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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_vorwärts Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 247
ältesten Sohne. Allein Napoleon erkannte diesen Akt nicht an, vereinigte Holland mit Frankreich und ernannte seinen Neffen zum Großherzog von Berg. Es dauerte aber nicht lange, so wurden auch der nordwestliche Theil von Deutschland, das ganze Großherzogthum Berg, ferner die Hansestädte mit Frankreich vereinigt. Die französische Herrschaft dehnte sich bis an die Ostsee aus. In den Jahren 181" und 1811 zählte Frankreich 140 Departements mit 42 Millionen Einwohnern.
Wie Ludwig von Holland, so hatte auch Kaiser Alexander ein- Das Jahr gesehen, welchen unermeßlichen Schaden er durch die Handelssperre seinen Unterthanen zufügte, und dieselbe abgeschafft. Dies nahm Napoleon zum Vorwande, um Rußland zu bekriegen und zu demüthigen. Zu diesem Kampfe bot er alle Kräfte auf, und nachdem die Rüstungen vollendet waren, zog er Ende Juni 1812 mit 600,000 Mann über den Niemen. Franzosen, Oesterreicher, Preußen, Sachsen, Baiern, Würt-temberger, Badener, Westsalen und Hessen, Holländer, Italiener, Polen,
Spanier und Portugiesen mußten seinen Fahnen und Befehlen folgen.
Der Untergang Rußlands schien um so unvermeidlicher, da es mit den Türken in einen Krieg verwickelt war.
Während die Russen vor dem andringenden Feinde tiefer in ihr Der russische Land zurückgingen, um ihn ins Verderben zu locken, rückte Napoleon enbetfür Na-unaushaltsam mit seiner Hauptmacht auf Moskau los. Die russischen poieon Feldherren Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend zurück. 11 tä Nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Smolensk erstürmten die Franzosen die Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusow, welcher eben aus dem beendigten Türkenkriege siegreich zurückgekehrt war, den Oberbefehl über die Russen. Auch er retirirte und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten Cza-renstadt, machte er endlich Halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25,000 Mann sielen auf jeder Seite. Die Russen traten den Rückzug an, zogen mit zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und nahmen den größten Theil der Einwohner unter der Leitung des Gouverneurs Grasen Rostopschin mit sich.
Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Czarenstadt, als Der Brand sich Napoleon am 14. Sept. ihr näherte. Niemand erschien, um ihm1'11 "a-tau-die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte sich heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Als die Truppen in die Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_von_Holland Ludwig Alexander Alexander Napoleon Napoleon Kutusow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Sachsen Baiern Hessen Polen Moskau Smolensk Moskwa Dorfe_Borodino
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 253
zosen unter Macdonald rückten über das Flüßchen und begannen den Angriff. Blücher ließ sie ruhig übersetzen. Plötzlich rief er seinen Leuten zu: „Jetzt, Kinder, vorwärts! Nun habe ich genug Franzosen herüber." Mit lautem Hurrah stürzten die Preußen auf den Feind. Der
Regen schießt in Strömen herab, kein Gewehr geht los. Der alte
Blücher mit dem Säbel in der Faust, den Mantel um die Schultern, ist Allen voran und führt seine Reiter zum Einhauen. Die Franzosen fliehen und verlieren ungemein viel Leute; Maedonalds Armee war vernichtet und Schlesien frei. Auf die Kunde von Blüchers Sieg hielten die verbündeten Monarchen zu Töplitz ein großes Dankfest, und Friedrich Wilhelm Iii. ernannte den ergrauten Helden zum Feld-marfchall und später (1814) zum Fürsten von der Wahlstatt.
Auch nach Berlin hatte Napoleon eine Division beordert, welche Siege der
. . , bei
bei Großbeeren (23. August) von Bülow in die Flucht geschlagen wurde. @ro6beei;en
Da schickte der Kaiser auf die Nachricht von ihrer Niederlage den »nd Denne-
Marfchall Ney ab; er sollte geraden Weges auf Berlin rücken und es erobern. Mit 80,000 Mann brach derselbe auf, schlich sich durch die Schweden und griff dann plötzlich am 6. Sept. die Preußen unter Bülow und Tauenzien bei Dennewitz unweit Jüterbogk an. Die Preußen, welche an Zahl viel geringer waren, hielten den Angriff der Ueber-macht aus und errangen, bis die Schweden und Russen anlangten, einen unzweifelhaften Sieg, welcher nun in eine vollständige Niederlage Ney's überging.
Die Verbündeten bedrängten nun von allen Seiten mit entfchie- Ue6ertritt dener Überlegenheit die französische Armee. Der kühne Russe Czer- ®aietns f
,,.r K . . „r , * j- v den Alliirten.
mtfcheff ritt mit fernen Kosaken sogar nach Cassel und kehrte, nachdem er den König Hieronymus verjagt hatte, im Fluge an die Elbe zurück.
Eben als Blücher diese überschritt, verließ Napoleon Dresden und wandte sich mit seiner ganzen Streitmacht, 200,000 Mann, in die Ebene von Leipzig. Er hatte kurz zuvor die unerwartete Nachricht erhalten , Baiern sei vom Rheinbünde zurück zu den Alliirten übergetreten. Die Verbündeten folgten ihm mit 300,000 Mann. Am 16. Oktober begann bei Leipzig die große Völkerschlacht. Von 8 Uhr Leipzig. Morgens an donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, daß die Erde erdröhnte. Der Kampf schwankte lange unentschieden hin und her. Auf dem linken Flügel scheiterten die Anstrengungen Schwarzenbergs an dem Ungestüm der Franzosen und Polen; Napoleon selbst sprengte mitten im Feuer an seine Generäle heran und feuerte sie zur Ausdauer an. Um 3 Uhr Nachmittags hatten die Franzosen bei den Dörfern Wachau und Güldengossa solche Fortschritte gemacht, daß
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Extrahierte Personennamen: Macdonald Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon August Bülow König_Hieronymus Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Schweden Schweden Dresden Leipzig Baiern Rheinbünde Leipzig Leipzig Schwarzenbergs Polen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Jean Napoleon Cambronne Bülow Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Wellington Wellington Wellington Wellington Paris Amerika Paris
56
Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
Morgen zu verschieben; aber sie bestanden darauf, noch denselben
Abend mit ihren Familien abzugehen. Als sie aber um 9 Uhr
Abends erst einige Hundert Schritte über die Vorstadt hinaus
waren, sprengten szekler Husaren herbei, welche die Postillons
befragten, ob sie die französischen Gesandten führten? Auf er-
haltene Bejahung öffneten sie die Schläge der Wagen, rissen die
drei Gesandten heraus und hieben sie vor den Augen ihrer
Frauen und Kinder nieder. Dann bemächtigten sie sich ihrer
Briefschaften und jagten davon. Roberjot, Bonnier, und Jean
Debry hießen die Unglücklichen. Letzterer war nur schwer ver-
wundet worden; er verbarg sich die Nacht über und kehrte am
andern Morgen nach Rastadt zurück. Ehrenwerth benahmen sich
dabei die deutschen Gesandten, besonders der preußische. Obgleich
die Franzosen ihnen das Leben so sauer gemacht hatten, nahmen
sie den Verwundeten unter ihren Schutz, setzten eine Beschwerde
über die Verletzung des Völkerrechts auf und baten den Kaiser,
die Sache genau zu untersuchen. Das wurde auch versprochen,
ist aber nie geschehen. Daß der rechtliche Kaiser oder sein Bru-
der Karl den Mord befohlen hätten, läßt sich nicht denken. Da
aber der Husarenoberst nicht bestraft worden ist, so ist zu ver-
muthen, daß er Befehl gehabt habe, sich der Briefschaften zu
bemächtigen, und daß die wilden Husaren den Befehl bis auf
die Ermordung der Gesandten ausgedehnt haben.
117. Krieg der zweiten Koalition. — Bonaparte in
Aegypten und Syrien.
Diesmal zeigte der russische Kaiser, Paul I. (1796—1801),
Katharina's Sohn und Nachfolger, mehr Ernst gegen die Fran-
zosen und schickte den furchtbaren Bestürmer von Praga (siehe 3. Theil,
S. 356), den General Suwarow, sich mit den Oestreichern zu
verbinden. Nichts hier von den vielen Märschen, Gefechten und
Schlachten! so viel sei genug zu sagen, daß sich Russen, Oest-
reicher und Franzosen in Deutschland, der Schweiz und Italien
bekämpften. So sehr auch Massen« und Moreau sich Mühe
gaben, den Sieg an ihre Fahnen zu fesseln, so waren ihnen doch
fast überall die Verbündeten überlegen, die Sieg auf Sieg erfoch-
ten. Erst im September 1799 änderte sich das Kriegsglück in
der Schweiz. Die Russen erlitten bei Zürich gegen Massen« eine
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Jean
Debry Karl Ernst Suwarow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bonnier Syrien Deutschland Italien Schweiz
Schlacht bei Waterloo.
115
Marschall Grouchy den Preußen mit der übermüthigen Weisung
nach, dieselben „in den Rhein zu stürzen"; die Engländer da-
gegen wollte Napoleon selbst am folgenden Tage angreifen. Wel-
lington, welcher gegen die feindlichen 120,000 Mann nur 80,000
hatte, ließ Blücher um zwei Haufen Unterstützung bitten, und
erhielt zur Antwort, daß Blücher nicht mit zwei Haufen, son-
dern mit dem ganzen Heere kommen würde, und am andern
Morgen ging durch das ganze preußische Lager der Jubelruf:
„Es geht wieder vorwärts!"
Aber schon am frühen Morgen, ehe die Preußen eintreffen
konnten, hatte Napoleon den Kampf gegen Wellington eröffnet.
Dieser stand auf den Höhen von Mont St. Jean, gegen welche
Napoleon seine ganze Heeresmacht mit unbeschreiblichem Ungestüm
heranführte. Mit der fürchterlichsten Erbitterung wurde von bei-
den Seiten gestritten, und es möchte schwer zu entscheiden sein,
welches Heer sich tapferer erwiesen. Napoleon aber meinte, zu-
letzt müsse doch die Uebermacht siegen, und nachdem seine An-
griffe schon drei-, viermal zurückgeschlagen waren, trieb er immer
neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen
Feind. Schon bedeckten 10,000 Engländer das Schlachtfeld und
die Kämpfenden waren aufs äußerste erschöpft; mit schwerer Be-
sorgniß rief der englische Feldmarschall aus: „Ich wollte, es wäre
Nacht oder die Preußen kämen!" Da auf einmal donnerten die
preußischen Kanonen im Rücken des Feindes, und mit Dankes-
thränen rief der tapfere Feldherr: „Nun, da ist der alte Blücher!"
Das preußische Heer hatte wegen der sumpfigen Wege nicht frü-
her herbeikommen können, so sehr auch Blücher, als er von fern
den Schlachtendonner hörte, den Marsch beeilt hatte. Jetzt war
zwar auch erst ein kleiner Theil seiner Truppen zur Hand, aber
mit ihnen rückte er sofort in geschlossenen Reihen die Höhen jen-
seit des Feindes herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf
und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon
einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ,
wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Eng-
länder durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzu-
werfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden
mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Welling-
ton nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich
ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Garde wurde
hart bedrängt und von den englischen Reitern aufgefordert, sich
8*
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Grouchy Napoleon Napoleon Jean Napoleon Napoleon Napoleon
244
Neueste Geschichte. 5. Periode. Deutschland.
Noch zwei anderer Staatsverträge haben wir hier zu ge-
denken, deren Wichtigkeit und in die Zukunft reichende Bedeutung
nicht zu verkennen ist. Durch den Vertrag vom 20. Juli 1853
trat nämlich Oldenburg den Jahdebusen zur Anlegung
eines preußischen Kriegshasens an der Weser ab. Oldenburg
überließ danach an Preußen mit allen Hoheitsrechten ein Terri-
torium von 5000 Morgen, theils Meer und theils Land, räumte
ihm das Recht ein, eine Chaussee nach Varel und eine Eisenbahn
zur Verbindung mit der Köln-Mindener Bahn zu bauen und
eröffnete ihm Etappenstraßen durch sein Gebiet, wogegen Preußen
ihm die Summe von 500,000 Thaler zahlte, sich zur Anlegung
und Unterhaltung einer Flottenstation in dem überlassenen Ge-
biet verbindlich machte, sich verpflichtete, in den nächsten drei
Jahren alljährlich 400,000 Thaler auf die Hafenbauten zu ver-
wenden und den Schutz der Oldenburgischen Flagge und Ufer
zu übernehmen.
Eine andere Abdication fand von Seiten der regierenden
Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen
statt, deren Länder, die Stammländer der preußischen Herrscher-
familie, am 12. März und 8. April 1850 vertragsmäßig von
Preußen in Besitz genommen wurden.
Die Erwerbung des Jahdebusens war für Preußen von
großer Wichtigkeit, da es eines sichern Kriegshafens an der
Nordsee dringend bedurfte, wenn es seine Pläne zur allmäligen
Vergrößerung seiner maritimen Macht weiter verfolgen wollte,
welche, nach Preisgeben der deutschen Flotte, den Beruf hatte,
die Seegrenzen von Norddeutschland zu sichern.
Uebrigens hat die junge Flotte unter ihrem tapfern Admiral,
dem Prinzen Adalbert, bereits eine ernstliche Gefahr zu be-
stehen gehabt. Letzterer machte im August 1856 eine Uebungs-
fahrt auf der Corvette „Danzig" und besichtigte bei dieser Ge-
legenheit die durch die sogenannten Riffpiraten berüchtigten Kü-
sten Nordasrikas. Bei einer beabsichtigten Landung ward der
Prinz von den Piraten, welche zu derselben durch verrätherische Zei-
chen einzuladen sich den Anschein gegeben hatten, mit Flintenschüssen
empfangen. Darauf machte der Prinz einen stürmischen Angriff,
bei welchem er selbst verwundet wurde, jagte die Piraten in die
Flucht und zog sich endlich, als neue Feinde in großen Schaaren
herbeiströmten, in guter Ordnung auf sein Schiff zurück.
In den innern deutschen Angelegenheiten sind in den letzten
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oldenburg Oldenburg Varel Sigmaringen Nordsee Norddeutschland
312
Neueste Geschichte. 5. Periode.
Erfindung des „localisirten Krieges", welche dem Kaiser Napoleon
das Mittel an die Hand gab, die europäischen Mächte eine nach
der andern zu demüthigen, fand Anerkennung und selbst Deutsch-
land beschränkte sich auf den Entschluß — für die Sicherheit sei-
ner Grenzen zu Wachen.
Indessen durfte Oestreich im Hinblick auf die herrliche Armee,
welche ihm in Italien zu Gebote stand, wohl auf Sieg hoffen;
leider aber hatte man dieselbe einem ganz unfähigen Führer, dem
Grafen Franz Giulay, anvertraut, welcher den Krieg aus
eigener Erfahrung noch nicht kannte und durch Phlegma und
Sorglosigkeit gleich anfänglich die günstigen Chancen versäumte,
welche einen siegreichen Ausgang des Kampfes ermöglicht hätten.
Statt den Versuch zu machen, die Sardinier vor ihrer Ver-
einigung mit den Franzosen zu schlagen, setzte er sich in der
sumpfigen Lowellina fest und ließ diesen Zeit, das Gros ihrer
Armee in Genua zu landen. Am 12. Mai folgte der Kaiser
selbst, begleitet vom Marschall Vaillant und dem Prinzen Napo-
leon, dem Heere und reichte unter den Mauern Alessandrias sei-
nem Alliirten die Hand.
Giulay in vollständiger Unkenntniß der feindlichen Unter-
nehmungen, ließ anl 20. durch den Grafen von Stadion eine
große Recognoscirung unternehmen, welche zu dem blutigen Ge-
fecht von Montebello führte, dessen ungünstiger Ausgang erst
dadurch recht zu einem Unglück für die Oestreicher ward, daß es
den Grafen Giulay in der unsinnigen Voraussetzung bestärkte:
der Angriff des Feindes werde von Süden her erfolgen.
Dieser Wahn hatte eine Reihe verkehrter Maßregeln zur
Folge, welche von dem Feinde nur allzugeschickt zur Umgehung
der Oestreicher benützt ward, wobei ihm das Corps der Alpen-
jäger unter Garibaldi, welcher als General in die sardinische
Armee eingetreten war, treffliche Dienste leistete. Derselbe be-
währte auch jetzt wieder seinen alten Ruf eines Meisters im
kleinen Kriege auf das Glänzendste, indem er in einer Reihe
siegreicher Gefechte bis Mailand vordrang, so daß Feldmarschall-
Lieutenant Urban gegen ihn aufgeboten werden mußte.
Indessen erfolgten die Hanptschläge an der Sesia. — Ein
heißer Kampf bei Magenta (4. Juni) fiel zum Nachtheil der
Oestreicher aus, obwohl der Soldat mit einer beispiellosen Bra-
vour focht, welche ihm die Achtung des Feindes, wenn auch nicht
den Sieg eroberte, der durch die Rathlosigkeit des Feldherrn ver-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Giulay Franz Marschall_Vaillant Montebello Garibaldi Urban
Kampf bei Magenta. Solferino. Cavriano.
313
loren ging. Die Franzosen büßten an Todten und Verwundeten
3000, die Oestreicher 4000 Mann ein, und so günstig stand
trotz ihrer Verluste die Sache für die Oestreicher, daß Giulay am
5. die Schlacht erneuern und den Sieg erringen konnte, hätte er
nur seine Corps zu vereinen verstanden.
Statt dessen ward die Räumung Pavia's und Piacenza's
angeordnet, wurden die Besatzungen aus Ancona, Bologna und
Ferrara zurückgezogen und unter Preisgebung Mailands der
Rückzug bis an die Minciolinie befohlen.
Wo sich die Oestreicher zurückzogen, brach die Revolution
aus. In Toscana hatten die Ränke des sardinischen Gesandten
Buoncompagni schon früher den Großherzog zur Abreise ge-
nöthigt; jetzt mußte die Herzogin Louise von Parma, später
auch der Herzog Franz V. von Modena fliehen und auch in
Bologna rief man die Dictatur Victor Emanuels aus.
Indessen hatten sich die Oestreicher, vom Feinde wenig ver-
folgt, hinter den Mincio zurückgezogen und Kaiser Franz Jo-
seph erschien inmitten seines Heeres, um den Oberbefehl zu über-
nehmen, welcher den unfähigen Händen Giulays nicht länger
überlassen bleiben durfte. Mit ihm kam der berühmte General
Heß. Aber anstatt den Angriff des Feindes in der durch Natur
und Kunst so sehr befestigten Stellung zwischen den berühmten
vier Festungen abzuwarten, beschloß der Kaiser, in der Hoffnung
den Gegner zu überraschen, die Offensive zu ergreifen. Indeß
hatte Napoleon mittels eines Luftballons die Stellung der Oest-
reicher recognosciren lassen und empfing wohl vorbereitet ihren
Angriff (24. Juni). Der Hauptkampf entspann sich um die Hö-
hen von Solferino, da Napoleon das Centrum zu sprengen
gedachte. Der Plan gelang, da man östreichischer Seits die Armee
in zwei Hälften getheilt hatte, welche gesonderte Schlachten schlugen,
ohne in rechter Verbindung mit einander zu stehen. — Nachdem
die Stellung von Solferino gewonnen war, erfolgte der Angriff
auf Cavriano, welchem Niel durch ein furchtbares Artillerie-
feuer aus weittreffenden Geschützen Erfolg sicherte. Noch wäh-
rend des Kampfes aber brach ein furchtbares Unwetter herein,
dessen Donner selbst den Donner der Geschütze übertönte und
den Kampf unmöglich machte, weil die hereinbrechende Finsterniß
Feind und Freund nicht unterscheiden ließ. Als der Orkan sich
ausgerast hatte und die Gegend wieder erkennbar ward, hatten
sich die Oestreicher im Centrum und auf dem linken Flügel in
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
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Extrahierte Personennamen: Solferino Cavriano Louise_von_Parma Franz_V. Franz_V. Victor_Emanuels Franz_Jo- Franz Napoleon Napoleon
66
Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich.
und absteigen mußten, um ihm kniend ihre Ehrfurcht zu bezei-
gen. Sogar vor seinem Schlosse mußte Jeder tief den Hut ab-
ziehen. Wer ihm nur irgend verdächtig schien, wurde nach Si-
birien geschickt. Er gab eine Menge neuer Verordnungen, die
zum Theil lächerlich waren; z. B. verbot er runde Hüte, kurze
Westen und lange Beinkleider, weil diese Trachten in Frankreich
aufgekommen waren und er die Franzosen haßte. Die Unzufrie-
denheit mit ihm wurde immer größer, besonders da er die Gar-
den und den Adel beleidigte, und so bildete sich eine Verschwö-
rung gegen ihn. Graf Pahlen und General Benningsen leiteten
das Complot; Ersterer war der Liebling Pauls. Dieser hatte
ihn mit Ehren und Landgütern überhäuft und ihm sein ganzes
Vertrauen geschenkt. Den Tag vor der Ermordung schrieb die
Schauspielerin Chevalier, auf welche Paul viel hielt, an den Kai-
ser und entdeckte ihm die ganze Verschwörung. Er ließ sogleich
Pahlen kommen. „Da lies!" sprach er. Der Graf las und er-
schrak, faßte sich aber schnell. „Es ist Alles wahr, Sire!" sagte
er; „aber seien Sie ohne Sorgen. Ich gehöre zur Verschwörung
und leite Alles. Nur um Sie nicht zu beunruhigen, habe ich
geschwiegen. Lassen Sie nur die Sache zur Reife kommen, da-
mit ich die Verräther zu den Füßen Ihres Thrones legen kann."
Paul ließ ihn gehen. Pahlen eilte zu den Verschworenen und
diese (unter ihnen die Gebrüder Subow und der General Uwarow)
begaben sich gleich am folgenden Tage, am 23. März 1801, beim
Anbruche der Nacht, in zwei Hausen in den Michaelispalast.
Der eine, von Pahlen angeführt, bleibt als Reserve zurück; Ben-
ningsen dringt bis zu den Gemächern des Kaisers vor. Der
Leibhusar, welcher die Thüre des Schlafzimmers vertheidigen will,
wird niedergehalten und ein herbeieilender Kammerdiener gezwun-
gen, dieselbe zu öffnen. Der Kaiser, welcher sich in das Zimmer
der Kaiserin hätte retten können, wenn er nicht allabendlich aus
Argwohn die Thüre dahin verrammelt hätte, suchte sich hinter
den Bettvorhängen zu verbergen. Benningsen entdeckt ihn und
fordert ihn auf, die Entsagungsacte zu unterzeichnen. Paul wei-
gert sich. In diesem Augenblick macht ein Geräusch die meisten
Verschworenen entfliehen. Benningsen allein hält den Kaiser mit
der Degenspitze zurück. Die Andern kehrten bald wieder und
umgaben den Kaiser von neuem. In dem Tumult wird chie
Lampe umgeworfen; Benningsen läuft nach Licht, und als er
zurückkommt, findet er Paul unter den Streichen der Mörder.
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TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Subow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Michaelispalast