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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. V

1914 - Langensalza : Beltz
Vorwort. Den Gedanken, daß die Erdkunde der Fremde auch als ein Beitrag zur deutschen Erdkunde auszubauen ist, vertrete ich schon seit rund 1900. In diesem Sinne habe ich auch die außerdeutschen Länder Europas dargestellt. Doch halte ich es nicht für zweckmäßig, den deutschen Gesichtspunkt an die Spitze zu stellen; er soll sich am Ende als reife Lehrfrucht ergeben. Dazu nötigt mich das einge- schlagene entwickelnde Verfahren. Ich denke mir einen begabten Jungen, der mit kindlichem, aber wachsendem Verständnis die Reise durch die außer- deutschen Länder Europas an meiner Seite unternimmt und sich zuerst in die Betrachtung der Fremde vertieft, um sich dann auf sein deutsches Vater- land zu besinnen und nachzudenken, was uns die Fremde ist und was wir ihr sind. Dies wolle jeder Benutzer und Beurteiler bedenken; denn deshalb mußte die wissenschaftliche Darstellungsweise in eine kindertümlich darlegende, allmäh- lich aufbauende sich wandeln. Die ursächlichen Beziehungen sind nirgends außer acht gelassen worden, aber sie treten auch nie zu stark hervor; denn so ursachbegie- rig sind Kinder des Alters noch nicht, daß sie alle und auch die letzten Gründe erforschen wollten. Ihr Kenntnistrieb ist lebendiger als ihr Erkenntnistrieb. Dazu kommt der praktische Gesichtspunkt in Betracht, der die Beschneidung alles rein Wissenschaftlichen erheischt. Die meisten Zahlen sind für den Lehrer be- rechnet, den Schülern gebe man nur einige Hauptzahlen. Sie sind zumeist abgerundet, da sie ja so wie so recht beträchtlich schwanken. Man lasse die wich- tigsten Handels- und Flottenzahlen zeichnerisch darstellen. Das erhöht das Inter- esse und vertieft das Verständnis des Kindes. Als Beispiel dafür gelte unsere Handelsflotte: Tonnenraum der deutschen Segelflotte 520 000 t Dampferslotte 2,3 Mill. t Ähnlich lassen sich alle merkenswerten Zahlenverhältnisse darstellen. Gute Zeichner mögen ihre Künste zeigen. Dem Hausfleiß kann man die Anfertigung

2. Die außerdeutschen Länder Europas - S. VI

1914 - Langensalza : Beltz
Vi eines erdkundlichen Zeichenheftes überlassen, das namentlich alle wichtigen Be- ziehungen darstellt. Die Stofftnenge ist zu kürzen, obwohl der Namen- und Zahlenstofs be- reits möglichst beschränkt ward. Möge auch der neue Band sich geeignet erweisen, den erdkundlichen Unterricht zu beleben. Wurzen, Th. Franke.

3. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 9

1914 - Langensalza : Beltz
I. Die fupen. 1. Ihre gewaltige Ausdehnung. Im Süden von Bayern erhebt sich ein gewaltiges Gebirge. Es sind die Alpen. Sie beginnen am Mittelmeere, im Golf von Genua. Hier reichen sie bis an die Küste heran. In einem großen Bogen ziehen sie nun um die Nord- grenze von Italien. Zunächst streichen sie fast genau nach Norden, dann biegen sie nach Osten um. Im Osten teilen sie sich. Der nördliche Flügel reicht bis W i e n an der Donau. Der südliche Flügel biegt sich bis ans Adriatische Meer. _ Bei Triest erreicht er dessen Küste. Die östlichen Ausläufer der Alpen verlieren sich im Donautieflande, die südlichen Ausläufer der Alpen verschwinden im Tieflande des Pos; die westlichen Ausläufer der westlichen Alpen gehen in das Tiefland der Rhone über. Die nördlichen Ausläufer der nördlichen Alpen gehen in die schweizerische und schwäbisch-bayrische Hochebene über. Die Alpen bilden einen gewaltigen Gebirgsgürtel. Im Westen ist er schmäler, nach Osten zu verbreitert er sich. Seine Länge ist sehr groß. Von Genua (oder Nizza oder Toulon oder Marseille) am Mittelmeer bis W i e n sind es rund 1000 km. Im Westen sind die Alpen etwa 150 km breit, im Osten bis zu 300 km und darüber. Die Alpen sind demnach viel größer als irgend ein deutsches Mittel- gebirge. Sie umfassen ein Gebiet, das dreimal so groß als Bayern ist (220 000 qkm). Würden die Alpen nach Norddeutschland versetzt, so reichten sie von Aachen bis Königsberg und bedeckten alles Land nördlich von Berlin bis zur Küste. Man vergleicht die Alpen gern mit einem Füllhorn. Die Spitze des Horns liegt bei Nizza, das breite Ende zwischen Wien und T r i e st (340 km). 2. Ihre mannigfaltige Gliederung. Die Alpen bilden eine gewaltige Gebirgsmauer, aber sie ist nicht gleichmäßig hoch und stark. Die Alpen sind mannigfaltig gegliedert. Sie zerfallen in viele Abteilungen. Sieht man sie von weitem, dann erblickt man eine lange Kette, gleichsam einen einzigen Gebirgszug. Wandert man in die Alpen, dann erkennt man viele Einschnitte und Abschnitte in diesem Gebirgswall. Wir zerlegen die Alpen zunächst in zwei Hauptteile. Im Westen erheben sich die W e st a l p e n, im Osten die O st a l p e n. Die Ostalpen sind etwas länger als die Westalpen. Die Grenze oder Scheide liegt in der Schweiz. Gehen wir vom Bodensee aus am Hochrhein aufwärts, so durchschreiten wir ein tiefes Tal, das von Norden nach Süden streicht. Es geht quer zur Längsrichtung der Alpen; es ist ein tief- eingeschnittenes Quertal. Dann gehen wir den Hinterrhein aufwärts und kom- men zu einem Paß, dem Splügenpaß. Hier überschreiten wir den Kamm der Alpen. Nun geht es wieder abwärts, und wir gelangen durch ein tiefes Flußtal an den Komer-See. So findet sich zwischen dem Bodensee und dem Komersee eine tiefe Querspalte. Sie zerschneidet die Alpen in die W e st - und O st a l p e n. Westlich von dieser nordsüdlichen Furche liegen die W e st - alpen, östlich dagegen die Ost alpen. Der südliche Teil der Ostalpen bildet einen Bogen genau wie die Westalpen; beide zusammen bilden fast genau einen Halbkreis um die Lombardei herum. Die Westalpen und die nörd- lichen Ostalpen bilden ein langgezogenes Fragezeichen. Wir zeichnen dies:

4. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 10

1914 - Langensalza : Beltz
10 I. Die Alpen. Bode n-S. Berg der Alpen; er ist über 4800 m hoch, also viermal höher als der Fichtelberg im Erzgebirge und dreimal höher als die Schneekoppe im Riesengebirge. Vom Mittelmeer bis zum Montblanc streichen die Westalpen von Süden nach Norden. Hier an diesem Bergriesen ändern sie aber ihre Richtung; sie machen ein Knie und streichen nun von Südwesten nach Nordosten. Diese nordöstliche Richtung behalten die nördlichen Ostalpen bei, aber die südlichen Ostalpen wenden sich in einem großen Bogen nach dem Adriatischen Meere hin. Diese großen Alpenketten zerlegen sich nun abermals in einzelne Abschnitte, in kleinere Gebirgsketten und Gebirgsstöcke. Da gibt es Se ealpen, die an der Küste des Mittelmeeres beginnen; da gibt es Berneralpenim Berner Lande, Glarner Alpen in Glarus, Algäuer Alpen im Algäu, Tiroler Alpen in Tirol, Salzburger Alpen in Salzburg, Österreichische Alpen in Österreich, Steirische Alpen in Steiermark und viele andere. Lest ihre Namen von dermarte ab! 3. Die Höhenstufen der Alpen. Gehen wir von Bayern aus über die Alpen, so sehen wir, daß sich die Alpen in Stufen erheben. a)Die Voralpen sind die niedrigste Stufe des Gebirges Sie beginnen mit niedrigen Hügeln und Vorbergen. Die Täler sind warm und

5. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 11

1914 - Langensalza : Beltz
I. Die Alpen. 11 fruchtbar und lassen außer dem Getreide sogar Wein, Kastanien und Nußbäume gedeihen. Steigt man höher hinauf, dann verschwinden die Reben, die Kastanien und die Nußbäume. Aus der nördlichen Seite der Alpen geschieht das bei einer Höhe von 500 in, an den sonnigen warmen Südabhüngen erst bei 800 ui. Bis zu diesen Höhenstufen sind die Täler trefflich angebaut. Überall erblickt das Auge saftige Wiesen, wogende Getreidefelder, fruchtreiche Wein- und Obstgärten. Selbst die steilen Berghänge müssen dem Menschen Früchte tragen. Freilich muß er den Dünger oft in Butten auf dem Rücken hinauftragen, und den Boden kann er nicht Pflügen, sondern nur hacken. Da die schwäbisch-bayrische Hochebene schon bis 700 m ansteigt, so gibt es auf der bayrischen Seite keine Reben mehr. Steigen wir höher, dann tritt in den Wäldern die Buche an die Stelle des Ahorns und des Nußbaumes. Später machen die frischen Laubwälder düstern Nadelwäldern Platz. Tannen, Lärchen und Kiefern herrschen vor. Namentlich eine Art der Kiefer, die Zirbelkiefer, gedeiht in den Alpen sehr gut. Sie liefert ein gutes Holz, das sich leicht schnitzen läßt. Die unteren Strecken der Voralpen sind noch ziemlich dicht besiedelt. Je höher man hinaufsteigt, desto seltener und kleiner werden die Ortschaften. Da muß man dann oft lange wandern, ehe man ein Dorf erreicht. Die Voralpen sind das Gebiet, wo die Menschen sich dauernd angesiedelt haben. Sie reichen ungefähr bis 1506 (oder 1800) in hinauf; also soviel wie die Schneekoppe. An der obersten Grenze wächst natürlich nur wenig. Man muß daher viele Lebens- mittel aus den tieferen Tälern hinaufschaffen. Das kostet viel Mühe und viel Geld. Doch sind einzelne dieser hochgelegenen Ortschaften recht gesund, z. B. D a v o s in Graubünden und St. M o r i tz in Oberengadin. Im Winter scheint dort fast immer die Sonne, fast nie gibt es Nebel wie in den tiefer gelegenen Orten. Diese reine, klare, sonnige Luft bekommt vor allem den Lungenkranken. Sie gehen daher im Winter gern dahin. 5) Die Mittelalpen sind die zweite Höhenstufe und beginnen etwa bei 1500 in Höhe. Die großen Wälder hören auf. Selbst die Nadelbäume gedeihen nicht mehr recht. Sie bleiben kleiner, sind krumm und verkrüppelt und heißen daher Krumm- oder Knieholz. Selbst dieses niedrige Gehölz wächst nur an geschützten Stellen. Hier trifft man auf nackte Felsen mit schroffem, steilem Abfall und auf schauerliche Abgründe; dort sieht man weite Flächen mit ver- wittertem Gestein überdeckt. Solche Strecken heißen Schutthalden (Schratten- felder). Daneben gibt es hübsche Grasflächen oder Almen, Matten. Bon diesen Alpenweiden hat das ganze Gebirge seinen Namen erhalten. Die Alpenweiden sind dicht mit duftenden Gräsern bewachsen. Zur Zeit ihrer Blüte erblickt das Auge eine wundervolle Farbenpracht. Die roten Alpenrosen bedecken oft ganze Matten. Das Edelweiß klettert auf kahle Felsen hinauf. Die Mittelalpen sind das Gebiet der Almen, wo die Viehhirten während des Sommers weilen. Hier leben Murmeltiere, Gemsen und Steinböcke. Hier hausen auch noch Wölfe, Bären und Luchse. Hier haben sich auch Lämmergeier und Steinadler ihre Horste erbaut. Bis zur Schneegrenze reichen die Mittelalpen hinauf, also etwa bis zu 2 500 oder 2700 in Höhe, rund 1000 in höher als die oberste Grenze der Voralpen. e) Die Hochalpen sind die dritte Höhenstufe und beginnen an der Grenze des ewigen Schnees. Darum gibt es in dem Gebiet der Hochalpen keine Bäume und Sträucher mehr. Nur Moose und Flechten trotzen der Kälte. An geschützten Stellen bilden sie ganze Rasenteppiche. Sonst ist das Hochgebirge völlig kahl und öde. Alles Tierleben ist erstorben. Wird ein Schmetterling oder ein anderes Kerbtier durch den Wind in diese eisige Gegend verschlagen, dann muß es erfrieren. Selbst Steinböcke und Adler wagen sich nur selten in die un-

6. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 12

1914 - Langensalza : Beltz
12 I. Die Alpen. teren Striche der Hochalpen. Selbst zur Sommerszeit vermag die Sonne nicht den Schnee wegzutauen; was in den Mittagsstunden schmilzt, das gefriert in den Nachmittagsstnnden schon wieder. Die Hochalpen sind das Gebiet des ewigen Schnees und des ewigen Eises. Nur einzelne kühne Bergsteiger wagen sich hinauf. Sie wollen die Ruhe der Hochalpen genießen und die seltsamen Fels- bildungen und Bergformen bewundern. Nur wenn sich Geröll vom Felsen löst und in die Tiefe hinabstürzt, nur wenn ein Wasserfall seine Fluten donnernd über Ab- gründe brausen läßt, nur wenn Eismassen bersten, nur wenn ein Gießbach über Felsen rauscht, wird die erhabene Ruhe des Hochgebirges unterbrochen. Wunder- voll ist das Farbenspiel, wenn die Sonne die Gipfel und die Eisströme und die Schneefelder bestrahlt, Die Hochalpen sind das Gebiet, das die Fremden, die Alpen- wanderer, gern besuchen. 4. Die Gletscher. a) Ihre Entstehung. Die hohen Alpen halten die Wolken an und zwingen sie, sich abzuregnen. Deshalb haben die Alpen reichliche Niederschläge. In den oberen Strichen, oberhalb der Schneegrenze, fällt nicht bloß im Winter, sondern auch im Sommer Schnee. Der Schnee ist ganz fein und trocken und sieht aus wie Staub. Er besteht aus lauter feinen Eisnadeln und Eiskristallen. Deswegen kann ihn der leiseste Luftzug verwehen. Gefährlich ist ein Schnee- sturm. Man kann da kaum atmen und gar nichts sehen. Wer in einen solchen Schneesturm gerät, der muß sich unter eine Felsenwand flüchten, sonst ist er verloren. Da dieser Schnee so leicht und trocken ist, bleibt er nicht auf den schroff abfallenden Berghängen liegen. Er rieselt hinab, und der Wind häuft ihn in Schluchten und Milden an. Dort bilden sich große und tiefe Schneefelder. Da der Schnee nicht wegtaut, wächst die Schneemasse immer mehr. Jährlich fällt nun beinahe 1 m Schnee. Denkt nun, er bliebe ewig liegen! Da müßten sich die Hochalpen schon längst in einen tiefen Schneemantel gehüllt haben! Da dürfte man überhaupt keinen Felsen, kein Erdreich mehr sehen, wenn der gefallene Schnee ewig dort oben liegen bliebe! Wir sehen aber viele nackte Felsen. Der Schnee bleibt eben gar nicht ewig dort oben. Kann er oben tauen? Wie kommt er nach unten? Zunächst bleibt der Alpenschnee gar nicht immer so leicht und staub- förmig. Die strahlende Sonne erwärmt die obersten Schichten ein wenig. So wird der Schnee feucht und gefriert dann wieder. Das wiederholt sich nun in einem Jahre sehr oft. Dadurch verwandelt sich der ursprünglich staubartige Schnee allmählich in eine feste, feinkörnige Masse. Sie wird Firn genannt, d. h. alter Schnee. Der Alpenbewohner weiß ganz genau, was Neuschnee und was Firnschnee ist. Der Firnschnee sammelt sich in Milden und Tälern. Die von Firnschnee bedeckten Mulden und Täler nennt er Firnfelder oder Firnmeere. Die obere Decke ist oft so fest und hart, daß man darüber schreiten kann, ohne einzusinken. Darunter liegt der Schnee in gewaltiger Tiefe, 50 m tief, ja 100, 200 und an manchen Stellen sogar bis zu 500 m tief. Da seht ihr gleich, was das für tiefe Schluchten wären, wenn sie nicht vom Firn ausgefüllt wären! Viele dieser Schluchten wären gänzlich unzugänglich oder höchst gefährlich. Ist auch der Schnee nur leicht, ein Gewicht hat er doch. So drücken die oberen Schneeschichten auf die unteren. Welchen Druck mögen da die untersten Firn- schichten auszuhalten haben, wenn das Firnfeld 300 oder gar 500 m tief ist! Drückt man auf den Schnee, so entweicht die Luft und die Schneekristalle ge- frieren zu einer festen Masse. Ihr wißt das aus eigener Erfahrung. Drückt man den Schneeball fest und lange, so wird er eisig. Je dichter und stärker der Sckmee zusammengepreßt wird, desto härter wird er. Ihr preßt den Schnee vielleicht

7. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 13

1914 - Langensalza : Beltz
I. Die Alpen. 13 eine Minute lang; die Firnfelder haben den Druck nicht nur einen Tag, einen Monat lang, sondern viele Jahre lang auszuhalten. So geht der Firnschnee allmählich in Eis über. Am Montblanc dauert das 18 Jahre. In dieser langen Zeit ist aus lockerem Schnee festes Eis geworden. Aus dem Firnfelde ist ein Gletscher geworden. Natürlich ist der Gletscher nicht mehr so tief wie das Firnmeer. Die Schneemasse ist ja zusammengedrückt. Doch sind viele Gletscher noch sehr tief; 20—30 m tief sind viele; andere haben eine Tiefe von 30—50 in; die großen Gletscher sind 50—100 in und einige sogar 100—200 in tief. Dazu haben diese Eisströme eine bedeutende Länge; sie sind 1—6 Stunden lang. Manche Gletscher nehmen daher eine stattliche Fläche ein. Der größte Gletscher (der Aletschgletscher in den Berner Alpen) ist 24 km lang und bedeckt eine Fläche von 115 qkm. Dabei ist er stellenweise bis zu 2000 m breit. Da könnt ihr ahnen, welch ungeheure Eismassen ein solcher Gletscher in sich birgt! 5) Jhrebewegung. Wir nennen die Gletscher Eisströme. Sie be- stehen ja aus Eis; sie bewegen sich auch wie ein Strom. Freilich ist ihre Abwärts- bewegung sehr gering; sie ist wie ein Gleiten oder Glitschen. Daher rührt auch ihr Name. Das Wasser der Bäche und Flüsse fließt nicht gleich schnell. Je größer das Gefälle ist, desto schneller fließt es, desto größer ist die Strömung; je kleiner das Gefälle ist, desto geringer ist die Strömung. Im Niederlande sieht man oft gar keine Bewegung des Wassers, und doch fließt es noch, aber nur sehr lang- sam, fast unmerklich. Die Gletscher fließen erst recht langsam; denn sie bestehen ja aus festem Eis; das kann gar nicht so fließen wie Wasser, sondern nur rutschen, gleiten, sich langsam nach unten vorschieben wie dickflüssiger Honig. Manche Gletscher gleiten in einem Jahre nur wenig Meter abwärts, andere aber 100 bis 250 m. Täglich rücken die langsamsten nur einige Zentimeter vor, die schnell- sten aber einen halben bis 3/4 m. Das ist nicht viel; aber im Laufe der Zeit ge- langt so alles Eis nach unten. Sehen wir an einem großen Gletscher Eisstücke am Ende, dann ist der Schnee, woraus diese entstanden sind, vielleicht schon vor 100—500 Jahren gefallen. Der Gletscher besteht aus Eis; aber dies ist nicht so fest wie das Eis, das sich auf unseren Teichen bildet. Das Gletschereis ist locker und besteht aus zahl- losen einzelnen Körnern und Stückchen. Diese Körner können sich leicht ver- schieben. Die oberen Schichten drücken auf die unteren. Nun sind aber die Firn- und Gletscherbetten nach unten geneigt. So entsteht ein doppelter Druck nach unten, nämlich: ein senkrechter und ein schräger von der Höhe nach dem Tale zu. Dazu kommt sehr oft noch ein seitlicher Druck, wenn sich das Glet- schertal verengt; dann pressen sich die Eiskörner nach der Mitte zu zu- sammen; wir haben dann vielerlei Druck: D—> \ \ ® . Dadurch verschieben sich die einzelnen Körner und kommen stets ein wenig weiter nach unten. Unaufhörlich bilden sich im Gletscher kleine Risse und Spalten. Doch ge- frieren die Körner immer wieder zusammen. Ist das Gletschertal sehr eng, dann staut sich das Eis auf und erreicht daher eine große Tiefe. So verengt sich das Tal des Rhonegletschers einmal von 2400 m auf 800 m. Da könnt ihr euch denken, wie das dort knacken und krachen mag, wenn die Eismassen bersten und brechen. Kommt der Gletscher an eine Biegung, dann staut sich das Eis an der inneren Seite, während die äußere viele größere Risse erhält. Zuweilen muß der

8. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 14

1914 - Langensalza : Beltz
14 I. Die Alpen. Gletscher über einen Felsenriegel gleiten. Zunächst stößt er daran und staut sich an. Immer höher pressen sich oberhalb die Eismassen. Dabei schieben sich die unteren über den Felsenriegel vor. Endlich bekommen sie das Übergewicht und stürzen in die Tiefe. Donnernd reißen sich diese Massen los. Dadurch sind breite Spalten und Klüfte entstanden. Das obere Eis fällt später nach, und nach einiger Zeit haben sich die Spalten wieder geschlossen. Kommt der Gletscher an eine weite Stelle im Tale, so breitet er sich ans und wird flacher. Dadurch entstehen auch viele Spalten. Sie gehen der Länge nach. So gibt es in jedem Gletscher zahllose Längs- und Querspalten. Diese klaffen zuerst immer mehr auseinander, dann schließen sie sich wieder. Manche sind kaum so breit wie ein Messerrücken; andere klaffen einen Fuß breit, ja einen Meter und zuweilen sogar mehrere Meter auseinander. Manche gehen nicht tief; andere gehen fast bis auf den Grund und sind daher 20—200 m tief. An manchen Stellen sind wenig Spalten, an anderen so viele, daß nmn gar nicht wandern kann. Gefährlich sind die großen und tiefen Spalten. In sie kann leicht ein Wanderer Hinein- stürzen. Da werdet ihr sagen: Da muß man die Augen aufmachen und sehen, wo eine Spalte ist. Das tut schon jeder Gletscherwanderer. Aber die Spalten sind oft gar nicht zu sehen. Es hat sich nämlich oft über sie eine Schneebrücke geschlagen. Tritt nun der Wanderer auf diese dünne Schneebrücke, dann bricht sie zusammen, und er stürzt in die Spalte. Das ist eine gefährliche Sache. Schon beim Sturz kann er sich an vorstehenden Eiszacken sehr verletzen. Ist er aber tief hineingefallen, wie soll er da wieder herauskommen? Schon mancher kühne Alpenwanderer ist in den Gletscherspalten ums Leben gekommen und fand darin ein kühles Grab. Nach vielen Jahren fand man seinen Leichnam oder seine Kleider weit unten. Sie waren vom abwärts gleitenden Eise mit ins Tal hinab getragen worden. Deswegen geht niemals ein Wanderer allein über einen Gletscher. Dazu binden sie sich an starke Seile. Fällt einer in eine verborgene Spalte, dann wird er durch das Seil gehalten. Zuweilen reißt aber das Seil entzwei. Dann kann man ihm ein neues Seil hinablassen, er bindet es um seinen Körper und läßt sich dann emporziehen. Trotzdem verunglücken alle Jahre noch viele Gletscherbesteiger. o) Die Moränen. Die Gletscher bringen nicht bloß viel Eis ins Tal hinab. Sie tragen auch zahlloses Geröll auf ihrem riesigen Eisrücken. Frost und Hitze macht selbst den härtesten Felsen mürbe. Unaufhörlich bröckeln kleine oder größere Stückevon den Felsenkuppen ab und rollen den steilen Abhang hinunter. Sie fallen auf das Firnseld oder den Gletscher. Dort bleiben sie liegen und werden nun langsam mit abwärts bewegt. Diese Geröllmassen heißen Moränen. Zunächst finden sich an den Seiten des Gletschers Moränen, denn hier sammelt sich das herabgefallene Geröll an. Man nennt diese Steinlinien Setten- moränen. Mündet nun ein Seitengletscher in einen Hauptgletscher, dann stoßen die beiden inneren Seitenmoränen in der Mitte zusammen. _ Sie ver- einigen sich zur M i t t e l m o r ä n e. Hat ein Hauptgletscher recht viel Neben- gletscher, dann hat er auch viele Mittelmoränen. Nun geraten viele Steine unter den Grund des Gletschers; sie bilden die Grundmoräne. Die Steine der Grundmoräne haben den größten Druck auszuhalten. Sie werden tüchtig gerieben und abgeschliffen; sie sind daher glatt oder gestreift, geschrammt. Andere sind ganz zu Sand und Schlamm zerrieben. Natürlich reiben diese Steine auch den Felsboden des Gletscherbettes und auch die Felsenränder an der Seite. So findet man überall Schliffe und Schrammen, die von den Gletschern herrühren. Weicht ein Gletscher zurück, so sieht man an seinen Moränen und Schliffen, wie weit er früher gegangen ist.

9. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 15

1914 - Langensalza : Beltz
I. Die Alpen. 15 Wo der Gletscher endet, dort bleiben natürlich alle mitgeführten Steine liegen. Hier bildet sich die E n d - oder S t i r n m o r ä n e. Ist der Gletscher groß und lang, dann hat er auch eine mächtige Endmoräne. Die Gletscher bleiben sich nicht gleich. Sie schwanken in ihrer Größe; ein- mal nehmen sie zu, dann nehmen sie wieder ab. Sie rücken eine Zeitlang vor, dann ziehen sie sich wieder zurück. Es regnet und schneit doch auch nicht in einem Jahre genau so viel wie in allen andern, sondern bald mehr, bald * weniger. Auf schneereiche Jahre folgen schneearme Jahre. Aus heiße Sommer folgen kalte Sommer. In heißen Sommern tauen die Gletscher schneller, sie werden also kürzer. In nassen und kalten Sommern tauen sie langsamer, sie rücken da weiter nach unten und werden länger. Manche Gletscher sind da^ ftüher viel größer gewesen als heute. Woher weiß man das? Die alte Endmoräne sagt uns das. Wo sie liegt, dort hat der Gletscher einst aufgehört. Wird er kleiner, dann bildet er weiter oben eine neue Stirnmoräne. Mißt man die Ent- fernung zwischen der alten und neuen Endmoräne, dann weiß man, wieviel Meter der Gletscher kleiner geworden ist. Rückte der Gletscher aber wieder vor, dann schöbe er die neue Endmoräne mit vor und vereinigte sie mit der alten. ä) Das Abschmelzen. Die Firnfelder bilden sich nur oberhalb der Schneegrenze, die Gletscher gehen aber weit herunter. Sie kommen also auch in die Höhen, wo die Sonne in der wärmeren Jahreszeit schon kräftig zu tauen ver- mag. Daher wird am Tage stets die oberste Eis- schicht mehr oder minder aufgetaut. Es bilden sich kleine Rinnsale und Bächlein. Das Wasser rieselt in Vertiefungen. So finden sich auf der Oberfläche zahlreiche Rinnen. Kommt es an eine Spalte, so stürzt es hinab. Bilden sich trichterförmige Löcher, dann nennt man sie Gletschermühlen. Diese reichen oft bis zum Grunde des Glet- schers. So schmilzt am Tage stets eine Menge Eis. Im Innern und auf dem Grunde des Gletschers finden sich Adern für das Gletscherwasser. Ist der Gletscher ziemlich groß, dann ist sein Bach auch wasserreich. An seinem Ende bildet sich dann in der Regel eine mächtige Öffnung, das Gletschertor. Brausend strömt daraus der Gletscherbach hervor. Sein Wasser ist trübe, ist es doch mit Schlamm und Sand gemischt. Dazu ist es eiskalt. Der Rhein, die Rhone, der Inn, die Aare und viele andere Flüsse entstehen als Gletscherabflüsse. Schmölze der Gletscher nach unten zu nicht fortwährend ab, dann müßte er immer tiefer ins Tal vorrücken. Alte Endmoränen

10. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 16

1914 - Langensalza : Beltz
16 I. Die Alpen. Manchmal fallen große, breite Blöcke auf den Gletscher. Sie wandern mit dem Eise abwärts. Dort taut nun das Eis rings um den Block. Aber das Eis, worauf er liegt, kann nicht tauen, da es nicht von der Sonne beschienen und erwärmt wird. So bildet sich allmählich eine Eissäule, worauf der Block liegt. Das Ganze sieht aus wie ein Eispilz mit steinernem Hute. Man nennt das einen G let- sch e r t i s ch. Je mehr das Eis ringsumher abtaut, desto höher wird die Eissäule. Nun treffen aber die Sonnenstrahlen die unteren Teile der Säule. Sie schmilzt daher auch allmählich. Da wird ihr die Last zu schwer, sie bricht zusammen, und der Block rollt herunter. Dann kann er abermals einen Gletschertisch bilden. e) Die Bedeutung der Gletscher im Haushalte der Natur. 1. Sie bilden die notwendigen Abflüsse der gewaltigen Schneemengen, die im Hochgebirge fallen. Ohne sie würden sich die Schneemassen immer mehr anhäufen und alles in Eis und Schnee hüllen und alles Leben ersticken. 2. Sie sind die gewaltigen Vorratskammern, aus denen die Flüsse selbst in den trockensten und heißesten Sommern ihr Wasser erhalten. Je heißer der Sommer ist, desto mehr Wasser liefern sie. Wird ein Fluß von Gletschern gespeist, so ist er auch im Sommer wasserreich. Ungeheure Wassermengen liefern die Gletscher im Sommer. Sie sind daher natürliche Sparkästen oder Talsperren, die die Flüsse gerade in der trockensten Zeit mit Wasser versorgen. (144 Mill. ebm Wasser an einem heißen Sommertage.) 3. Sie vermehren die Zugänglichkeit des Hochgebirges. Sie füllen tiefe Schluchten aus, die man sonst gar nicht überschreiten könnte. Trotzdem sie Gefahren bieten, sind sie doch auch wichtige natürliche Verkehrswege in den Hochalpen. 4. Sie helfen mit an der Abtragung der Alpen. Sie tragen beträcht- liche Mengen von Geröll und Schutt abwärts. Das haben sie nament- lich in uralten Zeiten in größtem Maße getan, als sie noch bis weit nach Bayern hineinreichten. Zu jener Zeit waren die Alpen auch noch weit höher als jetzt (gegen 1000 rn). Um so viel niedriger sind die Alpen schon geworden. 5. Sie regeln den Wasserreichtum der Flüsse. Gegen Ende des Winters schmilzt der Schnee in den Vorbergen und den unteren Voralpen und führt so den Flüssen viel Wasser zu. Im Frühlinge aber schmilzt der Schnee in den oberen Voralpen, sowie in den Mittelalpen. Im Sommer tauen die Gletscher am stärksten, im Herbste taut der Schnee der mittleren und unteren Höhen. So haben die Alpenflüsse einen ziemlich gleichmäßigen Wasserstand das ganze Jahr hindurch. 5. Die Lawinen oder Schneestiirze. Nicht bloß als Eis, sondern auch als Schnee gelangt der Alpenschnee in die Tiefe. Wie geht das zu? Der Schnee rutscht, gleitet, stürzt die Abhänge hinunter. Die gewaltigen Schneestürze heißen Lawinen. Es gibt zwei Arten von Lawinen. a) Die Staublawinen entstehen wenn auf eine harte Schnee- decke sehr viel neuer, lockerer, loser, staubartiger Schnee fällt. Auf den steilen Ab- hängen hat dieser lockere Neuschnee keinen Halt. Bei der geringsten Erschütterung löst er sich von seiner Unterlage. Es braucht nur ein Hase, eine Gemse darüber zu schreiten; oft genügt ein Windhauch, ein Büchsenschuß, um die lockere Schnee-
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