63
Und als mit fester E i s e n h a n d
Held Karl den deutschen Zepter führte,
Da war es, wo im Weserland
Sich manche Stimme mächtig rührte;
Da hörte man des Kreuzes Ruf
Mit hellem Klang an den Gestaden,
Und sah der Frankenrosse Huf
Sich in den nord'schen Wellen baden.
So meldet sie dir manchen Traum
Aus ihrer Vorzeit grauen Tagen
Und steht dabei des Lebens Baum
Stets frisch an ihren Ufern ragen;
Es glänzen in der lichten Fluth
Der Klöster und der Burgen Trümmer,
Des Mondes und der Sonne Gluth,
Des Thurmes und der Segel Schimmer.
Und meerwärts durch ihr F el se n th or,
Durch immer wechselnde Gefilde
Strömt sie die Welle leicht hervor
Wie jugendliche Traumgebildc.
In ihren Tiefen klar und rein
Hörst du es seltsam weh'n und rauschen,
Und kannst bei stillem Abendschein
Der Nixe Wunderlied belauschen.
(F. Dingelstedt.)
^isäsibolunaskiaasn! —
Beschreiben! —
2s. Die drei freien Städte.
(19-21.)
Von den vielen freien Städten des alten deutschen Reiches
sind nur 3 übrig geblieben: die großen Handelsstädte Hamburg,
Bremen und Lübeck. Sie liegen in Niederdeutschland, zwar
nicht unmittelbar an dem Meere, aber doch nahe genug, um vermittels
der in ihrer Nähe mündenden Flüsse Seehandel treiben zu können.
Die unbedeutendste der drei Städte ist jetzt Lübeck. Vor Zeiten
dagegen war sie eine der mächtigsten Städte in ganz Deutschland; sie
stand damals an der Spitze des großen deutschen Städtebundes, der
Hansa, wovon ihr später mehr erfahren werdet. Durch verschiedene
Ursachen aber ist sein Handel nach und nach in Verfall gekommen,
und es hat jetzt nur noch Spuren seiner ehemaligen Größe. Seine
52,000 Einwohner machen nur ungefähr die Hälfte der Bevölkerung
Bremens aus, und Hamburg hat sich zu einer fast fünfmal stär-
keren Einwohnerzahl erhoben. Unter den alten Gebäuden Lübecks sind
viele sehr ansehnlich und hoch, wodurch die Stadt ein gar stattliches
Ansehen erhält. Es sind sogar zwei Kirchen da, deren jede zwei gleiche
Thürme besitzt, wovon jeder wieder zu den höchsten in Deutschland ge-
hört. In einer dieser Kirchen befindet sich nicht nur eine äußerst große
Orgel, sondern auch eine Uhr, welche nicht bloß die Stunden, Tage
und Jahre, sondern auch den Aufgang der Sonne, die Finsternisse an
Sonne und Mond und Ähnliches angiebt.
Hamburg ist eine der großartigsten Städte in Deutschland überhaupt,
und trotz der Verluste, die sie durch den großen Brand im Jahre
1842 erlitten hat, die reichste Handelsstadt Deutschlands. Ihre
238,000' Einwohner leben fast alle von dem Handel und der Schiff-
fahrt, und die ganze Stadt ist für solche Zwecke eingerichtet. Des-
halb ist sie großentheils von Kanälen durchschnitten, worauf man
die Waaren in die Magazine und heraus transvortirt, wodurch frei-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gluth
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Niederdeutschland Deutschland Bremens Hamburg Deutschland Hamburg Deutschland Deutschlands
Arabien und gegen Westen das mittelländische Meer. Das Haupt-
gebirge des Landes, obwohl an der Grenze und mehr in Phönicien
gelegen, der Libanon und Antilibanon, ist in der ranhern Jahres-
zeit mit Schnee bedeckt; von seinen Höhen kommen mehrere Gewässer.
Einst war er dicht mit herrlichen Cedern bewachsen, doch jetzt sind sie
bis ans wenige Hundert verschwunden. Bemerkenswerth wegen ihrer
Erinnerungen in der biblischen Geschichte sind ferner: das Karmel-
gebirge, vom Libanon bis zum mittelländischen Meere — der Tabor,
östlich^vom Karmel, in der Nähe des Sees Genezareth — und
der Ölberg, nur eine Viertelstunde von Jerusalem entfernt.
Unter den Gewässern verdient besondere Aufmerksamkeit: der Jor-
dan, der auf dem Antilibanon entspringt. Nach zwei und einer halben
Stunde fließt er in das galiläische Meer (auch See Genezareth,
See Liberias genannt). Drei Meilen lang und in der Mitte eine
Meile breit, bildet dieser See eine herrliche Wasserfläche, belebt von
Fischen und einst auch von darauf fahrenden Fischern, mit grünen Ufern,
die zu Christi Zeiten mit Städten und Dörfern besäet waren, die aber
jetzt nur noch einige arme Ortschaften enthalten, deren Einwohner nicht
einmal Kähne zum Befahren des Sees haben. An dem Gestade dieses
herrlichen Sees war es, wo Jesus so gerne weilte und so oft lehrte; dort
lag Capharnaum — Capernarun, das er sich zur Heimath erwählt
hatte. Mehrere Apostel waren aus dieser Gegend, und Petrus und
Andreas, Johannes und Jakobus befuhren als Fischer den See
Genezareth mit ihren Barken.
Nach seinem Austritt aus dem See Genezareth durchläuft der Jor<
dan in vielen Krümmungen eine große Ebene. Gegen das Ende seines
Laufes wird das Wasser immer gelblicher und träger, die Umgebungen
immer dünner und trauriger, bis er sich endlich mit dem lobten Meere
vereinigt. Das Wasser dieses Meeres hat so viel Salzgehalt, daß
in ihm kein Fisch und kein anderes Thier leben und an seinen Ufern
keine Pflanze grünen kann. Fürchterlich öde und leblos ist alles
umher, schauerlich drunten das salzige Wasser, und ringsum die mit
einer Salzkruste bedeckten Ufer und die aufgethürmten, nackten Felsen.
Palästina, ursprünglich das Land Canaan genannt, war in frühern
Zeiten ein höchst fruchtbares Land; jetzt ist es nicht mehr so. Das Land
ist weniger wasserreich geworden, und zählt viele unfruchtbare, steinige
Landstriche. Freilich ist es jetzt auch bei weitem weniger bewohnt als
früher; es fehlt die thätige, fleißige Hand, die auch dem rauhen und
verwilderten Boden Frucht abzugewinnen weiß. Heutigen Tages macht
das Land auf den Reisenden einen sehr trüben Eindruck; es ist, als ob
der Herr von dem einst so fruchtbaren, herrlichen Lande seine segnende
Hand abgezogen hätte. Das Land brachte und bringt hervor: Weizen,
Gerste, Reiß, Linsen, Bohnen, Kümmel, Flachs, Baumwolle;
der Balsamstrauch giebt seinen Saft; Myrrhenbäume, Terebin-
ten, Eichen, Föhren, Zakkumbäume, welche ein heilsames Ö!
liefern, Cypressen, J-ohanntsbrodbäume, Granaten, Ölbäume,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Andreas Johannes Fischer Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Tabor Ölberg Jerusalem Jor- Liberias Christi Jor<
i 13
Sie schnalzen in dir Höhe Dem Fischlein ist's so wohlig,
Wohl einen Augenblick, So frisch und leichtzu Muth;
Dann schlüpfen sie geschwinde Im hellen Wasser spielen, '
Zum kühlen Grund zurück. Ist alles, was es thut!
Könnt' ich doch mit dir schwimmen
Und spielen auch mit dir!
Leb wohl, leb wohl, du Fischlein,
Und grüß' die andern mir!
(Diefenbach.)
29. Die Forelle.
Am klaren Bache verweilen die Knaben gerne und sehen den Fischen
zu, die im Waffer munter umherschwimmen. Weiter oben am Bache
fitzt ein Fischer. Er halt die Angelruthe in der Hand und richtet un-
verwandt den Blick auf das Wasser. Jetzt zuckt die Ruthe; er zieht
auswärts und zappelnd hängt ein Fisch an der Schnur. Da eilen die
Knaben, um den Fang zu sehen.
Welch ein schöner Fisch! Wie Silber schimmern die Schuppen.
Oben am Rücken ist das Thier etwas dunkler, mit schwarzen Pmrkten;
die Seiten sind gelblich, der Bauch ist weiß. Aber im Weißen sind
viel schöne, rothe Punkte mit blauen Rändern.
„Das ist eine Forelle," spricht freudig der Fischer. „Sehet, sie
athmet noch durch die Kiemen zur Seite des Kopses; aber ihr Auge
ist starr und unbeweglich. Sie hat sechs Flossen: zwei neben dem
Kiemendeckel, zwei am Bauche, eine auf dem Rücken und eine Gabel-
stosse am Schwänze. Aber sehet die spitzen Zähne am Rande der beiden
Kinnladen, ja noch Gaumen und Zunge sind mit Spitzen besetzt. Die
Forelle hat ein starkes Gebiß; sie verzehrt nicht nur Mücken und Wür-
mer, sondern auch kleine Fische. Aber wir wollen sie in den wasser-
gefüllten Behälter legen; denn nur im Waffer kann der Fisch leben.
Außer demselben stirbt er bald.
Diese Forelle lebt nur in Bächen und Flüffen mit frischem, klarern
Waffer. Wie ein Pfeil schießt sie durch dasselbe. Sie hat ein feines
Gehör und Gesicht und einen scharfen Geruch. Wie sie jemand am
Ufer bemerkt, verbirgt sie sich eiligst. Wenn sie nach Mücken jagt,
schnellt sie ziemlich hoch über das Waffer empor.
Im Herbste laicht die Forelle, d. h. sie giebt gar viele Eier von
sich, au§ welchen die jungen Fische in großer Anzahl kommen. Das
Fleisch der Forelle wird gut bezahlt; denn es ist besonders zart und
wohlschmeckend."
In der hellen Felsenwelle
Schwimmt die muntere Forelle;
Und im wilden Übcrmuth
Guckt sie aus der kühlen Fluth,
Sucht, gelockt von lichten Scheinen
Nach den weißen Kieselsteinen,
Die das seichte Bächlein kaum
Überspritzt mit Staub von Schaum.
Sieh' doch, sieh', wie kann sie hüpfe«
Und so unverlegen schlüpfen
Durch den höchstenklippensteg,
Grad' als wäre das ihr Weg!
Und schon will sie nicht mehr eilen
Will ein wenig sich verweilen,
Zu erproben, wie es thut,
Sieb zu sonnen aus der Fluth.
8
Haesters Leseeuch jür Obertl, Simuuan-Ausgab«.
3v. Dke Forelle.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
163
in einen Karren und fuhr uns in einem unterirdischen Felsengange ent-
lang, der sehr schmal und so niedrig war, daß sich der Mann etwas
Lücken mußte. Dieser Gang führte nach einem andern Gange, der höher
und Lreiter war als der erste. Hier floß Wasser hell und klar, und
auf dem Wasser stand ein Kahn, der uns aufnahm. Der Mann setzte
sich mit seiner Lampe auf uns, und wir fuhren so in dem dunkeln
Gange lange Zeit fort. Du hast neulich hier am Nähtische deiner
Gespielin auch von einer Wasserfahrt erzählt, aber bei meiner Fahrt
wäre es dir gewiß etwas unheimlich geworden; denn da drunten blühet
kein Vergißmeinnicht an dem Wasser, da singt keine Schwalbe, da
schwimmt kein Fischlein munter auf und ab. Dumpf rauschte das
Wasser unter dem Kahne, und stieß er an die Felsenwände, so dröhnte
es hohl wie in einem Grabe. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir
fuhren. Endlich hielt der Kahn an. Ein großer Eimer kam an einem
Seile wie in einem Brunnen herunter; in diesen wurde ich mit mehre-
ren meiner Gefährten geladen, und der Eimer dann in die Höhe ge-
wunden. Unser Kahn muß recht tief unter der Erde gestanden haben,
denn es währte lang, ehe wir ans Tageslicht kamen. Bei unserer
Auffahrt geleitete uns anfangs der Schein des Lichtes im Kahn, aber
bald ging es ganz im Dunkeln weiter. Ich wünschte mir im Stillen
ein „Glück auf!", wie ich's oft von den Männem gehört hatte, wenn
sie zu Tage fahren wollten. Allmählich fing es an zu dämmern, und
mit jedem Schritte höher wurde es heller und heller, bis uns das
Sonnenlicht ganz beschien.
Diese Fahrt machte meinem unterirdischen Leber: ein Ende. Ich
wurde nun mit meinen Reisegefährten unter freiem Himmel auf einen
hohen Eisensteinhaufen gelegt, und weiß noch recht gut, wie ich mich
freute, wenn ich am Tage die Sonne erblickte und des Nachts die
vielen Sterne funkeln sah. Aber auf Freuden folgen oft Leiden. Nach
einiger Zeit brachte man uns auf breite, dünne Lagen von Reisholz,
welche angezündet wurden. Mein Freund, der Schwefel, der bis
dahin nicht von mir gelassen, ja von den ältesten Zeiten her in Freud
und Leid mir seine Freundschaft stets bewahrt hatte, konnte die Hitze
nicht vertragen und mußte sich von mir trennen. Er ging als Dampf
in die Höhe, und ich habe nichts wieder von ihm gehört. Ich hielt
standhaft auf dem Scheiterhaufen aus, wurde aber zuletzt ganz mürbe
geröstet. Doch das war noch gering gegen das, was mir nun wider-
fuhr. Man brachte uns nämlich in eine Pochmühle, in welcher
schwere, mit Eisen beschlagene Stampfen waren, die so unbarmherzig
auf uns herumtraten, daß wir ganz zerstückell wurden. Aus dieser
Martermühle fuhr uns ein Mann nach einem Ofen, der wie ein hoher
runder Thurm dastand. In viereckigen Kasten wurden wir nach seiner
obern Öffnung gewunden. Gelbe und blaue Feuerflammen sprüheten
hier Tag und Nacht ohne Unterlaß aus der zirkelrunden Öffnung und
leuchteten, hoch in die Höhe schlagend, wett in die dunkle Nacht hinein.
Schon manche Ladung aus der Pochmühle mußte in den Höllenschlund
11»
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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166
bergmännisch gewinnt. Freilich ist es nicht selten mit Gyps, Thon und
erdigen Theilen vermischt, und dann werden nicht die Salzsteine heraus-
geschafft, sondern man läßt in die Salzgrulen Wasser hinein, welches
das Salz auslaugt. Im Schooße der Berge entstehen dann große,
vom Waffer ausgeftessene Höhlen, wie in Hallein, wo der Fremde
mitten im Salzberge auf einem Kahne über einen kleinen Salzsee
schifft, während an den Wänden und an der Decke beim Scheine der
Fackeln und Lichter die rothen, weißen, blauen, grauen Salzkrystalle
wie in einem Feentempel wunderbar glänzen. Gewaltige, oft stunden-
lange Soolwasserleitungen führen dort die gesättigte Salzsoole in
die Stedehäuser nach Ischl, wo in ungeheuren Pfannen durch Feuer
das Wasser verdunstet und die weißen Salzkrystalle anschießen und zurück-
bleiben. In Zuckerhufformen gedrückt, wird dann das Salz — das
jetzt nicht mehr zu den Einnahmen des Staatsschatzes gehört — aus-
geführt in das Land und beim Gebrauche erst klein gestoßen. Anders
verfährt man überall da, wo natürliche Salzquellen sich stnden, deren
Soole so dünn ist, daß sie nicht gleich versotten werden kann. Da
wird die Salzsoole erst in die Gradirwerke geleitet. Es werden
nämlich lange Wände von Schwarz- und Weißdornen zu 25“* Höhe
und 1 bis 2m Breite gebauet, und auf diese glatt beschnittenen Wände
wird nun die Soole durch Pumpen gehoben. In einzelnen Tropfen
fällt dieselbe langsam wieder herab, indem jeder Tropfen von Dorn zu
Dorn springt. Behälter unter den Gradirwänden fangen die herab-
tröpfelude Soole auf. Gewöhnlich muß jeder Tropfen diesen dornen-
vollen Weg zwei- bis dreimal machen. Aber reiner und werthvoller
wird er nach jedem Wege. Nicht nur die erdigen Theile hat er in den
Gradirwänden zurückgelassen, er ist auch salzhaltiger geworden, indem
Sonne und Wind einen Theil seines Wassergehalts ihm nahmen. Die so
geläuterte Soole wird nun in den großen Pfannen eines Siedehauses
zum Kochen e.rhitzt. Während dabei das Wasser als Dampf davon eilt,
schlägt sich das Salz auf dem Boden der Pfanne nieder, wird mit langen
Krücken an den Rand derselben gezogen, herausgenommen, in Körbe ge-
schüttet, damit das Wasser abläuft, und dann in Trockenkammern getrocknet.
So gewinnt man das Salz. Wie wollten wir Menschen unsere
Speisen bereiten und erhalten ohne Salz? Woher sollten wir unsere
Schinken und unser gepökeltes Fleisch nehmen? Und endlich wär's
doch wirklich Schade um die Millionen Häringe und Bücklinge, die
wir alljährlich wohl eingesalzen oder geräuchert verspeisen, wenn wir
sie von Sommer zu Sommer nicht aufbewahren könnten, bis die guten
Thierchen wieder einmal heerdenweis in die Netze der betriebsamen Be-
wohner der Nord- und Ostseeküste schwimmen.
Iv. Erden.
93. Erdartige Mineralien.
Die Erdarten finden sich im Vaterlande überall, meistens als
Lehm, Sand und Kies, seltener Mergel und Walrererde. Die
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
362
leichtere Sand und die erdigen Theile oben schwimmen. Den untern
Goldsand legen sie auf ein Tuch oder Brett zum Trocknen und blasen
dann den leichten Staub mit einem Blasebalg weg. Man sucht nur
ein Meter tief; nachdem aber das Land sich dem Bunde der Vereinig-
ten Staaten angeschlossen hat, werden gewiß auch bergmännische An-
stalten und Amalgamirwerke eingerichtet werden. Dann wird freilich
auch wohl das Glück der Freiheit, Gold zu suchen, aufhören, dieses
Sch ein glück, bei welchem oftmals die gesammelten Reichthümer durch den
theuren Lebensunterhalt wieder verschlungen wurden, und bei welchem
mancher inmitten aufgehäufter Schätze vom Tode übereilt wurde, den
Fieber und Seuchen ihm brachten.
46. Die Wasserfälle des Orinoco.
Wie die Flüsse Amerikas an Größe alle anderen übertreffen, so
sind auch ihre Wasserfälle die interessantesten. Die Wasserfälle des
Orinoco bestehen nicht in dem einmaligen Herabstürzen einer großen
Wassermasse, sondern sie erscheinen als eine zahllose Menge kleiner
Wasserstürze, die reihenweise, wie Staffeln, 1 bis 3™ hoch, auf
einander folgen, indem das 2667™ weite Flußbett dermaßen von
Inseln und Klippen- verengt wird, daß oft kaum ein 7™ breites
Fahrwasser übrig bleibt. Sind die einzelnen Klippen oder Staffeln
nicht über 60 bis 90*™ hoch, so wagen es die Eingebornen, sich mit
dem Kanot*^ herabzulassen. Geht aber die Fahrt stromaufwärts, so
schwimmen sie voran, schlingen nach vieler Anstrengung ein Seil um die
Felsspitzen, welche aus dem Strudel hervorragen, und ziehen mittels
dieses Seiles das Fahrzeug empor.
Unter den vielen Wasserfällen des Orinoco bildet auch der von
Atu res eine Inselwelt, zwischen welcher der Strom sich hindurch
drängt, ein Palmengebüsch mitten aus dem- schäumenden Wasser-
spiegel hervortretend. Als wir von den Ufern des Rio Negro zurück-
kehrten, wagten wir es — erzählt A. v. Humboldt — die letzte
oder untere Hälfte dieses Wasserfalles mit dem beladenen Kanot zu
passiren. Wir stiegen mehrmals auf den Klippen aus, welche, als
Dämme, Insel mit Insel verbinden. Bald stürzen die Wasser über
diese Dämme weg, bald fallen sie mit dumpfem Getöse in das Innere
derselben. Daher sind oft ganze Strecken des Flußbettes trocken, weil
der Strom sich durch unterirdische Kanäle einen Weg bahnt. — Am
südlichen Eingänge des Wasserfalles von Atures, am rechten Ufer des
Orinoco, liegt die unter den Indianern weit berufene Höhle von
Ataruipe. Die Gegend umher hat einen großen und ernsten Natur-
charakter, die sie wie zu einem Nationalbegräbnisse eignet. Man
erklimmt mühsam, selbst nicht ohne Gefahr in eine große Tiefe hinab-
zurollen, eine steile, völlig nackte Granitwand. Kaum ist die Kuppe
erreicht, so wird man durch eine weite Aussicht über die anliegende
j Kanot = Nachen kleines Schiff.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
2
Erdkunde.
Ii
Sommertagen im Freien machen: während sich die Erde stark erwärmt, nimmt das
Wasser im Flusse oder Teiche verhältnismäßig wenig Wärme auf. Folgt dem heißen
Tage ein kühler Abend, so wird der Erdboden bald empfindlich kalt, während das
Wasser so warm bleibt wie am Tage. So oft wir die Beobachtung auch anstellen,
immer finden wir, daß die Erde schnell viel Wärme aufnimmt, sie
jedoch ebenso schnell wieder abgibt, daß aber das Wasser sich nur
langsam erwärmt und langsam wieder abkühlt. Bei großen Land- und
Wassermassen können wir dieselben Erscheinungen beobachten.
a) Die Landmassen erwärmen sich im Sommer sehr stark und kühlen sich im
Winter stark ab. Gegenden, die weit vom Meere entfernt liegen, haben mithin
heiße Sommer und kalte Winter. Ein solches Landklima herrscht z. B. in dem
größten Teile des östlichen Deutschlands. Die winde, die aus diesen Gebieten und
vor allem aus dem benachbarten Rußland kommen, sind daher im Sommer heiß,
im Winter aber kalt und stets trocken.
b) Die großen Wassermassen dagegen, die Meere, erwärmen sich im Sommer
nur allmählich, halten jedoch die aufgespeicherte Wärme lange zurück. Deshalb sind
auch die winde, die von einem Meere her wehen, im Sommer bei weitem nicht
so heiß und im Winter nicht so kalt wie die Landwinde. Die Länder, die an das
Meer grenzen, haben infolgedessen kühlere Sommer und mildere Winter als die
Gegenden mit Landklima. Da die von dem Meere her kommenden winde außerdem
reichlich mit wasserdampf beladen sind, erhalten jene Länder auch mehr Nieder-
schläge als diese. Ein solches Seeklima hat der westliche Teil von Deutschland,
der unter dem Einfluß des nahen Ozeans und der Nordsee steht.
4. Ihre Bewegungen, a) Wellen. Die Oberfläche der Nordsee ist nur
selten spiegelglatt. Meist ist sie vom winde bewegt. Die Wellen können bei Sturm
eine höhe von mehr als 4 w erreichen. Nöllen die wogen dem flachen Strande
zu, so stoßen sie am Meeresboden oder an Felsen, die vom Grunde aufragen (Nlippen,
Riffe) aus widerstand. Die Wassermassen überstürzen fid); sie brausen und schäumen
dann, und das Meer gerät in Aufruhr. Das ist die Brandung, die den Schiffen
leicht gefährlich werden kann. Leuchttürme, die man am Strande und auf Inseln
errichtet hat, warnen die Seeleute in der Nacht vor den gefahrdrohenden Stellen,-
am Tage werden die Schiffer durch fest verankerte, schwimmende Tonnen und andre
„Seezeichen" darauf aufmerksam gemacht. Oft scheitern aber trotzdem Schiffe. Um
den Schiffbrüchigen Hilfe bringen zu können, hat man an der Rüste zahlreiche
Rettungsstationen errichtet.
b) Ebbe und Flut (Gezeiten), während in den Teichen und Seen das Wasser
im Laufe eines Tages gleich hoch steht, ist dies in der Nordsee nicht der Fall, hier
können wir vielmehr ein regelmäßiges Sinken und Steigen beobachten, hat das Wasser
den höchsten Stand inne, so beginnt es tiefer und immer tiefer zu fallen. Felsen,
die vorher vom Wasser bedeckt waren, kommen zum Vorschein, und der Meeresboden
wird auf kleinere oder größere Strecken, oft sogar einige Rilometer weit entblößt.
Die Rüstenbewohner eilen dann herbei, um die Gaben einzusammeln, die ihnen das
Meer beschert hat. In zahlreichen Wassertümpeln fangen sie Fische, die dort zurück-
geblieben sind, und vom feuchten Boden sammeln sie Rrebse und Muscheln. Doch
auch vielerlei Vögel stellen sich ein, die hier eine reich gedeckte Tafel finden.
Dieses Zurückweichen des Wassers, das etwa 6 Stunden währt, bezeichnet man als
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Nordsee Nordsee Nordsee
38
Naturgeschichte.
Ili
2. Oer Hecht,
dessen Fleisch der Mensch wohl zu schätzen weiß, ist ein arger Räuber. Wegen seiner Größe
und Stärke (er wird bis I m lang und bis 15 schwer) vermögen ihm nur wenige Wasser-
tiere zu widerstehen. Zwischen Wasserpflanzen lauert er auf Leute. Diefärbung (grünlich,
mit dunklen Streifen oder Flecken) macht ihn dort nicht auffällig. Der langgestreckte Rumpf
und der zugespitzte Kopf erlauben ihm ein schnelles Durchschneiden des Wassers. Mit dem
weitklaffenden Maule, das von spitzen Zähnen starrt, ist das Opfer schnell gepackt.
Lin ganz ähnlich gefärbter Raubfisch ist der Flußbarsch. — Lin andrer Räuber ist
der schnelle Lachs. Alljährlich wandert er aus dem Meere die Ströme aufwärts, überspringt
Wehre und Wasserfälle und dringt in die Waldbäche ein, um daselbst zu laichen. — In klaren
Gewässern, besonders in Waldbächen, lebt die muntere Forelle.
3. Der Hering (Länge 20—35 cm).
1. Aufenthalt und Nahrung. Der Hering ist ein schön blaugrün gefärbter
Fisch, der die nördlichen Meere bewohnt. Allerlei winzige Giere, von denen erst
Tausende seinen Magen füllen, bilden seine Nahrung. Um sich zu sättigen, muß er
die Tierchen daher in Massen fangen, hierzu dient ihm ein „Netz" aus langen Knochen-
stäben, die den Kiemenbögen aufsitzen. Das Wasser, das dem Fische fortgesetzt durch das
Maul strömt, um den Kiemenblättchen Ntemluft zuzuführen, muß durch diese Stäbe
fließen. Die im Wasser enthaltenen Tierchen aber bleiben in dem „Netze" hängen und
werden sodann verschluckt.
2. Fortpflanzung und Verwertung. Da die Tier des Herings im Wasser
untersinken, kann der Fisch nicht auf hohem Meere laichen, dessen Grund mit feinem
Schlamme bedeckt ist. Tr muß daher Laichplätze mit festem Grunde aufsuchen, wie
ihn Sandbänke und viele Küstengewässer besitzen. Zu diesen Orten wandert er daher
alljährlich zu be-
stimmten Zeiten
in riesigen Zügen.
Ihnen stellt der
Mensch seine Netze
entgegen. Und
welche Mengen
glitzernder Fische
alljährlich gefan-
gen werden, ist
kaum zu schätzen!
Man verwendet
sie frisch (grüner
Hering), gesal-
zen, geräuchert
(Bückling), mari-
niert oder gebraten und dann in Essig gelegt (Brathering). Heringe, die noch
nicht ausgewachsen sind, nennt man Matjesheringe,- die ausgewachsenen bezeichnet
man, wenn sie noch nicht gelaicht haben, als Vollheringe, im andern Falle als
Hohlheringe.
S.
K.