219
Kirchhofe des Ortes, wo sie gesonnen waren, Gericht zu halten. Mit
Anbruch des Tages verkündete dann das Läuten aller Glocken den er-
schrockenen Einwohnern die Ankunft ihrer furchtbaren Gäste. Alles,
Groß und Klein, mußte sich hinaus ins freie Feld begeben und sich
in einem großen Kreis niederlassen. Der Freigraf saß mit seinen
Schöppen in der Mitte, und vor ihm lagen neue Stricke und ein
Degen oder Dolch.
Befand sich nun einer im Kreise, der im Rufe eines Mordes oder
Diebstahls, oder eines andern von den schon genannten Verbrechen stand,
so trat ein Schöppe zu ihm hin und sagte ihm ins Ohr: Freund, es
ist anderswo eben so gut Brod essen, wie hier. Das hieß: Hast du
kein gutes Gewissen, so stehe auf und gehe, so lange es noch Zeit ist.
Der Mensch konnte nun, wenn er sich schuldig fühlte, ungehindert
in die weite Welt gehen, aber sein Vermögen mußte zurückbleiben
Berührte der Schöppe einen zum dritten Male mit seinem Stabe, so
war dies ein Zeichen, daß er des Verbrechens nicht nur verdächtig, son-
dern ganz überwiesen sei. Er wurde dann gebunden und ohne weitere
Umstände an den nächsten Baum aufgeknüpft.
So empfing nun freilich gar mancher Bösewicht, der durch Bestechung
oder durch die Verwendung feiner Freunde den Händen der Gerechtig-
keit entgangen zu fein glaubte, durch das unbestechliche heimliche Ge-
richt doch den verdienten Lohn; es ist aber leicht einzusehen, wie viele
schuldlose Menschen auch aus Feindschaft, Rache, Bosheit von gewissen-
losen Feinden angegeben und ein Opfer ihrer Tücke wurden. Manche
Unglückliche wurden kurzweg zum Tode verurtheilt, und erst nachdem
sie aufgeknüpft waren, nahm man sich Zeit, zu untersuchen, ob sie es
verdient hatten. Allgemein wünschte man daher die Aufhebung dieser
Gerichte; sie erhielten sich aber doch durch das ganze Mittelalter bil
zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Im vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderte waren sie am furchtbarsten.
24. Erfindung des Schießpulvers und der
Buchdruckerkunfi.
(1350 -1440.)
Zwar soll in Deutschland schon im 12. Jahrhundert das Pulver
zur Sprengung des Gesteins im Harz gebraucht worden sein. Damit
war es aber noch nicht für den Krieg erfunden und also eigentlich auch
kein Schießpulver zu nennen. Als solches findet es sich um die
Mitte des 14. Jahrhunderts, und man schreibt die Erfindung desselben
einem deutschen Klosterbruder, Berthold Schwarz, zu Freiburg in
Baden zu. Dieser pflegte in seinen Mußestunden verschiedene Versuche
in der Naturforfchung zu machen. Einmal stampfte er Schwefel,
Salpeter und.kohlen in einem Mörser und legte einen Stein dar-
auf, der die Öffnung des Mörsers nicht ganz verschloß. Als er zu
irgend einem Zwecke Licht anschlug, fiel ein Funke in das Gemenge des
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
32
§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
Helm und waren mit einem kurzen Seitengewehr, zwei Pistolen und einer
langen Pike oder mit einer Muskete bewaffnet. Sie führten ein freies,
ungebundenes Leben. Jetzt entschied in der Schlacht nicht mehr die Tapfer-
keit allein, sondern vor allem die Zahl der Feuerwaffen und der Schlachtenplan.
4. Die Buchdruckerkunst. Früher hatte man bloß geschriebene
Bücher. Das Abschreiben besorgten meist die Mönche; doch waren solche
Bücher meist sehr teuer, eine Bibel kostete etwa 1000 Mark. Später schnitt
man Heiligenbilder in Holz, bestrich sie mit Farbe und druckte sie ab.
Dann begann man in Holland auch Sprüche in Holz zu schneiden; ja
kleine Bücher wurden ans diese Weise abgedruckt. Aber das Einschneiden
der Buchstaben war sehr schwierig, und die Platten wurden bald unbrauch-
bar. Da erfand Johann Gutenberg aus Mainz die Buchdruckerkunst.
Er schnitt die einzelnen Schriftzeichen auf buchene Stäbchen, setzte diese zu
Wörtern zusammen und druckte sie ab. Er verband sich mit dem reichen
Goldschmied Fu st, der das Geld zur Einrichtung einer Druckerei hergab,
und mit Peter Schösser. Sie erfanden eine Metallmischung, die weder
zu weich noch zu hart war, und aus der man die Lettern (Buchstaben)
goß. Das erste gedruckte Buch war die Bibel, die nur den zehnten Teil
einer geschriebenen kostete und 1456 erschien. — Gutenberg wurde von
seinen Genossen aus dem Geschäfte gestoßen. Er starb bald darauf in Armut.
— Die anfangs geheim gehaltene Kunst wurde allgemein bekannt, als Mainz
während eines Krieges erobert wurde, die Druckerei abbrannte und die Ge-
sellen sich zerstreuten. — Jetzt konnte auch der Ärmere Bsicher kaufen und
aus ihnen Belehrung über weltliche und geistliche Angelegenheiten schöpfen.
Auch zur Ausbreitung der Reformation erwies sich die Buchdrnckcrkunst als
ein sehr geeignetes Mittel, denn durch den Druck fand Luthers Lehre eine
schnelle und allgemeine Verbreitung.— Gutenberg wird mit Recht zu den
größten Wohltätern der Menschheit gezählt, und sein Andenken hat man
durch ein schönes Denkmal in Mainz verherrlicht.
Auch noch durch andere Erfindungen zeichnet sich jene Zeit aus, so die
der Taschenuhren von Peter Hele in Nürnberg und die des Spinnrades.
B. Entdeckungen. 1. Seeweg nach Ostindien. Bis zum Ende
des fünfzehnten Jahrhunderts kannte man von der bewohnten Erde nur
Asien, Europa und den nördlichen Teil Afrikas. Dem Bestreben, die kost-
baren Waren des Wunderlandes Indien auf dem bequemeren Seewege zu
erlangen, verdanken wir die großen Entdeckungen, die unsere Kenntnis von
der Erde berichtigten und den Handel vollständig umgestalteten. Jene ge-
schätzten Produkte Indiens wurden bis dahin durch Karawanen nach den
asiatischen Küsten des Mittelmeeres gebracht und von hier nach Genua und
Venedig geholt. — Die Portugiesen unternahmen, angeregt durch ihren
Prinzen, Heinrich den Seefahrer, kühne Fahrten, auf denen der Kompaß
als Führer diente, und entdeckten die Azoren, die Kanarischen Inseln und
das Kap der guten Hoffnung. Vasco da Gama fand 1498 den Seeweg
nach Ostindien. Hier gründeten die Portugiesen Niederlassungen und ge-
langten durch Handel zu Reichtum und Macht.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Peter_Schösser Gutenberg Gutenberg Peter_Hele Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Holland Mainz Mainz Mainz Nürnberg Ostindien Asien Europa Afrikas Indien Indiens Genua Venedig Ostindien
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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8 20. Erfindungen und Entdeckungen.
31
und beim Volke beliebt zu machen. Seine Liebe zu Turnieren und zu ge-
fahrvollen Jagden, bei denen er oft in Lebensgefahr geriet, brachten ihm
den Namen „der letzte Ritter" ein. (Martinswand.) — In seinen
kriegerischen Unternehmungen hatte er wenig Glück. — Glücklicher war
er in der Vergrößerung seiner Hausmacht. Er heiratete Maria von Bur-
gund, durch die er die Niederlande wieder zum Reiche brachte. Sein Sohn
wurde durch Heirat der Erbe von Spanien, dessen erster König aus habs-
burgischem Geschlechte, Karl V., Maximilians Enkel, war.
3. Seine Regierung hat dem Reiche manche wohltätige Einrichtung
gebracht. So gebot er einen ewigen Landfrieden. Acht und Bann
sollte den Verächter desselben treffen. Um den Frieden erfolgreich zu
sichern, wurde das Reich in zehn Kreise geteilt. An der Spitze eines jeden
Kreises stand ein Kreisoberster, der in seinem Gebiet für die Ordnung
sorgte. Zur Schlichtung von Rechtshändeln ward das Reichskammer-
gericht begründet, vor dem auch die Streitigkeiten unter Fürsten beigelegt
werden sollten. — Auch die erste Post hat Maximilian eingerichtet; sie
verband Wien und Brüssel. — In der letzten Zeit des Kaisers begann
die Reformation und damit eine neue Zeit, deren Hereinbrechen auf allen
Lebensgebieten Jahrzehnte hindurch vorbereitet war, namentlich durch Er-
findungen und Entdeckungen.
8 20. Erfindungen und Entdeckungen.
A. Erfindungen. 1. Kompaß. Die Alten mußten bei ihren
Seefahrten an den Küsten entlang fahren, weil sie sich auf dem offenen
Meere verirrt hätten. Als aber um 1300 ein Italiener die Magnetnadel
im Kompaß für die Schiffahrt nutzbar machte, durfte man es wagen, in
die weiten Weltmeere hinauszusteuern.
2. Schießpulver. Den Chinesen, Indern und Arabern soll es schon
sehr frühe bekannt gewesen sein. Gewöhnlich nennt man als Erfinder den
Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg im Breisgau. Bald verwandte
man das Pulver bei Kriegswerkzeugen. Diese hatten anfangs mörserühnliche
Gestalt (daher ihr Name); später machte man die Rohre länger und erhielt
die Kanonen. Auch kleinere Feuerwaffen, die ein Mann tragen konnte,
stellte man her. Diese Gewehre wurden mit der Lunte losgebrannt, bis man
in Nürnberg für die kleinen Feuerwaffen das Feuerschloß erfand, durch
welches ein Feuerstein (Flint) an einem stählernen Schloßteile Funken
schlug (Flinten). Ein Preuße, Drehse, erfand in unserm Jahrhundert die
Hinterlader, bei denen die Zündnadel die Entzündung des Pulvers bewirkt.
— Jetzt wird zu Kriegszwecken rauchschwaches Pulver benutzt, seine Zu-
sammensetzung ist Geheimnis.
3. Wie der Kompaß das Seewesen umgestaltete, so das Pulver das
Kriegswesen. Die Ritter verloren an Bedeutung, da ihnen weder ihre
Rüstungen, noch ihre Burgen Schutz boten. Die Fürsten nahmen sich
Söldner in Dienst, Landsknechte geheißen, die zu Fuß kämpften.
Sie trugen ein ledernes Wams, darüber einen Harnisch und einen eisernen
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Extrahierte Personennamen: Maria_von_Bur- Maria Karl_V. Karl_V. Maximilians Maximilian Maximilian Schießpulver Bertold_Schwarz
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
es leider in jener Zeit, von ihrem altgewohnten Handelsbetriebe zu lassen,
darum schwand auch ihre Macht und Blüte. — Amerika lieferte Tabak,
Vanille, Kakao, die Chinarinde und vor allem die Kartoffel. Die bisher
aus Indien bezogenen Produkte, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle u. s. w.
wurden jetzt auch in Amerika in größter Menge gewonnen. — Die Ein-
gebornen aber wurden von den Einwanderern wie Sklaven behandelt,
mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken
verrichten und starben darum massenhaft dahin. Als Ersatz führte man
den kräftigeren Neger nach Amerika, und so kam es zu dem abscheulichen
Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, auch auf die
Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das
Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte
sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl Iv. mit Recht
genannt wurde: Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater! 5. Welche Bedeutung hat
der Kurverein zu Rense, welche die goldene Bulle? 6. Wie geriet Huß in Streit mit
dem Papste? 7. Welche Aufgaben hatte das Konzil zu Konstanz, und wie löste es dieselben?
8. Zeige, daß im 15. Jahrhundert die Herrlichkeit der alten Kaiserzeit dahin war! 9. Welche
Einrichtungen verdankte das Reich Maximilian I.? 10. Gib Unterschiede zwischen einem
Landsknecht- und einem Ritterheere an! 11. Welche Bedeutung hat die Erfindung der
Buchdruckerkunst? 12. Zähle die wichtigsten Entdeckungen auf und gib deren Folgen an!
§ 21. Die Spaltung in -er abendländischen Kirche.
1. Während zu Ende des 15. Jahrhunderts durch Erfindungen und
Entdeckungen im Erwerbsleben und in der Wissenschaft ein reges Vorwärts-
drängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Ubelstände nicht vorge-
nommen worden. Viele Geistliche und Laien erhofften sehnlichst die endliche
Abstellung der in die Kirche eingedrungenen Mißbräuche und Mißstände.
Da gab Luthers Auftreten den Anstoß zu heftigen Kämpfen auf kirchlichem
Gebiet, die zu einer Spaltung in der abendländischen Kirche führten.
2. Dr. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben
geboren. Sein Vater war ein armer, aber frommer Bergmann und Bauer.
Einige Zeit nach des Sohnes Geburt zog der Vater nach Mansfeld. Ernst
und streng war die Erziehung des Knaben. Da er sich sehr begabt und
fleißig zeigte, so schickte ihn sein Vater auf die lateinische Schule zu Magde-
burg und dann nach Eisenach. Den vollen Unterhalt konnte ihm sein
Vater nicht gewähren, und darum ging der Knabe nach der Sitte jener
Zeit mit anderen armen Schülern vor die Häuser reicher Leute, um durch
den Gesang frommer Lieder Unterstützungen zu erlangen. — Sein Vater
wünschte, daß sein Sohn Martin ein Rechtsgelehrter werde. Darum bezog
derselbe die Universität zu Erfurt. Hier studierte er mit großem Fleiße,
und obgleich er ein fröhlicher Gesell war, begann er doch alle Morgen seine
Arbeit mit herzlichen! Gebete. Rechte Befriedigung fand er aber an dem
Studium der Rechtswissenschaft nicht, dagegen las er eifrig in der Bibel.
— Erschütternde Ereignisse, eigene schwere Krankheit, der plötzliche Tod
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolfs Otto_I. Otto_I. Barbarossa Barbarossa Ludwig_der_Bayer Ludwig Karl_Iv Karl Maximilian_I. Maximilian_I. Martin_Luther Bergmann Ernst Martin
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Indien Amerika Amerika Italien Rudolfs Luthers Eisleben Mansfeld Eisenach Erfurt
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
es leider in jener Zeit, von ihrem altgewohnten Handelsbetriebe zu lassen,
darum schwand auch ihre Macht und Blüte. — Amerika lieferte Tabak,
Vanille, Kakao, die Chinarinde und vor allem die Kartoffel. Die bisher
aus Indien bezogenen Produkte, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle u. s. w.
wurden jetzt auch in Amerika in größter Menge gewonnen. — Die Ein-
gebornen aber wurden von den Einwanderern wie Sklaven behandelt,
mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken
verrichten und starben darum massenhaft dahin. Als Ersatz führte man
den kräftigeren Neger nach Amerika, und so kam es zu dem abscheulichen
Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, auch auf die
Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das
Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte
sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl Iv. mit Recht
genannt wurde: Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater! 5. Welche Bedeutung hat
der Kurverein zu Reuse, welche die goldene Bulle? 6. Wie geriet Huß in Streit mit
dem Papste? 7. Welche Aufgaben hatte das Konzil zu Konstanz, und wie löste es dieselben?
8. Zeige, daß im 15. Jahrhundert die Herrlichkeit der alten Kaiserzeit dahin war! 9. Welche
Einrichtungen verdankte das Reich Maximilian I.? 10. Eib Unterschiede zwischen einem
Landsknecht- und einem Ritterheere an! 11. Welche Bedeutung hat die Erfindung der
Buchdruckerkunst? 12. Zähle die wichtigsten Entdeckungen auf und gib deren Folgen an!
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
1. Während zu Ende des 15. Jahrhunderts durch Erfindungen und
Entdeckungen im Erwerbsleben und in der Wissenschaft ein reges Vorwürts-
drängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Ubelstände nicht vorge-
nommen worden. Viele Geistliche und Laien erhofften sehnlichst die endliche
Abstellung der in die Kirche eingedrungenen Mißbräuche und Mißstände.
Da gab Luthers Auftreten den Anstoß zu heftigen Kämpfen auf kirchlichem
Gebiet, die zu einer Spaltung in der abendländischen Kirche führten.
2. Dr. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben
geboren. Sein Vater war ein armer, aber frommer Bergmann und Bauer.
Einige Zeit nach des Sohnes Geburt zog der Vater nach Mansfeld. Ernst
und streng war die Erziehung des Knaben. Da er sich sehr begabt und
fleißig zeigte, so schickte ihn sein Vater auf die lateinische Schule zu Magde-
burg und dann nach Eisenach. Den vollen Unterhalt konnte ihm sein
Vater nicht gewähren, und darum ging der Knabe nach der Sitte jener
Zeit mit anderen armen Schülern vor die Häuser reicher Leute, um durch
den Gesang frommer Lieder Unterstützungen zu erlangen. — Sein Vater
wünschte, daß sein Sohn Martin ein Rechtsgelehrter werde. Darum bezog
derselbe die Universität zu Erfurt. Hier studierte er mit großem Fleiße,
und obgleich er ein fröhlicher Gesell war, begann er doch alle Morgen seine
Arbeit mit herzlichem Gebete. Rechte Befriedigung fand er aber an dem
Studium der Rechtswissenschaft nicht, dagegen las er eifrig in der Bibel.
— Erschütternde Ereignisse, eigene schwere Krankheit, der plötzliche Tod
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
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und beim Volke beliebt zu machen. Seine Liebe zu Turnieren und zu ge-
fahrvollen Jagden, bei denen er oft in Lebensgefahr geriet, brachten ihm
den Namen „der letzte Ritter" ein. (Martinswand.) — In seinen
kriegerischen Unternehmungen hatte er wenig Glück. — Glücklicher war
er in der Vergrößerung seiner Hausmacht. Er heiratete Maria von Bur-
gund, durch die er die Niederlande wieder zum Reiche brachte. Sein Sohn
wurde durch Heirat der Erbe von Spanien, dessen erster König aus habs-
burgischem Geschlechte, Karl V., Maximilians Enkel, war.
3. Seine Regierung hat dem Reiche manche wohltätige Einrichtung
gebracht. So gebot er einen ewigen Landfrieden. Acht und Bann
sollte den Verächter desselben treffen. Um den Frieden erfolgreich zu
sichern, wurde das Reich in zehn Kreise geteilt. An der Spitze eines jeden
Kreises stand ein Kreisoberster, der in seinem Gebiet für die Ordnung
sorgte. Zur Schlichtung von Rechtshündeln ward das Reichskammer-
gericht begründet, vor dem auch die Streitigkeiten unter Fürsten beigelegt
werden sollten. — Auch die erste Post hat Maximilian eingerichtet; sie
verband Wien und Brüssel. — In der letzten Zeit des Kaisers begann
die Reformation und damit eine neue Zeit, deren Hereinbrechen auf allen
Lebensgebieten Jahrzehnte hindurch vorbereitet war, namentlich durch Er-
ffndungen und Entdeckungen.
8 20. Erfindungen und Entdeckungen.
A. Erfindungen. 1. Kompaß. Die Alten mußten bei ihren
Seefahrten an den Küsten entlang fahren, weil sie sich auf dem offenen
Meere verirrt hätten.^ Als aber um 1300 ein Italiener die Magnetnadel
im Kompaß für die Schiffahrt nutzbar machte, durfte man es wagen, in
die weiten Weltmeere hinauszusteuern.
2. Schießpulver. Den Chinesen, Indern und Arabern soll es schon
sehr frühe bekannt gewesen sein. Gewöhnlich nennt man als Erfinder den
Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg im Breisgan. Bald verwandte
man das Pulver bei Kriegswerkzeugen. Diese hatten anfangs mörserühnliche
Gestalt (daher ihr Name); später machte man die Rohre länger und erhielt
die Kanonen. Auch kleinere Feuerwaffen, die ein Mann tragen konnte,
stellte man her. Diese Gewehre wurden mit der Lunte losgebrannt, bis man
in Nürnberg für die kleinen Feuerwaffen das Feuerschloß erfand, durch
welches ein Feuerstein (Flint) an einem stählernen Schloßteile Funken
schlug (Flinten). Ein Preuße, Dreyse, erfand in unserm Jahrhundert die
Hinterlader, bei denen die Zündnadel die Entzündung des Pulvers bewirkt.
— Jetzt wird zu Kriegszwecken rauchschwaches Pulver benutzt, seine Zu-
sammensetzung ist Geheimnis.
3. Wie der Kompaß das Seewesen umgestaltete, so das Pulver das
Kriegswesen. Die Ritter verloren an Bedeutung, da ihnen weder ihre
Rüstungen, noch ihre Burgen Schutz boten. Die Fürsten nahmen sich
Söldner in Dienst, Landsknechte geheißen, die zu Fuß kämpften.
Sie trugen ein ledernes Wams, darüber einen Harnisch und einen eisernen
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§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
31
und beim Volke beliebt zu machen. Seine Liebe zu Turnieren und zu gefahrvollen Jagden, bei denen er oft in Lebensgefahr geriet, brachten ihm den Namen „der letzte Ritter" ein. (Martinswand.) — In seinen kriegerischen Unternehmungen hatte er wenig Glück. — Glücklicher war er in der Vergrößerung seiner Hausmacht. Er heiratete Maria von Burgund, durch die er die Niederlande wieder zum Reiche brachte. Sein Sohn wurde durch Heirat der Erbe von Spanien, dessen erster König aus habs-burgischem Geschlechte, Karl V., Maximilians Enkel, war.
3. Seine Regierung hat dem Reiche manche wohltätige Einrichtung gebracht. So gebot er einen ewigen Landfrieden. Acht und Bann sollte den Verächter desselben treffen. Um den Frieden erfolgreich zu sichern, wurde das Reich in zehn Kreise geteilt. An der Spitze eines jeden Kreises stand ein Kreisoberster, der in seinem Gebiet für die Ordnung sorgte. Zur Schlichtung von Rechtshändeln ward das Reichskammergericht begründet, vor dem auch die Streitigkeiten unter Fürsten beigelegt werden sollten. — Auch die erste Post hat Maximilian eingerichtet; sie verband Wien und Brüssel. — In der letzten Zeit des Kaisers begann die Reformation und damit eine neue Zeit, deren Hereinbrechen auf allen Lebensgebieten Jahrzehnte hindurch vorbereitet war, namentlich durch Er-findungen und Entdeckungen.
§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
A. Erfindungen. 1. Kompaß. Die Alten mußten bei ihren Seefahrten an den Küsten entlang fahren, weil sie sich auf dem offenen Meere verirrt hätten. Als aber um 1300 ein Italiener die Magnetnadel im Kompaß für die Schiffahrt nutzbar machte, durfte man es wagen, in die weiten Weltmeere hinauszusteuern.
2. Schießpulver. Den Chinesen, Indern und Arabern soll es schon sehr frühe bekannt gewesen sein. Gewöhnlich nennt man als Erfinder den Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg im Breisgau. Bald verwandte man das Pulver bei Kriegswerkzeugen. Diese hatten anfangs mörserähnliche Gestalt (daher ihr Name); später machte man die Rohre länger und erhielt die Kanonen. Auch kleinere Feuerwaffen, die ein Mann tragen konnte, stellte man her. Diese Gewehre wurden mit der Lunte losgebrannt, bis man in Nürnberg für die kleinen Feuerwaffen das Feuerschloß erfand, durch welches ein Feuerstein (Flint) an einem stählernen Schloßteile Funken schlug (Flinten). Ein Preuße, Dreyse, erfand in unserm Jahrhundert die Hinterlader, bei denen die Zündnadel die Entzündung des Pulvers bewirkt. — Jetzt wird zu Kriegszwecken rauchschwaches Pulver benutzt, seine Zusammensetzung ist Geheimnis.
3. Wie der Kompaß das Seewesen umgestaltete, so das Pulver das Kriegswesen. Die Ritter verloren an Bedeutung, da ihnen weder ihre Rüstungen, noch ihre Burgen Schutz boten. Die Fürsten nahmen sich Söldner in Dienst, Landsknechte geheißen, die zu Fuß kämpften. Sie trugen ein ledernes Wams, darüber einen Harnisch und einen eisernen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Maria_von_Burgund Maria Karl_V. Karl_V. Maximilians Maximilian Maximilian Kompaß Schießpulver Bertold_Schwarz
34
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
es leider in jener Zeit, von ihrem altgewohnten Handelsbetriebe zu lassen, darum schwand auch ihre Macht und Blüte. - Amerika lieferte Tabak, Vanille, Kakao, die Chinarinde und vor allem die Kartoffel. Die bisher aus Indien bezogenen Produkte, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle u. s. w. wurden jetzt auch in Amerika in größter Menge gewonnen. — Die Ein-gebornen aber wurden von den Einwanderern wie Sklaven behandelt, mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken verrichten und starben darum masfenhaft dahin. Als Ersatz führte man den kräftigeren Neger nach Amerika, und so kam es zu dem abscheulichen Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, auch auf die Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl Iv. mit Recht genannt wurde: Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater! 5. Welche Bedeutung hat der Kurverein zu Reuse, welche die goldene Bulle? 6. Wie geriet Huß in Streit mit dem Papste? 7. Welche Aufgaben hatte das Konzil zu Konstanz, und wie löste es dieselben? 8. Zeige, daß im 15. Jahrhundert die Herrlichkeit der alten Kaiserzeit dahin war! 9. Welche Einrichtungen verdankte das Reich Maximilian I.? 10. Gib Unterschiede zwischen einem Landsknecht- und einem Ritterheere an! 11. Welche Bedeutung hat die Erfindung der Buchdruckerkunst? 12. Zähle die wichtigsten Entdeckungen auf und gib deren Folgen an!
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
1. Während zu Ende des 15. Jahrhunderts durch Erfindungen und Entdeckungen im Erwerbsleben und in der Wissenschaft ein reges Vorwärtsdrängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Übelstände nicht vorgenommen worden. Viele Geistliche und Laien erhofften sehnlichst die endliche Abstellung der in die Kirche eingedrungenen Mißbrauche und Mißstände. Da gab Luthers Auftreten den Anstoß zu heftigen Kämpfen auf kirchlichem Gebiet, die zu einer Spaltung in der abendländischen Kirche führten.
2. Dr. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater war ein armer, aber frommer Bergmann und Bauer. Einige Zeit nach des Sohnes Geburt zog der Vater nach Mansfeld. Ernst und streng war die Erziehung des Knaben. Da er sich sehr begabt und fleißig zeigte, so schickte ihn sein Vater auf die lateinische Schule zu Magdeburg und dann nach Eisenach. Den vollen Unterhalt konnte ihm sein Vater nicht gewähren, und darum ging der Knabe nach der Sitte jener Zeit mit anderen armen Schülern vor die Häuser reicher Leute, um durch den Gesang frommer Lieder Unterstützungen zu erlangen. — Sein Vater wünschte, daß sein Sohn Martin ein Rechtsgelehrter werde. Darum bezog derselbe die Universität zu Erfurt. Hier studierte er mit großem Fleiße, und obgleich er ein fröhlicher Gesell war, begann er doch alle Morgen seine Arbeit mit herzlich ent Gebete. Reichte Befriedigung fand er aber an dem Studium der Rechtswissenschaft nicht, dagegen las er eifrig in der Bibel. — Erschütternde Ereignisse, eigene schwere Krankheit, der plötzliche Tod
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolfs Otto_I. Otto_I. Barbarossa Barbarossa Ludwig_der_Bayer Ludwig Karl_Iv Karl Böhmens Maximilian_I. Maximilian_I. Martin_Luther Bergmann Ernst Martin
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Indien Amerika Amerika Italien Rudolfs Luthers Eisleben Mansfeld Magdeburg Eisenach Erfurt
60
Geschichte.
I
verdient, so wurde er zwischen die Knechte getrieben, die sich in zwei Reihen aufgestellt hatten,
und von ihnen mit den Spießen niedergestoßen, vor dem Kampfe knieten die Landsknechte nieder
zum Gebet (..fromme Landsknechte"),' dann warf jeder eine Handvoll Erde hinter sich zum
Zeichen, daß er mit dem Leben abgeschlossen hatte, voran rückte der „verlorene Haufen",
der den Rngriff eröffnete; darauf folgte die im Viereck aufgestellte Hauptmasse des Heeres in
wuchtigem Schritt. — Ein Landsknechthaufe wurde von einer großen Zahl von Weibern und"
Kindern, dem „Troß", begleitet. Ruf l000 Kämpfer rechnete man 3000 Troßleute. Das Leben
der Landsknechte war roh und zügellos. Trunk, Würfelspiel und gotteslästerliches Fluchen waren
etwas Alltägliches. Die Bauern wurden von ihnen oft furchtbar gebrandfchatzt, besonders wenn
der Sold nicht pünktlich bezahlt worden war. wurde ein Heer entlassen, dann streiften die
herrenlosen Knechte zum Schrecken des schutzlosen Landvolkes raubend und mordend umher. —
Später warb man auch Reiter an; sie bildeten gewöhnlich Kompanien von 100 Pferden. Da die
Unterhaltung eines Söldnerheeres sehr teuer war, konnten nur mächtige Fürsten Landsknechte
anwerben. Sie zwangen mit ihnen aufrührerische Ritter und Städte zum Gehorsam, so daß
die Macht der Fürsten bedeutend stieg.
4. Das Reichsheer. Reben den Söldnerheeren bestand noch das Reichsheer. Es
setzte sich aus Rittern mit ihren Knechten und aus dem Rufgebote der Städte zusamnien.
Später mußte jeder Reichsstand, d. h. jeder Landesherr und jede Reichsstadt, zu ihm nach der
Größe seines Gebietes Reiter und Fußvolk senden. So stellten z. B. zu den 1300 Reitern
und 2700 Fußknechten, die der schwäbische Kreis aufzubringen hatte, 93 verschiedene Landes-
herren ihre Mannen. Mit solchen zusammengewürfelten Kriegern konnte man natürlich
nur wenig ausrichten. Daher wurde das deutsche Reichsheer nach und nach zum Gespött der
ganzen Welt.
5. Erfindung des Buchdrucks. Die Buchdruckerkunst ist aus der Holzschneidekunst
hervorgegangen. Schon seit längerer Zeit schnitt man Bilder auf einer Holzplatte aus und
druckte sie dann beliebig oft ab. Später gab man den Bildern lange Unterschriften und
stellte mehrere zu kleinen Büchern zusammen. Freilich konnte man die mühsam ge-
schnitzten holztafeln nicht weiter verwenden. Da kam Johann Gutenberg aus
Mainz auf den Gedanken, die Schriftzeichen einzeln herzustellen, so daß man sie beliebig
zusammensetzen und wieder auseinandernehmen konnte. Er schnitt sie erst in Stäbchen
aus Buchenholz (Buchstaben); später goß er sie aus Metall. In Gemeinschaft mit
dem reichen Goldschmiede Johann Fust und dessen Schwiegersöhne, dem Bücher-
abschreiber Peter Schösser, errichtete er in Mainz die erste Buchdruckerei. Da seine
Geschäftsteilnehmer aber sehr eigennützig waren, geriet Gutenberg in Schulden und
mußte Mainz verlassen. Er ist in Urmut gestorben. Das erste gedruckte Buch war
eine lateinische Bibel (1456); fünf Jahre später erschien das erste in deutscher Sprache-
gedruckte Buch. Durch die Buchdruckerkunst, die sich von Mainz aus bald weiter-
verbreitete, wurden die Bücher erheblich billiger. Blätter mit Neuigkeiten ließen sich
schnell in großer Zahl Herstellen. Dadurch wurde die Fertigkeit des Lesens und der
Drang nach Bildung unter dem Volke allgemeiner.
6. Erneuerung der Wissenschaft. Nus geistigem Gebiete vollzog sich am
Ende des Mittelalters eine große Umwälzung. Bis 1453 Nonstantinopel von dem
Türken erobert worden war (S. 57, 5), flohen viele griechische Gelehrte nach dem
Abendlands. Sie brachten die Kenntnis der griechischen und hebräischen Sprache
mit und regten zur Beschäftigung mit den Schriften der alten griechischen Denker und
Dichter an. Seitdem begannen die Gelehrten des Abendlandes, die heilige Schrift,
die ursprünglich in griechischer und hebräischer Sprache versaßt war, wieder in der
Ursprache zu lesen.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Johann_Fust Johann Peter_Schösser Gutenberg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Erfindungen und Entdeckungen. — Die Spaltung in der abendländischen Kirche. 15
s 12. Crftndmigerr rmd Entdeckungen.
A. Erfindungen. 1. Schieß Pulver. Chinesen, Inder und Araber
sollen es schon früher gekannt haben. (Gewöhnlich nennt man als Erfinder
den deutschen Mönch Berthold Schwarz in Freiburg.) Die Kriegswerkzenge,
zu denen man das Pulver bald verwandte, hatten anfangs mörserähnliche
Gestalt. Ein Preuße, Dreyse, erfand in unserm Jahrhundert Hinterlader, bei
denen die Zündnadel die Entzündung des Pulvers bewirkt. — Das Pulver
gestaltete das Kriegswesen um. Die Ritter verloren an Bedeutung. Die
Fürsten nahmen sich Söldner in Dienst, Landsknechte, die zu Fuß kämpften.
Ihre Ausrüstung bestand vorzugsweise ans einer langen Pike oder einer Muskete.
2. Die Buchdruckerkunst. Früher hatte man nur geschriebene Bücher,
die aber sehr teuer waren. Da erfanb 1440 Johann Gntenberg aus Mainz
die Bnchdruckerknnst, indem er die einzelnen Schriftzeichen auf buchene Stäbchen
schnitt, diese zu Wörtern zusammenstellte und abdruckte. Er verband sich mit
dem Goldschmied Fust und mit Peter Schösser. Die Lettern lvurden später
aus Metall gegossen. Das erste gedruckte Buch war die Bibel. •— Gutenberg
wurde von seinen Genossen betrogen und starb in Armut.
B. Entdeckungen. 1. Seeweg nach Ostindien. Die hochgeschätzten
Produkte Indiens wurden bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch Kara-
ivanen bis an die Küsten des Mittelländischen Meeres gebracht und von hier
aus nach Genua und Venedig geholt. Die Portugiesen entdeckten das Kap
der Guten Hoffnung. 1498 fand Vasko de Gama den Seeweg nach Ost-
indien. Die Portugiesen gelangten durch Handel zu Reichtum und Macht.
2. Entdeckung Amerikas. Christoph Kolumbus, ein Genuese, meinte,
daß man bei einer stets nach Westen gerichteten Fahrt von Europa aus nach
der Ostseite Indiens gelangen müsse. Die Königin von Spanien gab ihm drei
alte Schiffe, und mit diesen fuhr Kolumbus 1492 von Palos ab. Nach langer
Fahrt gelangte er an eine Insel, die er „San Salvador" nannte. Kolumbus
entdeckte noch die Antillen und Südamerika. Diese Gebiete wurden Westindien
und die Bewohner Indianer genannt. Nachdem Kolumbus anfangs mit Ehren
überhäuft worden war, erntete er schließlich Undank; ja er wurde sogar bei
einer späteren Reise in Ketten nach Spanien zurückgebracht. Ans Kuba liegt
er begraben. — Die Spanier breiteten ihre Macht über ganz Amerika ans.
Ungeheure Schätze an edlen Metallen wurden gefunden. Amerika lieferte Tabak,
Kakao, Chinarinde und Kartoffeln; die früher nur aus Indien bezogenen Er-
zeugnisse, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle, wurden auch in Amerika gewonnen.
Leider führte die Gewinnsucht der Europäer zu dem abscheulichen Sklavenhandel.
8 13 Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
1. Während durch Ersindnngen und Entdeckungen im Erwerbsleben ein
reges Vorwärtsdrängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Übelstände
nicht vorgenommen worden. Da wurde unerwartet dieses schwere Werk durch
Or. Martin Luther rn Angriff genommen. Er war am 10. November 1483
zu Eisleben geboren, als Sohn armer und frommer Eltern. Nach dem Be-
suche der lateinischen Schule zu Eisenach bezog er die Universität Erfurt, um
Rechtsgelehrter zu werden. Erschütternde Ereignisse erschreckten ihn in seiner
Sündenangst so sehr, daß er 1505 in das Kloster der Augustiner eintrat.
Willig unterwarf er sich den Ordensregeln, aber studierte auch fleißig in der
Heil. Schrift und erwarb sich große Gelehrsamkeit. Um dieser willen wurde
er 1508 als Lehrer an die Universität 511 Wittenberg berufen. Hier wirkte er
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Mainz Ostindien Indiens Kara- Genua Venedig Amerikas Europa Indiens Spanien Westindien Spanien Kuba Amerika Amerika Indien Amerika Eisleben Eisenach Wittenberg