71
Diese Thäler sind somit die natürlichen Verkehrswege der
Alpen. Ihr Bau, ihre Naturverhältnisse stempeln sie dazu; denn sie
sind nicht bloße Felsspalten, von unzugänglichen, unersteiglichen Wän-
den eingefaßt, sondern sie haben schmälere oder breitere, bewohn- und
gangbare Thalsohlen, die oft durch tief in die Gebirgskämme einge-
schnittene Pässe miteinander in Verbindung stehen. Es giebt nun, je
nach der oben dargestellten Beschaffenheit der Thäler, Längen- und
Querstraßen. Jene folgen einem Längenthale und ziehen aus einem
ins andere, diese führen durch ein Querthal und setzen dieses mit
einem Längenthale oder mit einem andern Querthale in Verbindung.
Ist letzteres der Fall, ..so beschränkt sich die Schwierigkeit des Gebirgs-
Überganges aus die Überwindung einer einzigen Paßhöhe. Vermöge
der sehr zahlreichen gangbaren Thäler sind die Alpen das wegsamste
aller Hochgebirge der Erde. An Pfaden für Fußgänger und Saum-
tiere (d. h. Lasttiere: Pferde und Maultiere), sogenannten Saum-
pfaden, fehlt es nirgends, und die Zahl breit gebahnter und geeb-
neter Kunststraßen ist ebenfalls eine ziemlich bedeutende. Fahrbare
Kunststraßen bedürfen ausgedehnter Felssprengungen, hoher Dämme
gegen des Wildbachs Ansturz, steinerner Brücken über Felsenklüfte,
langer, bedeckter Galerien zum Schutze gegen Lawinen und Steinregen
und sicherer Zufluchtshäuser (Hospize) bei Unwettern, die oft tagelang
die Straße sperren.
Diese Kunstbauten sind vorzugsweise solche Verkehrsstraßen, die
über Pässe führen, also das Gebirge quer durchschneiden. Sie er-
möglichen den Verkehr zwischen..den an entgegengesetzter Seite der
Alpen liegenden Ortend) Der Übergang ist regelmäßig leichter von
Norden her als von Süden, weil man im Norden schon bei Beginn
des Weges etwas höher steht, besonders aber, weil die Neigungen der
Thalwege nach der deutschen Seite sanfter, nach der italienischen
schroffer zu sein pflegen. Der niedrigste aller Alpenpässe ist die
Straße über den Brenner (1342 m); denn sie liegt mehr als 650 m
tiefer als die Pässe über die Schweizer Alpen, die sämtlich 2000 m
') Tell: Ihr steigt hinauf, dem Strom der Reuß entgegen,
Die wildes Laufes von dem Berge stürzt —'
Am Abgrund geht der Weg, und' viele Kreuze
Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtnis
Der Wanderer, die die Lawine begraben.....
Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße,
Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
Auf euch herab von dem beeis'ten Joch,
So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet.....
Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen,
So reißt ein schwarzes Felsenthor sich aus —
Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch,
Es führt euch in ein heitres Thal der Freude —.....
So immer steigend kommt ihr auf die Höhen
Des Gotthards, wo die ew'gen Seen sind,
Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen.
Dort nehmt ihr Abschied von der deutschen Erde,
Und muntern Laufs führt euch ein andrer Strom
Ins Land Italien hinab............(Tell, Y, 2.)
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
102
das Plateau von Paderborn, im Nordosten der Teutoburger Wald)
eindringt.
Einige Stunden unterhalb Emmerich verläßt der Rhein das
deutsche Reich und betritt 1 km breit niederländisches Gebiet. Nun
wendet er sich auch nach Westen und beginnt bald sein Delta (S. 47).
Zunächst teilt er sich in zwei Arme, von denen der südliche den Namen
Waal annimmt, der nördliche als „Rhein" weiterfließt. Dieser nörd-
liche, schwächere Teilarm entsendet erst rechts die Jjssel (sprich: Eissel)
nach Norden in die Ostseite der Zuider-Zee, dann links den Lek nach
Westen in den nördlichsten Maasarm, endlich rechts die Vecht nord-
wärts nach der Zuider-Zee, und mündet, nur noch ein kleiner Fluß,
als „alter Rhein" bei Katwijk durch eine künstlich erhaltene Öffnung
in die Nordsee. ^) — Der südlichere, stärkere, der Hauptarm des Rheines,
die Waal, vereinigt sich vor ihrer Ausmündung mit der Maas und
erhält deren Namen.
Die Maas entspringt im französischen Mittelgebirge (Plateau
von Langres). Sie fließt zuerst nach Nordwesten, dann nördlich (durch-
schneidet die Ardennen) und nordöstlich, und schwingt sich in derselben
Gegend wie der Rhein nach Westen. Ihr oberer Laus gehört Frank-
reich an (Sedan!), ihr mittlerer größtenteils Belgien, ihr unterer dem
Königreich der Niederlande.
Der Boden des Rheindeltas und seiner Umgebung ist meist
ganz flaches, fettes Marschland (S. 39). Gegen 16 000 qkm des-
selben, namentlich die ganze Fläche von der Scheldemündung bis zur
Zuider-Zee, liegen tiefer als der Meeresspiegel, und sicher ebenso viel
tiefer als die Teilarme des Rheines. Da nämlich diese einzelnen
Stromarme bei ihrem langsamen Dahingleiten (Gefälle 1:9544) auch
die letzten, feinsten Sinkstoffe ablagern, haben sie ihr Bett allmählich so
erhöht, daß ihr von Dämmen eingeschlossener Wasserspiegel höher steht
als das umliegende Land. Das gesamte Gebiet läge wohl längst im
Wasier begraben, wenn es nicht durch Dünen (an der Westküste) und
kunstvolle Deiche gegen die Fluten geschützt wäre und durch unzählige
Kanäle ^) der immer wieder zudringenden Grundwasser entledigt würde.
') „Und zuletzt werd' ich ein Lasttier,
Schäb'gen Krämern muß ich dienen,
Auf dem vielgeprüften Rücken
Schwimmt das niederländsche Trekschuit,
Und im Sand, den ich so tödlich
Hasse, schlepp' ich müd mein Dasein,
Und id) bin schon lang gestorben,
Eh' das Meeresgrab mich aufnimmt."
<S»effel, Tromp, v. Säkkingen.)
2) Die Niederlande sind das Land der Kanäle, Diese entziehen dem versumpf-
ten Lande das überflüssige Wasser, verbinden zahlreiche Orte und bilden so wichtige
Verkehrsstraßen und vertreten endlich die Stelle unserer Hecken und Zäune, indem
sie die einzelnen Besitzungen scheiden. Im innern Verkehr sind die Wasserstraßen
allgemeiner als die Landwege. Aus den Kanälen bringt der Gärtner Gemüse, das
Bauermädchen Milch und Milchprodukte zu Markte; auf den Kanälen zieht der
Krämer von Ort zu Ort, bringt der Kaufmann die Warenballen zum Magazin,
der Bauer den Segen seiner Felder und Wiesen nach Hause und sogar sein Schlacht-
vieh zur Stadt. Was anderwärts die Omnibusse, das leisten hier die Trekschuiten
(Zugschiffe), große Fahrzeuge, halb Schiff, halb Wagen, gewöhnlich grün angestrichen,
etwa 10 m lang und 30 Personen fassend nebst allerlei Gepäck.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
146
hochentwickelte Industrie auszeichnen. Das daraus resultierende Wechsel-
seitige Ergänzungsbedürfnis der oft- und westeuropäischen Staaten
schafft Deutschland eben jenen bedeutenden Zwischenhandel.
Der Binnenhandel gliedert sich ingroß-, Klein- und Hausier-
Handel. Ersterer hat seine Haupt- und Brennpunkte innerhalb der
bedeutendsten Jndustriebezirke und in den größeren Städten; letzterer
ist am ausgebildetsten in den Gebirgsländern, da deren oft in abge-
legenen Gehöften hausende Bewohner nicht leicht in größere Ortschaften
kommen, um dort ihre Einkäufe machen zu können.
Der Außenhandel gliedert sich in Einfuhr und Ausfuhr.
Deutschland importiert besonders Rohstoffe, namentlich Edel-
metalle, Petroleum; Getreide und Mehl (aus Rußland, Ungarn und
Amerika), Wein, Kaffee, Baumwolle und Baumwollengarne, Holz,
Tabak; Vieh (besonders Schweine), Felle und Häute, Wolle und
Wollengarne, Seide. Es exportiert außer Steinkohle besonders
Erzeugnisse seiner Industrie: Gewebe (namentlich Baumwollen-
und Wollenzeuge), Manufakturwaren, Leder und Lederwaren, Thon-
waren, Metallwaren, Instrumente, Schmuck- und Kunstgegenstände.
Zu den wichtigsten Förderungsmitteln des Handels gehören
außer den natürlichen (und künstlichen) Wasserwegen zahlreiche,
wohlunterhaltene und jährlich sich mehrende Landstraßen und Eisen-
bahnen, sowie das Post- und Telegraphenwesen.
Flußschiffahrt:^) Überblickt man eine Karte, auf der die Schiff-
barkeit der deutschen Ströme dargestellt ist, so erhält man einen sehr
günstigen Eindruck. Fächerförmig breiten sich von der Nord- und
Ostsee die Stromsysteme bis tief in das Innere Deutschlands aus.
Die Weichsel ist in ihrem ganzen Laufe bis oberhalb Krakau, die
Oder von Ratibor, die Elbe von Melnik, in der Moldau von
Budweis, die Weser von Wanfried, in der Fulda von Hersfeld, die
Ems von Telgte, der Rhein von Basel, im Neckar von Cannstatt,
im Maine und in der Rednitz von Bamberg ab schiffbar. Quer gegen
diese gerichtet erstreckt sich der Lauf der Donau, die von Ulm ab
befahren wird, und links in der Altmühl, Nab und March, rechts im
Inn (mit der Salzach) schiffbare Nebenflüsse hat. Dazu kommt noch
eine nicht unbeträchtliche Anzahl schiffbarer Neben- und Küstenflüsse,
die zum Teil eine ganz bedeutende Länge haben.
Prüft man jedoch diese vorhandenen natürlichen Wasserstraßen
rücksichtlich ihres wirklichen Wertes, ihrer tatsächlichen Brauchbarkeit
für die Schiffahrt, so ergeben sich großenteils nur ungünstige Resultate.
Allen Anforderungen, die man an eine Wasserstraße stellt, genügt unter
den deutschen Strömen nur einer, der Rhein. Aus ihm kursieren aber
auch über 100 Dampser, die einen Ungeheuern Güter- und einen starken
Personentransport besorgen; einzelne der Rheinhäfen haben einen jähr-
lichen Güterverkehr von mehreren Mill. Zentnern, so Eöln, Ruhrort,
Düsseldorf, Coblenz. Ihm zur Seite stehen die zahlreichen (gegenwärtig
über 70) Schiffahrts-Kanäle, die ebenfalls einen beständigeren und
möglichst ungehinderten Verkehr vermitteln (S. 122).
') Vergleiche hierzu: Schunke, die Schiffahrts-Kanäle im deutschen Reiche
Peterm. Mitt, 1877. S. 285—293 und 1878. S. 51-64.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Schunke
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Ungarn Amerika Ostsee Deutschlands Krakau Ratibor Budweis Wanfried Fulda Hersfeld Telgte Rhein Basel Cannstatt Maine Bamberg Donau Ulm Rhein Rheinhäfen Ruhrort Düsseldorf Coblenz
147
Die Wasserwege sind die wohlfeilsten Verkehrsadern. Dennoch
haben sie (die Seeschiffahrt ausgenommen) an den Eisenbahnen einen
gefährlichen Konkurrenten. Auf großen Verkehrslinien (Rhein, Donau
und Elbe) kann die Schiffahrt auch neben der Eisenbahn bestehen,
beide wirken dort ergänzend und fördernd aufeinander ein. Die Bahn
vermittelt den Personenverkehr und den Eiltransport derjenigen Güter,
welche eine größere Fracht ertragen; den Schiffen bleibt eine Menge
Rohwaren: Bausteine, Kohlen, Getreide :c.
Seeschiffahrt: Deutschland liegt nur zum Teil an zwei Binnen-
meeren des atlantischen Ozeans, nicht am offenen Ozean selber. Zudem
erscheint das eine dieser beiden Meere, die Ostsee, vom Weltmeere so
gut wie abgeschlossen; auch können beide durch fremde Seemächte leicht
versperrt werden. Trotzdem (S. 145) hat sich sein Seeverkehr zu einer
großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen. Seit dem Jahre
1871, wo die deutsche Kauffahrteiflagge nur auf 147 Dampfern (mit
82 000 Tons Ladungsfähigkeit) angebracht war, haben beide, Schiffs-
zahl wie Ladungsfähigkeit, sich mehr als verdoppelt'), und es liegen
genügende Anzeichen vor zur Annahme, daß dem deutschen Seeverkehr
eine mächtigere Entfaltung noch erst bevorsteht. — Der meiste trans-
atlantische Verkehr Deutschlands wird natürlich durch die Nordseehäfen,
namentlich durch Amsterdam, Bremen und Hamburg vermittelt;
denn diese liegen im Vergleich zu den übrigen deutschen Seeplätzen
dem atlantischen Ozean, als dem gegenwärtigen Mittelpunkte des
Weltverkehrs, am nächsten und haben in den Provinzen Westdeutsch-
lands, in Sachsen und Böhmen (Elbe!) ein an Jndustrieprodukten,
aber auch an Bedürfnissen weit reicheres Hinterland. Für die drei
Weltverkehrs-Artikel Kaffee, Tabak und Petroleum sind die beiden
deutschen Hansahäfen, Hamburg und Bremen, die Hauptstapelplätze,
London uno Liverpool bedeutend überragend. 2)
Wiederholung der übrigen Seehandelsplätze!
Eisenbahnen: Hervorgegangen aus kleinen Anfängen entwickelten
sich die Eisenbahnen in vier Jahrzehnten in so umfassender Weise,
daß sie gegenwärtig das weitaus wichtigste Verkehrsmittel abgeben.
Während man in der ersten Zeit beim Eisenbahnbau fast ausschließlich
dem Lause der Flüsse folgte, natürliche Hindernisse umging oder gar
vermied, spottet die so bald zu hoher Stufe emporgestiegene Eisenbahn-
technik schon jetzt aller Hindernisse, überbrückt die breitesten Ströme
und Thalgründe, überführt die Wohnungen der Menschen und durch-
bohrt sogar Berge.3) Immer aber spielen die Flußthäler auch heut-
') Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe 1879: 4453 Segelschiffe mit 949 470
Tons und 351 Dampfer mit 179 660 Tons Ladungsfähigkeit und 39 980 Mann
totaler Bemannung.
2) Es wurden importiert: 1878. 1879.
an Kaffee in Hamburg 1 459 000 1 564 000 Zntr.
„ Tabak / . 1 396 000 881 000 „
,, Petroleum \ m ®retncn 3 341 000 5 108 000
3) Am zahlreichsten sind die Schwierigkeiten im Gebirgslande. Schon bei den
Alpenstraßen haben die Tunnel und Galerien die Bewunderung der Welt erregt.
Der Bahnbau hat jedoch weit größere Tunnel gebracht, dazu kolossale Viadukte,
10*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Deutschland Ostsee Deutschlands Amsterdam Bremen Hamburg Westdeutsch- Sachsen Hamburg Bremen London Hamburg
84
Die M, der eigentliche Hauptfluß des Elsasses, entspringt ganz
im Süden dieses Landes, nahe der Schweizer Grenze, am Nordwest-
abhange des Jura. Sie fließt anfangs im Hügellande, tritt bei Mül-
hausen aus demselben heraus und durchzieht dann die oberrheinische
Tiesebene parallel mit dem Rheine und dem Wasgau. Mülhausen
im Elsaß (64 000 Einw.) ist der erste Fabrikort im südwestlichen
Deutschland und verarbeitet in großen Spinnereien und Webereien
vorzüglich Baumwolle zu den verschiedensten Zeugen, die in den Kattun-
druckereien ein bisher noch unübertroffenes Aussehen erhalten. Erst
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eingeführt, ist sie gegenwärtig
von der höchsten Bedeutung und wird von keinem andern Orte des
Kontinents erreicht. Die Zahl sämtlicher Arbeiter in Mülhausen be-
läuft sich auf etwa 20 000. Mit dem Fortschritte der Industrie wuchs
auch die Teilnahme der Fabrikanten für das geistige und materielle
Wohl der Arbeiter, und es darf in dieser Fürsorge Mülhausen als
Muster hingestellt werden. Die vor nunmehr 30 Jahren (1853:
Dollsus) gegründete Arbeiterstadt enthält jetzt etwa 1200 Wohnungen,
die sämtlich mit Gärten versehen sind. Für dieselben bestehen ein ge-
meinschaftliches Wasch-- und Backhaus, eine Restauration, Bibliothek 2c.
Außerdem giebt es eine Alterversorgungskasse für Arbeiter und eine
Versorgungsanstalt für alte und arbeitsunfähige Arbeiter. — Oberhalb
der Jllmündung liegt Straßburg (104 000 Einw.). Es ist, wie schon
der Name besagt, ein wichtiger Straßenknotenpunkt und als solcher
der Haupthandelsplatz zwischen Deutschland und Frankreich. Hier ver-
einigen sich drei bedeutsame Landstraßen: 1) die aus dem Herzen
Frankreichs kommende durch den Paß von Zabern, 2) die aus Süd-
frankreich kommende durch das große Thor zwischen dem Jura und
dem Wasgau und 3) die aus Süddeutschland kommende durch den
Paß von Pforzheim. Jede dieser Straßen wird gegenwärtig von
einer Eisenbahn begleitet. Neuerdings sührt auch eine Bahn durch
das Thal der Kinzig im Schwarzwalde nach dem Bodensee („die Schwarz-
Waldbahn"). Dazu kommt, daß bei Straßburg die Jll der Ausgangs-
punkt von zwei wichtigen Kanälen ist, die den Rhein mit zwei Flüssen
Frankreichs (mit der Rhone und der Marne) verbinden. Diese beiden
Kanäle sind der Rhein-Rhone-Kanal (Rhein—jll--Doubs—saone
— Rhone) und der Rhein-Marne-Kanal (Rhein^-Meurthe—mosel
—Marne). Die Wichtigkeit dieses so überaus günstig gelegenen Platzes
in der Nähe (nur V2 Stunde entfernt) des leicht überbrückbaren Rhein-
stromes erkannten schon die alten Römer und gründeten hier eine be-
festigte Niederlassung. Später (1199) wurde Straßburg eine deutsche
Reichsstadt. Am 28. September 1681 kam es durch beispiellosen
Verrat mitten im Frieden an Frankreich, dem es erst 1870 (nach
schwerer Belagerung) wieder entrissen wurdet) Langsam, doch stetig
hat sich die Stadt von den Schrecken der langen Belagerung erholt
') „Straßburg ist unser!" O dieses Wort, Fern du uns bliebst?
Mir in den Ohren klingts fort, immer Deutsche Burg, deutsches Schwert,
Stätte, wo Gottfried sang, [fort. Dann gegen uns gekehrt,
Gutenberg Geister zwang, Ohne dich wie entehrt
Jsts möglich, daß so lang War unser Gang.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Backhaus Gottfried Gutenberg
Extrahierte Ortsnamen: Elsasses Rheine Deutschland Kattun- Mülhausen Deutschland Frankreich Frankreichs Pforzheim Schwarzwalde Straßburg Rhein Frankreichs Rhein-Rhone-Kanal Rhein—jll--Doubs—saone Rhein-Marne-Kanal Rhein^-Meurthe—mosel Frankreich
103
Freilich halten auch Dünen und Deiche nicht immer dem wilden Meere
stand, umfoweniger, als die Küste sich langsam senkt. Wegen der
Lage unter dem Wasserspiegel muß man das überflüssige Wasser auch
künstlich durch Maschinen (Wasserschnecken, meist von Windmühlen ge-
trieben, die man daher allenthalben sieht) heben, um es durch die
Siele (S. 39) nach außen befördern zu können. —
Durch Erweiterung der Deiche werden dem Meere sogar neue
Landstrecken wieder abgewonnen. Diese durch Entwässerung innerhalb
verschiedener Deichwälle gewonnenen Ländereien nennt man Polder.
Das Haarlemer Meer, ein südöstlich von Haarlem gelegener Binnen-
see, wurde jüngst ausgetrocknet; auf dem äußerst fruchtbaren, 180 qkm
messenden Polder wohnen nun viele Tausende wohlhabender Menschen.
Gegenwärtig ist man beschäftigt, die ganze Südhälfte der Zuider-
Zee (1762 'qkm) durch einen Deich (von Enkhuizen auf der Ostecke
Nordhollands über die Insel Urk nach der Jjsselmündung) abzuschließen
und durch Auspumpen des zur Ebbezeit noch übrigen Wassers trocken
zu legen und in Ackerland zu verwandeln.
Feuchte Seeluft weht über dieses Küstenland und bringt beson-
ders dem schmaleren, wasserreicheren Norden viel Nebel und Nieder-
schlag. Es regnet im Jahre durchschnittlich 150 Tage, und fast immer
lagert dichter Nebel über dem Lande. Dieses feuchte, aber auch see-
mäßig milde Klima ist dem Ackerbau und besonders der Viehwirtschaft
höchst fördersam.
In politischer Hinsicht umfaßt das Gebiet des Niederrheines den
nördlichen Teil der preußischen Rheinprovinz, die preußische
Provinz Westfalen, das Königreich der Niederlande und das
Königreich Belgien.
Die preußische Provinz Westfalen zerfällt in eine südliche, dem niederrheinischen
Berglande (welchen Teilen desselben?), und eine nördliche, der norddeutschen Ties-
ebene angehörende Fläche. Im Gebirge sind ein lebhafter Bergbau (Steinkohlen,
Eisen, Blei ?c.), eine ansehnliche Holzwirtschaft und eine großartige Industrie (Jser-
lohn!) in den ebenen Teilen wohlgepflegte Landwirtschaft und bedeutende Rindvieh-
zucht die Hauptbeschäftigungen der Bewohner. Weit und breit bekannt sind
der Pumpernickel, dunkelbraunes Roggenbrot von großer Nährkraft, und die West-
fälischen Schinken. Im Tieflande liegt nach Landessitte jeder Bauerhof einzeln,
inmitten seiner mit grünen Hecken umzäunten weitausgedehnten Feldfluren; wenige
kleine Landstädte sind in gleichen Entfernungen über das Land zerstreut. Im Mittel-
punkte liegt die Hauptstadt Münster (40 000 Einw.). Die Provinz hat nur
eine größere Stadt: Dortmund (67 000 Einw.). Am Teutoburger Walde liegt
Bielefeld, Hauptsitz der westfälischen Leinenindustrie.
Das Königreich der Niederlande (Holland'))2) bildet den ebensten Teil des
') — Tiefland.
") Wenn man hinunter steigt von unsren Höhen
Und immer tiefer steigt, den Strömen nach,
Gelangt man in ein großes, ebnes Land,
Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen,
Die Flüsse ruhig und gemächlich ziehn;
Da sieht man frei nach allen Himmelsräumen,
Das Korn wächst dort in langen, schönen Auen,
Und wie ein Garten ist das Üand zu schauen.
Schiller, Tell Iii, 3.
„trotzig ist dieses Land: der Nordsee trotzt' es den Boden,
Dem im Esknrial trotzte die Freiheit es ab." Freiligrath.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
145
Berlin, Wien und Offenbach hervorzuheben. — Die Papier- und
Pappenfabrikation hat eine große und allgemeine Ausdehnung ge-
wonnen, besonders aber in den preußischen Provinzen Brandenburg,
Nheinprovinz und Hessen und im Königreiche Sachsen.
Thon- und Glaswaren-Industrie: Beide Industriezweige sind
namentlich in solchen Gegenden verbreitet, wo außer dem besseren
mineralischen Material hinlängliches und eben deshalb wohlfeiles
Brennholz zu finden war, im Riesengebirge, im böhmisch-bayerischen
Waldgebirge und in der Gegend von Passau und Bunzlau. — Anders
die Porzellanfabrikation. Sie mußte bei der Kostbarkeit ihrer
Waren den dankbareren Markt größerer Städte suchen und ist deshalb
nur in diesen selbst oder doch in der Nähe derselben zu größerer Voll-
kommenheit gelangt (Meißen, Berlin, Wien, München).
Chemische Industrie: Sie ist von der mannigfaltigsten Art über
das ganze Land verbreitet. Chemische Fabriken finden sich bei den meisten
Salzwerken (S. 127), außerdem in zahlreichen Städten.
Der Handel
ist vermöge der günstigen zentral-europäischen Lage Deutschlands, ver-
möge seiner Berührung mit dem Meere, seiner zahlreichen und be-
deutenden Wasserstraßen, seines großen Reichtums von Erzeugnissen
sowohl der Urproduktion als des Gewerbfleißes und durch die rege
Betriebsamkeit seiner Bewohner zu allen Zeiten von großer Erheblich-
keit und Nahrungsquelle für einen bedeutenden Teil der Bevölkerung
gewesen. Dies ist umsomehr gegenwärtig der Fall, wo die meisten
der ehemaligen politischen Verkehrsschranken durch den sich immer er-
weiternden deutschen Zollvereins beseitigt worden sind, und der Verkehr
durch das sich immer dichter verzweigende Straßen- und Eisenbahnnetz
in hohem Grade begünstigt wird.
Der Handel zerfällt je nach der Begrenzung in Binnenhandel,
welcher die Gegenden desselben Landes verbindet, und in Außen-
Handel, welcher das eine Land mit anderen Ländern verbindet. Im
Herzen Europas gelegen, nur wenig vom Meere bespült, ist Deutsch-
land von der Natur mehr auf den inneren Verkehr und auf die Land-
Verbindung als europäisches Zentralglied angewiesen. Sein Außen-
Handel befaßt sich also vorzugsweise mit der Verbindung der um-
liegenden Staaten mit sich und unter sich (Durchgangs- oder
Zwischenhandel), als mit der Verbindung seiner selbst mit außer-
europäischen Ländern. Wenn dennoch sein Seeverkehr (Welthandel)
sich zu einer großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen hat,
so ist das mehr der regen nationalen Betriebsamkeit als einer Welt-
läge zuzuschreiben. Bezüglich der Verkehrsbewegung Deutschlands mit
den benachbarten Ländern ist wohl zu beachten, daß im Osten Deutsch-
lands große Staatsgebiete liegen, die sich mehr durch eine gewaltige
Rohproduktion, im Westen dagegen solche, die sich mehr durch eine
') Der deutsche Zollverein umfaßt gegenwärtig das ganze deutsche Reich
mit Ausnahme der Freihafengebiete von Hamburg-Altona, Bremen und Bremer-
Häven, Geestemünde und Brake und eines kleinen Gebietes von Baden an der Grenze
des schweizerischen Kantons Schaffhausen, das Großherzogtum Luxemburg und
die österreichische Gemeinde Jungholz (südlich von Kempten).
Weigeldt, Geographie von Deutschland. 10
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Weigeldt
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wien Offenbach Brandenburg Hessen Sachsen Bunzlau Berlin Wien München Deutschlands Europas Deutschlands Hamburg-Altona Bremen Baden Schaffhausen Luxemburg Deutschland
104
niederrheinischen Tieflandes. An Flächeninhalt übertrifft es seinen südlichen Nachbar -
staat, steht ihm aber an Bevölkerunasdichtigkeit bedeutend nach. Die Niederländer
sind Deutsche, sie sprechen und schreiben'einen Dialekt des in Norddeutschland ge-
sprochenen Niederdeutschen. Der Religion nach scheiden sie sich in Protestanten
(fast ^/z) und Katholiken (l/3). Von alters her beschäftigen sich die Niederländer
mit Landwirtschast (vorzügliche Rindviehzucht, berühmte Käserei) und Fischerei
(namentlich auf Heringe)'); später erst gelangten sie (infolge der ozeanischen Lage
ihres Landes und im Besitze der Rheinmündungen) zu einträglichem Seehandel
(und Kolonialbesitz). Die wichtigsten Zweige der Industrie sind solche, die wie
Schiffbau (Holz dazu liefert der Schwarzwald) und Seilerei, Verfertigung von
Segeltuch, Ankern u. f. >v. mit dem Seewesen zusammenhängen. Die größte und
reichste Handels- und Industriestadt, zugleich auch die Hauptstadt des Landes
ist Amsterdams <317 000 Einw.), am innersten Südwestwinkel der Zuider-Zee. Die
Stadt wird von einer Menge Kanäle („Grachten") durchschnitten und ist aus
90 Inseln erbaut, die durch 290 Brücken mit einander verbunden sind („das
nordische Venedig"); die Häuser ruhen auf unsichtbaren Pfahlrosten. Der
Handel erstreckt sich hauptsächlich auf Kolonialwaren (besonders Kaffee und Tabak).
Da die Fahrt auf der Zuider-Zee wegen der Stürme und Untiefen gefährlich ist,
hat man den nordholländischen (Helder—amsterdam» und den niederlän-
dischen Nordsee-Kanal (Velsen—amsterdam) 2) angelegt, durch welche Amster-
dam in unmittelbarem Verkehre mit der offenen See steht. Westlich von Amsterdam
liegt Haarlem, welches als Hauptort für den niederländischen Gartenbau den aus-
gedehntesten Blumenhandel in Europa treibt. Die zweite große Handelsstadt
der Niederlande ist Rotterdam (150 000 Einw.), „das Hamburg des Rheines".
Seine Lage bestimmt es zum Ausfuhrplatze der Erzeugnisse der rheinländischen
Fabriken und der niederländischen Landwirtschaft, sowie auch zum Einfuhrplatze
von Kolonialwaren des niederländischen Indiens und von Kohlen und Fabrikaten
der britischen Inseln. Residenzstadt des Landes ist Haag (eigentlich s'graven-
Hage)4) mit 113 000 Einwohnern. Dicht dabei liegt außerhalb der Düne das
stark besuchte Seebad Scheveningen (sprich: S-chefeningen).
Durch Personalunion ist mit dem Königreich der Niederlande das Groß
Herzogtum Luxemburg verbunden.
Das Königreich Belgien ist etwas kleiner als Holland, aber dichter be-
völkert als dieses. Die Bevölkerung ist auf dem östlichen Plateau eine sranzö-
fische (Wallonen), im westlichen Tieflande eine niederdeutsche (Flämen). An
Zahl sind sich diese beiden Volksstämme fast gleich, aber die französische Sprache,
überhaupt das französische Wesen hat doch die Herrschaft erlangt. Die katholische
Religion ist fast ausschließlich vorherrschend. Hauptbeschäftigung der Be
wohner ist neben dem auf sehr hoher Stufe stehenden Ackerbau die auf den
Eisen- und St ein kohlen schätzen der Ardennen beruhende Industrie (in der
Ebene Leinen- und Baumwollenindustrie, in dem Hügellande metallurgische In-
dustrie). In der Mitte gelegen zwischen den britischen Inseln und dem deutschen
Reiche, den Niederlanden uns Frankreich, treibt Belgien einen großartigen Transit
(Durchgangs-) Handel, aber einen noch viel größeren Handel mit eigenen Waren:
mit seinen" Steinkohlen versieht es zum Teil Frankreich, seine Webstoffe gehen bis
nach den fernsten Landen, ähnlich sein Spiegelglas und seine Waffen. Kein Land
der Erde hat verhältnismäßig so viel Eisenbahnen wie Belgien. Haupt- und
Residenzstadt ist das gerade in der Mitte des Landes gelegene Brüssel (400000
Einw.), eine der glänzendsten Städte Europas. Brüssel ist ein genaues Abbild des
Landes, denn es "liegt sowohl an der Grenze der Ebene und des Hügellandes, als
') Der Gesamtertrag der niederländischen Heringsfischerei erreicht ungefähr die
Zahl von 150 Mill. Stück.
2) Nach der hier mündenden Amstel und einem Damme benannt, deren schmalen
Zwischenraum die Stadt ursprünglich einnahm.
3) Der nordholländische Kanal ist 52 km lang, 8 m tief und 30 m breit, der
niederländische Nordfee-Kanal 22 km lang, 8 m tief und 60 111 breit.
4) D. h. des Grafen Hag (buschiges Gehege», ursprünglich ein Jagdschloß der
Grafen von Holland.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Rheinmündungen Schwarzwald Amsterdams Amsterdam Haarlem Europa Niederlande Rotterdam Hamburg Rheines" Indiens Niederlande Groß
Herzogtum_Luxemburg Belgien Holland Niederlanden Frankreich Frankreich Belgien Europas Nordfee-Kanal Holland