Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
51
Brandenburg führte, wo die Soldaten furchtbar hausten, fo schloß sich der
Kurfürst nun an den König von Polen an. Diesem war dieser Beistand sehr
willkommen; deshalb erklärte er im Vertrage zu Wehlau (Pregel) 1657
die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen für aufgehoben und gab dem
Kurfürsten außerdem Lauenburg und Bütow in Hinterpommern. Als dieser
Krieg durch den Frieden zu Oliva (bei Danzig) 1660 beendet wurde, da
erkannten alle Mächte den Kurfürsten als selbständigen Herzog von
Ostpreußen an.
5. Kampf mit den Ständen. Als der Kurfürst von den preußischen
Ständen (den Vertretern der Städte und des Adels), den Huldigungseid
forderte, verlangten diese die Anerkennung aller ihrer Vorrechte, die sie mit
List und Gewalt den früheren Fürsten abgerungen hatten. Davon wollte
und konnte aber Friedrich Wilhelm nichts wissen. Da die Stände sogar
mit Aufruhr drohten, so nahm der Kurfürst den Rädelsführer derselben,
den Bürgermeister Rode, gefangen. Einen alideren Wortführer der Unzu-
friedenen, den Oberst von Kalckstein, der nach Warschau geflohen war, ließ
er mit List daselbst gefangen nehmen und zu Memel hinrichten. In ebenso
entschiedener Weise brachte er sein landesherrliches Ansehen in Magdeburg
und in den Kleveschen Landen zur Geltung. So schuf er allmählich einen,
wenn auch viel zerteilten, doch einheitlichen Staat, in dem ein Wille
und ein Gesetz herrschte, in dem alle Bürger gleichartige Steuern trugen,
und in dem einerlei Münzen und Maß galten.
6. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich regierte
damals Ludwig Xiv., ein ehrgeiziger und verschwenderischer Fürst, der sein
Reich zum ersten in Europa erheben wollte und darum namentlich mit
Deutschland viele Kriege führte. Der Große Kurfürst trat ihm von allen
deutschen Fürsten am entschiedensten entgegen, als französische Heere deutsche
Gebiete furchtbar verwüsteten. Ludwig merkte bald, daß der Branden-
burger unter allen seinen deutschen Gegnern der gefährlichste sei; darum
bewog er die Schweden durch reiche Hilfsgelder, 1674 in Brandenburg
einzufallen. Diese hausten nun in dem armen Lande wie in den Zeiten
des Dreißigjährigen Krieges. Zwar scharten sich die treuen Bauern zu-
sammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem
Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Doch vermochten
sie wenig auszurichten. Sobald im Frühjahr 1675 die Wege gangbar ge-
worden waren, zog der Kurfürst vom Main her in Eilmärschen nach Magde-
burg und warf sich bei Rathenow auf die Schweden, die ihn noch ferne
meinten. Sein Feldmarschall Derfflinger — früher ein Schneider und nach
und nach zu dieser hohen Stellung emporgestiegen — (Fontane: Der alte Derff-
linger— Lehmann: Das schönste Rittertum) — überrumpelte sie und schob sich
wie ein Keil zwischen die schwedischen Heere. Am 18. Juni kam es bei
Fehrb ellin (östlich von Havelberg) zur entscheidenden Schlacht. Der Kurfürst
ließ auf einer Anhöhe, die von den Schweden nicht besetzt worden war,
seine Geschütze auffahren. Er stürzte sich an der Spitze einer Reiterschar
ins dichteste Kampfgetümmel und rief den schon weichenden Soldaten zu:
4*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig Fontane Lehmann
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Polen Lauenburg Hinterpommern Danzig Kalckstein Warschau Magdeburg Frankreich Schweden Frankreich Europa Deutschland Brandenburg Main Eilmärschen Rathenow Schweden Havelberg
50
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Zeit die Steuern. Damit lockte er viele Ansiedler aus Holland und der Schweiz in sein Land, die sich namentlich in den Niederungen der Oder und der Havel niederließen. — Um Geld in die gänzlich erschöpfte Staatskasse zu erhalten, führte er eine Verbrauchssteuer ein. Dieselbe brachte reichen Ertrag und füllte bald die Staatskasse, und doch wurden die Lebensbedürfnisse in kaum merklicher Weise verteuert. Der Kurfürst aber erhielt Geld, so daß er da Hilfe bringen konnte, wo diese not tat. So gab er den gänzlich verarmten Bauern Saatgetreide und Zugvieh. Mit Eifer betrieb der Kurfürst den Anbau der Kartoffel. Jeder Bauer mußte bei seinem Hause einen Garten anlegen. Kein Bauernsohn durfte heiraten, wenn er nicht vorher sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichenbäume gepflanzt hatte. In seinen Gärten zu Berlin und Potsdam ging der Kurfürst seinen Untertanen mit gutem Beispiel voran, indem er die Zucht von feinem Gemüse und von Blumen trieb, wie er es in Holland gesehen hatte. — Auch den Gewerbe- und Handelsstand hob er durch Anlage von Fabriken und Unterstützung strebsamer Handwerker. Damit ein schnellerer Verkehr stattfinden könne, ließ er die Landstraßen verbessern, auch legte er den Friedrich-Wilhelms-Kanal an, der die Oder mit der Spree verbindet. Eine wohl eingerichtete eigene Post verband alle Teile des Landes und führte von Tilsit bis Kleve. — Später gründete der Kurfürst eine Kriegsflotte, die sich sogar mit den Kriegsschiffen der stolzen spanischen Flotte in siegreiche Gefechte einließ. Um seinen Landeskindern die geschätzten Waren der heißen Zone billiger zu verschaffen, und um an dem großen Welthandel Anteil zu erhalten, erwarb er an der Westküste von Afrika eine Kolonie und ließ dort die Festung Groß-Friedrichsburg erbauen. Die andern Seemächte aber, vor allem Holland, bereiteten ihm viele Schwierigkeiten, und des Kurfürsten Nachfolger gaben darum jene ferne Besitzung wieder auf. — Unter solch treuer landesväterlicher Pflege erholte sich das Land sehr schnell. Die Bewohner gelangten zu einigem Wohlstände und konnten die Steuern und Abgaben leicht aufbringen. Dem Kurfürsten aber wurde es möglich, sein Heer beständig zu vergrößern.
4. Bald sollte er es brauchen im Schwedisch-polnischen Kriege. Die Tochter Gustav Adolfs hatte die Krone Schwedens niedergelegt, war katholisch geworden und bestimmte ihren Vetter Karl Gustav zu ihrem Nachfolger. Aber auch der Polenkönig machte Ansprüche ans den schwedischen Thron. In dem zwischen diesen beiden ausbrechenden Kriege verband sich der Kurfürst zunächst mit dem mächtigeren Schwedenkönig und half diesem das Polenheer in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656) vollständig schlagen. Dafür wurde dem Kurfürsten im Vertrage zu Labiau (nordöstlich von Königsberg) 1656 von dem Könige von Schweden, der sich als Sserr von Preußen betrachtete, die Oberhoheit über Ostpreußen verliehen, d. H. er sollte das Land nicht mehr als Lehen, sondern als freies Eigentum besitzen. — Gegen Schweden erhoben sich aber jetzt mächtige Feinde: der Dänenkönig, der deutsche Kaiser u. s. w. Schweden konnte dieser Übermacht nicht widerstehen, und da der schwedische König eben seine Heere durch
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Karl_Gustav Karl Gustav Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Holland Berlin Potsdam Holland Tilsit Kleve Afrika Holland Schwedens Warschau Schweden
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
6
Geschichte.
Kummer zu lindern." Sie starb 1890. Der Ehe des hohen Paares waren 2 Kin-
der entsprossen, Kaiser Friedrich Iii. und Luise, Großherzogiu von Baden.
3. *) Regentschaft und erste Regierungszeit. 1840 starb König
Friedrich Wilhelm Iii., und ihm folgte sein ältester Sohn Friedrich Wil-
helm Iv. (Siehe § 23.) In der trüben Zeit des Jahres 1848 wurde Prinz
Wilhelm, der Prinz von Preußen, von vielen für einen Feind des Volkes
gehalten; darum schickte ihn sein königlicher Bruder auf einige Monate nach
London. — Etwa Io Jahre darauf erkrankte der kinderlose Friedrich Wilhelm Iv.
an einer unheilbaren Krankheit. Da übernahm sein Bruder Wilhelm als Prinz-
Regent die Regierung.
1861 bestieg er nach des Bruders Tode den Thron. — Preußens An-
sehen war bei andern Staaten etwas gesunken. Um dasselbe wieder herzustellen,
vermehrte und verbesserte König Wilhelm I. sein Heer und wurde bei diesem
Werke unterstützt von Otto v. Bismarck, v. Roon und v. Moltke. (S. § 24 E.)
4. Seine Kriege, a. 1864 führte König Wilhelm I. Krieg mit
Dänemark, um Schleswig-Holstein, das der König von Dänemark dänisch
machen wollte, zu erobern. (S. § 23 B.) Die Dänen wurden geschlagen, am
entscheidendsten bei Düppel. Schleswig wurde von Preußen, Holstein von dem
Verbündeten Österreich verwaltet.
d. Der Deutsche Krieg 1866. (S. § 24 0.) Österreich wollte Preußen
nicht zu mächtig werden lassen. Als darum König Wilhelm I. einen Teil
jener Länder mit Preußen vereinigen wollte, so verband sich der Kaiser von
Österreich mit den meisten deutschen Fürsten, und sie erklärten an Preußen den
Krieg. — Des Königs Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, und
des Königs Neffe, der Prinz Friedrich Karl, fielen mit ihren Heeren in
Böhmen ein und schlugen die Heere der Österreicher, die sich ihnen entgegen-
stellten, in mehreren Schlachten. Jetzt eilte auch der fast 70jährige König
Wilhelm I. zu seinem Heere, während der viel jüngere Kaiser von Österreich in
Wien blieb. Unter König Wilhelms Oberbefehl wurden die Feinde am 3. Juli
bei Königgrätz völlig geschlagen. Die Entscheidung führte der Kronprinz
herbei. (Siehe auch § 1 B. 3.) König Wilhelm setzte sich selbst mutig der
größten Gefahr aus und antwortete dem Grafen Bismarck, der ihn bat, sich zu
schonen: „Wo soll ich denn hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?"
— Im Friedensschlüsse erhielt Preußen Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen
und Nassau. Die norddeutschen Staaten schlossen den Norddeutschen Bund.
e. Der Deutsch-französische Krieg 1870/71. Die Franzosen gönnten
es den Preußen nicht, daß diese so herrliche Siege errungen und Eroberungen
gemacht hatten. Den König Wilhelm und mit ihm alle Deutschen wollten sie
demütigen. Die deutschen Länder links vom Rhein sollten französisch werden.
Darum erklärte Kaiser Napoleon Iii. an König Wilhelm I. den Krieg. (Ge-
nauere Veranlassung siehe § 24 D. 1.) — König Wilhelm I. zog wieder selbst
mit in den Krieg, obgleich er schon 73 Jahre alt war. Sein Sohn, der Kron-
prinz, erfocht die ersten herrlichen Siege bei Weißenburg und Wörth (4.
und 6. August). In der Schlacht bei Gravelotte (18. August) führte König
Wilhelm I. den Oberbefehl und zwang die beste französische Armee zum Rück-
züge nach Metz. Er war fast den ganzen Tag nicht von dem Pferde gestiegen.
Am Abend mußte er sich mit einem Stück Brot und einem Schluck Bier be-
gnügen. Sein Nachtquartier fand er nach langem Suchen in einer ärmlichen
Bauernhütte. — Auch die Schlacht bei Sedan (1. September) leitete der König
selbst und nahm hier die ganze Armee Mac Mahons und auch den Kaiser
Napoleon gefangen. — Darauf führte er sein Heer vor Paris, das er
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Otto Bismarck Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm_I. Wilhelms Wilhelm Wilhelm Napoleon Wilhelm_I. Wilhelm_I. August August Wilhelm_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Baden London Schleswig-Holstein Holstein Wien Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Rhein Weißenburg Sedan Paris