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1. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 52

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 52 — 21. Blankenhagen. Blankenhagen ist eine sehr große Bauerschaft. Sie liegt nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Gütersloh. In? Süden grenzt sie an Nord- Horn, Gütersloh und Pavenstädt. Nach Blankenhagen können wir drei Straßen und einen Gemeindeweg gehen. Welche sind es? Unser Weg führt die Brockhäger Straße entlang, über den Hos des Meiers Naßfeld, an der Blankenhagener Schule vorbei zur Gastwirtschaft und Kleinbahn- Haltestelle „Zur Tanne". Bon hier aus verfolgen wir die Straße weiter, erreichen Gut Langert und die Lutter und gehen bis zur Grenze des Kreises Wiedenbrück. Zurückkehrend biegen wir vor Gut Langert in den nach Osten führenden Landweg ein. Durch Kiefernwaldungen führt uus der Weg bis in die Nähe von Hornberg. Hier erreichen wir den in süd- licher Richtung führenden Landweg, der bei Bäcker Teckentrup anf die Brockhäger Straße mündet. Der Weg ist. 1 Stunde 40 Miuuten lang. Auf der Brockhäger Straße stehen in der Nähe des Seminars die Häuser noch nah beieinander. Es sind meist kleinere massive Häuser aus roten Backsteinen. Die Straße senkt sich ganz allmählich nach Nordwesten, auf l Kilometer ungefähr 1 Meter. Wohin fließt deshalb das Wasser? Zu unsrer Rechten ist ein tiefer Graben. In ihm sammelt sich das Regen = Wasser von den umliegenden Äckern und Wegen. Schutzsteiue begleiten den Graben. Hier finden wir die Gütersloher Weberei. Was wird dort gewebt? Dann kommen wir an der Strothmannschen Molkerei vorbei. Je weiter wir gehen, desto weniger Häuser stehen an der Straße. Hinter Teckentrup erblicken wir nur uoch einzelne. Jetzt sind wir schon in Blankenhagen. Links und rechts von der Straße liegen Ackerfelder, dann Wiesen. An dem Eichen- und Buchenwald des Meiers Raßfeld zu unsrer Linken vorbei führt der Privatweg auf deu Meierhos. Es ist ein stattlicher Hof mit großem Wohnhause, mehreren Scheunen und einem schönen „Spieker" (Speicher). Das Meierhaus ist neuer als das des Meiers zu Nordhorn Es besteht aus einem Langhause und einem Querhause. Das Langhaus ist das alte Haus. Es beherbergt das Vieh. Das Querhaus ist erst später vor das alte Haus gebaut. Durch eine Tür ist es mit dem alten Teile verbunden. In ihm wohnt der Meier mit seiner Familie. So lebt er zwar auch mit seinem Vieh unter einem Dache, doch sind die Wohn- räume durch eiue Querwand von dem Viehhause getrennt. Viele neue Bauernhäuser werden heutzutage so gebaut. Reinlichkeit und Gesund- heitsrücksichten sprechen dafür. Hinter dem Hofe fließt der Schlangenbach in südwestlicher Richtung durch den kleinen Laubwald. Er hat seinen Namen von den vielen schlangenähnlichen Windungen, die er macht. Wie schon früher bei der Dalke, erkennen wir hier wieder, daß die reichere Bewässerung des an- liegenden Landes trotz des sandigen Bodens der ganzen Gegend das Wachstum der Laubbäume ermöglicht. Wir versolgen mit unsern Augen den Lauf des Wassers, schaueu auch nach der Seite, von der der Bach

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 56

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
unterbrochen. Es sind die hohen Eichen, die die Bauernhöfe umgeben. Ganz im Westen und Südwesten begrenzen dunkle Wälder unfern Blick. Wir kommen auf den Pavenstädter Weg und verfolgen ihn. Einige kleine Häuser stehen anfangs an den Seiten; dann haben wir wieder links und rechts das freie Feld. Da kommen wir an die andre Pavenstädter Schule. Vor dem Schulhaus ist ein schöner Blumengarten, an der Westseite der Spielplatz der Schüler, Tannen begrenzen ihn nach der Straße zu. Von hier schauen wir rückwärts. Da liegt im Osten Gütersloh mit seinen Türmen, Schornsteinen und Häusern lang hingestreckt am Gesichtskreise. Je weiter wir wandern, desto näher kommen wir den Wäldern. Bald treten sie nah an den Weg heran. Es sind Kiefernwälder. Der Boden ist hier manchmal hügelig. An den Wegen finden wir auch einige Laubbäume an den Gräben. Wir kommen an mehreren großen Bauern- höfeu vorbei. Alle sind von Eichenkämpen umgeben. Hier und da erblicken wir Ziehbrunnen. In der Nähe des Bauernhauses liegen mehrere kleinere Häuser. In ihnen wohnen die Kötter oder Heuerlinge. Diese Häuser nennt man Kotten. Der Kötter wohnt bei dem Bauern zur Miete. Er Hilst dem Bauern bei der Ernte, und der Bauer pflügt dem Kötter, wenn er es nicht selbst kann, das Land um. Zur Linken haben wir jetzt den Kiefernwald. Der Boden ist dicht mit Nadeln bedeckt. An einigen Stellen erblicken wir den gelben Sand. Heidekraut und Beerensträucher stehen auf den freien Stellen. Nach Norden hin erstreckt sich ein weites Feld. Der Wald ist hier ausgerodet und in fruchtbares Kornland verwandelt. Bor uns liegt der Meierhof, der der ganzen Gegend den Namen gegeben hat, es ist der Hos des Meiers Pavenstädt. Bei ihm ändert sich das Bild. Nach Süden, Westen und Norden breiten sich weite, saftige Wiesen aus, von klaren Bächen durchzogen. Wir erreichen zuerst die Dalle. Sie ist breiter und wasserreicher als in Güters- Abb. 25. Ein Ziehbrunnen.

3. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 91

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 91 Wo Ackerbau getrieben wird. Wie der Landmann neue Felder anlegt. Die Bäume und Pflanzen in der Gemeinde Gütersloh. 32. Gesellschaftskunde. Die Siedelungsweise. Bei unsrer Vaterstadt unterscheiden wir den Jnnenbezirk und den Außenbezirk. Der Jnnenbezirk umfaßt die eigentliche Stadt Gütersloh, während zum Außenbezirk die umliegenden früheren Bauerschaften zählen, die seit 1910 zur Stadt Gütersloh gehören. Gütersloh-Stadt und Güters- loh-Land sind in ihrer Bauart wesentlich verschieden. Aber auch bei der Stadt müssen wir unterscheiden zwischen den ältesten Stadtteilen, dem Stadtinnern und den neueren Stadtteilen, die mehr an der Außenseite der Stadt liegen. Im Innern der Stadt finden wir enge und krumme Straßen, Gassen und Gäßchen mit eng aneinander gebauten Häusern, in den neueren Stadt- teilen sind die Straßen breiter und gerade, die Gäßchen verschwunden und die Häuser mit Gärten umgeben. Im Außenbezirk haben wir nur wenige Straßen, die von Gütersloh aus nach allen Richtungen in die Ferne führen. Welche sind es? Wohin führen sie? Außer diesen Landstraßen oder Chausseen gibt es uoch einige harte Gemeindewege und viele mannigfach gewundene Feldwege. Die Häuser liegen zerstreut und sind von Feld, Wiese und Wald umgeben. Ju der Stadt haben sich die Leute also anders angebaut oder angesiedelt als auf dem Lande. Wir unterscheiden darum eiue städtische und eine ländliche Siedeluugsweise. Die Stadthäuser unterscheiden sich auch in ihrer Bau- art und Einrichtung wesentlich vou den Bauernhäusern. Die Bauart der Häuser ist abhängig von der Beschäftigung ihrer Bewohner. So ist das sächsische oder westfälische Bauernhaus das zweckmäßigste Haus sür deu Landmann. Weise das nach! Während die Häuser iu der Stadt meist mehrere Stockwerke hoch sind, ist das Bauernhaus eiu-, höchstens zweistöckig. Hiermit hängt auch die Zahl der Bewohner zusammen. In den hohen Häusern der Stadt wohnen 4 bis 8 Familien, 20 bis 50 Menschen, in den Bauernhäusern wohnt nur eiue Familie, meist nur 6 bis 10 Menschen. Darum wohnen in einer Straße der Stadt, z. B. in der Berliner Straße, mehr Menschen als in einer ganzen Bauerschaft. In den großen Fabriken arbeiten hundert und mehr Arbeiter. Wieviel Leute in der Stadt wohnen, sieht man an den Sonntagen vor Weihnachten, am Sedantage und bei großen Festen. Die Landlente, die den Acker bebauen, können nicht so dicht zusammen wohnen wie die Leute der Stadt, die eine ganz andre Beschäftigung haben. Die Einwohnerzahl. Nach der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1910 hatte Gütersloh 18 336 Einwohner. Fünf Jahre vorher zählte es nur 8000 Einwohner.

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 93

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 93 — Pon den Bewohnern der Stadt Gütersloh. Die Leute, die in der Stadt Gütersloh wohnen, werden von Fremden „Gütersloher" genannt. Die Gütersloher sind die Bewohner oder Ein- wohner der Stadt Gütersloh. Am 1. Dezember 1910 hatte Gütersloh 18336 Einwohner. Die Leute, die in der Stadt wohnen, nennt man auch Stadt- bewohner oder Städter. Viele Städte siud in früheren Zeiten aus Burgen, die mit schützenden Mauern umgeben waren, entstanden. Die Leute, die sich hinter den Mauern an den festen Plätzen angesiedelt hatten, nannte man Bürger. Darum nennt man auch heute noch die Stadtbewohner Bürger. Der erste Beamte der Stadt heißt Bürgermeister, und die Schulen in der Stadt pflegt man Bürgerschulen zu nennen. Die Meuschen, die im Außenbezirk der Stadt Gütersloh wohnen, leben ans dem Lande. Man nennt sie Landbewohner oder Landleute. Den einzelnen Mann nennt man Landmann. Weil die Landleute den Acker bebauen, heißen sie auch Bauern. Die gesamten Leute in der Stadt bilden ein Volk. Man nennt sie darum Stadtvolk oder Stadtbevölkerung, die Bewohner des Landes heißen Landvolk oder Landbevölkerung. Die Stadt Gütersloh hat eine städtische und eine ländliche oder bäuerliche Be- völkerung. Die Städter und die Bauern unterscheiden sich nicht nur in ihrer Siedeluugsweise und Beschäftigung, sondern auch in ihrer Lebensweise, ihrer Kleidung, ihren Sitten und Gebräuchen. Inwiefern in ihrer Siede- lungsweife? ihrer Beschäftigung? In ihrer Lebensweise und Kleidung, in ihren Sitten und Gebräuchen hängen die Landleute viel mehr als der Städter mit der Natur und der Vergangenheit zusammen. Mit dem Aufgang und Untergang der Sonne beginnt und endet das Tagewerk des Bauern. Früh mit dem ersten Hahnenschrei erhebt der Landmann sich von seinem Lager und geht an seine Arbeit auf dem Felde, in der Wiese oder im Walde; wenn die Sonne zur Ruhe gegangen ist, dann breiten sich die Schatten der Nacht über seine Arbeitsstätten, und er geht mit den Hühnern zu Bett. Wie anders der Städter. Er erhebt sich erst zur neuen Tagesarbeit, wenn der Landmann schon stundenlang geschafft hat und arbeitet abends noch bei Lampenlicht, wenn der Bauer schon neue Kraft zur Arbeit im Schlaf sucht. So ist der Landmann ein Frühaussteher und Tagesarbeiter, der Städter meist ein Spätaufsteher und Jn-die-Nacht-Arbeiter. Die Arbeits- und Ruheeiuteiluug des Bauern ist gesunder und billiger als die des Städters. Würde der Städter im Sommer einige Stunden früher an die Arbeit gehen, so würde er viel Geld für Beleuchtung sparen können und frischer und gestärkter am Morgen des neuen Tages erwachen, wenn er, statt mitten in der Nacht, schon gegen 9 bis 10 Uhr zu Bett ginge. Bei seiner schweren und oft fchmutzigeu Arbeit kann der Landmann nicht seine und dünne Kleidungsstofse und Lackschuhe wie der Städter tragen, sondern er muß derbes und undurchlässiges Zeug und festes Schuh- zeug haben. Für ihn passen nicht Flitter und Putz, sondern Lodenstoff, Wasserstiefel und Holzschuhe. Ein rechter Bauer wird keine städtische Mode- kleidung tragen; er ist stolz aus sein schlichtes Bauerngewand, und der Städter soll nicht hochmütig darüber lächeln. Zäh hält der Landmann

5. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 94

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 94 - fest au den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Vorsahren ererbt hat, die schon seit Jahrhunderten auf den von Eichen umrauschten Höfen wohnten. Während so der Bauer mit seiner Schotte verwachsen ist, kennt der Städter oft nicht die Stätte seiner Gebnrt. Ihm fehlt das innige Heimatgefühl und die Wertschätzung des eigenen Bodens. Der Bauern- stand ist der älteste Stand, der kernigste und widerstandsfähigste Bestandteil des Volkes. Der deutsche Bauer ist das Mark des deutschen Volkes; so lange er stark, kräftig und wohlhabend bleibt, ist die Zukunft uusres Volkes gesichert. Die Beschäftigung der Bewohner Güterslohs. Hier unterscheiden wir wiederum zwischen den Bewohnern der Stadt und des Landes. Die Landbevölkerung der Stadt Gütersloh arbeitet in Feld, Wiese und Wald. Düngen, Pflügen, Säen, Eggen, Pflanzen und Ernten umschreibt einen großen Kreis ihrer Arbeit. Ans den Feldern zieht der Landmann Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Wurzeln, Klee, Kohl und Runkeln. Roggen und Hafer sind Halmfrüchte oder Getreide, Kartoffeln, Rüben und Wurzeln nennt man auch Wurzelfrüchte. Während Getreide, Wurzelfrüchte und Kohl Menschen und Vieh zur Nahrung dienen, pflanzt der Landmann Runkeln, weiße Rüben, Klee und Spergel für das Vieh zum Füttern. Es sind Futtergewächse. Weil der Landmann das Feld oder den Acker bebaut, sagt man, er treibt Ackerbau. In den Ställen des Landmanns sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse, Hühner und Tauben. Pferde und Kühe helfen ihm bei der Arbeit. Die Kühe und die andern Tiere zieht der Landmann wegen' ihres großen Nutzens. Was geben sie ihm? Damit der Bauer möglichst viel Ein- nähme aus seinem Vieh bekommt, pflegt er es gut und zieht juuge Pferde, Kühe, Schweine und Hühner auf. Wir sageu, er treibt Viehzucht. Im Gemüsegarten neben dem Hause zieht der Landmann Salat, Erbsen, Bohnen, Gurkeu, Kohlrabi, Spinat; im Obstgarten stehen Apfel- bäume, Birnbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume. Der Landmann benutzt den Garten zur Gemüsezucht und Obstzucht. Wir können dafür auch Gartenbau sagen. Der Landmann treibt Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht. Man sagt dafür auch Landwirtschaft. Die Arten der Be- schästignng sind abhängig von der Lage, der Bodenbeschassenheit, der Be- Wässerung und den Witterungsverhältnissen. Während der Bauer au nnsern Bächen Enten- und Gänsezucht treibt, auf den saftigen Wiesen viel Heu gewinnt, darum viel Vieh halten kann und eine bedeutende Milch- Wirtschaft hat, züchtet der Heidebauer mehr Schweine und Geflügel und pflegt die Bienen. In unserm Stadtbezirk gibt es viele Leute, die sich mit Landwirtschaft beschäftigen. Bei der letzten Berufs- und Betriebszählung am 1. Dezember 1997 gab es 681 landwirtschaftliche Betriebe. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember 1911 gab es in Gütersloh: 669 Pferde, 2395 Rinder, 7313 Schweine, 43 Schafe. Andre Leute, wie die Holz- oder Waldarbeiter, beschäftigen sich im Walde. Die Holzfäller schlagen die Stämme nieder, die Holzschäler schälen die Rinde ab, die Fuhrleute sahreu die Stämme zur Sägemühle,

6. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 145

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 145 — keine Vertretung im Landtage gehabt. Sie mußte monatlich 24 Taler Staatssteuer aufbringen, dazu das Dienstgeld, den Weinkauf und die Ab- gäbe bei Sterbefällen entrichten. Der Stellvertreter der Regierung war der rhedische Amtsvogt; ihm standen zwei Untervögte zur Seite. In der Franzosenzeit war Lehmann in Gütersloh französischer Maire. Nach seiner Vertreibung wurde der Kaufmann Tegeler Bürgermeister. Am 8. Dezem- der 1825 wurde das Dorf Gütersloh zur Stadt erhoben. Das Wappen der Stadt ist ein rotes Rad auf silbernem und grünem Felde. Bis 1842 gehörten Stadt und Land Gütersloh zusammen. Durch die Teilung erhielt die Stadt Gütersloh nur 174 Hektar. In den sechziger Jahren wurde ein Teil von Sundern von der Stadt erworben, und am 1. April 1910 fand die Wiedervereinigung von Stadt und Land durch die Eingemeindung der Bauerschaften und Aufhebung des Amtes Gütersloh statt. Im Oktober 1842 fanden die ersten Stadtverordnetenwahlen in Gütersloh statt, und im Februar 1843 wurden die Vertreter des Amtes Gütersloh gewählt. Der erste Amtmann hieß Häge. Vom Jahre 1873 bis 1908 verwaltete der Bürgermeister Mangelsdors die Stadt. Der jetzige Bürgermeister trat sein Amt 1908 an. Als Rathaus diente in den ersten Jahrzehnten das Amtsvogthaus. 1848 wurde es verkaust, und das Rat- haus war 16 Jahre in einem Hause, das an der Stelle der heutigen Reichs- Post stand. 1863/64 wurde das neue Rathaus erbaut. Es ist eine Stiftung des Kaufmanns Heinrich Barth. Er hat auch das evangelische Krankenhaus gestiftet. 1910 wurde das Rathaus erweitert und erneuert. Sehr viel taten die Gütersloher, um die Bahn zu erhalten. Ob- gleich dem einträglichen Fuhrgewerbe ein bedeutender Schaden entstand, opferte Gütersloh doch 7500 Taler für den Bahnanschluß. Die Apostelkirche war schon lange Zeit für die stetig wachsende Ge- meinde zu klein, dazu mußte sie in dem noch uugelüsteten Raum ihren Gottesdienst feiern, wenn eben die Katholiken ihre Feier beendet hatten. Darum baute man 1859 bis 1861 die Auferstehungskirche. Weil der alte Kirchhof nicht mehr ausreichte, legte die Gemeinde 1831 den Friedhof an der Wiedenbrücker Straße an. Auch er ist schon zu klein geworden, und darum sind zwei neue Friedhöfe, einer für die Evangelischen, der andre für die Katholiken, hinter dem alten Friedhof errächtet worden. Im Jahre 1851 wurde das evangelische Gymnasium au der Feldstraße gegründet. Jahre hindurch hat an ihm als Religionslehrer und Anstalts- geistlicher der spätere Generalsuperintendent D. Braun gewirkt, der auch hier in Gütersloh seine letzte Ruhestätte fand, 1910.) Bor hundert Jahren hatte Gütersloh nur zwei Lehrer. Das Schul- haus war früher in der Angenetefchen Mehlhandlung in der Kökerstraße. 1873 wurde die heutige Schule errichtet; im Jahre 1902 wurde sie erweitert und auch die höhere Töchterschule erbaut. Außerdem wurden die Fort- bildungsschule und die Kochschule gebaut. Heute unterrichten an der Stadtschule 16 Lehrer und 2 Lehrerinnen. In der Landgemeinde Güters- loh gab es vor hundert Jahren noch keine einzige Schule. Im Gegensatz zu den altpreußischen Gebieten wußte man auch nichts von einem Schul- zwang. Wer Unterricht empfangen wollte, der mußte nach dem Dorfe Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. in

7. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 159

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
37. Zeugen alter Tage. Auf unfern Spaziergängen durch die Vaterstadt haben wir uns mit offenen Augen umgesehen. Manches fanden wir, an dem wir bisher achtlos vorüber gegangen waren. Besonders in den krummen und engen Straßen und Gassen Alt-Güterslohs trat uus mancher Zeuge längst ver- gangener Tage entgegen, der unbeachtet und vergessen sich aus der Urväter Zeit erhalten hat. Verwundert haben wir die alten Dinge angeschaut, die uns Kunde gaben von dem Leben und Treiben unsrer Vorfahren. Wie lanschten wir, wenn sie uns von den Tagen erzählten, in denen sie noch in Gebrauch waren und in Ehren standen. Da war zuerst Auf dem alteu Kirchhof war es, wo wir ihn zuerst kennen lernten.. Traurig hing er aus seinem alten Platze; denn man hatte ihn schon vor langer Zeit seines Amtes enthoben und nur noch sitzen lassen. An der Seite der Tür aber gläuzteu drei weiße Porzellanknöpfe und sahen stolz auf den verabschiedeten Türklopfer herab. Eben schritt ein juuges Mädchen der Türklopser. Abb. 45. Türklopfer am alten Kirchhof Nr. 15.

8. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 161

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 161 — Herbst- und Winterabenden saß die ganze Familie im trauten Kreise um den großen Eichentisch. Draußen heulte der Wind, und der Regen klatschte an die grüuen Fensterläden. Im warmen Zimmer aber war es so wohlig. Karo, der treue Wächter, lag am Osen und schlief. Im Dämmerlicht des Sllämpcheus spann die Mutter emsig ihren Flachs. Zu den Füßen der Großmutter im Lehnstuhl saßen die Jüngsten. Sie erzählte ihnen, wie die Franzosen im Dorf gehaust, als sie noch ein kleines Mädchen war. Da schlug der Klopfer an. Zwei-, dreimal hallte es durch das Haus. Karo sprang bellend auf, und der Vater ging und sah, wer noch zu so später Stunde Einlaß forderte. Einen andern Türklopfer fanden wir in der Kirchstraße. Er ist ein- sacher als der am Kirchplatz. Der schönste Klopfer sitzt an der schönen Tür des Herrn Stahl am Domhof. Wie kunstvoll und zweckmäßig ist er ge- macht. Wie paßt sich der Delphinleib so ganz der Form des Griffes an! Sieh dir nur einmal genau Schild, Griff und Spirale an! Wie hübsch hat der alte Meister das geschaffen! Versuche einmal, es nachzuzeichnen, dann wirst du bald erkennen, welch ein geschickter Mann er war. Die Hausmarlen. Wie heutzutage die Baumstämme auf den Holzplätzen oder die Säcke in den Großhandlungen oft noch eigentümliche Zeichen tragen, die von den früheren Besitzern als Erkennungsmerkmale angebracht waren, so Abb. 48. Hausmarken am allen Kirchhof Nr. T. finden wir ähnliche Zeichen auch an Häusern, auf Wetterfahnen, Knoten- stöcken, Ringen und andern Gegenständen. Sie bestehen meist aus mehreren geraden Strichen, die aneinander gesetzt in verschiedenen Richtungen verlaufen und oft mit Buchstaben vereinigt sind. Hausmarken Pflegt man solche Zeichen zu nennen. Unsre Altvorderen hatten meist je eine besondere Hausmarke, die sie als Unterschrift, Siegel und Wappen Verleger. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts.

9. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 162

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 162 — führten. Manche Hausmarken erinnern an die Runen, die geheimnisvollen Schriftzeichen der alten Germanen. Sie vererbten sich iu deu Familien von Kind zu Kind und waren oft jahrhundertelang schon im Gebrauch. So verwuchsen die Hausmarken mit ihren Besitzern und wurden wie die Eigennamen gleichsam zu einem wesentlichen Teil der Person. Wie ein altehrwürdiges Heiligtum vererbte sich iu der Familie der runengeschmückte Knotenstock, den der Ahn vor mehreren hundert Jahren geschnitten hatte, von einem Besitzer auf den andern. Die Hausmarken wurden allmählich zum Familienwappen. Sie schmückten die Häuser und wurden auf die Grabsteine eingemeißelt. Dort finden wir sie noch heute. Manchmal siud zwei verschiedene Marken beisammen. So sehen wir aus dem alteu Kirch- Hof an dem Haufe, das Hennerich Mier im Jahre 1609 hat bauen lassen, zu beiden Seiten der Haustür zwei verschiedene Hausmarken. Sie sind wahrscheinlich das Zeichen des Mannes und der Frau. Zwei andre Haus- marken, unter einer siebenzackigen Krone vereint, fanden wir auf dem Balken über der schönen Tür am Domhof 4. Die Hausmarken in den Schildern am Kirchplatz sind gewiß schon dreihundert Jahre alt. Seht sie euch nur einmal genau an, dann erkennt ihr, wie schön der schlichte Holz- schnitzer sie gemacht hat. Schon lange ist er zu Staub und Asche geworden, aber sein Werk zeugt noch durch die Jahrhunderte hindurch vou seiner Geschicklichkeit. Die Rokokotür am Domhof. Manche schöne Tür und Verzierung aus der alteu Zeit sahen wir auf den Spaziergängen. Wer sie gemacht und erdacht, das ist fast immer vergessen. Einfache, schlichte Handwerker waren die Schöpfer. Zeichen- schulen und Künstlerwerkstätten haben sie nicht besucht; deuu sie waren nicht vorhanden. In der Werkstatt eines Meisters lernten sie ihr Hand- werk, und draußen in der weiten Welt standen sie in den Wanderjahren noch in manches Meisters Arbeit. Da sahen sie viel Schönes und Herr- liches. Was sie geseheu, das suchten sie später daheim in eigener Werk- stnbe nachzufchaffen. So finden wir noch heute oft im weltverlassenen Städtchen Werke ans der Hand einfacher Handwerker, deren Schönheit man

10. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 165

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 165 — Zur Linken mahnen uns die weißen Grabkreuze auf dem Friedhofe an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Tiefer Friede herrscht auf dem Gottesacker, nur kleine Vöglein fingen im Rofengestränch. Von rechts mündet wieder eine Straße auf unfern Weg. Aus dem Dreiecksplatz er- hebt sich das Kriegerdenkmal, das die Gemeinde den gefallenen Söhnen errichtet hat. Noch einige Schritte, und wir sind mitten im Dorfe. Die Hauptstraße, die Brockhäger Straße, führt von Süden nach Nordwesten hindurch. An der linken Seite liegen die Gebäude der Branntwein- brennerei vou Elmendorf. Rechts geht ein Weg zur Kirche. Sie liegt mitten im Dorfe. Der Kirchplatz ist mit schönen Bäumen geschmückt. In der Nähe liegen das Pfarrhaus und die Schule. An vielfach gewundenen Straßen liegen zerstreut die Häuser. Mitten im Dorfe finden wir Bauern- Häuser vou Gürten umgeben. Auf dem Hofe tummeln sich Schweine und Hühner, im Stalle brüllt die Kuh, und am nahen Bach schnattern Enten und Gänse. Neben den Bauernhäusern liegen auch neuere, städtisch ge- baute Häuser. Knusleute und Wirte wohnen darin. An der Brockhnger Straße steht das Postgebände. Am Bach klappert die Mühle, und nicht weit davon ist Mumperows Lederfabrik. An ihr vorbei führt der Weg zum Bahnhof. Auf dem Wegweiser lesen wir, daß er 1,9 km entfernt ist. Wie lange Zeit muß man gehen? Viele Leute gehen in die Fabriken. Männer und Mädchen arbeiten in der Weberei und verfertigen feines Damastgewebe. Die Brenner bereiten in der Brennerei den Kornbrannt- wein. Viele von ihnen wohnen in Elmendorfs Arbeiterhäusern. Die Bauersleute beackern das Feld und treiben Viehzucht. In der Dorfwirt- schaft herrscht reges Leben. Über die Bielefelder Landstraße wandern wir nach Hanse zurück. Lied: Wem Gott will rechte Gunst erweisen. S. 161. Naturkundliche Anschlnßstosse: Pilz, Die Henne mit ihren Küchlein. S. 212. Wagner, Der Specht. S. 252. Wagner, Die Gans. S. 246. Zeichnen: Skizze des Ausflugs. Die Dorfkirche. Niederschriften: Der Ausflug nach Jffelhorst. Wie es im Dorfe aussieht. 39. Die Stadt und das Dorf. (Vergleichung.) Das Dorf ist klein; es hat wenig Häuser. Sie sind von Gärten, Wiese, Wald und Feld umgeben und liegen zerstreut umher. Die Häuser siud meist Fachwerkbauten, niedrig gebaut und einfach. Vielfach wohnen Menschen und Vieh unter einem Dache. Ställe und Scheunen umgeben oft das Wohnhaus. Die Hanstiere tummeln sich auf dem Hose umher. Gas- licht und Wasserleitung sind nicht vorhanden. Das Wasser wird aus dem Brunnen geholt. In den neuen Häusern ist eine Pumpe. Die Straßen sind meist kurz und krumm. Hunde bellen, Hähne krähen, Enten schnattern. Fuhrleute knallen vor dem Wirtshause. ^ Die Stadt ist groß; sie hat viele Häuser. Sie liegen in langen Straßen eng aneinander. Nur wenig Gärten sind vorhanden. Die meisten Häuser sind hoch, von vielen Leuten bewohnt. Wasserleitung, Gas
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