinshaus enthält neben anderen Räumen einen großen Saal, der mitunter 6—800 Menschen faßt. In ihm werden Vor- trags-Versammlungen abgehalten, in manchen Dörfern in jeder Woche eine. Die dort gehaltenen Vorträge bringen sowohl Themata allgemein bil- dender als auch socialer und politischer Natur. In dem Saal übt sich aber auch die Jugend im Winter in der Gymnastik, die jungen Bauern an zwei Abenden, die Töchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Dörfern sängt man sogar an, Konzerte berufener Musiker in ihnen zu veranstalten. Hand in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher materieller Auf- schwung vollzogen. Dänemarks Viehzucht z. B. ist zweifellos die rationellste und bedeutendste Europas. „Dänische" Pferde, „dänische" Butter, „dänische" Schweine spieleu bereits auf dem auswärtigen Markte eine große Rolle. Jährlich können an 100 000 Kühe und Ochsen und 14 000 Pferde ausgeführt werden (siehe dagegen Deutschland und andere Staaten im letzten Teil des Buches, Kulturgeographie.) Eine gute Schulbildung treffen wir auch in der Schweiz, wo ebenfalls Schul- zwang besteht, und wo sich nur reichlich l°/0 Analphabeten unter den Rekruten befinden. Wir kommen zu dem Schluß, daß gerade in den germanischen Ländern die Volkskultur sehr hoch steht. Nur für Großbritannien trifft das nicht so recht zu. Ein Schul- zwang besteht nur in Schottland, und 1876 war noch 19°/0 der Bevölkerung ohne Schulbildung. — Unter den romanischen Staaten steht, wie wir sehen, Frankreich oben *) Selbst der Regierungs-Kommissar für die deutsche Unterrichts-Ausstellung auf der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1894 kouute sich solchen Eindrücken nicht ent- ziehen. In einen« Vortrag erklärte auch er auf Grund der gemachten Erfahrungen, daß Frankreich unser schärfster Konkurrent sei. Er verschwieg auch das Gutachten eines ameri- kanischen Schulmannes nicht, daß man in Amerika anfange, das französische Volksbilduugs- wesen als ein mustergültiges anzusehen; namentlich erkenne man, daß in Frankreich für neue, lebensvolle Ideen jetzt ein besserer Boden sei als in Deutschland.

3. Vaterländische Erdkunde - S. 314

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 314 — Generalkommando in Altona.) — Die kleinste Einheit bei der Infanterie heißt Kompagnie (ca. 200 Mann), bei der Kavallerie Schwadron. Die weiteren Gruppen bauen sich wie folgt auf: Infanterie: 4 Komp. — 1 Bataillon; 3 Batall. — 1 Regiment, 2 oder 3 Reg. — 1 Brigade, Kavallerie: 5 Schwadronen — 1 Regiment, 2 bis 4 Reg. — 1 Brigade, 2 Jnf.-Brig. und 1 Kav.-Brig. — 1 Division; 2 oder 3 Div. -----1 Armeekorps. Die Infanterie hat 173 Regimenter (519 Bataillone) mit 360 000 Mann, „ Kavallerie „ 93 „ (465 Schwadronen) „ 67 000 „ „ Feldartill. „ 43 „ (494 Batterien) „ 59 000 „ „ Fußartill. „ 17 „ ( 37 Bataillonen) „ 29 000 „ Über die Murine des Deutschen Reiches erfuhren wir das wichtigste bereits S. 307. Der Landesverteidigung dienen endlich noch die Festungen. Die unwichtigeren Festungen hat man seit 1871 eingehen lassen, die größeren aber immer mehr ausgebaut. Frankreich und Rußland, namentlich ersteres, haben in den letzten Jahren an der Grenze zahlreiche Festungen und Forts neu angelegt. In Deutschland sieht man davon ab, da man den Schwerpunkt in einer starken Armee erblickt. Unsere Festungen sind.folgende: Königsberg, Danzig, Pillau, Memel, Swinemüude, Friedrichsort, Kuxhaven, Helgoland; — Glatz, Neiße, Glogau, Posen, Thorn, Graudenz, Küstriu, Spandau, Magdeburg, Ulm, Neubreisach, Straßburg, Bitsch, Metz, Diedenhofen, Wesel, Köln, Koblenz, Mainz; — Königstein; Germersheim und Ingolstadt. 11. Geistige Kultur. (S. 10/11 und S. 46.) 12. Der deutsche Volkscharakter. Hören wir zunächst einige Urteile anderer Völker über unseren Cha- rakter. Man nennt uns ein Volk von Träumern. Damit soll gesagt sein, wir seien nicht thätig und regsam genug, unseren eigenen Vorteil wahr- zunehmen, wir begnügten uns mit allerlei schönen, oft wertlosen Gedanken. Daran ist etwas Wahres. Die Deutschen haben thatsächlich jahrhundertelang schlecht auf ihre äußerlichen Vorteile geachtet. Sie haben sich, um nur auf Zweierlei hinzuweisen, von den Nachbarvölkern bei zahllosen Gelegenheiten im eigenen Laude benachteiligen lassen (S. 9), und sie haben versäumt, bei der Aufteilung der Welt, die wiederholt von europäischen Völkern vorgenommen wurde, ihren Anteil zu beanspruchen, wie es doch einem großen Volke geziemt hätte. Sie saßen unterdessen daheim und „träumten", d. h. sie lebten mit ihren Gedanken anderswo als bei den Ereignissen auf der Erde. Im schönen Lande der Poesie weilten die Dichter und schrieben unvergängliche Lieder, denen das Volk freudig lauschte, und die es in Frohsinn und Harmlosigkeit aus sauges- froher Brust erklingen ließ; in die Tiefen wissenschaftlicher Erkenntnis versenkten sich die Gedanken großer Gelehrter, und gern und eifrig machte das Volk sich die Ergebnisse ihrer Geistesarbeit zu eigen; in die Höhen des religiösen Schauens erhob sich ein Luther und Millionen folgten feinen weltbewegenden Gedanken. Unermeßliche Schätze geistiger Art wurden so durch deutsche Arbeit gehoben. Die Leistuugen unseres Volkes liegen überwiegend auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kunst und der Religion. Das Gemüt zu erfreuen an allem Schönen „was das Herz erhebt", den Geist zu bereichern mit Kennt- nissen und Erkenntnissen hat uns meist wertvoller gedeucht, als Eroberungen zu

4. Vaterländische Erdkunde - S. 10

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 10 — Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. — 4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein- ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60, spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.) Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann. So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be- sonders hohem Maße wahren zu helfen. — Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke- lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7). Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels (Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren, und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten. Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein

5. Vaterländische Erdkunde - S. 303

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 303 — reich, das in der Seidenzeug-Fabrikation obenan steht. Deutschland führt für ca. 180, Frankreich für 280 Mill. Mk. Seidenzeuge aus. In ganz Europa wurden 1883 rund 11 Mill. kg Rohseide verarbeitet, wovon Italien und Chiua je 3x/2 Mill. lieferten (die europäischen Länder zusammen 41/2, die außereuropäischen Mill. kg). — Der Mittelpunkt der deutschen Seiden- Industrie ist Krefeld' Vou der Großartigkeit der dortigen Produktion bekommen wir eine Vorstellung, wenn wir erfahren, daß 1883 fast 29 Mill. Mk. an Arbeitslöhnen gezahlt wurden. Auch andere Städte des rheimsch-westsälischen Jndustriebezirkes, Elberseld-Barmen, Düsseldorf, Gladbach, habeu eiue bedeutende Seiden-Jndnstrie. Außerhalb dieses Bezirkes ist noch Mülhausen zu nennen. ä) Andere Industrien. In den chemischen Fabrikaten (Drogen, Apotheker- und Färb- waren) dürfte Deutschland das erste Land der Welt sein, da nicht bloß Frankreich, sondern in letzter Zeit anscheinend auch Endland überholt winde. Der Ausfuhrwert der Chemikalien wird nur vou wenig anderen Artikel über- troffen (freilich steht ihm auch eine erhebliche Einfuhrziffer gegenüber). Man rühmt an den deutschen Fabrikaten, besonders an den Drogen, ihre Reinheit. In England führt man gerade den Aufschwung der deutschen chemischen In- dustrie auf den Einfluß des deutschen Gelehrten- und Universitätswesens zurück Ein großer Teil der chemischen Fabriken verdankt seine Entstehung dem Staß- furter Salzlager (S. 183). — Ju der Farbenindustrie zeichnet sich Deutschland besonders durch seine Teer- (Anilin-) und Ultramarinfarben-Fabriken aus, deren es unter alleu Ländern die meisten und größten hat. (Große Anilinfabriken in Ludwigshafen.) Die Glaswaren-Industrie Deutschlands steht mit derjenigen Belgiens und Österreich-Ungarns in erster Reihe. Die Ausfuhr über- trifft die Einfuhr um rund 30 Mill. Mk. Die meisten Glasfabriken liegen im Gebiet der großen Kohlenlager (Grnnd!), andere befindeil sich im Böhmer- und Bayerwald, im Fichtelgebirge ?c. (s. die betr. Abschnitte). In der Papier-Jndustrie nimmt Deutschland die erste Stelle ein. Durch die reiche Ausfuhr werden fast 90 Mill. Mk. ins Land gezogen. Am zahlreichsten finden sich die deutsche» Papierfabriken im Regierungsbezirk Aachen (z. B. in Düren). Daß Deutschland in der Rübenzucker-Industrie bei weitem die erste Stelle einnimmt, erfuhren wir bereits (S. 291). Auch in der Tabaks-Jndustrie steht Deutschland in Europa voran, indem es 1js aller europäischen Tabaks- und Eigarrenarbeiter beschäftigt. Mittel- Punkt der Tabaks- und Eigarren-Jndustrie ist Bremen. Entsprechend der hohen geistigen Kultur unseres Vaterlandes nimmt auch das Buchdrucker- mit den verwandten Gewerben (poly- graphische Gewerbe) bei weitem den ersten Plah in der Welt ein. Die Zahl der jährlichen Büchererscheinungen (Neuheiten und Neuausgaben) beträgt in Deutschland an 20 000, in Frankreich gegen 10 000 in England etwa 7000, in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich nur 4000 (1880 waren es nur 2500). „Es ist das ein schönes Zeugnis für den hohen Stand der geistigen Bildung und des lebhaften Interesses an den Wissenschaften." (Richter.) Zurückblickend können wir mit Genugthuuug feststelleu, daß uuser Vaterland in fast allen Industriezweigen eiue sehr hohe

6. Das Deutsche Reich - S. 80

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 80 — fränkischen Stnfenlande und im Donautal. Wesentlich rauher sind die Jurahöhen und die südlichen Striche der Hochebene, sowie die Hoch- flächen der Oberpfalz. Das ungünstigste Klima, teilweise unter 6° C. im Jahresmittel, weisen die Hochgebiete der Alpen, des Böhmerwaldes und des Fichtelgebirges auf. Hier finden sich auch die größten Regen- mengen. — Durch besondere Fruchtbarkeit sind die Talgebiete des .Mains und des Straubiuger Beckeus ausgezeichnet. Dort ist Weiu- und Gartenbau, hier Getreide- und Hopfenban vorherrschend. Wenig ergiebig sind die Riedflächen der Hochebene, die Sandebenen von Mittelfranken und die Hochflächen der Gebirge b) Die Nheinpfalz breitet sich in der Haardt, dem Pfälzer Berg lande und der diesen Höhen vorgelagerten Rheinebene aus. Das Klima ist besonders in der gesegneten Rheinebene mild. Aber auch das Bergland ist ein freundlicher, größtenteils fruchtbarer Landstrich. 2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung ist oberdeutsch und ge- hört 4 Volksstämmen an. Die Bayern wohnen in Ober- und Niederbayern (Altbayern) und in der Oberpfalz, die Schwaben westlich vom Lech, die Maiufraukeu iu den drei fränkischen Kreisen- die Bewohner von der Rheinpfalz sind Rh ein franken. — Die Bevölkerungsdichtigkeit bleibt im allgemeinen recht beträchtlich hinter dem Mittel des Deutschen Reichs zurück. Nur die Rheinpfalz hat viel dichtere Bevölkerung. Die schwächste Bevölkerung weist die -.Obeipfalz auf. Der Konfession nach sind die Bewohner fast zu 3/4 der Volks- masse katholisch. Fast ganz katholisch sind Südbayern, die Oberpfalz und Unterfranken; größtenteils protestantisch ist Mittelfranken, ge- mischt Oberfranken und die Rheinpfalz. Kirchlich gehören die Katholiken zu den beiden Erzbistümern München-Freising und Bamberg. Die allgemeine Volksbildung steht auf hoher Stufe und wird durch 7 200 Volksschulen und die mit ihnen verbundenen Fortbildungs- schulen, ferner durch Realschulen und gymnasiale Bildungsanstalten vermittelt. Höhere Bildung geben die Universitäten München, Er- langen und Würzbnrg, die technische Hochschule zu München und zahl- reiche Fachschulen. Sehr groß ist in Bayern die Fürsorge für ge- brechliche und arme Kinder. (Anstalten für Blinde, Taubstumme, Blöde, Epileptische, Waisen, Verwahrloste u. a, m.). 2. Unter den Nahrungsquellen bildet die Lan dw irtsch aft die allgemeinste und wichtigste Beschäftigung der Bewohner Bayerns. Der Ackerbau in Korn und Weizen ist besonders ergiebig in Nieder- bayern (Straubinger Becken), der eigentlichen Kornkammer Bayerns, und im Ries um Nördliugen. Garten- und Weinbau blühen be- sonders im Maintal und in der Pfalz. Bekannte unterfränkische Weine sind der Stein und Leistenwein, geschätzte Pfälzer Sorten Deidesheimer, Ditrk heimer und Forster. Viel Hopfen wird besonders in der Gegend von Schwabach (Spalt), Nürnberg (Altdorf) und in Niederbayern angebaut. Tabak liefert besonders die Rheinpsalz, aber auch die Gegend von Nürnberg-Fürth in bedeutender Menge.

7. Das Deutsche Reich - S. 128

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 128 — namentlich Polen aus Westpreußen und Posen, die sich hier zu Tausenden niedergelassen und gauze Kolonien gebildet haben. Bei der Dichtigkeit der Bevölkerung (80 — 100 und darüber auf 1 qkm) ist auch Ge- wer b e t ä t i g k e i t der verschiedensten Art vertreten. Erwähnenswert sind die Spiritusbrennereien (Nordhausen) und chemischen Fabriken (Nordhausen). Der Bergbau liefert besonders Ausbeute an Salz und Braunkohlen, die massenhaft zu Briketts verarbeitet werdeu. Früher war er bedeutender als heute, wovon die zahlreichen großen Schutthalden zeugen. Die meisten Versuche neuester Zeit, den einstmals blühenden Bergbau wieder zu heben, sind nicht von dem erwünschten Erfolge gewesen. — Für den Handel ist das Thüringer Becken ein wichtiges Dnrchgangsland im Austausch der Wareu zwischen dem W. und £)., demnächst zwischen dem N. und S. Deutschlands. Doch gehen auch feine eigenen Erzeugnisse bis nach den entferntesten Absatzgebieten Deutschlands und Europas, ja über das Weltmeer. c) Staatliche Verhältnisse und Grtskunde. Die Zerstückelung Thüringens in eine große Zahl kleiner Lätidergebicte ist mehr auf Rechnung historisch-politischer Verhältnisse zurückzuführen als auf geographische Ursachen. Namentlich führten die fortgesetzten Länderteilungen in der sächsischen Ernestinischen Linie zur Bildung zahlreicher Kleinstaaten. Heute teilen sich in das Thüringerland die Staaten Preußen (mit den sw. Teilen der Provinz Sachsen und einzelnen Gebieten im Thüringerwalde), das Grvßherzogtnm S a ch s e n - W e i m a r, die Herzogtümer wachsen- icoburg-Gotha und S a ch sen - M e in in g en und die Fürstentümer .Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzbnrg-Sonders Hausen. Vom Standpunkt der deutschen Knlturentwickelnng darf die Zerstückelung Thüringens keineswegs beklagt werden. Thüringen hat daran einen bedeutsamen Arndt, und oft waren gerade kleine Staaten wichtige Träger eines nennens- werten Kulturfortschritts. In der älteren Zeit der deutschen Geschichte erwarb sich Thüringen große Verdienste durch die Verbreitnng des Christentums und der deutschen Völksart in den Wohngebieten der Sorben. Späterhin war des Landgrafen Hermann Musenhof aus der Wartburg eine wichtige Pflegstätte deutscher Dichtkunst. Die Wissenschaft fand in der bereits 1392 gegründeten H o ch - schule zu Erfnrt einen S«ütz- und Sammelpunkt; der Protestantismus hat sich zunächst auf Thüringer Boden entwickelt und ftind in den sächsischen Kurfürsten und Herzögen die eifrigsten Schutzherrn und Förderer. Bernhard von Weimar tat sich im 30jährigen Kriege als Feldherr hervor: Herzog Ernst der Fromme mar in schwerer Zeit ein eifriger Förderer der Volks- bildung, und gegen das Ende des 18. Jahrhunderts versammelte Herzog Karl August in Weimar die größten Geistesheroen damaliger Zeit, Goethe und- Schiller, Herder und Wieland, die Träger der Hauptblütezeit deutscher Dicht- kunst an seinem Hose. Mutig trat der letztgenannte Fürst später an die Seite Preußens im Kampfe gegen Napoleon I. und gab als erster deutscher Fürst nach Beendigung der Freiheitskriege seinem Lande eine Verfassung. 1. In der Provinz Sachsen: Erfurt (85 000 E.), Reg.-Bez.-Hptst. au der Gera, im Mittel- Punkt Thüringens und am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsstraßen ge- legen, galt von jeher als Thüringens Hptst., hat lebhaste und mannig- faltige Industrie und ist dnrch seine Gartenknltnr und Kunstgärtnerei weit berühmt. In den Räumen des durch Luther bekannten Augustiner- klosters befindet sich eine ev. Waisen- und Rettungsaustalt. Früher bedeutende Festung, 1874 aber aufgegeben. — 1803 kam E. an Preußen, bis 1810 war

8. Das Deutsche Reich - S. 92

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 92 — ist das Klima besonders im Elsaß günstig, da der Fuß des Gebirges vor rauhen Winden geschützt ist. In Lothringen ist die Weinrebe weniger geschützt; am günstigsten liegen die Verhältnisse im Moseltal. 2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung in Elsaß-Lothriugen ist zu 5/6 der Volksmasse deutscher Abstammung, und zwar herrscht im Elsaß der alamauuische, in Lothringen der rheinfränkische Volksstamm vor. Französisch ist die Bevölkerung in den w. Grenz- gebieten gegeu Frankreich und in einigen Gebirgstälern des Elsaß. — Die Volksdichte ist am bedeutendsten im Oberelsaß, etwas geringer im Bezirk Unterelsaß und wesentlich geringer in Lothringen. Der Konfession nach überwiegt bedeutend der Katholizismus. Zu ihm bekennen sich 77 °/0 der Gesamtbevölkernng, Evangelisch sind über 2o°/0, und Israeliten giebt es 2,3 °;0. Überwiegend evangelisch sind die Bezirke von Straßburg, Colmar und Weißen- bnrg. Wie die Regierung seit 1871 besonders der Stärkung des Deutschtums im allgemeinen große Sorgfalt zuwendet, so hat sie auch insonderheit die Volksbildung zu heben gesucht. Bereits 1873 wurden dnrch ein Regulativ die Schulverhältuisse geregelt. Die Durch- sühruug des Schulzwanges brachte die Errichtung zahlreicher Volks- schulen und höherer Lehranstalten mit sich. 6 Lehrer- und 5 Lehrerinnen- seminare sorgen für Heranbildung von Lehrkräften. Am 1. Mai 1872 konnte die neue Kaiser-Wilhelms-Universität in Straßburg bereits eröffnet werden. 2. Die H a np t n a h rungs qu e lleu der Bewohner sind Land- wirtschaft und Industrie. Ter Ackerbau liefert besonders bedeutende Ernten an Weizen und Kartoffeln. Außer uuseru soustigeu Feld- srüchteu werdeu auch Hopfeu, Tabak, Krapp, Mohn und Hanf in be- deutender Menge angebaut. Sehr bedeutend ist der Weinban. Er wird in so reichem Maße betrieben, daß uuser Reichslaud hinsichtlich der Menge des erzeugten Weins das erste Land des Deutschen Reichs und das achte Land Europas ist. Die besten Gewächse liefert das Oberelsaß bei Gebweiler, Türkheim und Rappoltsweiler. Der Obst- bau berücksichtigt im Elsaß besonders Pflaumen-, Kirsch-, Walnuß- und Kastanienbänme, während in Lothringen der Apfel- und Birnbaum in den Vordergrund tritt. — In der Viehzucht übersteigt das Reichs- land den Reichsdurchschuitt an Pferden und Schweineu und erreicht den- felben in der Rinderzucht. Gering ist der Bestand an Schafen und Ziegen. — Der Wildbestand ist bei dem Reichtum an Wäldern (fast Vs der Bodenfläche, überwiegend Laubwald) noch ziemlich groß, besonders an Raub- und Schwarzwild. In Bezug auf die Großindustrie zählt das Reichslaud zu den bedeutendsten Ländern Deutschlands. Am hervorragendsten in der ge- samten Gewerbtätigkeit des Landes ist die Textilindustrie, die besonders ihren Sitz im Oberelsaß hat. Dann folgt die Fabrikation von Maschinen und Werkzeugen, Erden und Steinen, dazu Gebirgs- indnstrie mancherlei Art. Bergbau (Eisenerze, Stein- und Braun- kohlen), Hütten- und Salinenwesen haben ihren Schwerpunkt in Lothringen.

9. Europa - S. 169

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 169 — Littauer und Weißrussen sind katholisch, im ganzen 15,4 Mill., die Finnen, Schweden, Deutschen und viele der lettischen Bewohner sind evangelisch (6,1 Mill.), die tatarischen Stämme und die Kirgisen sind Mohammedaner (2,7 Mill.), und die Kalmücken bekennen sich zum Buddhismus. Unter den mongolischen Völkern Nordrußlands findet sich noch finsteres Heidentum. Juden gibt es 4,3 Mill. Zu ihnen gehören auch die Kar aiten (S. 165). Die geistige Bildung steht in Rußland auf sehr niedriger Stufe. Da ein allgemeiner Schulzwang nicht durchgeführt ist, so erhebt sich die Land- bevölkerung kaum über die Bildungsstufe halbzivilisierter Völker. Am besten ist es mit" der Schulbildung noch in den Ostseeprovinzen bestellt. Neuerdings- beginnt man dem Unterrichtswesen mehr Sorgfalt zuzuwenden. 74 Lehrer- und 9 Lehrerinnenseminare sorgen für Heranbildung der Lehrkräfte. Die höheren Schichten der Gesellschaft weisen nicht selten einen hohen Grad geistiger Bildung auf. Das Reich besitzt neun Universitäten: St. Petersburg, Helsingfors, Dorpat, Warschau, Moskau, Kasan, Kijew, Charkow und Cdessa, eine Akademie der Wissenschaften in Petersburg und zahlreiche höhere Lehranstalten und Fach- schulen. Doch wird Rußland noch lange zu tun haben, bis die Bildung der Bevölkerung im Durchschnitt derjenigen der westeuropäischen Völker nahe kommt. Das russische Gelehrtentum hat in neuerer Zeit nennenswerte Erfolge aufzu- weisen, und russische Dichter und Schriftsteller (Puschkin, Baratinsky, Alexei Tolstoi, Turjenzew, Dostojewsky) haben eine beachtenswerte nationale Litteratur begründet. 3. Nahrungsquellen. Die Natur des Landes weist die Bewohner in erster Linie auf Ackerbau, Liehzucht und Forst- betrieb hin. Diese Nahruugsquellen stellen anch die meisten Aus- suhrprodukte. *) Über '/z der ganzen Getreideernte Europas kommt auf Rußland. Die Viehzucht umfaßt alle Gattungen der mittel- europäischen Haustiere. Dazu kommt im sö. Steppengebiet das Kamel, im N. das Renntier. Sehr ergiebig ist im n. Rußland auch die Jagd auf Pelztiere. Ganze Völkerschaften entrichten ihre Abgaben an den Staat in Pelz und Pelzwaren. Sehr bedeutend ist ferner die Fischerei in deu Meereu und Flüssen. Namentlich bildet der Kaviar einen sehr wichtigen Ausfuhrartikel. Außer dem Hausen werden auch Störe und Robben in großer Menge gefangen. Rußlaud ist nicht arm an Mineralien. Der Bergbau im mitt- leren Ural liefert Gold, Silber, Platiua, Kupfer und Eisen. Ein großes Kohlenrevier ist im Vorural bei Perm und im Gebiet der südrussischen Platte, namentlich am Donez. Salz liesern besonders- die Steppenseen n. vom Kaspisee; Petroleum und Naphta kommen immer mehr zur Ausfuhr. — Die Industrie Rußlands ist noch wenig entwickelt. Die wichtigsten Zentren derselben sind Petersburg und Moskau. Letzteres ist der Mittelpunkt der nationalen Textil- industrie in Leinen, Baumwolle und Wolle. Die bedeutenden Gewehr- sabriken in Tula sind bereis erwähnt. Berühmt ist das russische Leder (Kaluga). Sehr verbreitet ist die Spiritusfabrikation, namentlich in den westlichen und mittleren Provinzen. *) 1900 kamen zur Ausfuhr: 1912 Mill. kg Weizen, 1 527 Mill. kg loggen, 887 Mill. kg Gerste, 1311 Mill. kg Hafer, 312 Mill. kg Buch- weizen, Hirse und Mais; Flachs und Sämereien 173 Mill. kg. Leinöl und- Petroleum 1166 Mill. kg, Holz für 126,2 Mill. Rubel.

10. Europa - S. 109

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 109 — Das Klima ist ein sehr feuchtes, gemäßigtes Seeklima. Selbst im Januar betrügt die mittlere Jahreswärme meistens über 0°. Der Himmel ist in der Regel von Nebel und Wolken verhüllt, sodaß nian im Jahre kaum 50 heitere Tage zählt. 2. Die Bewohner sind niederdeutscher Abstammung, im W. Holländer (3/4), im No. Friesen, im S. Vlämen. Der unablässige Kampf mit deni Meere verleiht dem Holländer Kraft und Ausdauer, spornt seinen Scharfsinn und seine Erfindungskraft, erzieht ihn zu vorsorglicher Tätigkeit, Arbeitsamkeit und Besonnenheit. Sprich- wörtlich ist der Reiulichkeitssiun der Holländer. „Durch Fleiß, Tapfer keit, Sparsamkeit, im Gefühl einer selbsterworbenen Freiheit ist er zu Wohlstand, Behäbigkeit, Rechtlichkeit, Mut und Frohsinn gekommen." Der Religion nach gehören die meisten Holländer (%) dem reformierten Bekenntnis an. Die übrigen (^5) sind katholisch. Juden gibt es an 197 Tsd. — Die Volksbildung steht auf hoher Stufe, und für Kunst und Wissenschaft war Holland von jeher eine Pflegestätte. (Holländische Meister der Malerei!) Staatsuniversitäten sind zu Leiden. Utrecht und Groningen, eine „freie" Universität zu Amsterdam. Die wichtigste N a h r u n g s q u e l l e der Bevölkerung ist der Handel. Begünstigt durch die Lage des Landes und getragen von der Tatkraft der Bevölkerung, hat er sich zu hoher Blüte entwickelt und zur Erwerbung umfangreicher überseeischer Besitzungen geführt. Größtenteils ist Durchgangshandel mit Kolonialwaren vertreten. Doch liefern auch die Erzeugnisse des Landes selbst (Butter, Käse (Edamer!), Vieh, Gemüse) immerhin bedeutende Ausfuhrprodukte. Der Gesamtwert des Handels wird in Europa nur von dem Englands, Deutschlands und Frankreichs übertroffen. — In der Landwirtschaft tritt der Ackerbau zurück; wo er iudes betrieben wird, geschieht dieses in mnster- haster Weise. Viehzucht, Gartenbau und Blumenzucht stehen im Vordergrunde des landwirtschaftlichen Betriebes. — An Wald fehlt es dem Lande so gut wie gauz. Das Holz zu den Deichbauten und dem Schiffsbau kommt aus dem Schwarzwalde und den Ostseeländern. — Ein bedeutender Nahrungszweig ist die Seefischerei. Sie liefert besonders Heringe auf deu europäischen Markt. -— Wenig entwickelt ist naturgemäß die Industrie. Die wichtigsten Zweige derselben sind Schiffsbau, Zuckerraffiuerie, Tabak- und Papierfabrikation, endlich Diamantschleiferei und die neuerdings aufblühende Webindustrie. Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu den Niederlanden sind trotz der Kleinheit dieses Staates ziemlich groß Die Niederlande führen nach Deutsch- land ein hauptsächlich Produkte ihrer Viehzucht und Gärtnerei (Butter, Käse, Fleisch', 1900: 32,1 Mill. Mk; Blumenzwiebeln, Georginenknollen, lebende Gewächse; 1900: 5,7 Mill. Mk), dann ihrer Fischerei (Heringe und andere Fische; 1900: 10,6 Mill. Mk.), außerdem im Durchgangshandel rohen Kaffee (1900: 12,l Mill. Mk.), Reis (1900: 5,8 Mill. Mk.) und Tabakblätter (1900: 16,7 Mill. Mk.). Deutschland sührt aus nach den Niederlanden Er- zeugnisse seiner Textilindustrie (1900: 45,2 Mill. Mk. an Tuch- und Zeugwaren, sonstigen Geweben, Baumwollen- und Vigognegarn. Kleidern, Leib- Wäsche und Putzwaren), seiner Eisenindustrie (1900: 28,9 Mill. Mk.), ge- münzt es Gold (1900: 30,3 Mill. Mk.) und Stein k 0 hl en (1900: 51,5 Mill. Mk.). 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Die Niederlande sind ein konstitutionelles Königreich, in welchem der König (jetzt Königin Wilhelmine) das Recht der Gesetzgebung mit zwei Kammern („Generalstaaten") teilt Das ganze Königreich umfaßt 11 Provinzen, die sich in eine w., s. und ö. Gruppe gliedern.
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