Iii. Die Genesis der französischen Revolution.
77
als Indianer verkleidete Männer im Hafen von Boston die Tee-ladung dreier Scbiffe ins Meer; die Regierung antwortete mit der Schließung des Hafens und der Beschränkung der freien Verfassung von Massachusetts und fing ernstlich an zu rüsten und deutsche Truppen, besonders Hessen, ihren Landesherren abzukaufen (§ 55). Ein Kongreß von Abgeordneten der Kolo- _ f
nien trat zu Philadelphia zusammen. f J
Der Krieg begann 1775. An die Spitze des Kolonialheeres trat George Washington, während Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzableiters, in London und Paris diplomatisch zu wirken suchte („Eripuit caelo fulmen sceptrumque tyrannis“).
Am 4. Juli 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung von "den Abgeordneten der 13 Kolonien unterzeichnet; auf die natürlichen Menschenrechte der Gleichheit und Freiheit mit kluger Berechnung sich berufend, was in dem gärenden Frankreich
mit vulkanischer Gewalt wirkte, folgerte sie aus der Tyrannei
Georgs Iii., was so doch eine Unwahrheit war, die Notwendigkeit der Trennung vom Mutterlande. Zur Unterstützung der Amerikaner brachte der Dichter Beaumarchais große Opfer,
wofür ihm später mit Undank gelohnt wurde; der Marquis
v. Lafayette und der Baron Steuben, früher Offizier im Dienste Friedrichs d. Gr., erschienen in den Reihen der Kämpfer;
Steuben wurde der eigentliche Organisator des Heeres. Der erste große Erfolg der Aufständischen war die Kapitulation von Saratoga (1777). Nun trat Frankreich offen auf ihre Seite, was ihre Rettung war, und als auch Spanien und Holland, diese aber ohne Glück — heldenmütig verteidigte Elliot Gibraltar gegen Spanier und Franzosen — Englands Feinde wurden, erhielt der Krieg eine große Ausdehnung. Die Entscheidung brachte die von Washington und Lafayette bewirkte Kapitulation von Yorktown. Im Frieden von Versailles wurde 1783 die Unabhängigkeit der 13 Kolonien anerkannt.
b) Die Verfassung der Union. Nun aber entstanden in dem § 62. neuen Staatswesen schwere Kämpfe über die Verfassung unter den Anhängern des Einheitstaats- und des Sonderstaatsprinzips.
Endlich fand man den vermittelnden Ausweg. Die Verfassung der United States of America legt die gesetzgebende Gewalt iq
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Extrahierte Ortsnamen: Boston Massachusetts Hessen Philadelphia London Paris Frankreich Georgs Friedrichs Frankreich Spanien Holland Englands Washington Versailles
Ii. Napoleons Militärdespotismus 1799 —1812. 103
der schon 1804 den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, der römischen Kaiserkrone am 6. Aug. 1806; als Franz I., Kaiser von Österreich, regierte er noch bis 18jö. Eine der ersten Taten des „Protektors“ Napoleon war die Erschießung des Nürnberger Buchhändlers Palm, der einige freiheitliche Schriften verbreitet hatte (darunter die anonyme, an sich unbedeutende Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“).
5. Der unglückliche Krieg Preußens und Rußlands 1806/7.
a) Friedrich Wilhelms Iii. Charakter. Friedrich Wilhelms Ii. § 88. Sohn und Nachfolger, Friedrich Wilhelm Iii., der von 1797—1840
regierte, war ein Fürst von großem sittlichem Ernst, unbeugsamer Pflichttreue und Wahrheitsliebe, durchaus bieder und laute^' aber vv-. in seiner Gewissenhaftigkeit ängstlich und schüchtern, ohne rechtes Zutrauen zu sich selbst und ein Feind folgenschwerer Entschlüsse. Vermählt mit der hochsinnigen, durch Schönheit, Anmut und Liebenswürdigkeit ausgezeichneten Prinzessin Luise von Mecklen-burg-Strelitz, gab er als Kronprinz — das junge Paar lebte damals gerne auf dem Landgute Paretz — wie als König seinem Yolke das Beispiel einer glücklichen, sittenreinen Ehe. In seiner übergroßen Yorsicht blieb er der seit 1795 von seinem Vorgänger befolgten Neutralitätspolitik treu und gab dem Drängen der Kriegspartei erst da nach, als er zu der Überzeugung gelangte, daß Napoleon den Untergang Preußens beschlossen habe.
b) Beweggründe Friedrich Wilhelms zur Kriegserklärung.
1. Als Bernadotte auf seinem Zuge nach Süddeutschland mit Verletzung des Völkerrechts durch das preußische Ansbach zog, war der König über diesen Rechtsbruch so empört, daß er den Minister Grafen Haugwitz an Napoleon schickte und ihm Vermittelungsvorschläge machen ließ; für den Fall der Ablehnung drohte er sich der dritten Koalition anzuschließen. Napoleon hielt den preußischen Gesandten so lange hin, bis durch den Tag von Austerlitz der ganze Krieg entschieden war. Da schloß Haugwitz mit dem Kaiser im Dez. 1805 den Vertrag zu Schönbrunn (bei Wien), in dem Preußen Ansbach an Bayern, das rechtsrheinische Kleve und Neuchätel an Napoleon ab trat, von diesem Hannover erhielt und mit Frankreich ein Bündnis einging.
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Extrahierte Ortsnamen: Paretz Ansbach Wien Bayern Frankreich
106 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Erster Abschnitt. Von 1789—1815.
Um England zu vernichten, gebot Napoleon im Nov. die Festlandsperre, die jedes^ englische Schiff von den Häfen des europäischen Festlandes ausschloß. Freilich wurde dadurch der englische Handel geschädigt, aber auch die betroffenen Festlandstaaten wurden wirtschaftlich zerrüttet.
Anfang 1807 erschien ein russisches Heer unter Bennigsen in Ostpreußen und vereinigte sich mit dem kleinen Korps L’Estocqs. Am 7. und 8. Februar wurde eine unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylau (s. von Königsberg) geliefert; schon war der linke Flügel der Russen geschlagen, als die Tapferkeit der Preußen — der Ruhm dieser glänzenden Heldentat gebührt Scharnhorst — Napoleon den Sieg aus den Händen wand. Der Umstand, daß eine Schlacht, zum erstenmal war es geschehen, nicht mit seinem Siege geendet hatte, machte einen solchen Eindruck auf den Kaiser, daß er, um Friedrich Wilhelm von Rußland zu trennen, ihm den Frieden anbieten ließ. Doch der König hielt Alexander die Treue. Nach dem Falle von Danzig, das Kalckreuth übergab, durch das freigewordene Belagerungsheer verstärkt, siegte Napoleon entscheidend bei Friedland an der Alle am 14. Juni über Bennigsen. Königsberg und alles Land bis zur Memel fiel in seine Hand. Da wurde Alexander I. wortbrüchig und ging einen Waffenstillstand ein; bei einer persönlichen Zusammenkunft auf der Memel ließ er sich von Napoleon ganz gewinnen und schloß mit ihm am 7. Juli zu Tilsit Frieden und enge Freundschaft; Rußland trat der Festlandsperre bei.
Am 9. Juli folgte zu Tilsit der Friede mit Preußen. Vergebens hatte die Königin Luise durch eine Zusammenkunft mit Napoleon die Bedingungen zu mildern gesucht; es war eine nutzlose Demütigung gewesen.
Preußen trat ab: 1. alles Land links von der Elbe; aus dem größten Teil dieser und ändern Gebieten wurde ein Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel gebildet, das Napoleons Bruder Jeröme erhielt; 2. alle ehemals polnischen Länder außer dem größten Teil Westpreußens; daraus wurde ein Herzogtum Warschau für den König von Sachsen geschaffen, der auch Kottbus von Preußen bekam. Ferner mußte Preußen der Festlandsperre beitreten und hatte schwere Kriegskosten zu zahlen.
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Ii. Napoleons Militärdespotismus 1799—1812. Jot
So hatte der Staat mehr als die Hälfte seines Ländergebiets verloren und eine unglückliche Territorialgestalt erhalten; sein Handel und seine Industrie waren vernichtet. Alles seufzte unter der Gewaltherrschaft eines das Recht mit Füßen tretenden und das Unglück verhöhnenden Despoten. Bis alle Kriegskosten bezahlt wären, blieben mehrere Festungen von den Franzosen besetzt. Im ganzen haben diese dem armen, ausgesogen^n Lande mehr als 1 Milliarde Mark erpreßt. Auch mußte (1808) der König sich verpflichten, höchstens 42000 Mann Soldaten zu halten.
Infolge des Krieges traten alle norddeutschen Staaten außer Preußen und den Hansastädten dem Rheinbunde bei.
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( 6. Die Niederlage Österreichs 1809. (hvy^'
Lvjajln/* ^^rseit dem Tilsiter Frieden schaltete'napoleon in Europa
und besonders in Deutschland immer rücksichtsloser. Im Herbst 1808 erschien er in Erfurt, umgeben von einer großen Fürstenversammlung, einem „Parterre von Königen“, erneuerte mit Alexander I. das Bündnis und lockte ihn ganz in seine Netze, indem er ihm von der Teilung der Weltherrschaft unter sie beide vorschwärmte. Die Rheinbundfürsten überboten sich samt ihren Yölkern in Schmeicheleien gegen den Imperator, der doch die . Rheinbundstaaten nur als die ergiebigste Quelle für Soldaten und Steuern ansah.
b) Da machte Österreich noch einen letzten Yersuch, der ~ Gewaltherrschaft Napoleons ein Ende zu bereiten. Der leitende Minister Graf Stadion war bemüht, durch wohltätige Reformen die innere Kraft des Staates zu stärken und rüstete eifrig zum
Kriege. Manche Umstände schienen einem solchen Unternehmen
günstig zu sein. . . i . : K’ •
1. Portugal hatte ’ Napoleon i durch Junot besetzen lassen („La dynastie de Bragan9a a cesse de r§gner“). In Spanien hatte er die Bourbonen entthront und seinen Bruder Josef zum König gemacht; König von Neapel war Murat geworden. Doch hatte gegen diese Gewalttat das spanische Volk sich heldenmütig erhoben und führte, unterstützt von der Gunst der natürlichen Beschaffenheit des Landes und einem englischen Heere unter
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Ii. 'Mflit^rde^potismfas l?99^-'l&fe.' • 109
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lang überraschende Erfolge, mußte aber dann vor der Überzahl der feindlichen Truppen an die Küste flüchten, von wo es ihm gelang nach England zu entkommen.
d) Die Tiroler versuchten nach dem Wiener Frieden den Kampf auf eigene Hand fortzusetzen, erlagen aber schließlich der Übermacht. Andreas Hofer wurde verraten, gefangen und zu Mantua 1810 erschossen.
7. Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht 1809 — 12. §91.
In den Jahren 1809 —12 stand Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. Den Kirchenstaat zog er ein und ließ Pius Vh. gefangen fortführen; schon früher waren Piemont, die Liguf » n.
rische Republik, Parma und Toskana dem Kaiserreich ein-verleibt worden. Schweden kam unter französischen Einfluß, nachdem es in einem Kriege gegen Rußland Pinnland verloren hatte; der französische Marschall Bernadotte wurde zum Kronprinzen gewählt. Als Napoleons Bruder Ludwig, König von Holland, in der Erkenntnis, daß die Festlandsperre den Handel und Wohlstand seines Landes vernichtete, dieser Maßregel widersprach, wurde er abgesetzt, und Napoleon verleibte, um die Sperre nachdrücklicher durchzuführen, Holland und alles Land n. von ' einer Linie von Wesel nach Lübeck, darunter also Oldenburg und die Hansastädte, dem Kaiserreich Frankreich ein.
Gegen Preußen wurde er immer herrischer. Der König mußte den „Tugendbund“ auflösen und (Ende 1809) von Königsberg nach Berlin zurückkehren. In trübster Zeit starb Königin Luise am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz bei ihrem Yater, dem Herzog von Mecklenburg-Strelitz, aus Gram über das Unglück des Vaterlandes.
Alle Staaten Europas standen jetzt entweder unmittelbar oder mittelbar unter Napoleons Herrschaft außer England, Rußland und der Türkei.
Nur eins fehlte ihm zu seinem Glücke, ein Thronerbe. Da seine Ehe mit Josefine kinderlos war, schied er sich von ihr und heiratete Marie Luise, die Tochter Kaiser Franz’ I. (1810). Sie schenkte ihm einen Sohn, den Napoleon schon in der Wiege zum „König von Rom“ machte (Napoleon n.).
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. . I Ilk t Dip Befreiungskriege 1813 —1815. Ill
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Ney. Die Tranzosen zogen, sehr geschwächt, in Moskau ein; Napoleon nahm in dem alten Zarenpalast, dem Kreml. Wohnung.
Da begann im September der Brand von Moskau; er war ein Werk des Generalgouverneurs Grafen ßostoptschin (spr. ßastaptschin).
Er untergrub vollständig die Mannszucht, und damit begann der Untergang der Großen Armee. Napoleon verlor mit fruchtlosen Unterhandlungen kostbare Zeit und trat erst am 19. Okt. den ßückzug an. Yerzweifelte Kämpfe gegen Kutusow und Kosakenschwärme, die mit dem Beginne des November eintretende Kälte, Hunger und Entbehrungen aller Art vollendeten die Vernichtung f des Heeres. Beim Übergange über die Beresina (spr. Birö-sina) büßten Tausende das Leben ein. Napoleon eilte nach Paris.
In erbarmenswertem Zustande erreichten die letzten Trümmer der Großen Armee die preußische Grenze. Was geschehen war, erschien wie ein Gottesgericht.
Der Untergang der Großen Armee machte auch den ßückzug Macdonalds und der Preußen notwendig. Um nicht das preußische Korps nutzlos aufzuopfern und in der Überzeugung, daß die Stunde des Befreiungskampfes gekommen sei, schloß der „eiserne“ Torck, während Friedrich Wilhelm noch zauderte, auf eigene Faust und dem Könige seinen Kopf zu Füßen legend, mit dem russischen General Diebitsch am 30. Dezember 1812 auf der Mühle zu Poscherun bei Tauroggen eine Konvention, welche
die preußischen Truppen für neutral erklärte.
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Iii. Die Befreiungskriege 1813 — 1815.
1. Der Neubau des preußischen Staats.
Der Zusammenbruch von 1806 und die Fremdherrschaft brachten materielle Leiden und riefen das brennende Gefühl der Schmach wach; daraus entsprang beim König und beim Yolke Selbsterkenntnis und das Verlangen nach Erneuerung des Lebens. Zwar war des Königs ängstliche Natur durchgreifenden Beformen nicht günstig; aber es ist sein Verdienst, daß, wenn sein klarer Sinn sich von der Zweckmäßigkeit der Vorschläge seiner Bäte überzeugt hatte, er sie dann schützte gegen die Bureaukraten
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114 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Erster Abschnitt. Von 1789—1815.
der Regierung berufen. Im Gegensatz zu Stein, der überall an das geschichtlich Gewordene anzuknüpfen suchte, war Hardenberg mehr von den Ideen der französischen Revolution, wie sie während deren individualistischer Epoche hervorgetreten waren, beeinflußt. So entfesselte er die wirtschaftlichen Kräfte durch Einführung völliger Gewerbefreiheit und die Emanzipation der Juden. Die Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse erfolgte in der Art, daß die Bauern volles Eigentumsrecht gegen Abtretung eines Drittels oder der Hälfte ihres Grundstücks erwarben, was zur Mobilisierung des Bodens und zur Erweiterung des Großgrundbesitzes führte. Um die französische Kriegsschuld zu bezahlen, wurde der größte Teil der Domänen verkauft.
b) Die Neugestaltung des Heeres erfolgte durch die 1807 eingesetzte Militär-Reorganisationskommission, deren Vorsitzender der geniale, aber schlichte, bedächtige und schweigsame Gerhard v. Scharnhorst (geb. 1755 als der Sohn eines hannoverschen Bauern) war und zu deren Mitgliedern der feurige, phantasievolle Neithardt v. Gneisenau, v. Grolman, Graf Götzen, v. Boyen u. a. zählten. Als Grundsatz ausgesprochen wurde die allgemeine Wehrpflicht (1814 gesetzlich eingeführt), das Heer sollte „das Volk in Waffen“ sein; demgemäß wurde die ausländische Werbung beseitigt, die entehrenden Strafen abgeschafft, der Eintritt in das Offizierkorps, das verjüngt und gesäubert wurde, auch Bürgerlichen eröffnet. Das sog. Krümpersystem war der Ausweg, um die Fessel der Bestimmung von 1808 (§ 89 Ende) abzustreifen.
§ 94. 2. Die Erfüllung des deutschen Idealismus mit der Liebe zu Staat
und Vaterland.
Das Bevormundungssystem des aufgeklärten Despotismus und der unfertige Zustand der deutschen Staaten im 18. Jh. ließen in dem seit der Mitte des Jh. mächtig emporstrebenden deutschen Idealismus eine Staatsgesinnung nicht aufkomraen. So entstand ein rein ästhetisches Bildungsideal. Zunächst brach für die deutsche Tonkunst ihr klassisches Zeitalter an. Der ersten Hälfte des 18. Jh. gehören an Händel, der im Oratorium am größten wurde, und Joh. Seb. Bach, der hervorragendste Kirchenmusiker. In der zweiten Hälfte wurde Wien die musikalische Hauptstadt Deutsch-
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116 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart — Erster Abschnitt. Von 1789—1815.
§95.
)/ ,C4-
§96.
3. Preußens Erhebung 1813.
Friedrich Wilhelm Iii. mußte öffentlieh die Tat Yorcks verurteilen. Doch da dieser darüber Gewißheit erhielt, daß der König sie insgeheim billigte, ging er daran, im Verein mit dem Oberpräsidenten v. Auerswald und dem Gumbinner Regierungspräsidenten v. Schön, die Erhebung Ostpreußens vorzubereiten. Hier erschien auch Stein als Beauftragter Alexanders I., den er für die Idee eines Krieges zur Befreiung Europas vom Joche Napoleons gewonnen hatte. Von Yorck begeistert, beschlossen die ostpreußischen Stände die Aufstellung einer Landwehr und eines Landsturmes.
Um größere Freiheit der Bewegung zu erlangen, war inzwischen der König Ende Januar 1813 von Berlin nach Breslau gegangen. Von hier erließ er (am 3. Febr.) einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Eine nie gekannte Begeisterung bemächtigte sich des ganzen Yolkes. Die Jugend der Universitäten, der Gymnasien, der Gerichte, aller Stände eilte zu den Waffen-Alles wetteiferte in Opfern auf dem Altar des Vaterlandes.
Am 28. Febr. schloß Friedrich Wilhelm zu Kalisch (in Polen, nahe der Posenschen Grenze) mit Rußland ein Schutz- und Trutzbündnis. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise, stiftete er den Orden des Eisernen Kreuzes, dessen Inschrift ist „Mit Gott für König und Vaterland“. Am 16. März erklärte er Frankreich den Krieg; am 17. erließ er die Aufrufe „An mein Volk“ (verfaßt vom Staatsrat v. Hippel) und „An mein Kriegesheer“ und die Verordnung zur Errichtung der Landwehr (verfaßt von Scharnhorst). Eine Armee von 270000 Mann (bei einer Bevölkerung von 5 Millionen) erschien unter den Waffen. Neben die regulären Truppen traten die Freikorps, wie das Lützowsche.
4. Der Frühjahrsfeldzug bis zum Waffenstillstand von Pläswitz.
a) Stärke der Parteien. Trotz dem Untergange der Großen Armee gebot Napoleon doch bald wieder über eine Streitmacht von 600000 Mann, die freilich aus allen Nationen zusammengewürfelt war.
Was die Staaten Europas angeht, so hatte Österreich sein 1812 gestelltes Hilfskorps zwar zurückgezogen, verhielt sich aber
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Iii. Die Bofreiungskriege 1813 — 1815.
117
vorläufig noch abwartend, England zahlte an Schweden Hilfsgelder; dieses schickte im Mai ein Heer unter seinem Kronprinzen Bernadotte, schloß sich aber erst im Juli dem Kalischer Bündnis an. Bezüglich der deutschen Staaten beschlossen Preußen und Rußland: alle deutschen Fürsten sollten in den Freiheitskrieg eintreten; diejenigen, welche es bis zu einem bestimmten Termin nicht täten, sollten mit dem Verlust ihrer Länder bedroht werden. Man hoffte auf eine allgemeine Volkserhebung im französischen Deutschland; diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Überdies waren die Russen mit ihren Rüstungen noch lange nicht fertig; die Hauptarbeit fiel Preußen zu.
b) Die Kämpfe im Frühjahr. Noch im März eroberten russische Truppen Hamburg. Die Hauptmacht der Verbündeten sammelte sich an der Mittelelbe, um sich auf Sachsen zu werfen. In einem Gefechte bei Möckern ö. von Magdeburg schlugen preußische Truppen die Franzosen zurück und begannen die Besetzung von Sachsen; König Friedrich August flüchtete nach Regensburg und Prag warf sich Österreich in die Arme. Scharnhorsts Rat, schnell und mit aller Macht vorzugehen, schien den verbündeten Monarchen nicht ausführbar.
Während Napoleon mit gewohnter Tatkraft aus Franken nach Thüringen mit großer Heeresmacht vordrang, beschlossen die Verbündeten, die Russen unter Wittgenstein, die Preußen unter Blücher und Torck, ihn am 2. Mai bei Großgörschen (Lützen) (w. von Leipzig) aufzuhalten. Weniger die Übermacht - 120000 gegen 70000 — und die Kriegskunst Napoleons als der Mangel einer einheitlichen Oberleitung und die Unfähigkeit Wittgensteins brachten die heldenmütig fechtenden Truppen zum Weichen und führten ihren Rückzug nach der Spree herbei. Scharnhorst war verwundet worden; er ging, der Wunde nicht achtend, nach Prag, um Österreich zum Anschluß zu bewegen; dort ist er im Juni an den Folgen der Verwundung gestorben.
Der Sieg von Großgörschen machte Napoleon zum Herrn von Sachsen. Demütig bat der König ihn um Gnade.
Bei Bautzen an der Spree fand am 20 /21. Mai eine neue Schlacht statt. Sie endete wieder infolge der Unfähigkeit und Planlosigkeit der russischen Oberleitung mit einem Siege Napoleons.
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I. Die Revolution ip Frankreich 1789 —1799.
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erblich sein und die schlimmsten Auswüchse des früheren Zu-
standes, wie das Liberum Veto, beseitigt werden sollten. Da jedoch die Anarchie Polens in Rußlands Interesse lag, so ließ Katharina Ii. Truppen einrücken, denen die Polen trotz tapferem Widerstande bei Dubienka (am Bug) erlagen. Um Rußland nicht die ganze Beute zu überlassen, trat auch Friedrich Wilhelm Ii., der früher die polnischen Reformpläne gebilligt hatte, auf Katharinas Seite und ließ unter dem Yorgeben, das Jakobinertum in Polen unterdrücken zu wollen, Soldaten einmarschieren. Dann kam es 1793 zur zweiten Teilung Polens: Preußen nahm Danzig und Thorn und Großpolen, das nun Südpreußen hieß (die Woiwodschaften Gnesen, Posen und Kalisch),. Rußland fast die ganze östliche Hälfte Polens. Österreich ging wegen seines Zögerns leer aus.
Da erhoben sich die Polen zu verzweifeltem Kampfe unter dem edlen Thaddäus Kosciuszko. Aber er erlag den Preußen und Russen und ward gefangen genommen: es war wirklich „finis Poloniae“. Suworow stürmte Praga und nahm Warschau ein. In der dritten Teilung 1795 nahm Preußen das Land bis zum Njemen und Bug und Warschau, das jetzt Neu-Ostpreußen genannt wurde, Österreich das Land zwischen der Pilica und dem Bug (Westgalizien) und Rußland den Rest (bald darauf auch Kurland).
d) Der erste Koalitionskrieg 1792 — 97. Nach dem schmäh- § 81.
von 1793 für die Verbündeten glücklich: die Österreicher eroberten Belgien wieder, die Preußen nahmen Mainz. Aber von nun an lähmte Eifersucht und Mißtrauen jeden weiteren Fortschritt, während das Wehrgesetz Carnots alle Franzosen vom 18. bis 25. Lebensjahre unter die Waffen rief.1 Der Sieg Jour-dans über die Österreicher bei Fleurus (w. von Namur) brachte Belgien wieder in die Gewalt der Franzosen und veranlaßte auch die Preußen, das linke Rheinufer zu räumen. Ja 1795 eroberte Pichegru Holland, das in die Batavische Republik umgewandelt wurde.
Da trat Preußen, veranlaßt durch finanzielle Erschöpfung und die Rücksicht auf Polen, aus der Koalition aus und schloß
1) Die „levee en masseu und ihre gepriesenen Wirkungen beruhen also auf revolutionärer Legende.
liehen Scheitern des Feldzuges von 1792 (§ 71) begann derjenige
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Extrahierte Personennamen: Katharina_Ii Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Kalisch Thaddäus_Kosciuszko Suworow Carnots Pichegru