1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Germanii — (
gedichts von Aratos unter dem Titel Clandn Caesaris Arati Phaenomena, die sich durch dichterischen Schwung und geschickten Versbau auszeichnet und schon, im Alterthume commentirt worden ist. Mit Unrecht hat man sie dem Domitian zugeschrieben. Ausgabe sammt den Scholien von Breysig (1867). — Abhandlung von Zingerle (1867).
Germanii, Fsq^ixvloi, persischer Stamm. Rät. 1, 125.
Gerrliaei, Fsqq^lol, ein mächtiges, ans Chal-däa eingewandertes Handelsvolk mit der Hauptstadt Gerrha an der Ostküste Arabiens, nicht fern (200 Stadien) vom erythraiischen (persischen) Meerbusen; die Stadt hatte 5 Millien im Umsang. Strab. 16, 766. 778.
Tsqovöia (ßovxrj ysqovzcov), der Rath der Alteu, Name der obersten Staatsgewalt in aristokratischen Staaten (s. Bovlij). In Sparta bestand die Gernsia aus achtundzwanzig, mit den beiden Königen, die Stimme und den Vorsitz im Senate hatten, ans dreißig Mitgliedern. Sie mußten das sechzigste Lebensjahr überschritten haben und wurden ans Lebenszeit gewühlt, und es galt, früher wenigstens, für die größte Auszeichnung und höchste Belohnung, der Tugend, in den Senat zu gelangen (aqszrjs d&lov, Demosth. Lept. p. 489.). Seitdem die Trennung der Ho-moien von den übrigen Bürgern eingetreten war, wurden sie natürlich aus den ersteren gewählt. — Die Gerusia war nach Lykurgos' Einrichtung die wichtigste und einflußreichste Staatsbehörde, die Macht der Könige wie die der Ekklesia beschränkend. Schon die Lebenslänglichkeit und Unverantwortlichkeit ihrer Mitglieder gab ihr eine hervorragende Stellung. Ihre Thätigkeit war eine doppelte, einmal eine richterliche über gewisse schwere Vergehungen, die mit Tod oder Atimie bestrast wurden, namentlich über Verbrechen der Könige, sodann eine politische, indem in der Gerusia die dem Volke vorzulegenden Gesetze und Beschlüsse vorberatheu wurden. Eine Bestätigung der Senatsbeschlüsse durch das Volk war im Allgemeinen nothwendig. Mit dem wachsenden Einflüsse des Ephorats, das sich besonders aus die Ekklesia stützte, mußte das Ansehn der Gerusia, an deren Spitze die Könige standen, wie der ly-kurgischen Einrichtungen überhaupt sinken. — Aehn-lich war bei den Kretern die Macht der Gerusia, die auch als ßovl-j bezeichnet wird. Die Zahl der Mitglieder belief sich wahrscheinlich ans 28. Erwählt wurden sie aus den 10 xoöfioi (s. Kreta, 6.) nach tadelsreier Vollendung ihres Amtes. — Die homerischen Geronten sind die „Volksältesten", d. H. die vornehmsten, dem Oberkönige zur Seite stehenden Hänpter der edelsten Familien, wo der Begriff des Alters zurücktritt, wie im senatus in Rom, der signorie in Venedig, bei dem seignenr in Frankreich.
Geryönes s. Herakles, 9.
dvaöao/iioq,, Aeckervertheilnng, nebst dem Schuldenerlaß (%qemv a.ttov.our]) eine der Maßregeln, die in griechischen Staaten beim Siege des Demos über die herrschende Oligarchie einzutreten pflegten, lieber den weisen und vermittelnden Weg, den Solon, dem Verlangen der Volkspartei nach diesen Maßregeln gegenüber, einschlug, s. lg ä £lcc unter , 5.
Real-Lexikon des class. Alterthums. 5. Aust.
iesetzgebung. 449
Gesetzgebung. In dem ursprünglichen Zustande des hellenischen Staats wie des Staats überhaupt, erscheinen die Gesetze (voi^ol) nicht als etwas Gewordenes, Werdendes und Veränderliches, sondern als die feste Macht, die den Staat bestimmt, unveränderlich und ohne nachweisbaren Ursprung (s. auch "Aygacpol Der König als Reprä-
sentant der Richtergewalt ist der oberste Verwalter und Ailsleger der Gesetze. Wo nach dem allmählichen Absterben der patriarchalischen Staatsform die aus dem Zustande innerer Zerrüttung hervor-gegaugene Bildung neuer Verhältnisse und Beziehungen der staatlichen Elemente unter einander auch neue Gesetze, um die sich trennenden und befeindenden Elemente zu verewigen und zusammenzuhalten, nothwendig machte, war der gewöhnliche Weg der, daß die gesetzgeberische Thätigkeit einem einzelnen, in allgemeinem Vertrauen stehenden Manne übergeben wurde. So finden wir im epizephyrischeu Lokri den Zaleukos, in Katanci Eharondas, in Lakedaimon Lykurgos, in Athen Drakon und Solon durch das Vertrauen ihrer Mitbürger zur Herstellung eines neuen und geordneten Staatswesens berufen (s. auch Aisy-mnetes). Wo nun aber einmal geordnete und gesetzmäßige Zustände vorhanden waren, wurde das Aufheben bestehender und das Einrühren neuer Gesetze sehr erschwert, so auch in dem demokratischen Athen, so lange wenigstens als wirklich das Gesetz und nicht die Willkür der Ekklesia den Staat beherrschte, so lange nicht iprjqji'oaarcc au Stelle der ^o>o-. gesetzt wurden. Die Gesetzgebung war vielmehr nach der solonischen Verfassung der Gewalt der Volksversammlung so weit entnommen, daß in derselben (in der ersten zur Revision der Gesetze bestimmten Versammlung des Jahres) nur etwa mangelhaste Punkte bezeichnet und Wünsche ausgesprochen, Vorschläge gemacht wurden; die Entscheidung fiel dann den ans der Zahl der geschworenen Heliasten entnommenen Nomotheten anheim (s. Demosth. adv. Lept. p. 485.). Ueber das Verfahren vor den Nomotheten, welches dem gerichtlichen Verfahren entsprach, s. ’E%y.lr}-aca. — Eine Hauptstelle über die Entwickelung der römischen Gesetzgebung findet sich in einem Exeurse des Taeitns {ann. 3, 26—28.). Nach ihm war der erste wirkliche Gesetzgeber unter den Römern Servins Tullius, die Vorgänger begnügten sich mit einzelnen Bestimmungen. Doch werden von andern auch schon Gesetze des Romulus und der nächsten Nachfolger mit wörtlichen Citaten erwähnt; man nannte sie im Allgemeinen regiae leges (commentarii regum, Cic. Hab. 5, 15.). Sie sollen von einem Papirius gegen Ende der Kölligszeit (ins Papirianum) gesammelt sein. Einen Kommentar dazu verfaßte Granius Flaecns zur Zeit des Cäsar (liber acl Caesarem de indigita-mentis seriptua). Dion. Hai. 3, 36. Auch Kaiser Claudius suchte noch Gesetze des Königs Tullus Hostilius hervor (Tac. ann. 12, 8.). Die Gesetzgebung des Servins Tullius beruhte aus aristokratischer Grundlage, insofern sie auf dem Unterschied des Vermögens und dem staatlichen Ueber-gewicht der Reichen basirte. Nach Vertreibung der Könige nntrben wieder nur einzelne Gesetze gegen die Uebergriffe bet Patrizier gegeben, die aber boch die Freiheit der Bürger schützten und den Streit der beiden Stände im Ganzen in
29
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
51
fluß des Schloßbrunnens von Donaueschingen verbindet. Sie ist
nach der Wolga der größte Strom Europas, und ihr Lauf 2 */2
Mal länger als der des Rheins. Im Ganzen lassen sich drei
Richtungen ihres Laufs feststellen; a) nach Osten bis Waizen in
Ungarn; d) nach Süden bis Belgrad; e) abermals nach Osten
bis zum Delta. Die wichtigsten Städte an ihren Ufern sind Ulm,
Regensburg, Pasfau, Linz, Wien, Preßburg, Comorn, — Ofen,
Pesth, Peterwardein, Semlin, Belgrad; — Orsova, Widdin, Rust-
schuck, Silistria, Braila und Galacz. *) Das gesammte Stromge-
biet der Donau nimmt einen Flächenraum von 15,000 Q.-M.
ein. Die wichtigsten Zuflüsse der Donau sind:
1. die Wernitz;
2. die Altmühl, welche durch
den Ludwigskanal mit dem
Main in Verbindung steht;
3. die Raab vomfichtelgebirge;
4. der Regen vom baierischen
Wald;
5. die March vom Glatzer
Schneeberg;
6. die Waag von der hohen
Tatra;
7. die Gran ebendaher (Krem-
nitz);
8. die Th eis vom karpathi- |
schen Waldgebirge, fließt an !
mehreren ungarischen Städten
vorbei, wie Tokay und Sze- j
gebin, und nimmt aus dem
Großfürstenthum Siebenbür- j
gen die Szamos, Körösch
und Maros auf;
9. die Aluta entspringt am
Ostrand des siebenbürgischen
Plateaus, durchbricht im .
Rothenthurmpaß beit Süd- |
rand und mündet gegenüber
von Rikopoli;
10. der Pruth kommt vom
Nordabhang der Karpathen,
bildet die Grenze zwischen
Rußland und der Moldau
(Türkei) und fällt unterhalb
Galacz in die Donau.
1. die Iller entsteht auf den
Vorarlberger Alpen und mün-
det bei Ulm;
2. der Lech kommt ebendaher,
fließt an Augsburg vorüber
und mündet unterhalb Do-
nauwörth ;
3. die Isar entspringt auf den
baierischen Alpen, fließt an
München und Landshut vor-
über und mündet unterhalb
Straubing;
4) der Inn entsteht aus dem
Lago di Lugni auf dem Sep-
timer, durchfließt die vier
Engadiner-Seen, den Silser-,
den obern und untern Silva-
plana- und St. Moritzer See,
tmb mündet bei Pasfau als
ein breiteres und ansehnliche-
res Wasser, als die Donau
daselbst ist, in diese. Sein
bedeutendster Zufluß ist die
Salzach aus dem Pinzgau.
5. die Ens kommt von den
norischen Alpen und mündet
unterhalb Linz;
6. die Raab entsteht in den
steierischen Alpen;
7. die Drau kommt vom Nord--
abhang der karnischen Alpen,
und fließt in südöstlicher Rich-
tung dem Tiefland und der
Donau zu;
*) Die Donau mündet in drei Hauptarmen, durch die Kilia-, Sulina- und
die St. Georgs-Mündung.
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1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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im Innern ist weder durch Straßen und Kanäle noch durch ein großartiges
Eisenbahnnetz unterstützt. Seehandelsplätze sind Cadix, Barcellona, Malaga,
Santander, Bilboa rc.
Spanien war früher als ein goldreiches Land bekannt, und der Berg-
bau scheint stark betrieben worden zu sein. Erst seitdem die unerschöpflichen
Goldgruben Amerikas für Spanien versiegt sind, scheint man den heimischen
Gruben wieder mehr Sorgfalt zu widmen. Außer dem bereits erwähnten
Quecksilberbergwerk in Almaden sind die bedeutendsten Blei- und Eisengruben
in Granuda und den baskischen Provinzen. Das Land hat überdies großen
Ueberstuß an Steinkohlenlagern und Mineralquellen aller Art.
Der spanische Volkscharakter weist viele gute Seiten auf, welche aber
durch die strenge politische und religiöse Bevormundung des Volkes arg ver-
wischt worden sind. Man rühmt vor allem an den Spaniern echte Vater-
landsliebe, Tapferkeit, Muth und Ausdauer, Redlichkeit, Ernst, Einsicht
und Lebendigkeit. Es gibt wenig Völker in Europa, welche dem Spanier
an Mäßigkeit gleichkommen. Ein spanischer Soldat begnügt sich für einen
Tag mit Wasser, Brot und einer süßen Zwiebel; „Oliven, Salat und Ra-
dieschen sind Speisen eines Ritters." Eben wegen ihrer Mäßigkeit und tapfern
Ausdauer sind die Spanier die besten Soldaten und Festungsvertheidiger.
Richt mit Unrecht wirft man dem Spanier Grausamkeit, Hochmuth, Rach-
sucht und Geiz vor. Die Volksbelustigungen der Spanier, die Stiergefechte,
denen Männer und Frauen aller Stände mit unbegreiflich innigem Wohl-
gefallen beiwohnen, empören und beleidigen unser Gefühl. Während sich in
allen übrigen Ländern Vereine bilden, um jeglicher Art von Thierquälerei
entgegenzuwirken, ergötzen sich die Spanier bei den Stiergefechten um so
mehr, je ärger ein Stier gehetzt, gestachelt, gebrannt und gemartert wird,
und achten in ihrer Freude kaum der Gefahren und Wunden, denen der
muthige Kämpfer sich der Zuschauer wegen aussetzt. Bei allen größeren
Städten in Spanien gibt es schöne Alamedas, mit Baumreihen bepflanzte
Spaziergänge, auf welchen am Abend ein ungemein reges Treiben herrscht.
Da klingen Guitarren und Castagnetten, Gesang und Flötenspiel und nicht
selten kann man den Nationaltanz, den Fandango, sehen.
Die Volksbildung in Spanien steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Von
17 Kindern wird eins unterrichtet, und kaum der vierte Theil der nach
unsern Begriffen schulpflichtigen Kindern besucht die Elementarschule. Die
sogenannten Gelehrtenschulen, Gymnasien und Lyceen, entsprechen ebenso wenig
wie die Universitäten unseren Anforderungen.
Die spanische Monarchie ist ein konstitutoneller Staat, dessen Königs-
würde in männlicher und weiblicher Linie erblich ist. Die Cortes, die spa-
nische Nationalversammlung, besteht aus 2 Kammern, dem Senat, der Kam-
mer der Proceres, und aus der Deputirten-Versammlung, der Kammer der
Procuratores. Der Kronprinz führt den Titel Prinz von Asturien, die
übrigen Prinzen heißen Infanten von Spanien. Die Finanzen der spani-
schen Monarchie sind sehr zerrüttet; die Staatsschuld, welche 4 bis 5000
Millionen Franken beträgt, hat in den letzten Jahren regelmäßig zugenommen.
Wir werden die wichtigsten Orte Spaniens nach den Kronländern auf-
führen, aus denen die Monarchie zusammengesetzt ist.
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ihrer Dienstzeit oft noch besonderen Schulunterricht. Die ausgediente Mann-
schaft wird der Landwehr eingereihet. So ist Preußen „das Volk in Waffen"
geworden. Seine Kriegsmittel übertreffen an Vollkommenheit die aller an-
dern Völker. Der preußische Krieger ist menschlich, weil er gebildet ist.
Die preußische Handels- und Kriegsmarine hat in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Aufschwung genommen und besitzt jetzt in der Nord- und
Ostsee auch vortreffliche Häfen.
Preußen ist eine in männlicher Linie des Hauses Hohenzollern erbliche
constitutionelle Monarchie. Am 5. December 1848 gab Friedrich Wil-
helm Iv. seinem Lande eine constitutionelle Verfaffung, welche am 31. Jan.
1850 nach erfolgter Berathung in den beiden Kammern endgültig festgestellt
worden ist. Nach derselben steht dem Könige allein die vollziehende Gewalt
zu. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und
die beiden Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten,
ausgeübt. Das Herrenhaus besteht aus den volljährigen Prinzen des könig-
lichen Hauses, den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herrn, aus
Mitgliedern der großen Grundbesitzer, der großen Städte und der Universi-
täten, denen persönlich oder erblich das Recht verliehen ist, im Herrenhause
zu sitzen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 352 aus indirecter
Wahl hervorgegangenen Mitgliedern.
Eintheilung.
Bis zum Jahre 1866 zerfiel der preußische Staat in die 8 Provinzen:
Preußen, Posen, Schlesien, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und
die Rheinlande. Jede dieser Provinzen ist in Regierungsbezirke eingetheilt,
jeder Regierungsbezirk in Kreise. An der Spitze jeder Provinz steht ein
Oberpräsident, an der eines Regierungsbezirkes ein Präsident, an der eines
Kreises ein Landrath. Ueber die Benennung und Eintheilung der neu erwor-
benen Landestheile fehlen jetzt noch die Bestimmungen; wir führen sie daher
vorläufig als Provinzen mit ihren bisherigen Namen und Eintheilungen auf.
1. Die Provinz Preußen.
(1179 Q.-M. und 3,015,000 Einwohner.)
Sie bildet den östlichsten Theil des Staates wie überhaupt Deutschlands,
wird im Osten und Süden von Rußland (Litthauen und Polen) begrenzt,
im Norden von der Ostsee. Von größeren Flüssen gehört der Provinz der
Pregel ganz an, von der Memel und Weichsel nur der Unterlauf. Etwa
der dritte Theil des Bodens wird durch einen unfruchtbaren sandigen Land-
rücken gebildet, der übrige Theil desselben ist dagegen sehr fruchtbar und
erzeugt neben großen Waldungen und fetten Wiesen eine Fülle von Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Kartoffeln, begünstigt daher auch die Vieh-
zucht in hohem Grade, namentlich die des Pferdes und Rindes. Die
Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich darum auch mit Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Handel blüht in Danzig, Königsberg und Memel. Die ursprüng-
liche Bevölkerung besteht aus Litthauern, Slaven, Masuren und Kassuben;
die Deutschen, die jetzt 2/3 der Bewohner ausmachen, sind nach und nach
eingewandert.
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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99
— Während in dem südlichen Theil die Allgäuer- und Tiroler Alpen das
baierische Hochland erfüllen, welchem die ausgedehnte baierische Hochebene vor-
gelagert ist mit ihren herrlichen, fischreichen Seen (z. B. dem Königs-,
Tegern-, Starnberger- und Bodensee), erfüllt das deutsche Mittelgebirge, der
fränkische und schwäbische Iura, der Böhmerwald, das Fichtelgebirge, der
Frankenwald, der Spessart und die Rhön, sowie links vom Rhein die Aus-
läufer der Vogesen, die Haardt und der Donnersberg das übrige Land.
Nur ein kleiner Theil gehört zun: mittelrheinischen Tieflande. Das baierische
Hügel- und Tiefland liefert namentlich in der Pfalz guten Wein und viel
Tabak neben Getreide, Obst, Gemüse, Hanf und Hopfen. „Spalter Stadt-
gut" ist eine sehr geschätzte Hopfenart; die Stadt Spalt*) zieht jährlich
über 3000 Centner ä 60 bis 250 fl. Die Umgebung von Bamberg liefert
Küchengewächse aller Art nach den Hauptstädten des Rheins und der Donau..
Die baierische Hochebene, welche Raum für eine doppelt so große Bevölkerung
bietet, hat neben recht ergiebigem Ackerland auch ausgedehnte sumpfige oder-
moorige, kahle Ebenen, Riede oder Moose genannt, z. B. das Donau-Ried
zwischen Günzburg und Donauwörth, das Donau-Moos im Süden von
Neuburg und Ingolstadt, das Erdinger-Moos zwischen München und Frei-
sing an der Isar. Die ungeheuren Gerstenfelder der baierischen Hochebene
und die Sorgfalt für den Hopfenbau zeigen an, daß Baiern vorzugsweise
Bier liefert. Bäurisches Bier wird jetzt, echt oder unecht, in der ganzen
Welt getrunken. Das Bier von München, Erlangen, Nürnberg, Würzburg,
Kitzingen und Kulmbach hat im Auslande großen Ruf. Außer Wein, Bier,
Tabak, Küchengewächsen, Obst und Hopfen führt Baiern noch Torf, Holz,
gute lithographische Steine (sie werden bei Sohlenhofen unweit Eichstätt
gebrochen), Nürnberger Spielwaaren und Lebkuchen, Spiegel und Glaswaaren,
Salz von den Salinen Reichenhall, Berchtesgaden, Traunstein, Rosenheim,
Kissingen und Dürkheim, welche jährlich 900,000 Centner liefern, aus.
Der Pfälzer Tabak geht sogar nach Amerika. Gute Landstraßen, Eisen-
bahnen, schiffbare Flüsse erleichtern den Verkehr im Innern. Die Bevölkerung
von Baiern zerfällt in 4 Hauptstämme, in Baiern, Schwaben, Franken und
Rheinpfälzer. Die Baiern oder Altbaiern sind meist stämmige und kräftige,
aber kleine Leute, nur die Gebirgsbewohner sind groß. Sie sind im Allge-
gemeinen weniger gebildet und Naturmenschen der kräftigsten Art, lieben
Bier, Spiel, Tanz und Gesang. Die Franken sind gebildeter, heiterer und
zutraulicher. Die Schwaben gleichen den Württembergern. Die Rheinbaiern
sind laut und lebhaft, trinken mehr Wein als Bier, und tragen viel von
französischer Beweglichkeit an sich. Die Baiern haben sich alle Zeit als
tapfere und unerschrockene Soldaten bewährt. Baiern zerfällt in 8 Kreise:
1) Dtier-Kaiern: Hauptstadt ist München an der Isar, 167,000 E. Uni-
versität, Kunstakademie. Sehenswerth sind die Glyptothek, die alte und
neue Pinakothek, die vereinigten Sammlungen, die Säle mit Fresko-
malereien aus dem Ribelungen-Liede im neuen Königsbau, reich ge-
schmückte Kirchen, die Sternwarte re.; in der Umgebung Münchens die
Ruhmeshalle mit Bildnissen berühmter Baiern und der kolossalen, 54' hohen
Erzstatue der Bavaria. Berchtesgaden in der Nähe des Königssees,
*) Sie liegt in Mittelsranken an der Rezat unweit Nürnberg.
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1867 -
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Traunstein, Rosenheim und Reichenhall sind Salinen; vier lange Sool-
leitungen machen Reichenhall zum Mittelpunkt. Am linken Donau-
ufer liegt die Festung Ingolstadt, 19,500 E. Bei Mühldorf am Inn
besiegte Ludwig von Baiern mit Hülfe des Seyfried Schweppermann
1322 den Gegenkaiser Friedrich von Oesterreich, welcher in Gefangen-
schaft gerieth und nach Trausnitz in der Oberpfalz abgeführt wurde.
2) Nikder-Kairrn: Pasfan ander Mündung des Inn, 13,500 E. (Passauer-
Verttag 1552). Festung Landshnt an der Isar, 12,900 E.
3) Schwaben und Neuburg: Augsburg, 50,000 E. Alte berühmte Handels-
stadt. Das Lechfeld (Schlachten 955 und 1632). Lindau auf drei
Inseln im Bodensee, Endpunkt der baierischen Staatseisenbahn im Süd-
west. Rördlingen, durch eine Schlacht 1634, und Höchstädt, durch
einen Sieg des Prinzen Eugen und des Herzogs von Marlborough
über die Franzosen 1704 bekannt.
4) Dberpfaft: Regensburg an der Mündung des Regen, 30,000 E.
(Walhalla) Donaudampfschifffahrt von Donauwörth über Regensburg,
Passau bis ins schwarze Meer.
5) Dbersranken: Bamberg, 25,300 E. Bedeutender Handel mit Küchen-
gewächsen. Baireuth, 19,300 E., ernährt sich besonders von Berg-
werkserzeugnissen. Die Stadt Forchheim war oft Sitz deutscher Reichs-
tage. Hof, 13,200 E., am nordöstlichen Ende der Eisenbahn.
6) Mittelfranken: Ansbach, 13,000 E. Nürnberg, 70,500 E. „Die
alte freie Reichsstadt"; Heimath des Hans Sachs, Peter Hele und
Albrecht Dürer. Teutsches National-Museum. Die erste deutsche Eisen-
bahn ward 1832 von Nürnberg nach Fürth (21,000 E.), einer wich-
tigen Handels-und Fabrikstadt, angelegt. Erlangen, Universität. 11,200
Einwohner.
7) Unterfranken: Würzburg, 41,000 E., Universität, Julius-Hospital,
Festung, Handel mit Stein- und Frankenwein. Bäder in Kissingen
(Soole und Rakoczi) und Brückenau. Aschafsenbnrg, 10,700 E.
8) Rheinpfaft: Speier 13,700 E. Reichstage. Sitz des Reichskammer-
gerichts von 1513 — 1689. Dom rc. Festungen Germersheim und
Landau. Zweibrücken. Dürkheim an der Hardt (Hardtweine: Dürkheim,
Deidesheim, Forst). Ruinen der Feste Trifels (Richard Löwenherz).
Bei Göllheim verlor Kaiser Adolf von Nassau 1298 durch Albrecht I.
in einer Schlacht Leben sein Reich.
A nm. Die baierische Staatseisenbahn beginnt bei Hos, geht über Bamberg,
Forchheim, Erlangen, Nürnberg, Augsburg nach Lindau. In Bamberg
geht sie westlich ab nach Würzburg, Aschaffenburg, Hanau und Frank-
furt; von Augsburg führt eine Bahn nach Ulm und München, und
von da nach Salzburg. Von Wichtigkeit ist auch die Bahn von Nürn-
berg nach Regensburg an der Donau. Tie baierische Rheinpfalz hat
zwei Eisenbahnlinien von Neustadt nach Metz und nach Straßburg.
1867 -
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2. Das Königreich Württemberg
(354 Q.-M. und 1,748,500 Einwohner)
liegt zwischen Baiern und Baden, und gehört seiner Bodenbeschaffenheit nach
zum Plateau von Deutschland, von dessen mittlerem und .westlichem Bergzug
es theilweise durchzogen wird. Seine Gewässer gehören zum Stromgebiete
des Rheins und der Donau; nur die letztere durchfließt das Königreich,
wird aber erst bei Ulm schiffbar. Der Schwarzwald und die rauhe Alp
erfüllen den größten Theil des Landes, welches neben den zahlreichen Hügel-
reihen auch Hochflächen zeigt, besonders am Bodensee. Die Bewohner
Württembergs, gewöhnlich Schwaben genannt, sind Nachkommen der Ale-
mannen. An den Schwaben kleben eigenthümliche Urtheile. Wie man den
Pommer plump, den Hessen blind nennt, so heißt's: „der Schwabe ist
dumm, er wird vor dem 40. Jahre uicht klug." Man spricht vom Schwa-
benalter, vom Schwabenverstand und von Schwabenstreichen. Allein dumm
sind die Schwaben gewiß nicht; sie sind gefällig und gemüthlich, gerathen
bei einem Uebersluß von Trieben und Bestrebungen in eine scheinbare Un-
klarheit und Verworrenheit, aus welcher sie sich nicht rasch loswinden können.
Darum kommen sie den Fremden täppisch und wunderlich vor, ohne wirklich
dumm zu sein. Im Gegentheil könnten sie in Handel und Wandel pfiffig
genannt werden. Und zu aller Rechtfertigung können sich die Schwaben
immerhin rühmen, Landsleute großgezogen zu haben, wie kein anderer deut-
scher Gau, z. B. Melanchthon, Keppler, Schiller, Hegel, Paulus, Uhland,
Gust. Schwab, Schelling. In Wahrheit sind die Schwaben thätig, eifrig,
lebensfroh, genußsüchtig, muthig und sangeskundig. Das Königreich Württem-
berg zerfällt in 4 Kreise:
1) Dcr Neckar-Kreis: Stuttgart, 69,000 E., Residenz des Königs. Ludwigs-
burg, 11,600 E. Hohen-Asberg, festes Schloß (Dichter Schubart).
Badeort Cannstadt. Heilbronn, 16,500 E., nördliches Ende der
Württembergischen Eisenbahn. Marbach, Geburtsort Schillers (1759
bis 1805). Sehr gewerbreich ist die Stadt Eßlingen (15,600 E.),
deren Maschinenfabrik auch im Ausland sehr gerühmt wird. Das Städt-
chen Weinsberg ist durch die Weibertreue berühmt geworden (1140).
2) Der Jaxt-Kreis: Ellwangen. Ruine Berlichingen. Schwäbisch-Hall hat
große Salinen. Mergentheim, von 1526 — 1809 die Hauptstadt des
Teutschmeisterthums und Residenz des Deutschmeisters.
3) Der Schmar)waidkreis: Reutlingen, 13,500 E., die gewerbsamste Stadt.
Tübingen am Neckar, 9000 E. Universität. (Uhland's Heimath).
Die warmen Quellen von Wildbad.
4) Der Donaukreis: Ulm, 23,000 E. Sonst Bundesfestung. Fried-
richshafen am Bodensee, Südende der württemb. Eisenbahn. Biberach,
die Heimath des Dichters Wieland.
Die Ausfuhr vou Hornvieh, Schafen, Wolle, Getreide nach der Schweiz
und die von Holz nach den Rheingegenden ist sehr bedeutend. Holzwaaren
und Uhren aus dem Schwarzwalde gehen in alle Länder. — Die württem-
bergische Staatseisenbahn beginnt in Bruchsal, führt über Bietigheim, Stutt-
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
105
reichische Staat von der Natur sehr begünstigt vor andern europäischen
Ländern ist.
Die Salzwerke von Bochnia und Wieliczka in Gallizien, von Maros
Ujvar in Siebenbürgen, von Hallein, Ischl und Hallstadt im Salzkammergut
und von Hall in Tyrol liefern jährlich über 6 Mill. Centner Salz, so daß
ungefähr 11/2 Mill. ausgeführt werden können. Schlägt man den Preis
für einen Centner Salz zu 3 Gulden an, so wird allein für Salz 41/*
Mill. Gulden vom Ausland eingezogen, während für das Inland 4^/2 Mill.
Centner im Werthe von 13 1/2 Mill. Gulden zur Benutzung verbleiben.
Den Ertrag an Eisengruben schätzt man auf '/10 Mill. Centner, den der
Steinkohlenlager auf 5 Mill. Centner, den der Silberwerke auf 180,000
Mark, den der Bleigruben auf 90,000 Centner. Ungarn und Siebenbürgen
liefern jährlich eine Ausbeute von 7,000 Mark Gold; das Quecksilberberg-
werk von Idria im Königreich Illyrien bringt 15,000 Centner ein. Auch
Edelsteine werden in Ungarn und Böhmen gefunden. Bon den wichtigsten
Gesundbrunnen, deren Gesamintzahl sich auf 1,500 belaufen soll, sind die
bekanntesten: Baden bei Wien, Ischl und Gastein im Erzherzogthum Oester-
reich; Eger, Franzensbrunnen. Karlsbad, Töplitz, Marienbad im Königreich
Böhmen; Teplicz und Mehadia in Ungarn. Die Industrie hat in neuerer
Zeit erfreuliche Fortschritte gemacht, läßt jedoch in den östlichen Theilen der
Monarchie noch zu wünschen übrig. Der Handel bedarf noch der Hebung.
Doch fehlt es nicht an den Bedingungen dazu, au Eisenbahnen, Kunststraßen,
Kanälen und schiffbaren Flüssen. Die wichtigsten Handelsplätze der Mo-
narchie sind: Triest, Wien, Prag, Lemberg, Brody, Linz, Salzburg, Grätz,
Brünn, Olmütz, Troppau, Kaschau, Oedenburg, Ofen, Pesth, Kronstadt rc.
Zur Belebung des Handelsverkehrs bestehen mehrere Handelsgesellschaften,
unter welchen die des österreichischen Lloyd in Triest und die der Donau-
Dampfschifffahrt in Wien großartig zu nennen sind. Der überseeische Ver-
kehr findet vorzugsweise mit der Levante statt. Oesterreich besitzt 8,132
Seeschiffe.
Die Bewohner des österreichischen Kaiserstaates gehören ihrer Abstam-
mung nach 4 Haupt-Nationen an: der deutschen (8 Mill.), der slavischen
(18 Mill.), der magyarischen (5 Mill.) und der italienischen. Die Deut-
schen bilden in Tyrol, Steiermark, Illyrien und im Erzherzogthum Oester-
reich entschieden die Hauptberölkerung, in Böhmen und Mähren aber nicht.
Aber auch in den andern Provinzen befinden sich viele deutsche Bewohner;
in Ungarn schon seit dem 12. Jahrh., die Sachsen in Siebenbürgen ('/2
Mill.). Die Slaven sind der zahlreichste Volksstamm und bilden 2 Grup-
pen: im Norden wohnen die Czechen oder Böhmen, die Polen, die Ruß-
niaken oder Ruthenen in Böhmen, Krakau und Galizien; 2) im Süden an
der untern Donau die Croaten, Slowaken (in Mähren Hannaken), die Sla-
vonier, die Wenden in Steiermark, die Raizen oder Serbier in Süd-Ungarn
und die Morlaken in Dalmatien. Die Magyaren stammen von nord-
asiatischen Völkern ab, und bewohnen vorzugsweise das ungarische Tiefland;
zu ihnen gehören auch die Czekler d. i. Grenzer in Siebenbürgen. Die
Italiener endlich bilden in den dalmatischen Küstenländern die Hauptbevöl-
kerung. Außer diesen 4 Hauptstämmen finden sich aber auch noch Wa-
lachen, Griechen, Bulgaren, Haidutten, Armenier, Juden, Zigeuner und
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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Türken auf österreichischem Gebiete. In 10 Sprachen werden die Ge-
setze publizirt.
Die geistige Bildung dieser verschiedenen Nationen ist eine durchaus
ungleichmäßige, in den unteren Volksschichten noch unbefriedigende. Am ge-
bildetsten sind die Deutschen; ihnen folgen die Magyaren. Auf der un-
tersten Stufe stehen die Slaven. Für die Bildung der höheren Stände ist
durch Gymnasien und Realschulen verhältnißmäßig mehr geschehen. Univer-
sitäten zählt Oesterreich zehn.
Die römisch-katholische Kirche ist in allen Provinzen die vorherrschende
und zählt 26 Millionen Anhänger; nach der Verfassung von 1849 soll die
Ausübung der bürgerlichen und politischen Rechte vom Religionsbekenntriß
unabhängig sein und im ganzen Staate Glaubensfreiheit herrschen. Diese
besteht jedoch nur im Rechte häuslicher Religionsübung. Neben den Ka-
tholiken bekennen sich etwa 4 Millionen zur lutherischen und reformirten
Kirche, 6 Millionen zur griechischen, 650,000 Seelen zur mosaischen Religion.
I. Die drutschösterreischm Länder (3,600 Q.-M., 13 V2 Mill. E.).
1, Das Erzherzogtum Oesterreich
(578 Q.-M. und 2,715,000 E.l
liegt zu beiden Seiten der Donau und besteht aus dem Land ob der Ens
und unter der Ens; zum ersteren gehört das Salzburger-Land. Der Lan-
destheil links der Donau ist Berg- und Hügelland, der südliche rechts der
Donau Alpenland. Dasselbe ist reich an Holz und Eisen. Der Reisende
begegnet oft großen Zügen von Kohlenbauern oder Eisensendungen. Daneben
liefert die Ebene viel Obst, viel Getreide, viel Wein trotz der oft wechseln-
den Witterung. Das Erzherzogthum ist eines der gewerbreichsten Länder
des Kaiserstaates und zählt an 1000 Fabriken. Wien liefert zahlreiche
Luxusgegenstände aller Art und bildet den Hauptsitz der Industrie und des
Handels, welcher durch die lebhafte Donau-Dampfschifffahrt und die Eisenbahnen
bedeutend erleichtert ist. Hauptstadt und Residenz ist Wien im Lande unter
der Ens. „Die Kaiserstadt" liegt am Fuße des Kahlenbergs und an der
Donau, zählt an 580,000 E., 34 Vorstädte mit geräumigen Straßen, und
hat ungemein viel Sehenswürdigkeiten (die kaiserliche Burg, die Stephans-
kirche mit dem 444' hohen Thurme, die Kapuziner-Kirche mit der kaiserlichen
Gruft, die Universität, die Basteien, das Glacis [der bei einer Festung
leere Raum außerhalb der Mauerp den Augarten und Prater, prächtige
Schauläden re.) Die Wiener sind ein lebensfrohes, witziges und gemüth-
liches Volk. — In Wiens Nähe liegen die berühmten kaiserlichen Lustschlösser
Schölibruntt und Laxenburg, links der Donau das Dorf Aspern, wo Erz-
herzog Karl 1809 den Kaiser Napoleon besiegte. Bekannt sind die heißen
Quellen von Baden. Die alte (restaurirte) Burg Dürrenstein war das erste
Gefängniß des englischen Königs Richard Löwenherz; Pöchlarn ist das älteste
Schloß gegen die Magyaren, das Bechelaren des Nibelungenliedes.
Im Lande ob der Ens ist Lin; an der Donau, 30,000 E., die ansehn-
lichste Stadt; nach Gmünden und Budweis führt eine von Pferden gezogene
Eisenbahn. Ischl und Hallstadt sind durch Salinen bekannt.
1867 -
Frankfurt a.M.
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- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
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