Germanii — (
gedichts von Aratos unter dem Titel Clandn Caesaris Arati Phaenomena, die sich durch dichterischen Schwung und geschickten Versbau auszeichnet und schon, im Alterthume commentirt worden ist. Mit Unrecht hat man sie dem Domitian zugeschrieben. Ausgabe sammt den Scholien von Breysig (1867). — Abhandlung von Zingerle (1867).
Germanii, Fsq^ixvloi, persischer Stamm. Rät. 1, 125.
Gerrliaei, Fsqq^lol, ein mächtiges, ans Chal-däa eingewandertes Handelsvolk mit der Hauptstadt Gerrha an der Ostküste Arabiens, nicht fern (200 Stadien) vom erythraiischen (persischen) Meerbusen; die Stadt hatte 5 Millien im Umsang. Strab. 16, 766. 778.
Tsqovöia (ßovxrj ysqovzcov), der Rath der Alteu, Name der obersten Staatsgewalt in aristokratischen Staaten (s. Bovlij). In Sparta bestand die Gernsia aus achtundzwanzig, mit den beiden Königen, die Stimme und den Vorsitz im Senate hatten, ans dreißig Mitgliedern. Sie mußten das sechzigste Lebensjahr überschritten haben und wurden ans Lebenszeit gewühlt, und es galt, früher wenigstens, für die größte Auszeichnung und höchste Belohnung, der Tugend, in den Senat zu gelangen (aqszrjs d&lov, Demosth. Lept. p. 489.). Seitdem die Trennung der Ho-moien von den übrigen Bürgern eingetreten war, wurden sie natürlich aus den ersteren gewählt. — Die Gerusia war nach Lykurgos' Einrichtung die wichtigste und einflußreichste Staatsbehörde, die Macht der Könige wie die der Ekklesia beschränkend. Schon die Lebenslänglichkeit und Unverantwortlichkeit ihrer Mitglieder gab ihr eine hervorragende Stellung. Ihre Thätigkeit war eine doppelte, einmal eine richterliche über gewisse schwere Vergehungen, die mit Tod oder Atimie bestrast wurden, namentlich über Verbrechen der Könige, sodann eine politische, indem in der Gerusia die dem Volke vorzulegenden Gesetze und Beschlüsse vorberatheu wurden. Eine Bestätigung der Senatsbeschlüsse durch das Volk war im Allgemeinen nothwendig. Mit dem wachsenden Einflüsse des Ephorats, das sich besonders aus die Ekklesia stützte, mußte das Ansehn der Gerusia, an deren Spitze die Könige standen, wie der ly-kurgischen Einrichtungen überhaupt sinken. — Aehn-lich war bei den Kretern die Macht der Gerusia, die auch als ßovl-j bezeichnet wird. Die Zahl der Mitglieder belief sich wahrscheinlich ans 28. Erwählt wurden sie aus den 10 xoöfioi (s. Kreta, 6.) nach tadelsreier Vollendung ihres Amtes. — Die homerischen Geronten sind die „Volksältesten", d. H. die vornehmsten, dem Oberkönige zur Seite stehenden Hänpter der edelsten Familien, wo der Begriff des Alters zurücktritt, wie im senatus in Rom, der signorie in Venedig, bei dem seignenr in Frankreich.
Geryönes s. Herakles, 9.
dvaöao/iioq,, Aeckervertheilnng, nebst dem Schuldenerlaß (%qemv a.ttov.our]) eine der Maßregeln, die in griechischen Staaten beim Siege des Demos über die herrschende Oligarchie einzutreten pflegten, lieber den weisen und vermittelnden Weg, den Solon, dem Verlangen der Volkspartei nach diesen Maßregeln gegenüber, einschlug, s. lg ä £lcc unter , 5.
Real-Lexikon des class. Alterthums. 5. Aust.
iesetzgebung. 449
Gesetzgebung. In dem ursprünglichen Zustande des hellenischen Staats wie des Staats überhaupt, erscheinen die Gesetze (voi^ol) nicht als etwas Gewordenes, Werdendes und Veränderliches, sondern als die feste Macht, die den Staat bestimmt, unveränderlich und ohne nachweisbaren Ursprung (s. auch "Aygacpol Der König als Reprä-
sentant der Richtergewalt ist der oberste Verwalter und Ailsleger der Gesetze. Wo nach dem allmählichen Absterben der patriarchalischen Staatsform die aus dem Zustande innerer Zerrüttung hervor-gegaugene Bildung neuer Verhältnisse und Beziehungen der staatlichen Elemente unter einander auch neue Gesetze, um die sich trennenden und befeindenden Elemente zu verewigen und zusammenzuhalten, nothwendig machte, war der gewöhnliche Weg der, daß die gesetzgeberische Thätigkeit einem einzelnen, in allgemeinem Vertrauen stehenden Manne übergeben wurde. So finden wir im epizephyrischeu Lokri den Zaleukos, in Katanci Eharondas, in Lakedaimon Lykurgos, in Athen Drakon und Solon durch das Vertrauen ihrer Mitbürger zur Herstellung eines neuen und geordneten Staatswesens berufen (s. auch Aisy-mnetes). Wo nun aber einmal geordnete und gesetzmäßige Zustände vorhanden waren, wurde das Aufheben bestehender und das Einrühren neuer Gesetze sehr erschwert, so auch in dem demokratischen Athen, so lange wenigstens als wirklich das Gesetz und nicht die Willkür der Ekklesia den Staat beherrschte, so lange nicht iprjqji'oaarcc au Stelle der ^o>o-. gesetzt wurden. Die Gesetzgebung war vielmehr nach der solonischen Verfassung der Gewalt der Volksversammlung so weit entnommen, daß in derselben (in der ersten zur Revision der Gesetze bestimmten Versammlung des Jahres) nur etwa mangelhaste Punkte bezeichnet und Wünsche ausgesprochen, Vorschläge gemacht wurden; die Entscheidung fiel dann den ans der Zahl der geschworenen Heliasten entnommenen Nomotheten anheim (s. Demosth. adv. Lept. p. 485.). Ueber das Verfahren vor den Nomotheten, welches dem gerichtlichen Verfahren entsprach, s. ’E%y.lr}-aca. — Eine Hauptstelle über die Entwickelung der römischen Gesetzgebung findet sich in einem Exeurse des Taeitns {ann. 3, 26—28.). Nach ihm war der erste wirkliche Gesetzgeber unter den Römern Servins Tullius, die Vorgänger begnügten sich mit einzelnen Bestimmungen. Doch werden von andern auch schon Gesetze des Romulus und der nächsten Nachfolger mit wörtlichen Citaten erwähnt; man nannte sie im Allgemeinen regiae leges (commentarii regum, Cic. Hab. 5, 15.). Sie sollen von einem Papirius gegen Ende der Kölligszeit (ins Papirianum) gesammelt sein. Einen Kommentar dazu verfaßte Granius Flaecns zur Zeit des Cäsar (liber acl Caesarem de indigita-mentis seriptua). Dion. Hai. 3, 36. Auch Kaiser Claudius suchte noch Gesetze des Königs Tullus Hostilius hervor (Tac. ann. 12, 8.). Die Gesetzgebung des Servins Tullius beruhte aus aristokratischer Grundlage, insofern sie auf dem Unterschied des Vermögens und dem staatlichen Ueber-gewicht der Reichen basirte. Nach Vertreibung der Könige nntrben wieder nur einzelne Gesetze gegen die Uebergriffe bet Patrizier gegeben, die aber boch die Freiheit der Bürger schützten und den Streit der beiden Stände im Ganzen in
29
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
142 *-
im Innern ist weder durch Straßen und Kanäle noch durch ein großartiges
Eisenbahnnetz unterstützt. Seehandelsplätze sind Cadix, Barcellona, Malaga,
Santander, Bilboa rc.
Spanien war früher als ein goldreiches Land bekannt, und der Berg-
bau scheint stark betrieben worden zu sein. Erst seitdem die unerschöpflichen
Goldgruben Amerikas für Spanien versiegt sind, scheint man den heimischen
Gruben wieder mehr Sorgfalt zu widmen. Außer dem bereits erwähnten
Quecksilberbergwerk in Almaden sind die bedeutendsten Blei- und Eisengruben
in Granuda und den baskischen Provinzen. Das Land hat überdies großen
Ueberstuß an Steinkohlenlagern und Mineralquellen aller Art.
Der spanische Volkscharakter weist viele gute Seiten auf, welche aber
durch die strenge politische und religiöse Bevormundung des Volkes arg ver-
wischt worden sind. Man rühmt vor allem an den Spaniern echte Vater-
landsliebe, Tapferkeit, Muth und Ausdauer, Redlichkeit, Ernst, Einsicht
und Lebendigkeit. Es gibt wenig Völker in Europa, welche dem Spanier
an Mäßigkeit gleichkommen. Ein spanischer Soldat begnügt sich für einen
Tag mit Wasser, Brot und einer süßen Zwiebel; „Oliven, Salat und Ra-
dieschen sind Speisen eines Ritters." Eben wegen ihrer Mäßigkeit und tapfern
Ausdauer sind die Spanier die besten Soldaten und Festungsvertheidiger.
Richt mit Unrecht wirft man dem Spanier Grausamkeit, Hochmuth, Rach-
sucht und Geiz vor. Die Volksbelustigungen der Spanier, die Stiergefechte,
denen Männer und Frauen aller Stände mit unbegreiflich innigem Wohl-
gefallen beiwohnen, empören und beleidigen unser Gefühl. Während sich in
allen übrigen Ländern Vereine bilden, um jeglicher Art von Thierquälerei
entgegenzuwirken, ergötzen sich die Spanier bei den Stiergefechten um so
mehr, je ärger ein Stier gehetzt, gestachelt, gebrannt und gemartert wird,
und achten in ihrer Freude kaum der Gefahren und Wunden, denen der
muthige Kämpfer sich der Zuschauer wegen aussetzt. Bei allen größeren
Städten in Spanien gibt es schöne Alamedas, mit Baumreihen bepflanzte
Spaziergänge, auf welchen am Abend ein ungemein reges Treiben herrscht.
Da klingen Guitarren und Castagnetten, Gesang und Flötenspiel und nicht
selten kann man den Nationaltanz, den Fandango, sehen.
Die Volksbildung in Spanien steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Von
17 Kindern wird eins unterrichtet, und kaum der vierte Theil der nach
unsern Begriffen schulpflichtigen Kindern besucht die Elementarschule. Die
sogenannten Gelehrtenschulen, Gymnasien und Lyceen, entsprechen ebenso wenig
wie die Universitäten unseren Anforderungen.
Die spanische Monarchie ist ein konstitutoneller Staat, dessen Königs-
würde in männlicher und weiblicher Linie erblich ist. Die Cortes, die spa-
nische Nationalversammlung, besteht aus 2 Kammern, dem Senat, der Kam-
mer der Proceres, und aus der Deputirten-Versammlung, der Kammer der
Procuratores. Der Kronprinz führt den Titel Prinz von Asturien, die
übrigen Prinzen heißen Infanten von Spanien. Die Finanzen der spani-
schen Monarchie sind sehr zerrüttet; die Staatsschuld, welche 4 bis 5000
Millionen Franken beträgt, hat in den letzten Jahren regelmäßig zugenommen.
Wir werden die wichtigsten Orte Spaniens nach den Kronländern auf-
führen, aus denen die Monarchie zusammengesetzt ist.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Muth Ernst Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: Barcellona Malaga Spanien Amerikas Spanien Almaden Granuda Europa Spanien Spanien Asturien Spanien Spaniens
81
gegenüber den englischen Maschinen-Waaren ein dauerhaftes Gespinnst liefern,
werden im In- und Auslande als vortrefflich betrachtet. Die Provinzen
Pommern, Posen, Ost- und Westpreußen beschäftigen sich neben dem Ge-
treidebau mit der sehr bedeutenden Production von Rohstoffen (Wolle, Thier-
häute, Flachs, Hans re.). In Schlesien ist neben der Weberei noch insbe-
sondere der Hüttenbau eine Hauptbeschäftigung der Bewohner. Die Maschi-
nen- und Porzellanfabriken in Berlin, die Tuch-, Seiden-, Glas-, Leder-
und Metallwaaren der Provinzen Brandenburg und Sachsen, die großen
Branntweinbrennereien in Nordhausen und die Zuckerfabriken in der Provinz
Sachsen haben überall hin reichlichen Absatz. Insbesondere müssen wir
aber noch die Gewerbthätigkeit der Rheinlande ins Auge fassen. Hier sind
drei Distrikte, deren Gewerbthätigkeit der englischen Industrie wenig nach-
stehen dürfte: 1) in der Umgebung von Elberfeld, Barmen und Solingen
sind neben den weltberühmten Fabriken von Metallwaaren ausgezeichnete
Webereien, Färbereien und Spinnereien; 2) in der Umgebung von Crefeld
finden sich bedeutende Seiden- und Baumwollefabriken; 3) in der Nähe von
Aachen (Eupen, Düren, Montjoie) bestehen vortreffliche Tuchfabriken. Auch
die dortigen Metall- und Lederwaaren werden gerühmt.
Seefahrzeuge, Eisenbahnen, Kunststraßen, schiffbare Flusse und Kanäle
begünstigen den Binnenhandel der preußischen Provinzen gar sehr. Die
wichtigsten Seehäfen sind Kiel, Stettin, Stralsund, Greifswald, Danzig,
Elbing, Königsberg, Memel. Bedeutende Handelsplätze im Innern sind:
Berlin, Frankfurt an der Oder, Breslau, Magdeburg, Köln, Elberfeld, Düssel-
dorf, Crefeld, Aachen rc.
Die preußische Bevölkerung ist vorzugsweise deutsch; Slaven gibt es
2 Millionen, und zwar Polen in Posen, Sorben oder Wenden in der Lausitz,
Kassuben in Hinterpommern. Weniger zahlreich sind außer den Wallonen
an der belgischen Grenze noch die Letten oder Litthauer in Ostpreußen.^ Wie
in Süddeutschland und Oesterreich der Katholicismus, so ist in dem nord-
deutschen Preußen der Protestantismus am stärksten ausgebildet. Von der
Gesammtzahl seiner Bewohner gehören 64,64 Proc. der evangelischen, 32,71
Proc. der katholischen und 2,65 Proc. anderen Confesionen an. Der Pro-
testantismus entspricht dem nach klarer Erkenntniß und Unabhängigkeit stre-
benden Wesen des Norddeutschen, also auch des Preußen.
In Bezug auf Intelligenz und Bildung nimmt Preußen die erste Stelle
in Deutschland, ja in Europa ein. Gute Volksschulen sind so ausreichend
vorhanden, daß kein Kind ohne Unterricht aufwächst. Zahlreiche und gut
eingerichtete Lehrerseminare haben einen sehr tüchtigen Lehrerstand dafür ge-
schaffen. Für den höheren industriellen Lebensberuf sorgen Real-, Gewerbe-,
Bau- und Forstschulen, für die Bildung der Gelehrten und höheren Beamten
treffliche Gymnasien und Universitäten. Die Zahl namhafter Gelehrten ist
sehr bedeutend, nicht minder die der Künstler auf allen Gebieten. Was
Fleiß und Ausdauer im Verein mit hervorragender Verstandesschärfe zu leisten
vermögen, das ist namentlich in den beiden letzten Jahrhunderten in Preußen
geleistet worden. In den unteren Volksschichten wird die Bildung auch durch
das Heerwesen bedeutend gefördert. Jeder gesunde junge Mann ist wehr-
pflichüg und dient, wenn er nur die Bildung der Volksschule erlangt hat,
drei Jahre, bei höherer Bildung nur ein Jahr. Erstere erhalten während
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
'
5 / *9
6 t r./,/V
/lijm/L h'if 7. ioz.]J,Q
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Posen Schlesien Berlin Brandenburg Sachsen Nordhausen Rheinlande Elberfeld Barmen Solingen Aachen Eupen Stettin Stralsund Greifswald Danzig Elbing Königsberg Berlin Frankfurt Breslau Magdeburg Elberfeld Crefeld Aachen Posen Lausitz Hinterpommern Ostpreußen Süddeutschland Oesterreich Proc Proc Proc Deutschland Europa
82
ihrer Dienstzeit oft noch besonderen Schulunterricht. Die ausgediente Mann-
schaft wird der Landwehr eingereihet. So ist Preußen „das Volk in Waffen"
geworden. Seine Kriegsmittel übertreffen an Vollkommenheit die aller an-
dern Völker. Der preußische Krieger ist menschlich, weil er gebildet ist.
Die preußische Handels- und Kriegsmarine hat in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Aufschwung genommen und besitzt jetzt in der Nord- und
Ostsee auch vortreffliche Häfen.
Preußen ist eine in männlicher Linie des Hauses Hohenzollern erbliche
constitutionelle Monarchie. Am 5. December 1848 gab Friedrich Wil-
helm Iv. seinem Lande eine constitutionelle Verfaffung, welche am 31. Jan.
1850 nach erfolgter Berathung in den beiden Kammern endgültig festgestellt
worden ist. Nach derselben steht dem Könige allein die vollziehende Gewalt
zu. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und
die beiden Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten,
ausgeübt. Das Herrenhaus besteht aus den volljährigen Prinzen des könig-
lichen Hauses, den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herrn, aus
Mitgliedern der großen Grundbesitzer, der großen Städte und der Universi-
täten, denen persönlich oder erblich das Recht verliehen ist, im Herrenhause
zu sitzen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 352 aus indirecter
Wahl hervorgegangenen Mitgliedern.
Eintheilung.
Bis zum Jahre 1866 zerfiel der preußische Staat in die 8 Provinzen:
Preußen, Posen, Schlesien, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und
die Rheinlande. Jede dieser Provinzen ist in Regierungsbezirke eingetheilt,
jeder Regierungsbezirk in Kreise. An der Spitze jeder Provinz steht ein
Oberpräsident, an der eines Regierungsbezirkes ein Präsident, an der eines
Kreises ein Landrath. Ueber die Benennung und Eintheilung der neu erwor-
benen Landestheile fehlen jetzt noch die Bestimmungen; wir führen sie daher
vorläufig als Provinzen mit ihren bisherigen Namen und Eintheilungen auf.
1. Die Provinz Preußen.
(1179 Q.-M. und 3,015,000 Einwohner.)
Sie bildet den östlichsten Theil des Staates wie überhaupt Deutschlands,
wird im Osten und Süden von Rußland (Litthauen und Polen) begrenzt,
im Norden von der Ostsee. Von größeren Flüssen gehört der Provinz der
Pregel ganz an, von der Memel und Weichsel nur der Unterlauf. Etwa
der dritte Theil des Bodens wird durch einen unfruchtbaren sandigen Land-
rücken gebildet, der übrige Theil desselben ist dagegen sehr fruchtbar und
erzeugt neben großen Waldungen und fetten Wiesen eine Fülle von Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Kartoffeln, begünstigt daher auch die Vieh-
zucht in hohem Grade, namentlich die des Pferdes und Rindes. Die
Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich darum auch mit Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Handel blüht in Danzig, Königsberg und Memel. Die ursprüng-
liche Bevölkerung besteht aus Litthauern, Slaven, Masuren und Kassuben;
die Deutschen, die jetzt 2/3 der Bewohner ausmachen, sind nach und nach
eingewandert.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Jan
115
Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
8*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
213
theils an sich gezogen haben. Die Streitigkeiten, in welche die Sikhs mit
den Moslemin und den Großmoguln geriethen, machten sie wild und krie-
gerisch. Aus Kriegern wurden sie Räuber und Eroberer und stifteten das
Königreich Lahore, kehrten aber 1839 die Waffen auch gegen einander, so
daß die Engländer sich genöthigt sahen, diesen Händeln an ihren Grenzen
ein Ende zu machen, und den größten Theil des Königreichs Lahore an sich
zu ziehen. Die ungemein schöne Landschaft Kaschmir soll äußerst mild und
ergiebig sein; sie war der Hauptplatz für die berühmten Kaschmir-Webereien,
welche ehedem 16,000 Webstühle beschäftigten. Jetzt sollen nur noch 6000
im Gange sein, das Land der Arbeitskräfte entbehren und das Volk, durch
Lug und Trug geächtet, vielfach Mangel leiden. Kaschmir am Dschilum,
40,000 E.
2. Das Königreich Nepal
ist ebenfalls ein hochgelegenes Alpenthal am Himalaya, wo der Dhawala-
giri sich erhebt, und hat ebenfalls einen bedeutenden Theil seines Gebietes
an England (1815) abgetreten. Der König residirt in Kathmandu, 40,000
Einw. Da die königliche Familie dem kriegerischen Stamme der Ghorkas
daselbst entsprossen ist, so nennt man in Indien Nepal häufig nur das
Königreich der Ghorkas.
3. Das britische Indien.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts trat in London eine Handelsgesell-
schaft zusammen, welche allmählich zu 2000 Mitgliedern herangewachsen war,
die englisch-ostindische Compagnie. Sie hatte zuerst um das Privilegium
des ausschließlichen Handels mit Ostindien und China nachgesucht, dasselbe
auf 20 Jahre erhalten, Colonien angelegt und ihren Besitzungen allmählich
die Ausdehnung gegeben, welche sie gegenwärtig daselbst haben. Alle 20
Jahre wurde bisher dieser Freibrief erneuert; die Besitzungen der Compagnie
waren von der Regierung jeder Zeit genau beaufsichtigt. 24 Mitglieder der
indischen Compagnie bildeten das Direktorium. Dieses wählte den General-
Gouverneur für Ostindien; er entschied über Krieg und Frieden, schloß Ver-
träge, erließ Verordnungen, übte das Begnadigungsrecht rc. 4 Beamte, der
Obergeneral des Heeres und noch 2 Staatssekretäre standen ihm rathend
zur Seite. Rief das Direktorium der Compagnie in London den General-
Gouverneur ab, so hatte er unverzüglich zu gehorchen. Um aber tüchtige
Offiziere und Beamte für Indien heranzubilden, hatte das Direktorium für
Indien eigene Civil- und Militärschulen in London errichtet. Die Krone,
welche alle Schritte des Direktoriums genau überwachte, hatte auch das Be-
stimmungsrecht. Tie britische Kriegsmacht in Indien betrug bisher 300,000
Mann, worunter aber nur 35,000 Europäer waren. Rur die oberen Offi-
ziere waren Engländer, Subalternoffiziere und Aerzte aber Inder, wie denn
überhaupt die Eingebornen möglichst auch im Civildienst verwendet werden,
um sie der englischen Herrschaft geneigt zu machen und zu erhalten. Seit
1857 hat die englische Krone die Besitzungen der englisch-ostindischen Han-
delscompagnie selbst übernommen, und das derselben'ertheilte Privilegium
zurückgezogen.
Der Hauptgrund, daß überhaupt die englischen Colonieen ganz andern
Erfolg hatten, als die spanischen und portugiesischen, ist ohne Zweifel der:
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Lahore Lahore Kaschmir Kaschmir Dschilum Nepal Himalaya England Kathmandu Indien_Nepal Indien London Ostindien China Ostindien London Indien Indien London Indien
— 60 -
Amerika 74 Millionen.
Australien 3 zji „
so vertheilt sie sich auf die einzelnen Religionen also:
Christen 370 Millionen.
Juden 7
Muhamedaner 75
Heiden 500
8 51.
Die staatlichen Cinrichtnngen der Völker.
Die Menschen leben gern in größern geselligen Vereinen bei einander,
und bilden auf diese Art große Familien. Sowie diese eines Hauptes be-
darf, welches die Angelegenheiten des Hauses leitet, ordnet und die Schwä-
chern schützt, so bedarf auch die Familie der Erwachsenen irgend eines Vor-
standes, welcher die Interessen dieser Körperschaft in allen Verhältnissen ver-
tritt. Wo mehrere Familien nun zu einer größern Vereinigung zusammen-
treten, entsteht eine Gemeinde, welche je nach Verhältniß der Größe oder
Lage ein Dorf, einen Flecken oder eine Stadt bewohnt. Viele Gemeinden,
welche zu einem Ganzen unter gemeinschaftlicher Leitung, Verwaltung und
Gesetzgebung vereinigt sind, bilden einen Staat. Dieser führt nach seinem
Umfange und nach der Art der ihn leitenden Regierung verschiedene Namen:
Kaiserthum, Königthum, Großherzogthum, Kurfürstenthum, Herzogthum,
Fürstenthum, Landgrafschaft, Grafschaft, Republik oder Freistaat.
Die Staaten haben entweder eine monarchische, oder eine republikanische
Regierungsform, je nachdem die höchste Gewalt im Staat erblichen Ober-
häuptern, oder wählbaren und von der Regierung nach Verlauf eines be-
stimmten Zeitraums abtretenden Lenkern übertragen ist. Beide Regierungs-
formen spalten sich wiederum in verschiedene besondere Arten, je nach dem
Grade der Macht und der bürgerlichen Stellung der Obern.
Man nennt eine Monarchie unumschränkt oder absolut, wenn der Herr-
scher eines Staates das Recht der Gesetzgebung mit der Ausführung dersel-
den in einer Person vereinigt. Seine Macht ist durch Nichts eingeschränkt,
als durch sein Gewissen, durch das Herkommen und alte bestehende Ge-
bräuche. Gilt aber nur der Wille des Monarchen als höchstes Gesetz, ohne
sich an irgend eine Rücksicht, Gesetz re. zu kehreu, so wird der Herrscher ein
Despot genannt.
Dagegen spricht man von einer eingeschränkten Konstitutionellen) Mo-
narchie, wenn der Wille des Herrschers durch ein Staatsgrundgesetz (Con-
stitution oder Charte), welches die Rechte und Pflichten des Monarchen und
des Volkes darstellt und begrenzt, gebunden ist. Das Wesen einer consti-
tutionellen Monarchie ist in Folgendem enthalten:
An der Spitze des Staates steht ein unverantwortliches Oberhaupt,
dessen Rathgeber, die Minister, dagegen für die Verfassunngsmäßigkeit seiner
Handlungen und staatlichen Anordnungen den Abgeordneten des Volkes (Kam-
mer, Reichstag, Ober- und Unterbaus, Stortbing, Generalftaaten, Cortes)
verantwortlich sind. Darum hat in eineni constitutionellen Staate keine
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
61
Verordnung des Monarchen gesetzliche Gültigkeit, wenn dieselbe nicht von
einem der ernannten Minister mit unterzeichnet oder contrasignirt ist. Der Mo-
narch hat das Recht, seine Staatsräthe oder Minister zu ernennen und zu
entlassen. Die Abgeordneten des Volkes, welche sich gewöhnlich in zwei
Häusern oder Kammern (das Einkammer- und das Zweikammersystem) ver-
sammeln, haben das Recht, das Budget, d. h. den Staatshaushalt, zu prüfen,
die Steuern zu bewilligen, die vom Ministerium vorgelegten Gesetzesentwürfe
zu genehmigen, abzuändern oder zu verwerfen, selbständige Vorschläge und
Anträge vorzubringen, die Verwaltung zu überwachen und eine Verletzung
der Constitution zu ahnden. Die Beschlüsse der Abgeordneten haben ohne
Zustimmung des Monarchen, mit Ausnahme von Strafanträgen und Unter-
suchungen, keine Geltung; der Monarch kann mit andern Worten ein „Veto"
einlegen.
Unterschieden von der constitutionellen Monarchie ist die ständische Ver-
fassung. Diese gibt dem Volke bei den wichtigsten Angelegenheiten kein Recht,
sich im Allgemeinen an der Verwaltung des Staates irgendwie zu betheiligen,
sondern stellt es der Krone oder dem Monarchen anheim, sich in wichtigen
Fällen des Rathes erblicher, nach Ständen erwählter Vertreter zu bedienen.
In einem Freistaat (Republik) wird die Verwaltung vom Volke selbst
oder von gewählten Beamten geübt, welche nach Ablauf einer bestimmten
Amtszeit wieder in das Privatleben zurücktreten. Gewöhnlich steht an der
Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie z. B. in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas. Ein Präsident wird auf eine Reihe von
Jahren vom Volke entweder direct oder indirect gewählt. In der Schweiz
bekleidet ein Bundesrath von 7 Mitgliedern die Präsidentschaft des Frei-
staates. Im Allgemeinen handelt der Präsident und der Bundesrath nicht
selbständig, sondern führt die Beschlüsse der obersten Rathsversammlungen (in
Nordamerika des Senats und der Repräsentantenkammer, in der Schweiz
des Stände- und Nationalraths) aus. Die republikanischen Verfassungen
sind entweder aristokratisch, oder demokratisch, je nachdem die Verwaltung der
Staatsangelegenheiten den Angesehensten, den Reichsten oder Gebildetsten, oder
der Gesammtheit des Volkes übergeben ist. Von der Demokratie ist die
Ochlokratie wohl zu unterscheiden; darunter versteht man die Herrschaft des
Pöbels, der ungebildeten Volksmasse, welche sich der Staatsgewalt bemäch-
tigt hat.
8 52.
Die Völker und Staaten von Europa.
Die Völker von Europa sind unter den Völkern der ganzen Erde die
gebildetsten und mächtigsten. In keinen: andern Erdtheile finden sich so thä-
tige Bewohner, wie in Europa. Ackerbau, Handel, Kunst und Industrie,
insbesondere die Wissenschaften sind nirgends in solcher Blüthe, wie in Europa.
Die vortheilhafte Lage Europa's in der Nähe zweier anderer großen Con-
tinente, die große Entwicklung der Küsten und die vielen Meereseinschnitte
haben das Innere leicht zugänglich gemacht und dem Handel geöffnet.' Europa
herrscht jetzt über die ganze Erde; überall entstehen neue Colonien von Euro-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Nordamerika Europa Europa Europa Europa Europa
64
menschen (Samojeden íinb Kamtschadalen); 6) die Bewohner des Kaukasus,
unter denen die Tscherkessen oder Cerkassier und Georgier durch ihre Schön-
heit , Tapferkeit und Freiheitsliebe berühmt sind. Neben diesen Völkerschaften
sind viele fremde Kolonisten eingewandert, welche außer dem seit 1217 in
Livland, Esthland und Kurland ansässigen deutschen Adel über das ganze
Kaiserthum verbreitet sind. Nur in dem Gouvernement Astrachan sollen über
100,000 Deutsche in 100 Dörfern wohnen. Das dichtbevölkertste Gou-
vernement Rußlands ist Kaluga; hier wohnen 3000 Seelen auf einer Qua-
drat-Meile.
Die Rusien sind in der Regel untersetzte, starke, aber nicht schöne
Leute. Sie lieben berauschende Getränke, Musik, Tanz und Spiel; beson-
dere Sorgfalt verwenden sie auf den Bartwuchs. Nationale Belustigungen
sind Schaukeln, Schlitteln auf künstlichen Rutschbahnen, Schlittschuhlaufen,
Fahren rc. Nächst dem Osterfeste ist die Wasserweihe oder das Iordansfest
am Epiphanias-Tage (6. Jan.) ein großes Kirchen- und Volksfest. Die
Bäder sind den Russen allgemeines Bedürfniß; nach dem heißesten Schwitz-
bade stürzen sie sich in eiskaltes Wasser. Sie sind unwissend, gleichgültig
gegen Gefahren und sehr folgsam. Von Gemüthsart sollen die Russen im
Innern des Landes gutmüthig, mitleidig und hülfreich sein; die Grenz-
bewohner aber werden als heimttickische, habsüchtige und gefährliche Leute
geschildert. Der gemeine Russe lebt ärmlich in schmutziger Hütte und nimmt
von seinen Vorgesetzten die härtesten Zuchthiebe ruhig hin. Ehrgefühl besitzt
er nicht. Der Vornehme, welcher Pracht und Aufwand in Wohnung, Klei-
dung und Nahrung liebt, verhängt ohne Mitleid gegen seine Untergebenen
und Leibeigenen die härtesten Strafen und Qualen. Geselligkeit geht den
Russen über Alles; Ordnungsliebe, Arbeitslust und Reinlichkeit fehlen ihnen.
Während sie daheim in Hitze und Kälte, Hunger und Durst munter und
unverdrossen sind, haben sie sich im Ausland durch Anmaßung, Unverschämt-
heit im Begehren, Gefräßigkeit und viehische Trunkenheit die Verachtung
gebildeter Völker zugezogen. Im europäischen Rußland sollen nur 6 Mil-
lionen lesen und schreiben können. Die vorherrschende Religion der Russen
ist die griechisch-katholische; das sichtbare Oberhaupt der Kirche ist der Czaar,
„der Gott der Russen." Sie hat viel Ceremoniel in ihrem Cultus, ge-
bietet das Fasten und die Verehrung der Heiligen, und duldet Andersgläubige.
Der strenge Standesunterschied, welcher in ganz Rußland herrscht, verschwin-
det in der Osterwoche beinahe ganz; der gemeine Russe tritt z. B. am hei-
ligen Osterfeste in den Saal seiner Herrschaft und schenkt ihr unter drei-
fachem Kusse mit dem Ausruf: „Christus ist erstanden!" ein Ei, woraus
er mit dem Gegengruß: „Er ist wahrhaftig auferstanden!" ebenfalls ein
Osterei bekommt.
Die Centralbehörden des russischen Reichs sind der Reichsrath, der die
höchste berathende Behörde ist, der dirigirende Senat, welcher die höchste
Instanz in Iustizsachen bildet, der heilige Synod als die höchste geistliche
Behörde der griechisch-katholischen Kirche, und endlich das Staatsministerium,
welchem die ausübende Gewalt übertragen ist.
Man unterscheidet in Rußland folgende Stände: 1) den Geburtsadel;
2) den Amtsadel, welcher den Beamten nach ihren Verdiensten und Aemtern
ertheilt wird, erblich ist und bei feierlichen Gelegenheiten den Vorrang vor
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
310
waren, so ließen sich die Franzosen herbei, dieselbe nach und nach, ohne von
Spanien belästigt zu werden, an sich zu ziehen, bis denn 1794 der fran-
zösische Nationalkonvent die Neger für freie Brüder Frankreichs erklärte,
worauf diese alle Franzosen auf der Insel ermordeten, und sich ganz von
Frankreich lossagten. Sie errichteten eine Republik, welche aber von An-
fang an in arge innere Streitigkeiten verfiel. Die freigewordenen Neger
behielten französische Sprache und Sitten, die sie sich durch langen Umgang
angeeignet hatten, bei, und arbeiteten anfangs fleißig und unverdrossen; jetzt
sind sie faul und lässig geworden, so daß die jetzige Ausfuhr von Haiti ein
Schatten gegen die frühere und im steten Sinken begriffen ist. Den west-
lichen Theil der Insel hatte 1849 der damalige Präsident Faustin Sou-
louque in §in Kaiserreich umgewandelt und sich zum Kaiser (Faustin I.)
gemacht; er wurde 1859 verjagt. Der östliche Theil war der republikanischen
Einrichtung treu geblieben. Seit dem 5. Mai 1865 bildet der östliche
Theil der Insel die Republik San Domingo (8io Q.-M. und 2oo,000
Einw.) mit der Hauptstadt San Domingo, 15,000 E., der westliche die
Republik Haiti (480 Q.-M. und 700,000 E.) mit der Hauptstadt Port
au Prince, 21,000 E.
Fünfter Abschnitt.
8 119.
Australien.
1. Gliederung von Australien.
Australien ist von den 5 Erdtheilen noch am unbekanntesten und bietet
in allen Verhältnissen, soweit wir dieselben gegenwärtig übersehen, eine große
Einförmigkeit. Den Flächeninhalt des continentalen Australien schätzt man
auf 138,Ooo, den des insularen auf 22,000 Q.-M.; die Gesammtein-
wohnerzahl schlägt man auf 2 ('2 Mill. an, die des Continents und der
nächsten Inseln auf 1,120,Ooo. Eine Volkszählung in Südaustralien im
Mai 1866 hat 164,165 Seelen ergeben, eine Zunahme von 37,335 seit 1861.
Australien erscheint als ein abgerissenes Stück des Continents der öst-
lichen Halbkugel, mit welchem es durch eine Reihe größerer oder kleinerer
Inseln in loser Verbindung steht. Der Kontinent ist fast gar nicht geglie-
dert; nur an der Nordseite befindet sich die Halbinsel Carpcntaria. Die
Inselwelt, welche Australien umgibt, haben wir theilweise, wenn auch nur
dem Namen nach, schon § 26 kennen gelernt. Die Küsten führen verschie-
dene Namen, als Carpcntaria, Arnheims Land, de Witts Land, Eintrachtsland,
Nen-Wales rc.
Die vertikale Gliederung Australiens bietet die gleiche Eintönigkeit;
freilich ist sie nur unvollkommen bekannt. Es scheint, daß aus dem Conti-
nenl das Flachland vorherrschend sei, daß die Gebirge keine großartigen
Verhältnisse beurkunden und nur als Rand- und Küstengebirge auftreten,
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreichs Frankreich Haiti Republik_San_Domingo San_Domingo Haiti Australien Australien Australien Australien Nen-Wales Australiens