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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutschland - S. 71

1884 - Leipzig : Brandstetter
71 Diese Thäler sind somit die natürlichen Verkehrswege der Alpen. Ihr Bau, ihre Naturverhältnisse stempeln sie dazu; denn sie sind nicht bloße Felsspalten, von unzugänglichen, unersteiglichen Wän- den eingefaßt, sondern sie haben schmälere oder breitere, bewohn- und gangbare Thalsohlen, die oft durch tief in die Gebirgskämme einge- schnittene Pässe miteinander in Verbindung stehen. Es giebt nun, je nach der oben dargestellten Beschaffenheit der Thäler, Längen- und Querstraßen. Jene folgen einem Längenthale und ziehen aus einem ins andere, diese führen durch ein Querthal und setzen dieses mit einem Längenthale oder mit einem andern Querthale in Verbindung. Ist letzteres der Fall, ..so beschränkt sich die Schwierigkeit des Gebirgs- Überganges aus die Überwindung einer einzigen Paßhöhe. Vermöge der sehr zahlreichen gangbaren Thäler sind die Alpen das wegsamste aller Hochgebirge der Erde. An Pfaden für Fußgänger und Saum- tiere (d. h. Lasttiere: Pferde und Maultiere), sogenannten Saum- pfaden, fehlt es nirgends, und die Zahl breit gebahnter und geeb- neter Kunststraßen ist ebenfalls eine ziemlich bedeutende. Fahrbare Kunststraßen bedürfen ausgedehnter Felssprengungen, hoher Dämme gegen des Wildbachs Ansturz, steinerner Brücken über Felsenklüfte, langer, bedeckter Galerien zum Schutze gegen Lawinen und Steinregen und sicherer Zufluchtshäuser (Hospize) bei Unwettern, die oft tagelang die Straße sperren. Diese Kunstbauten sind vorzugsweise solche Verkehrsstraßen, die über Pässe führen, also das Gebirge quer durchschneiden. Sie er- möglichen den Verkehr zwischen..den an entgegengesetzter Seite der Alpen liegenden Ortend) Der Übergang ist regelmäßig leichter von Norden her als von Süden, weil man im Norden schon bei Beginn des Weges etwas höher steht, besonders aber, weil die Neigungen der Thalwege nach der deutschen Seite sanfter, nach der italienischen schroffer zu sein pflegen. Der niedrigste aller Alpenpässe ist die Straße über den Brenner (1342 m); denn sie liegt mehr als 650 m tiefer als die Pässe über die Schweizer Alpen, die sämtlich 2000 m ') Tell: Ihr steigt hinauf, dem Strom der Reuß entgegen, Die wildes Laufes von dem Berge stürzt —' Am Abgrund geht der Weg, und' viele Kreuze Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtnis Der Wanderer, die die Lawine begraben..... Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße, Sendet der Berg nicht seine Windeswehen Auf euch herab von dem beeis'ten Joch, So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet..... Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen, So reißt ein schwarzes Felsenthor sich aus — Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch, Es führt euch in ein heitres Thal der Freude —..... So immer steigend kommt ihr auf die Höhen Des Gotthards, wo die ew'gen Seen sind, Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen. Dort nehmt ihr Abschied von der deutschen Erde, Und muntern Laufs führt euch ein andrer Strom Ins Land Italien hinab............(Tell, Y, 2.)

2. Deutschland - S. 102

1884 - Leipzig : Brandstetter
102 das Plateau von Paderborn, im Nordosten der Teutoburger Wald) eindringt. Einige Stunden unterhalb Emmerich verläßt der Rhein das deutsche Reich und betritt 1 km breit niederländisches Gebiet. Nun wendet er sich auch nach Westen und beginnt bald sein Delta (S. 47). Zunächst teilt er sich in zwei Arme, von denen der südliche den Namen Waal annimmt, der nördliche als „Rhein" weiterfließt. Dieser nörd- liche, schwächere Teilarm entsendet erst rechts die Jjssel (sprich: Eissel) nach Norden in die Ostseite der Zuider-Zee, dann links den Lek nach Westen in den nördlichsten Maasarm, endlich rechts die Vecht nord- wärts nach der Zuider-Zee, und mündet, nur noch ein kleiner Fluß, als „alter Rhein" bei Katwijk durch eine künstlich erhaltene Öffnung in die Nordsee. ^) — Der südlichere, stärkere, der Hauptarm des Rheines, die Waal, vereinigt sich vor ihrer Ausmündung mit der Maas und erhält deren Namen. Die Maas entspringt im französischen Mittelgebirge (Plateau von Langres). Sie fließt zuerst nach Nordwesten, dann nördlich (durch- schneidet die Ardennen) und nordöstlich, und schwingt sich in derselben Gegend wie der Rhein nach Westen. Ihr oberer Laus gehört Frank- reich an (Sedan!), ihr mittlerer größtenteils Belgien, ihr unterer dem Königreich der Niederlande. Der Boden des Rheindeltas und seiner Umgebung ist meist ganz flaches, fettes Marschland (S. 39). Gegen 16 000 qkm des- selben, namentlich die ganze Fläche von der Scheldemündung bis zur Zuider-Zee, liegen tiefer als der Meeresspiegel, und sicher ebenso viel tiefer als die Teilarme des Rheines. Da nämlich diese einzelnen Stromarme bei ihrem langsamen Dahingleiten (Gefälle 1:9544) auch die letzten, feinsten Sinkstoffe ablagern, haben sie ihr Bett allmählich so erhöht, daß ihr von Dämmen eingeschlossener Wasserspiegel höher steht als das umliegende Land. Das gesamte Gebiet läge wohl längst im Wasier begraben, wenn es nicht durch Dünen (an der Westküste) und kunstvolle Deiche gegen die Fluten geschützt wäre und durch unzählige Kanäle ^) der immer wieder zudringenden Grundwasser entledigt würde. ') „Und zuletzt werd' ich ein Lasttier, Schäb'gen Krämern muß ich dienen, Auf dem vielgeprüften Rücken Schwimmt das niederländsche Trekschuit, Und im Sand, den ich so tödlich Hasse, schlepp' ich müd mein Dasein, Und id) bin schon lang gestorben, Eh' das Meeresgrab mich aufnimmt." <S»effel, Tromp, v. Säkkingen.) 2) Die Niederlande sind das Land der Kanäle, Diese entziehen dem versumpf- ten Lande das überflüssige Wasser, verbinden zahlreiche Orte und bilden so wichtige Verkehrsstraßen und vertreten endlich die Stelle unserer Hecken und Zäune, indem sie die einzelnen Besitzungen scheiden. Im innern Verkehr sind die Wasserstraßen allgemeiner als die Landwege. Aus den Kanälen bringt der Gärtner Gemüse, das Bauermädchen Milch und Milchprodukte zu Markte; auf den Kanälen zieht der Krämer von Ort zu Ort, bringt der Kaufmann die Warenballen zum Magazin, der Bauer den Segen seiner Felder und Wiesen nach Hause und sogar sein Schlacht- vieh zur Stadt. Was anderwärts die Omnibusse, das leisten hier die Trekschuiten (Zugschiffe), große Fahrzeuge, halb Schiff, halb Wagen, gewöhnlich grün angestrichen, etwa 10 m lang und 30 Personen fassend nebst allerlei Gepäck.

3. Deutschland - S. 146

1884 - Leipzig : Brandstetter
146 hochentwickelte Industrie auszeichnen. Das daraus resultierende Wechsel- seitige Ergänzungsbedürfnis der oft- und westeuropäischen Staaten schafft Deutschland eben jenen bedeutenden Zwischenhandel. Der Binnenhandel gliedert sich ingroß-, Klein- und Hausier- Handel. Ersterer hat seine Haupt- und Brennpunkte innerhalb der bedeutendsten Jndustriebezirke und in den größeren Städten; letzterer ist am ausgebildetsten in den Gebirgsländern, da deren oft in abge- legenen Gehöften hausende Bewohner nicht leicht in größere Ortschaften kommen, um dort ihre Einkäufe machen zu können. Der Außenhandel gliedert sich in Einfuhr und Ausfuhr. Deutschland importiert besonders Rohstoffe, namentlich Edel- metalle, Petroleum; Getreide und Mehl (aus Rußland, Ungarn und Amerika), Wein, Kaffee, Baumwolle und Baumwollengarne, Holz, Tabak; Vieh (besonders Schweine), Felle und Häute, Wolle und Wollengarne, Seide. Es exportiert außer Steinkohle besonders Erzeugnisse seiner Industrie: Gewebe (namentlich Baumwollen- und Wollenzeuge), Manufakturwaren, Leder und Lederwaren, Thon- waren, Metallwaren, Instrumente, Schmuck- und Kunstgegenstände. Zu den wichtigsten Förderungsmitteln des Handels gehören außer den natürlichen (und künstlichen) Wasserwegen zahlreiche, wohlunterhaltene und jährlich sich mehrende Landstraßen und Eisen- bahnen, sowie das Post- und Telegraphenwesen. Flußschiffahrt:^) Überblickt man eine Karte, auf der die Schiff- barkeit der deutschen Ströme dargestellt ist, so erhält man einen sehr günstigen Eindruck. Fächerförmig breiten sich von der Nord- und Ostsee die Stromsysteme bis tief in das Innere Deutschlands aus. Die Weichsel ist in ihrem ganzen Laufe bis oberhalb Krakau, die Oder von Ratibor, die Elbe von Melnik, in der Moldau von Budweis, die Weser von Wanfried, in der Fulda von Hersfeld, die Ems von Telgte, der Rhein von Basel, im Neckar von Cannstatt, im Maine und in der Rednitz von Bamberg ab schiffbar. Quer gegen diese gerichtet erstreckt sich der Lauf der Donau, die von Ulm ab befahren wird, und links in der Altmühl, Nab und March, rechts im Inn (mit der Salzach) schiffbare Nebenflüsse hat. Dazu kommt noch eine nicht unbeträchtliche Anzahl schiffbarer Neben- und Küstenflüsse, die zum Teil eine ganz bedeutende Länge haben. Prüft man jedoch diese vorhandenen natürlichen Wasserstraßen rücksichtlich ihres wirklichen Wertes, ihrer tatsächlichen Brauchbarkeit für die Schiffahrt, so ergeben sich großenteils nur ungünstige Resultate. Allen Anforderungen, die man an eine Wasserstraße stellt, genügt unter den deutschen Strömen nur einer, der Rhein. Aus ihm kursieren aber auch über 100 Dampser, die einen Ungeheuern Güter- und einen starken Personentransport besorgen; einzelne der Rheinhäfen haben einen jähr- lichen Güterverkehr von mehreren Mill. Zentnern, so Eöln, Ruhrort, Düsseldorf, Coblenz. Ihm zur Seite stehen die zahlreichen (gegenwärtig über 70) Schiffahrts-Kanäle, die ebenfalls einen beständigeren und möglichst ungehinderten Verkehr vermitteln (S. 122). ') Vergleiche hierzu: Schunke, die Schiffahrts-Kanäle im deutschen Reiche Peterm. Mitt, 1877. S. 285—293 und 1878. S. 51-64.

4. Deutschland - S. 147

1884 - Leipzig : Brandstetter
147 Die Wasserwege sind die wohlfeilsten Verkehrsadern. Dennoch haben sie (die Seeschiffahrt ausgenommen) an den Eisenbahnen einen gefährlichen Konkurrenten. Auf großen Verkehrslinien (Rhein, Donau und Elbe) kann die Schiffahrt auch neben der Eisenbahn bestehen, beide wirken dort ergänzend und fördernd aufeinander ein. Die Bahn vermittelt den Personenverkehr und den Eiltransport derjenigen Güter, welche eine größere Fracht ertragen; den Schiffen bleibt eine Menge Rohwaren: Bausteine, Kohlen, Getreide :c. Seeschiffahrt: Deutschland liegt nur zum Teil an zwei Binnen- meeren des atlantischen Ozeans, nicht am offenen Ozean selber. Zudem erscheint das eine dieser beiden Meere, die Ostsee, vom Weltmeere so gut wie abgeschlossen; auch können beide durch fremde Seemächte leicht versperrt werden. Trotzdem (S. 145) hat sich sein Seeverkehr zu einer großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen. Seit dem Jahre 1871, wo die deutsche Kauffahrteiflagge nur auf 147 Dampfern (mit 82 000 Tons Ladungsfähigkeit) angebracht war, haben beide, Schiffs- zahl wie Ladungsfähigkeit, sich mehr als verdoppelt'), und es liegen genügende Anzeichen vor zur Annahme, daß dem deutschen Seeverkehr eine mächtigere Entfaltung noch erst bevorsteht. — Der meiste trans- atlantische Verkehr Deutschlands wird natürlich durch die Nordseehäfen, namentlich durch Amsterdam, Bremen und Hamburg vermittelt; denn diese liegen im Vergleich zu den übrigen deutschen Seeplätzen dem atlantischen Ozean, als dem gegenwärtigen Mittelpunkte des Weltverkehrs, am nächsten und haben in den Provinzen Westdeutsch- lands, in Sachsen und Böhmen (Elbe!) ein an Jndustrieprodukten, aber auch an Bedürfnissen weit reicheres Hinterland. Für die drei Weltverkehrs-Artikel Kaffee, Tabak und Petroleum sind die beiden deutschen Hansahäfen, Hamburg und Bremen, die Hauptstapelplätze, London uno Liverpool bedeutend überragend. 2) Wiederholung der übrigen Seehandelsplätze! Eisenbahnen: Hervorgegangen aus kleinen Anfängen entwickelten sich die Eisenbahnen in vier Jahrzehnten in so umfassender Weise, daß sie gegenwärtig das weitaus wichtigste Verkehrsmittel abgeben. Während man in der ersten Zeit beim Eisenbahnbau fast ausschließlich dem Lause der Flüsse folgte, natürliche Hindernisse umging oder gar vermied, spottet die so bald zu hoher Stufe emporgestiegene Eisenbahn- technik schon jetzt aller Hindernisse, überbrückt die breitesten Ströme und Thalgründe, überführt die Wohnungen der Menschen und durch- bohrt sogar Berge.3) Immer aber spielen die Flußthäler auch heut- ') Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe 1879: 4453 Segelschiffe mit 949 470 Tons und 351 Dampfer mit 179 660 Tons Ladungsfähigkeit und 39 980 Mann totaler Bemannung. 2) Es wurden importiert: 1878. 1879. an Kaffee in Hamburg 1 459 000 1 564 000 Zntr. „ Tabak / . 1 396 000 881 000 „ ,, Petroleum \ m ®retncn 3 341 000 5 108 000 3) Am zahlreichsten sind die Schwierigkeiten im Gebirgslande. Schon bei den Alpenstraßen haben die Tunnel und Galerien die Bewunderung der Welt erregt. Der Bahnbau hat jedoch weit größere Tunnel gebracht, dazu kolossale Viadukte, 10*

5. Deutschland - S. 84

1884 - Leipzig : Brandstetter
84 Die M, der eigentliche Hauptfluß des Elsasses, entspringt ganz im Süden dieses Landes, nahe der Schweizer Grenze, am Nordwest- abhange des Jura. Sie fließt anfangs im Hügellande, tritt bei Mül- hausen aus demselben heraus und durchzieht dann die oberrheinische Tiesebene parallel mit dem Rheine und dem Wasgau. Mülhausen im Elsaß (64 000 Einw.) ist der erste Fabrikort im südwestlichen Deutschland und verarbeitet in großen Spinnereien und Webereien vorzüglich Baumwolle zu den verschiedensten Zeugen, die in den Kattun- druckereien ein bisher noch unübertroffenes Aussehen erhalten. Erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eingeführt, ist sie gegenwärtig von der höchsten Bedeutung und wird von keinem andern Orte des Kontinents erreicht. Die Zahl sämtlicher Arbeiter in Mülhausen be- läuft sich auf etwa 20 000. Mit dem Fortschritte der Industrie wuchs auch die Teilnahme der Fabrikanten für das geistige und materielle Wohl der Arbeiter, und es darf in dieser Fürsorge Mülhausen als Muster hingestellt werden. Die vor nunmehr 30 Jahren (1853: Dollsus) gegründete Arbeiterstadt enthält jetzt etwa 1200 Wohnungen, die sämtlich mit Gärten versehen sind. Für dieselben bestehen ein ge- meinschaftliches Wasch-- und Backhaus, eine Restauration, Bibliothek 2c. Außerdem giebt es eine Alterversorgungskasse für Arbeiter und eine Versorgungsanstalt für alte und arbeitsunfähige Arbeiter. — Oberhalb der Jllmündung liegt Straßburg (104 000 Einw.). Es ist, wie schon der Name besagt, ein wichtiger Straßenknotenpunkt und als solcher der Haupthandelsplatz zwischen Deutschland und Frankreich. Hier ver- einigen sich drei bedeutsame Landstraßen: 1) die aus dem Herzen Frankreichs kommende durch den Paß von Zabern, 2) die aus Süd- frankreich kommende durch das große Thor zwischen dem Jura und dem Wasgau und 3) die aus Süddeutschland kommende durch den Paß von Pforzheim. Jede dieser Straßen wird gegenwärtig von einer Eisenbahn begleitet. Neuerdings sührt auch eine Bahn durch das Thal der Kinzig im Schwarzwalde nach dem Bodensee („die Schwarz- Waldbahn"). Dazu kommt, daß bei Straßburg die Jll der Ausgangs- punkt von zwei wichtigen Kanälen ist, die den Rhein mit zwei Flüssen Frankreichs (mit der Rhone und der Marne) verbinden. Diese beiden Kanäle sind der Rhein-Rhone-Kanal (Rhein—jll--Doubs—saone — Rhone) und der Rhein-Marne-Kanal (Rhein^-Meurthe—mosel —Marne). Die Wichtigkeit dieses so überaus günstig gelegenen Platzes in der Nähe (nur V2 Stunde entfernt) des leicht überbrückbaren Rhein- stromes erkannten schon die alten Römer und gründeten hier eine be- festigte Niederlassung. Später (1199) wurde Straßburg eine deutsche Reichsstadt. Am 28. September 1681 kam es durch beispiellosen Verrat mitten im Frieden an Frankreich, dem es erst 1870 (nach schwerer Belagerung) wieder entrissen wurdet) Langsam, doch stetig hat sich die Stadt von den Schrecken der langen Belagerung erholt ') „Straßburg ist unser!" O dieses Wort, Fern du uns bliebst? Mir in den Ohren klingts fort, immer Deutsche Burg, deutsches Schwert, Stätte, wo Gottfried sang, [fort. Dann gegen uns gekehrt, Gutenberg Geister zwang, Ohne dich wie entehrt Jsts möglich, daß so lang War unser Gang.

6. Deutschland - S. 103

1884 - Leipzig : Brandstetter
103 Freilich halten auch Dünen und Deiche nicht immer dem wilden Meere stand, umfoweniger, als die Küste sich langsam senkt. Wegen der Lage unter dem Wasserspiegel muß man das überflüssige Wasser auch künstlich durch Maschinen (Wasserschnecken, meist von Windmühlen ge- trieben, die man daher allenthalben sieht) heben, um es durch die Siele (S. 39) nach außen befördern zu können. — Durch Erweiterung der Deiche werden dem Meere sogar neue Landstrecken wieder abgewonnen. Diese durch Entwässerung innerhalb verschiedener Deichwälle gewonnenen Ländereien nennt man Polder. Das Haarlemer Meer, ein südöstlich von Haarlem gelegener Binnen- see, wurde jüngst ausgetrocknet; auf dem äußerst fruchtbaren, 180 qkm messenden Polder wohnen nun viele Tausende wohlhabender Menschen. Gegenwärtig ist man beschäftigt, die ganze Südhälfte der Zuider- Zee (1762 'qkm) durch einen Deich (von Enkhuizen auf der Ostecke Nordhollands über die Insel Urk nach der Jjsselmündung) abzuschließen und durch Auspumpen des zur Ebbezeit noch übrigen Wassers trocken zu legen und in Ackerland zu verwandeln. Feuchte Seeluft weht über dieses Küstenland und bringt beson- ders dem schmaleren, wasserreicheren Norden viel Nebel und Nieder- schlag. Es regnet im Jahre durchschnittlich 150 Tage, und fast immer lagert dichter Nebel über dem Lande. Dieses feuchte, aber auch see- mäßig milde Klima ist dem Ackerbau und besonders der Viehwirtschaft höchst fördersam. In politischer Hinsicht umfaßt das Gebiet des Niederrheines den nördlichen Teil der preußischen Rheinprovinz, die preußische Provinz Westfalen, das Königreich der Niederlande und das Königreich Belgien. Die preußische Provinz Westfalen zerfällt in eine südliche, dem niederrheinischen Berglande (welchen Teilen desselben?), und eine nördliche, der norddeutschen Ties- ebene angehörende Fläche. Im Gebirge sind ein lebhafter Bergbau (Steinkohlen, Eisen, Blei ?c.), eine ansehnliche Holzwirtschaft und eine großartige Industrie (Jser- lohn!) in den ebenen Teilen wohlgepflegte Landwirtschaft und bedeutende Rindvieh- zucht die Hauptbeschäftigungen der Bewohner. Weit und breit bekannt sind der Pumpernickel, dunkelbraunes Roggenbrot von großer Nährkraft, und die West- fälischen Schinken. Im Tieflande liegt nach Landessitte jeder Bauerhof einzeln, inmitten seiner mit grünen Hecken umzäunten weitausgedehnten Feldfluren; wenige kleine Landstädte sind in gleichen Entfernungen über das Land zerstreut. Im Mittel- punkte liegt die Hauptstadt Münster (40 000 Einw.). Die Provinz hat nur eine größere Stadt: Dortmund (67 000 Einw.). Am Teutoburger Walde liegt Bielefeld, Hauptsitz der westfälischen Leinenindustrie. Das Königreich der Niederlande (Holland'))2) bildet den ebensten Teil des ') — Tiefland. ") Wenn man hinunter steigt von unsren Höhen Und immer tiefer steigt, den Strömen nach, Gelangt man in ein großes, ebnes Land, Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen, Die Flüsse ruhig und gemächlich ziehn; Da sieht man frei nach allen Himmelsräumen, Das Korn wächst dort in langen, schönen Auen, Und wie ein Garten ist das Üand zu schauen. Schiller, Tell Iii, 3. „trotzig ist dieses Land: der Nordsee trotzt' es den Boden, Dem im Esknrial trotzte die Freiheit es ab." Freiligrath.

7. Deutschland - S. 145

1884 - Leipzig : Brandstetter
145 Berlin, Wien und Offenbach hervorzuheben. — Die Papier- und Pappenfabrikation hat eine große und allgemeine Ausdehnung ge- wonnen, besonders aber in den preußischen Provinzen Brandenburg, Nheinprovinz und Hessen und im Königreiche Sachsen. Thon- und Glaswaren-Industrie: Beide Industriezweige sind namentlich in solchen Gegenden verbreitet, wo außer dem besseren mineralischen Material hinlängliches und eben deshalb wohlfeiles Brennholz zu finden war, im Riesengebirge, im böhmisch-bayerischen Waldgebirge und in der Gegend von Passau und Bunzlau. — Anders die Porzellanfabrikation. Sie mußte bei der Kostbarkeit ihrer Waren den dankbareren Markt größerer Städte suchen und ist deshalb nur in diesen selbst oder doch in der Nähe derselben zu größerer Voll- kommenheit gelangt (Meißen, Berlin, Wien, München). Chemische Industrie: Sie ist von der mannigfaltigsten Art über das ganze Land verbreitet. Chemische Fabriken finden sich bei den meisten Salzwerken (S. 127), außerdem in zahlreichen Städten. Der Handel ist vermöge der günstigen zentral-europäischen Lage Deutschlands, ver- möge seiner Berührung mit dem Meere, seiner zahlreichen und be- deutenden Wasserstraßen, seines großen Reichtums von Erzeugnissen sowohl der Urproduktion als des Gewerbfleißes und durch die rege Betriebsamkeit seiner Bewohner zu allen Zeiten von großer Erheblich- keit und Nahrungsquelle für einen bedeutenden Teil der Bevölkerung gewesen. Dies ist umsomehr gegenwärtig der Fall, wo die meisten der ehemaligen politischen Verkehrsschranken durch den sich immer er- weiternden deutschen Zollvereins beseitigt worden sind, und der Verkehr durch das sich immer dichter verzweigende Straßen- und Eisenbahnnetz in hohem Grade begünstigt wird. Der Handel zerfällt je nach der Begrenzung in Binnenhandel, welcher die Gegenden desselben Landes verbindet, und in Außen- Handel, welcher das eine Land mit anderen Ländern verbindet. Im Herzen Europas gelegen, nur wenig vom Meere bespült, ist Deutsch- land von der Natur mehr auf den inneren Verkehr und auf die Land- Verbindung als europäisches Zentralglied angewiesen. Sein Außen- Handel befaßt sich also vorzugsweise mit der Verbindung der um- liegenden Staaten mit sich und unter sich (Durchgangs- oder Zwischenhandel), als mit der Verbindung seiner selbst mit außer- europäischen Ländern. Wenn dennoch sein Seeverkehr (Welthandel) sich zu einer großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen hat, so ist das mehr der regen nationalen Betriebsamkeit als einer Welt- läge zuzuschreiben. Bezüglich der Verkehrsbewegung Deutschlands mit den benachbarten Ländern ist wohl zu beachten, daß im Osten Deutsch- lands große Staatsgebiete liegen, die sich mehr durch eine gewaltige Rohproduktion, im Westen dagegen solche, die sich mehr durch eine ') Der deutsche Zollverein umfaßt gegenwärtig das ganze deutsche Reich mit Ausnahme der Freihafengebiete von Hamburg-Altona, Bremen und Bremer- Häven, Geestemünde und Brake und eines kleinen Gebietes von Baden an der Grenze des schweizerischen Kantons Schaffhausen, das Großherzogtum Luxemburg und die österreichische Gemeinde Jungholz (südlich von Kempten). Weigeldt, Geographie von Deutschland. 10

8. Deutschland - S. 104

1884 - Leipzig : Brandstetter
104 niederrheinischen Tieflandes. An Flächeninhalt übertrifft es seinen südlichen Nachbar - staat, steht ihm aber an Bevölkerunasdichtigkeit bedeutend nach. Die Niederländer sind Deutsche, sie sprechen und schreiben'einen Dialekt des in Norddeutschland ge- sprochenen Niederdeutschen. Der Religion nach scheiden sie sich in Protestanten (fast ^/z) und Katholiken (l/3). Von alters her beschäftigen sich die Niederländer mit Landwirtschast (vorzügliche Rindviehzucht, berühmte Käserei) und Fischerei (namentlich auf Heringe)'); später erst gelangten sie (infolge der ozeanischen Lage ihres Landes und im Besitze der Rheinmündungen) zu einträglichem Seehandel (und Kolonialbesitz). Die wichtigsten Zweige der Industrie sind solche, die wie Schiffbau (Holz dazu liefert der Schwarzwald) und Seilerei, Verfertigung von Segeltuch, Ankern u. f. >v. mit dem Seewesen zusammenhängen. Die größte und reichste Handels- und Industriestadt, zugleich auch die Hauptstadt des Landes ist Amsterdams <317 000 Einw.), am innersten Südwestwinkel der Zuider-Zee. Die Stadt wird von einer Menge Kanäle („Grachten") durchschnitten und ist aus 90 Inseln erbaut, die durch 290 Brücken mit einander verbunden sind („das nordische Venedig"); die Häuser ruhen auf unsichtbaren Pfahlrosten. Der Handel erstreckt sich hauptsächlich auf Kolonialwaren (besonders Kaffee und Tabak). Da die Fahrt auf der Zuider-Zee wegen der Stürme und Untiefen gefährlich ist, hat man den nordholländischen (Helder—amsterdam» und den niederlän- dischen Nordsee-Kanal (Velsen—amsterdam) 2) angelegt, durch welche Amster- dam in unmittelbarem Verkehre mit der offenen See steht. Westlich von Amsterdam liegt Haarlem, welches als Hauptort für den niederländischen Gartenbau den aus- gedehntesten Blumenhandel in Europa treibt. Die zweite große Handelsstadt der Niederlande ist Rotterdam (150 000 Einw.), „das Hamburg des Rheines". Seine Lage bestimmt es zum Ausfuhrplatze der Erzeugnisse der rheinländischen Fabriken und der niederländischen Landwirtschaft, sowie auch zum Einfuhrplatze von Kolonialwaren des niederländischen Indiens und von Kohlen und Fabrikaten der britischen Inseln. Residenzstadt des Landes ist Haag (eigentlich s'graven- Hage)4) mit 113 000 Einwohnern. Dicht dabei liegt außerhalb der Düne das stark besuchte Seebad Scheveningen (sprich: S-chefeningen). Durch Personalunion ist mit dem Königreich der Niederlande das Groß Herzogtum Luxemburg verbunden. Das Königreich Belgien ist etwas kleiner als Holland, aber dichter be- völkert als dieses. Die Bevölkerung ist auf dem östlichen Plateau eine sranzö- fische (Wallonen), im westlichen Tieflande eine niederdeutsche (Flämen). An Zahl sind sich diese beiden Volksstämme fast gleich, aber die französische Sprache, überhaupt das französische Wesen hat doch die Herrschaft erlangt. Die katholische Religion ist fast ausschließlich vorherrschend. Hauptbeschäftigung der Be wohner ist neben dem auf sehr hoher Stufe stehenden Ackerbau die auf den Eisen- und St ein kohlen schätzen der Ardennen beruhende Industrie (in der Ebene Leinen- und Baumwollenindustrie, in dem Hügellande metallurgische In- dustrie). In der Mitte gelegen zwischen den britischen Inseln und dem deutschen Reiche, den Niederlanden uns Frankreich, treibt Belgien einen großartigen Transit (Durchgangs-) Handel, aber einen noch viel größeren Handel mit eigenen Waren: mit seinen" Steinkohlen versieht es zum Teil Frankreich, seine Webstoffe gehen bis nach den fernsten Landen, ähnlich sein Spiegelglas und seine Waffen. Kein Land der Erde hat verhältnismäßig so viel Eisenbahnen wie Belgien. Haupt- und Residenzstadt ist das gerade in der Mitte des Landes gelegene Brüssel (400000 Einw.), eine der glänzendsten Städte Europas. Brüssel ist ein genaues Abbild des Landes, denn es "liegt sowohl an der Grenze der Ebene und des Hügellandes, als ') Der Gesamtertrag der niederländischen Heringsfischerei erreicht ungefähr die Zahl von 150 Mill. Stück. 2) Nach der hier mündenden Amstel und einem Damme benannt, deren schmalen Zwischenraum die Stadt ursprünglich einnahm. 3) Der nordholländische Kanal ist 52 km lang, 8 m tief und 30 m breit, der niederländische Nordfee-Kanal 22 km lang, 8 m tief und 60 111 breit. 4) D. h. des Grafen Hag (buschiges Gehege», ursprünglich ein Jagdschloß der Grafen von Holland.
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