248
fähig erwiesen,,Deutschland im Innern einig und nach Außen stark
zu machen. Österreich und Preußen, die beiden deutschen Groß-
mächte, strebten eifersüchtig nach der Hegemonie*) in Deutschland.
Österreich, ein buntes Völkergemisch von 34 Millionen Einwohnern,
worunter nur 8 Millionen Deutsche, trachtete, im Hinblick auf alte
Überlieferungen, dem Hause Habsburg, als dem Träger der ehe-
maligen deutschen Kaiserkrone, sein Übergewicht in Deutschland zu
erhaltm. Preußen dagegen, als rein deutscher Staat mit 19 Millionen
Einwohnern und darunter 16 Hz Millionen Deutsche, erkannte den über-
wiegenden österreichischen Einfluß seit langer Zeit als ein Hinderniß
an der Fortentwickelung der deutschen Zustände. Durch die Gründung
des deutschen Zollvereins, sowie durch den Abschluß der Handels-
verträge mit Frankreich, England, Belgien und Italien hatte
Preußen sich in Handel und Wandel schon große Verdienste um die
Wohlfahrt Deutschlands erworben, und jemehr Hindernisse das öster-
reichische Sonder - Interesse **) diesen Verträgen entgegengestellt hatte,
desto mächtiger erwachte allmählich in den Herzen aller Vaterlands-
freunde die Sehnsucht nach einer „Einigung Deutschlands unter
Preußens Führung". Dem Könige Wilhelm war es vorbehalten,
auf der Bahn nach diesem Ziele hin, einen bedeutsamen Schritt vor-
wärts zu thun. Seine Regierung begann er mit der Armee-Reor-
ganisation^**), die sein wohldurchdachtes, selbsteigenes Werk ist. Er
selbst war im Militairwesen ergraut, hatte es seit 50 Jahren vorzugs-
weise als seine Lebensaufgabe betrachtet und besaß deshalb über die
Vorzüge und Mängel des Heeres ein vollgültiges Urtheil. Daher
ließ er sich auch trotz der großen Schwierigkeiten, welche ihm wegen der
vielen Kosten der Reorganisation entgegengestellt wurden, von der Durch-
führung derselben nicht abhalten. Ihn leitete dabei die Überzeugung:
wenn man große Leistungen von Preußen verlange, dürfe man auch die
Opfer nicht scheuen, welche eine verbesserte Einrichtung des Heeres erfordere.
Unterdessen war das Verlangen nach einer bessern Bundesverfassung
in Deutschland immer dringender geworden. Da trat der Kaiser von
Österreich, Franz Joseph, plötzlich mit einem, ohne Preußens Zu-
ratheziehung entworfenen Verbesserungsplan vom 18. August 1863
hervor, nach welchem Österreich an die Spitze von Deutschland,
Preußen dagegen auf eine Stufe mit Bayern gestellt werden sollte.
König Wilhelm lehnte jede Betheiligung an diesem Plane ab und
weigerte sich, dem deshalb nach Frankfurt berufenen Fürsten-Con-
greß'ch beizuwohnen, der dann auch ohne Erfolg blieb.
Bei diesen fortdauernden Mißklängen zwischen Österreich und Preußen
überraschte umsomehr das österreichisch-preußische Bündniß, in
Folge dessen die beiden Großmächte gemeinschaftlich einen Krieg unter-
*3 Hegemonie = Führerschaft, Oberherrschaft.
**} Sonder-Jnteresse = eigener Vortheil, Nutzen, Gewinn.
***) Reorganisation — Erweiterung, Vervollkommnung.
t) Kongreß — Verein, Versammlung.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Franz_Joseph Franz August Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich England Belgien Italien Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschland Frankfurt
250
Es war ein glorreicher Tag für die preußischen Krieger. Er hatte
den Dänen 5000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen
gekostet; der Verlust der Sieger betrug 1188 Mann, darunter 70 Of-
fiziere. — König Wilhelm eilte selbst nach dem Sundewitt, um bei
feierlicher Parade den Truppen persönlich seinen Dank auszusprechen.
Drei Tage verweilte er im befreiten Lande und kehrte mit den
Trophäen*) von Düppel (118 Kanonen, Fahnen rc.) und einem Ehren-
geleite von 127 der Tapfersten unter den Siegern in die jubelnde
Hauptstadt Berlin zurück.
Während der Belagerung und Einnahme von Düppel waren die
Österreicher und die preußischen Garden nach Norden vorgedrungen
und hatten die Halbinsel Jütland besetzt. Nachdem hierauf die Preußen
am 29. Juni die Insel Alsen eingenommen und die Dänen auch
zur See von der österreichischen und preußischen Flotte schwere Nieder-
lagen erlitten hatten, mußte König Christian am 30. October 1864
Frieden schließen und die Herzogthümer Schleswig, Holstein und
Lauenburg nebst den dazu gehörigen Inseln an die Sieger abtreten.
So war denn zur Freude aller Deutschen das Werk der Befreiung
der Herzogthümer von dänischer Bedrückung vollendet. Aber noch ahnte
man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemein-
schaftlich erworbenen Herzogthümer bald ein zweiter — zwar kurzer,
aber sehr blutiger — Krieg ausbrechen, und daß eben dieser Krieg
endlich die Lösung des Zwistes um die Führerschaft in Deutschland
zu Gunsten Preußens entscheiden sollte.
418. Die Auflösung des deutschen Bundes.
(14. Juni 1866.)
Durch den Wiener Friedensvertrag waren der Kaiser von Öster-
reich und der König von Preußen gemeinschaftlich Besitzer
der Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg geworden. Sie
ließen einen Theil ihrer Truppen als Besatzung in den Herzogthümern
zurück und ordneten für die Verwaltung derselben eine gemeinschaft-
liche provisorische**) Regierung an. Österreich konnte auf den Besitz
der Herzogthümer, von denen seine übrigen Länder weit entfernt liegen,
nur geringen Werth legen und beantragte^schon bald nach dem Friedens-
schluß bei Preußen die gemeinschaftliche Übertragung derselben an den
Prinzen Friedrich von Augustenburg, der bereits früher sein Erb-
recht auf diese Länder geltend zu machen versucht hatte. Preußen da-
gegen, als der natürliche Beschützer der Nordmarken Deutschlands, mußte
in seinem eigenen und im Jntereffe Deutschlands von dem zukünftigen
Fürsten der Herzogthümer verlangen: — eine innige Verbindung
der gesammten Wehrkraft der Herzogthümer mit dem preußischen
Heere und der preußischen Flotte — ungehinderte Anlegung von
Kriegshäfen im Lande — Gestattung des Baues eines Nord-Ost-
*) Trophäen = Stegoszcichen.
**) provisorisch — vorläufig, einsiwckle».
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Christian Friedrich_von_Augustenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Holstein Lauenburg Deutschland Deutschlands Deutschlands
252
reich, Bayern, Würtemlerg, Sachsen, Hannover, beide
Hessen, Nassau, Neuß-Greiz und Liechtenstein. Nach der Ab-
stimmung verließ der preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklä-
rung, daß der bisherige Bund gebrochen und für Preußen zu
bestehen aufgehört habe.
Am 15. Juni bot Preußen seinen nächsten Nachbarn unter den
Gegnern: Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau noch die
Hand zum Frieden unter Zusicherung ihres Besitzstandes, wenn sie bis
zum Abend desselben Tages die Erklärung abgäben, daß sie sich an dem
gegen Preußen beschlossenen Kriege nicht betheiligen würden. Da die
Antworten bei allen ablehnend lauteten, so rückten schon am 16. Juni
preußische Truppen in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein und
am 18. Juni erließ der König von Preußen den nachstehenden Aufruf
an sein Volk:
Ls. „Aufruf an mein Volk!
In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe
auszieht, drängt es mich, zu meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der
tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert mein in Gott
ruhender Vater unvergeßliche Worte sprach. „Das Vaterland ist in
Gefahr!" Österreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe
in Waffen! Nur wenige Jahre sind es her, seit ich aus freiem Entschlüsse
und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Österreich die Bundes-
hand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu be-
freien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute, hoffte ich, würde eine
Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, aus allseitiger Achtung und Aner-
kennung beruhender Bundesgenossenschaft und mit ihr zu all dem gemeinsamen
Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere
Bedeutung,, als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoffnung ist getäuscht
worden. Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland
beherrschten; in dem jüngeren, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es
keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler
erkennen. Preußen — so "meint es — muß in allen seinen Bestrebungen be-
kämpft werden, weil, was Preußen frommt, Österreich schade. Die alte, un-
selige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen soll ge-
schwächt, vernichtet, entehrt werden. Aber in meinem Volke lebt der Geist von
1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir
ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn
König und Volk, durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an
die Ehre desselben Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aus-
gabe halten. — Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines
Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen
prüft. _ Nicht mein ist die Schuld, wenn mein Volk schweren Kamps kämpfen
und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden müssen: aber es ist uns kerne
Wahl mehr geblieben! Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen in
einen Kampf aus Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des
großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus
den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen,
auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, feines Volkes Tapferkeift Hingebung
und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmächtigen, den
Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere
Waffen segne! Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark
genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
- 260 —
liche und stand unter dem Ober-Befehl des Königs von Preußen
als Bundes-Feldherrn.*)
Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und
Baden, welche dem Norddeutschen Bunde nicht Leigetreten waren, hatte
Preußen „Schutz- und Trutzbündnisse" abgeschlossen, durch welche
im Falle eines Krieges der Oberbefehl auch über die süddeutschen
Truppen dem Könige von Preußen übertragen wurde, als dem
obersten Feldherrn der gesammten deutschen Kriegsmacht. —•
34. Veranlassung des Krieges gegen Frankreich.
(1870.)
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Rachbar nicht gefällt."
(Schiller.)
Mit den Franzosen haben sich die Deutschen von jeher nicht gut
vertragen können. Seit drei Jahrhunderten ist Deutschland von ihnen
wiederholt übermüthig und raubgierig angegriffen worden. Sie haben
uns nicht bloß die Bisthümer Metz, Tüll**) und Birten***), son-
dern auch die schönen deutschen Länder Elsaß und Lothringen geraubt.
Im Jahre 1688 überzogen sie die Rheinpfalz und verwüsteten dieselbe
5 Jahre lang. Heidelberg, Mannheim, Speier, Worms, über-
haupt gegen 1200 Ortschaften wurden von ihnen ausgeplündert und
verbrannt. Selbst die Kaisergräber im Dom zu Speier wurden
zerstört, die Särge erbrochen und die Gebeine zerstreut! — Wie im
Anfang dieses Jahrhunderts Napoleon I., der Kaiser der Fran-
zosen, dem 1000jährigen deutschen Kaiserreiche ein Ende gemacht, und
wie er auf seinen Eroberungszügen in Deutschland gehaust hat, das ist
Euch aus der vaterländischen Geschichte bekannt. In den Befreiungs-
kriegen, 1813 bei Leipzig und 1815 bei Waterloo, haben die Deut-
schen Napoleon zwar wieder aus dem Lande gejagt, leider aber den
Franzosen das früher geraubte deutsche Land, Elsaß und Lothringen,
gelassen. Dadurch sind sie denn allmählich wieder so übermüthig ge-
worden, daß sie schon vor mehr denn 30 Jahren ein großes Geschrei
erhoben, sie müßten auch noch das linke Rheinufer haben, das ge-
höre zu ihrem Lande. Damals war es, als der Dichter Nikolaus
Becker in dem euch bekannten Rheinliede wie aus aller Deutschen Herzen
antwortete:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrei'n" rc.
Und es blieb vorläufig bei dem Geschrei.
Im Jahre 1851 erhielten sie dann wieder einen Napoleon zum
Kaiser, und obgleich derselbe sich nur durch Eidbruch und blutige
Gewaltthat zu dieser Würde emporgeschwungen hatte, so hießen sie
ihn doch willkommen, weil sie glaubten, daß jetzt die glorreichen Erobe-
*) „Schwarz, weiß, roth" wurden die Farben der Norddeutschen „Bundesflagge".
**j Bon den Franzosen Ton! genannt, sprich: Tul.
**') „ h „ Verdun genannt, sprich: Werböng.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Napoleon_I. Napoleon Nikolaus
Becker Nikolaus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würtemberg Baden Frankreich Deutschland Lothringen Rheinpfalz Heidelberg Mannheim Worms Deutschland Leipzig Lothringen Rheinliede Rhein
261
rungszüge seines Onkels wieder beginnen würden. Es ging aber doch
nicht ganz so, wie sie wünschten. Denn im Jahre 1866 mußten sie es
erleben, daß die Deutschen im eigenen Hause ausräumten, ohne daß sie
mithalfen und ohne daß sie einen Vortheil davon hatten. Das erregte
ihren alten Haß und Neid, besonders gegen Preußen, welches den
großen Sieg von Königgrätz allein erfochten und durch die Gründung
des norddeutschen Bundes, sowie durch die Schutz- und Trutz-
bündnisse mit den Südstaaten, die Einigung Deutschlands so
kräftig angebahnt hatte. Schon vor dem Kriege 1866 und bald nach-
her hatte der französische Botschafter Benedetti dem norddeutschen
Bundeskanzler Grafen Bismarck wiederholt Bündnisse angetragen, in
denen es auf nichts weniger abgesehen war, als auf Abtretung alles
deutschen Landes zwischen Mosel und Rhein, oder die Erwerbung
von Luxemburg und Belgien für Frankreich. Als aber diese Ver-
suche, sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern, ohne Erfolg blieben,
schrieen die Franzosen: „Rache für Königgrätz!", wie sie früher ge-
schrieen hatten: „Rache für Leipzig und Waterloo!" — König
Wilhelm aber ließ sie schreien, während seine Fürsorge vor Allem
darauf gerichtet war, durch den Ausbau des norddeutschen Bundes die
Friedensarbeit und den Wohlstand des Volkes zu heben. Von den
vielen zu diesem Zwecke mit dem Reichstage vereinbarten und bereits
eingeführten Gesetzen seien hier nur genannt: die „Gewerbeordnung",
das „Strafgesetz", das „Freizügigkeitsgesetz" und das Gesetz
über einheitliches „Maß und Gewicht".
So kam der Sommer des denkwürdigen Jahres 1870. Tiefer
Friede ruhte über der Erde. Die Eisenbahnzüge füllten sich täglich
mehr mit Reisenden; Kranke eilten, Genesung suchend, hoffnungsvoll in
die Bäder. Auch das alte, weltberühmte Bad Ems an der Lahn hatte
sich durch zahlreichen Zuzug aus allen Theilen der Erde neu belebt.
Aus der Menge der Kurgäste ragte eine hohe und mächtige Gestalt
um Haupteslänge hervor: ein Greis mit silberweißem Haar und Bart,
aber jugendlich noch in seinem Schritt und in seiner ganzen Erschei-
nung. Dieser alte Herr in schwarzer Kleidung, mit dem freundlichen
Wesen war der König Wilhelm von Preußen, der alljährlich in
Ems sich einige Wochen Erholung gönnt, um sich an der sprudelnden
Heilquelle und in gesunder Bergluft zu stärken zu neuer Arbeit. Die
Bewohner des Städtchens und die Besucher desselben freuen sich jedes-
mal über seine Ankunft; Jedermann liebt ihn.
Doch nur wenige Wochen sollte dieses friedliche Stillleben dauern.
Denn „es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem
bösen Nachbar nicht gefällt." — Am 4. Juli brachten die Zeitungen
die Nachricht, daß dem Prinzen Leopold von Hohenzollern von der
spanischen Regierung die Königskrone von Spanien angetragen sei und
daß der Prinz sich zur Annahme derselben bereit erklärt habe. „Was,"
schrieen jetzt die Franzosen, „ein Hohenzoller auf Spaniens Thron?"
„Das duldet das große, das herrliche Frankreich nicht." Also schrieen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Wilhelm Leopold_von_Hohenzollern Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rhein Luxemburg Belgien Frankreich Deutschlands Leipzig Bad_Ems Spanien Spaniens Frankreich
424
lieb?" fragte Cyrus. — „Siehst du nicht," antwortete der König, „wie schön er
den Wein eingießt, kostet und mir zureicht?" — „O!" rief Cyrus, „das kann
ich so gut als er, und noch besser; denn ich will dir den Becher nicht halb aus-
trinken wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein
und reichte ihn dem Könige. „Aber," sprach der Alte, „du mußt auch den Wein
erst kosten." — „Das lass' ich wohl bleiben," rief der Kleine, „denn ich weiß,
es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen." —
„Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und
Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein
Lärm! Wie habt ihr durch einander geschrieen und gelacht! So lange ihr saßt,
sprach jeder von seiner Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, fielet ihr über
eure eigenen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wo ihr seid; du nicht,
daß du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber," sprach
Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und
was macht er denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." — Durch diese
und ähnliche Einfälle machte sich Cyrus sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten
und jagen lernen und erlaubte ihm alles. Cyrus wurde mit jedem Tage männ-
licher, und da er sich in einem kleinen Kriege mit einem benachbarten Volke her-
vorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes.
Cyrus konnte es nicht vergessen, daß er ein Perser war, und hatte nicht
länger Lust, mit seinem tapferen Volke einem weibischen Könige zu gehorchen. Er
stellte sich an die Spitze seiner Perser, bekriegte und überwand die Meder. Ein
mächtiger König in Kleinasien aber, der wenigstens seines Reichthums kein Ende
wußte, Krösus, von Lydien, wollte den Cyrus mit seinen Persern vernichten.
Er wurde von Cyrus geschlagen, seine Stadt Sardes von den Persern erobert
und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um Krösus zu ver-
brennen. In den Flammen schrie der Unglückliche: „O Solon! Solon!
Solon!" — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen er riefe, befahl den Schei-
terhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: „Q Cyrus!
es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm
so tief gestürzt worden sind, als ich. Zch habe ein großes Reich beherrscht und
war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste.
Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir.
Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er wcrde
über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg
und das alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon!
du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen;
sage mir: wen hältst du für den glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger
von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir
vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser
Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem
hohen Älter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein
schönes Ende. — Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Ver-
druß nicht länger halten, sondem sagte: Solon, so sehr verachtest du meine
Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehest? Und Solon antwortete: O Krösus,
in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht,
uno vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr
vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich
preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest;
denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich prei-
sen. — So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder
vor mich. Von der Zeit ging mir alles übel; mein ältester Sohn war stumm;
mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder,
Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun
weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint."
Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert,
schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Sardes Asien Griechenland Athen
426
erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer verlassen. Sie
sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen. Zuvor aber
erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weihgeschenk für
die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu versöhnen. Man
ließ diese Maschine darum so hoch Lauen, damit ihr Trojaner sie nicht
durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil auf diese Weise
der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."
Darauf riffen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um
dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die
Füße des Rosses und zogen es jubelnd in ihre heilige Burg, nicht
achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra.
Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude
bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu
den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die
Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pferdes,
und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezückten Schwertern
verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel
entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuer-
brände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und bald loderten die
Dächer über ihren Häuptern. Zu gleicher Zeit stürmten die anderen
Griechen in die Stadt, die sich mit Trümmern und Leichnamen anfüllte.
Die Danaer bemächtigten sich unermeßlicher Schätze und schleppten Weiber
und Kinder an den Strand des Meeres. Menelaus führte seine Ge-
mahlin Helene weg. Priamus und seine Söhne waren niedergestoßen.
Die Königin nebst ihren Töchtern, wie auch die edle Andre mache,
wurden als Sklavinnen unter die Sieger vertheilt. Troja selbst wurde
dem Erdboden gleich gemacht.
Mit kostbarer Beute und vielen Gefangenen schifften nun die Griechen
nach ihrem Vaterlande zurück, von welchem sie zehn Jahre lang entfernt
gewesen waren.
41. Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedamon. Auf
Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homers
(Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurück-
kunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste
Bürger, ihre gesammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen
sollten. Bevor er aber ans "Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem
Gott sein Opfer, und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu wer-
den, einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakelspruch ermuthigte ihn.
Um ein anderes Geschlecht von Menschen nachzuziehen, machte er nun solche An-
stalten, bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle
Menschen in Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogcn und
mißgestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng
und abhärtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sic früh
an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht mehr länger im
elterlichen Hause bleiben, sondern er kam unter die Aufsicht der Obrigkeiten und
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Kassandra Schmaus Helene
428
ist Gott; denn er ist nicht geworden. Das Schönste ist die Welt; denn
sie ist Gottes Werk. Das Größte ist der Raum; denn er faßt alles
tn sich. Das Schnellste ist der Gedanke; denn er springt überall hin.
Das Gewaltigste ist das Schicksal; denn es bringt alles unter sich.
Das Gescheiteste ist die Zeit; denn sie entdeckt alles."
Solon fand bei seiner Heimkehr Stadt und Land in einer großen
Verwirrung. Die Reichen hatten das arme Volk ganz in ihrer Ge-
walt. Wenn die Armen die Zinsen nicht bezahlen konnten, so wurden
sie zu Sklaven gemacht oder verkauft. Die Reichen waren Richter und
richteten nach Willkür. An die Stelle der Könige waren Archonten
getreten, und zu einem solchen wählte man Solon. Als Regent des
Staates sollte er neue Gesetze geben. Da die Verschuldung der meisten
Bürger von Athen das größte Übel war, woran das Gemeinwesen litt,
so suchte er die Schuldforderungen zu ermäßigen. Die bisherigen von
Drako herrührenden Gesetze, welche auf alle Vergehungen ohne Unter-
schied Tod oder Verbannung setzten, waren wegen ihrer allzugroßen
Strenge unbrauchbar. Solon milderte diese Gesetze und suchte das Volk
zur Menschlichkeit zu gewöhnen. So verordnete er: wer in einem Tem-
pel Schutz suche, der solle da unangefochten bleiben; von Todten solle
man nichts Übeles reden; Fremdlinge solle man nicht beleidigen, son-
dern gastlich aufnehmen; Verirrten den Weg zeigen; die Sklaven solle
man menschlicher behandeln; wer im Kriege verstümmelt worden sei, der
solle auf Kosten des Staates erhalten werden.
Was die Verfassung betrifft, so übertrug er der Volksversammlung
das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen, Bündnisse einzugehen, die
Staatsbeamten zu erwählen und Gesetze zu geben und aufzuheben. Das
ganze Volk theilte er nach dem Vermögen in vier Klassen. Die vierte
Klasse, welche alle ganz unbemittelte Bürger umfaßte, hatte zwar Theil
an der Volksversammlung, konnte aber keine Staatsämter bekleiden, was
auch schon darum unmöglich gewesen wäre, weil die Ämter keine Ein-
künfte gewährten. Die neun Archonten, als höchste obrigkeitliche Per-
sonen, welche die obere Leitung des Krieges, Gottesdienstes und des
Gerichtswesens hatten, beschränkte Solon durch den Rath der 400 (Senat),
der jedes Jahr aus ganz unbescholtenen Bürgern neu gewählt wurde.
Die größte Gewall lag in den Händen des obersten Gerichtshofes, wel-
cher Areopag genannt wurde und aus den erfahrensten und redlichsten
Männern zusammengesetzt war. Die Archonten wurden nach Ablauf
ihres Regierungsjahres in denselben aufgenommen. Der Areopag war
der Hauptpfeiler, auf welchen die Verfassung sich stützte, denn er forderte
Rechenschaft von den Archonten über ihre Amtsführung, führte die Auf-
sicht über die öffentlichen Sitten, unterwarf die Volksbeschlüsse einer noch-
maligen Prüfung und konnte dieselben billigen oder verwerfen. Seine
gerichtlichen Sitzungen, in welchen er ohne weitere Berufung über Leben
und Tod entschied, hielt er bei Nacht und ohne Licht. Die Abstimmung
geschah durch Scherben, welche man entweder in die Urne des Todes
oder in die der Erbarmung warf. Die strenge Gerechtigkeit dieses
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
429
Gerichtshofes war in ganz Griechenland berühmt. Aber nicht nur dem
öffentlichen, sondern auch dem Privatleben der Athener wollre Solon
eine heilsame Umgestaltung geben. Darum sorgte er vor allem für die
Erziehung der Jugend, die nicht nur körperlich (wie in Sparta), son-
dern auch geistig ausgebildet werden sollte. Die Jünglinge wurden in
der Dichtkunst, in Beredsamkeit und Weisheit (Philosophie), so
wie auch, um ihren Schönheitssinn auszubilden, in der Musik und
Malerei unterrichtet.
So vortrefflich diese Gesetzgebung auch war, so hielt sie Solon,
der sich auch hierin viel weiser zeigte als Lykurg, dennoch nicht für
unverbesserlich. Er ließ die Athener schwören, daß sie seine Gesetze,
die in hölzerne Walzen eingegraben wurden, 10 Jahre unverändert
beibehalten wollten, und begab sich dann aus weite Reisen, u. a. zum
reichen Krösus in Lydien.
6. Sokrates.
C400 v. Chr.)
Er war der Weiseste unter den Griechen. Sein Vater war
Bildhauer, und er selbst trieb eine Zeit lang diese Kunst; doch seine
liebste Beschäftigung war es, Jünglinge zu unterrichten. Sokrates
lebte äußerst mäßig; er aß und trank nur das Allergewöhnlichste, trug
einen Mantel von gewöhnlichem Zeuge, ging immer barfuß und konnte
ohne Beschwerde eine Nacht wachen. Sein Grundsatz war: nichts
bedürfen ist göttlich, und am wenigsten bedürfen nähert der
Gottheit am meisten.
Hatte er s'ch durch Laufen, Ringen und andere Leibesübungen er-
hitzt und kam an einen Brunnen, so trank er nicht sogleich, sondern
füllte mehrmals einen Eimer und goß ihn langsam wieder aus, theils
um seiner Gesundheit nicht zu schaden, theils um sich in der Beherr-
schung seiner Begierden zu üben.
Seine Frau, Lantippe, war oft übler Laune und dann sehr zän-
kisch. Eines Tages war sie wieder sehr böse und schalt tüchtig auf ihn.
Er aber blieb ganz gelaffen. Da sie immer heftiger ward, stand er
endlich auf und ging fort. Dies erbitterte sie noch mehr. Sie nahm
ein Gefäß mit Wasser und goß es ihm durchs Fenster nach. „Ich
dachte es wohl/ sagte Sokrates, „auf ein Donnerwetter pflegt ein
Regen zu kommen."
Einst beschwerte sich ein Athener über die Mühseligkeiten einer Fuß-
reise, die er so eben gemacht hatte. „Hat dir dein Sklave folgen
können?" fragte Sokrates. „O ja." — „Trug er etwas?" — „Ein
großes Bündel." — „Der ist wohl recht müde?" — „Nein, ich habe
ihn sogleich wieder mit einem Auftrage fortgeschickt." — „Siehe," sagte
Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Glückes; er hat
vor dir Vorzüge der Natur."
Sokrates grüßte einen vornehmem Bürger auf der Straße, der ihm
nicht dankte, sondern stolz vorüberging. Die jungen Freunde des Weisen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
461
hier genannt fern; bet Austerlitz 2 Dez 1805, wo Napoleon über
Rußlands und Österreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); Lei Jena
14. Okt. 1806, wo Preußen ties gedemüthigt ward; bei Aspern
21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und Lei
Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Österreich
zum Frieden zwang.
Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er
schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher,
Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation
der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen
lasse. Aber etwas fehüe ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas
sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine
und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kai-
sers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon n.,
in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron
gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und
allen den Seinigen das Verderben.
Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich
mit Napoleon messen konnte, dies war Rußland und sein edler Kaiser
Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes
Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern
und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eignes Reich fürchten mußte.
Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte,
Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten
Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle
Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mir
einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen
Völkern Europas zusammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so
daß es menschlichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Na-
poleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogerr
sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und
von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei
Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft,
und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durste, den ganzen
Grimm der Russen. Aber der Weg nach Moskau, der alten Zaren-
stadt, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben.
Und zu rechter Zeit; denn schon ward die Jahreszeit rauher, und rasch
rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel
an Lebensmitteln (denn die Russen hatten alles vor sich her zerstört)
um so empfindlicher wurde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht
viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Menschen, und bald
sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise aus ihren
schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze große, herrliche
Stadt, mit allen ihren Reichthümern und Kostbarkeiten, ging — der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Josephine Marie_Louise Franz Franz Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Aspern Frankreich Europas Rom Europa Europa Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus