30
§. 9. Die Ägypter.
schließt die Glanzperiode Ägyptens, aus der viele der groß-
artigen Bauwerke herrühren, die wir noch bewundern.
Mit der 25. Dynastie erhielten äthiopische Könige
eine Zeit lang die Oberhand in Ägypten und auf diese un-
ruhige Zeit beziehen sich die Weissagungen des Propheten
Iesaias. Während dieser Unruhen erlag endlich die cigent-
l i ch e P r i e st e r h c r r s ch a f t, indem sich aus der, zur Bei-
legung dieser Unruhen gestifteten Dodckarchic oder der
vereinigten Herrschaft von zwölf Königen, einer derselben
Namens Psammetrch, 050 v. Chr. mit Hülfe asiatischer
Griechen zum Alleinherrn machte und eine völlige Krieger-
herrschaft gründete, die jedoch priesterlicher Einfluß
milderte, welchem, nach wie vor, das Leben von der Ge-
burt bis zum Grabe hingegeben war.
Pfammctichs Verbindung mit den Ausländern aber, denen
er einen Theil des Landes und Handels überließ, machte
rhn bei den Priestern so verhaßt, daß nach einer mißglück-
ten Empörung 240,000 Ägypter nach Nubien aus-
wand erten. Seitdem sank Ägyptens Macht und die Ver-
suche seiner Despoten, sich durch Eroberung im Ausland zu
stärken, glückten nur vorübergehend. (S. w. u. §. 26.)
Was von dem altägyptischen Wesen unmittelbar auf
uns gekommen ist, sind nur Papfrusrollen und Bau-
denkmale in i t ihren Bildwerken und I n s ch r i f-
t e n. Aus beiden Arten von Urkunden geht hervor, daß die
Ägypter eine dreifache Schreibweise hatten, nämlich 1. die
hieroglyphische oder volle Bilderschrift, 2. die hiera-
tische oder abgekürzte Bilderschrift, 3. die d emo tische
oder gewöhnliche bürgerliche Schrift. Die beiden ersten waren
heilig und finden sich an Ruinen von Tempeln und Palästen,
auf Obelisken, so wie in Pyramiden und auf unterirdischen
Monumenten; die letzte Schrift kommt in Papyrusrollen
vor. (In Entzifferung der Hieroglyphen hat man in unfern
Zeiten mehrere glückliche Versuche gemacht und gefunden, daß
einige aus imitativen d. i. die Dinge durch Abbildung
nachahmenden, — andere aus symbolischen d. i. die Be-
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§. 58. Der zweite Bürgerkrieg. 151
gab, — worauf Pompejus Asien nach Gutdünken ordnete
und
63 das Königreich Pontuö, so wie fast das ganze Kö-
nigreich Syrien zu römischen Provinzen, das
Königreich Judäa aber zinspflichtig machte. —
(Die Thronstreitigkeit der Maccabäer ss. §. 47 a. (£.] schlich-
tete er in der Art, daß er dem H y r k a n Ii die Regierung
gab und dessen Bruder gefangen mit sich nahm. Nach der
Einnahme Jerusalems besuchte er den Tempel und betrat,
„ zum Verdrusse der Juden, auch das Allerheiligste, ließ aber
die Tempelschätze unangetastet.) Mit dem Ruhm erstaunens-
würdiger Thaten und eben so großer Mäßigung kehrte Pom-
pejus nach Rom zurück, wo er den reichsten und glänzendsten
Triumph hielt, den Rom jemals gesehen hatte.
Unterdessen war Rom selbst in der größten Gefahr ge-
schwebt. Durch die vorangegangenen Unruhen hatte sich in
der Stadt Rom eine solche Masse feiler, zu allem Schlechten
fähiger Menschen angesammelt, und selbst viele Vornehme
waren in ihren Vermögensumständen so hernntergekommen,
daß es dem Catilina, einem tief in Schulden sowohl, als
in Lastern steckenden Manne vornehmer Abkunft, leicht ward,
eine Verschwörung anzuzetteln, die anfangs blos die
Ermordung der Consuln, zuletzt aber nichts Geringeres be-
zweckte , als ganz Rom in Brand zu stecken, den Senat zu
ermorden und die Verfassung umzustoßen. Nur der Wach-
samkeit, dem Muthe und der B er cd t sam k eit Cicero's,
der damals gerade Consul war, hatte Rom zur rechten Zeit
noch seine Rettung zu danken: mehrere Verschworene wur-
den mit dem Tode gestraft, Catilina aber kam in einem
Treffen um.
Unter den Mitverschworenen des Catilina waren anfangs
auch Crassus und Casus Julius Cäsar gewesen: sie
waren aber bdide bald wieder zurückgetretem. Dieser Cäsar
nun war es jetzt, der, getrieben von großem Ehrgeiz, aber
auch unterstützt durch außerordentliches Talent, mit umfas-
senderen Mitteln darauf ausgieug, die Macht des Senats zu
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$. 87. Entdeckungen und Erfindungen. 239
folgende Entdeckung der Insel Guanahani (San Salvador)
und bald darauf die der Insel Cuba und Hapti (St. Do-
mingo) noch in demselben Jahre
1l92 den Anfang zur Entdeckung Amerikas machte.
Auf seiner zweiten Fahrt entdeckte Colombo noch
mehrere westindische Inseln und auf der dritten Fahrt
das F e st l a n d von Südamerika (bis zur Mündung des
Orinoko.) Aber von seinen Feinden am spanischen Hofe
verläumdet, mußte er in Ketten nach Spanien zurückkehren,
während Andere die Früchte seiner Mühe genossen, und ihre
Habgier über die Bewohner der entdeckten Inseln den här-
testen Druck ausübte.
Nach seiner Rechtfertigung gestattete man ihm noch eine
vierte Fahrt, auf der er 1502 Guatemala entdeckte,
worauf er, nach vergeblicher Aufsuchung einerdurchfahrt
nach O st i n d i e n und nach vielfachen Unglücksfällen, nach
Spanien zurückkehrte und im Kummer über den erlittenen
Undank 1506 starb. Wurde doch nicht einmal der neue
Welttheil nach dem Namen dieses seines, durch ausdauernde
Thätigkeit, eben so wie durch Seelengröße ausgezeichneten
Entdeckers benannt, sondern nach dem Florentiner Ame-
rigo Vespucci, der ihn bloß zum erstenmal näher be-
schrieb !
Habsucht und Unternehmungsgeist trieb nun viele Aben-
theurer nach der „neuen W e l t", von der man nach
und nach auch die übrigen Theile kennen lernte. So entdeckte
Balboa die Landenge Darien; Ferdinand Cortez
1519 Mexico, das er als einen reichen, cultivirten und
mächtigen Staat vorfand und mit Gewalt der Waffen
unter die spanische Herrschaft brachte; Franz Pizarra
1529 das gleichfalls schon cultivirte Goldland Peru, das
er nach zwei Jahren durch Grausamkeit und List unterjochte.
Spanische Herrschaft breitete sich in Mittel- und Südame-
rika immer weiter aus und zog unermeßliche Schätze an
Gold und Diamanten aus diesem Lande, ohne ihm etwas
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Extrahierte Personennamen: Colombo Ferdinand_Cortez Ferdinand Franz_Pizarra Franz
Extrahierte Ortsnamen: Cuba Amerikas Spanien Guatemala Spanien Peru
$. 9. Die Ägypter.
33
Grundlage hatte, wie der äthiopische, und mit diesem
auf den indischen Ursprung zurückdeutet, so artete doch
die Religion des Ägypters vorwiegend Ln den häßlichsten
Thierdienst aus. Das kam daher, weil das gemeine
Volk die in der indischen Mythologie gebotene Heilig hal-
t u n g gewisser, den Göttern und Helden zu Begleitern
beigegebenen Thiere um so leichter bis zur Vergötter-
ung steigerte, je ärmer Ägypten an vielen Thierarten über-
haupt ist.
Daß es in der Regel die Thiere des indischen
C u l t u s waren, auf die der Ägypter seine Verehrung be-
zog, beweist der Umstand, daß man Thiere, die theits in
Ägypten gar nickt vorkamen, (wie der Löwe, der Bär),
theils nur nach Ägypten eingebracht waren (wie der Sper-
der , der Affe, der I b i s: denn der Mumien-Ibis ist ver-
schieden von dem in Ägypten einheimischen), theils in In-
dien zur Gestirnsymbolik gehörten, (wie der Stier, der
Widder), theils in Indien als Hausthiere unverletzlich wa-
ren (wie die 'Katze, der Ichneumon) göttlich verehrte.
Auch die Verehrung des Krokodils stammt aus Indien,
wo es dem göttlichen Todtenrichter beigegeben war.
Nicht alle diese Thiere wurden in jedem Tempeldistricte
verehrt; nur dem Stiere, als dem Sinnbild der befruch-
tenden Kraft der Sonne, wurde unter dem Namen Apis
die höchste und allgemeinste Verehrung gewidmet.
Auch in der h ö h e r n, mehr den Priestern bekannten
ägyptischen Götter lehre zeigt sich der äthiopisch-in-
dische Ursprung, wie schon aus der Verehrung der Götter
P h t h a (-Brahman), K n e p h (-Wischnu) und Osiris
(-Siwa), so wie dessen Gattin Isis (-Kali) zu erkennen ist.
Der Glaube an die Fortdauer der S e e l e n a ch
dem Tode im Todtenreiche, welchem S e r a p i s Vorstand,
war bei den Ägyptern vorzugsweise an die Erhaltung des
Leichnam's geknüpft. Über jeden Gestorbenen wurde ein,
von den Priestern geleitetes Todtengericht gehalten.
Fanhen sich gegründete Anklagen wider seinen sittlich-religiö-
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<i. 20. Saul's Regierung.
' 55
auf d i e t h e o k r a t i s ch e V e r f a s s u n g v e r p f l i ch t e t.
Samuel selbst hatte in derselben Volksversammlung zuvor
sein Richteramt niedergelegt und vom Volke das feierliche
Zeugniß uneigennütziger Verwaltung erhalten.
Anfangs regiert Saul verfassungsmäßig; allmählig aber
weicht er vom theokratischen Gesetz und v erfüllt in welt-
lich-selb stsüch-tige Politik, und als er zuletzt das
Gebot der Vernichtung der Amalekiter und ihrer Habe nur
unvollständig und eigennützig vollzieht, und sich mit Unwahr-
heit zu entschuldigen sucht, erhält Samuel vom Herrn den
Auftrag, ihm die Verwerfung anzukündigen, und den jungen^
David, den Sohn Isai's, aus Bethlehem vom Stamme
Juda, einstweilen im Stillen zum König von Israel zu salben.
Von Stund an wich von Saul der Geist des Herrn und
machte einem finstern Geiste Platz. Dieser Umstand veranlaßte
David's Berufung an den Hof, um durch sein Saitenspiel
dem Könige Saul Ruhe zu schaffen.
Der nun ausbrechende Krieg mit den Philistern
giebt dem David Gelegenheit, sich um ganz Israel verdient
zu machen, indem er um der Ehre seines Gottes willen den
Kampf mit dem höhnenden Riesenphilister übernimmt, für dessen
glücklichen Ausgang ihin eine Heerführerstelle und Jona-
than' s Freundschaft zu Theit wird.
David's Siege über d i e P h i l i st e r erregen die
Eifersucht Saul's, der nun auf sein Verderben sinnt und ihm
zuletzt, trotz Ionathan's Verwendung, offen init dem Tode droht.
David muß fliehen, und von nun an beginnt für ihn eine
lange Trübsalszeit der Verfolgung und Bedrängniß durch
Saul und seine Heere. Im Gefolge einer kleinen Schaar an-
derer Bedrängten, die sich um David gesammelt hatte, sucht
und findet er in Wüsten und Einöden, in Höhlen und Berg-
vesten Schutz und Bergung, und entgeht oft nur durch ein
Wunder der Gefangenschaft. Zweimal lag es sogar in seiner
Hand, sich seines Verfolgers für immer zu entledigen; aber
er widerstand in seiner Gottesfurcht der Versuchung, so daß
selbst Saul seine Gerechtigkeit anerkennen mußte.
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Extrahierte Personennamen: Samuel Samuel Samuel David David David_Gelegenheit David David David David David
Extrahierte Ortsnamen: Bethlehem Juda Israel Israel
114 §. 44, Alexanders Zug nach Indien.
hinab, an dessen Ufern er verschiedene Gränzfestungen
anlegte.
Indeß darnach die Flotte den Seeweg vom Indus nach
der Euphratmündung nahm, zog Alexander mit dem
Land Heere unter unsäglichen Mühen, Entbehrungen und
Verlusten durch die schauerliche Wüste Gedrosien's (Be-
ludschistan's) nach Persien zurück, wo unterdessen seine Statt-
halter und Beamte in dem Glauben, Alexander werde nie
wiederkehren, unerhörte Bedrückungen ausgeübt hatten.
Nachdem er die Schuldigen auf's strengste bestraft hatte,
verfolgte er den Plan, die Perser zu gräcisiren oder vielmehr
die Perser und Griechen zu Einem Volke zu
verschmelzen, auf das Beharrlichste, ohne sich an die
Unzufriedenheit der Seinigen zu kehren. Seine Macedonier
ließ er Perserinnen heirathen, indem er mit seinem Beispiele
durch die Verbindung mit einer Tochter des Darms voraus-
gieng, und Perser ließ er mit gleichen Ehren in die make-
donischen Kriegerreihen eintreten. Er selbst hatte, um sich die
Geneigtheit seiner neuen Unterthanen noch mehr zu versichern,
fast ganz morgenläudische Lebensweise angenommen, und
führte, dieser gemäß, auf Kosten seiner Gesundheit und Sitt-
lichkeit ein so schwelgerisches Leben, daß er sogar einst bei
einem Festmahle im Rausche einen seiner Freunde, den Kli-
t u s, mit eigener Hand tödtete, was er dann sogleich auf's
bitterste bereute.
Eben war ihm auch sein vertrautester Freund Hephä-
stion an den Folgen der Unmäßigkeit gestorben, als Alex-
ander selbst, mitten in den Vorbereitungen auf einen Feld-
zug zur Unterjochung Arabiens, in Folge seiner Ungeheuern
geistigen Anstrengungen, nicht minder aber auch seiner sinn-
lichen Ausschweifungen, in eine Fieberkrankheit verfiel und
323 im Juli zu Babylon starb, ohne über die Nachfolge
eine Bestimmung getroffen zu haben: denn auf die Frage,
wem er die Regierung des Reiches bestimme, antwortete er
sterbend: „dem Tüchtigsten!"
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander
148
§. 57. Der erste Bürgerkrieg.
nicht anders zu helfen wußten, als daß sie den kriegser-
fahrnen Marius, der eben vom jugurthinischen Kriege zu-
rückkehrte, während der Dauer des Krieges gegen die Ger-
manen viermal hintereinander zum Cónsul wählten.
Seiner Bemühung gelang es auch, ein neues Heer zu
schaffen und an strengere Kriegszuchd zu gewöhnen, hierauf,
als die Germanen auf verschiedenen Wegen in Italien ein-
brechen wollten, zuerst
102 die Teutonen bei Aquä Sertiä (an der Rhone),
so wie
101 die Cimbern auf der raudischen Ebene bei Ver-
cellä gänzlich zu vernichten.
Hierauf erlangte Marius durch die Verbindung mit ganz
verworfenen Menschen seiner Partei zum sechstenmal das
, Eonsulat, mußte aber selber ihren verbrecherischen Aus-
schweifungen entgegen treten, so daß ihrer eine Menge im
Kampfe erschlagen wurden.
2. Der erste Bürgerkrieg.
§. 57. Aiese Unruhen waren die Vorboten zu noch größeren,
die in verheerenden Bürgerkriegen den Untergang der
Republik herbeiführten. Indem sich die Hoffnung des Volks
an den Namen des Marius heftete, fühlte sich von nun an
Sulla, der bisher in den Kriegen sich neben Marius be-
sonders ausgezeichnet hatte, durch Geburt und Bildung
berufen, die Partei der Vornehmen zu vertreten: und so
waren beide Männer um so mehr natürliche Feinde, als
sie beide von gleicher Ehrsucht getrieben wurden.
Ehe aber noch beide Parteien aneinander geriethen,
brach
So—88 der Bundesgenossenkrieg aus, d. i. der Krieg, den
die Bewohner Italiens, die man Bundesgenossen nannte,
um das volle römische Bürgerrecht, das sie bisher vergebens
verlangt hatten, mit Rom führten. Sie waren anfangs
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Sulla Sulla Marius Marius
§. 92. Die Religionskriege in Frankreich. 265
einen Schuß zu tödten, fehlschlug, so beredeten die Mord-
süchtigen den über diese That erzürnten König durch alle
Vorstellungskünste zur Einwilligung in die Vernichtung der
Hugenotten, und so wurde
1872 in der Bartholomäusnacht (24. Aug.) C o l i g n y mit
2000 Protestanten in Paris, und in den nächsten Ta-
gen bei 50,000 derselben im übrigen Frankreich
ermordet, Heinrich von Navarra aber zur katholischen
Messe gezwungen. Die Übriggebliebenen leisteten aber ver-
zweifelten Widerstand, ganz besonders die Stadt Rochelle,
welche sich so heldenmüthig vertheidigte, daß man ihr 1573
einen Vergleich gewähren mußte.
Durch den fünften Krieg erlangten jedoch die Prote-
stanten , zu denen sich Heinrich von Navarra glücklich wieder
gefunden hatte, von Karls Ix Nachfolger, Heinrich Iii,
abermals unbeschränkte Religionsfreiheit außerhalb Paris
mit acht Sicherheitsstädten, und behaupteten dieselbe auch
im sechsten und siebenten Kriege.
Deßhalb stiftete nun der ehrgeizige Herzog Heinrich
von Guise gegen den König selbst eine Ligue und un-
tergrub durch seine kühnen Ränke die Macht desselben so
sehr, daß dieser von Jedermann verachtet und für verloren
gehalten wurde. Endlich da Guise immer rücksichtsloser vor-
schritt , und der König für seine Krone, ja für Freiheit und
Leben fürchtete, so ließ er während der Reichsversammlung
zu Blois sowohl den Herzog, als auch dessen Bruder, den
Kardinal Guise, ermorden. Diese mit aller Kunst der Heuche-
lei verübte That brachte die Anhänger der Ligue zu bluti-
gem Aufstande, in welchem kein Recht geachtet wurde und
überall Gewalt und Rachgier herrschte. Heinrich Iii ver-
mochte die Ordnung nicht herzustellen, und weil weder die
Ligue, noch der Papst (Sirtus V) auf seine Vorschläge
eingiengen, so sah er sich gezwungen, sich mit Heinrich von
Navarra zu verbünden und den Hugenotten freie Neligions-
übung zu gestatten. Schon hatte der König einen Vor-
theil über die Liguisten gewonnen, als er von einem jungen
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich_von_Navarra Heinrich Karls Heinrich_Iii Heinrich Heinrich
von_Guise Heinrich Jedermann Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_von
Navarra Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Karls Paris
320 §. 107. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien.
Diese ließ sich aber nur durch Kriege und Eroberungen
behaupten. Nachdem die Compagnie auch den König von
Oude zur Abtretung der Provinz Benñres gebracht hatte
und bereits Beherrscherin von 30 Mill. Menschen war, be-
gann sie einen Krieg mit dem eben so tapfern als klugen
Hyder Ali, dem Sultan vonmpsore, mußte aber,
ohne etwas auszurichten, bald Frieden schließen. Hierauf
benützte sie die Uneinigkeit der Mahrattenstaaten und
begann 1774 mit denselben eine Reihe ungerechter Kriege.
Zwar hatten die Franzosen gleich anfangs den Hyder
Ali zur Unterstützung der Mahratten vermocht, aber die
Engländer hielten die Verbündeten auseinander, und als
es 1782 zu einem Frieden mit den Mahratten kam, starb
Hyder Ali, und sein Sohn Tippo Sahib ließ sich zwei
Jahre darauf zum Frieden bewegen. Dadurch wurde die
englische Herrschaft in Indien gerettet, wiewohl die großen
Kriegsanstrengungen den Ungeheuern Geldgewinn, den die
Compagnie aus dem Besitze dieses Landes zog, meist ver-
schlungen hatten.
In einem neuen Kriege, der 1790 zwischen Tippo
Sahib und den Engländern ausbrach, mußte derselbe die
Hälfte seines Reiches abtreten, und während ein Mahratten-
staat nach dem andern eine Beute der Engländer wurde, ver-
lor in einem neuen blutigen Kriege mit ihnen
1788 der unglückliche Tippo Sahib vollends Thron und
Leben. jdte Engländer bekamen mit der Eroberung seiner
Hauptstadt Seringapatnam ungeheure Reichthümer in
die Hände, und vereinigten nun den größten Theil dieses
Reichs mit ihrem Gebiete.
Nachdem sie während der französischen -Revolution auch
die vielen ehemaligen Besitzungen der Franzosen und Holländer
in Asien erobert hatten, waren nur noch einzelne Staaten
der Mahratten übrig, die 1803 auch noch den letzten
Rest des durch dieselben gestürzten Mogulreiches besaßen.
Durch die endliche, im Jahr 1817 erfolgte Unterwerfung
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
336
Blick über die neuesten Ereignisse
Kaum schienen diese verschiedenartigen Bewegungen be-
wältigt und die europäischen Angelegenheiten wieder geordnet
zu seyn, als in Frankreich Karls X und seiner Minister
unbesonnene Verletzung der Charte
1830 diejulirevolution und durch sie wie mit Einem Schlage
auch in andern Ländern den Geist gewaltsamer Umwälzungen
abermals entfesselte. Die Vertreibung Karls und seiner
Familie und die Erhebung der Familie Orleans auf den
Thron von Frankreich; — der Ausbruch der Revolution
in Belgien, die Lostrennung desselben von den Nieder-
landen und seine Verwandlung in ein neutrales Königreich;
die blutige Revolutionin Polen, deren Unterdrückung,
und Polens Einverleibung mit Rußland; — die Aufstände
in Modena, Parma und im Kirchenstaate; —die
Unruhen in Sachsen, Hessen-Cassel, Hannover,
Braunschweig und in der Schweiz, so wie die fast
überall daraus hervorgegangenen Veränderungen (theils in
den Regierungen, theils in den Verfassungen dieser Länder)
bewiesen, daß das rechte Wort noch nicht ganz gefunden war,
welches jenen Geist der Unruhe zu beschwören und die volle
Einigung sich widerstrebender und vvn Natur doch zusammen-
gehöriger Elemente zu befestigen im Stande ist.
Doch gewann seitdem die Einsicht immer mehr die Ober-
hand , daß zum wahren Glücke der Staaten vor Allem die
ruhige gewaltlose Entwickelung der inneren
Kräfte gehört, diese aber nur durch die Einigkeit der Re-
gierenden und Regierten bedingt ist. Am klarsten ist diese Ein-
sicht in Deutschland verbreitet, und nie seit Arm in's
Tagen sah Deutschland seine Fürsten und Völker
einiger und inniger untereinander verbunden
als jetzt, so daß, wenn es in dieser Einigkeit verharrt und
die angemessenen Bürgschaften derselben vollends erringt,
alsdann an der Wiederherstellung seiner ehemaligen Größe,
und zwar in geläuterter, verklärter Weise, nicht zu zweifeln
seyn dürfte. Denn gewiß ist die Aufgabe, Europa inner-
lich zu ordnen und in diesem Welttheile die ewigen Gesetze
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich_Karls Karls Frankreich Belgien Polen Polens Modena Parma Sachsen Hessen-Cassel Hannover Braunschweig Schweiz Deutschland Deutschland Europa