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1. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 7

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Das kaiserliche Rom. 7 staate, ein genaues „byzantinisches" Hofzeremoniell wurde eingeführt, und vor der geheiligten Majestät kroch der Untertan im Staube. Infolge des stärkeren Andrängens der Germanen mußte im Jahre 395 das Weltreich dauernd in zwei Hälften auseinandergelegt werden. Ein einziger Herrscher war der Aufgabe, die Zersetzung des Riesenreiches aufzuhalten, nicht mehr gewachsen. Rom hörte damit auf, die Hauptstadt des Reiches zu sein. Das weströmische Reich fiel 476 den Germanen zum Opfer. Das oströmische Reich mit der Hauptstadt Byzanz (feit Konstantin, der es zur Residenz erhob, Konstantinopel genannt) bestand noch fast ein Jahrtausend. Erst 1453 wurde es die Beute der Türken. Iii. Das kaiserliche Nom. Das kaiserliche Rom, seit Jahrhunderten der Sammel- und Knotenpunkt von Einflüssen aller Völker und Himmelsstriche, vereinigte in sich alles, was die alte Welt des Ostens und Westens an Zivilisation wie an Fäulnis aufzuweisen hatte. Eng und winklig wie in Pompeji mochten auch die meisten Straßen der Kaiserstadt sein; das machte schon der südliche Sonnenbrand notwendig. Auch darf man nicht an schöne Straßen mit prächtigen Häuserreihen denken, da die Wohnhäuser des Altertums keine Stirnseite („Fassade") hatten, sondern der Straße abgekehrt lagen. Dagegen wogte das Leben auf den großen öffentlichen Plätzen, besonders auf dem Forum. Es war ursprünglich die Marktstätte, der Schauplatz politischer Versammlungen und der Prozeßverhandlungen. Indes dienten diesem Zwecke zur Kaiserzeit geschlossene Markt- und Gerichtshallen (Basiliken), und das Forum wurde ein prachtvoller, großstädtischer Schmuckplatz. Neben den Hallen erhoben sich Tempel, Triumphbogen und Ehrensäulen aller Art für verdiente Kaiser und Bürger. Seitdem die Religionen der besiegten Völker, besonders der östlichen, in Rom ihren Einzug gehalten hatten, mehrte sich auch die Anzahl der Tempel und Altäre. Da die Tempel keine Versammlungsstätten der Frommen, sondern, wie bei den Griechen, die Wohnungen der Götterbilder waren, so zeigten sie verhältnismäßig geringe Maße; der Gottesdienst fand vor den Tempeln an den im Freien liegenden Altären statt. So erfreuen uns die zahlreichen Heiligtümer mit ihren Giebeln und Säulenreihen nicht durch ihre Größe, sondern durch die Schönheit und Reinheit ihres Baustils. Auch die Theater entsprachen im wesentlichen dem griechischen Vorbilde. Beliebter noch als sie waren in Rom, wie überhaupt im Westen des Reiches, die in der Ebene liegenden Amphitheater (d. H. Doppeltheater) für Gladia-

2. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 5

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Unter den Nachfolgern des Augustus. 5 ihn die Zeitgenossen „die Liebe und Wonne des Menschengeschlechts" nannten. Sein Leben war ganz dem Staatswohle gewidmet; alle persönlichen Wünsche ordnete er seiner Pflicht als Herrscher unter. Schmeichler und Angeber entfernte er aus seiner Nähe. Die von ihm erbauten großen Thermen waren den Armen unentgeltlich geöffnet, und seine Mildtätigkeit linderte die Not der Anglücklichen, als die Pest in Rom wütete, der Vesuv 79 n. Chr. ausbrachx) und die drei blühenden Städte Äerkulanum, Pompeji und Stabiä verschüttet wurden. Den beiden Flaviern erwiesen sich die Spanier Trajan und Äadrian ebenbürtig in der Fürsorge für die Untertanen. Gleich groß als Kriegsmann wie als Friedensfürst erwarb sich Trajan den Beinamen „der Beste". Er erließ Gesetze gegen parteiische Rechtspflege und gründete in Italien wie in den Provinzen Erziehungs- und Waisenhäuser, um der Armut und Unwissenheit zu steuern. Die Trajanssäule in Rom zeugt noch heute von der Eroberung der unteren Donauländer und Mesopotamiens. Einst war sie gekrönt mit dem Kolossalbilde des Kaisers, das später durch die Figur des Apostels Petrus ersetzt worden ist. Ladrian ist Roms gelehrtester Kaiser gewesen. Er war Dichter und Schriftsteller und zog zahlreiche tüchtige Männer an seinen -foof, freilich, dem Gebrauche der Zeit entsprechend, auch eine Fülle orientalischer Zauberer und Gaukler. Die griechische Bildung begünstigte er warm; die Universität Athen verdankt ihm ihre Blüte. Sein Wissensdurst und das Be- in Flammen auf; die gesamte Stadt wurde ein Raub der Flammen. Furchtbar war das Strafgericht, das den Rest der Bevölkerung traf. Die ganze Jugend unter 17 Zahren verfiel der Sklaverei, die übrigen Bewohner wurden zum Fechterdienst ausersehen oder gefesselt in syrische und ägyptische Steinbrüche geschickt. Noch heute kündet der Triumphbogen des Titus in Rom den Untergang der heiligen Stadt; der römische Jude meidet noch immer seinen Anblick. Als zwei Menschenalter später der Nachwuchs der jüdischen Bevölkerung noch einmal zu den Waffen griff und abermals den Römern erlag, wurden fast alle Städte und Dörfer zerstört; die Überlebenden wanderten scharenweise aus. Seit dieser Zeit, zum Teil noch länger, leben die Juden über den Erdboden zerstreut, aber treu ihrer Religion und Sitte. !) Taufende von Bewohnern Pompejis wohnten an jenem Anglückstage den Spielen im Amphitheater bei, als plötzlich der Bergkrater Flammen spie und alles Leben unter Lava und Asche begrub. Nach fast siebzehn Jahrhunderten wurde Pompeji durch Zufall wieder entdeckt, und heute ist ein großer Teil der Stadt fast unversehrt wieder bloßgelegt. So kann man heute noch durch die schmalen Straßen wandern, in die niedrigen Läufer eintreten und sich an den schönen Wandmalereien auf rotem Grunbe erfreuen. Auch Mosaiken in seltener Farbenpracht bergen die Säufer, bereu Einrichtung bis zu den kleinen Sklavenstübchen klar vor unseren Augen liegt. Eine Fülle bebeutfamer Funbe aus dem Ausgrabungsgebiet birgt das Bourbonifche Museum in Neapel.

3. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 29

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Germanen und Römer. 29 Trotz zahlreicher Kämpfe war also weder den Germanen die Gewinnung Galliens noch den Römern die Unterwerfung Germaniens gelungen. Rhein und Donau blieben für die ersten Jahrhunderte die Grenzen, und auf die Zeiten der Kämpfe folgte ein Zeitalter fruchtbarer Verkehrsbeziehungen zwischen den einstigen Gegnern. Immer zahlreicher traten germanische Jünglinge in römische Kriegsdienste; germanische Häuptlinge mit ihren Gefolgschaften wurden insbesondere gern in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen; denn man kannte ihre Tapferkeit und Treue.—And wie anziehend mußte die römische Kultur auf die Natursöhne wirken! Zwar lebte die große Masse des römischen Volkes in Stadt und Land in überaus gedrückter Lage, aber um so unwiderstehlicher zog das Glänzende des Kaiserreiches den Sohn der nordischen Wälder an: die prächtigen Bauten, die schönen und zweckmäßigen Geräte, die Vergnügungen und Genüsse des Lebens. So kehrten zahlreiche Germanen der Leimat dauernd den Rücken und siedelten sich im römischen Reiche an. Andere aber kamen wieder heim und brachten die fremden Sitten und Einrichtungen mit. An die Stelle der Lolzhütte trat nun hier und da das steinerne Laus mit dicken Mauern (murus), mehreren Kammern (camera), Fenstern (fenestra) und Türen (porta, Pforte). Die Lolzschindel und das Strohdach wurden vielfach durch die Ziegel (tegula) verdrängt. In den Gärten gediehen bald aus Italien und Gallien stammende Fruchtsorten, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche (persicum), Kirschen (cerasus) und Pflaumen Dazu wohlschmeckende Gemüsearten, wie Kohl und Spargel. Südliche Reben schmückten Lügel und Flußufer, und zahlreiche Winzer (vinator) kelterten ihre Trauben. Bald kamen von Süden und Westen her die römischen Ländler. Einzeln und in Karawanen drangen sie auf den schmalen Waldwegen in das Innere Germaniens und brachten Tauschwaren mit: römische Münzen mit den Bildnissen der Kaiser, Waffen, Geräte für Feld und Garten und manches Schmuckstück für die germanischen Frauen: Armbänder, Ketten, Spangen und Spiegel. Dafür tauschte man Lörner und Läute der Tiere des Waldes, Gänsefedern, Mohrrüben und anderes ein. Mit den Gegenständen drangen auch die fremden Bezeichnungen ein und leben noch heute als „Lehnwörter" fort. Nicht mit der gleichen Bequemlichkeit konnte der Germane römisches Gebiet betreten. Daran hinderte seit dem Ende des ersten Jahrhunderts der limes („Grenzwall"), auch Ladrianswall genannt, weil Kaiser Ladrian ihn vollendete. Das war eine von Regensburg bis Koblenz reichende, gegen sechzig Meilen lange Befestigung, die von der Donau bis in die Gegend von Schwäbisch-Gmünd aus einer zweieinhalb Meter hohen Bruchsteinmauer und

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 30

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
30 Ii. Germanen und Römer. von dort bis an den Rhein aus einem Erdwall mit Pfahlwerk und Graben bestand *). Zur Verstärkung der Grenzsperre dienten etwa 80 Kastelle mit ständigen Besatzungen. Ein solches Römerkaftell war einst die von Kaiser Wilhelm Ii. in ursprünglicher Gestalt wieder hergestellte „Saalburg" mit ihrem Limesmuseum bei Äomburg im Taunus. Zwischen den Kastellen waren gegen 900 Wachttürme errichtet, die nur so weit voneinander entfernt standen, daß sich die Grenzwächter durch Zeichen miteinander verständigen konnten, wenn Gefahr drohte; auf der den limes entlang laufenden Äeerstraße konnten dann die Besatzungen der Kastelle rasch herbeieilen. Im weiteren Hintergründe aber lagen an Donau und Rhein stark belegte Standlager der Legionen, die durch gute Heerstraßen mit den Grenzkastellen verbunden waren. Eine solche Straße führte über den Großen St. Bernhard nach Zürich und von da über Straßburg nach Augsburg. Um die Standlager errichteten Ländler und Handwerker ihre Zelte, und bald wurden daraus Säufer. Ebenso siedelten sich ausgediente Soldaten sowie Leute aus den benachbarten Landschaften gern unter dem Schutze des Lagers an; das Standlager wandelte sich somit mehr und mehr in eine „Stadt" um. Die rechtwinklig sich schneidenden Lagerwege wurden zu Straßen, und feste Wohnhäuser, Bäder, Wasserleitungen, Altäre, Tempel, Kauf- und Gerichtshallen sowie Amphitheater erhoben sich an Stelle der alten Zeltstadt. Fast zwei Jahrhunderte lang erfüllte der Grenzwall seinen Zweck. Er hielt die Germanen von Einfällen ins römische Reich ab und Zwang sie, seßhaft zu werden. Die durch den Pfahlgraben abgeschnittene Südwestecke Deutschlands aber schlugen die Römer zu ihrem Reiche; man nannte sie „Zehntland", weil die Bevölkerung den zehnten Teil ihrer Einkünfte als Steuer nach Rom entrichten mußte. Rasch hielt hier die römische Kultur ihren Einzug. Obstgärten, Getreidefelder, Weinberge, Steinbrüche, Bäder (wie Wiesbaden, Baden-Baden, Badenweiler), Straßen gaben dem Lande bald römisches Gepräge. Der freie Germane aber durfte das Zehntland nur bei Tage betreten, auch mußte er, bevor ihn der Posten durch die Grenzsperre ließ, seine Waffen abliefern und für mitgeführte Waren Zoll bezahlen; außerdem mußte ein Legionsfoldat den Fremden begleiten. Wohl gab es an der weiten Grenze bisweilen Plänkeleien, aber die Schranke wurde nirgends ernstlich durchbrochen. J) Die Römer nannten das Ganze limes, d. H. Grenze, auch palus oder vallum. Daraus machten die Germanen „Pfahlgraben" oder „Wallgraben". Die Bezeichnungen „Pfahl" und „Wall" haben sie in der Folgezeit vielfach zur Bildung ihrer Ortsnamen verwandt (Pfahlheim, Pfahlbronn, Wall-Haufen), die erhalten blieben, während der limes selber zerfiel.

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 8

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Das kaiserliche Rom. torenkämpfe und Tierhetzen. Der größte römische Bau dieser Art, den das Volk wegen seiner ungeheuren Ausdehnung „Kolosseum" (Coliseo) nannte, hatte 524 Meter Umfang und faßte etwa 80000 Zuschauer. Er zeigt deutlich das besondere Merkmal römischer Baukunst überhaupt: die Verbindung der griechischen Säule mit dem etruskischen Gewölbe. Auch Brücken und Wasserleitungen sind Beispiele dafür. Da man die Druckwasserleitung nicht kannte, sondern die Wassermengen auf meilenlangen, mitunter mehrere Stockwerke hohen Gewölbegängen (Aquädukten) in langsamem Gefälle talabwärts leitete, so machen gerade diese Anlagen den Eindruck des Gewaltigen. Noch heute wird Rom durch seine antiken Wasserleitungen gut versorgt. Weitere wirkungsvolle Bauten, die Roms Macht und Größe versinnbildlichten, waren der „Circus Maximus", der für Wagenrennen bestimmt war, und das „Pantheon", der Tempel aller Götter. Doch den höchsten Prunk entfaltete die Weltstadt in der Errichtung riesenhafter Badeanstalten, der Thermen. Durch diese Anlagen, die das Volk unentgeltlich benutzen durfte, suchten sich die Kaiser beliebt zu machen. In Rom gab es neben drei bis vier Riesenthermen noch eine Anzahl kleinerer; denn man konnte von einer förmlichen Badeleidenschaft sprechen. Die von Diokletian gestiftete Badeanstalt war so groß, „daß das Leipziger Reichsgericht etwa neunmal auf dem Platze aufgestellt werden könnte". Allerdings waren die Thermen zugleich Erholungsplätze, wo man gymnastische Übungen betrieb, Vorträge von Gelehrten und Dichtern hörte oder über die Späße orientalischer Gaukler lachte; auch Theater, Bibliotheken und Kaufhallen fehlten nicht. Später sind die Thermen verfallen. Auch das Äaus des bemittelteren Bürgers ist nicht mehr das einfache Atrium früherer Zeiten, sondern es hat sich zum reichgegliederten Wohnhaus entwickelt. Die weniger wohlhabenden Kreise und das Proletariat mußten allerdings in riesigen Mietskasernen Hausen, die an Ausdehnung kaum denen unserer heutigen Großstädte nachstanden, indessen dürfte man die Wohnlichkeit des antiken Laufes nicht mit der des modernen vergleichen, da der Römer, wie der Südländer noch heute, möglichst im Freien lebte. Daher waren auch im Lause des Vornehmen die Gemächer klein und dunkel. Der Lieblingsaufenthalt der Familie war der mit Gartenanlagen und Standbildern geschmückte Säulenhof. Die kleinen Zimmer waren freilich mit den erlesensten Erzeugnissen einer hochentwickelten kunstgewerblichen Technik ausgestattet, deren gediegene und phantasievolle Formgebung stark auf das kunstgewerbliche Schaffen der Renaissance gewirkt hat und fortwirkt bis heute. Wie geschmackvoll die zierlichen Bade- und Toilettengeräte, die vielfarbigen Gläser und timen, die geschnittenen

6. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 6

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
6 Ii. Unter den Nachfolgern des Augustus. streben, die Lage der Bevölkerung überall persönlich kennen zu lernen, führte ihn auf Reisen in fast alle Provinzen des Reiches, auch nach Germanien. Seine Mußestunden verbrachte er gern in der einige Meilen von Rom entfernt liegenden „Villa des Äadrian", in Tivoli; dazu gehörten Tempel, Theater, Bäder, fallen mit Prachtsälen und kostbaren Kunstwerken, wovon noch ertragreiche Ausgrabungen zeugen. Dort umgab er sich mit Künstlern und Gelehrten. Auch Marc Aurel gehört zu den besten Kaisern. In seinen „Selbstbetrachtungen" erweist er sich als ernster, sittenstrenger Mann von unvergänglichen Gedanken. Die Tugend erschien ihm als höchstes Gut und reinstes Glück, äußere Ehren und Besitztümer wertete er nicht hoch. Er war der „Philosoph auf dem Throne"; man kann ihn zur „stoischen" Schule rechnen. Schon um die Mitte des zweiten Jahrhunderts hatte das Reich einen schweren Ansturm der Germanen auszuhalten. An der unteren Donau und am Mittelrhein mußten zahlreiche Scharen der „blonden Barbaren" in die Grenzprovinzen ausgenommen werden. Sie erhielten Land und Übernahmen dafür den Grenzschutz. Auch die an den Grenzen liegenden Legionen füllten zahlreiche nichtrömische Mietstruppen. In der Land ehrgeiziger Führer wurden diese bunt zusammengewürfelten Äaufen etwa zwei Jahrhunderte lang schlagfertige Werkzeuge zur Ab- und Einsetzung von Kaisern. Daher redet die Geschichte von den „Soldatenkaisern" des dritten Jahrhunderts, die Spielbälle in der Äand der Legionen waren, schnell wechselten und meist ermordet wurden. — In der langen Reihe dieser meistens rohen und prunksüchtigen Kaiser, deren Denkmäler die riesenhaften Thermen sind, kommt Diokletian und Konstantin eine besondere Bedeutung zu. Sie regierten am Ende des dritten und am Anfang des vierten Jahrhunderts und beseitigten endgültig die Überreste republikanischer Formen, die bisher immer noch bestanden hatten. Die unumschränkte Alleinherrschaft mit besoldetem Beamtentum unter völliger Ausschaltung des Senates wurde jetzt auch rechtlich durchgeführt. Nun kam den Kaisern auch gesteigerte religiöse Verehrung zu. Um den Ertrag der allgemeinen Reichssteuer zu erhöhen, hatte man schon seit einiger Zeit allen Freigeborenen das römische Bürgerrecht1) verliehen. So strömten den Kaisern unermeßliche Mittel zu. Sie umgaben sich nach orientalischem Muster mit einem großartigen Äof- J) Freilich waren damit politische Rechte nicht mehr verbunden. Ausgedehntere Flächenstaaten konnten im Altertum nur in der Form von Despotien bestehen, da man eine Ausübung staatsbürgerlicher Rechte durch Vertreter, das Repräsentativsystem, noch nicht kannte.

7. Das Altertum - S. 33

1913 - Münster (Westf.) : Schöningh
33 gischen Meeres bis nach Kreta, das bald zum Mittelpunkt der mykenischen Kultur wurde. Die Aoler besiedelten schon frhzeitig den Norden Kleinasiens (Troja. 6. Schicht.); ihre Kolonisation ging aus von to^^eon dem sprichwrtlich reichen Orchomenos in Botien, einem uralten Handels-Platz und Herrschersitz, mit dem die Sage vom goldenen Vlie und vom Argonautenzug verknpft ist. Die Palste aus dem durch seine insulare Lage geschtzten Kreta, tretet, besonders in Knosos und Phaistos, waren offen und unbefestigt. Es befanden sich darin Wasserleitungen, Badestuben, Sle und ein Gewirr von Gngen (Labyrinth). Breite Treppen vor dem Opferaltar, die vielen Zuschauern die Teilnahme an der Kulthandlung ermglichten, scheinen das Urbild des griechischen Theaterbaues zu sein. Tiryns, Mykene Mykene^ und andere Städte des Festlandes waren dagegen stark befestigte Burgen und ~Lin3n~' wie das Homerische Troja, dessen Mauern 5 m breit sind. Die Unter-bauten waren von mchtigen ,Zyklopischen" Bruchsteinen auf-gefhrt und mit Lehm und kleinen Steinchen ausgefugt, während die Oberbauten aus getrockneten Ziegelsteinen bestanden. Zur Entlastung des Tragbalkens der Tre wurde, wie bei den gyptischen Pyramiden-kammern, ein dreieckiger Raum ausgespart, der hufig mit Skulpturen verziert war (z. B. das Lwentor in Mykene). Aus gypten hatte man auch die auf einem Stein sich erhebende Holzsule. In der Mitte des Hauptsaales befand sich ein runder Herd, der von Sulen umgeben war; diese trugen einen berhhten Teil der Decke, so da das Licht Zutritt hatte wie in den gyptischen Tempeln. In Mykene sind in den Fels gehauene Schachtgrber erhalten mit Totengaben, goldenen Toten-masken. Bechern u. dgl., und ferner groe Kuppelgrber (Schatz-haus des Atreus). Die Totenmasken weisen ebenso wieder auf gypten wie die in den guten Wandmalereien der Palste auftretenden Papyrus-stauden, während Stierleiber mit Menschenantlitz an Assyrien und Babylon erinnern. Auer Baukunst, Malerei und Skulptur blhten Keramik. Weberei, Holzschnitzerei und auch die Metallindustrie; Dolchklingen mit der Darstellung von Lwenjagden und hnliche Dinge beweisen das (vgl. Daidalos). Merkwrdigerweise Haffen die Mykener bereits eine eigene, bis jetzt noch nicht entzifferte Schrift besessen, eine Bilderschrift und eine Linearschrift; anderseits scheinen sie aber die Sitte, aus Ton-tselchen zu schreiben, wiederum dem Orient entlehnt zu haben. Es haben also mannigfache Berhrungen mit dem Morgenlande stattgesunden. Es blieb aber bei der Anregung; das zeigt die durchaus realistische Kunst, wo jede sklavische Nachahmung und jede Erstarrung fehlt. Da die griechische See- und Schiffersprache frei blieb von Ksters-Mller, Lehrbuch der Geschichte des Altertums. 3

8. Das Altertum - S. 185

1913 - Münster (Westf.) : Schöningh
185 tungsgebiete. Das ganze Reich wurde von Agrippa vermessen und kartographirt und die Besteuerung des Grundbesitzes danach vereinheitlicht. Straen und Brcken wurden ausgebessert, berhaupt bewirkte die nach den langwierigen Brgerkriegen um so angenehmer empfundene Friedens-zeit ein Aufblhen der alten Provinzialstdte im Westen und die Ent-"stehimg neuer Städte aus Kolonien und Standlagern. Augsburg (Augusta Vindelicorum), Aosta (Augusta Praetoria) und Saragossa (Caesaraugusta) erinnern noch heute an Augnstus. Auf Kosten der kaiserlichen Kasse wurden an vielen Orten Theater, Wasserleitungen u. a. Bauten hergestellt. Lugdutium (Lyon), Kltort der Gttin Roma und des Gottes Augustus, wurde durch kaiserliche Gunst der Mittelpunkt Galliens, während die Germanen sich beim Altar der Ubier (d. i. ra Ubiorum, das sptere Colonia Agrippinensis oder Kln) versammelten, um dem Augustus zu opsern. Schlimmer war das Land daran, da man sich hierum weniger kmmerte, obgleich die Latifundienwirtschaft auch in die Provinzen vordrang. Die Hauptstadt. Ein gnstiger Zufall hat der Nachwelt eine ansehnliche rmische Provinzialstadt mit Straen- und Bauanlagen, mit zahlreichen Gemlden und Standbildern, Gerten und Inschriften er-halten, so da man sich von dem Aussehe einer Stadt und dem tglichen Leben einen guten Begriff machen kann, wenn man die literarischen Nachrichten noch daneben hlt. Es ist Pompeji, ein Ort von ungefhr 20000 Einwohnern, der bei einem Vesvausbrch im Jahre 79 n. Chr. vllig unter der Asche begraben wurde und heute durch Ausgrabungen wieder ans Licht gekommen ist und noch kommt. An die Millionenstadt Rom mu man naturgem einen entsprechend greren Mastab legen. Augustus hat mit Hilfe feines Schwiegersohnes Agrippa, der ein ebenso guter Baumeister wie Feldherr war, aus der zum Teil recht engen, winkligen Ziegelstadt eine glnzende Marmorstadt gemacht. Er hat 80 ltere Tempel wiederhergestellt, 20 vollendet und 40 neu errichtet. Besonders dem rmischen Forum lie er wie Caesar seine Sorgfalt angedeihen. Seine Nachfolger haben ihn darin zu bertreffen gesucht durch Anlage der prunkvollen sogenannten Kaiserfora. Der be-deuteudste angnstinische Tempel war der Kuppelbau des Pantheons, der noch heute in der Form, die ihm unter Hadrian gegeben wurde, als Kirche und Grabsttte der italienischen Könige besteht. Ferner erhielt durch ihn Rom den Ruhm der am besten mit Wasser versorgten Stadt durch eine groartige Wasserleitung, welche den Privatkufern, wie den zahlreichen Thermen (Bdern) und Brunnen das Wasser reichlich von den benachbarten Bergen zufhrte. Die ganze Stadt war fr den

9. Das Altertum - S. 76

1913 - Münster (Westf.) : Schöningh
76 Wand-u.tafel- Im 5. Jahrhundert aber gab es bereits ebensowohl Wand- wie Miber. Tafelgemlde. Zur Zeit des Kimon und Perikles schmckte Polygnot Polygnot. ^henische Bauten und eine Halle zu Delphi mit seinen farbigen Umrizeichnungen (z. B. Odysfeus in der Unterwelt). Doch vermochte er seinen Gestalten noch kein krperliches Aussehen zu geben; hier mute das farbige Flachbild ergnzend eintreten. Doch noch in demselben Jahr-'Apollodoros. hundert verdiente sich der Athener Apollodryl den Beinamen des Zeuxis und Schattenmalers". Zur selben Zeit verbesserten in Ephesos Zeuxis Parrhasws, P a r r I) jijl die Farbentechnik und brgerten das Tafelbild mehr ein; von der Naturwahrheit ihrer Bilder berichten uns viele, Geschichtchen. f) Athen und athenisches Leben. Buntes und geschftiges Leben herrscht in Piraios. An einer Seite des von zwei Trmen geschtzten Hafens liegen die abgetakelten, hoch-Die Unterstadt, bordigen Kriegsschiffe, die aufs Land gezogen und in eigenen Behltern untergebracht sind. Auf der andern Seite werden die Handelsschiffe ge-lscht oder beladen. Auf der Werft entstehen neue Schiffe. In groen Lagerhusern sind die verschiedensten Waren ausgestapelt, und in der Warenbrse wird vor den ausgestellten Erzeugnissen gefeilscht und ge-handelt. Die von dem milesischen Stdtebaumeister Hippodamos neu erbaute Hafenstadt mit ihren sich rechtwinklig schneidenden Straen und schnen Husern macht einen sauberen Eindruck. . Auf der Strae zwischen den Langen Mauern, die belebt ist von Zwischen den 1 M u 1 . ^ r , Langen Arbeitern im kurzen wollenen Chiton und Kaufleuten, die der das Mauern. ixntergewarti) noch ein malerisch gefaltenes viereckiges Tuch als Obergewand geworfen haben, gelangt man zur winkligen und unregelmigen Oberstadt Athen, die nach dem Persereinfall in groer Eile wieder aufgebaut war. Kimon hatte drauen vor der Stadt inmitten parkartiger Anlagen eine Ringschule oder ein Ghmnasion hergerichtet und den Markt-platz mit Hallen umgeben. Die Wnde derselben waren von Polygnot bemalt, so da eine Halle ausdrcklich Bunte Halle" oder Stoa Poikile genannt wurde; ein Bruder des Pheidias hatte hier die Schlacht bei Marathon dargestellt. Den Hauptschmuck aber erhielt die Die Oberstadt Stadt durch Perikles. der die oberste Leitung der Bauten dem Pheibias u.d.burgstadt.bertrug. Im Sbosteu der Akropolis ober Burgstdt wurde der Grundstein zum Theater gelegt und am Sdwestabhang fr Musikfeste das runde Obeiou angelegt. Von Westen aus gelangte man auf zahl-reichen Stufen zur Akropolis durch das Prunktor der Propylen (vgl. das Brandenburger Tor in Berlin); mit diefem Tor war eine Pinakothek oder Gemldesammlung verbunden. Die Hhe selbst war

10. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 17

1914 - Breslau : Hirt
C. Unser Stadtteil. 17 dehnung und Richtung nach festgelegt, beginnt die Zeichnung der näheren Um- gebung der Schule. Es ist aber unumgänglich notwendig, daß vorher die Schuler auf einen Aussichtspunkt im Weichbilde der Stadt (natürlich gruppenweise), auf eiuen hohen Turm oder das Dach eines Hauses geführt werden, damit sie mehr und mehr die Bedeutung des „Bonobensehens" (Bogelschau) für die kartographische Erkenntnis erfassen (Fig. 6—8). Im Mittelpunkt der Zeichnung steht die Schule, die darzustellende Fläche ist sehr groß, der Maßstab muß wiederum stark verkleinert werden (50 m = 1 cm). Die Zeichnung sei einfach und bei der Borliebe der Kinder für alles Bunte farbig (die Häuserblöcke etwa rot, die Plätze grün usw.). 9. Wind und Wetter auf der Straße. a) Der Frühling zieht ein. Ein Schmuckplatz in der Nähe. Es ist nicht ganz nnrecht zu behaupten, die Großstadtmenschen verlieren in- mitten ihrer Häuserwüste leicht den Zusammenhang mit der Natur. Von dem Herannahen des Frühlings, dem Keimen und Sprießen, dem Singen und Klingen in den Zweigen sehen und hören sie nichts. Damit das Auge aber nicht so ganz freudlos bleibt, haben gerade die Großstädte erstaunlich viel geleistet in der An- läge und Pflege schöner Schmuckplätze und kleiner Parkanlagen innerhalb der Großstadtmauern. Hier soll der Lehrer seine kleine Schar lehren, recht zu beobachten, freudig zu genießen und dankbar anzuerkennen, wie die Großstadt- Verwaltung mit vieler Mühe und bedeutenden Kosten für die Bewohner Sorge trägt. Die Bäume bekommen Knospen und Blättchen, die Ziersträucher sind schon saftig grün und werfen einen leichten Schatten. Weite Grasflächen sind vom Winterstaub befreit und bieten, täglich gebürstet und begossen, ein gar schmuckes Bild. Die Blumenbeete zeigen köstliche Frühlingsblumen iu einer Fülle und Farbenpracht, wie sie nur die Hand eines kunstgeübten Pflegers schaffen und zusammenstellen kann. Die Namen der einheimischen Bäume, Sträucher und Blümchen werden den Kindern genannt, ihre Eigen- art, Schönheit und ihr Wert kurz angegeben. Die Gänge sind mit frischem Kies bestreut, die Bänke frisch gestrichen, der Kinderspielplatz hat einen neuen Sandhaufen. Und goldener Sonnenschein lagert über dem Ganzen, hier kann man nicht anders als gesund, fröhlich und dankbar sein. Doch nicht immer zeigt die Großstadt im Frühling ein so freundliches Bild. b) Es regnet. Bild I. Wirkung des Regens auf der Straße. Dunkle Wolken ziehen herauf. Die ersten großen Tropfen fallen auf den Boden. Schutzsuchend eilen die Menschen davon. Nun rauscht der Regen hernieder. Die Pserde lassen die Ohren hängen, die Vögel flüchten sich unter Dächer und Bäume. Schwer tropft es von den Zweigen, die vorher so belebte Straße ist jetzt fast leer. Halte die Haud auf und achte auf die Kraft der Regentropfen! Das klare Wasser berührt den Boden und spült allen Staub, Sand und Unrat vom Straßenpflaster hinweg. Es sammelt sich am Rande des Fahrdammes, fließt als schmutzige Flüssig- keit in raschem Strom vertieften Stellen (vergittert) zu und wird von Lerche, Heimatkunde für Großstadtschulen. 2
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TM Hauptwörter (200)200

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