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1. Die Geologie in der Schule - S. III

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Vorwort. Über den Unterricht in der Geologie sind schon mancherlei Arbeiten er- schienen. Die meisten von ihnen beziehen sich auf die höheren Schulen. Dieses Buch hat ausschließlich den Unterricht in der Volksschule und in verwandten Schulgattungen (Mittelschule, Bürgerschule) zum Gegenstande. Wenn ich den Titel allgemeiner gewählt habe und von der Schule schlecht- hin spreche, so geschieht das nicht ohne Grund. Ich bin der Ansicht, daß die hier empfohlenen unterrichtlichen Grundsätze und Maßnahmen auch für höhere Schulen ihre Bedeutung haben und daß insofern das Buch auch für diese etwas zu sagen hat. Anfänger sind Anfänger, gleichviel, in welcher Schule sie sitzen. Aber nochmals sei es betont: Das Buch ist für Volks- schulen und verwandte Anstalten bestimmt. — Besonderen Zvert habe ich darauf gelegt, recht viele Einzelheiten praktisch darzustellen und Beispiele ausführlich zu behandeln, Für jeden, der nicht Fachmann auf dem Gebiete der Geologie ist, sind die besten Erörte- rungen über den Geologieunterricht wertlos, wenn ihm nicht zugleich in leichtverständlicher Zveise an Beispielen gezeigt wird, wie sich die Ausführung gestaltet. Die Forderungen, die in dieser Schrift aufgestellt worden sind, werden von den Freunden der Geologie wohl als zu niedrig erachtet werden. Dennoch glaube ich, daß wir froh fein dürfen, wenn sie überall zur Geltung und Durchführung kommen. Es kann ja nicht das Ziel des Unterrichts sein, eine bestimmte Menge geologischen Wissens zu übermitteln. Vielmehr kommt es darauf an, daß die Ainder die geologischen Erscheinungen ver- ständnisvoll sehen, daß sie geologisch beobachten lernen. Das aber lernen sie ohne große Gelehrsamkeit durch sinnliche Anschauung an der heimatlichen Scholle. Bemerken möchte ich noch, daß der Entwurf zu dieser Schrift schon seit Iahren abgeschlossen war, ohne daß ich mich entschließen konnte, ihn zu

2. Die Geologie in der Schule - S. 5

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Gehört die Geologie in die Volksschule? 5 An dieser Stelle erscheint es aber wichtiger, auf eine andere Seite der Erdkunde stärker hinzuweisen, nämlich auf die Wirtschaftsgeographie Die menschliche Tätigkeit hängt meistens fest zusammen mit dem Boden, auf dem sie sich entfaltet. Das gilt natürlich in erster Linie von den In- dustriezweigen, die sich mit der Hebung der Bodenschätze befassen (Aohlen- und Erzbergbau, Schieferindustrie usw.). Aber auch an anderen Beschäfti- gungsarten ist der Zusammenhang leicht nachweisbar. So sind die Diluvial- Abb. 2. Der Basteifelsen in der Sächsischen Schweiz. gebiete mit ihrem scbwereu, tiefgründigen Lehm- und Lößboden vorzügliche Landwirtschaftsgebiete. Die Buntsandsteingegenden hingegen tragen häufig weite Laubwaldungen und sind daher Gebiete der Forstwirtschaft und der Holzindustrie usw. fernerhin ist der menschliche Verkehr von der Geländeform abhängig. Es ist kein Aufall, daß die wichtigsten Kanäle und viele der größten Eisen- bahnlinien in den diluvialen Urstromtälern entlang führen und daß um- gekehrt die größten Tunnelbauten im gefalteten Gebirge nötig werden.

3. Die Geologie in der Schule - S. 6

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
6 Gehört die Geologie in die Volksschule? Alle diese kleinen Beispiele und hinweise, die sich mit Leichtigkeit ver- mehren ließen, weisen uns darauf hin, daß zum Verständnis der Erd- künde die Geologie nötig ist. Und diese Erkenntnis hat sich schon Bahn gebrochen, indem, wie oben schon angedeutet wurde, alle modernen Lehrbücher für den geographischen Unterricht darauf eingehend Bezug nehmen. Kommt die Verbreitung geographischer Kenntnisse in erster Linie dem werdenden Zvelthandelsvolke zugute, so gilt ein Gleiches hinsichtlich der technologischen Kenntnisse für das werdende Industrievolk. Und da muß gesagt werden, daß gerade um unserer Industrie willen unser Volk neben der Technologie noch recht viel Geologie lernen muß. Der Geologie dankt es die Vorarbeiten für seinen blühenden Kohlenbergbau mit all seinen praktischen folgen für die Textilindustrie und für so viele andere Fabrika- tionszweige und ebenso die Vorarbeiten zu seinen: gewaltigen Eisenerzabbau und der mächtigen, von den Konkurrenzländern gefürchteten Eisenindustrie. Dem blühenden Steinkohlen- und Erzbergbau hat es unser Volk in erster Linie zu danken, daß es im Weltkriege allen Bestrebungen, es durch Ein- kreisung und Abschluß vom Weltverkehr zu ersticken, Trotz bieten konnte; daß es nicht nötig hatte, sein Gold in fremde Länder fließen zu lassen, um nur durchhalten zu können. Der Bergbau aber wäre ohne die £)ilfe der Geologie niemals zu dieser Höhe emporgewachsen. Und so ließe sich auch hier noch vieles anführen. Bei dieser hohen Bedeutung der Geologie ist es unbedingt nötig, daß in unserm Volke geologisches Interesse geweckt und geologische Kenntnisse verbreitet werden. Steinmann hat vollkommen recht, wenn er sagt: „U)er beobachtet hat, welche unglaublichen Verluste an Nationalvermögen ent- stehen durch die fast vollständige Unkenntnis selbst in den elementarsten Dingen (z. B. durch gänzlich aussichtslose Bohrungen auf Erz, Kohle, Zdafser usw.), wer weiß, wieviel Unheil in hygienischer Beziehung durch Unwissenheit in den einfachsten geologischen Verhältnissen angerichtet werden kann (und angerichtet worden ist), wird mir zustimmen, wenn ich die Aus- süllung dieser Lücke in unserm Schulunterricht als eine der wichtigsten For- derungen unserer Schulreform bezeichne/") Nach den seitherigen Ausführungen möchte es scheinen, als sei die Geo- logie in der Schule lediglich ein Hilfsgebiet für die Erdkunde und die Themie (die chemische Technologie). U)äre sie aber nichts weiter als eine dienende Magd für andere, so könnte man gegen ihre Einführung mancherlei Ein- wände erheben, denen man eine gewisse Berechtigung nicht absprechen könnte. So könnte man sagen, daß man irgendwelche zusammenhängenden Beleh- rungen über Geologie entbehren und sich darauf beschränken kann, an den Stellen, wo man ohne eine geologische Erklärung nicht auskommt, diese kurz einzufügen. *) Der Unterricht in der Geologie und verwandten Fächern auf Schule und Univer- sität. — Natur und Schule Bd. Vi, £}eft 6, 5. 265.

4. Die Geologie in der Schule - S. 7

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Gehört die Geologie in die Volksschule? 7 Demgegenüber muß betont werden, daß die Geologie als Lehrfach ihre Ligenwerte hat, und daß sie um ihrer selbst willen einen Platz im Lehrplan der Schule verdiente, auch wenn sie nicht für andere Fächer von Bedeutung wäre. lvorin bestehen diese Ligenwerte? Zunächst sei betont, daß die Geologie ihren Jüngern die Augen öffnet für die Naturverhältnisse ihrer allernächsten Umgebung. Diesen Vorzug teilt sie mit allen übrigen naturkundlichen Fächern, wenn der Unterricht darin recht gehandhabt wird. Aber schon hierbei zeigt die Geologie ihre Eigenart: In ihr Stoffgebiet fällt unterrichtstechnisch so viel Unscheinbares, so viel in seiner Alltäglichkeit wertlos erscheinendes Beobachtungsmaterial, und dieses wird in so eigenartiger Weise beleuchtet, daß es künftig den betrachtenden Blicken gar nicht mehr unbedeutend erscheint. Wer einmal beobachtet hat, welche Freude den Jungen die Beobachtung einer Regenpfütze macht, nachdem sie gesehen haben, daß das Aufreißen des Bodens beim Eintrocknen der Pfütze den Vorgängen in der Buntsandsteinzeit entspricht, die zur Bildung der Netzleisten (Abb. 9) geführt haben, oder die Beobachtung einer Schlittenbahn, nachdem sie die Bedeutung der Regelation für die Bewegung der Gletscher erkannt haben, die ihnen durch die Betrachtung der Eiszeitspuren nahegebracht worden ist — wer diese Freude am eignen verständnisvollen Schauen an seinen Schülern beobachtet hat, der wird schon deswegen die Geologie nicht missen wollen, weil sie die Sinne schärft und dazu beiträgt, daß nichts dem Zöglinge unbedeutend und verächtlich bleibe, was die Natur dem Auge darbietet. Die Fähigkeit, mit dem geistigen Auge titehr zu sehen, als sich dem leiblichen Auge dar- bietet, die Fertigkeit, im Buche der Natur zwischen den Zeilen lesen zu können, ist eine der schönsten Gaben, die der naturkundliche Unterricht den Schülern mitgeben kann, und ganz besonders kann er dies in der Geologie. Das führt schon hinüber zu dem folgenden Gedanken: Auch in for- maler Einsicht hat die Geologie ihre Eigenwerte. Breiten Raum nimmt im Denken und Forschen des Geologen das Erschließen der Werdevorgänge aus den Eigenschaften des Gewordenen ein. Wir werden auf diesen Punkt noch ausführlich zurückkommen, Hier fei nur so viel bemerkt, daß die Geo- logie der denkenden Überlegung ein weites Feld darbietet, ein Übungsseld, wie es nicht leicht ein zweites naturkundliches Gebiet in dieser Einsicht darzubieten vermag. Wir wollen nicht verkennen, daß ein Spekulieren auf naturkundlichem Gebiete die Schüler zu leichtfertigen Schlußfolgerungen und schnellem Fertigsein mit dem Wort veranlassen kann. Die Zoologie und Botanik sind seit dem Einzüge der biologischen Betrachtungsweise nicht immer frei davon geblieben, das muß ganz offen gesagt werden. Wer aber die nötige Vorsicht walten läßt, durch stetes Zurückgehen aus die Tatsachen eine strenge Kontrolle übt, nichts „unterlegt", wo es nichts „auszulegen" gibt, der wird seine Schüler leicht vor allzuraschem „Erklären" bewahren können, und dem bietet das Durchdenken der Erscheinungen auf dem Gebiete

5. Die Geologie in der Schule - S. 25

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die geologischen Beobachtungen auf heimatkundlichen Ausflügen. 25 Gedankenreihen, die in der Seele des Schülers werden wollen. Für ein Schnellfeuer-Frage- und Antwortspiel ist der Gegenstand wirklich nicht angetan. Noch weniger darf er natürlich die Sandgrube zum Dorsal machen und draußen in Gottes freier Natur, wo die Außenwelt mit elementarer Macht zu allen Sinnen spricht, die Zöglinge mit dürren Wortreihen abspeisen. Es erscheint vielleicht überflüssig, dies besonders hervorzuheben. Der gesunde methodische Takt eines modernen Erziehers lehnt sich von selbst gegen ein solches l)er- fahren auf, das wir heute nur noch als Leitfofsil aus einem vergangenen methodischen Zeitalter betrachten können. ft)er aber unsere Schulspazier- gänge, so wie sie wirklich ausgeführt werden, näher kennt, der wird zu- geben, daß dabei das Wort des Lehrers immer noch eine größere Rolle spielt, als ihm zukommt. Die pädagogische Einsicht und ihre praktische Durchführung stehen nicht immer so in Einklang, wie es sein sollte. Zunächst ist erforderlich, daß jeder Schüler sein Gesteinsstück, seine Sand- oder Erdprobe usw. selbst in die Hand nimmt, daß er selbst schaut, betastet, zerschlägt, zerreibt usw. und das Bemerkenswerte selbst ent- deckt, soweit es nur irgendwie seinen Sinnen zugänglich ist. Erst wenn dieses Beobachtungsgebiet erschöpft ist, tritt die Frage des Lehrers in ihr Recht. Aber auch dann sollen nicht etwa oberflächlich die Äußerlichkeiten abgefragt werden. Die Frage soll den Schüler nur zur Fortsetzung der eigenen Untersuchung anregen und anleiten. „Ipir dürfen in dem Natur- geschichtsunterricht den Schüler nicht immer am Gängelbande führen, son- dern wir müssen von Anfang an darauf hinarbeiten, daß er seine eigenen Kräfte gebrauchen lernt, daß er Beobachtungen wiederholt, ergänzt, sannnelt. Die Augen müssen geöffnet werden."x) Der Lehrer muß also seine Fragen und Aufgaben so stellen, daß die Schüler, und zwar sämtliche Schüler, zur wirklichen Beobachtung genötigt werden. Nicht alle Fragen sollen so- fort beantwortet werden. Zu vielen mögen sich die Schüler Notizen machen und Belegstücke sammeln, die erst im Alassenunterrichte näher betrachtet werden. Und hierzu ist es unbedingt nötig, daß die Schüler den Lehrer möglichst viel fragen. In allen Fächern sind die Schüler dahin zu er- ziehen, daß sie überall, wo sie etwas nicht verstanden haben, wo sie Zweifel hegen usw., sich mit Fragen an den Lehrer wenden, und jeder erfahrene Lehrer weiß, daß er gewonnenes Spiel hat, wenn er seine Schüler erst so weit gebracht hat, daß sie das tun. In ganz besonderem Maße gilt dies von Fächern, die sich auf eigene Beobachtungen der Schüler stützen müssen, und zu ihnen gehört die Geologie. Im Grunde handelt es sich hier um Dinge, die für jeden denkenden Erzieher, besonders für jeden, dem das werkunterrichtliche Prinzip, das Prinzip der Selbstbetätigung, in Fleisch und Blut übergegangen ist, selbst- ') Ehrhardt, Biologische Beobachtungen während der schulfreien Zeit. Natur und Unterricht, z. Jahrg., U- ^eft.

6. Die Geologie in der Schule - S. 27

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die geologischen Beobachtungen auf heimatkundlichen Ausflügen. 27 Das sind kleine Beobachtungen, die ungemein anregend wirken, weil sie den Zusammenhang des Geschehens an der Erdoberfläche, das Ineinander- greifen des Organischen und Unorganischen unmittelbar zur Anschauung bringen und weil sie ebenso unmittelbar anregen zu dem Wichtigsten und Besten, was der Unterricht in den naturkundlichen Fächern den Schülern geben kann: zu verständnisvollem Schauen! In der Alafse werden sodann die zusammenhangslosen Be- obachtungen geordnet und besprochen. Dabei machen sich unter Um- ständen noch kleine Untersuchungen nötig, und es ist daher an dieser Stelle unserer Ausführungen zum ersten Male der Hinweis auf das Ex- periment im Geologieunterrichte am j)latze. Das Experiment hat im Geologieunterrichte eine zweifache Bedeu- tung. Einmal soll es zur besseren Auffassung der chemischen Der- bindungen, von denen die Rede ist, beitragen, und zum andern soll es den Vorgang veranschaulichen, der zur Entstehung eines Gesteins oder eines Minerals führt. Bei der ersten Art, von der an dieser Stelle allein die Rede ist, han- delt es sich vorwiegend um einfache chemische Experimente, um quali- tative Analysen einfachster Art. lvollte man über die chemische Zusammen- setzung der Gesteine und ihrer Bestandteile nur mündlich vortragen, so würde man wenig Erfolg haben. U)as über solche Dinge gesagt wird, das fließt gar leicht ohne tieferen Eindruck am Ohr vorüber. Der Schüler nimmt es hin, ohne weiter darüber nachzudenken. Ganz anders wirkt der sinnliche Eindruck, den das allzeit skeptische Auge aufnimmt. Er allein ist auf diesem Gebiete imstande, eine tiefe, nachhaltige Wirkung hervorzu- rufen. Und daher müssen überall, wo von der Zusammensetzung der Ge- steine die Rede ist, die Bestandteile derselben „vor Augen" geführt werden. Natürlich kann es sich immer nur um ganz einfache Schulexperi- mente handeln. Gerade die einfachsten erfüllen ihren Zweck am besten. So genügt, um nur ein Beispiel anzuführen, beim Bleiglanz die Erhitzung auf Aohle völlig: der „Schwefelgeruch" verrät die Anwesenheit des Schwefels, das Bleikorn und der gelbe Beschlag von Bleioxyd zeigen das Blei an. Damit hat man, was man braucht; jede weitere Zutat würde bei den meisten Schülern den Eindruck nur trüben. Von einigen anderen, ähnlichen Untersuchungen war oben (S. 23) bereits die Rede. Für die Volks- und Mittelschulen versteht sich die Forderung der Einfachheit ganz von selbst. Aber auch der höheren Schule kann auf diesem Gebiete Beschränkung auf das Einfachste und Augenfälligste nur dringend angeraten werden. Am besten ist es natürlich, wenn der Schüler die Untersuchung selbst ausführen kann. Und in höheren Schulen mit eigenem Schul- laboratorium wird das unschwer möglich sein, besonders wenn den Schülern die Handhabung des Lötrohrs geläufig ist. Es sind ja nur die einfachsten Handgriffe nötig, handelt es sich doch nicht um die systematische Ausfüh-

7. Die Geologie in der Schule - S. 29

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
Merden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 29 und Bernstein haben von jeher den Vorzug genossen, genetisch betrachtet zu werden. Aber sie haben ein einsames Dasein geführt; bei den andern Gesteinen genügte die bloße Beschreibung. Daß ein derartiges, nur gelegentliches Eingehen auf fragen der Ent- stehung der Gesteine kaum von Bedeutung war und daß damit auch wieder die für den Naturfreund so verhängnisvolle Scheidung der Naturkörper in interessante und langweilige vollzogen wurde, erhellt von selbst. Bemerkens- wert ist die Aufnahme solcher "Kapitel in die Schulbücher aber doch: es liegt darin unausgesprochen, aber doch deutlich vernehmbar das Zugeständnis, daß das Eingehen auf die Fragen des Werdens ein bedeutsames Stück in der Betrachtung der Gesteine ausmacht, ein Eingeständnis, das um so interessanter ist, als es aus einer Zeit herrührt, in der man aus nahe- liegenden Gründen die Entstehung der Gesteine sonst nicht zu erörtern pflegte. Man ahnte schon, wenn auch nur dunkel, daß die rein empirische Kenntnis der Gesteine zu dürftig sei für ein Aindergemüt. Und die gene- tische Behandlung wenigstens einiger, hierfür besonders geeigneter Gegen- stände ist der erste, trotz aller Hilflosigkeit durchaus anerkennenswerte Ver- such, über diese Armseligkeit hinwegzukommen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die rein empirische Kenntnis der Naturkörper und mithin auch der Gesteine nur unter- halb einer gewissen Altersgrenze befriedigt. In dem Alter, das etwa der Mittelstufe einer Volksschule entspricht, mag das im allgemeinen noch der Fall sein. So wenig wir dieses empirische Interesse gering an- schlagen dürfen und so sehr wir bestrebt sein müssen, es so weit als mög- lich zu erhalten, so wenig dürsen wir uns der Tatsache verschließen, daß es dauernd nicht allein genügen kann. „Wie reich und groß die Natur auch sei! solange der Geist sie nimmt, wie sie sich gibt, wird er bloß mehr und mehr voll von dem Wirklichen; und die Vielheit in ihm ist bloß die der Erscheinungen, so wie die Einheit in ihm bloß die ihrer Ähnlichkeit und Zusammenstellung. Sein Interesse hängt an ihrer Stärke, Buntheit, Neuheit, wechselnden Folge." (Herbart.) Der reifende Geist aber verlangt mehr. Auf die Frage nach dem Was und dein Wie in der Natur folgt mit Notwendigkeit die nach dem Warum. Es erwacht der Wunsch, in die Zusammenhänge des Naturgeschehens hineinzublicken, und wär's auch nur ein klein wenig. Es regt sich das spekulative Interesse des Zöglings. Wenn draußen in der Natur die verschiedenen Merkmale eines Ge- steins und all die vielen Einzelheiten, die sich dem Beobachter noch dar- bieten, ohne gerade zu den wesentlichen Merkmalen zu gehören, betrachtet worden sind, dann drängt sich die Frage auf: „Ist das alles zufällig hier vereint? Welcher Zusammenhang besteht zwischen all den verschiedenen Tatsachen?" Denken wir zurück an das, was am Löß beobachtet werden kann S. Besteht zwischen all dem dort Beobachteten ein Zusammenhang? Warum fehlen größere Einschlüsse? Warum ist der Löß ungeschichtet?

8. Die Geologie in der Schule - S. 52

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
52 Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. leicht noch angenehm ist. Liegt doch die Gefahr, daß hypothetische Sätze dabei eine festere Fassung erhalten, als ihrem Charakter entspricht, hierbei ganz besonders nahe. Und doch muß der Lehrer die Schwierigkeiten einer- seits und die Scheu vor der zuletzt erwähnten Gefahr andrerseits überwinden im Interesse seiner Schüler, im Interesse eines erfolgreichen Unterrichts. Mag das Zusammenstellen solcher Gesamtbilder von wissenschaftlicher Seite als „Dramatisieren" bespöttelt werden: Wir Lehrer wissen, warum wir es fordern, und lassen uns durch irgendwelchen billigen Spott nicht irremachen! Damit ist nun ein sehr wichtiger Punkt berührt worden, und wir können dieses Kapitel nicht schließen, ohne ihn erörtert zu haben. Die Geologie ist ein Gebiet, das reich ist an hypothetischen Erklärungen. Und daher kommt es, daß wohl kein zweites Gebiet der Naturwissenschaften unter einem so starken Wandel der Ansichten zu leiden hat als eben die Geologie. Eine Erklärung, die heute als sicher gilt, kann morgen in Zweifel gezogen und übers Jahr vielleicht als vollkommener Irrtum verworfen werden. Das ist ja auch leicht begreiflich. Man braucht nur daran zu denken, wie ungeheuer groß die ganze Masse der Erdrinde ist und wie ver- schwindend klein im Verhältnis dazu die Teile sind, die man davon bisher untersucht hat, ja noch mehr, die heute überhaupt der Untersuchung zugäng- lich sind. Jeder neue Aufschluß kann Überraschungen bringen. Und jede neue Tatsache, die festgestellt wird, kann zu einer Nachprüfung und Berichti- gung der seither gültigen Erklärungsweise zwingen. Wir können also tat- sächlich gar nicht sicher wissen, ob nicht ein großer Teil von dem, was heute als gesichertes Ergebnis der geologischen Wissenschaft gilt, sich einmal als Irrtum enthüllen, wird. Ob das wahrscheinlich ist, das ist eine Frage, die außerhalb des Rahmens dieser Erörterung bleiben soll. Wir wollen jedem Zweifler gestatten, die Unsicherheit der geologischen Hypothesen sich in den düstersten Farben auszumalen und ihm zugeben, solche Wandlungen, wie sie hier angedeutet worden sind, seien durchaus möglich! Was folgt daraus? Sollen und dürfen wir Geologie lehren auf die Gefahr hin, unfern Jungen Irrtümer beizubringen? Der Einwand, den diese Frage einschließt, ist gegen die sog. biologische Behand- lungsweise der pflanzen und Tiere tatsächlich erhoben worden. Aann er nicht gegen die Behandlung geologischer Fragen mit noch viel größerem Rechte geltend gemacht werden? Jedenfalls ist er zu wichtig, als daß wir ihn an dieser Stelle mit Stillschweigen übergehen dürften. Seien wir nicht allzu ängstlich! Die Irrtümer, die in den Wissenschaften auftauchen, sind ausgedacht von Männern, die von dem betreffenden Wissens- gebiete sehr viel mehr verstehen, als je ein Liebhaber auf diesem Gebiete zu wissen nötig hat. „Die Fehler der Wissenschaften sind ursprünglich Fehler der Menschen, nur der vorzüglicheren Aöpfe!" Es sei mir gestattet, hierfür ein interessantes kleines Beispiel anzuführen. In einer handschriftlichen Abhandlung des Berghauptmanns Werner von

9. Die Geologie in der Schule - S. 53

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 53 Veltheim, eines Mannes, der für die Geologie der Umgegend von knalle erstaunlich viel geleistet hat, findet sich die Bemerkung, daß im hallischen Porphyr keine Versteinerungen vorkommen. Diese Notiz beweist, daß er ernstlich danach gesucht hat. Nun weiß heute jeder, der die Anfangsgründe der Gesteinskunde kennt, daß der Porphyr als vulkanisches Gestein gar keine Fossilien enthalten kann. Veltheim war Neptunist; er hielt auch die Massengesteine für Zvasserabsätze, und es lag daher für ihn kein Grund vor, anzunehmen, daß der Porphyr fossilfrei sein müsse. Er war also nach unsern heutigen Begriffen in einem gewaltigen Irrtum über das Wesen des Porphyrs befangen. Trotzdem enthalten gerade seine Ausarbei- tungen über die Porphyre so viele ganz vortreffliche Bemerkungen, daß es gar keinem Zweifel unterliegen kann, daß er ein ganz hervorragender Beob- achter gewesen ist, der die hallischen Porphyre gekannt hat wie keiner vor ihm und nur sehr wenige nach ihm. Dieses Beispiel kann uns zu der Hoffnung ermutigen, daß es uns ge- lingen kann, unsere Jungen zu guten Beobachtern heranzubilden, auch wenn wir ihnen gelegentlich einmal Erklärungen mitgeben müßten, die sich hinterher als Irrtümer erweisen. Zur Vorsicht kann uns der Ein- wand mahnen, aber er kann uns nicht zum Verzicht auf die Erklärungen veranlassen. Und was wäre denn gewonnen, wenn wir aus übergroßer Ängstlichkeit auf genetische Erklärungen ganz verzichten würden? Vermindern wir damit etwa die Fehlerquellen im Denken unserer Schüler? U)as denkend erarbeitet ist, gibt dem Menschen einen gewissen geistigen Halt gegenüber alledem, was neu an ihn herantritt, auch dann, wenn das Er- gebnis der Denkarbeit sich hinterher als falsch erweist. Ein Mensch, der sich irgendwelche Erklärung einer Naturerscheinung in geistiger Vertiefung angeeignet hat, kann nicht auf jede andere Erklärung dieser Erscheinung ohne weiteres hereinfallen; er muß sich mit ihr auseinandersetzen, nmß ihren U)ert an seiner seitherigen Auffassung abmessen. Einem denkgewandten Menschen wird es dann nicht schwer fallen, das Neue zu verwerfen, wenn er es bei dieser Bewertung nicht als vollwichtig anerkennen kann, oder aber von seiner früheren Auffassung zu lassen, wenn die neue ihm richtiger er- scheint. N)er aber zu der Erscheinung noch gar keine Stellung genommen hat, der steht jeder neuen Erklärung, vor die er gestellt wird, urteilslos und daher hilflos gegenüber und muß sie annehmen oder verwerfen, ohne ihren Zvert nachprüfen zu können. Für ihn sind also die Fehlerquellen im Denken nicht vermindert, sondern vermehrt. sofern daher der Lehrer zu wählen hat zwischen einer wissenschaftlich anfechtbaren Erklärung und einem uninteressanten Unterrichte, sollte er immer nur vom pädagogischen Gesichtspunkte aus die Frage behandeln und sich immer gegenwärtig halten, daß „langweilig zu sein die größte Sünde des Unterrichts ist".

10. Die Geologie in der Schule - S. 58

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
58 Die unterrichtliche Behandlung des geologischen Aufbaues der Heimat. Für den Schüler sind die einzelnen Aufschlüsse räumlich getrennte Linzel- erscheinungen, die untereinander ohne Beziehung sind. Er hat „die Teile in der Ejand, Fehlt leider nur das geistige Band." Soll in allen Beobachtungen das Zusammengehörige als solches erkannt werden, soll das System von Gesteinsschichten, das den Boden unserer Heimat bildet, als ein Ganzes aufgefaßt werden, so muß auf alle Fälle der tek- tonische Aufbau erörtert werden. — Die meisten Gesteinsmassen, aus denen die Erdrinde aufgebaut ist, bilden Schichten. Schichten sind körperliche Gebilde. An den Aufschlüssen sieht man meist nur Durchschnitte (Profile) von ihnen, die mehr oder minder flächenhaft sind. Ein solcher Durchschnitt genügt in der Regel nicht, um die Aörperhaftigkeit der Schicht klar zum Ausdruck zu bringen. Wenn man von einem Schichtkörper ein klares Bild haben will, dann muß man sich ihn nach verschiedenen Richtungen hin zerschnitten vorstellen können. Dazu ist es natürlich erwünscht, daß man möglichst viele solcher Durchschnitte in der Natur beobachtet. N)o dies nicht möglich ist, da müssen die nicht- beobachtbaren aus den beobachteten konstruiert werden. lvir gehen im Unterrichte also ganz naturgemäß aus von dem beob- achteten Profil und gehen dann zum konstruierten Profil über. Und schließlich muß noch die Karte hinzutreten, um das körperliche Bild zu vervollständigen. Es muß an dieser Stelle ganz besonders betont werden, daß Profil und Aarte unbedingt zusammen gehören, wenn ein klares körper- liches Gesamtbild der Heimat entstehen soll. Bei Betrachtung solcher Aufschlüsse, in denen mehrere Gesteinsschichten übereinanderliegen, ergibt es sich ganz von selbst, daß die Lagerungsverhält- nisse der einzelnen Schichten, soweit sie sich dem Auge darbieten, festgestellt werden. Es wird gemessen, wie dick jede Schicht ist oder welche „^Nächtig - feit" sie hat. ll)o Messung nicht angängig ist, da begnügt man sich mit Schätzung. Ferner wird festgestellt, ob die einzelnen Schichten parallel über- einanderliegen, ob sie „konkordant" aufeinanderlagern, oder ob die tieferen, älteren Schichten eine andere Richtung haben als die oberen, jüngeren, ob also eine Diskordanz vorliegt usw., ferner, ob die Schicht horizontal („söhlig") liegt oder ob sie schräg oder gar senkrecht gestellt ist, nach welcher Himmelsrichtung sie geneigt ist, wie flach oder wie steil ihre Neigung ist, ob sie, soweit sie der Beobachtung zugänglich ist, sich ununterbrochen erstreckt oder ob sie in ihrem Verlauf an eine andere, eine jüngere oder ältere, stößt, mit anderen N)orten: ob eine Verwerfung zu beobachten ist, kurz: es wird alles beachtet, was für die räumliche Auffassung der Schicht bedeutsam ist. N)o es angeht, sucht man die Aufschlüsse so auszuwählen, daß man die- selbe Schicht nach verschiedenen Richtungen durchschnitten beobachten kann. Ein Durchschnitt in einer Richtung, besonders in der Streichrichtung der
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