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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 64

1913 - Grünstadt : Riedel
64 Von der Entstehung des Ackerbodens. „Das Land, das einst in wildem Mut Die Ahnen uns erstritten, Das Land, für das mit unserm Blut Gekämpft wir und gelitten, Das birgt des Staates Kraft und Ruhm Und spendet stetig Segen Das ist ein uralt Heiligtum: Heil allen, die es pflegen!" (Walther Schulte vom Brühl.) Ja, heilig ist die Scholle, die uns nährt und ehrwürdig seit biblisch grauen Tagen der Grund und Boden, den wir als unserer Väter Erbe mit Freude und Stolz bewohnen und bebauen! Wenn man dem deutschen Bauern im allgemeinen die Eigenschaft der Bodenständigkeit beilegt, so gereicht ihm das zu hohem Ruhme. Ist damit doch zugestanden, daß sein Lieben und Hoffen, sein Denken und Schaffen dem heimatlichen Boden gehört, daß sein Lebensglück tief wurzelt im nährenden Grunde seines Vaterlandes. Wie oft im Laufe der Jahrhunderte ward um diesen heiligen Besitz gestritten! Immer wieder wurde er mit dem Blute seiner Bebauer gedüngt. Und könnten wir in die Jahrtausende hineinschauen, die diesen Boden schufen, welche grauenhaften Kämpfe der Naturgewalten, grandiosen Umwälzungen, wie viel Vernichtung und immer wieder neues Werden würde unserem staunenden Blicke sich offenbaren! Was wir jetzt als feste Masse unter unseren Füßen haben, wogte einst als kochenöes, leuchtendes Lavameer rund um den Erd- ball, der damals als glühende und wärmende Sonne seine Bahn durch das Weltall zog, von einer Atmosphäre heißer Dämpfe, namentlich Wasserdümpfen, dicht umhüllt. Jahrtausende mag jene Erdensonne Licht und Wärme benachbarten Welten zugestrahlt haben. Allmählich aber erlosch ihr Glanz, das Lavameer erstarrte, schlief ein unter fester Rinde aus Urgestein, und, abgekühlt an der erkaltenden Felsendecke, schlugen die Dämpfe der Atmosphäre sich als brausendes Urmeer nieder, das den Erdball umspülte von Pol zu Pol. Aber immer und immer wieder erwachte der gefangene Riese, die glutflüssige Masse des Erdinnern. Mit ungeheurer Kraft durch- brach sie die Mauern, die sie gefangen hielt und aus der Tiefe em- por schossen die glühenden Lavamassen, sich auftürmend zi^ Kon- tinenten und wolkenragenden Gebirgszügen. Wie riesige Seifen- blasen schäumten sie aus, um oft genug auch wie diese wieder in die Tiefe zu versinken. Land und Meer machten sich den Platz

2. 2 - S. 91

1913 - Grünstadt : Riedel
91 wonnen. Die Vorzüge einer feinen weißen Wäsche lernten wir erst dann so recht kennen, als man die Bereitung und Verwendung der wertvollen „Reisstärke" verstand. Selbst Stengel und Stroh der Pflanze finden eine recht ausgiebige Benützung zu den ver- schiedenartigsten Geflechten, sowie zur Bereitung des Papieres. Siam und die großen S u n d a i n s e l n besitzen zwei Palmen- arten, deren Mark ein Stärkemehl liefert, das in ähnlicher Weise als Nährmittel verwendet werden kann wie der Reis. Diese so- genannten „Sagopalmen" fällt man vor dem Blühen,spaltet ihre Stämme und entnimmt ihnen das sehr dichte Mark. Zerrieben, und mit Wasser angerührt, durch ein Tuch geseiht, setzt sich das Stärke- mehl ab, das als „Sagomehl" in den Handel kommt und aus dem ein gern gegessenes Brot sich herstellen läßt. Indes wird das Sago- stärkemehl durch verschiedene einander folgende Waschungen und Er- hitzungen auch zu kleinen durchscheinenden Körnern verarbeitet, die unter dem Namen „Perlsago" durch den Handel zu uns gebracht werden. Singapore ist der Hauptausfuhrplatz für das Sagomehl wie für das daraus gewonnene Produkt, das auch bei uns häufig als Suppenbeilage Verwendung findet. Gewürze. Aller irdischen Sorgen vordringlichste ist die Sorge für die Befriedigung des nagenden Hungers. So wie dieses Bedürfnis in genügendem Maße gestillt werden konnte, machte schon auf den tiefsten Stufen der Menschheit der Geschmack seine Rechte geltend, eine verfeinerte Zubereitung der Speisen verlangend. So finden wir denn schon bei den Naturvölkern, die am niedrigsten stehenden Men- schenfresser nicht ausgenommen, eine mehr oder weniger starke Ver- wendung von Gewürzen. Die alten Kulturvölker Asiens, Aegypter, Griechen und Römer machten von den Gewürzen Ostindiens, die sie durch Kara- wanen bezogen, nicht nur den ausgiebigsten Gebrauch, sie bildeten die Kochkunst gerade hinsichtlich des Würzens mit ganz besonderer Rafinesse aus. Im Mittelalter artete die Zuhilfenahme der ver- schiedenen Gewürzarten bei der Bereitung der Speisen geradezu zu einem gesundheitsschädlichen Mißbrauch aus. „Selbst sehr teure Ge- würze, wie Safran und Ambra, letztere für Fleischspeisen, wurden im Uebermaße verwendet. Der Pfeffer stieg im 13. und 14. Jahr- hundert zu einem solchen Preise, daß er für die ärmeren Klassen unerschwinglich wurde und fast als Zahlungsmittel dienen konnte. „Teuer wie Pfeffer" wurde damals eine sprichwörtliche Redensart".

3. 2 - S. 101

1913 - Grünstadt : Riedel
101 gesuchtes Tannenholz vom Böhmerwald oder von den Bayrischen Alpen. Die Stäbchen, aus denen die innere Einrichtung besteht, sind oft aus Ahornholz gefertigt, das meistens in der Schweiz ge- wachsen ist." Die Tasten der Klavier- und Orgelinstrumente sind aus asiatischem Ebenholz. „Zu dem Inneren der Beine, des Rumpfes und Deckels dienen weniger kostbare Holzarten." (Wagner, Entdeckungsreisen). Aus den starken Rippen unserer Waldriesen baut der Küfer die Bütten und Fässer, die im dunkeln Keller den Saft der Trauben, den Absud des Gerstenmalzes aufnehmen, auf daß daraus nach trüber Gärung erquickende Getränke entstehen. Das Dunkel dieser Keller aber zu erleuchten wandern ungezählte Fichten- und Kiefern- stämme in die Zündholzfabriken. Bei dieser vielseitigen Verarbeitung der einzelnen Holzarten spielen gewisse Eigenschaften desselben eine entscheidende Rolle. Einmal bevorzugt man Hölzer, denen Härte, Festigkeit und Dauer- haftigkeit eigen sind, bei andrer Gelegenheit sind weiche oder elastische Stoffe erwünscht, und dann wieder sieht man auf Schönheit der Farbe. Zu ersteren zählen Eichen-, Nuß-, Kirsch- und Birnbaumholz, weich dagegen ist das Holz der Linden, Pappeln, Erlen, Weiden, Birken, Ulmen, Eschen, Kiefern, Tannen und Fichten. Sie alle ffnden gelegentlich bei dem Tischler Verwendung. Oft aber werden sie mit dünnen Brettchen (Furnieren) aus fremden Hölzern belegt um dadurch den Schein hervorzurufen, als sei das Gerätestück massiv aus jenem ausländischen Holze hergestellt. Häufig mag unser staunendes Auge an den Schaufenstern der Möbelläden getäuscht werden durch Mahagoni-, Palisander- und Ebenholzstücke, die in Wirklichkeit einem deutschen Tannen- oder Kiefernstamme entsprangen und nur einen ausländischen Aufputz tragen. Mahagoni ist ein Kind des tropischen Amerika, von hübscher rotbrauner Farbe, die meist eine feine Aderzeichnung aufweist. Aus Südamerika kommt auch das Palisanderholz, welches schwarze Farbe mit roter Aederung besitzt. Ganz schwarz, schwer und hart ist das Ebenholz, dessen eigentliche Heimat Ostindien ist, das aber in einigen verwandten Sorten auch in Afrika und Amerika gefunden wird. Diese ausländischen Hölzer sind naturgemäß sehr teuer. Unsere Holzarbeiter und Tischler verstehen sie aber künstlich nachzuahmen. Sie geben gewöhnlichen einheimischen Holzarten durch Beizen die Farbe des ausländischen Vorbildes, deren Aehnlich- keit diwch passende Oelfarbenanstriche noch erhöht wird. llo tausendfach verschiedene Formen unter geschickter Menschen- hand, in sinnreichen Maschinen das Holz anzunehmen vermag, nicht minder zahlreich sind die Möglichkeiten, wo es wie durch Zauber- kraft in neue, völlig fremde Stoffe sich wandelt. Klingt es nicht fast märchenhaft, daß das Zeitungsblatt, in dem wir beim Mittags-

4. 1 - S. 35

1912 - Grünstadt : Riedel
35 Er hätte hinzufügen dürfen, „und ob auch entsprechend Sorge ge- tragen ist für die Sicherheit des Verkehrs, vor allem zur Nachtzeit". Dazu gehört aber vor allem eine richtige Beleuchtung, und unser Dichter hätte seinen „7 Wahrzeichen eines guten Dorfes" recht wohl als achtes „ordentliche Straßenlaternen" anreihen können. Tat- sächlich haben heutzutage unsere kleinsten und entlegensten Dörfer, mit einigen Ausnahmen sich die Wohltat einer Ortsbeleuchtung ge- sichert. Allerdings ist dieser Kulturfortschritt auf dem Lande noch ziemlich jungen Datums und selbst in unseren Städten liegt die Zeit noch nicht allzuweit zurück, wo Straßen und Plätze zur Nacht- zeit in schwarzes Dunkel gehüllt lagen, wo man nur mit Hand- laternen einen nächtlichen Gang in den engen, winkeligen Gassen unternehmen konnte, falls nicht das holde Mondlicht einigermaßen erhellend in die Finsternis des altertümlichen Straßengewirrs hinein- leuchtete. Bei den alten Völkern war eine Ortsbeleuchtung in unserm Sinne völlig unbekannt. Unter den Römern erst kam die Sitte auf bei festlichen Gelegenheiten Straßen und öffentliche Plätze zu be- leuchten durch Ausstellung mächtiger Pechfackeln oder großer mit Fett gefüllter Schalen, in welchen wir die erste und einfachste Form der Laternen zu sehen haben. Rom, Antiochia, Alexandria, Konstantinopel u. a. erhellten solchermaßen wenigstens ihre Haupt- straßen und Plätze. Paris zwang mittels polizeilicher Verordnungen (1524, 1526 und 1553) die Bewohnerschaft von 9 Uhr abends ab Lichter an die Fenster zu stellen. Durch diese für den Stadtsäckel sehr billige Art der Straßenbeleuchtung gelang es die infolge des immer mehr wachsenden Verkehrs bedrohte Sicherheit einigermaßen aufrecht zu erhalten. 1558 brannten in den Hauptstraßen die ersten Laternen, welche an den Häusern oder auf Pfählen befestigt waren, doch erst 1667 war die ganze Stadt in gleicher Weise mit Licht versehen. Berlin kam erst 1679 in die glückliche Lage das nächtliche Dunkel seiner Straßen zu erhellen und Leipzig folgte 1702, Dresden 1705, Frankfurt a. M. 1707 seinem Beispiele. Die meisten übrigen deut- schen Städte erhielten die segensreiche Neuerung erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, während die Landgemeinden großenteils in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die auch für sie höchste wünschenswerte Einrichtung nachahmten.. Auch die Art der Beleuchtung selbst hatte allmählich mächtige Fortschritte gemacht. Jahrhunderte hindurch erhellte der trübe Schein der Rübölflammen das dunstige Dunkel der Winternächte, während Genua und einige andere italienische Städte schon vor 150 Jahren das Petroleum kannten und benützten, das zu Am iano un- weit Parma gefunden wurde. Doch erst als mit dem Beginn der 3*

5. 1 - S. 36

1912 - Grünstadt : Riedel
36 - amerikanischen Erdölgewinnung 1859 der eigentliche Petroleum- handel seinen Anfang nahm, mußte das Rüböl dem neuen Leucht- mittel weichen. Inzwischen war 1680, bezw. 1739, die Herstellung des Gases erfunden und nach verschiedenen Versuchen in England und Amerika im Jahre 1814 die Straßenbeleuchtung Londons mittels Gas eingerichtet worden. Aber erst im Jahre 1825, bezw. 1826, folgten Hannover und Berlin als erste deutsche Städte diesem Beispiele und heute hat Deutschland ca. 1300 Gasanstalten. Auch die Acetylen- Beleuchtung zählt hierher. Die Zukunft gehört aber wohl der neuesten Art der Lichter- zeugung, dem elektrischen Licht, das heute in unseren Großstädten die Nacht zum Tage macht, nachdem es im Jahre 1877 in Paris, 1882 in Berlin zum ersten Male versuchsweise verwendet wurde. Dieser rasche Siegeslauf, die riesige Verbreitung, welche das elektrische Licht nicht nur zu Zweckender Straßenbeleuchtung, sondern auch in Fabriken, Bahnhöfen, Kaufläden, Bürgerhäusern gefunden, erklärt sich aus seinen großen Vorzügen: Große Lichtstärke, dabei ruhiger gleichmäßiger Schein, kein Sauerstoff-Verbrauch, keine Explosions- und Vergiftungsgefahr und seine verschwindend geringe Feuersgefahr. Daher müssen Theater, Pulverfabriken 2c. mit elektrischem Lichte ausgestattet sein. Zur Straßenbeleuchtung wird das sogenannte Bogenlicht verwendet. In die starke Drahtleitung sind hier zwei Kohlenstifte eingefügt, deren Spitzen einander gegen- überstehen und nur ganz wenig voneinander entfernt sind. Sie bilden die Bogenlampe. Der elektrische Strom bringt nun die Stifte so stark zum Glühen, daß von einer Spitze zur andern hell- glühende Kohlenteilchen mit dem Strome überspringen unter weit- hin sichtbarem fast taghellem Scheine. Während die Fortleitung des elektrischen Stromes durch Kupfer- drähte geschieht, die an Stangen oder eisernen Gestellen an Häusern befestigt sind, wird die brennbare Lust, das Leuchtgas, in unter- irdischen Röhren durch die Straßen und in die Häuser geleitet. Man gewinnt es in den Gasfabriken aus Stein- oder Braunkohlen. Diese werden in tönernen oder eisernen Röhren (Retorten) unter völligem Abschluß der Luft geglüht. Dabei entwickelt sich das Gas nebst verschiedenen anderen Luftarten und dem Teer. „Durch dünne Röhren leitet man nun die brennbare Luft in Gefäße, in denen sie gereinigt wird. Die übrigen beigemischten Luftarten werden davon getrennt und durch Kalkmilch, Salzlösungen und dgl. zurückgehalten. Der Steinkohlenteer muß ebenfalls entfernt werden. Das gereinigte Gas wird im Gasbehälter (Gasometer) gesammelt um von hier aus zum Gebrauche fortgeleitet zu werden. Nebenprodukte sind Koks und Teer. Aus letzterem werden die Anilinfarben, Benzin und Karbolsäure hergestellt.

6. 1 - S. 87

1912 - Grünstadt : Riedel
87 auf 2,20 m fest. Fenster in genügender Zahl und Größe gestatten der Luft wie dem Lichte den Eintritt. Die Gesundheit und Wohnlichkeit der Hausräume wird aber wesentlich mitbedingt durch ihre Trockenheit. Wie man beim Aufbau der Wände nur das trockenste Material benützt, soll man auch beim inneren Ausbau die Verwendung feuchter und verun- reinigter Stoffe vollständig ausschließen. Das gilt vor allem von den Fußböden. Dieselben müssen auf absolut trockner Unterlage ruhen, die nicht mit Abfällen tierischer oder pflanzlicher Natur durchsetzt ist, da sonst Fäulnis, Schwamm 2c. und in deren Gefolge ungesunde Ausdünstungen in der Wohnung entstehen. Man nimmt daher als Füllungsmittel (Zwischenboden) am besten reinen, gut ausgetrockneten Sand, Koksasche, Schlacken u. s. w. Zur Bedeckung der Fußböden kommt in den Wohn- räumen meistens gutes, trocknes Holz zur Verwendung (Dielen- und Parkettböden). „Stein, Zement, oder Asphalt eignen sich besser für den Fußboden in Räumen, welche der Feuchtigkeit und Nässe besonders ausgesetzt sind, z. B. Badezimmern, Waschküchen 2c. Teppiche und Linoleum, mit denen die Böden häusig belegt werden, erhöhen die Wärme und Behaglichkeit des Raumes, dämpfen den Schall, bedürfen indes häusiger Reinigung, Linoleum mittels Aufwaschens, Teppiche durch gründliches Ausklopfen. „Aus Krankenzimmern sollten Teppiche entfernt werden, da Ansteckungs- stoffe (Bazillen) an ihnen haften bleiben und durch sie verschleppt werden können." Das Tünchen oder Tapezieren der Zimmerwände sollte in keinem Falle geschehen, ehe der Verputz vollständig ausgetrocknet ist, was sich am raschesten bei starkem Luftzuge vollzieht. Kalk- anstrich läßt die Poren der Wände offen und gestattet so die Zirku- lation der Luft, weshalb diese Art der Wandbekleidung der Gesund- heit am förderlichsten ist. Indes läßt sich auch gegen Oelfarben- anstrich und Papiertapeten kein schwerwiegender Einwand geltend machen, obwohl sie die Luftdurchlässigkest der Wände erheblich ver- ringern oder gar aufheben. Sie geben jedoch dem Zimmer „ein gefälliges Aussehen und schützen das Mauerwerk vor der Feuchtigkeit und dem Staub der Zimmerluft." Tapeten aus schweren Stoffen aber nehmen den Staub leicht auf und sind, da sie sich nur unvoll- kommen reinigen lassen, ständige Sitze von Krankheitserregern. Auch die Farbe der Tapete kann, wenn sie Giftstoffe, z. B. Arsen enthält, der Gesundheit der Zimmerbewohner ernstliche Gefahren bringen. Mit der Fertigstellung der Wandbekleidung, die gegenwärtig häufig, wie in den Wohnräumen des Mittelalters, wieder als Holz- täfelung bis zu gewisser Höhe ausgeführt wird, ist die bauliche Ein- richtung der Wohnräume vollendet. Aber auch das fertige Haus

7. 1 - S. 122

1912 - Grünstadt : Riedel
122 Licht uns vorzaubert: Frühlingsanmut, Sommerpracht, Herbstes- segen und Winterruhe! Schwebende Wolken mit schillernden Regen- bogen und zarten Morgenrotstreifen, Blumengefilde und wogende Aehrenfelder, blaue Weiher mit darin sich spiegelnden Mühlen und Fliederbüschen, Schneedächer mit glitzernden Eiszapfen, weite Meere mit enteilenden Schiffen! Was Dichter schildern, Gelehrte erforschen, jugendliche Schüler zum ersten Male zu begreifen suchen, durch das Auge muß es zuerst erfaßt und aufgenommen werden. Arbeit und Erwerb, Unterhaltung und Spiel, Schutz des Lebens und der Ge- sundheit, sie alle werden nur ermöglicht durch das Auge. So ver- stehen wir des jungen Melchthal wehen Not- und Klagegeschrei: „Sterben ist nichts — doch leben und nicht sehen, das ist ein Unglück." Wir hätten nunmehr nur noch einer Art der Lichtwirkungen zu gedenken, die zwar allgemein bekannt, aber wenig genannt sind, der chemischen Wirkungen. Nach alter Erfahrung gibt es eine ganze Menge von Körpern, die dem Lichte ausgesetzt, eine bleibende Umwandlung ihrer Eigenschaften erfahren. Jede Hausfrau könnte dafür Dutzende von Belegen bringen. Das Bleichen der Leinwand und des Wachses, das Verschießen der Tapeten, Gardinen und sonstiger gefärbter Stoffe, das Verblassen von Bildern, Photographien 2c., das Braunwerden des Tannenholzes u. s. w. sind solche Bei- spiele chemischer Lichtwirkungen im häuslichen Erfahrungskreise. Chlor- Brom- und Jodsilber (3 bekannte Silbersalze) sind sehr empfindlich gegen die Einwirkung des Lichtes und werden dadurch geschwärzt. Auf dieser Wirkung beruht die Photographie. Das Sehen (Auge und Pflege desselben). Die „Tore des Lichtes" hat man die Augen benannt, eine poetische Hindeutung auf ihre Wichtigkeit als Werkzeuge des Sehens. Der wesentlichste Teil des Auges, der aus drei gleich Zwiebel- schalen übereinander liegenden Häuten gebildete „Augapfel", ist nahezu kugelförmig, einem Apfel nicht unähnlich, dem sogar der Stiel nicht fehlt, wenn man den dicken Nervenstrahl, der, aus dem Gehirn kommend, von hinten in den Augapfel eintritt, als solchen ansehen will. Den äußeren Abschluß bildet die harte, lederartige „weiße Augenhaut". Sie ist vorn etwas stärker gewölbt, durchsichtig wie ein Uhrglas und ändert hier auch ihren Namen in „Hornhaut". Unter dieser äußeren Schale liegt die an Blutgefäßen ungemein reiche, dunkelfarbige „Aderhaut". Auch sie wechselt Farbe und Namen, indem sie nach vorn in die „Iris" oder „Regenbogenhaut" übergeht, so benannt nach dem Durchschimmern des hier abgelagerten Farbstoffes, der den Augen die bekannte Färbung (blau, braun, grau 2c.) verleiht. In der Mitte der Regenbogenhaut ist eine kreis-

8. 1 - S. 124

1912 - Grünstadt : Riedel
— 124 — Augentzündungen „tränen" die Augen, was daher rührt, daß die Oeffnungen zum Tränennasenkanal verstopft werden, weshalb die Tränenflüssigkeit auf ihrem gewöhnlichen Wege nicht mehr ent- weichen kann. Ein Gegenstand wird deutlich nur dann gesehen, wenn dessen Bild genau auf die Netzhaut fällt. Wäre nun die Augenlinse ein voll- ständig starrer Körper, wie ein Brennglas, so könnten die Strahlen eines Körpers aus nächster Nähe sich erst hinter der Netzhaut vereinigen. Es würde daher nur ein verschwommenes Bild entstehen. „Des- halb besitzt die Linse die wunderbare Fähigkeit sich stärker krümmen und so ihre Brechkraft vergrößern zu können." Man spricht daher von einem „Anpassungsvermögen" des Auges. Nun kommt es aber tatsächlich häufig vor, daß die Linse nicht allein die Fähigkeit verliert die auseinanderfallenden Strahlen aus der Nähe im Augenhintergrund zu vereinigen, sondern daß sie selbst die nahezu parallelen Strahlen aus der Ferne nicht früh genug zu sammeln vermag. Letzteres ist dann der Fall, wenn das Auge so kurz gebaut ist, daß die Linse auch ganz parallele Strahlen nur bei stärkerer Wölbung, und einigermaßen auseinanderlaufende Licht- linien gar nicht mehr auf der Netzhaut zur Vereinigung bringen kann. So beschaffene Augen nennt man „übersichtig." Das ersterwähnte Uebel tritt meistens als Alterserscheinung auf. Mit zunehmendem Alter verliert die Augenlinse gewöhnlich die frühere Anpassungsfähigkeit, das Vermögen sich bei nahen Gegen- ständen entsprechend zu wölben. Damit wird es ihr aber unmöglich die aus der Nähe kommenden, auseinanderstrebenden Strahlen so zeitig zu sammeln, daß sie auf die Netzhaut gelangen. Das Bild müßte daher hinter die Netzhaut fallen. Das Auge kann nur noch ver- hältnismäßig weit entfernte Dinge gut sehen; es ist „weitsichtig" geworden, ein Fehler, der im Volksmund gewöhnlich mit dem der „Uebersichtigkeit" verwechselt wird. Beiden sucht man aber durch dasselbe Mittel abzuhelfen, nämlich durch Brillen mit doppelt ge- wölbten Gläsern, welche der Augenlinse in der Vereinigung der Lichtstrahlen so zu Hilfe kommen, daß das entstehende Bild die Netzhaut richtig erreicht. Nicht selten aber ist der Augapfel zu lang gebaut, die Wölbung der Linse zu stark. Nun werden wohl die Lichtstrahlen aus der Nähe so aufgenommen und gebrochen, daß ihre Vereinigung im Augenhintergrnnd noch erfolgen kann. Die aus der Ferne parallel in die Pupille eintretenden Strahlen aber sammeln sich noch vor der Netzhaut. Ein so gebautes Auge sieht gut in der Nähe, schlecht in der Ferne, es ist „kurzsichig". Brillen mit beiderseits hohl ge- schliffenen Gläsern, welche die Lichtstrahlen vor ihrem Eintritt ins Auge zerstreuen, bessern die Sehfähigkeit mit diesem Uebel behafteter Menschen.

9. 1 - S. 126

1912 - Grünstadt : Riedel
— 126 — möglichst gerade, sodaß Bücher, Hefte, überhaupt alle Gegenstände, die ein genaueres Sehen erfordern, ungefähr 25 am vom Auge ent- fernt bleiben. Aber auch im reiferen Alter ist das Gesichtswerkzeug zahl- reichen schädlichen Einflüssen ausgesetzt, die teilweise durch die be- rufliche Beschäftigung bedingt werden. Auch hier sind Vorsicht und Schonung ständig geboten. Man meide den jähen Wechsel von hell und dunkel. Das Auge erträgt ihn niemals und erleidet dadurch immer Schaden. Auch elektrische und bengalische Flammen, das Licht des Vollmondes wirken nachteilig auf die Sehkraft ein, weshalb man es vermeiden soll das Auge ihnen unnötig auszusetzen. Sehr starkes Lampenlicht ist durch matte Glasglocken oder Lampenschirme zu dämpfen. Empfindliche Schwächungen können die Augen durch allzugroße Hitze, wie das Feuer der Hochöfen, Gießereien 2c., ferner durch stauch, Dämpfe, Staub und Zugluft erfahren. Wen sein Beruf immer wieder solchen Stätten zuführt, die ihn derartigen schädlichen Einflüssen aussetzen, der suche ihren Einwirkungen soweit als möglich zu entgehen, vor allem aber durch Lüften, Reinigen 2c. ihnen ent- gegenzuarbeiten. Staubteilchen, Sandkörnchen usw., die ins Auge gelangen, suche man nie durch Reiben zu entfernen. Am besten tut man in diesem Falle, wenn man das Augenlied in die Höhe hebt und den Eindringling mit einem leinenen Tuche herauswischt oder mit frischem Wasser herausspült. Bei Augenerkrankungen zieht man am besten sofort den Arzt zu Rate. Ebenso ist die Wahl einer Brille in allen Fällen ihm allein zu überlassen. Von ihr hängt die Kräftigung aber auch die weitere Schädigung und Störung des Sehvermögens ab und „schon manches Auge ist durch Umgehung ärzlichen Rates zu Grunde gegangen". Beleuchtungsarten. Das liebe Sonnenlicht, welches draußen belebend das All durch- flutet, spendet auch unsren Hausräumen die freundliche Helle, die wir zu jeglicher Art körperlichen oder geistigen Schaffens nötig haben. Wenn aber das Dunkel der Nacht herabsteigt und allmählich alles in seinen Schatten hüllt, müßte alle menschliche Arbeit und Tätigkeit stocken und stille stehen, stünden uns nicht künstliche Lichtquellen zur Verfügung. Noch weniger wäre es dem Menschen möglich aus finsteren Schächten, aus unterirdischen Gängen, die nie ein Tagesstrahl beleuchtet, all die Reichtümer hervorzuholen, die uns das Leben behaglich und freundlich gestalten. Den Maßstab für den Wert der verschiedenen künstlichen Leucht- mittel bildet das Sonnenlicht, und man schätzt dasjenige am meisten,

10. 1 - S. 129

1912 - Grünstadt : Riedel
129 werden muß. Dennoch bleibt es auch nachher noch sehr feuerge- fährlich und erfordert nicht allein eine sorgfältige Aufbewahrung, sondern vor allem auch größte Borficht beim Gebrauche, da eine Explosion die schwersten Unglücksfälle im Gefolge haben kann. Die Leuchtkraft des Petroleums kann durch besondere Glühkörper noch gesteigert werden. Mit Hilfe solcher sogenannter „Glühstrümpfe" wird auch der „Spiritus" leuchtfähig gemacht. Denn die Flamme des reinen Spiritus besitzt keine genügende Leuchtkraft, entwickelt aber umso mehr Wärme. Dadurch wird der „Glühkörper" bis zum Glühen erhitzt und verbreitet dann ein ruhiges und sehr helles Licht. Auch das in vielen Städten und größeren Gemeinden ge- bräuchliche „Gas" wird durch ebensolche Glühkörper wie der Spiritus in seiner Leuchtkraft vollständiger ausgenützt. Dabei hat man noch den Vorteil einer größeren Ersparnis an Gas und ein Licht, das an Helligkeit dem elektrischen fast gleichkommt. Die Benützung des Gases als Leuchtstoff hat aber auch ihre Nachteile, vor allem allzugroße Wärmebildung im Zimmer, die leicht Kopfweh und Uebelkeit verursacht. Sind Hähne und Leitungen nicht gut verdichtet, so strömt das Gas, welches ja eine giftige Luftart ist, aus, mischt sich der Zimmerluft bei und kann den Hausbewohnern verhängnisvoll werden. (Gasvergiftungen.) Betritt man ein mit Gas gefülltes Zimmer mit brennendem Licht, glühen- der Zigarre oder streicht man ein Zündholz an, so explodiert das Gas mit gewaltigem Knall und kann furchtbaren Schaden anrichten. Glücklicherweise macht sich durch den eigentümlich stechenden Geruch die Anwesenheit des Gases bemerkbar, so daß man durch gründliches Lüften und Abschluß der Gasleitung der Gefahr vorbeugen kann. Noch gefährlicher durch seine explosiven Neigungen ist das „Acetplengas", das wohl eine sehr hohe Leuchtkraft besitzt, aber noch viel größere Vorsicht erfordert als Steinkohlengas. Seine Her- stellung, Verwendung und Ueberwachung im Gebrauche machte da- her auch besondere gesetzliche Vorschriften notwendig. Gegenüber all den vorgenannten Lichtquellen gewinnt das elektrische Licht immer mehr an Verbreitung. Seinelichtwirkung kommt der unseres Tagesgestirnes nicht nur inbezug auf Stärke, Farbe und Gleichmäßigkeit am nächsten, sie ist auch am wenigsten mit nachteiligen Wirkungen anderer Art verknüpft. Weder große Wärme- noch Ruß- noch Gasentwicklung beeinträchtigen den Genuß einer schönen Beleuchtung. Zur Erhellung der Zimmer benützt man das elektrische Glühlicht, welches dadurch erzeugt wird, daß der elektrische Strom gewisse Stoffe (Kohlenfaden, Osmium u. s. w.) zu heller Glut erhitzt, die dann eine gleichmäßig ruhige Helle verbreitet, welche lebhaft an das Sonnenlicht erinnert. 9
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