172
und an die Schweiz — gegen Westen an Frankreich, Belgien
und Holland — gegen Norden an die Nordsee, an Dänemark
und die Ostsee — gegen Osten an Rußland, Polen, Galizien und
Ungarn, und umsaßt einen Flächenraum von über 12,000 Quadrat-
meilen; seine Länge von Süden nach Norden beträgt über 180, und
seine Breite von Osten nach Westen über 140 Meilen. Mehr denn
41 Millionen Menschen wohnen auf diesem Raume, so daß, wenn diese
gleichmäßig vertheilt wären, auf jeder einzelnen Quadratmeile 3500
Menschen leben würden. Aber freilich ist ein außerordentlicher Unter-
schied zwischen der Bewohnbarkeit des Landes. In manchen fruchtbaren
Thälern und Ebenen leben mehr als doppelt so viele Menschen auf
einer solchen Meile, in öden Gebirgsstrichen oder Sandflächen kaum
die Hälfte. Denn die Bodenbeschaffenheit Deutschlands ist sehr
mannigfaltig. Während an seiner nördlichen Küste sich eine ungeheure
Ebene herzieht, die so niedrig liegt, daß sie zum Theil durch Dünen
gegen die Fluthen des Meeres geschützt werden muß, erheben sich an
seinem südlichen Rande die himmelhohen Alpen, deren höhere Spitzen
mit ewigem Schnee und Eise bedeckt sind. Und zwischen diesen höchsten
und tiefsten Grenzen liegen die Hochebenen, die Gebirge und das
Hügelland von Mittel- und Süddeutschland.
2. Diese Abd achung Deutschlands von Süden nach Norden ist
die Ursache, warum die meisten deutschen Ströme von Süden nach
Norden fließen und sich nach ihrem Laufe quer durch die norddeutsche
Ebene in die Nord- und Ostsee ergießen. So kommt der Rhein, der
schönste deutsche Strom, aus der Schweiz vom St. Gotthardsberge,
durchfließt den Bodensee, und stürzt sich dann bei Schafshausen von
einem mehr als haushohen Felsen herab, indem er einen Wasserfall
bildet, dessen Getöse man eine Stunde weit hören kann. Von da an
hat er eine westliche Richtung bis Basel, wendet sich hier nördlich
und durchfließt die Ebene zwischen den Vogesen und dem Schwarz-
walde. Weiter nördlich, bei Mannheim, nimmt er dann rechts den
aus Schwaben kommenden Neckar, bei Mainz den Main, links bei
Bingen die Nahe und bei Koblenz die Mosel auf. Sie ist der
letzte recht schiffbare Nebenfluß des Rheines, denn die fast gegenüber
einfließende Lahn und die weiter unten mündende Wied, Sieg,
Wupper, Ruhr und Lippe können keine großen Schiffe tragen. Von
Köln an durchfließt der Rhein die nordwestdeutsche Ebene, tritt dann in
Holland, theilt sich dort in mehrere Arme und ergießt stch in die Nord-
see. — Kleiner und von kürzerem Laufe ist die Weser, welche aus der
Vereinigung der Fulda und Werra entsteht, wovon die erstere auf der
Rhön, die letztere an dem Thüringerwalde entspringt. Die Weser
drängt sich durch das G.birge, besonders bei Minden durch die West-
phälische Pforte, fließt aber dann in einem ebenen Lande an der
Stadt Bremen vorbei und mündet in die Nordsee, indem sie hier eine
Art Meerbusen bildet, der Hannover von Oldenburg trennt. — Nicht
weit hiervon östlich befindet sich auch die Mündung der Elbe, obgleich
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgien Holland Nordsee Ostsee Polen Galizien Ungarn Deutschlands Deutschlands Ostsee Rhein Basel Mannheim Schwaben Mainz Main Koblenz Rhein Holland Fulda Bremen Nordsee Oldenburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
12 Die Staaten des Deutschen Reiches. — Die Ostsee n. die deutsche Ostseeküste. §§ 11—12.
und Odenwald, im W. von den Vogesen und der Haardt eingeschlossen.
Der mittlere Teil von Deutschland enthält meistens Gebirgsland. Die be-
kanntesten Gebirge Mitteldeutschlands sind: Die Sudeten, das Erzgebirge,
das Fichtelgebirge, der Thüringer Wald, der Harz, der Teutoburger Wald,
das Rheinische Schiefergebirge. Norddeutschland bildet eine weite Tiefebene,
die im W. schmal ist und tiach O. immer breiter wird. Sie wird von
zwei Landrücken durchzogen. Der nördl. läuft an der Ostsee hin und
endigt in Jütland; er ist mit vielen Seen bedeckt. Der südl. bildet die
Grenze zwischen Schlesien und Polen, zieht sich von hier nach N.w. hin
und endigt in der Lüneburger Heide. — c. Die Hauptströme Deutschlands
sind: die Donau, der Rhein, die Weser, die Elbe, die Oder, die Weichsel,
der Pregel, die Memel. — ä. Klima. Süddeutschland müßte infolge der
südl. Lage ein wärmeres Klima haben als Norddeutschland. Aber da es
höher liegt, ist die Temperatur in ganz Deutschland ziemlich gleichmäßig.
In den höheren Gebirgen Mitteldeutschlands, sowie in den Alpengegenden
ist es natürlich rauher. Am rauhesten ist das Klima in Ostpreußen, am
mildesten in der Oberrheinischen Tiefebene. Der W. ist wegen der Nähe
des Meeres etwas wärmer, der O. ist kälter wegen der rauhen N.o.-Winde,
welche von Rußland herwehen. Niederschläge (Regen, Schnee) finden in
allen Jahreszeiten statt; sie sind im W. stärker als im O., desgleichen in
den gebirgigen Gegenden stärker als in der Ebene. Die Hauptregenzeit ist
der Sommer. — e. Pflanzendecke. In ganz Deutschland gedeihen Laub-
wälder; nur die Buche kommt im nördl. Teile Ostpreußens nicht mehr fort.
Der Wein reicht noch bis Grünberg in Schlesien, d. i. so weit nach Norden,
wie in keinem andern Lande der Erde. Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Kar-
toffeln und Zuckerrüben sind unsere wichtigsten Feldfrüchte. — k. Politisches.
Das Deutsche Reich in seiner gegenwärtigen Ausdehnung besteht seit 1871.
Es umfaßt 25 Staaten und das Reichsland Elsaß-Lothringen. Der bedeu-
tendste Staat ist das Königreich Preußen, welches aus 12 Provinzen und
dem Rgbz. Hohenzollern in Süddentschland besteht. Der König von Preußen
ist zugleich deutscher Kaiser.
§11. Die Staaten des Deutschen Weiches. 4 Königreiche: Preußen, Sachsen,
Bayern, Württemberg. 6 Großherzogtümer: Baden, Hessen, Oldenburg, Mecklen-
burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar. 5 Herzogtümer: Braunschweig,
Anhalt, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen. 7 Fürsten-
tümer: Schwarzburg-Sondershansen, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ältere Linie,
Reuß jüngere Linie, Waldcck, Lippe, Schaumburg-Lippe. 3 Freie Städte: Hamburg,
Lübeck, Bremen. Das unmittelbare Reichsland Elsaß-Lothringen.
*§ 12. pic Hst sec und die deutsche Hflseeküste. a. Die Ostsee, ein
Binnenmeer, bildet mehrere Busen: den Bottnischen, Finnischen und
Rigaischen Meerbusen und die Danziger Bucht. Sie steht durch den
Sund, Großen und Kleinen Belt mit der Nordsee in Verbindung.
Die schwedische Ostseeküste ist felsig und hat viel gute Häfen, die preußische
ist flach, sandig nnb hat keine guten Häfen. Die Tiefe der Ostsee ist gering
(durchschnittlich 60 m). Das Wasser ist kalter als das des Ozeans, weil
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34
Erdkunde.
Ii
durch das enge Durchbruchstal des Rheines vom Schweizer 3ura geschieden; im
Korben geht er in das flachwellige, gut angebaute Keckarbergland über.
2m Gegensatze zu den meisten Gebirgen ist der Schwarzwald dicht bevölkert, wald-
arbeit und Viehzucht allein bieten den Bewohnern aber nicht ausreichenden Erwerb. Sie be-
schäftigen sich vielmehr zum großen Geile mit der Herstellung von Wanduhren undmusik-
instrumenten. — 2m nördlichen Schwarzwald sprudeln bei Baden = Baden (16) und wild-
bad (4) warme, heilkräftige Quellen hervor, die von vielen Leidenden aufgesucht werden.
2. Der Odenwald (hessisch) erhebt sich zwischen Neckar und Main. Er ist ein
reich bewaldetes Bergland mit breiten, freundlichen Tälern. Seine mittlere höhe beträgt
450 rn. Kur wenige der sanft gewölbten Kuppen ragen darüber hinaus (Katzen-
buckel). Die Westseite des Gebirges fällt ziemlich steil zur Kheinebene (Bergstraße,
5. 32) ab. Dort reifen wie an der gegenüberliegenden hart wein und Obst.
3. Der Spessart (bayrisch) liegt im „Mainviereck". Er ist ein flaches, mit Kuchen- und
Eichenwäldern bedecktes Massengebirge. Zeine Bewohner finden wie die der benachbarten
Rhön meist durch Waldwirtschaft und Holzbearbeitung ein kümmerliches Auskommen.
4. Dar Fichtelgebirge (bayrisch) liegt in der Mitte Deutschlands. Es besteht
aus mehreren dicht bewaldeten Bergzügen, die hufeisenförmig angeordnet sind und
ein flachwelliges Hügelland umschließen (s. Karte), vier Gebirge (nenne sie!) strahlen
gleichsam von ihm aus, und vier Flüsse eilen von ihm hinab, von ihnen führt der
Main sein Wasser zum Rheine, während sich die Kaab zur Donau wendet, und
Eg er und 5 aale der Elbe zuströmen (Wasserscheide!). Einst war das Fichtelgebirge
erzreich; gegenwärtig lohnt jedoch der Bergbau nicht mehr. Die Bewohner sind
größtenteils Waldarbeiter, Weber oder Glasbläser. — Die bedeutendste Stadt in der
Kähe des Gebirges ist Hof (36). Sie liegt in dem Treffpunkte wichtiger Eisenbahnen,
die Kord- mit Süddeutschland verbinden.
5. Der Jura umsäumt den Osten und Süden des Stufenlandes in einem weiten
Bogen, der sich vom Fichtelgebirge bis zum Schwarzwalde erstreckt. Sein nordöstlicher,
niedrigerer Teil heißt Fränkischer Iura, der südwestliche Schwäbischer Iura
oder Rauhe Rlb. Der Iura, der insbesondere zum Keckargebiete steil abfällt, ist
ein breites, felsiges Hochland. Er besteht aus Kalkstein, der leicht verwittert und daher
viele Spalten und höhlen besitzt. Deshalb versickern Regen- und Schneewasser rasch.
Die Hochflächen sind infolgedessen sehr trocken. Durch künstliche Bewässerung ist diesem
Übelstande aber abgeholfen worden, so daß viele Gebiete dem Rckerbau dienen können,
wo sich guter, tonreicher Boden findet, ist die Hochfläche besonders ergiebig. Dort
wird sie auch von prächtigen Wäldern bedeckt. 2n den Tälern, die infolge ihrer
geschützten Lage ein mildes Klima haben, tritt das eingesickerte Wasser zu Tage,
hier finden sich daher frische wiesen, ertragreiche Felder, Obstgärten und statt-
liche Dörfer mit wohlhabender Bevölkerung. — Bei Solnhofen im südlichen (teile
des Fränkischen Iura (am Durchbruchstale der Rltmühl, die zur Donau fließt)
findet man einen sehr feinkörnigen Kalkstein. Da er wie Schiefer leicht in dünnen
Platten spaltet („Solnhofener Schiefer"), die für den Steindruck (Lithographie) Ver-
wendung finden, wird er hochgeschätzt.
Dem Iura sind zahlreiche Bergkegel vorgelagert. Ruf zweien von ihnen hatten
die hohenzollern und die Hghenstaufen ihre Stammburgen errichtet. 2m Laufe
der Zeiten sind freilich die Bauten verfallen. König Friedrich Wilhelm 1\. hat aber
die Burg seiner Väter wiederherstellen lassen.
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Extrahierte Personennamen: Weber Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Rheines Baden Baden Odenwald Main Deutschlands Main Rheine Donau Solnhofen Donau
38
Erdkunde.
Ii
des Eises liegen blieben. Dort, wo sich das Geröll zu Wällen anhäufte, konnten die
Schmelzwasser nicht abfließen, so daß teils Moore, teils 5een entstanden Die Seen
liegen jetzt anmutig zwischen Wäldern und wiesen. Die schönsten und größten unter
ihnen sind der Chiemsee (spr. Kiemsee) zwischen Inn und Salzach, der Würmsee
fauch Starnberger See genannt) südwestlich von München und der Bodensee (S.44)
auf der Grenze zwischen dem Oberdeutschen- und dem Schweizer Hochlande. Die
Gebiete am Vodensee haben ein mildes Klima und fruchtbaren Boden, so daß hier
Ucker- und Gartenbau außerordentlich lohnen.
Die Hochfläche ist nur dünn bevölkert (warum?). Ungefähr in ihrer Mitte
liegt an der Isar München (538), die Hauptstadt des Königreiches Bayern. Eine
wichtige, deutsch-italienische Handelsstraße führt an der Stadt vorüber,- sie kreuzt sich
hier mit einer westöstlichen, die den Verkehr zwischen Deutschland und Österreich
vermittelt. Die Stadt ist ein Hauptmarkt für Getreide, Hopfen und Vieh! ihre
Bierbrauereien sind weltbekannt. Uußerdem besitzt sie bedeutende Maschinen- und
Handschuhfabriken. Seine Größe verdankt München aber besonders den bayrischen
Fürsten. Sie haben durch Unlage einer berühmten Kunstakademie, einer Universität
und einer Technischen Hochschule für Kunst und Wissenschaft gesorgt, sowie durch Er-
richtung prächtiger Bauwerke ihre Residenz reich geschmückt. — Nordwestlich von
München liegt am Lech die alte Reichs- und Handelsstadt Uugsburg (94). Ihre In-
dustrie, die vielfach das Wasser des Lech als Triebkraft benutzt, ist hochentwickelt (Zement-
waren-, Messingwaren- und Hutfabriken). Südlich von Uugsburg breitet sich das Lech-
feld aus. Um Bodensee wird durch Lindau ein reger Handel (Getreide, Gbst, wein,
Bauholz) zwischen dem Deutschen Reiche, der Schweiz und Österreich vermittelt.
I. Die Alpen, die wie eine gewaltige Mauer im Süden das Oberdeutsche
Hochland begrenzen, gehören nur zum kleinsten Teile unserm vaterlande an. Die
„deutschen Ulpen" erstrecken sich vom Bodensee bis an die Salzach. Sie gliedern
sich in die Ulgäuer Ulpen zwischen Bodensee und Lech, die Bayrischen Ulpen
zwischen Lech und Inn und die Berchtesgadener Ulpen, die wie eine Halbinsel
westlich von der Salzach in das österreichische Gebiet hineinragen. Der höchste Berg, die
Zugspitze (fast 3000m), erhebt sich in den Bayrischen Ulpen. Um Fuße des watzmanus
(2700 m) breitet sich der herrlich grüne, von mächtigen Bergen umschlossene Königsee
aus. In seiner Nähe liegt Berchtesgaden mit einem berühmten Salzbergwerke.
Die breiten Gebirgstäler sind mit Feldern, wiesen und zahlreichen Ortschaften
bedeckt. Viehzucht, Heuwirtschaft und Holzschnitzerei bilden die Haupterwerbsguellen
der Bewohner (westlich vom Lech Schwaben, östlich Bayern); doch gewährt auch
der Fremdenverkehr lohnenden Verdienst. Dazu kommt noch, daß in vielen Orten
eine lebhafte Industrie aufgeblüht ist (Baumwollen-, Seiler-, Stein- und Tonwaren).
Über den dichten Wäldern, die sich auf den unteren Berghängen ausbreiten, liegen
blumenreiche wiesen (Ulmen), auf denen im Sommer große Rinder- und Ziegenherden
weiden. Die Hirten (Senner und Sennerinnen) wohnen in den kleinen Sennhütten und
bereiten aus der Milch Butter und Käse. Steigt man noch hoher hinauf, so verschwindet
der Pflanzenwuchs fast 0011311^; schroff und steil ragen die kahlen, z. T. mit ewigem
Schnee gekrönten Felsen zum Himmel empor, (weiteres über die Ulpen s. S. 43.)
4. politische Verhältnisse. Der Osten des Oberdeutschen Hochlandes und
seine gesamte Umwallung gehören fast ganz zum Königreich Bayern! im Westen
der Iller liegen Gebiete des Königreiches Württemberg.
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Ii
Erdkunde.
47
ßn Mineralschätzen sind die Westalpen arm; in den Ostalpen dagegen findet
man Eisen-, Blei- und Ouecksilbererze, sowie Salz und Kohlen. Der Holzreichtum der
Berge hat nicht wenig dazu beigetragen, daß diese Schätze gefördert und verarbeitet
werden. Die Täler der Gstalpen sind deshalb auch ziemlich dicht bevölkert.
Da die Ulpen reich an Naturschönheiten sind, werden sie von vielen Fremden besucht.
Der Fremdenverkehr verschafft nicht nur den Gastwirten und Fremdenführern, sondern
auch den Handwerkern und Gewerbetreibenden, sowie den Landwirten reichlichen Verdienst.
c) Volksstämme. Die Ulpen sind, wie wir gesehen haben, leicht zugänglich.
Deshalb konnten von allen Seiten Völker in ihre Täler eindringen und Besitz davon
ergreifen. Im Norden und Nordosten wohnen Deutsche, im Westen Franzosen, im
Süden Italiener und im Südosten Slawen. So verschieden auch die Bewohner
hinsichtlich ihrer Abstammung sind, so gemeinsam sind ihnen doch bemerkenswerte
Tharakterzüge. Der stete Kampf mit den Naturgewalten (nenne solche!) hat sie zu
Fleiß und Genügsamkeit, Ausdauer und Mut, Gottvertrauen und heimatliebe erzogen.
2. Die Zchweiz.
Die Schweiz (gib die Lage zu den angrenzenden Ländern an!) ist etwa so groß
wie die prov. Schlesien. Sie gliedert sich in drei Landschaften: in den Schweizer
Iura, die Schweizer Hochebene und die Schweizer Alpen.
1. Der Schweizer Jura ist der südwestlichste Teil eines Gebirgszuges, der
sich von der Nhone über den Nhein bis weit nach Deutschland hinein erstreckt (unter
welchen Namen?). Er steigt wie eine Mauer schroff und steil aus der Schweizer Hoch-
ebene auf. Da er aus Kalkstein besteht, in dem das Negenwasser schnell versickert,
hat er unter Trockenheit zu leiden. Auf seinen höhen kann daher nur wenig
Ackerbau und Viehzucht betrieben werden ckäm (s. 5. 34). Trotzdem ist das Ge-
birge aber dicht bevölkert. Die gewerbfleißigen Bewohner beschäftigen sich nämlich
mit der Herstellung von Uhren, Spieldosen u. dgl. Und zwar verfertigt jeder Arbeiter
stets nur einen bestimmten Uhrenteil: der eine Näder, der andre Zeiger usw. (gib den
Vorteil dieser Arbeitsteilung an!), von Neuenburg (23) und Genf (mit Vororten 115;
Universität) aus werden die Uhren in fast alle Länder der Erde verschickt.
2. Die Schweizer Hochebene breitet sich zwischen dem Jura und den Alpen,
und zwischen dem Genfer- und dem Bodensee aus. Sanft gewölbte Höhenrücken, die
Laub- und Nadelwälder tragen, durchziehen das Land. Die Aare (Ouelle?) ist der
Hauptfluß des Gebietes. Sie nimmt die Neuß (Ouelle?) auf, durchbricht dann den
Schweizer Jura und führt ihr Wasser dem Nh eine zu. Auch dieser Fluß muß sich nach
seinem Austritt aus dem Bodensee einen weg durch den Jura erzwingen. Seine
Fluten stürzen bei Schaff!)ausen (16) in tosendem Falle über eine 24 w hohe Felswand.
Da der Boden der Hochebene fruchtbar und das Klima milde und feucht ist, werden
allenthalben Ackerbau und Viehzucht betrieben. Besonders in den westlichen Gegenden
gedeiht auf sonnigen Hügeln viel wein und Obst. Die Landwirtschaft allein kann freilich
die zahlreiche Bevölkerung nicht ernähren. Die vielfachen Wasserkräfte begünstigten
aber das Aufblühen wichtiger Gewerbe. Die Hauptstadt Bern (72; Universität) hat
lebhafte Maschinen- und Wollenindustrie. In St. Gallen (34) werden Baumwollen-
waren und Stickereien, in dem volkreichen Zürich (181; Universität) Seidenstoffe
hergestellt, und Basel (128; Universität) ist der hauptsitz der Seidenbandweberei.
Da sich bei dieser Stadt wichtige Verkehrswege treffen, di durch die Burgundische Pforte,
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Extrahierte Ortsnamen: Nhein Deutschland Neuenburg Genf Basel
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
36
Geographie.
b. Die christliche Religion hat sich un Laufe der Jahrhunderte in verschiedene
Hauptbekenntnisse (Konfessionen, Kirchen) geteilt; die bekanntesten sind: 1) die römisch-
katholische, 2) die griechisch-katholische, 3) die evangelisch-lutherische und evangelisch-
reformierte (zusammen oft die protestantische genannt). Außer diesen giebt es noch etwa
100 christliche Sekten. Zu den Religionen, die nur einen Gott verehren, gehören außer
der christlichen noch die mosaische (jüdische) und die mohammedanische (Islam).
Die Völker, welche mehrere Götter verehren, nennt man Heiden. Die meisten Be-
wohner Europas bekennen sich zur christlichen Religion. In N.-Afrika und Vorder-
Asien gehört die Mehrzahl der Bewohner zum Islam. In dem übrigen Afrika und
Asien, sowie in Amerika und Australien sind die Eingeborenen zum größten Teil noch
Heiden. Doch arbeiten unter ihnen Missionare. Die eingewanderten Europäer sind
hier Christen. Juden sind über die ganze Erde zerstreut. Mehr als 2/3 der Menschen
sind noch Heiden. — v. Die Menschen bilden eine Menge von Gesellschaften, Staaten
genannt. Diese werden entweder von einem erblichen Fürsten (Kaiser, König u. s. w.)
beherrscht und heißen dann Monarchien ikaiserreich, Königreich u. s. w.), oder sie
wählen sich ein Oberhaupt (einen Präsidenten) immer nur auf wenige Jahre und
heißen dann Freistaaten oder Republiken. Hat in einem Staate der Monarch
allein die gesetzgebende Macht, so ist der Staat eine unbeschränkte Monarchie, (z. B. Ruß-
land). Wird aber der Staat nach einer Verfassung (Konstitution) regiert, nach welcher
auch die Volksvertretung bei der Gesetzgebung beteiligt ist, so ist er eine beschränkte
oder konstitutionelle Monarchie (z. B. Preußen). Nur die ganz wilden, umher-
schweifenden Völker bilden keine Staaten.
Hi. Europa.
§ 8. Europa im allgemeinen. Europa ist von Asien durch das Urul-
gebirge, den Urülfluß und den Kaspischen See getrennt. Im S. grenzt es
an das Mittelländische und Schwarze Meer, im W. an den Atlantischen Ozean,
im N. an das Nördl. Eismeer. Das Meer macht große Einschnitte in das
Land; so entstehen der Biskaysche jbiskajische) Meerbusen, die Nord- n. Ost-
see. Europa ist der gegliedertste Erdteil. Die wichtigsten Halbinseln sind: die
Skandinavische Halbinsel, Jütland, die Pyrenäische Halbinsel, die Apenninische
Halbinsel, die Balkan-Halbinsel mit Morea und die Halbinsel Krim. — Europa
ist im N. u. S. gebirgig. Das höchste Gebirge, die Alpen, liegt zwischen
Italien und Deutschland. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom Atlan-
tischen Ozean bis zum Uralgebirge eine weite Tiefebene, die nach O. immer
breiter wird. Zahlreiche Flüsse, von denen die Wolga der größte ist, bewässern
dieselbe. — Europa gehört fast ganz der gemäßigten Zone an; nur ein kleiner
Teil liegt in der kalten Zone. — Die bedeutendsten Staaten Europas sind:
Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Rußland, das Britische Reich, Frank-
reich, Italien; außerdem merke: Schweden und Norwegen, Dänemark, die
Niederlande, Belgien, die Schweiz, Portugal. Spanien, die Türkei und Griechen-
land. Der Sprache nach giebt es drei Hauptvölker: Germanen (im Herzen und
N.), Romanen (im S. und S.w.) und Slawen (im O.). (S. Karte zu
Europa S. 37.)
A. Deutschland.
* tz 9. Deutschland im allgemeinen. Deutschland liegt etwa in der
Mitte von Europa, wird im N. von der Nord- und Ostsee bespült und grenzt
im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S. an Österreich und die Schweiz,
im W. an Frankreich, Belgien und die Niederlande. — Der s. Teil Deutsch-
lands bildet zum größten Teil eine Hochebene. Nur im W. derselben zieht
sich von S. nach N. eine Tiefebene dahin, durch welche der Rhein fließt. Die-
selbe wird im O. vom Schwarzwald und Odenwald, im W. vom Wasgenwald
und der Haardt eingeschlossen. Der mittlere Teil von Deutschland bildet meistens
Gebirgsland. Die bekanntesten Gebirge Mitteldeutschlands sind: Die Sudeten.
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas N.-Afrika Asien Afrika Asien Amerika Australien Europa Europa Europa Kaspischen_See Atlantischen_Ozean Europa Europa Italien Deutschland Europas Europa Europas Britische_Reich Frank- Italien Schweden Norwegen Dänemark Niederlande Belgien Portugal Spanien Europa Deutschland Deutschland Deutschland Europa Ostsee Dänemark Schweiz Frankreich Belgien Niederlande Rhein Schwarzwald Odenwald Wasgenwald Deutschland Mitteldeutschlands