Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorwort.
Das vorliegende Buch will in erster Linie dem bürgerkundlichen Unter-
richte im ersten Jahrgang unserer Fortbildungsschulen dienen. Die engere
Heimat stellt es in den Mittelpunkt. Als eine geschlossene wirtschaftliche und
staatliche, von einem einheitlichen Willen durchflutete Lebensgemeinschaft soll
sie erfaßt werden.
Die Liebe zur Heimat, der Stolz auf Stammesart und Stammesleistung
sind aufzurufen. Als frohgemute Lebensäußerung des Volksgeistes, als Ausfluß
der Kraft und Tüchtigkeit des Stammes muß vor allem die heimische Wirtschaft
dargestellt werden. Zugleich wird eine historische Betrachtung, die das Gegen-
wärtige als Ergebnis des Vergangenen, als Endpunkt einer längeren Ent-
wickelungsreihe sieht und sehen lehrt und damit den Einzelnen mitten hineinstellt
in die Gemeinschaft der Gewesenen und Kommenden, der Heimatliebe und
dem Stammesstolz neue Nahrung und Vertiefung geben.
Ein Idealbild des Stammes also, das aus der Betrachtung der Ver-
gangenheit geschöpft und durch die Darstellung des Wirtschaftslebens der Gegen-
wart vervollständigt wird, soll dem jungen Menschen höhere, lichtere Ziele
geben und den Willen zu tätiger Mitarbeit an der besseren Gestaltung heimischer
Verhältnisse entwickeln.
Stammesvolk, Stammesarbeit und Staat verschmelzen so zur Einheit.
Ein Strom überindividueller Interessen wird bloß gelegt. Er muß, wenn
die Darstellung den richtigen Ton zu finden weiß, die jungen Seelen in
seine Gewalt ziehen und sie zu jener Höhe der Betrachtung führen, auf der
man wenigstens einmal gestanden haben muß, wenn man staatlichen Dingen
das richtige Verständnis entgegenbringen will. Ob es diesem Buche gelungen
ist, jenen Ton zu finden, bleibt der Beurteilung derer überlassen, die sich
aus Neigung oder von Berufswegen mit der Erziehung unserer schulentlassenen
Jugend befassen.
Doch können naturgemäß nur Einzelbilder aus Wirtschafts- und Staats-
leben der Heimat gegeben werden, und selbst diese dürfen keinerlei Anspruch
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
1. Wo stehen wir?
Mit stiller Ehrfurcht betrachten wir wohl den Hausrat, der vom
Großvater oder von den Urgroßeltern herstammt. Wieviel Freude und Glück,
wieviel Weh und Leid hat sich schon vor diesen alten Erbstücken abgespielt!
Während unser Blick sinnend auf ihnen ruht, werden unsere Väter vor
unserm Auge wieder lebendig und mit ihnen alte, längstvergangene Tage.
Sie erinnern uns, daß viele, viele vor uns denselben Namen getragen wie
wir. Gar gerne möchten wir Genaueres über ihr Leben wissen, weil wir
fühlen, daß wir durch sie nicht allein stehen, daß wir nur ein Glied
einer langen Reihe sind. Gerne hören wir von jenen Gewesenen, die
wir nicht gekannt, berichten. Wir sind stolz auf sie und möchten es ihnen
gerne gleichtun.
Auch außerhalb unserer Häuser steigen da und dort gewesene Geschlechter
vor uns auf. Dieses oder jenes graue, jahrhundertealte Gebäude, besonders
aber die Kirchen in Dorf und Stadt erinnern uns an sie. Oft genug aber
denken wir derer gar nicht, die uns diese Stätten gebaut haben.
So manche Gemeinde zieht alljährlich aus ihrem Walde bedeutende
Summen, und doch denkt das Geschlecht, das diese Summen verbraucht,
selten der langen und heißen Kämpfe, die einst von den längst verstorbenen
Bewohnern dieser Gemeinde ausgekämpft werden mußten, damit der Wald
als Gemeindebesitz sicher stand und stehe.
Von unsern Bergen herab schauen zahlreiche Burgruinen ins Tal auf
ein Geschlecht neuer Menschen, das sich kaum nach ihnen umsieht und scheinbar
vergessen hat, daß die einstigen Bewohner dieser Burgen dem Namen unseres
Stammes einen hellen Klang gegeben.
So lassen diese Zeugen der Vergangenheit unsern Blick weiter schweifen
auf eine noch größere Gemeinschaft, der wir angehören, deren Glieder zwar
nicht denselben Namen tragen wie wir, die aber mit uns zum gleichen
Volksstamme gehören, die sich gleich uns Elsässer oder Lothringer nennen.
Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Mundart machen aus uns allen eine
große Familie.
1
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Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Volksgenossen würdig zu sein. Wir fühlen uns gedrungen, unser Bestes zu
leisten, um, soviel an uns liegt, dem Namen eines Deutschen seinen Klang
zu erhalten.
Jeder muß fühlen, daß er zu irgend einem Volke gehört. Kein
Volk kann zwar von sich sagen: Ich bin das beste, vornehmste unter allen.
Jedes hat seine besonderen Tugenden und seine Fehler. Sein Volk lieben,
heißt darum noch nicht, ein anderes hassen. Wer seine Familienangehörigen
liebt, haßt ja um deswillen auch nicht die, die nicht zu dieser Familie ge-
hören. Daß Liebe zu seinem Volke nicht Haß gegen ein fremdes bedeutet,
müssen wir Elsaß-Lothringer insbesondere uns immer vor Augen halten.
Außer unserer heimischen Mundart klingen ja vereinzelt auch fremdsprachige
Laute, französische, an unser Ohr. Sie erinnern uns an eine Zeit, da die
Elsaß-Lothringer mit ihrer Liebe und ihrem Stolze nicht zum deutschen,
sondern zum französischen Volke gehörten, trotz deutscher Mundart und Sitte,
trotz ihrer größtenteils deutschen Geschichte. Aber wissen müssen wir, daß
wir nicht eins und das andere, daß wir mit dem Herzen entweder nur
Deutsche oder nur Franzosen sein können.
Heute klingt der Name des Deutschen stolzer denn je durch die Welt.
Den Beginn des neuen Ruhmes bildete jener Krieg, der uns Elsaß-Lothringer
wieder zum deutschen Volke gebracht hat. Seither erscheinen die Farben des
Deutschen Reiches in den entferntesten Winkeln der Erde, auch da, wo vorher
selbst der Name des Deutschen ganz unbekannt war. Ob das so bleibt, liegt
nur an den deutschen Stämmen, die das deutsche Volk ausmachen.
Denn das deutsche Volk lebt unter Einrichtungen, die von denen der
meisten andern verschieden sind. Jedes fremde Volk wohnt gewissermaßen
in einer weiten Riesenhalle beisammen. Der Bau für das deutsche ist in
Kammern eingeteilt, in selbständige Staaten, in denen die Söhne derselben
Mutter zwar durch leichte Wände getrennt, aber doch so nahe beieinander
wohnen, daß einer des andern Nähe fortwährend spürt. Jeder muß sich erst
in seiner eigenen „Kammer" auskennen, ehe er in die fremden schaut. Wir
Elsaß-Lothringer müssen unser Land und unsern Staat kennen, damit wir
wissen, was er unter den anderen deutschen Staaten bedeutet, wo wir arbeiten
müssen, um seine Einrichtungen noch besser zu gestalten.
2. Der Elsaß-Lothringer in der Geschichte.
Ein ganz kurzer Blick in unsere Geschichte kann uns sagen, was die
Elsaß-Lothringer in vergangenen Zeiten bedeutet haben, und ob auch
der Klang unseres Stammesnamens uns zu Stolz berechtigt.
1*
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Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden,
ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen
oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt
werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein,
die uns der deutschen Volksfamilie zuweist.
Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß-
Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte.
Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben
aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind.
Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches
Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer-
keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen
müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen.
Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu
Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den
Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer"
die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So
finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen-
schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre
Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer
späteren Geschichte noch oft bewähren sollten.
Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere
Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war
unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines
Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die
Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen
in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben
zu werden.
Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank-
reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate
vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb
unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches.
Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die
deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch-
land war eben Kern und Herz des Reiches.
In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen
jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen
Geschichte handelte.
Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsaß-Lothringer Nord Italien Deutschland Worms Mainz Lothringen Deutschlands
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sorgte besonders für die Industrie, damit Geld ins Land käme. Daher flog
das Herz der reichen Fabrikherren in Elsaß und Lothringen zuerst den Fran-
zosen zu. Die berühmte Fabrikstadt Mülhausen, die noch lange im Bunde
mit den schweizerischen Städten gestanden hatte, unterwarf sich halb freiwillig
der französischen Republik, weil ihre Fabrikwaren schon lange nach Frank-
reich gingen.
Dann kamen die Zeiten Napoleons I. Nun konnten alamannische und
fränkische Tapferkeit wieder glänzen. Als Soldaten der Napoleonischen Heere
wurden unsere Stammesgenosfen aus jener Zeit, die sich bis dahin die Er-
innerung ans deutsche Vaterland erhalten hatten, Franzosen. Im Donner
der Schlachten, im Kriegsjubel auf allen Schlachtfeldern Europas lernten sie,
daß es stolz macht, Franzose zu sein. Noch blieben sie in Sprache und
Sitte deutsche Bauern und Bürger, wie sie es von jeher gewesen. Gar schwer-
fällig und ungelenk ging das Französisch über ihre deutsche Zunge. Aber
ihr Herz, ihre Liebe wandte sich Frankreich zu. Von nun ab haben die
Söhne unseres Landes als die Tapfersten untern den Tapfern die fran-
zösischen Schlachten geschlagen, obwohl sich ihre deutsche Abkunft nicht ver-
leugnen ließ. Wohl ein Dutzend der Generale Napoleons I. sind Elsässer
und Lothringer gewesen.
Doch nur kriegerischen Ruhm haben sie erworben. Von großen Staats-
männern wie Sturm, von berühmten Gelehrten und Künstlern aus unserm
Blute weiß diese Zeit weuiger zu melden. Ganz gehörte der Elsässer und
der Lothringer nicht zu Frankreich. Während die Vornehmen, die reichen
Kaufleute, Ärzte, Notare u. a. sich bemühten, Franzosen zu werden, bewahrten
sich Bauern und Handwerkerstand mit der ganzen Zähigkeit, die unserm
Stamme eigen ist, ihre deutsche Sprache und ihre deutsche Denkweise und
Sitte und retteten diese kostbaren Güter in die Zeit hinüber, die unsere
Heimat dem angestammten deutschen Mutterlande wieder zuführen sollte.
Solange Elsaß und Lothringen französisch waren, litt der größte Teil
seiner Bewohner unter einem Zwiespalte. Sie sollten Franzosen sein und
strebten teilweise auch darnach, es zu werden, und ihrem innersten Wesen
nach gehörten sie doch zu jenen über dem Rhein. Heute könnte dieser Zwie-
spalt glücklich überwunden sein. Die Bahn ist wieder frei. Elsässer und
Lothringer brauchen nur ihrem deutschen Wesen zu folgen, brauchen nur
wieder wie einst in den alten glanzvollen deutschen Tagen ihre Kräfte in
den Dienst deutscher Angelegenheiten zu stellen, um wieder wie dereinst
unsern Stammesnamen mit stolzem Klange durch die deutschen Lande tönen
zu lassen. Deutsche Gedanken müssen wieder elsaß-lothringische, deutsche
Sorgen die unsern werden. Dann können die alten Zeiten wiederkehren.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
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Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres
Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur
Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch
unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen
am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan
hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen
sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen
Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen-
schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig-
keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum
Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre
das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person.
Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht
nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen
wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir
dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten,
das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter
sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres
zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir,
die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die
lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und
sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer
Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht
an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat
durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Land zu leiten. Wenn unser Wein wieder wie in alter Zeit in allen deutschen
Landen seinen wohlverdienten Ruf erlangt hat, dann wird es das ganze Land
zu spüren bekommen, wie stolz es sein darf, mit so glücklichem Klima be-
gnadet zu sein.
Durch die Ebene, über unser Hügelgelände hat uns unsere Wanderung
bisher geführt und hat uns den Reichtum unseres Landes erschlossen. Wir
dürfen aber nicht vorübergehen an der Krone unserer Berge. Stehen
und wachsen uns doch da oben auch Schätze, Reichtümer anderer Art.
E. Unsere Wälder.
Wald! Anders klingt der Name, wenn ihn ein Germane, anders,
wenn ihn ein Romane ausspricht. Der Germane nennt ihn mit einem
gewissen ehrfurchtsvollen Schauer; denn er denkt dabei seiner Vorfahren,
die in ihren Wäldern jahrhundertelang ein Leben voll tapferer Taten
gelebt, die darin ihre Freude an der Natur erworben, ihre Neigung zum
Sinnen und Grübeln vertieft haben. Der Deutsche besonders hat sich seine
Liebe zum Walde bewahrt bis auf den heutigen Tag. Noch immer zieht
es ihn dahin, wo die Wipfel geheimnisvoll rauschen, wo ein eigenartiges
Halbdunkel ihn umfängt. Er tröstet sich daher leicht darüber, daß weite
Strecken seines Bodens gar nichts anders tragen können als Wald, weil
keine Feldfrucht mehr darauf fortkommt. Er sieht es dankbar als ein
gütiges Geschick an, im Schatten und unter dem Schirme weiter Wälder
wohnen zu müssen.
Der Romane der alten Zeit betrachtete den Wald mehr als ein
Hindernis. Seine Heimat war frühe schon ein Land der Städte, der
weiten, offenen, wohlbebauten Ebenen. Fruchttragendes Land wollte er
sehen. Darum ging er dem Walde zu Leibe, hieb und rodete, um immer
neuen Raum zu gewinnen für seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit. Er
wollte nicht sinnen und grübeln, ihn zog es und zieht es heute noch nicht
in die Berge. Er wollte nur schaffen. Sein Land war daher viel
früher und lange Zeit besser bebaut als das deutsche. Aber er hat in
seinem Eifer auch mehr vom Walde gehauen, als dem Ackerlande gut
war. So hat er sich schließlich selber des Freundes beraubt, den er jetzt
vielleicht schmerzlich vermißt.
Auf welche Seite zählt der Elsaß-Lothringer?
Nun, unsere westliche Landesgrenze ist nicht nur die Grenze zwischen
Frankreich und Deutschland, zwischen Germanen und Romanen, sie bildet
auch einen Teil der Grenze zwischen den waldreichen und den wald-
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringer Frankreich Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Elsaß-Lothringer und sein Staat.
A. Die Regierung.
Der Kaiser.
War es schon keine leichte Sache, Elsaß-Lothringen eine ähnliche
Stellung im Reiche zu geben, wie sie die andern deutschen Staaten inne-
haben, so bot die innere Einrichtung des neuen Staates sicherlich ebensoviel
Schwierigkeiten. Ganz neu zu schaffen war die elsaß-lothringische
Landesregierung. Bis zum Jahre 1870 hatten sich die verschiedenen
Teile unseres Landes wohl als Stücke von Frankreich gefühlt, ohne sich
aber viel umeinander zu kümmern. Besonders deutlich erschien der Graben
zwischen Elsaß und Lothringen; in den Ober- und Unter-Elsässern war
früh schon ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erwacht; sie waren im
Laufe der Zeit sozusagen eins geworden.
Elsaß und Lothringen aber sind in der Geschichte lange Zeit hindurch
gesonderte Wege gegangen. In Lothringen hat einst ein Herzog die Kraft
des Landes zusammengefaßt. Das Elsaß durchlebte in großer Zer-
splitterung die deutsche Zeit. Der Elsässer hatte jedenfalls bis 1870
noch nicht gelernt, daß er die Schmerzen des Lothringers als die seinen
empfinden müsse und umgekehrt. Oft fehlt es sogar heute noch da und
dort am Gemeinschaftsempfinden. Eine besondere Landesregierung, für
Elsaß-Lothringen gemeinsam und nur für die beiden gemeinsam, war
daher eine Notwendigkeit, wenn die bisher für sich dahinlebenden Teile
lernen sollten, daß sie zusammengehören.
Nicht anders hat es ja der Badener gelernt, für den Badener zu
stehen, als durch dauernde Zusammengehörigkeit viele Menschenalter hindurch
Und wollte auch der einfache Mann im Drange der Geschäfte zeitweilig
diese Zusammengehörigkeit vergessen, so ward und wird er immer wieder
durch die gemeinsame Regierung daran erinnert, daß er mit den andern
seines Stammes ein Ganzes bilde. Die Elsaß-Lothringer konnten das nicht
anders lernen.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Frankreich Elsaß Lothringen Lothringen Lothringen Elsaß-Lothringen
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Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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schon erwiesen. Auch die Seide wird also immer aus der Fremde gesendet
werden müssen. Das Hauptland für Rohseide, Japan, liegt noch dazu für
uns am entgegengesetzten Ende der Welt. Die Jute ist in Ostindien zu
Hause, und selbst Hanf und Flachs, einst berühmte Erzeugnisse des deutschen
Bodens, müssen von Jahr zu Jahr mehr aus fremden Ländern hergeholt
werden. Für ihre Rohstoffe ist demnach die Textilindustrie ganz oder bei-
nahe ganz von der Fremde abhängig.
Und wie fühlbar macht sich diese Abhängigkeit. Mißernten in fremden
Ländern, Seuchen unter den Tieren lassen oft in wenig Wochen alle die
Massen an Baumwolle, Jute oder Wolle und Seide zugrunde gehen. Nur
ganz wenige Länder können diese Rohstoffe überhaupt liefern. Wenn aus
einem der eben genannten Gründe diese Lieferung ausbleiben muß, stehen
die Maschinen in den Fabrikgebäuden unserer Textilindustrie still, sind die
Tausende von Arbeitern ohne Brot. Dazu ist der Kampf um jene Roh-
stoffe, von dem wir auch schon gesprochen haben, der Kampf zwischen den
verschiedenen industriellen Nationen außerordentlich heftig, weil nur so wenig
Länder jene Rohstoffe erzeugen. So weiß der Fabrikbesitzer oft heute nicht,
ob er für das nächste Jahr genügend Rohstoffe zur Beschäftigung seiner
Arbeiter und Maschinen haben wird.
Wieviel Sorgen macht aber erst die fertige Fabrikware! Eiserne
Geräte, Maschinen, Werkzeuge ändern sich mit der Zeit ja auch, aber doch
nur in gewissen größeren Zeiträumen. Auch in dieser Beziehung hat es die
Eisenindustrie leicht. Wie so ganz anders die Textilindustrie! Die ver-
änderlichsten unter den menschlichen Gebrauchsgegenständen liefert sie, das,
was dem Wechsel der Mode am meisten unterworfen ist, die Kleidung. Und
wenn ihre Erzeugnisse gar noch Damenkleiderstoffe sind, wie bei einzelnen
Zweigen unserer oberelsässischen Textilindustrie, dann ist die Not dreifach
groß. Immer neue Muster müssen erfunden werden. Was in diesem Jahr
alle Welt verlangte, kauft im nächsten niemand mehr. Viel Geschmack, viel
künstlerischer Sinn ist nötig, wenn der Fabrikant seine Ware begehrt machen
will. Erfinder muß er sein. Immer neue Farben und Farbenzusammen-
stellungen müssen ersonnen werden; Arbeit genug für einen talentvollen
Chemiker. Wieviel Nachdenken verlangte früher besonders die Verfeinerung
der gesponnenen Fäden und der daraus hergestellten Gewebe. Da blühte
dem Genius und der Tatkraft unsers Stammes ein reiches Feld.
Der Zufall wollte es, daß die Textilindustrie gerade in jener Zeit
einen neuen Aufschwung nahm, da unsere Heimat vom alten Mutterlande
losgerissen, da sie französische Provinz war. In den alten deutschen Tagen
hatten Elsässer und Lothringer durch ihre Teilnahme an den großen An-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sobald wir aber unserer Sprache und unserer Geschichte gedenken,
wird uns deutlich, daß die Verwandtschaft noch weiter reicht. Drüben überm
Rhein tönen Laute, die uns bekannt genug klingen. Da eröffnet sich uns
ein noch weiterer Fernblick; wir fühlen uns als Teil eines großen stolzen
Volkes. Wohl haben wir unsere Besonderheiten, wie jeder deutsche Stamm
die seinen hat. Wir unterscheiden uns von den anderen Stämmen in Mundart
und in Sitte. Doch diese Unterschiede sind gering und unbedeutend und
können keineswegs vergessen machen, daß viel mehr Übereinstimmendes als
Trennendes vorhanden ist. Scheinen doch auch die Glieder einer Familie
äußerlich oft sehr verschieden, während sie im Charakter einander auffallend
gleichen.
Deutsche nennen wir uns. Was bedeutet dieser Name unter den
Völkern? Das müssen wir die anderen, die Fremden, fragen. Ein Volk
kann ebensowenig über sich ein völlig richtiges, unparteiisches Urteil abgeben,
wie ein einzelner Mensch sich selber richtig einzuschätzen vermag. Für jeden
Fremden, der ohne Vorurteil die Leistungen eines Volkes prüft, bedeutet
jener Name etwas Ehrfurchtgebietendes, wie jedes Volk durch gewisse
Leistungen Ehrfurcht abnötigt.
Der eine kennt vielleicht unsere großen, berühmten Dichter, hat sie
mit Bewunderung gelesen. Wenn wir uns vor ihm „Deutscher" nennen, so
sieht er hinter uns jene großen Männer stehen. Wir gehören zu diesen,
weil er bei unserm Namen an sie denkt. Ein anderer kennt unsere Erfinder,
und auch er nennt uns die Volksgenossen dieser Berühmten. Ein Dritter hat
unsere Geschichte, die Geschichte des deutschen Volkes, studiert. Er denkt
beim Klang des deutschen Namens an all die glänzenden Kriegshelden aus
unserer Geschichte, und auch für ihn gewinnen wir an Wert, weil wir
Volksgenossen dieser Männer uns nennen dürfen.
So ist also auch von unserm Volke ein gewaltiges Erbgut an
Ansehen, Ruhm und Ehre auf uns gekommen.
Jeder freut sich und ist stolz, wenn er auf diesen oder jenen Mann,
den viele kennen und achten, hinweisen und sagen kann: das ist mein Ver-
wandter. Welche erhabene Verwandtschaft verbindet uns aber mit unserm
Volke, mit all den Helden und großen Männern, die einst gleich uns den
Namen „Deutscher" getragen haben! Darum ist das Glück und Bewußt-
sein: „Ich gehöre zu dem und dem Volke", so etwas Großes und Herrliches.
Durch die andern, die mit uns zu demselben Volke gehören, werden wir
selbst bedeutender. Etwas vom Glanze der Vielen, Großen fällt auch auf
uns bescheidenere Menschen. Wir möchten darum, wenn wir auch nicht so
groß werden können wie sie, doch wenigstens gut werden, um dieser großen
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