Germanii — (
gedichts von Aratos unter dem Titel Clandn Caesaris Arati Phaenomena, die sich durch dichterischen Schwung und geschickten Versbau auszeichnet und schon, im Alterthume commentirt worden ist. Mit Unrecht hat man sie dem Domitian zugeschrieben. Ausgabe sammt den Scholien von Breysig (1867). — Abhandlung von Zingerle (1867).
Germanii, Fsq^ixvloi, persischer Stamm. Rät. 1, 125.
Gerrliaei, Fsqq^lol, ein mächtiges, ans Chal-däa eingewandertes Handelsvolk mit der Hauptstadt Gerrha an der Ostküste Arabiens, nicht fern (200 Stadien) vom erythraiischen (persischen) Meerbusen; die Stadt hatte 5 Millien im Umsang. Strab. 16, 766. 778.
Tsqovöia (ßovxrj ysqovzcov), der Rath der Alteu, Name der obersten Staatsgewalt in aristokratischen Staaten (s. Bovlij). In Sparta bestand die Gernsia aus achtundzwanzig, mit den beiden Königen, die Stimme und den Vorsitz im Senate hatten, ans dreißig Mitgliedern. Sie mußten das sechzigste Lebensjahr überschritten haben und wurden ans Lebenszeit gewühlt, und es galt, früher wenigstens, für die größte Auszeichnung und höchste Belohnung, der Tugend, in den Senat zu gelangen (aqszrjs d&lov, Demosth. Lept. p. 489.). Seitdem die Trennung der Ho-moien von den übrigen Bürgern eingetreten war, wurden sie natürlich aus den ersteren gewählt. — Die Gerusia war nach Lykurgos' Einrichtung die wichtigste und einflußreichste Staatsbehörde, die Macht der Könige wie die der Ekklesia beschränkend. Schon die Lebenslänglichkeit und Unverantwortlichkeit ihrer Mitglieder gab ihr eine hervorragende Stellung. Ihre Thätigkeit war eine doppelte, einmal eine richterliche über gewisse schwere Vergehungen, die mit Tod oder Atimie bestrast wurden, namentlich über Verbrechen der Könige, sodann eine politische, indem in der Gerusia die dem Volke vorzulegenden Gesetze und Beschlüsse vorberatheu wurden. Eine Bestätigung der Senatsbeschlüsse durch das Volk war im Allgemeinen nothwendig. Mit dem wachsenden Einflüsse des Ephorats, das sich besonders aus die Ekklesia stützte, mußte das Ansehn der Gerusia, an deren Spitze die Könige standen, wie der ly-kurgischen Einrichtungen überhaupt sinken. — Aehn-lich war bei den Kretern die Macht der Gerusia, die auch als ßovl-j bezeichnet wird. Die Zahl der Mitglieder belief sich wahrscheinlich ans 28. Erwählt wurden sie aus den 10 xoöfioi (s. Kreta, 6.) nach tadelsreier Vollendung ihres Amtes. — Die homerischen Geronten sind die „Volksältesten", d. H. die vornehmsten, dem Oberkönige zur Seite stehenden Hänpter der edelsten Familien, wo der Begriff des Alters zurücktritt, wie im senatus in Rom, der signorie in Venedig, bei dem seignenr in Frankreich.
Geryönes s. Herakles, 9.
dvaöao/iioq,, Aeckervertheilnng, nebst dem Schuldenerlaß (%qemv a.ttov.our]) eine der Maßregeln, die in griechischen Staaten beim Siege des Demos über die herrschende Oligarchie einzutreten pflegten, lieber den weisen und vermittelnden Weg, den Solon, dem Verlangen der Volkspartei nach diesen Maßregeln gegenüber, einschlug, s. lg ä £lcc unter , 5.
Real-Lexikon des class. Alterthums. 5. Aust.
iesetzgebung. 449
Gesetzgebung. In dem ursprünglichen Zustande des hellenischen Staats wie des Staats überhaupt, erscheinen die Gesetze (voi^ol) nicht als etwas Gewordenes, Werdendes und Veränderliches, sondern als die feste Macht, die den Staat bestimmt, unveränderlich und ohne nachweisbaren Ursprung (s. auch "Aygacpol Der König als Reprä-
sentant der Richtergewalt ist der oberste Verwalter und Ailsleger der Gesetze. Wo nach dem allmählichen Absterben der patriarchalischen Staatsform die aus dem Zustande innerer Zerrüttung hervor-gegaugene Bildung neuer Verhältnisse und Beziehungen der staatlichen Elemente unter einander auch neue Gesetze, um die sich trennenden und befeindenden Elemente zu verewigen und zusammenzuhalten, nothwendig machte, war der gewöhnliche Weg der, daß die gesetzgeberische Thätigkeit einem einzelnen, in allgemeinem Vertrauen stehenden Manne übergeben wurde. So finden wir im epizephyrischeu Lokri den Zaleukos, in Katanci Eharondas, in Lakedaimon Lykurgos, in Athen Drakon und Solon durch das Vertrauen ihrer Mitbürger zur Herstellung eines neuen und geordneten Staatswesens berufen (s. auch Aisy-mnetes). Wo nun aber einmal geordnete und gesetzmäßige Zustände vorhanden waren, wurde das Aufheben bestehender und das Einrühren neuer Gesetze sehr erschwert, so auch in dem demokratischen Athen, so lange wenigstens als wirklich das Gesetz und nicht die Willkür der Ekklesia den Staat beherrschte, so lange nicht iprjqji'oaarcc au Stelle der ^o>o-. gesetzt wurden. Die Gesetzgebung war vielmehr nach der solonischen Verfassung der Gewalt der Volksversammlung so weit entnommen, daß in derselben (in der ersten zur Revision der Gesetze bestimmten Versammlung des Jahres) nur etwa mangelhaste Punkte bezeichnet und Wünsche ausgesprochen, Vorschläge gemacht wurden; die Entscheidung fiel dann den ans der Zahl der geschworenen Heliasten entnommenen Nomotheten anheim (s. Demosth. adv. Lept. p. 485.). Ueber das Verfahren vor den Nomotheten, welches dem gerichtlichen Verfahren entsprach, s. ’E%y.lr}-aca. — Eine Hauptstelle über die Entwickelung der römischen Gesetzgebung findet sich in einem Exeurse des Taeitns {ann. 3, 26—28.). Nach ihm war der erste wirkliche Gesetzgeber unter den Römern Servins Tullius, die Vorgänger begnügten sich mit einzelnen Bestimmungen. Doch werden von andern auch schon Gesetze des Romulus und der nächsten Nachfolger mit wörtlichen Citaten erwähnt; man nannte sie im Allgemeinen regiae leges (commentarii regum, Cic. Hab. 5, 15.). Sie sollen von einem Papirius gegen Ende der Kölligszeit (ins Papirianum) gesammelt sein. Einen Kommentar dazu verfaßte Granius Flaecns zur Zeit des Cäsar (liber acl Caesarem de indigita-mentis seriptua). Dion. Hai. 3, 36. Auch Kaiser Claudius suchte noch Gesetze des Königs Tullus Hostilius hervor (Tac. ann. 12, 8.). Die Gesetzgebung des Servins Tullius beruhte aus aristokratischer Grundlage, insofern sie auf dem Unterschied des Vermögens und dem staatlichen Ueber-gewicht der Reichen basirte. Nach Vertreibung der Könige nntrben wieder nur einzelne Gesetze gegen die Uebergriffe bet Patrizier gegeben, die aber boch die Freiheit der Bürger schützten und den Streit der beiden Stände im Ganzen in
29
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
201
ob mit Maschinen oder mit den Lippen, das ist gleichgültig. Darum findet
man in vielen Tempeln eine große Menge Walzen mit aufgerollten Ge-
beten, welche durch Wasser bewegt werden. Bei großen Feierlichkeiten
werden große, mit 108 Lampen versehene Kronleuchter, durch welche
die heiligen 108 Gandjurbücher dargestellt werden, in Bewegung gesetzt;
auch die Rosenkränze der Priester zählen 108 Gebetkugeln. Der Buddhis-
mus hat fick in Tübet zu einer Priesterherrschaft ausgebildet: das Ober-
haupt dieses buddhistischen Kirchenstaates ist der Dalai-Lama, d. i. Meeres-
priester, weil seine Herrschaft ausgebreitet ist, wie die Oberfläche des Meeres.
e) Das Schamanenthum der nordasiatischen Mongolen stellt einerseits
den Glauben an einen Gott, der aber wegen der ungeheuren Entfernung
ohne Einwirkung auf die Schicksale der Menschen sei, anderseits eine Unzahl
von bösen Geistern auf, welche den Menschen Schaden bringen. Furcht ist
die Grundlage dieses Cultus. Die Schamanen suchen Hülfe gegen die
Geister, gegen Verstorbene und gegen Verzauberungen bei ihren Götzenbildern,
welche kleine, aus Holz oder Lumpen gefertigte Puppen sind. Dieselben
werden nur so lange verehrt, als es gut geht; für jedes einbrechende Un-
glück müssen die Götzen herhalten: sie werden beschimpft, zerschlagen oder
verbrannt, und müssen neuen Bildern Platz machen. Die Priester der Scha-
manen sind Zauberer, welche den Aberglauben durch eigenes Beispiel mehren
und die geistige und die sittliche Entwickelung des Volkes darnieder halten.
Neben diesen Religionen sind auch noch andere in Asien herrschend,
jedoch nicht in solcher Ausdehnung, wie die drei zuerst genannten. So hat
sich unter den Gebildeten in China, Japan und Anam die Lehre des
Confucius (die Lehre der Gelehrten) erhalten. Er lebte gleichzeitig mit
Gautama und wollte weniger eine neue Glaubens- als Sittenlehre aufstellen
und das Volk ermahnen, Maß zu halten in allen Dingen, Liebe zu üben
und Gutes zu thun. Seine Lehre ist vielfach ausgeartet; viele seiner An-
hänger haben weder Bilder noch Priester und ahmen die Gebräuche anderer
Culte abergläubisch nach. Die früher in Japan herrschende Sittenlehre ist
theils vom Buddhismus verdrängt, theils in denselben übergegangen. Fast
von keiner geographischen Bedeutung mehr ist die alt-persische Religion
(vergl. S. 59).
Während im Innern und Osten von Asien diese heidnischen Religionen
vorherrschen, dehnt sich der Islam über den ganzen Westen, über Kleinasien,
Arabien und Persien aus. Das Christenthum hat sich bisher nur auf euro-
päische Einwanderer beschränkt, in neuester Zeit aber durch Missionäre auch
unter Asiaten Anhänger gefunden.
Der Islam, die Lehre des Muhamed, beruht auf jüdischen und christ-
lichen Grundlagen. Er erkennt in Moses und Christus göttliche Propheten,
welche aber von Muhamed übertrosfen worden sind. Er ist der letzte und
größte Prophet Gottes gewesen, welcher durch den Umgang mit dem Etigel
Gabriel befähigt wurde, die alte Religion der Erzväter wieder herzustellen.
Das Religionsbuch ist der Koran, d. h. Lesung, Lehrbuch; er enthält die
Glaubens- und Sittenlehre der Moslemin, die Gesetze über Ceremonieen,
die Ehe, die Erbfolge, über bürgerliche Verhältnisse und über Krieg. Der
Hauptglaubenssatz der Moslemin ist: „Es ist kein Gott außer Gott, und
Muhamed ist sein Prophet." Häufig hört man von ihnen die Ausdrücke:
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Extrahierte Personennamen: Christus Muhamed Gabriel Gott Muhamed
Extrahierte Ortsnamen: Asien China Japan Japan Asien Kleinasien Persien Gottes
219
L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.)
liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit
Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber
trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner,
(Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen
sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag.
Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien
erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit
aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit,
Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag
ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen
mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen
Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die
Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche,
Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der
Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen
der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan
sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin
nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der
Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern
europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl)
und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden-
bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie-
biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich
günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden
Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr
geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen.
Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert;
die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie
mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem
Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und
gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen,
Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E.
Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.)
Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe
am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist
1851 von den Persern erobert worden.
2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.)
wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh-
bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren-
dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land,
treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch
Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden
und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt
wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt.
Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines
ausgebreiteten Handels.
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Extrahierte Personennamen: B._Bastonade Schiras
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kaspi-See Persien Persien Persien Persien Persien Teheran Urmiasee Kaspi-See Herat Afghanistan Kabul Herat Kabuls Ostasien Kabul Kabul Kandahar Herat
226
Raub halten die Beduinen für einen ehrlichen Erwerb; nur wenn sie Wider-
stand finden, thun sie den Reisenden Gewalt an. Sie ertragen unsägliche
Strapatzen, sind kiihn und unternehmend, halten Wort und Eid, üben Gast-
freundschaft und stehen einander bis zum letzten Athemzuge bei. Unent-
behrlich ist ihnen die Dattelpalme und das Kameel. Letzteres, vorzugsweise
in Redsched zahllos, welches auch die Nachbarländer mit diesem unentbehr-
lichen Thiere versah, wird von dem Araber sorgsam gepstegt und geliebt.
Wie der italienische Maulthiertreiber, erzählt der Araber seinem Thiere aller-
lei Geschichten, verspricht ihm schöne Disteln und Salzpflanzen, lobt es und
bläst ihm den Tabaksdamps in die Nasenflügel. Ebenso zankt und schimpft
er es, wenn es störrig wird. Zur Reise durch die Wüste ist es unentbehr-
lich, da es den Durst lange erträgt und mit schlechter Speise sich begnügt.
Die alte Eintheilung Arabiens in das steinige (peträische), das glück-
liche und wüste ist im Lande selbst unbekannt; dort unterscheidet man die
nachfolgenden Landschaften.
1. Hedschas
(peträisches A.) umfaßt die Halbinsel des Sinai, auf welcher das berühmte
St. Katharinenkloster liegt, und die sogenannte heilige Landschaft mit den
Städten Mekka und Medina, die Geburts- und Begräbnißstätten des Pro-
pheten. Mekka war schon im Alterthume heilig, enthielt „den Brunnen des
Lebens", den schwarzen Stein Abrahams und die darüber gebaute Kaaba.
Kein Christ und kein Jude darf Mekka betreten. Der Hafen von Mekka
heißt Dschidda. Die Wallfahrten nach Mekka und Medina haben bedeutend
abgenommen. Die Ufer am rothen Meere sind voller Korallenriffe und
Untiefen; das Küstenland ist trocken, aber gebirgig.
2. Jemen
(das glückliche A.),^ theils Küstenstrich, theils Gebirgsland, ist im Sommer
ein trocknes, heißes Land; aber von Oktober bis März regnet es drei oder
vier Mal des Monats, wodurch sich „die Wadys" der Berglandschaft mit
fließendem Wasser füllen und ein üppiger Pflanzenwuchs gedeiht. Diese
Bäche versiegen zwar, sobald sie zur Tehama, d. i. Küstenebene, gelangen;
aber in der Höhe von 1500' —2000' liegen die herrlichsten Kasseewäldchen;
hier gedeihen Arabiens eigenthümliche Produkte, Spezereien, Myrrhen, Weih-
rauch, Aloö, Sennesblätter, Südfrüchte, Manna, Balsam k. Höher hinauf
liegen Feigen-Waldungen. In Jemen wohnten früher die Sabäer; Königin
Saba war Salomons Freundin. Sana, 40,000 E. Beit el Fakih und
Mocka sind besuchte Kasfeemärkte. Aden, 40,000 E., gehört den Engländern.
3. Hadrainaut
(Hadramät) ist ein oasenartiges Küstenland und reich an Spezereien. Die
Einwohner wandern, wie die Schweizer, in die Nachbarländer und kehren dann
mit ihrem Verdienste heim. Hadramauts Dromedare werden im In- und
Auslande hoch geschätzt.
4. Oman
mit der Hauptstadt Masklt, 60,000 E., gehört dem mächtigen Imam von
Maskat, welcher auch jenseit des persischen Golfs und an der afrikanischen
Ostküste Besitzungen hat. Die Landschaft soll ebenfalls fruchtbaren Boden
haben und viel Getreide, Obst, Datteln und Trauben hergeben.
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Extrahierte Personennamen: Hedschas Abrahams Königin
Saba
230
Musselin-Fabriken. In der Nähe erinnert das Dorf Nimrud an die assyrische
Weltstadt Ninive, und Erbil an Alexanders Sieg bei Arbela. Man hat
bei Mossul Nachgrabungen veranstaltet, und viele Denkmäler assyrischer Bau-
kunst rc. gefunden. Im Tiefland liegt Bagdad zu beiden Seiten des Tigris,
die Residenz des berühmten Chalifen Harun al Raschid (100,000 ($.).
Basra oder Bassora (Balsora) am Schat el Arab, 12 Stunden vom per-
sischen Meerbusen, in ungesunder Gegend gelegen, ist die bedeutendste Handels-
stadt des ganzen Landes; die Seeschiffe gelangen bis zu ihr. Südlich von
Bagdad liegen am Euphrat die Ruinen von Babylon; vom babylonischen
Thurm steht noch ein Stück von 3 Absätzen.
4. Syrien,
von welchem schon oben § 77, V. die Rede war, hat eine sehr gemischte
Bevölkerung von Muhamedanern, Christen, Juden, Maroniten, Drusen und
Kurden (S. 226). Der ehemalige Hauptort Antiochia, jetzt Antakijeh, ist
eine kleine dürftige Stadt. Bedeutender ist Haleb (Aleppo), 80,000 E.,
durch seine Fabriken und seinen Handel mit persischen, türkischen und indi-
schen Waaren; sein Hafenplatz ist Alexandrette (Skanderum). Zwischen
Aleppo und Damaskus liegen 2 sehr gewerbreiche Städte, Hamah und
Höms. Ohne Zweifel ist Damaskus (120,000 E.) die wichtigste Stadt
Syriens; sie war die Residenz des Sultans Saladin, und liegt in einer
von Steppenflüssen wohl bewässerten, blühenden Gegend, 60 Stunden von
Jerusalem. Obst- und namentlich Aprikosenbäume, Platanen, Palmen, Cy-
pressen und Weinpflanzungen zeichnen „das Auge des Orients" aus. Die
Stadt, deren Säbelklingen sehr berühmt sind, ist der Sammelplatz der Kara-
wanen nach Mekka. In der Wüste liegen die Ruinen von Thadmor oder
Palmyra, welches Salomon erbaute und zur Zeit des Kaisers Aurelian
Zenobia beherrschte. Auch beim Dorfe Baalbeck sind großartige Ruinen
eines Sonnentempels. An der Straße von Damaskus nach Tripoli liegt
der kleine Rest jenes berühmten Cedernhains, welcher das Bauholz zum
Tempel von Jerusalem lieferte; er zählt nicht 100 Stämme mehr. Die
Westküste von Syrien, wo die bedeutendsten Handels- und Hafenplätze der
alten Phönizier lagen, versandet immer mehr, Sidon und Tyrus sind sehr
herabgekommene Orte und stehen gegenwärtig Tripoli und Beirut nach. Die
südlichste Stadt ist Acka (Ptolemais oder St. Jean d'akre), welches von
den Kreuzfahrern unter Richard Löwenherz, Philipp August von Frankreich
und Herzog Leopold von Oesterreich 1191 erobert und 1799 von Napoleon
belagert wurde.
§ 93.
Palästina*).
Palästina hießen Griechen und Römer das Land, welches für die
Christenwelt durch die Geburt unsers Erlösers ewig denkwürdig geworden
ist. Es hieß ursprünglich Kanaan, später das Land der Hebräer, das ge-
lobte oder verheißene Land, das jüdische Land, Israel. Es mag einen Flächen-
*) Vergl. ckn 3. 188 und 195.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Harun Saladin Sidon Jean Richard_Löwenherz Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Leopold_von_Oesterreich Leopold Napoleon Palästina
142 *-
im Innern ist weder durch Straßen und Kanäle noch durch ein großartiges
Eisenbahnnetz unterstützt. Seehandelsplätze sind Cadix, Barcellona, Malaga,
Santander, Bilboa rc.
Spanien war früher als ein goldreiches Land bekannt, und der Berg-
bau scheint stark betrieben worden zu sein. Erst seitdem die unerschöpflichen
Goldgruben Amerikas für Spanien versiegt sind, scheint man den heimischen
Gruben wieder mehr Sorgfalt zu widmen. Außer dem bereits erwähnten
Quecksilberbergwerk in Almaden sind die bedeutendsten Blei- und Eisengruben
in Granuda und den baskischen Provinzen. Das Land hat überdies großen
Ueberstuß an Steinkohlenlagern und Mineralquellen aller Art.
Der spanische Volkscharakter weist viele gute Seiten auf, welche aber
durch die strenge politische und religiöse Bevormundung des Volkes arg ver-
wischt worden sind. Man rühmt vor allem an den Spaniern echte Vater-
landsliebe, Tapferkeit, Muth und Ausdauer, Redlichkeit, Ernst, Einsicht
und Lebendigkeit. Es gibt wenig Völker in Europa, welche dem Spanier
an Mäßigkeit gleichkommen. Ein spanischer Soldat begnügt sich für einen
Tag mit Wasser, Brot und einer süßen Zwiebel; „Oliven, Salat und Ra-
dieschen sind Speisen eines Ritters." Eben wegen ihrer Mäßigkeit und tapfern
Ausdauer sind die Spanier die besten Soldaten und Festungsvertheidiger.
Richt mit Unrecht wirft man dem Spanier Grausamkeit, Hochmuth, Rach-
sucht und Geiz vor. Die Volksbelustigungen der Spanier, die Stiergefechte,
denen Männer und Frauen aller Stände mit unbegreiflich innigem Wohl-
gefallen beiwohnen, empören und beleidigen unser Gefühl. Während sich in
allen übrigen Ländern Vereine bilden, um jeglicher Art von Thierquälerei
entgegenzuwirken, ergötzen sich die Spanier bei den Stiergefechten um so
mehr, je ärger ein Stier gehetzt, gestachelt, gebrannt und gemartert wird,
und achten in ihrer Freude kaum der Gefahren und Wunden, denen der
muthige Kämpfer sich der Zuschauer wegen aussetzt. Bei allen größeren
Städten in Spanien gibt es schöne Alamedas, mit Baumreihen bepflanzte
Spaziergänge, auf welchen am Abend ein ungemein reges Treiben herrscht.
Da klingen Guitarren und Castagnetten, Gesang und Flötenspiel und nicht
selten kann man den Nationaltanz, den Fandango, sehen.
Die Volksbildung in Spanien steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Von
17 Kindern wird eins unterrichtet, und kaum der vierte Theil der nach
unsern Begriffen schulpflichtigen Kindern besucht die Elementarschule. Die
sogenannten Gelehrtenschulen, Gymnasien und Lyceen, entsprechen ebenso wenig
wie die Universitäten unseren Anforderungen.
Die spanische Monarchie ist ein konstitutoneller Staat, dessen Königs-
würde in männlicher und weiblicher Linie erblich ist. Die Cortes, die spa-
nische Nationalversammlung, besteht aus 2 Kammern, dem Senat, der Kam-
mer der Proceres, und aus der Deputirten-Versammlung, der Kammer der
Procuratores. Der Kronprinz führt den Titel Prinz von Asturien, die
übrigen Prinzen heißen Infanten von Spanien. Die Finanzen der spani-
schen Monarchie sind sehr zerrüttet; die Staatsschuld, welche 4 bis 5000
Millionen Franken beträgt, hat in den letzten Jahren regelmäßig zugenommen.
Wir werden die wichtigsten Orte Spaniens nach den Kronländern auf-
führen, aus denen die Monarchie zusammengesetzt ist.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Muth Ernst Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: Barcellona Malaga Spanien Amerikas Spanien Almaden Granuda Europa Spanien Spanien Asturien Spanien Spaniens
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stätigen auch aftikanische Berichte; wem nennt daselbst die weißen, schönen
und blauäugigen Tuarik-Frauen „die Christen der Wüste" , und zwar mit
einigem Rechte, weil die Tuariks gleichgültige Anhänger des Islam sind.
Die deutsche Fremdenlegion in Algier nennen dagegen die Eingebornen wegen
ihrer Aehnlichkeit mit den Tuariks die Tuariks oder Kabylen von Frankreich.
Die Tuariks der Wüste sind zahlreich; sie sind die Führer der Karawanen
durch die Wüste, Mäkler, Kaufleute und Räuber. Die Kaufleute der Kara-
wanen haben ihre besonderen Freunde unter den Tuariks, und bezahlen diesen
für jede Reise einen regelmäßigen Tribut. Wer keinen Freund unter den
Tuariks zu nennen weiß, der wird gesetzlich von jedem Tuarik angehalten
und ausgeplündert. Ganz besonders sind die Negervölker ihrer Grausamkeit
und ihren Erpressungen ausgesetzt. Ihre Sitten und Wohnplätze haben
Overweg und Barth neuerdings kennen gelernt und beschrieben. Die meisten
Oasen auf dem Wege von Murzuk nach dem tiefen Sudan sind in den
Händen der Tuariks; zunächst Ghat oder Nhat mit einer kleinen Stadt
gleichen Namens und einer größeren, die Barket heißt. Hier wird jährlich
ein sehr besuchter Markt für die Wüstenbewohner abgehalten. 160 St. von
dieser Oase durch die Wüste getrennt liegt Air oder Asben mit 181 Wohn»
Plätzen und 60,000 E., so groß wie England. Die wichtigsten Orte sind
Tin-Tellust und Agades, deren Bewohner geschickte Arbeiter, namentlich in
L^derwaaren sind, und ihre Fabrikate nach Sudans Städten Kanu, Kaschna,
und Sackatu absetzen. Das Grenzland und die Kornkammer von Air ist
Damergu im S.-O. mit 300 Ortschaften und einer sehr gemischten Be-
völkerung.
3) Im Osten wohnen die Tibbos (Tebu), bei denen Dr. Vogel
eine günstige Aufnahme fand, als er von Murzuk nach Bilma, der Haupt-
oase ihres Landes, reiste. Bilma hat bedeutende Steinsalzlager. Karawanen
von 10,000 Kameclen führen das Salz in die Länder des tiefen Sudan. Der
Weg von Murzuk über Bilma nach dem Tsad-See ist weit kürzer, als der
andere, welchen Barth über Ghat und Tin-Tellust einschlug.
4) Das Königreich Darfnr, d. h. das Land der Für, wird von den
Ausläufern des Marrah-Gebirges durchzogen, welches sich zwischen 5°—15°
N. B. erstreckt. Die Abhänge dieses Gebirges bestehen aus fruchtbarer
Dammerde, und sind wohl bewässert. Die Für sind ein eigenthümliches,
schwarzes, aber nicht negerartiges Volk mit langem Haare, erhabener Nase,
dünnen Lippen, ovalem und ausdrucksvollem Gesichte. Ihr Sultan ist Despot
und völlig unabhängig. Die Bewohner sind fleißige Acker- und Gewerbs-
leute. Hauptort ist Tendclti. Für den Karawanenhandel mit Fezzan, Kor»
dofan, Aegypten und Sudan ist die Stadt Kobbe wichtig.
8 101.
Das Kaiserthum Habesch oder Abyssinieu
(15,000 Q.-M., 4 Mill. E.)
war im Mittelalter ein mächtiges christliches Königreich, welches durck seine
Gegenwehr gegen die Moslemin seine Selbständigkeit und seine Religion zu
bewahren wußte. Der König führte früher den Titel „Groß-Negus" und
herrschte unumschränkt; seitdem aber die Statthalter der Provinzen, Ras
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Barth Bilma Barth
Extrahierte Ortsnamen: Algier Frankreich England Sudans Kaschna Tsad-See Habesch
265
starb Richardson in Unguratua, sechs Tagereisen von Kuka. Auch Overweg
starb am 26. Sept. 1852 in Maduari. Nun war Dr. Barth noch allein
übrig. Er hatte anfangs vom Tsad-See den Weg nach dem indischen Ocean
einschlagen wollen, allein er mußte seinen Plan wegen voraussichtlichen Miß-
lingens aufgeben, besuchte Baghirmi, Adamaua, fand den Benue oder Tschadda
und reiste endlich von Kuka nach Timbuktu (1852 — 1853), von wo er
nach mancherlei Angst und Noth 1854 nach Kuku zurückkehrte. Er hat
seine Notizen-Sammlungen und Tagebücher gerettet und die Ergebnisse seiner
mühsamen Fahrt (in 5 Jahren 5 Monaten hat er 3000 d. M. zurückge-
legt) bereits veröffentlicht. Barth langte am 8. Sept. 1855 glücklich in
Marseille an. Er ist am 25. Nov. 1865 in Berlin gestorben.
Nach Overwegs Tod erschien Dr. Böget (geb. 1829 zu Crefeld) in
Afrika, um Barth's Forschungen zu unterstützen, ein tüchtiger Botaniker, Astro-
nom und Geograph (1853). Er brach von Murzuk auf, schlug den Weg
über Bilma nach dem Tsad-See ein und erforschte das Land der Tibbos
(Tebo) und Kanem, bis er 1854 in Kuka anlangte. Nach verschiedenen
Streifzügen in den Ländern südlich des Tsad-Sees brach Vogel am 1. Dec.
von Kuka nach Kano auf und hatte die Freude, an demselben Tage uner-
wartet Dr. Barth mitten im Walde bei Surrikulo zu begegnen, der endlich
seiner unfreiwilligen Haft in Timbuktu entgangen und schon lange in Europa
für todt gehalten worden war. Nach kurzem Zusammensein ging Barth
nach Europa zurück, Vogel brach nach dem Süden auf, durchforschte die
Länder am Peou und Benue und erreichte zuletzt 1856 Wadai, das noch
kein Europäer betreten hatte. Dort ist er vom Sultan hingerichtet worden.
7) Mit gerechter Freude und einigem Stolze dürfen wir die Zahl
deutscher Forscher in Afrika noch um einige bedeutende Männer vermehren.
Wie das Centrum des westlichen Afrika's, so besuchten auch das des öst-
lichen verschiedene deutsche Männer mit großem Erfolge. Die wichtigsten
darunter sind:
Johann Ludwig Burkhardt (1784 —1817), geboren zu Lausanne, studirte
in Leipzig und Göttingen. Er erhielt (1806) den Auftrag, Hornemanns
Forschungen im Innern Afrikas fortzusetzen, und begab sich unter dem Na-
men Ibrahim Sheikh nach Syrien, studirte in Aleppo Sitten und Spra-
chen des Orients, so daß er sich für einen Orientalen ausgab, und als
solcher die heiligen Städte und Moscheen von Mekka und Medinah betrat,
wo er 4 Monate verweilte. Nachdem er Aegypten und Nubien durchwan-
dert hatte, arbeitete er seine Tagebücher aus und wollte eben in das innere
Afrika ausbrechen, als ein Fieber ihn wegraffte (1817). Seine Berichte
sind gründlich und sehr zuverlässig.
W. P. Ed. Simon Nüppell, geb. den 20. November 1794 zu Frank-
furt a. M., wo sein Vater Kaufmann und kurhess. Oberpostmeister war,
widmete sich anfangs der Handelslaufbahn, gab dieselbe aber wieder auf, und
bereitete sich, nachdem er sich lediglich auf naturwissenschaftliche Studien ge-
legt hatte, zu Genua und Paris auf eine Reise nach Afrika vor. Von
1822 — 27 durchwanderte er Nubien, Kordofan und Arabien, auf einer
zweilen Reise 1830 —1834 Abyssinien. Die gesammelten Naturschätze über-
gab er dem Museuni seiner Vaterstadt, dem Senkenbergischen Stift, welches
dadurch eines der reichhaltigsten in Europa geworden ist. Rüppell hat sich
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Richardson Barth Baghirmi Barth Barth Barth Johann_Ludwig_Burkhardt Johann Ludwig Hornemanns Ibrahim_Sheikh Medinah W._P._Ed Simon_Nüppell
Extrahierte Ortsnamen: Unguratua Overweg Maduari Adamaua Tschadda Timbuktu Marseille Berlin Overwegs Afrika Kano Timbuktu Europa Europa Afrika Lausanne Leipzig Afrikas Syrien Aleppo Mekka Nubien Afrika Genua Paris Afrika Nubien Europa
82
ihrer Dienstzeit oft noch besonderen Schulunterricht. Die ausgediente Mann-
schaft wird der Landwehr eingereihet. So ist Preußen „das Volk in Waffen"
geworden. Seine Kriegsmittel übertreffen an Vollkommenheit die aller an-
dern Völker. Der preußische Krieger ist menschlich, weil er gebildet ist.
Die preußische Handels- und Kriegsmarine hat in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Aufschwung genommen und besitzt jetzt in der Nord- und
Ostsee auch vortreffliche Häfen.
Preußen ist eine in männlicher Linie des Hauses Hohenzollern erbliche
constitutionelle Monarchie. Am 5. December 1848 gab Friedrich Wil-
helm Iv. seinem Lande eine constitutionelle Verfaffung, welche am 31. Jan.
1850 nach erfolgter Berathung in den beiden Kammern endgültig festgestellt
worden ist. Nach derselben steht dem Könige allein die vollziehende Gewalt
zu. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und
die beiden Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten,
ausgeübt. Das Herrenhaus besteht aus den volljährigen Prinzen des könig-
lichen Hauses, den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herrn, aus
Mitgliedern der großen Grundbesitzer, der großen Städte und der Universi-
täten, denen persönlich oder erblich das Recht verliehen ist, im Herrenhause
zu sitzen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 352 aus indirecter
Wahl hervorgegangenen Mitgliedern.
Eintheilung.
Bis zum Jahre 1866 zerfiel der preußische Staat in die 8 Provinzen:
Preußen, Posen, Schlesien, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und
die Rheinlande. Jede dieser Provinzen ist in Regierungsbezirke eingetheilt,
jeder Regierungsbezirk in Kreise. An der Spitze jeder Provinz steht ein
Oberpräsident, an der eines Regierungsbezirkes ein Präsident, an der eines
Kreises ein Landrath. Ueber die Benennung und Eintheilung der neu erwor-
benen Landestheile fehlen jetzt noch die Bestimmungen; wir führen sie daher
vorläufig als Provinzen mit ihren bisherigen Namen und Eintheilungen auf.
1. Die Provinz Preußen.
(1179 Q.-M. und 3,015,000 Einwohner.)
Sie bildet den östlichsten Theil des Staates wie überhaupt Deutschlands,
wird im Osten und Süden von Rußland (Litthauen und Polen) begrenzt,
im Norden von der Ostsee. Von größeren Flüssen gehört der Provinz der
Pregel ganz an, von der Memel und Weichsel nur der Unterlauf. Etwa
der dritte Theil des Bodens wird durch einen unfruchtbaren sandigen Land-
rücken gebildet, der übrige Theil desselben ist dagegen sehr fruchtbar und
erzeugt neben großen Waldungen und fetten Wiesen eine Fülle von Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Kartoffeln, begünstigt daher auch die Vieh-
zucht in hohem Grade, namentlich die des Pferdes und Rindes. Die
Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich darum auch mit Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Handel blüht in Danzig, Königsberg und Memel. Die ursprüng-
liche Bevölkerung besteht aus Litthauern, Slaven, Masuren und Kassuben;
die Deutschen, die jetzt 2/3 der Bewohner ausmachen, sind nach und nach
eingewandert.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Jan
115
Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
8*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]