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1. Die fremden Erdteile - S. 84

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
- 84 — Nach außen hin ist das Ganze durch Zäune abgeschlossen und zuweilen mit Palissaden befestigt. Bei manchen Stämmen findet sich auch die viereckige Bauart, häufig in Gestalt der Tembe, die zahlreiche Wohnungen um einen großen innern Lichthof enthält. Der Austausch von Boden- und Kunsterzeugnissen zwischen entfernten Stämmen ist wegen der Landesunsicherheit sehr gering; dagegen ist der lokale Handel sehr entwickelt und wird durch Wochenmärkte wesentlich gefördert. Leider ziehen sich die unmenschlichen Sklavenjagden, die von Arabern und Indern unter Benutzung von Stammesfehden und Feind- schaften unter den Negern frech betrieben werden, auch bis ins obere Kongogebiet. Ganze Kulturgebiete sind dadurch iu Wüsteneien ver- wandelt. Wißmann entwirft eine ergreifende Schilderung von den Folgen solcher Unmenschlichkeiten. Er traf auf seiner ersten Reise im Herzen Afrikas, wenige Grade vom Äquator entfernt, eine Gegend von besonderer Schönheit und Frucht- barkeit an, mit Wäldern und Flüssen und großen, wohlbevölkerten Ortschaften. Die Einwohner waren ein ruhiges und friedliches Volk, das in schlichter Einfalt ein glückliches Dasein „führte. Seit vielen Menschenaltern hatten sie das Land inne, bebauten ihre Äcker und verstanden sich aus allerlei Gewerbe: Bereitung von Rindentuch und Töpferwaren, Eisenbearbeitung und Holzschnitzerei. Mit freundlichen Gesichtern liefen sie herbei, um dem weißen Mann zu Diensten zu sein. — Vier Jahre später kam der Forscher wieder in dieses Land und fand Wüsteneien, wo früher friedliches Leben geblüht hatte. „Als wir den Ortschaften näher kamen" berichtet er, „wunderten wir uns, daß niemand sich blicken ließ, uns zu bewillkommnen; kein froher Ruf ertönte. Wir betraten den tiefen Schatten der mächtigen Palmen; zur Rechten und Linken waren die Aushaue, wo unsere Freunde gewohnt hatten; hohes Gras hatte überwuchert, was uns früher das Herz erfreute. Die Ernten waren zerstört, alles in eine Wüste verwandelt. Todesstille herrschte; die hohen Palmen neigten ihre Häupter leise. Wir suchten vergeblick nach den friedlichen Hütten, den Heimstätten des Glücks. Ein verkohlter Pfahl hierund dort, ein paar Bananenbäume war alles, was noch davon zeugte, daß Menschen hier gewohnt hatten. Bleichende Schädel am Weg und an Stangen geklammerte Knochenhände sagten uns, was geschehen war, seit wir hier waren. . . . Man sagte mir, daß einige wenige Flüchtlinge nach dem W. entkamen, jedenfalls nur in geringer Anzahl im Verhältnis zu den Tausenden, ja fast Millionen, die bei meinem ersten Besuch das Land bewohnten." In den nördlichen Grenzgebieten des Kongostaates ist die Menschenfresserei noch immer stark verbreitet, wie ein vom eng- lischen Arzt Hinde 1897 herausgegebenes Buch über den kongostaatlichen Feldzng gegen die Araber bestätigt. „Der Kongostaat hebt einen Teil seiner Armee und die Besatzung seiner Schiffe aus dem Stamme der Vaugala aus; die Baugala sind außerordentlich bildungsfähig, ge- wandt, tapfer und dauernd, aber urwild und Kannibalen. Die belgischen Offiziere wissen davon ein Liedchen zu singen, was es heißt, die menschenfresserischen Soldaten der Kongoarmee in Zucht zu halten. Bei Strafexpeditionen, bei denen diesen farbigen Soldaten größere Freiheit gelassen wird, kommt ihre ganze Wildheit zum Ausbruch. Morden, Niederbrennen, Menschensleischgelage, das lieben die Bangala. Alle Bemühungen des Kongostaates, die Menschenfresserei bei den Bangala und anderen Stämmen einzudämmen, haben bisher keine großen Erfolge zu verzeichnen. Schon auf den Jagden zeigt sich die Grausamkeit der Bangala. Sie töten nicht das getroffene Tier,

2. Das Altertum - S. 258

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
258 Der Klger mute seine Sache selber shren. Er forderte den Beklagten vor Gericht, brachte seine Klage vor, und nun mute ihm der Beklagte auf seine Fragen Rede und Antwort stehen, während der Richter und der Umstand, das waren die anwesenden Freien, zuhrten. Gestand der Beklagte seine Schuld, so erbat der Klger das Urteil, das nun von dem Richter vorgeschlagen und von dem Umstand angenommen oder verworfen wurde. Dem Angeklagten stand es zu, sich durch Eid zu reinigen, der von seinen Verwandten oder Genossen, den Eideshelfern, untersttzt wurde. Bei todeswrdigen Verbrechen galt als Beweismittel auch das Gottesurteil oder Ordal (Wasserprobe, Feuerprobe) und der Zweikampf. Verweigerte der Verurteilte die Bue, so wurde er fried- und rechtlos und aus der Ge-meinde ins Elend, in die Fremde, verstoen. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde in den Gau- und Markgenossenschaftsversammlungen gehandhabt. Allgemeine Kultur. Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes blieb die uere Lebenshaltung drftig, erzog aber ein starkes Geschlecht von unverwstlicher Lebenskraft. Den Tugenden der Tapfer-feit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunk-sucht und Spielsucht gegenber, zu denen der Grundsatz verfhrte, da der freie Mann keine Beschftigung auer Krieg und Jagd haben drfe. der die Gebruche und Sitten der Germanen schreibt Tacitus in seiner Germania (S. 239): Ich bin der Meinung, da die Germanen als ein besonderes, nnver-mischtes und nur sich selbst hnliches Volk bestehen. Daher bei allen dieselbe Krperbildung, dasselbe trotzig blickende blaue Auge, das rotblonde Haar, der gewaltige Wuchs des Leibes. Liegt der Germane nicht zu Felde, so bringt er seine Zeit mit Jagd, mehr noch im Miggang hin, mit Schlafen, Essen und Trinken. Gerade der tapferste und kriegslustigste Mann liegt in trger Ruhe, die Wirtschaft und Pflege des Hauses, die Bestellung des Ackers andern berlassend. Wundersamer Widerspruch der Natur, die dieselben Menschen die Trgheit lieben und doch die Ruhe fliehen lt! Da die Völker germanischen Stammes keine Städte bewohnen, da sie selbst aneinandergebauteu Husern abhold sind, ist zur Genge bekannt. Ab-gesondert und zerstreut liegen ihre Wohnungen, wie gerade ein Quell, ein Feld, ein Hain zur Ansiedelung einlud. Die Drfer bauen sie nicht wie wir in geschlossenen Huserreihen. Mit einem freien Raum umgiebt jeder sein Haus, sei es gegen Feuersgefahr, oder weil man es berhaupt nicht besser versteht. Auch Steinbau und Ziegeldach sind nicht bekannt. Alles ist von Holz, plump und ohne Rcksicht auf die Form und geflliges Aussehen. Doch bestreicht man einzelne Teile des Baues mit einer Art Thon von so reiner und glnzender Farbe, da dadurch die Flchen wie mit Bildern und Linien-Ornamenten geschmckt aussehen. Auch pflegen sie unterirdische Hhlen zu graben, die sie mit vielem Dunk bedecken, als Zuflucht fr den Winter und

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 1

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die germanische Urzeit. Land und Völkerstämme. 1 Die germanische Uyeit. Kand und Volkerstamme. 1. Das Land. Die germanischen Stämme bewohnten das Gebiet von den Vogesen, der Maas und Schelde bis Weichsel und Pregel und von der Donau bis zum Skagerrak, die skandinavische Halbinsel und Island. In der Zeit, da der Herr Jesus Christus auf Erden wandelte, sah es in den Gegenden, die man heute Deutschland nennt, ganz anders aus als jetzt. Da war wenig fruchtbares und angebautes Land zu sehen. Den größten Teil des Landes bedeckten dichte, undurchdringliche Wälder, und dazwischen gab es viele Sümpfe und Moräste, die das Klima rauh und unfreundlich machten. In den Wäldern aber lebten wilde Tiere, die sich jetzt in den deutschen Wäldern nicht mehr finden: Bären, Auerochsen und Wölfe neben zahlreichen Hirschen, Rehen, Wildschweinen und anderen Tieren. Doch gab es auch gutes Acker- und Weideland. 2. Die Völkerstämme. Die Völkerstämme, welche dieses Land bewohnten, lebten hauptsächlich von der reichen Beute, die ihnen die Jagd gewährte; mit Ackerbau beschäftigten sich nur wenig Menschen, dagegen zog man zahlreiche Haustiere, wie Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, denen Wiese und Wald reiche Weide boten, sowie Hühner, die sich ihr Futter auch meist im Freien suchten. Ein römischer Schriftsteller (Tacitus) sagt von den Deutschen der damaligen Zeit: „Gemeinsam ist allen Stämmen die leichte Art auszuwandern, denn ihre Lebensweise ist einfach; sie treiben noch keinen eigentlichen Ackerbau und sammeln keine Reichtümer, sondern begnügen sich mit ärmlich ausgestatteten Hütten, sie nähren sich meist von ihren Herden, ähnlich wie Nomaden, laden wie diese ihren Hausrat auf Wagen und ziehen mit dem Vieh, wohin sie wollen." Unter den Stämmen sind folgende die wichtigsten: Roßbach, Hülssbuch rc. 1

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 163

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 163 lichste und älteste Art des Raubens bestand in einem gewaltsamen Wegtreiben fremden Viehes, wobei die Hirten sehr oft erschlagen wurden. Solcher Raub war mit wenig Gefahr verbunden, und das platte Land bot ihn überall. Besser gerüstet und auf einen Kampf gefaßt mußten die Ritter dann sein, wenn sie aus einem Hinterhalte einzelne reisende Kaufleute oder ganze Züge solcher, die sich eben um der Räuber willen zusammen auf die Reise begeben hatten, ansprengten, wenn sie wegelagerten. Schien solchen Wegelagerern der rechte Augenblick gekommen zu sein, so suchten sie die Reisenden durch einen plötzlichen Überfall zu verwirren, sprengten sie mit gespannter Armbrust an, warfen sie nieder, schlugen ihnen die Wagen und Kisten auf, schwangen ihnen die Taschen aus, „daß man auch mit einer Pechfackel keinen Heller mehr darin hätte finden können." Wer Widerstand versuchte, wurde sofort erschossen, erstochen oder znsammenge-gehauen. Ließ sich erwarten, daß die Gefangenen sich „ranzionieren", d. H. durch Lösegeld loskaufen konnten, so wurden sie von den Räubern auf die Burg geschleppt und ihnen das Lösegeld abgequält. Namentlich die Bauern hatten von den Raubrittern viel zu leiden. Man drang in das Dorf ein, raubte die Habe, verwüstete die Vorräte und schleppte die Männer mit sich fort. In unterirdischen Burgverließen, in Finsternis, Moder und Unrat, vor Kälte, Hunger und Krankheit fast vergehend, lagen die Armen da, bis die Ihrigen ein Löfegeld, das meist ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen auf ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde." Man sagte damals auch: „Die Bauern bitten nichts so sehr zu Gott, als daß den Junkern die Pserde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten." Das Raubritterunwesen hielt sich trotz strenger Verbote und schärferer Handhabungen des Landfriedens bis ins 16. Jahrhundert hinein. Weit nachdrücklicher als kaiserliche Verordnungen und Strafen half die unter dem Schutze des städtischen Gemeinlebens aufblühende Bildung dem Übel des Raub- rittertums ab. Der Adel blieb der sich ausbreitenden Bildung nicht ganz fremd, begann sich allgemach der Räubereien zu schämen und 11*

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 18

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
18 Die germanische Urzeit. nordwärts der Lippe, oder die kurzgehörnten Ochsen des Hochlandes, ja selbst die deutschen Mohrrüben machten ihre Reise nach dem kaiserlichen Rom. Da die italienischen Frauen das lichtblonde und rötliche Haar der germanischen Mädchen liebten, so bildete auch das einen Tauschgegenstand. Die Pelze der grimmigen Raubtiere, die Höruer und Häute der Ungeheuer des Urwaldes fanden nun auch westlich vom Rhein ihre Liebhaber. Wie vom Süden, so kamen auch vom Westen, nämlich aus Gallien, wandernde Kaufleute immer häufiger nach Deutschland und machten die grünen Thäler zwischen Rhein und Weser, die Wiesen des Niederlandes der Lippe, der Ems, der Weser zu Stätten römischer Gesittung. Auf den Edelhöfen, auf deu Sitzen der großen Bauern und Häuptlinge an der Lahn, in der Wetterau, an der Eder, der Weser und der Fulda begann man neben dem altheimischen Met und Bier an den feurigen Weinen Italiens Geschmack zu finden. Die einfachen Erzeugnisse des deutschen Landes tauschten Bauern und Edelleute gegen die glänzenden Gaben des Südens aus. War es den römischen Händlern leicht, das germanische Gebiet zu betreten, so war es umgekehrt für die Germanen schwerer ins römische Gebiet zu kommen, nur an gewissen Plätzen an der Grenze war ihnen gegen Erlegung der vorgeschriebenen Grenzzölle der Verkehr gestattet, und nur bei Tage und ohne Waffen dursten sie erscheinen, während römische Soldaten sie bei ihren Gängen begleiten mußten. Nur die Hermunduren durften ohne alle Beschränkung die Grenze überschreiten und selbst das glänzende Augsburg ohne römische Wachen besuchen. Waren so die Römer bemüht, den friedlichen Verkehr mit den befreundeten Stämmen zu erleichtern, so versäumten sie auch wieder nicht, den Grenzwall gegen unruhige Nachbarn zu sichern. Ein breiter Strich Landes lag vor der Verteidigungslinie gänzlich unbebaut und unbewohnt; die Bäume waren niedergeschlagen, die Büsche weggebrannt, um den Wachen den freien Überblick über die Umgegend zu erleichtern. Hie und da erhoben sich auch im Gebiete der Grenzstämme feste Plätze, von denen aus der römische Befehlshaber über die Bewohner eine gewisse Aufsicht führte. Wohl entbrannte von Zeit zu Zeit der Krieg, die Wachtposten wurden überrannt und das verbotene Gebiet von den Germanen betreten, aber immer hielten die Römer unter den tüchtigen Kaisern die drohende Völkerflut in Schranken, bis im 3. Jahrhundert die

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 27

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und Staatenbildung. 27 das nicht seßhaft werden wollte und lieber bei den Nachbarvölkern Beute suchte. Ihr junger König Theodorich beschloß die Eroberung Italiens, weil Odoaker früher auch ein Reich zerstört hatte, dessen König bei den Ostgoten Zuflucht fand. Das ganze Ostgotenrolk, durch rugische Scharen noch verstärkt, machte sich auf die Wanderschaft. Die Habe und alles Geräte war auf Wagenhäuser geladen, die von Ochsen gezogen wurden; die Frauen hatten für das Reisegewand gesorgt und bereiteten auf der Fahrt für den Unterhalt, was die Jagd lieferte oder die Völker, durch deren Gebiet der Zug sich langsam bewegte, freiwillig oder gezwungen an Lebensmitteln hergaben. Odoaker zog den Ostgoten entgegen, wurde aber mehrmals geschlagen und mußte sich nach dem schier unbezwinglichen Ravenna zurückziehen. Fast drei Jahre widerstand diese Stadt in hartnäckigen Kämpfen, endlich ergab sich Odoaker gegen Zusicherung seines Lebens und seines Ranges dem Gegner. 493. Einige Tage nach der Übergabe aber stieß Theodorich den Besiegten mit eigener Hand nieder. 11. Das Reich Theodorichs. Nach dem Siege wurde Theodorich von seinen Goten nochmals feierlich als ihr König und Herr von Italien anerkannt. So kam Italien unter die Herrschaft der Goten. Theodorich versuchte, die Germanen und Römer in Italien zu einem Volk zu verschmelzen, sie sollten friedlich nebeneinander wohnen. Waffen durften nur die Goten tragen, sie bildeten das Heer. Die Römer sollten den Geschäften des Friedens nachgehen und deshalb blieben auch ihre Einrichtungen vollkommen unversehrt. Die Goten wurden von ihren Beamten gerichtet und regiert. Aber die gewünschte Verschmelzung kam nicht zustande, auch Theodorich sonnte sich die Herzen der Römer trotz Leutseligkeit und Freigebigkeit nicht gewinnen. Nicht nur daß beide Völker in Sprache und Sitte verschieden waren, sie hatten auch verschiedenen Glauben, und das war die tiefste Kluft, die beide trennte. Theodorich lebte vorzugsweise in Ravenna, das er durch römische Baumeister mit Kirchen, einem Palaste und einem Grabmale für sich selbst schmückte. Sein Hof war von den Gesandten fremder Fürsten, selbst aus den fernsten Ländern, stets lebhaft besucht, und er war weit und breit ein gefürchteter und geehrter Herrscher. Als Theodorich im Jahre 526 starb, hinterließ er einen neunjährigen Enkel, der einmal später sein Nachfolger werden sollte; vorerst aber führte dessen Mutter Amalasu nt ha, Theodorichs Tochter, die Regierung. Sie wurde von einem Verwandten, mit dem sie sich vermählte, ermordet. Dies benutzte der oströmische Kaiser

7. Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte - S. 5

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
5 Ja selbst der Pferde, von denen die Gallier groe Liebhaber sind, und auf deren Kauf sie bedeutende Summen verwenden, bedienen sie sich nicht, wenn sie aus der Fremde kommen. Klein und hlich sind zwar die einheimischen, doch durch tgliche bung fhig, die grten Anstrengungen zu ertragen. Im Reitertreffen springen sie oft von den Pferden herab und kmpfen zu Fu. Die Pferde sind dabei gewhnt, an derselben Stelle stehen zu bleiben. Zu ihnen ziehen sie sich schnell zurck, wenn es die Notwendigkeit erfordert. Nichts gilt nach ihrem Brauche fr schimpflicher oder feiger, als den Sattel zu gebrauchen. Daher wagen sie denn auch, selbst wenn ihrer nur wenige sind, jede beliebige Zahl von Sattelreitern anzugreifen. Die Einfuhr von Wein dulden sie berhaupt nicht, denn sie glauben, da er den Menschen zum Ertragen von Strapazen unfhig mache und ver-weichliche. 2. Der Bericht des Hacitus der die Germanen. Cornelius Tacitus: Germania." Lateinisch. In diesem Buche, das Tacitus um das Jahr 100 n. Chr. der das Land und die Sitten der Deutschen schrieb, wollte er seinen Landsleuten ein Gegenbild ihrer Unnatur und Unsitte vor Augen stellen. a) Das Land. Obwohl das Land ziemliche Abwechselung darbietet, ist es im Ganzen doch von rauhen Wldern oder unwirtlichen Smpfen bedeckt. Fr Getreidesaat ist es ergiebig, aber Obstbume trgt es nicht. Es ernhrt zahlreiche Herden, diese sind des Volkes einziger und liebster Reichtum; doch sind sie meistens unansehnlich. Auch fehlt sogar dem Rinde das eigentmliche stattliche Wesen und der stolze Stirnschmuck. Aber eine zahlreiche Herde ist die Freude des Germanen, sein einziger, sein liebster Reichtum. Ob die Götter aus Liebe oder im Zorn ihm Silber und Gold verweigert haben, wei ich nicht. Und doch mchte ich nicht behaupten, da Germanien nicht eine Ader Silber oder Gold berge, denn wer hat je nachgeforscht? Der Besitz oder Gebrauch des edlen Metalles bt jedenfalls auf die Germanen keine groe Gewalt aus. Man kann sehen, wie bei ihnen silberne Gefe, die ihre Gesandten und Fürsten als Geschenke erhalten haben, nicht anders geschtzt werden als irdene. Unsere nchsten Nachbarn freilich kennen infolge des Handelsverkehrs den Wert des Goldes und Silbers. Im Innern dagegen gilt noch der einfache und altertmliche Tauschhandel. Selbst an Eisen ist kein berflu, wie man der Beschaffenheit ihrer Waffen entnehmen kann. Die zum Ackerbau bestimmten Felder werden, je nach der Anzahl der Bebauer grer oder kleiner, von der ganzen Gemeinde als Gesamtbesitz angesehen und nach Schtzung unter die Mitglieder verteilt. Bei der groen Ausdehnung der Fluren macht die Teilung keine Schwierigkeiten. Von dem bestellbaren Boden wird abwechselnd immer nur ein Teil fr den Ackerbau

8. Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte - S. 6

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
benutzt, das brige bleibt brach liegen. Denn sie suchen nicht die Ertrags-fhigkeit und den Umfang des angebauten Landes in regem Wetteifer zu steigern, um Obstpflanzungen anzulegen, Wiesengrnde auszuscheiden und Grten zu bewssern. Nur die Saat wird vom Boden gefordert. Daher teilen sie auch das Jahr nicht in footele Jahreszeiten ein wie wir. Winter, Frhling und Sommer unterscheiden und benennen sie. Der Name des Herbstes wie dessen Segen ist ihnen unbekannt. b) Die Bewohner: Wohnung, Kleidung, Leben nndbe-schstigung, Gebruche und Sitten. Ich trete der Ansicht derer bei, welche glauben, da die Bevlkerung Germaniens durch feine Wechselehen mit fremden Stmmen gemischt sei, sondern als ein besonderer, unver-mischter und nur sich selbst hnlicher Volksstamm dastehe. Daher trotz der groen Anzahl der Menschen dieselbe Krperbildung, dasselbe trotzig blickende blaue Auge, das rotblonde Haar, der gewaltige Wuchs der Leiber, die freilich nur zu kriegerischem Angriff geschaffen, ohne Ausdauer in Mhe und Arbeit und am wenigsten fhig sind, Durst und Hitze zu ertragen. An Klte und Hunger dagegen hat den Germanen sein Himmelsstrich gewhnt. Liegt der Germane nicht zu Felde, so bringt er seine Zeit mit Jagd, mehr noch im Miggang hin, mit Schlafen, Essen und Trinken. Gerade der tapferste und kriegslustigste Mann liegt in trger Ruhe, die Wirtschaft und Pflege des Hauses, die Bestellung des Ackers den Weibern, den Alten und Schwachen der Familie berlassend. Er selbst bleibt nn-thtig. Wundersamer Widerspruch der Natur, welche dieselben Menschen die Trgheit lieben und doch die Ruhe fliehen lt! Da die Völker germanischen Stammes keine Städte bewohnen, da sie selbst aneinandergebanten Husern abhold sind, ist zur Genge bekannt. Abgesondert und zerstreut liegen ihre Wohnungen, wie gerade ein Quell, ein Feld, ein Hain zur Ansiedelung einlud. Die Drfer bauen sie nicht wie wir in geschlossenen Huserreihen. Mit einem freien Raum umgiebt jeder sein Haus, sei es gegen Feuersgefahr, oder weil man es berhaupt nicht besser versteht. Auch Steinbau und Ziegeldach sind nicht bekannt. Alles ist von Holz, plump und ohne Rcksicht auf die Form und geflliges Aus-sehen. Doch bestreicht man einzelne Teile des Baues mit einer Art Thon von so reiner und glnzender Farbe, da dadurch die Flchen wie mit Bildern und Linienornamenten geschmckt aussehen. Auch pflegen sie unter-irdische Hhlen zu graben, die sie mit vielem Dung bedecken, als Zuflucht fr den Winter und Aufbewahrungsort fr die Feldfrchte. Ein solcher Bau macht die Strenge des Winters ertrglich. Fllt aber der Feind ins Land, so verheert er doch nur, was offen daliegt; jene verborgenen Schtze in der Tiefe ahnt er entweder nicht, oder sie entgehen ihm schon deswegen, weil sie gesucht sein wollen.

9. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 2

1894 - Leipzig : Voigtländer
V Einleitung. I. Die Deutschen vor der Vlkerwanderung. 1. Land und Volksstmme. 1.v Die Rmer nannten das Land vom Rheine, bis der die Weichsel hinaus und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee Germanien. Doch war auch das von den Rmern zu Gallien gerechnete linke Rheinufer von germanischen Vlkerschaften besetzt; auf der rechten Donauseite wohnten keltische Völker. Dem Geschichtsschreiber Tacitus (um 100 n. Chr.) aus dem sonnigen Italien erschien das Land trbe und unheimlich, ein wstes Land unter rauhem Himmelsstrich, kulturlos." Es war mit sinsterm Urwald bedeckt oder mit wsten Smpfen, ziemlich ergiebig, aber kein Boden fr Obstbume, reich an Vieh, dies aber meist von kleinem Schlage." Die sumpfigen Wlder waren reich an wilden Tieren. I. Csar nennt als eigenartige wilde Tiere des hercpntfchen Waldes (Jura, Erzgebirge, Sudeten) das Elch (spter Elen [poln.= Hirsch] genannt) und den breitstirnigen U r (Auerochsen, Wisent), welcher sast 2 m hoch, sehr stark und gewandt war, und dessen Hrner die ehrenvollste Jagdbeute bildeten. Städte gab es nicht, nur Drfer und einzelliegende Hfe. 2. Die Germanen sind in unvordenklicher Zeit aus Hochasien eingewan-dert; sie gehren der arischen oder indo-europischen Vlkerfamilie an, wie die Inder und Perser, die Griechen und Rmer, die Kelten, welche vor den Germanen Deutschland bewohnten, und die Slaven. Durch hohe, kraftvolle Gestalt, blaue, trotzig blickende Augen und rtliches Haar unter-schieden sie sich von den brigen europischen Vlkern. Der Name Germanen bedeutet wahrscheinlich Nachbarn" (als keltisches Wort); er wurde ihnen zuerst in Gallien, dann von den Rmern beigelegt- Der Name Deutsche ist erst gegen das 10. Jahrhundert hin aufgekommen: er ward zuerst von der Sprache gebraucht (diutisk d. i. zum Volke gehrig, volksmig" im Gegensatze zur lateinischen Kirchensprache, von diot d. i. Volk). In alten Liedern feierten die Germanen den erdgeborenen Gott Tuisto und dessen Sohn Man nus (d. h. den ersten Mann) als Stammvter und Stifter ihres Volkes. Dem ! 'V(W

10. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 66

1894 - Dresden : Jacobi
Als besondere Merkmale werden uns ihre khnblitzenden Augen und ihr rtlich-blondes Haar angefhrt; doch hatten sie dies mit ihren Nach-barn, den Kelten und etlichen slavischen Stmmen, z. B. mit den Borussen, den alten Preußen, gemeinsam. 5. Kleidung.*) Als Krperbedeckuug dient allen ein Mantel, durch eine Spange, oder wenn es daran fehlt, durch einen Dorn zusammengehalten;" im bri- gen unbekleidet, bis auf eine Art Hosen, ein Schurz um die Lenden. _ Nur die Reichen trugen zum Unterschiede ein leinenes Untergewand, das nicht bauschig ist, sondern eng anschliet und die einzelnen Gliedmaen gleichsam abformt. Im Winter trugen sie darber Tierfelle, an denen wohl noch die Kopfhaut des Tieres mit seinem Schmuck, z. B. Hrnern, blieb. Die Reichen trugen kostbare Pelzwerke. An den Fen hatten sie plumpe, lederne Schuhe. Ging es in den Kampf, so warfen die Germanen die Oberkleider, als lstig und hemmend, ab. Die Tracht der Frauen unterschied sich in nichts von der der Mn-ner; nur hllten sie sich fters in leinene Gewnder, die sie bunt mit Purpur verbrmten; den oberen Teil des Gewandes verlngerten sie nicht zu rmeln, sondern lieen Arme und Schulter nackt. Nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer schmckten Arme und Beine gerne mit goldenen oder ehernen Spangen. Die Freien legten groe Sorgfalt auf die Haartracht; langes, lockiges Haar galt deshalb als Zeichen der Freiheit. 6. Wohnung. Auf ihrer Wanderung nach Europa hatten die Germanen Wander-zelte, mit Fellen oder Leinwand berspannte Wagen. Als sie feste Woh-nungen brauchen konnten, bauten sie hlzerne Blockhuser, die auf vier Pfosten ruhten; lange Zeit hindurch waren diese noch beweglich und paten genau auf einen Wagen und konnten auf demselben davon ge-fahren werden. Zum Bau verwandten sie noch roh behanene Baumstmme; an einigen Stellen bestrichen sie diese spter mit glnzendem Ton, was den Eindruck von bunten Linien, einer Art Malerei hervorrief.**) Städte kannten die Germanen nicht; sie wohnten einzeln, wo eine Quelle oder ein geschtztes Pltzchen dazu einlud. In den sdlichen Gegenden gab es schon frhe Dorfgemeinden, während in Norddeutschland, z. B. in West-salen und Hannover, noch heutzutage die Gehfte in den Bauerschaften vereinzelt liegen. Jeder Besitzer umgab sein Haus und seinen Hofraum mit einem festen Zaun aus Pfahlwerk. Die Reichen (Edelinge) legten um ihre Gehfte auch wohl hohe, feste Wlle aus Rasen und Holz an; so entstand *) S. Germania, Kap. 17. **) Germania, Kap. 16.
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