Justinian. Gelimer. Belisar.
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vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge
aus diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König
der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins
rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, wäh-
rend Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt.
Gelimer wurde endlich von einem griechischen Unterfeldherrn
(Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich
dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm,
„daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den
Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel
zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm
die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Fein-
des sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich
doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn
kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr
kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir
die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither,
ein Brod und einen Schwamm. Mit dem Brode will ich meinen
quälenden Hunger stillen, mit dem Schwamme meine Thränen
trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er er-
hielt das Verlangte; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zu-
letzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun
erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf,
schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an
und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach:
„Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe ge-
lebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb
verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die
Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?"
— Als man ihn nach Constantinopel brachte, in die kaiserliche
Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke
aus dem Throne saß, niederknien sollte, ließ er keine Thräne
fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen zusammen
und sprach für sich: „O Eitelkeit! O Eitelkeit! Es ist doch Alles
eitel!" Wer denkt dabei nicht an Solon und Krösus! Uebrigens
behandelte der Kaiser ihn freundlich, gab ihm ein hinlängliches
Einkommen und wies ihm ein Landgut zur Wohnung an. — So
tüchtig auch Belisar als Feldherr erscheint, eine so verächtliche
■ Rolle spielte er in seinem Hauswesen, und wieder war es ein
Beweis, welch' traurigen Einfluß ein böses Weib oft
1*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
8 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
sie aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und mach-
ten Pavia zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die
Lombardei genannt. Alboin war ein roher Mensch. Er hatte,
ehe er nach Italien gekommen war, einen König der Gepiden in
Ungarn, Kunimund, erschlagen und aus dessen Schädel sich
ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tafel bediente.
Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne
Rosamunda, seine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den
Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen
hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er
im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters
trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen, ge-
lobte jedoch im Stillen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen.
Und das that sie auch. Sie beredete seinen Schildträger, ihn zu
ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie
jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im
Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rosa-
munda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden
fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statt-
halter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte zwar
dem Helmichis die Ehe versprochen, da aber der Statthalter um
ihre Hand warb, wollte sie sich von Helmichis losmachen und
reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher
erst halb geleert, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens
sollst du mit mir sterben!" rief er zornglühend, zog das Schwert
und zwang Rosamunden, den Rest zu leeren. So starben beide
Uebelthäter.
53. Sitten, Sprache, Gesetze und Religion der deutschen Völker.
Ein großer Theil der deutschen Stämme war zur Zeit der
Völkerwanderung nach freniden Ländern gewandert und hatte hier
zum Theil fremde Sitten angenommen. Nur die in Deutschland
zurückgebliebenen bewahrten treu die von den Vorfahren ererbten
Gesetze, Gewohnheiten und Sprache. Die bedeutendsten derselben
waren unstreitig die Franken, die am Niederrheine wohnten und
Weiberstuben an den Spinnrocken zurückkehren — eine Anspielung auf ferne
kleine, unmännliche Gestatt. Da habe der gereizte Plann ausgerufen: „Nun
wohl! so will ich ihr denn einen Faden spinnen, an dem sie genug zu wickeln
haben soll!" Und nun seien die Langobarden durch ihn zu einem Einfall in
Iralien berufen worden.
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Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen.
9
immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten:
ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch-
land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im
jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die-
sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In
Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai-
ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von
Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg,
Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen-
den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen
und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen
unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im
vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum
auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter
den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche,
wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches
eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer
zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der
zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen
lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über-
setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von
welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der
Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun
auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten.
Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters
als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen.
Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der
Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter
trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über.
Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks-
versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die
Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung
war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze
unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die
ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel,
oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen:
einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld
oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er
einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts-
würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutsch- Hannover Sachsen Nordsee Schwaben Deutschland Pommern Brandenburg Sachsen Deutschland
12
Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber.
lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aber-
glaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die
Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die
Vorstellung davon recht kriegerisch aus.
54. Muhamed und seine Religion, 622.
In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und
deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Han-
del leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed)
geboreu. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutter Emina
' oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon,
als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts
als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre
nahm ihn sein alter Großvater Abu el Mo talleb, und im
neunten sein Oheim Abu-Ta leb zu sich; Beide hielten ihn zur
Thätigkeit an und Letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen,
die er in die Gegend von Damaseus zu unternehmen pflegte.
Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine
kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer,
das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er
mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurück-
warf, ahnete Jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete
er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so
riß er durch seine feurige Beredtsamkeit Alles hin. Mehrere
Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handels-
geschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidscha, die ihm
endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu
einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er
oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durch-
zogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet.
Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen Religion waren
ihm nicht fremd; denn Alles, was ihn näher zur Kenntniß der
göttlichen Dinge hinzuführen verhieß, zog ihn mächtig an, und
oft sah man ihn bei den Karavanen, wenn die andern Handels-
leute fröhlich zusammen waren und lustige Lieder sangen oder
Mährchen und ihre Reiseabenteuer sich erzählten, einsam auf
seinem Kameele reiten und in tiefen Gedanken auf nichts merken,
was um ihn herum vorging. Rach und nach gab er die Handels-
geschäfte auf, weil sie sein tiefes Gemüth nicht ansprachen, und
zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Wochen brachte er nun
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Extrahierte Personennamen: Muhamed_( Mohammed Abdallah Chadidscha
14
Mittlere Geschichte, l. Periode. Araber.
nahm seine Macht reißend zu; daher man auch von seiner Flucht
den Ansang seiner Religion datirt, und die Muhamedaner von
hier an ihre Jahre zählen. Sie fällt ins Jahr 622 und wird
im Arabischen Hedschra genannt. Von Medina aus zog nun
der neue Prophet mit seinem Haufen in der Gegend umher,
raubte und plünderte und theilte die Beute redlich mit seinen
Genossen, die nun durch das Band der Liebe und des Ver-
trauens fest an ihn geknüpft waren. Und wo konnten sie es auch
besser haben? Von Natur hat der Araber Hang zum unstäten
und zum Räuberleben, und so lange sie unter Muhameds Fahne
fochten, fehlte es ihnen an nichts. Endlich war er so stark, daß
er seine Feinde in Mekka überfiel, diese damals schon den Ara-
bern heilige Stadt eroberte und Alle, die bisher die Waffen
gegen ihn getragen hatten, entweder niederhieb oder sie zwang,
zu ihm überzutreten. Während die christliche Religion durch die
sanftere Gewalt der Wahrheit sich Eingang verschafft hatte,
wurde die muhamedanische durch die Waffen ausgebreitet. Nach-
dem Muhamed Herr von ganz Arabien war, griff er auch die
umliegenden Länder an und gab so seinen Nachfolgern das
Beispiel, ein eroberndes Volk aus den Arabern zu machen. Alle
unterworfene Völker mußten Muhamedaner werden; selbst an
den damaligen griechischen Kaiser schickte er eine Aufforderung,
seine Lehre anzunehmen, erhielt aber eine zwar höfliche, doch ab-
lehnende Antwort. Als Muhamed 632 starb, legte man ihn in
einen eisernen Sarg und begrub ihn in Medina, wo man noch
den Sarg in einer reich geschmückten Moschee sehen kann. —
Das heilige Buch, in welchem Muhameds Lehre verzeichnet ist,
heißt der Koran, und enthält viel Gutes, aber auch vielen
Aberglauben. Darin aber verdienen die Muhamedaner, die sich
selbst Moslemin oder Gläubige nennen, vieles Lob, daß sie
ihr heiliges Buch so achten, indem sie es sorgfältig aufheben
und es nur mit heiliger Verehrung berühren; man kann sie
nicht mehr kränken, als wenn man ihren Koran unglimpslich
behandelt.
Nach Muhameds Tode traten sein Schwiegervater Abu
Be kr, dann Omar, hierauf Othman an seine Stelle und
führten die Araber, die nachher von den Spaniern auch Mau-
ren genannt wurden (woraus wir das Wort Mohr gemacht
haben), zu neuen Siegen und Eroberungen. Diese seine Nach-
folger nannte man Khalifen. Omar ging über die Landenge
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Muhamed. Koran. Khalifen.
15
von Suez nach Afrika über und eroberte Aegypten (640). In
der Hauptstadt dieses Landes, Alexandrien, war eine berühmte
Bibliothek; in weiten Sälen lag aus langen Repositorien eine
zahllose Menge von Pergamentrollen, und wer den Namen eines
Gelehrten haben wollte, mußte in Alexandrien gewesen sein.
Hierhin kam Omar. Seine rohen Araber stürzten — so heißt
es — in das Bibliothekgebäude und hofften hier Schätze zu
finden. Wie erstaunten sie über die vielen Rollen mit Schrift-
zügen, die sie nicht kannten! Sie liefen zu Omar und fragten,
was sie mit den Büchern machen sollten. „Ihr sollt sie ver-
brennen!^ rief der Barbar; „denn entweder steht dasselbe darin,
was im Koran, und dann sind sie überflüssig; oder es stehen
andere Dinge darin, und dann sind sie verderblich. Also ins
Feuer mit ihnen!" — Und darauf wurden mit den herrlichen
Werken des Alterthums, die von einigen ägyptischen Königen mit
großen Kosten zusammengebracht waren, mehrere Monate lang
die Badestuben der Stadt geheizt, und viele treffliche Werke,
deren Verlust wir noch schmerzlich bedauern, sind dadurch ganz
verloren gegangen! Nach seinen Begriffen glaubte Omar nicht
unrecht zu handeln. Dem Omar folgte Othman. Unter sei-
ner Regierung wurde Cypern und Rhodus erobert und dessen
berühmter Koloß zusammengeschlagen. Das Metall verkaufte
man an einen Juden, welcher 900 Kameele damit beladen haben
soll. Nach Othman regierte Ali, der Gatte der geliebten
Tochter Muhameds, Fa time, der sich als Dichter wie als Krie-
ger hervorthat. Unter ihm wurden zunächst weiter keine Er-
oberungen gemacht. Er selbst wurde von einem Schwärmer er-
mordet, und es erhob sich der Statthalter von Syrien, Moa-
wijah (661), als Beherrscher der Gläubigen. Aber die An-
hänger Alis blieben seinem Stamme treu, und so währt noch
heute die Trennung fort zwischen den Schiiten (Perser, Araber),
welche Ali für den ersten rechtmäßigen Nachfolger des Pro-
pheten halten, und den Sunniten (Türken), welche auch die frü-
hern Propheten anerkennen.*)
Von Aegypten hatten die Mauren die ganze Nordküste von
Afrika, längs dem mittelländischen Meere, durchzogen, bis an die
* Sunniten genannt, weil sie die Sunna, ein zweites Gesetzbuch, von ge-
ringerm Ansehen als der Koran, auch annehmen, während die Schiiten (Ab-
trünnige) dasselbe verwerfen.
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Extrahierte Personennamen: Othman Othman Ali
Extrahierte Ortsnamen: Suez Afrika Alexandrien Syrien Afrika
18 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
ließ, während der andere sich selbst töbtete, und den vierten mit
einem Stückchen Land (Gens) abgefunden. Um nun einen Vor-
wand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der
Chlotilde, der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs.
Chlotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr
verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der An-
trag dem Gundobald, aber er fürchtete sich, den Chlodwig zu
erzürnen und willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem
mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der
Reise, um sich an Gundobald zu rächen, alle burgundische Oerter,
durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die
Mitgift seiner Frau; Gundobald schickte sie mit Ingrimm.
Bald darauf gab es für Chlodwig ein neues Geschäft. Die
oben erwähnten Alemannen, die theils im jetzigen Baden und
Würtemberg, theils in der westlichen Schweiz, theils auf dem lin-
ken Rheinufer wohnten, hatten sich ausgemacht und waren, den
Rhein abwärts ziehend, bis Cöln vorgedrungen, wo auch ein
fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog
seinem Vetter zu Hülfe. Es kam zur Schlacht bei Zülpich,
zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart
bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in
der höchsten Roth, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen:
„Wenn chu mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben
und mich aus deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine
Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher
muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise
wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der
Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlod-
wig taufen. Der Bischof von Rheims, der heilige Remigius,
verrichtete in der Domkirche dieser Stadt die feierliche Handlung,
die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder ver-
herrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König salben wollte,
war kein Oel da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte,
nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof
in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube
herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen trug, welches sie dem
Bischof darreichte. Das darin enthaltene Oel verbreitete in der
ganzen Kirche einen herrlichen Geruch, und man ging damit so
sparsam um, daß es bis zur französischen Revolution gereicht
hat, durch welche erst das Gefäß seinen Untergang gefunden.
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22'
Mittlere Geschichte. 1. Periode. Bonifacius.
Anderes zu lehren, als was mit der Meinung der katholischen
Kirche übereinstimmte, und weihte ihn zum Bischof ein. So ging
er nach dem damals noch sehr rauhen, mit vielen Wäldern be-
deckten Deutschland, und zog, das Evangelium predigend, unter
vielen Mühen, Entbehrungen und Gefahren bei den Thüringern,
Hessen, Sachsen und Friesen umher. Einst kam er ins Land der
Hessen. Hier traf er (in der Gegend des nachherigen Hofgeis-
mar) eine Eiche von ausnehmender Dicke, die von den einfälti-
gen Leuten als ein Hauptsitz des Donnergottes verehrt wurde.
Bonifacius belehrte sie über den einigen Gott, den unsichtbaren
und doch allgegenwärtigen, über Jesus, den Sohn Gottes, und
über das Heil der Welt, das durch ihn den Menschen dargebo-
ten sei. Aufmerksam hörten sie zu, aber die Meisten schüttelten
noch zweifelnd den Kopf. Da ließ sich der kühne Mann eine
Axt bringen und machte Anstalt, die Eiche zu spalten. Wie ent-
setzten sich nicht die Hessen über den vermeintlichen Frevel, und
wirklich umringte ihn schon ein Haufen und drohte, ihn umzu-
bringen. Aber Andere hielten sie zurück und meinten, der Gott
im Baume würde sich schon selbst helfen und den Frevler nieder-
schmettern. Da trat Bonifacius mit festem Schritte heran und
vollführte einen starken Schlag auf den Baum, und voll Ver-
wunderung sahen sie den Mann noch immer unversehrt da-
stehen. Nun fiel Schlag auf Schlag, und mit jedem Schlage sank
der Aberglaube der Leute immer mehr. Endlich stürzte die Eiche
krachend zu Boden und zugleich schwand auch der Aberglaube
der Hessen. Gläubig wandten sie sich nun zu den Lehren des
Christenthums und nahmen willig die heilige Taufe an. — Der
Papst, dessen geistlicher Obergewalt Bonifacius das bekehrte Deutsch-
land unterworfen hatte, belohnte den treuen Glaubensboten mit
der Würde eines Erzbischofs von Mainz. Recht passend heißt
er der Apostel der Deutschen. Noch in seinem hohen Alter (er
war schon 70 Jahre alt) gönnte er sich keine Ruhe, sondern un-
ternahm noch eine Bekehrungsreise zu den Friesen. Diese aber
schlugen den wackern Mann todt, der schon auf Erden sich den
Himmel durch seinen edlen Eifer verdient hatte. Er lebte zu
der Zeit Karl Martells und starb 755. In Fulda liegt er
begraben.
Es ist eben bei Bonifacius des Papstes erwähnt worden.
Man merke sich über denselben Folgendes. In den ältesten Zei-
ten des Christenthums standen jeder christlichen Gemeinde Auf-
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Bonifacius Bonifacius Bonifacius Apostel Karl_Martells Karl
Papste.
23
jeher ober Aelteste vor. Jene nannte man in der griechischen
Sprache Episkopen, diese Presbyteri. Aus jenem Worte
ist der Name Bischof und aus diesem der Name Priester ent-
standen. Ihr ganzes Verdienst setzten diese Männer darein, durch
frommen Wandel der Gemeinde vorzuleuchten und ihr den Weg
Zn Gott zu zeigen. Aber nachdem Constantin ein Christ gewor-
den war, den Geistlichen große Macht und Ehre verliehen und
den einfachen christlichen Gottesdienst mit heidnischem Pompe
verbunden hatte, wurde es in mancher Beziehung anders. Der
stille, bescheidene, christliche Sinn verschwand mehr und mehr,
und Hochmuth und Streitsucht traten an seine Stelle. Die Bi-
schöfe, die nun nicht mehr einer einzelnen Gemeinde vorstanden,
sondern ganze Kirchensprengel unter sich hatten, sahen nicht sel-
ten mit Verachtung auf die niedrigen Geistlichen herab, nahmen
für sich allein das Recht in Anspruch, kirchliche Gesetze zu geben,
und verfolgten Die, welche ihnen zu widersprechen wagten, hier
und da mit äußerster Heftigkeit. Unter den Bischöfen wieder
erhielten diejenigen, welche in den Hauptstädten waren, eine grö-
ßere Macht als die andern. Sie nannten sich Metropoliten
oder Primaten, und bald brachten sie es dahin, daß sie die
andern Bischöfe in ihr Amt einweihten und daß ihnen ein grö-
ßerer Kirchsprengel gegeben wurde. Unter den Metropoliten aber
erlangten die größte Macht die, welche in Rom, Alexandrien,
Jerusalem, Antiochien in Syrien und in Constantino-
pel wohnten, weil diese fünf Städte die Hauptstädte der vier
Provinzen waren, in welche Constantin der Große das römische
Reich getheilt hatte. Diese fünf nahmen den Namen Patriar-
chen an und erhielten mehrere Vorrechte, z. B. die Bischöfe zu
bestätigen und einzuweihen. Die oberste Aufsicht über bte Kir-
chensachen im ganzen römischen Reiche wurde unter diese vertheilt.
Es konnte nicht fehlen, daß endlich unter den Patriarchen wieder
der in Rom und der in Constantinopel die größte Gewalt
erhielten; sie hatten ja am Kaiser eine vorzügliche Stütze, und
ihre Städte waren die Hauptstädte des ganzen großen Reichs,
während die Patriarchen in Antiochien, Jerusalem und Alexan-
drien unter die Herrschaft der Araber gekommen waren. Aber
jene geriethen bald miteinander in den heftigsten Streit, weil
jeder von ihnen der Erste sein wollte. Besonders entschieden
Zeigte sich der römische Bischof. Er behauptete geradezu, er stände
als Nachfolger des Petrus, des ersten unter den Aposteln, unter
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Extrahierte Personennamen: Constantin Hochmuth Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Alexandrien Jerusalem Syrien Constantino- Rom Constantinopel Jerusalem
24 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
keinem als unter Gottes Gericht, und schon durch sein Amt sei
er eine heilige Person. Das wollten nun lange Zeit die andern
Bischöfe so wenig wie der Kaiser ihm zugeben; aber mit einer
bewunderungswürdigen Hartnäckigkeit ließen die römischen Bi-
schöfe von ihrer Forderung nicht ab, und jeder hoffte, seine Nach-
folger würden sie schon durchsetzen, wenn es ihm selbst auch nicht
ganz damit gelänge. Zu Ende des vierten Jahrhunderts schon
waren die Patriarchen in Antiochien und Alexandrien denen in
Rom und Constantinopel untergeordnet. Der in Rom nannte
sich nun Papst; er behauptete, wie gesagt, er sei ein Nachfolger
des Petrus; denn dieser habe — was aber nie erwiesen und
höchst unwahrscheinlich ist — die römische Gemeinde gestiftet; auch
könne er in Glaubenssachen nicht irren, weil der heilige Geist
ihm Alles, was er thäte und sagte, eingäbe. Dieser Anmaßung
widersprach der Patriarch in Constantinopel; aber jeder blieb bei
seiner Meinung und that den andern in den Bann. Im nenn-
ten Jahrhunderte wurden die Streitigkeiten so heftig, daß sich
beide Kirchen, die römische oder katholische und die grie-
chische, endlich 1053*) voneinander trennten, und sie habeil sich
nie wieder vereinigt (siehe Abschnitt 63). Noch heute nennt die
eine die andere die abtrünnige (schismatische).
Der entscheidendste Schritt zu der welthistorischen Stellung
des Papstthums ward durch die Franken unter Pipin herbei-
geführt, an welchem sich der Papst eine Stütze geschaffen hatte,
dadurch, daß er die Thronentsetzung des letzten Merowingers,
an dessen Stelle Pipin trat, zum Voraus billigte.
Zur Vergeltung erwarb dieser durch zwei siegreiche Feld-
züge nach Italien dem römischen Stuhle Unabhängigkeit
von den bilderstürmenden Kaisern und verlieh ihm durch
„die Pipinsche Schenkung" das den Langobarden entrissene Ge-
biet des Exarchats am adriatischen Meere von Ravenna bis Ancona
Dadurch wurde der Grund zur weltlichen Herrschaft des
Papstthums gelegt.
Zum Dank erhielt Pipin den Titel „Patrizius von Rom",
welcher ihm Recht und Pflicht des Schutzes sowohl gegen die
aufrührerische Bevölkerung Roms als gegen die Angriffe der
Lombarden übertrug.
*) Die griechische Kirche hal nicht wie die römische 1 Oberhaupt, sondern
5: 1) der Patriarch von Jerusalem, 2) der von Antiochien, 3) der von Alexan-
drien, 4 der von Constantinopel, 5) der heilige Synod in Rußland.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Rom Constantinopel Rom Constantinopel Italien Ravenna Ancona Roms Jerusalem Constantinopel Rußland