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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 177

1876 - Mainz : Kunze
Vom westfal. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 177 schmiedeten Pläne, welche er in Dresden erwischt hatte, drucken und verbreiten. Obwohl ganz Europa sich gegen ihn erklärte, so scherzte er doch zuweilen über den Krieg mit den drei Weibern und zog muthig in Böhmen ein. Der erste Sieg, welchen er hier bei Prag 1757 erfocht, kostete dem tapferen Feldmarschall Schwerin und vielen Tausenden Preußen das Leben, hatte aber die Belagerung Prags zur Folge. Schon war die böhmische Hauptstadt fünf Wochen fürchterlich beschossen worden, als Friedrich den österreichischen General Daun, der bei Kollin stand, plötzlich aufsuchte, weil er erwartete, ein neuer Sieg werde die Uebergabe von Prag zur Folge haben. Schon hatte Daun den Befehl Unglückliche zum Rückzug geschrieben, als Friedrich seinen musterhaften Schlachtplan änderte. Ein sächsischer Oberst bemerkte die daraus entstehende Unordnung und stürzte sich rasch mit vier Regimentern Kavallerie auf das preußische Fußvolk, die niedermetzelten, was sich entgegenstellte. Die Preußen wurden geworfen. In Verzweiflung führte Friedrich selbst etwa 40 Mann gegen eine feindliche Batterie, und als die ©einigen, ohne daß er es merkte, den Rückzug antraten, während Friedrich vorwärts ritt, rief ihm endlich ein Offizier zu: „Sire, wollen Sie denn die Batterie allein erobern?" Friedrich sah sich um, betrachtete die Batterie durch sein Fernglas und ritt zu den ©einigen zurück. Am Abend nach dieser unglücklichen Schlacht saß Friedrich schwer darniedergebeugt in Nimburg auf einer Brunnenröhre, blickte betrübt vor sich hin und zeichnete mit seinem Krückenstocke Figuren in den Sand. Von feiner Garde waren noch 250 Mann übrig. „Kinder — sprach er gerührt — ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber wartet, ich werde Alles wieder gut machen." Friedrichs Lage war schwierig. Nach Sachsen zurückgedrängt, und> vernahm er, daß die Russen mordend und plündernd in Ostpreußen Franzosen eingedrungen und bei Großjägerndorf Sieger geblieben, daß die Schwe- ^uße^auf den in Pommern, die Franzosen in Hessen und Hannover eingerückt feien. Der Marschall Soubise hatte sich bereits im herzoglichen Schlosse zu Gotha einquartiert, als Friedrichs vortrefflichster Reitergeneral Seydlitz General mit 1500 Husaren herbeisprengte und die Franzosen bei der Tafel ^gfbie überraschte. Obwohl diese den Preußen sechsmal überlegen waren, so Franzosen, ergriffen sie doch rasch die Flucht und ließen Alles im Stiche. Bezeichnend für den Geist der Porrtpadour’fchen Armee war es, daß die Preußen feinen Soldaten, aber desto mehr Köche, Kammerdiener, Kräusler und Komödianten gefangen nahmen und Kisten und Kasten mit Pudermänteln, Perrücken, Parasols, Pomaden und Parfüms erbeuteten. Nachdem sich Soubise mit der „elenden" Reichsarmee (ein Casfians Weltgeschichte. Iii. 4. Aufl. von H. Eben. 12

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 247

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 247 ältesten Sohne. Allein Napoleon erkannte diesen Akt nicht an, vereinigte Holland mit Frankreich und ernannte seinen Neffen zum Großherzog von Berg. Es dauerte aber nicht lange, so wurden auch der nordwestliche Theil von Deutschland, das ganze Großherzogthum Berg, ferner die Hansestädte mit Frankreich vereinigt. Die französische Herrschaft dehnte sich bis an die Ostsee aus. In den Jahren 181" und 1811 zählte Frankreich 140 Departements mit 42 Millionen Einwohnern. Wie Ludwig von Holland, so hatte auch Kaiser Alexander ein- Das Jahr gesehen, welchen unermeßlichen Schaden er durch die Handelssperre seinen Unterthanen zufügte, und dieselbe abgeschafft. Dies nahm Napoleon zum Vorwande, um Rußland zu bekriegen und zu demüthigen. Zu diesem Kampfe bot er alle Kräfte auf, und nachdem die Rüstungen vollendet waren, zog er Ende Juni 1812 mit 600,000 Mann über den Niemen. Franzosen, Oesterreicher, Preußen, Sachsen, Baiern, Würt-temberger, Badener, Westsalen und Hessen, Holländer, Italiener, Polen, Spanier und Portugiesen mußten seinen Fahnen und Befehlen folgen. Der Untergang Rußlands schien um so unvermeidlicher, da es mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Während die Russen vor dem andringenden Feinde tiefer in ihr Der russische Land zurückgingen, um ihn ins Verderben zu locken, rückte Napoleon enbetfür Na-unaushaltsam mit seiner Hauptmacht auf Moskau los. Die russischen poieon Feldherren Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend zurück. 11 tä Nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Smolensk erstürmten die Franzosen die Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusow, welcher eben aus dem beendigten Türkenkriege siegreich zurückgekehrt war, den Oberbefehl über die Russen. Auch er retirirte und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten Cza-renstadt, machte er endlich Halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25,000 Mann sielen auf jeder Seite. Die Russen traten den Rückzug an, zogen mit zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und nahmen den größten Theil der Einwohner unter der Leitung des Gouverneurs Grasen Rostopschin mit sich. Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Czarenstadt, als Der Brand sich Napoleon am 14. Sept. ihr näherte. Niemand erschien, um ihm1'11 "a-tau-die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte sich heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Als die Truppen in die Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 253

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 253 zosen unter Macdonald rückten über das Flüßchen und begannen den Angriff. Blücher ließ sie ruhig übersetzen. Plötzlich rief er seinen Leuten zu: „Jetzt, Kinder, vorwärts! Nun habe ich genug Franzosen herüber." Mit lautem Hurrah stürzten die Preußen auf den Feind. Der Regen schießt in Strömen herab, kein Gewehr geht los. Der alte Blücher mit dem Säbel in der Faust, den Mantel um die Schultern, ist Allen voran und führt seine Reiter zum Einhauen. Die Franzosen fliehen und verlieren ungemein viel Leute; Maedonalds Armee war vernichtet und Schlesien frei. Auf die Kunde von Blüchers Sieg hielten die verbündeten Monarchen zu Töplitz ein großes Dankfest, und Friedrich Wilhelm Iii. ernannte den ergrauten Helden zum Feld-marfchall und später (1814) zum Fürsten von der Wahlstatt. Auch nach Berlin hatte Napoleon eine Division beordert, welche Siege der . . , bei bei Großbeeren (23. August) von Bülow in die Flucht geschlagen wurde. @ro6beei;en Da schickte der Kaiser auf die Nachricht von ihrer Niederlage den »nd Denne- Marfchall Ney ab; er sollte geraden Weges auf Berlin rücken und es erobern. Mit 80,000 Mann brach derselbe auf, schlich sich durch die Schweden und griff dann plötzlich am 6. Sept. die Preußen unter Bülow und Tauenzien bei Dennewitz unweit Jüterbogk an. Die Preußen, welche an Zahl viel geringer waren, hielten den Angriff der Ueber-macht aus und errangen, bis die Schweden und Russen anlangten, einen unzweifelhaften Sieg, welcher nun in eine vollständige Niederlage Ney's überging. Die Verbündeten bedrängten nun von allen Seiten mit entfchie- Ue6ertritt dener Überlegenheit die französische Armee. Der kühne Russe Czer- ®aietns f ,,.r K . . „r , * j- v den Alliirten. mtfcheff ritt mit fernen Kosaken sogar nach Cassel und kehrte, nachdem er den König Hieronymus verjagt hatte, im Fluge an die Elbe zurück. Eben als Blücher diese überschritt, verließ Napoleon Dresden und wandte sich mit seiner ganzen Streitmacht, 200,000 Mann, in die Ebene von Leipzig. Er hatte kurz zuvor die unerwartete Nachricht erhalten , Baiern sei vom Rheinbünde zurück zu den Alliirten übergetreten. Die Verbündeten folgten ihm mit 300,000 Mann. Am 16. Oktober begann bei Leipzig die große Völkerschlacht. Von 8 Uhr Leipzig. Morgens an donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, daß die Erde erdröhnte. Der Kampf schwankte lange unentschieden hin und her. Auf dem linken Flügel scheiterten die Anstrengungen Schwarzenbergs an dem Ungestüm der Franzosen und Polen; Napoleon selbst sprengte mitten im Feuer an seine Generäle heran und feuerte sie zur Ausdauer an. Um 3 Uhr Nachmittags hatten die Franzosen bei den Dörfern Wachau und Güldengossa solche Fortschritte gemacht, daß

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 259

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 259 Schon aus weiter Ferne mußten die preußischen Kanonen donnern, damit die Engländer und die braven deutschen Brüder neuen Muth bekämen. Punkt 6 Uhr rückte das erste preußische Corps von Ziethen in die Schlachtlinie. „Bravo," rief Blücher, „ich kenne meine Jungens aus Schlesien, heute wollen wir uns die Franzosen von hinten besehen." Wellington hatte mit seinen Truppen einen harten Tag gehabt. Mittags hatte Napoleon bei Belle Alliance oder Mont St. Jean (die Engländer nannten die Schlacht nach dem rückwärts liegenden Dorfe Waterloo) denselben angegriffen; aber der stürmische Muth der Franzosen scheiterte an der Kaltblütigkeit des Gegners. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags begannen die Engländer nach großem Verluste zu wanken, und Wellington rief aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder Blücher käme!" Was Wellington 2 Tage^ zuvor mit einem frischen Heere nicht gethan, das that am 18. der kranke Blücher mit einem geschlagenen, er kam und half. Napoleon hielt die Preußen anfangs für ein französisches Corps, welches er hierher befehligt hatte, und erkannte erst seinen Irrthum, als die ©einigen wichen. Das Ziethen'sche Corps warf den rechten Flügel der Franzosen; die alte Garde unter General Cambronne ward von Bülow umzingelt und zur Uebergabe aufgefordert. In wenigen Minuten sind die Tapfern zusammengehauen. Die Schlacht war für die Franzosen verloren. „Sauve qui peut,“ war die Losung der fliehenden Armee. Auf der Höhe von Belle Alliance begrüßten sich Blücher und Wellington. Die Preußen vergaßen alle seit vier Tagen überstandenen Strapazen und verfolgten in mondheller Nacht die Franzosen mit solchem Eifer, daß sie eine ungeheuere Menge Gefangene machten und beinahe Napoleon selbst in ihre Gewalt gemacht hätten. Sie waren so dicht hinter ihm, daß er den Wagen sammt Hut und Degen zurücklassen und ein Pferd besteigen mußte. Lachend nahm Blücher den Wagen mit Napoleons Mantel und Fernglas für sich, schenkte die darin befindlichen Kostbarkeiten seinen Soldaten und schickte des Kaisers Hut, Degen und Ordensstern seinem Könige. Blücher verfolgte rasch seinen Sieg und rückte vor Paris. Napoleon entsagte bereits am 22. Juni nach einer kurzen Herrschaft von 100 Tagen abermals dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, und eine Gesandtschaft überbrachte die Abdankung desmisers in das Lager der Verbündeten. Allein man erklärte, daß keine Unterhandlungen möglich seien, bis Napoleon ausgeliefert sei. Darum flüchtete er sich nach Rochefort, bestieg ein französisches Schiff und gedachte nach Amerika 17* Blücher in Paris.

5. Theil 4 - S. 56

1862 - Breslau : Max
56 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Morgen zu verschieben; aber sie bestanden darauf, noch denselben Abend mit ihren Familien abzugehen. Als sie aber um 9 Uhr Abends erst einige Hundert Schritte über die Vorstadt hinaus waren, sprengten szekler Husaren herbei, welche die Postillons befragten, ob sie die französischen Gesandten führten? Auf er- haltene Bejahung öffneten sie die Schläge der Wagen, rissen die drei Gesandten heraus und hieben sie vor den Augen ihrer Frauen und Kinder nieder. Dann bemächtigten sie sich ihrer Briefschaften und jagten davon. Roberjot, Bonnier, und Jean Debry hießen die Unglücklichen. Letzterer war nur schwer ver- wundet worden; er verbarg sich die Nacht über und kehrte am andern Morgen nach Rastadt zurück. Ehrenwerth benahmen sich dabei die deutschen Gesandten, besonders der preußische. Obgleich die Franzosen ihnen das Leben so sauer gemacht hatten, nahmen sie den Verwundeten unter ihren Schutz, setzten eine Beschwerde über die Verletzung des Völkerrechts auf und baten den Kaiser, die Sache genau zu untersuchen. Das wurde auch versprochen, ist aber nie geschehen. Daß der rechtliche Kaiser oder sein Bru- der Karl den Mord befohlen hätten, läßt sich nicht denken. Da aber der Husarenoberst nicht bestraft worden ist, so ist zu ver- muthen, daß er Befehl gehabt habe, sich der Briefschaften zu bemächtigen, und daß die wilden Husaren den Befehl bis auf die Ermordung der Gesandten ausgedehnt haben. 117. Krieg der zweiten Koalition. — Bonaparte in Aegypten und Syrien. Diesmal zeigte der russische Kaiser, Paul I. (1796—1801), Katharina's Sohn und Nachfolger, mehr Ernst gegen die Fran- zosen und schickte den furchtbaren Bestürmer von Praga (siehe 3. Theil, S. 356), den General Suwarow, sich mit den Oestreichern zu verbinden. Nichts hier von den vielen Märschen, Gefechten und Schlachten! so viel sei genug zu sagen, daß sich Russen, Oest- reicher und Franzosen in Deutschland, der Schweiz und Italien bekämpften. So sehr auch Massen« und Moreau sich Mühe gaben, den Sieg an ihre Fahnen zu fesseln, so waren ihnen doch fast überall die Verbündeten überlegen, die Sieg auf Sieg erfoch- ten. Erst im September 1799 änderte sich das Kriegsglück in der Schweiz. Die Russen erlitten bei Zürich gegen Massen« eine

6. Theil 4 - S. 115

1862 - Breslau : Max
Schlacht bei Waterloo. 115 Marschall Grouchy den Preußen mit der übermüthigen Weisung nach, dieselben „in den Rhein zu stürzen"; die Engländer da- gegen wollte Napoleon selbst am folgenden Tage angreifen. Wel- lington, welcher gegen die feindlichen 120,000 Mann nur 80,000 hatte, ließ Blücher um zwei Haufen Unterstützung bitten, und erhielt zur Antwort, daß Blücher nicht mit zwei Haufen, son- dern mit dem ganzen Heere kommen würde, und am andern Morgen ging durch das ganze preußische Lager der Jubelruf: „Es geht wieder vorwärts!" Aber schon am frühen Morgen, ehe die Preußen eintreffen konnten, hatte Napoleon den Kampf gegen Wellington eröffnet. Dieser stand auf den Höhen von Mont St. Jean, gegen welche Napoleon seine ganze Heeresmacht mit unbeschreiblichem Ungestüm heranführte. Mit der fürchterlichsten Erbitterung wurde von bei- den Seiten gestritten, und es möchte schwer zu entscheiden sein, welches Heer sich tapferer erwiesen. Napoleon aber meinte, zu- letzt müsse doch die Uebermacht siegen, und nachdem seine An- griffe schon drei-, viermal zurückgeschlagen waren, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon bedeckten 10,000 Engländer das Schlachtfeld und die Kämpfenden waren aufs äußerste erschöpft; mit schwerer Be- sorgniß rief der englische Feldmarschall aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Da auf einmal donnerten die preußischen Kanonen im Rücken des Feindes, und mit Dankes- thränen rief der tapfere Feldherr: „Nun, da ist der alte Blücher!" Das preußische Heer hatte wegen der sumpfigen Wege nicht frü- her herbeikommen können, so sehr auch Blücher, als er von fern den Schlachtendonner hörte, den Marsch beeilt hatte. Jetzt war zwar auch erst ein kleiner Theil seiner Truppen zur Hand, aber mit ihnen rückte er sofort in geschlossenen Reihen die Höhen jen- seit des Feindes herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Eng- länder durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzu- werfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Welling- ton nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Garde wurde hart bedrängt und von den englischen Reitern aufgefordert, sich 8*

7. Theil 4 - S. 244

1862 - Breslau : Max
244 Neueste Geschichte. 5. Periode. Deutschland. Noch zwei anderer Staatsverträge haben wir hier zu ge- denken, deren Wichtigkeit und in die Zukunft reichende Bedeutung nicht zu verkennen ist. Durch den Vertrag vom 20. Juli 1853 trat nämlich Oldenburg den Jahdebusen zur Anlegung eines preußischen Kriegshasens an der Weser ab. Oldenburg überließ danach an Preußen mit allen Hoheitsrechten ein Terri- torium von 5000 Morgen, theils Meer und theils Land, räumte ihm das Recht ein, eine Chaussee nach Varel und eine Eisenbahn zur Verbindung mit der Köln-Mindener Bahn zu bauen und eröffnete ihm Etappenstraßen durch sein Gebiet, wogegen Preußen ihm die Summe von 500,000 Thaler zahlte, sich zur Anlegung und Unterhaltung einer Flottenstation in dem überlassenen Ge- biet verbindlich machte, sich verpflichtete, in den nächsten drei Jahren alljährlich 400,000 Thaler auf die Hafenbauten zu ver- wenden und den Schutz der Oldenburgischen Flagge und Ufer zu übernehmen. Eine andere Abdication fand von Seiten der regierenden Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen statt, deren Länder, die Stammländer der preußischen Herrscher- familie, am 12. März und 8. April 1850 vertragsmäßig von Preußen in Besitz genommen wurden. Die Erwerbung des Jahdebusens war für Preußen von großer Wichtigkeit, da es eines sichern Kriegshafens an der Nordsee dringend bedurfte, wenn es seine Pläne zur allmäligen Vergrößerung seiner maritimen Macht weiter verfolgen wollte, welche, nach Preisgeben der deutschen Flotte, den Beruf hatte, die Seegrenzen von Norddeutschland zu sichern. Uebrigens hat die junge Flotte unter ihrem tapfern Admiral, dem Prinzen Adalbert, bereits eine ernstliche Gefahr zu be- stehen gehabt. Letzterer machte im August 1856 eine Uebungs- fahrt auf der Corvette „Danzig" und besichtigte bei dieser Ge- legenheit die durch die sogenannten Riffpiraten berüchtigten Kü- sten Nordasrikas. Bei einer beabsichtigten Landung ward der Prinz von den Piraten, welche zu derselben durch verrätherische Zei- chen einzuladen sich den Anschein gegeben hatten, mit Flintenschüssen empfangen. Darauf machte der Prinz einen stürmischen Angriff, bei welchem er selbst verwundet wurde, jagte die Piraten in die Flucht und zog sich endlich, als neue Feinde in großen Schaaren herbeiströmten, in guter Ordnung auf sein Schiff zurück. In den innern deutschen Angelegenheiten sind in den letzten

8. Theil 4 - S. 312

1862 - Breslau : Max
312 Neueste Geschichte. 5. Periode. Erfindung des „localisirten Krieges", welche dem Kaiser Napoleon das Mittel an die Hand gab, die europäischen Mächte eine nach der andern zu demüthigen, fand Anerkennung und selbst Deutsch- land beschränkte sich auf den Entschluß — für die Sicherheit sei- ner Grenzen zu Wachen. Indessen durfte Oestreich im Hinblick auf die herrliche Armee, welche ihm in Italien zu Gebote stand, wohl auf Sieg hoffen; leider aber hatte man dieselbe einem ganz unfähigen Führer, dem Grafen Franz Giulay, anvertraut, welcher den Krieg aus eigener Erfahrung noch nicht kannte und durch Phlegma und Sorglosigkeit gleich anfänglich die günstigen Chancen versäumte, welche einen siegreichen Ausgang des Kampfes ermöglicht hätten. Statt den Versuch zu machen, die Sardinier vor ihrer Ver- einigung mit den Franzosen zu schlagen, setzte er sich in der sumpfigen Lowellina fest und ließ diesen Zeit, das Gros ihrer Armee in Genua zu landen. Am 12. Mai folgte der Kaiser selbst, begleitet vom Marschall Vaillant und dem Prinzen Napo- leon, dem Heere und reichte unter den Mauern Alessandrias sei- nem Alliirten die Hand. Giulay in vollständiger Unkenntniß der feindlichen Unter- nehmungen, ließ anl 20. durch den Grafen von Stadion eine große Recognoscirung unternehmen, welche zu dem blutigen Ge- fecht von Montebello führte, dessen ungünstiger Ausgang erst dadurch recht zu einem Unglück für die Oestreicher ward, daß es den Grafen Giulay in der unsinnigen Voraussetzung bestärkte: der Angriff des Feindes werde von Süden her erfolgen. Dieser Wahn hatte eine Reihe verkehrter Maßregeln zur Folge, welche von dem Feinde nur allzugeschickt zur Umgehung der Oestreicher benützt ward, wobei ihm das Corps der Alpen- jäger unter Garibaldi, welcher als General in die sardinische Armee eingetreten war, treffliche Dienste leistete. Derselbe be- währte auch jetzt wieder seinen alten Ruf eines Meisters im kleinen Kriege auf das Glänzendste, indem er in einer Reihe siegreicher Gefechte bis Mailand vordrang, so daß Feldmarschall- Lieutenant Urban gegen ihn aufgeboten werden mußte. Indessen erfolgten die Hanptschläge an der Sesia. — Ein heißer Kampf bei Magenta (4. Juni) fiel zum Nachtheil der Oestreicher aus, obwohl der Soldat mit einer beispiellosen Bra- vour focht, welche ihm die Achtung des Feindes, wenn auch nicht den Sieg eroberte, der durch die Rathlosigkeit des Feldherrn ver-

9. Theil 4 - S. 313

1862 - Breslau : Max
Kampf bei Magenta. Solferino. Cavriano. 313 loren ging. Die Franzosen büßten an Todten und Verwundeten 3000, die Oestreicher 4000 Mann ein, und so günstig stand trotz ihrer Verluste die Sache für die Oestreicher, daß Giulay am 5. die Schlacht erneuern und den Sieg erringen konnte, hätte er nur seine Corps zu vereinen verstanden. Statt dessen ward die Räumung Pavia's und Piacenza's angeordnet, wurden die Besatzungen aus Ancona, Bologna und Ferrara zurückgezogen und unter Preisgebung Mailands der Rückzug bis an die Minciolinie befohlen. Wo sich die Oestreicher zurückzogen, brach die Revolution aus. In Toscana hatten die Ränke des sardinischen Gesandten Buoncompagni schon früher den Großherzog zur Abreise ge- nöthigt; jetzt mußte die Herzogin Louise von Parma, später auch der Herzog Franz V. von Modena fliehen und auch in Bologna rief man die Dictatur Victor Emanuels aus. Indessen hatten sich die Oestreicher, vom Feinde wenig ver- folgt, hinter den Mincio zurückgezogen und Kaiser Franz Jo- seph erschien inmitten seines Heeres, um den Oberbefehl zu über- nehmen, welcher den unfähigen Händen Giulays nicht länger überlassen bleiben durfte. Mit ihm kam der berühmte General Heß. Aber anstatt den Angriff des Feindes in der durch Natur und Kunst so sehr befestigten Stellung zwischen den berühmten vier Festungen abzuwarten, beschloß der Kaiser, in der Hoffnung den Gegner zu überraschen, die Offensive zu ergreifen. Indeß hatte Napoleon mittels eines Luftballons die Stellung der Oest- reicher recognosciren lassen und empfing wohl vorbereitet ihren Angriff (24. Juni). Der Hauptkampf entspann sich um die Hö- hen von Solferino, da Napoleon das Centrum zu sprengen gedachte. Der Plan gelang, da man östreichischer Seits die Armee in zwei Hälften getheilt hatte, welche gesonderte Schlachten schlugen, ohne in rechter Verbindung mit einander zu stehen. — Nachdem die Stellung von Solferino gewonnen war, erfolgte der Angriff auf Cavriano, welchem Niel durch ein furchtbares Artillerie- feuer aus weittreffenden Geschützen Erfolg sicherte. Noch wäh- rend des Kampfes aber brach ein furchtbares Unwetter herein, dessen Donner selbst den Donner der Geschütze übertönte und den Kampf unmöglich machte, weil die hereinbrechende Finsterniß Feind und Freund nicht unterscheiden ließ. Als der Orkan sich ausgerast hatte und die Gegend wieder erkennbar ward, hatten sich die Oestreicher im Centrum und auf dem linken Flügel in

10. Theil 4 - S. 66

1862 - Breslau : Max
66 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. und absteigen mußten, um ihm kniend ihre Ehrfurcht zu bezei- gen. Sogar vor seinem Schlosse mußte Jeder tief den Hut ab- ziehen. Wer ihm nur irgend verdächtig schien, wurde nach Si- birien geschickt. Er gab eine Menge neuer Verordnungen, die zum Theil lächerlich waren; z. B. verbot er runde Hüte, kurze Westen und lange Beinkleider, weil diese Trachten in Frankreich aufgekommen waren und er die Franzosen haßte. Die Unzufrie- denheit mit ihm wurde immer größer, besonders da er die Gar- den und den Adel beleidigte, und so bildete sich eine Verschwö- rung gegen ihn. Graf Pahlen und General Benningsen leiteten das Complot; Ersterer war der Liebling Pauls. Dieser hatte ihn mit Ehren und Landgütern überhäuft und ihm sein ganzes Vertrauen geschenkt. Den Tag vor der Ermordung schrieb die Schauspielerin Chevalier, auf welche Paul viel hielt, an den Kai- ser und entdeckte ihm die ganze Verschwörung. Er ließ sogleich Pahlen kommen. „Da lies!" sprach er. Der Graf las und er- schrak, faßte sich aber schnell. „Es ist Alles wahr, Sire!" sagte er; „aber seien Sie ohne Sorgen. Ich gehöre zur Verschwörung und leite Alles. Nur um Sie nicht zu beunruhigen, habe ich geschwiegen. Lassen Sie nur die Sache zur Reife kommen, da- mit ich die Verräther zu den Füßen Ihres Thrones legen kann." Paul ließ ihn gehen. Pahlen eilte zu den Verschworenen und diese (unter ihnen die Gebrüder Subow und der General Uwarow) begaben sich gleich am folgenden Tage, am 23. März 1801, beim Anbruche der Nacht, in zwei Hausen in den Michaelispalast. Der eine, von Pahlen angeführt, bleibt als Reserve zurück; Ben- ningsen dringt bis zu den Gemächern des Kaisers vor. Der Leibhusar, welcher die Thüre des Schlafzimmers vertheidigen will, wird niedergehalten und ein herbeieilender Kammerdiener gezwun- gen, dieselbe zu öffnen. Der Kaiser, welcher sich in das Zimmer der Kaiserin hätte retten können, wenn er nicht allabendlich aus Argwohn die Thüre dahin verrammelt hätte, suchte sich hinter den Bettvorhängen zu verbergen. Benningsen entdeckt ihn und fordert ihn auf, die Entsagungsacte zu unterzeichnen. Paul wei- gert sich. In diesem Augenblick macht ein Geräusch die meisten Verschworenen entfliehen. Benningsen allein hält den Kaiser mit der Degenspitze zurück. Die Andern kehrten bald wieder und umgaben den Kaiser von neuem. In dem Tumult wird chie Lampe umgeworfen; Benningsen läuft nach Licht, und als er zurückkommt, findet er Paul unter den Streichen der Mörder.
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