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Sie führt ferner durch die strenge, unaufhörlich wiederkehrende Gliederung
des Stoffes und seine mehrmalige Durcharbeitung unter verschiedenen Gesichts--
punkten zu. sicherer Beherrschung, erschwert die mechanische Aneignung und
wirkt endlich dnrch die Abwechselung zwischen physikalischer, wirtschaftlicher
und politischer Geographie (verbanden mit der Betrachtung der Abbildnngen)
erfrischender auf den Geist des Schülers, als wenn erst lange Zeit hindurch
die eine und dann die andere Seite des Stoffes behandelt wird.
Zum Weiterstudium (besonders im Seminarunterrichte) empfehlen wir die
folgenden, von uns benutzten Werke:
Prof. Kirchhoff, Länderkunde von Europa.
Prof. Sievers, Afrika, Asien, Amerika, Europa.
Prof. Pütz, Vergleichende Erd- und Völkerkunde.
Trinins, Alldeutschlaud in Wort und Bild.
Geographisches Handbuch zu Audrees Handatlas.
Für die Schreibweise der geographischen Namen ist durchweg die Ortho-
graphie der „Anleitung zur Schreibung und Aussprache der geographischen
Fremdnamen" von Behr, Hnmmel, Marthe, Oehlmann und Volz (Breslau,
Hirt, 1894) maßgebend gewesen, ebenso für die Aussprache^).
Berlin, Ostern 1895. z>j, sjcrfaffcr.
ä bedeutet langen betonten Vokal, ä kurzen betonten Vokal, a langen unbetonten Vokal.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Einleitung.
Werteilung von Lcrnd und Meer uuf der Krde.
A 1. I. Unser Vaterland, das deutsche Reich, liegt inmitten des Erdteils
Europa. Dieser gehört mit den Erdteilen Asien, Afrika und Australien der
östlichen Halbkugel au. Die westliche Halbkugel tragt den Erdteil Amerika.
Wie es 5 Erdteile (Kontinente) giebt, so lassen sich auch 5 Weltmeere (Oceane)
unterscheiden: das nördliche und das südliche Eismeer, der atlantische, der große
oder stille und der indische Oeean. — Das Festland bedeckt etwa 1f4if das
Wasser fast 3/4 der Erdoberfläche.
Gieb nach Globus und Karte die Lage der Erdteile und Meere
Zu einander an!
Ii. Die schon den Alten bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika
bilden die alte Welt, die in der Neuzeit entdeckten Kontinente Amerika und
Australien die neue Welt.*) Die alte Welt besteht aus einer zusammen-
hängenden Landmasse, die von den Festländern der neuen Welt dnrch die fünf
Oceane, das „zusammenhängende Weltmeer", getrennt ist. Auf der östlichen
(kontinentalen) Halbkugel überwiegt das Laud, auf der westlichen (oceanischeu)
das Wasser. Dasselbe Verhältnis findet sich auf der nördlichen und südlichen
Halbkugel (auf der uördl. nimmt das Land fast die Hälfte, auf der südl. nur
1js der Oberfläche ein).
Das deutsche Reich.
Natürliche Gliederung.
Lcrge und Wegrenzund.
§ 2. Das im Herzen Europas liegende deutsche Reich besitzt auf drei
Seiten natürliche Grenzen.**) Diese sind im N. die Ostsee (baltisches) und
*) Amerika wurde durch Christoph Columbus aus Genua (1492) und Australien
durch den ersten Weltumsegler Magellan (1521) bekannt.
**) Unter natürlichen Grenzen versteht man die Begrenzung durch Gebirge, Meere
und Flüsse; die politischen Grenzen eines Landes werden durch seine Nachbarstaaten
gebildet.
1*
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
— 7 —
vier Königreiche: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg,
sechs Großherzogtümer: Baden, Hessen, Oldenburg, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach,
fünf Herzogtümer: Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha,
Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt,
sieben Fürsteutümer: Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Souders-
Hausen, Reuß ü. &, Renß j. L., Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe,
drei freie Städte: Hamburg, Lübeck, Bremen,
ein Reichsland: Elsaß-Lothringen.
§ 5. Das Königreich Preußen, eine Erbmonarchie *) unter Herrschern
aus dem Geschlechte der Hohenzollern, besteht aus 12 Provinzen und den
hohenzollernschen Landen. Jede Provinz ist in Regierungsbezirke, jeder Regie-
rnngsbezirk in Kreise geteilt. An der Spitze der Provinz steht der Ober-
Präsident, des Regierungsbezirkes der Regierungspräsident und des Kreises der
Landrat. — Die Provinzen**) und Regierungsbezirke des preußischen Staates sind:
1. Ostpreußen (Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinueu),
2. Westpreußen (Reg. Danzig und Marienwerder),
3. Pommern (Reg. Stettin, Köslin und Stralsund),
4. Brandenburg (Reg. Potsdam, Frankfurt a/O. n. Stadtkreis Berlin),
5. Posen (Reg. Posen n. Bromberg),
^ 6. Schlesien (Reg. Breslau, Liegnitz, Oppeln),
7. Schleswig-Holstein (Reg. Schleswig mit Helgoland),
8. Sachsen (Reg. Magdeburg, Merseburg u. Erfurt),
9. Hauuover (Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich),
10. Westfalen (Reg. Münster, Minden u. Arnsberg),
11. Hessen-Nassau (Reg. Kassel u. Wiesbaden),
12. Rheinland (Koblenz, Düsseldorf, Köln, Trier, Aachen n. Hohenzollern).
*) Monarchie = Reich, das von einem Herrscher regiert wird; Erbmonarchie
ein Reich, in dem die Herrschaft vom Vater auf den Sohn forterbt. — Das alte deutsche
Reich war eine Wahlmonarchie.
**) Nach der Zeit ihrer Erwerbung und Einverleibung geordnet:
1. Brandenburg (die Stammprovinz der Monarchie, seit 1415 im Besitze der Hohen-
zollern), 2. Ostpreußen (1618 durchjohann Sigismund erworben), 3. Po mmern (1648—1815
unter dem großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Wilhelm Iii. erworben),
4. Schlesien (1742 durch Friedrich den Großen erobert), 5. Westpreußen (1772 durch
Friedrich den Großen erworben), 6. Posen (1793 unter Friedrich Wilhelm Ii. bei der Tei-
lung Polens hinzugekommen), 7. Sachsen (1648 und 1680 durch den großen Kurfürsten
erworben und 1815 unter Friedrich Wilhelm Iii. wiedergewonnen), 8. Rheinland (1815
unter Friedrich Wilhelm Iii. erworben), 9. Westfalen (hauptsächlich 1815 unter Friedrich
Wilhelm Iii. gewonnen), 10. Schleswig-Holstein, 11. Hannover und 12. Hessen-
Nassau (1866 unter Wilhelm I. einverleibt).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Westpreußen Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I.
— 10 —
tiefe Längsthäler, liegen die einzelnen Ketten der deutschen Kalkalpen hinter-
einander wie die versteinerten Riesenwellen einer sturmbewegten See. Im
Wettersteingebirge, dem gewaltigsten Bergstock der bayrischen Alpen, erhebt
sich bis zu 3000 m die Zugspitz, der höchste Gipfel der deutschen Reichs-
grenze. Mit seinen Hochgebirgseiuödeu und herrlichen Thallandschaften, mit
den klaren blauen und grünen Seen und den rauschenden Wasserfällen, mit
üppigen Wiefeumatten und dunklen Tannenwaldungen erscheint das bayrische
Alpenland als ein unendlich mannigfaltiges „malerisches Meisterwerk der Natur".
5. Deutsches Alpenvorland.
Zu den anmutigsten Thälern gehört der tiefe Kessel von Berchtesgaden, das
einstmals selbständige Berchtesgadener Ländchen. Hier erhebt sich neben dem
in einsamer Felsenpracht ruhenden Königssee die Doppelpyramide des eis-
bedeckten Watzmann, der höchste Gipfel innerhalb des Reiches (Abb. 1)
Nächst dem Königssee ist der düstere Walchensee der prächtigste Hochgebirgssee.
b) Der Böhmer Wald reicht von der Quelle der Nab bis zur Donau.
Aus mehreren langgedehnten Rücken ohne scharf ausgeprägte Spitzen und
schroffe Felswände bestehend, verhält er sich zu den Ketten der deutscheu Kalk-
alpeu wie die „flachen Wellen eiuer ruhigen Wasserfläche zu den schäumenden
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 12 —
bei Neuburg, Kelheim und Passau) bedeutend eiugeeugt. Die am Ostab-
hange des Schwarzwaldes aus zwei Quellbächen, Brege und Brigach, her-
vorgehende Donau wird bei Ulm schiffbar und bildet an zwei Stellen (bei
Ulm und Ingolstadt) große versumpfte Becken, sogenannte Riede oder Moser.
Bei Passau verläßt sie das deutsche Reich.
6) Die beiden Hochebenen der Landschaft senken sich zur Douau.
Die schwäbisch-bayrische Hochebene trägt unmittelbar am Fuße der Kalk-
alpeu eine Zone vereinzelter Erhebungen und Senken, die Spuren einer ehe-
mals von den Alpen ausgehenden Bedeckung des Landes mit Gletschereis.
Die Einsenknngen tragen entweder Seen, wie den Bodensee, den Chiemsee
(bayrisches Meer), den Tegernsee n. a., oder Hochmoore. Der Bodensee*),
das durch seine Größe und Tiefe (über 250 m) ausgezeichnete „schwäbische
Meer", besteht ans einem Hanptbecken, dem Obersee, der nach W. zwei Aus-
läufer, den Überliuger See und den Unterfee, aussendet. — Nördlich von
dieser sogenannten Moränenlandschaft dehnt sich bis zum Douauthal die
eigentliche Hochebene aus, ein Hügelland, das durch zahlreiche Thäler in
eine Anzahl wellenförmiger Platten zerschnitten ist. Die in diesen Thälern
fließenden Donannebenflüffe Jller, Lech, Isar, Inn mit Salzach, wälzen
in stürmischem Laufe den Schutt und Schlamm fort, den ihnen die Alpenwild-
bäche zuführen. Sommerliche, durch Gewitterregen verursachte Hochfluten
lassen ihre Waffermaffe gewaltig, bis zum Vierzigfacheu des winterlichen
Niederwaffers, anschwellen. Sie können deshalb nur mit Flößen befahren
werden. Gleich der Donau bilden sie stellenweise versumpfte Becken. — Die
vielfach fandige oberpfälzische Hochebene, die nördliche Fortsetzung der
schwäbisch-bayrischen Hochebene, wird von der Nab durchflössen.
Krwerbscsuellen.
§ 9. Die Bewohner des Alpenvorlandes sind auf die Landwirtschaft
als Haupterwerb angewiesen. Die Almen, Matten und Wiesen der Kalkalpen
und des Böhmer Waldes sind von Herden prächtiger Rinder und kühner
Ziegen belebt, die hauptsächlich zur Milch-, Butter- und Käseerzeugung ge-
halten werden (Alpenwirtschaft). Je weiter die Hochebene sich vom Ge-
birge entfernt, desto mehr werden die Wiesenflächen durch Feld- und Garten-
land verdrängt, das besonders mit Korn (Gerste) und Hopfen bebaut ist.
Eiueu großen Teil des Bodens nimmt die Waldwirtschaft in Anspruch,
welche das Land weit und breit mit dem Holze der düsteren Fichtenwälder
versorgt. — Natürliche Bodenschätze fehlen dem Alpenvorlands mit Aus-
nahme des Salzes in den Salzburger Alpen, des Graphits bei Pasfan
*) Gedicht: Der Reiter und der Bodensee, von Schwab.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 14 —
Großstädte der schwäbisch bayrischen Hochebene:
5. Augsburgs) am Lech, wichtigster Bank- und Handelsort Bayerns
schon im Mittelalter (Fugger, Welser), mit bedeutender Industrie, besonders
Weberei und Maschinenbau. Stromaufwärts in der Nähe von Füssen, einem
wichtigen Grenzpaß nach Tirol, liegen die prächtigen königlichen Schlösser
Hohenschwangau und Neuschwanstein.
6. München**) an der Isar, Haupt- und Residenzstadt Bayerns, und
viertgrößte Stadt des Reiches; als Pflegestätte der Künste (Malerakademie),
der Wissenschaften (Universität), der Knnstindnstrie (Glasmalerei und Erzguß)
und wegen seiner vielen Kunstschätze (Pinakothek, Glyptothek) das „deutsche
Athen" genannt. München ist der Hauptsitz der deutscheu Bierbrauerei und
der Knotenpunkt der Bahnliuieu Berliu-Jtalien und Paris-Orient.
Städte der Donauthalebene:
7. Ulm, mit dem zweitgrößten Münster des Reiches, bildet mit dem
gegenüberliegenden Nen-Ulm eine Reichsfestung.
8. Ingolstadt, Hauptfestung Bayerns.
9. Regensburg, Fabrikstadt, Jahrhunderte lang Sitz des alten deutschen
Reichstages. Stromaufwärts bei Kelheim (Befreiungshalle!) Endpunkt des
Donau-Main-Kanals; bei Donaustauf die Walhalla, Marmortempel mit den
Büsten berühmter Deutscher.
10. Passau***), an der Mündung des Inn in die Donau, welche hier
das Reich verläßt; wichtiger bayrischer Donauhafen, Sammelplatz des Flößholzes
aus dem Böhmer Walde (Abb. 4).
Hauptort der oberpfälzischen Hochebene:
11. Amberg, Gewehrfabrik; in der Umgebung bedeutende Eisenwerke.
Ii. Das südwestdeutsche Gecken.
Wobenform und Gewässer.
§ 11. Gleich dem deutschen Alpeuvorlaude hat das südwestdeutsche Becken
ungefähr die Gestalt eines Dreiecks. Seine Grenzen bilden im 80. der deutsche
Jura und im N. die mitteldeutsche Gebirgsschwelle, während es im W. in das
nordfranzösische Bergland übergeht.
Die Entwässerung der Landschaft findet fast nur nach dem Rheine zu
statt, der hier die oberrheinische Tiefebene durchströmt. Au sie schließen
*) Südlich davon das Lechfeld (Ungarnschlacht 955). Reichstag 1530 und Reli-
gionsfriede 1555.
**) München wurde von Heinrich dem Löwen gegründet.
***) Vertrag 1552.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Fugger Welser Heinrich_dem_Löwen Heinrich
— 15 —
sich gleich Flügeln im W. die Lothringer und im 0. die schwäbisch-frän-
kische Stufenlandschaft. Mithin unterscheidet man im südwestdeutschen Becken:
eine Thalebene (die oberrheinische Tiefebene) und
zwei Stufenländer (das Lothringer und das schwäbisch-fräukische).
a) die oberrheinische Tiefebene, im 8. von der vereinzelten Basalt-
kuppe des Kaiserstnhls unterbrochen, ist 300 km lang und durchschnittlich
30 km breit; sie wird begrenzt
6. Südwestdeutsches Becken.
im W. vom Wasgan (durch die Burgunder Pforte vom Schweizer
Jura getrennt), von der Haardt (= Hochwald) und dem Pfälzer Bergland,
im 0. vom Schwarzwald und vom Odenwald, der sich jenseit des
Mains im Spessart fortsetzt.
Am Ostabhange des St. Gotthard aus Bergsee und Gletscherbach ent-
springend, durchströmt der Rheiu in reißendem Laufe tiefe Alpenthäler und
taucht bei seinem Eintritt in die Ebene in den klaren, grünlichen Gewässern
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
16 —
des selten zufrierenden*) Bodensees unter. Vom Schlamm und Schutt der
Hochgebirge gereinigt, betritt er westlich vom See ein enges Durchbruchsthal
zwischen Schwarzwald und Schweizer Jura und stürzt unweit Schaffhausens
in 100 m breiten Stromschnellen über ein 21 m hohes Riff des Jura (Rheinfall
bei Schloß Laufen, Abb. 2). Aus der Schweiz strömen ihm die Nebenflüsse Thür
und Aare (mit Reuß und Limmat) zu. In der oberrheinischen Tiefebene, die
er von Basel bis Mainz **) durchfließt, nimmt er außer zahlreichen Bergwassern
der Umwalluug von links die Jll und die Nahe, von rechts den Neckar
und den Main auf. Nach Aufnahme des letzteren betritt er die mitteldeutsche
Gebirgsschwelle. Die Tiefebene setzt sich jedoch jenseit des Mains bis zur
mitteldeutschen Gebirgsschwelle fort (Wetterau).
Die größten Höhen der Umwalluug liegen im 8. einander gegenüber:
im Wasgau der Sulzer Welchen (— dem Arber) und im Schwarzwald
der weuig höhere Feldberg (1500 m — 1/2 Zugspitz). Während diese Ge-
birge der oberrheinischen Tiefebene ihre Steilseiten, schroffe Abhänge mit tiefen,
von Bergwassern durchrauschten Schluchten, zuwenden, senken sie sich nach
außen allmählich zu den Stufenländern ab. Tannenwälder***), aus denen
nur die höchsten Gipfel kahl hervorragen, bedecken die Berge und umrahmen
die dunklen, von Dichtung und Sage verherrlichten Bergseen.f) Burgen und
Klöster, meistenteils in Trümmern liegend, schmücken die Höhen und Thäler.
Auch der durch den Neckar zwiegeteilte Odenwald ist nach W. scharf be-
grenzt (Bergstraße), übersteigt aber nur im Katzenbuckel 600 in Höhe. Fast
dieselbe Höhe erreicht im Geiersberg der rauhe, auf drei Seiten vom Main
umflossene Spessart, ein mit Buchen und Eichen dicht bewaldetes Bergland.
Etwas höher erheben sich Haardt und Pfälzer Bergland im Donners-
berge. Hier wie im Odenwalds wird viel Wein gebaut.
b) Das Lothringer Stufenland, der Westflügel der Landschaft, dacht
sich ohne bedeutende Erhebungen in nördlicher Richtung ab. Es besteht am
Fuße des Wasgenwaldes aus der wellenförmigen Lothringer Seenplatte;
westlich von dieser erhebt sich die Lothringer Juraplatte, ein Gegenstück
des deutschen Jura und gleich diesem durch Wasserarmut und Höhlenreichtum
ausgezeichnet. Der nördlichen Abdachung folgen die Hauptflüsse: die im
Wasgau entspringende Mosel und ihr Nebenfluß, die Saar. An der letzteren
liegt das Saarkohlenbecken.
*) In 1000 Jahren ist der See nur 30 mal ganz zugefroren.
**) Der von Basel bis Mainz kanalisierte Rheinlauf bildet die längste gefesselte Fluß-
strecke der Erde.
***) Freiligrath, Die Auswanderer: Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen,
f) Die drei genanntesten Seen sind: Feldsee, Mummelsee, Titisee. — Gedichte:
Mummelsees Rache und Märchen vom Mummelsee im Schwarzwalde, v. Schuezler.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Rheinfall Basel Mainz Main Wetterau Schwarzwald Odenwald Main Donners- Basel Mainz Rheinlauf Schwarzwalde
— 19 —
21. Heidelberg am Neckar, Universität, Schloßruine.
22. Mannheim an der Neckarmündung, wichtigster Handelsplatz Süd-
deutschlauds für Getreide und Tabak. Anfangspunkt der regelmäßigen Rhein-
schiffahrt. Ihm gegenüber Ludwigshafen.
23. Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen;
lebhafter Handel, Leder- und Tabakindustrie.
Städte der nördl. Fortsetzung der oberrheinischen Tiefebene:
24. Frankfurt*) am Main, bedeutender Handels- und Baukplatz mit
2 Messen, Kreuzungspunkt zweier bedeutender Handelsstraßen. Jenseit des
Mains Sachsenhausen mit Apfelweinfabriken.
25. Offenbach mit Galanterie-**) und Lederwarenfabriken.
26. Hanau, bekannt durch Gold- und Silberwarenindustrie.
Städte der weftrheinischen Umwallung:
27. Kreuznach an der Nahe, Salinen und Solbäder.
28. Kaiserslautern, Gewerbe und Handel treibend.
Städte des Lothringer Stufenlandes:
29. Saarbrücken***) und St. Johann mit großartigem Kohlenbergbau.
30. Metzf) an der Mosel, starke Grenzfestung.
Das schwäbisch-srüukische Stufenland besitzt im W. am Neckar, im 0. an
der Rednitz zwei Städtereihen mit je einer Großstadt.
Städte im schwäbischen Stufenlande (Neckarreihe):
31. Tübingens), Universitätsstadt.
32. Reutlingen mit Wollwarenindustrie und Gerbereien.
33. Stuttg artfff), Haupt- und Residenzstadtwürttembergs, industriereich,
besonders Sitz des Buchdrucks und Mittelpunkt des Buchhandels für Süd-
deutschlaud.
34. Heilbronn, als Anfangspunkt der Neckarschiffahrt wichtiger Stapel-
platz für Landesprodukte.
35. Pforzheim an einem Nebenfluß des Neckar, Hauptsitz der deutschen
Bijouterie-*f), Gold- und Silberwarenindustrie.
*) Im alten deutschen Reiche Wahl- und späterhin auch Krönungsstadt der deutschen
Kaiser. — Goethes Geburtsort.
**) Galanteriewaren — Schmuck- oder Putzwaren.
***) In der Nähe der Spicheren-Berg (Erstürmung 6.8. 1870).
f) Kapitulation am 27. Okt. 1870. — Schlachtorte um Metz: Courcelles (14.8. 1870),
Vionville und Mars la tonr (16.8. 1870), Gravelotte und St. Privat (18.8. 1870).
ff) Geburtsort Uhlands.
ttt) Gras Eberhard der Rauschebart, von Uhland. — Nördlich von Stuttgart
liegt Marbach, Schillers Geburtsort.
*1°) Bijouteriewaren = metallene Schmucksachen.
2*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
Extrahierte Personennamen: Johann Johann Goethes Eberhard Schillers
— 22 —
Kastanie. Die Nordabdachung des Taunus und das Lahnthal sind mit Ge-
treidefeldern bedeckt. Eine Fülle warmer Mineralquellen hat zur Anlage be-
rühmter Badeorte geführt: im 8. Wiesbaden, Soden, Homburg, im N.
Ems und Selters. Auf der Südwestecke des Rheingaugebirges, dem Nieder-
wald, erhebt sich das Nationaldenkmal.*)
b) Nördlich von der Mosel-Lahnfenke heißt das westrheinische Schiefer-
gebirge Eifel (bis zur Ahr), das ostrheinische Westerwald (bis zur Sieg).
Auf der Eifel (Eiflia —Land der Quellen) wechseln zahlreiche Basaltberge, tiefe
Krater und Maare (— Bergfeen) mit steinbedeckten Triften, moorigen Heide-
flächen und mühsam bestellten Ackerflureu ab. Die Maare, in erloschenen
Kratern entstandene Seen, werden von kahlem Lavagestein umgürtet. Tiefste
Einsamkeit, Dürre und Armut herrschen auf der Hochfläche, besonders in der
rauhen Schneeeifel, dem „rheinischen Sibirien". Nur die nach allen
Richtungen ausstrahlenden Bachthäler, namentlich das waldnmranschte Thal
der Ahr, zeigen landschaftliche Anmut und Wohlstand. Westwärts schließen
die Ardennen sich der Eifel an. — Wie die Eifel, so hat auch der
Westerwald zahlreiche Spuren ehemaliger vulkanischer Thätigkeit, weite
Torfmoore und öde Heideflächen aufzuweisen. Im nordwestlichen Teile bilden
hohe Basaltkuppen beim Eintritt des Rheins in die Ebene das anmutige
Siebengebirge (Drachenfels).
e) Der nördliche Teil des linksrheinischen Schiefergebirges heißt hohes
Venn, des rechtsrheinischen Sauerland. Das hohe Venn (Fenn —Moor)
bildet eine kahle, teils heideartige, teils moorige Hochfläche. Die von der
Nordsee her wehenden Stürme, welche starke Niederschläge bewirken, haben
sie zu einem der trostlosesten und ärmsten Landstriche Deutschlands gemacht.
Dagegen wird man in den Thälern der Nordabdachung, welche mit Kohlen-
schätzen reich ausgestattet ist, durch großartige Judustriethätigkeit überrascht. —
Das Sauerland (= Südland, nämlich Westfalens), zwischen Sieg und Ruhr
gelegen, gipfelt in dem kahlen Asten berge und erinnert in seiner Bodenbe-
schaffenheit an die Eifel. Der Westabhang des Sauerlandes erreicht den Rhein,
dem es die Wupper zusendet, nicht mehr; der Nordabhang senkt sich jenseit
der Ruhr als Haar oder Haarstrang zur Münsterbucht, einem Abschnitte des
norddeutschen Flachlandes; den Ostabhang bildet das Rothaargebirge.
ä) Der Rhein durchströmt nach dem Austritt aus der oberrheinischen Tief-
ebene zunächst den rebeureicheu Rheingau und tritt dann bei Bingen in das
Schiefergebirge ein, welches nur stellenweise zu Ansiedelungen geeignete Ufer-
ränder freiläßt. Häusig steigen die Felsen steil aus den Wogen auf (Lorelei-
felsirn**); ihre Abhänge sind mit Weinbergen bedeckt, ihre Gipfel mit verfallenen
*) Ged.: Germania, von Max Hofmann (Irdische Lieder).
**) Ged.: Die Lorelei, von H. Heine. — Der Rhein, von Em. Geibel.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Max_Hofmann Max H._Heine Geibel