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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 406

1873 - Essen : Bädeker
406 31. Der elektro - magnetische Telegraph. Kennt ihr ihn? Habt ihr nicht schon den Drath gesehen, der neben der Eisenbahn auf hohen Pfählen läuft? Wenn man einen Kupferdr.ath an dem einen Ende mit einer Kupferplatte, an dem andem mit einer Zinkplatte anlöthet, und diese beiden Platten in den feuchten Erdboden steckt, so nimmt der Drath ganz wunderliche Eigenschaften an. Faßt man ihn mit feuchten Hän- den an und reißt ihn aus einander, so fühlt man in den Händen ein stechendes Reißen und sieht im Dunkeln sogar einen kleinen Funken von einem Ende zum andern überspringen. Weiter. Wenn man den Drath um eine Spule von Holz wickelt und durch die Spule em weiches Eisen, z. B. einen Bretternagel steckt, so wird dieses Eisen magnetisch, d. h. ein anderes Eisen, das man darunter legt, bleibt daran kleben. Nimmt man den Nagel aber her- aus oder den Drath aus einander, so ist auch der Nagel nicht mehr magnetisch, und das daran klebende Eisen fällt ab. Ihr seht also, es ist hier etwas in dem Drathe, was diese Erscheinung hervorbringt, und dieses Etwas heißt der galvanische Strom. Solche Dräthe nun, deren Endplatten in die Erde gelegt sind, führt man von einer Stadt zur andern. Um aber die Trennung und Wieder- vereinigung des Drathes recht schnell und leicht zu bewirken, hat man Klappen angebracht, wie etwa an den Klarinetten. Drückt nun jemand auf die Klappe, so trennt sich der Drath, und an dem entgegengesetzten Orte fällt das magnetisch angezogene Eisen ab und macht einen Schlag auf den darunter gestellten Tisch. Wird die Klappe geschlossen, so springt auch das Eisen wieder an den Magnet. Statt des Herabfallenden Eisens hat man jedoch einen Hebel angebracht, der auf einen sich fortbewegenden Papierstreifen Punkte und Striche einprägt, die gewisse Buchstaben bezeichnen, und von den Eingeweihten gelesen werden können. Ein . bedeutet e, . . 1, ... g, — t,--------m, . — a, . — . r, . . — u u. f. w. Der hier beschriebene Telegraph heißt der Morse- sche Druck'telegraph und wird meistens in Amerika angewendet. In Deutschland aber findet man am häufigsten den Wheatstone- schen Buchstabentelegraphen. An demselben befindet sich statt des Hebels ein Rad mit einem Zeiger, welcher sich auf einer Scheibe bewegt, worauf unsere 25 Buchstaben verzeichnet sind. Je öfter der Eisenstab hin und her geht, desto weiter bewegt sich der Zeiger auf der Scheibe. Bei einer Bewegung des Stabes tritt der Zeiger z. B. auf den Buchstaben a, Lei zwei Bewegungen auf b u. s. w. Jedes Wort nun, das telegraphirt wird, wird buchsta- Lirt; der Zeiger tritt auf den Buchstaben, der gemeint ist, und bleibt eine Weile darauf stehen; dagegen geht er schnell über die auf der Scheibe verzeichneten Buchstaben fort, die in dem gemeinten Worte nicht vorkommen. So kann der Telegraphist oder Fern- schreiber in einer Minute wenigstens 17 Worte zu Papier bringen, was der andere am entgegengesetzten Ende eben so schnell lesen und

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 407

1873 - Essen : Bädeker
407 wieder beantworten kann. Ja, man will es bereits so weit gebracht haben, ganze Reden so schnell zu telegraphiren, als sie gesprochen werden. Wollte man aber den Drath in die feuchte Erde legen, so würde diese den galvanischen Strom ableiten. Dies zu vermeiden, legt man den Drath in eine Umhüllung von Gutta Percha, das ist ein Baumharz aus Ostindien, welches in siedendem Wasser weich und bildsam, bei der gewöhnlichen Temperatur aber wieder hart wie Leder wird. Damit kann man den Drath sogar auf dem Grunde des Wassers fortführen, wie es von Europa nach Amerika geschehen ist. Durch den Telegraphen kann man eine Nachricht von Triest nach Hamburg bringen, ehe 2 Pulsschläge vergehen, ja man würde nichr länger brauchen, wenn man einen Drath um die ganze Erde herum ziehen könnte. Man schreibt also nun mit Blitzesschnelle, ja mit dem Blitze selbst. Welche Folgen für den Kaufmann, für die Sicherheits- behörden, für die Regierungen, selbst für Familien, da auch jeder Privat- mann gegen eine gewisse Gebühr sich des Telegraphen bedienen kann! Iii. Die Erde und ihre Dcwohner (die Menschheit). 1. Die Erde. Nach dem Augenscheine und nach allgemeinem Glauben wäre die Erde mit allen ihren Bergen und Thälern eine große runde Fläche gleich einer ungeheuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus komlnt mchts mehr; dort ist gleichsam der Himmel an sie ge- fügt, der wie eine große hohle Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten Berge oder Hause, bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter und bei Nacht den Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch über unseren Häuptern zu stehen. Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Sternseher und Kalendermacher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stem mit der Hand weg- haschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April vom Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wohin er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Ruß- land, nach Asien hinein, durch die Muhamedaner und Heiden, vom Land auf Wasser und vom Wasser wieder auf Land und immer weiter. Aber endlich, wenn er sich auf einen Baumstamm setzt und will daran denken, wie lange er schon von den Seinigen weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück: auf einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüthe; es wird ihm nach und nach alles, wie es daheim war; er hört seine Landessprache wieder

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 402

1873 - Essen : Bädeker
402 23. Die Elektricität. Reibt man bei trockner Lust eine Siegellackstange mit einem wol- lenen Tuche, und nähert derselben zwei an den Enden eines Seiden- fadens aufgehängte Korkkügelchen, so legen sich dieselben einige Zeit an jene an, werden aber nach einer Weile abgestoßen, und die ab- gestoßenen Korkkügelchen stoßen sich unter einander selbst zurück. Bietet man einem abgestoßenen Kügelchen den Finger dar, so fährt es schnell an denselben, kehrt aber zum geriebenen Körper zurück, wird von dem- selben wieder abgestoßen, und so fort, bis der geriebene Körper keine Wirkung mehr äußert. In der Dunkelheit sieht man, wenn die Wir- kung stark ist, einen Funken zwischen beiden Körpern, der von ihnen zugleich ausgeht, von dem einen in Form eines kleinen Strahlenbüschels, von dem andern in Form eines leuchtenden Punktes. Dies wechselseitige Verhalten nennt man elektrische Zustände und die diese Zustände hervorbringende Kraft Elektricität. Die elektrische Wirkung in Form eines Strahlenbüschels ist die starke oder positive — die in Form eines leuchtenden Punktes die schwache oder negative Elektricität; beide sind einander entgegengesetzt und gleichen sich in beiderseitigem Funkenschlagen aus. Die Ausgleichung nennt man Entladung. Läßt man von einer geriebenen Glasscheibe einen Funken auf eme Harz- scheibe schlagen, die mit feinem Staube bestreut ist, so bildet sich der Staub zu einem strahligen Stern; läßt man aber von einer geriebenen Harzscheibe einen Funken auf Staub einer Glasscheibe schlagen, so bil- det sich dieser Staub zu wolkenförmigen, strahlenlosen Ringen: darum nennt man die starke Elektricität auch Glaselektricrtät — und die schwache Harzelektricitat. Stellt sich ein Mensch auf einen Schemel mit Glasfüßen, und wird er mit einer geriebenen Glasscheibe in Verbindung gebracht, so wird er in einen stark elektrischen Zustand versetzt, der für mancherlei Krank- heitsfälle, namentlich für Nervenleiden sehr heilsam sein kann. Man sagt von einem solchen Menschen, er befinde sich in einem elektrischen Bade. Seine Haare richten sich dann auf, aus jedem Leibestheile, den man berührt, springen Funken; jeder entlockte Funken verursacht ihm einen Stich; des Nachts sieht man auch aus seinen Haaren ein schwaches Licht strömen. — Durch Wasserverdunstung wird besonders die Luft in elektrischen Zustand versetzt; der Blitz ist die Ausgleichung elek- trischer Wolken unter einander oder der elektrischen Wolken und des elektrischen Erdbodens, besonders großer Wasser- flächen. Hervorragende Gegenstände, wie Bäume, Felsen, Berge, Thurmspitzen, Eisenstangen, Rauch, schwitzende Menschen und Thiere ziehen die elektrischen Entladungen an; sie sind Elektricitätsleiter. Gute Elektricitätsleiter sind überhaupt: Metalle, Wasser, Wasser- dämpfe, Flammen, Kohle, Stroh, — keine guten Leiter sind: Glas, Seide, Haare, Leder, Eis, Asche, Wachs, Pech, trockne Luft.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 400

1873 - Essen : Bädeker
400 aus einander oder auf einen Punkt zusammen; sie zerstreuen oder sammeln die Lichtstrahlen. Bei dem Kurzsichtigen fallen die Licht- strahlen der entfernteren Gegenstände zu zerstreut ins Auge, die Bilder derselben im Auge sind demnach undeutlich und verschwommen; darum bewaffnet sich der Kurzsichtige mit vertieft geschliffenen Gläsern: diese brechen die Lichtstrahlen, die von den Gegenständen ausgehen, mehr nach dem Auge zu, und so erscheinen die Bilder derselben auf der Netzhaut des Auges deutlicher. Das Licht macht uns endlich nicht nur alle Gegenstände sichtbar, es ist auch die Ursache der Farben erscheinungen. Aus diesem Grunde kommt uns beim Talg- oder Öllichte manche Farbe, z. B. die grüne und blaue, ganz anders vor als im Sonnenlichte. Mehrere Naturforscher betrachten das Roth, Gelb und Blau als die einfachen Grundfarben, das Grün, Violet und Rothgelb (Orange) als solche, die aus jenen zusammengesetzt erscheinen; denn Blau und Gelb giebt Grün; Gelb und Roth Orange; Roth und Blau Violet. Das Licht erleuchtet und verschönert die Welt; sie wäre ohne das Licht für uns gar nicht da. Wo kein Licht ist, da ist Finsterniß. Licht und Farben stimmen zur Heiterkeit des Gemüthes, Finster- niß macht trübe. Alle lebenden Wesen: Menschen, Thiere und Pflan- zen sehnen sich nach dem Lichte. In der Sprache erscheint das Licht oft als ein Bild der Wahrheit und Erkenntniß z. B.: „Da geht mir ein Licht auf!" 23. Räthsel. Nun, Kinder! könnt ihr rathen Auf einen Kameraden Der, wo ihr geht und wo ihr steht, Getreulich immer mit euch geht; Bald lang und schmal, bald kurz und dick, Doch bet euch jeden Augenblick, So lang' die Sonn' am Himmel scheint? Denn nur so, Kinder! ist's gemeint: Wo weder Sonne scheint, noch Licht, Ist auch der Kamerade nicht. 24. Dev Magnetismus. Die magnetische Kraft, die der Erde im Großen und Ganzen einzuwohnen scheint, ist uns noch unbegreiflicher als das Licht. Viele Körper üben eine gewisse anziehende Kraft auf andere aus, z. B. die festen auf die flüssigen, geriebene Glasröhren und Siegellackstangen auf Holzsplitterchen und Papierschnitzchen. Besonders merkwürdig ist die anziehende Kraft einer Art aschgrauen Eisenerzes, das in Sibirien, Norwegen und Schweden und auch in Deutschland gefunden und Magneteisenstein oder kurz Magnet genannt ^vird. Der Magnet zieht ohne alle Reibung Eisen und Eisenhaltiges an sich, selbst durch Holz, Leder, Papier, Glas und Stein wirkt diese Kraft,

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 403

1873 - Essen : Bädeker
403 26. Das Gewitter. Zu den schönsten und großartigsten Naturerscheinungen gehört das Gewitter. Vor demselben ist gewöhnlich die Lust schwül, heiß und drückend. Zuerst erscheinen am Rande des Himmels scharf begrenzte weißlich graue Wolken. Diese thürmen sich nach allen Seiten hin über einander empor, rücken immer näher und umspannen, wie mit dunklem Mantel, den Himmel. In die noch ruhige schwüle Luft dringt bald ein heftiger Wind und treibt den Staub wirbelnd in die Höhe. Die Seen und Ströme schlagen Wellen, das Wasser schäumt, die Kronen der Bäume schwanken, die Thiere verbergen sich, und Bangigkeit und Schrecken ergreift den Menschen. Aus den dichten, dunklen Wolken leuchtet der Blitz, und einzelne große Regentropfen fallen herab, während kleine weiße Wolken unter der wallenden finstern Decke schnell hinfliegen. Jetzt entfaltet sich das Gewitter in seiner ganzen Gewalt und Majestät. Blitze zucken von Wolke zu Wolke, der Donner kracht, die Felsen zit- tern, der Regen ergießt sich in Strömen zur Erde, und ein unheimliches Brausen und Dröhnen tönt aus den Lüften. Oft stürzen Hagelkörner herab und zerstören die Saaten und Ernten des Landmanns. Doch nicht lange weilt dieser furchtbare Ausbruch. Die Blitze und der Don- ner werden seltener und aus vem weiter eilenden schwarzen Vorhang malt aus des Himmels Blau die Sonne den Regenbogen als Zeichen des wiederkehrenden Friedens. Die schwüle Luft ist gereinigt und ab- gekühlt, der dürre Boden getränkt und die welkende Pflanze erfrischt. Der Vogel singt wieder fröhlich sein Lied und die Brust athmet fteier. Welcher Mensch könnte bei diesem erhabenen Schauspiele ungerührt blei- den, welcher sollte seine Schwachheit nicht erkennen und sich nicht zum Danke gegen die unendliche Güte und Weisheit des Höchsten gehoben fühlen, der auch im furchtbaren Gewitter Segen spendet! Was bei der Bildung eines Gewitters eigentlich vorgeht, das hat bis jetzt noch niemand vollständig aufgeklärt; doch wissen wir vielerlei von der Natur dieser erhabenen Erscheinung mit Sicherheit. Wir wissen, daß es keine sogenannte Donnerkeile giebt, daß der Donner über- haupt niemanden trifft und niemandem schadet. Was niederschlägt, be- täubt, tödtet, zerreißt, zündet, das ist der Blitz. Dieser ist nach den vielfältigen Versuchen des Nordamerikaners Franklin einerlei mit dem wundersamen Stoffe, den man Elektricität nennt, und den man durch Reiben einer Glasscheibe an einem mit Harz und Quecksilber bestreuten Leder im Kleinen hervorbringen und untersuchen kann. — Der Blitz fährt gern in hohe und einzelne Gegenstände, nimmt am liebsten seinen Weg durch Metalle und nasses Holz, und vermeidet dagegen Glas und alle harzigen Körper. Darauf gründet sich die Erfindung der Blitz- ableiter, durch welche man ein Gebäude vor den Wirkungen des Blitzes zu sichern sucht. Die über das Haus emporragenden eisernen Stangen mit vergoldeten Spitzen stehen in Verbindung mit anderen Metallstangen, die quer über das Dach und an den Mauern des Hauses bis in den Erdboden gehen. Trifft nun der Blitz ein solches Haus, so folgt er 26*

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 405

1873 - Essen : Bädeker
405 28. Räthsel. Von Perlen baut sich eine Brücke Der höchsten Schiffe höchste Masten Hoch über einen grauen See; Zieh'n unter ihrem Bogen hin. Sie baut sich auf im Augenblicke, Sie selber trug noch keine Lasten Und schwindelnd steigt sie in die Höh'. Und scheint, wie du ihr nahst, zu siiehn. Sie wird erst mit dem Strom und schwindet, So wie des Wassers Fluth versiegt. So sprich, wo sich die Brücke findet, Und wer sie künstlich hat gefügt? — (Schiller.) 38. Der Galvanismus. Bei der Elektricität haben wir gesehen, daß gewisse Körper durch Reibung in einen besondern Zustand versetzt werden können, so, daß sie elektrische Erscheinungen hervorbringen. Man nennt diese Elel- tricität daher Reibungselektricität. Nun giebt es aber auch in der Natur Körper, welche schon durch Berührung in einen ähnlichen Zu- stand gebracht werden. Unter allen Körpern besitzen diese Eigenschaft am deutlichsten die Metalle, und unter diesen wieder Z.ink, Kupfer und Silber. Legt man eine große Zink'- oder Kupfermünze über die Zunge und eine solche Silbermünze unter die Zunge, oder um- gekehrt, und bringt man beide vorn in Berührung, so empfindet man einen sauren Geschmack auf der Zunge und sieht im Dunkeln einen kleinen Blitz vor den Augen. Diese Elektricität nun, die in diesen Erscheinungen sich kund giebt, nennt man Berührungselektricität oder (nach dem Namen ihres Entdeckers, des Professors Galvani) Galvanismus. Um nämlich die Wirkungen der Elektricität auf thie- rische Körper zu beobachten, hatte Galvani Froschschenkel, von der Haut entblößt, vermittels kupferner Dräthe an einem eisernen Ge- länder aufgehängt. Als die Füße derselben durch einen Zufall mit dem eisernen Geländer in Berührung kamen, geriethen die Schenkel in heftige Zuckungen. Galvani glaubte, daß die Ursache dieser Er- scheinungen in einer besondern thierischen Elektricität zu suchen sei. Aber der Professor A. Volta, welcher Galvani's Versuche einer Prüfung unterwarf, zeigte, daß überhaupt jedesmal, wenn zwei verschiedene Me- talle in Berührung kommen, dieselben sich elektrisch erregen, und er- klärte daher die angeführten Zuckungen für à Folge der durch den Froschschenkel sich ausgleichenden entgegengesetzten Elek- tricitäten der Leiden Metalle. Man hat nun verschiedene Vor- richtungen erfunden, um den Galvanismus verstärkt darzustellen. — Die Wirkungen des Galvanismus find vielseitig. Durch ihn kann man manchmal Scheintodte, ertrunkene und erstickte Menschen wieder ins Leben rufen, und Lähmungen, Taubheit u. s. w. heilen. Von außer- ordentlicher Wichtigkeit ist die Erfindung des Galvanismus aber für die Telegraphen, das heißt in unserer Sprache Fernschreiber, denn sie tragen menschliche Gedanken mit Windeseile, ja mit Blitzesschnelle von Land zu Land.

7. Nr. 22 - S. 12

1904 - Breslau : Hirt
12 Physik bildung kann man am besten beobachten, wenn Wasser auf eine bestäubte oder befettete Fläche ausgegossen wird. Gießt man Wasser auf eine vollkommen ebene Fläche, so verteilt es sich gleichmäßig über dieselbe und macht sie naß; von einer schiefen Flüche fließt es herab. In lockere, poröse Körper dringt es ein und quellt die- selben auf. Suche Beispiele! 8 20. Kommunizierende Röhren. Gießt man Wasser in den einen Schenkel einer Iiförmig gebogenen offenen Röhre, so stellt es sich in beiden gleich hoch. Das können wir an Gießkannen, Teekannen und dgl. Gefäßen beobachten. In verbundenen offenen Behältern hat also der Wasserstand stets gleiche Höhe. Daraus erklären sich mancherlei Er- scheinungen in der Natur. Wir können oft bemerken, daß das Wasser in Brunnen oder Teichen, die in der Nähe eines Flusses liegen, ebenso fällt und steigt wie im Flusse. Was läßt sich daraus schließen? Die Wasser- oder Nivcllierwagc besteht aus einer Metallröhre, deren Enden lotrecht nach oben gebogen und mit eingekitteten Glasröhren versehen sind. Sie ist mit ge- F'g.14- färbten: Wasser gefüllt und dient dazu, bei An- legung von Straßen, Kanälen und Eisen- bahndämmen Höhcn- abstände zu messen. Dabei verfährt man, wie Fig. 14 zeigt. Soll z. 33- untersucht werden, um wieviel m der Punkt B tiefer liegt als der Punkt A, so stellt ein Beobachter zwischen beiden Punkten auf einem Gestelle die Nivellierwage auf; ein Ge- hilfe errichtet in B eine mit einer Maßeinteilung versehene Stange, an welcher sich eine Hülse hin und her schieben läßt. Der Beobachter sieht über den Wasserstand in beiden Schenkeln nach B und gibt dem Gehilfen durch Zeichen au, wie hoch die Hülse zu schieben ist. Dann begibt sich der Gehilfe nach A, während der Beobachter über den Wasserstand nach A hin sieht (visiert). Der Unterschied der Entfernung beider Hülsen vom Boden gibt den Höhenunterschied von A und B an. Springbrunnen. Füllt man Wasser in eine Glasröhre, die oben trichterförmig erweitert, unten umgebogen ititb in eine feine Spitze ausgezogen ist, so springt das Wasser ans der untern feinen Öffnung in einem Strahle in die Höhe. Eine solche Vorrichtung ist ein Springbrunnen. Er stellt eine kommunizierende Röhre mit ungleichen Schenkeln vor. Daß der auf- steigende Strahl die Höhe des Wasserstandes im langen Schenkel nicht ganz erreicht, liegt an dem Widerstande der Luft, an der Reibung zwischen dem Wasser und der feinen Öffnung und am Gewicht der herabfallenden Wassermassen. Springbrunnen im Freien bestehen ans einem in der Höhe liegenden Wasserbehälter, ans einem abwärts führenden Rohre und einer kurzen, senkrechten Ausflußröhre. Bohrbrunncn, artesische Brunnen haben ihren Namen nach der Land- schaft Artois in Frankreich; man erklärt sich ihre Wirkung in folgender Weise (Fig. 15): Das aus die Erdoberfläche (d) fallende Regenwasser sammelt

8. Nr. 22 - S. 25

1904 - Breslau : Hirt
Ter Magnetismus. 25 in Schwingungen versetzt, und der Stift bringt auf der Stanniolplatte Eindrücke hervor, die den gesprochenen Lauten entsprechen. Um die- hineingesprochenen Laute wieder hervor- zubringen, dreht man die Schraube zurück, bis der Stift die Anfangsstelle berührt. Wird Fig. 32. nun die Walze in der ersten Richtung und Geschwindigkeit gedreht, so versetzt der Stift, indem er den Vertiefungen des Stanniolblattes folgt, die Platte in ebensolche Schwingungen, wie sie die Platte vorher durch die hineingesprochenen Laute erhielt, und der Apparat gibt die Worte deutlich hörbar wieder. An Stelle des Stanniolblattes benutzt man neuerdings dünne Wachsblätter oder Röhren aus einer wachsähnlichen Masse, welche auf die Walze geschoben werden. Der Magnetismus. § 35. Magnetische Anziehung. Hält man einen Stab- oder Hnfeisen- mngnet an kleine Eisenteilchen, Nägel, Feilspäne usw., so werden dieselben angezogen. Andere Metalle, Holz, Papier usw. werden nicht angezogen. Daraus folgt: Der Magnet zieht nur Eisen oder eisenhaltige Metalle an. Die Alten machten dieselbe Beobachtung an einem Eisenerz, welches sie bei der Stadt Magnesia in Kleinasien (heute Magnisa) fanden. Sie nannten daher dies Eisenerz Magnet und die Kraft, durch welche der Magnet andres Eisen anzieht, Magnetismus. Man unterscheidet natürliche und künstliche Magnete; letztere haben entweder die Form eines Stabes oder eines Hufeisens. 8 36. Polarität. Bestreut man einen Stabmagnet gleichmäßig mit Eisenfeilspänen ulld hebt ihn dann auf, so sieht man, daß an den beiden Enden die meisten, in der Mitte fast gar keine Eisenteilchen hängen bleiben. Die Kraft der Anziehung äußert sich also am stärksten an den Enden. Die Enden des Magnets heißen Pole. Stellt man einen Magnetstab oder eine Magnetnadel so ans einen Stift, daß sie sich in der horizontalen Ebene frei bewegen können, so zeigt der eine Pol stets nach Norden, der andere nach Süden. Daher heißt der eine Pol Nordpol, der andre Südpol. So oft man auch eine Magnetnadel ans der Nord-Südrichtnng herausbringt, immer kehrt sie nach einigen Schwingungen in dieselbe Richtung zurück (Fig. 33). Fig. 33.

9. Nr. 22 - S. 31

1904 - Breslau : Hirt
Die Elektrizität. 31 § 43. Der Blitzableiter und das Gewitter. Die durch Reibung er- zeugte Elektrizität hat zwar keine praktische Anwendung gefunden, aber die Versuche, welche die Gelehrten mit der Reibungselektrizität anstellten, führten zu der Erkenntnis, daß die großartige Naturerscheinung des Gewitters nichts anderes als eine Wirkung der Elektrizität sei. Die Gewitter kommen in der gemäßigten Zone meist im Sommer, selten im Winter vor; in der tropischen Zone sind sie viel häufiger. Beschreibe ein Gewitter! Die Wolken werden zu gewissen Zeiten elektrisch, und zwar teils positiv, teils negativ. Nähert sich nun eine elektrische Wolke einer unelektrischen oder der Erdoberfläche, so findet eine allmähliche oder plötzliche Verteilung der Elektrizitäten statt. Geschieht die Verteilung plötzlich, so springt ein elektrischer Funke von Wolke zu Wolke oder von der Wolke zur Erde über. Dieser elektrische Funke im großen heißt Blitz. Er hat verschiedene Formen; man unterscheidet Zickzack-, Flächen- und Kugelblitze. Wenn der Blitz von einer Wolke zur Erde überspringt, so sagt man: Es hat eingeschlagen. Der Blitz folgt immer den besten Leitern; schlechte Leiter, die er auf seinem Wege antrifft, werden zerschmettert oder entzündet. Häuser, in die der Blitz einschlägt, gehen daher gewöhnlich in Brand auf, Menschen und Tiere, die der Blitz trifft, werden erschlagen oder betäubt. Der Donner gleicht dem Knistern des elektrischen Funkens. Er ist ein lauter Schall, der dadurch entsteht, daß die Lust in den luftverdünnten Raum eindringt, der durch den Blitz erzeugt wird. Blitz und Donner ent- stehen zwar zu gleicher Zeit; wir hören den Donner aber später, weil die Geschwindigkeit des Schalles viel geringer ist als die des Lichtes. Vorsichtsmaßregeln bei einem schweren Gewitter. Da der Blitz den guten Leitern folgt und in hohe Gegenstände einschlägt, so darf man sich zur Zeit eines Gewitters nicht unter Bäume stellen. Das Feuer im Ofen läßt man am besten ausgehen; denn die aufsteigende Rauchsäule ist auch ein guter Leiter. Im Zimmer stellt man sich nicht an den Ofen, sondern mehr in die Mitte. Zweckmäßig ist es auch, während eines schweren Gewitters ein Fenster zu öffnen. Häuser sichert man am besten durch gute Blitzableiter. Der Blitz- ableiter besteht aus einer Eisenstange, welche über das Dach eines Hauses hinläuft und an der äußern Wand desselben herab bis in das Grnndwasser der Erde geleitet ist. Oben sind auf dieser Stange eine oder mehrere senk- rechte Eisenstangen befestigt, die über die höchsten Punkte des Hauses her- vorragen. Damit sie nicht rosten, wodurch die Leitungsfähigkeit des Eisens verloren geht, sind sie mit Zink überzogen und in den Spitzen stark ver- goldet. Nähert sich einem Hause, das mit einem Blitzableiter versehen ist, eine Gewitterwolke, so strömt die Elektrizität durch die Spitzen des Blitz- ableiters aus, wodurch eine allmähliche Ausgleichung beider Elektrizitäten entsteht. Springt aber doch ein elektrischer Funke von der Wolke zum Blitzableiter über,. so folgt er dem guten Leiter und fährt an der Eisen- stange hinab in die Erde. Der Erfinder des Blitzableiters war der Nord- amerikaner Franklin. §44. Berührungselektrizität oder Galvanismus. 1. Galvanische Elemente. Ein Becherglas füllt man zun: Teil mit verdünnter Schwefelsäure und stellt eine Zinkplatte und eine Kupferplatte, an deren obere Enden je ein Kupferdraht gelötet ist, hinein. Die beiden

10. Nr. 22 - S. 38

1904 - Breslau : Hirt
38 Physik. § 48. Magnet-elektrische Maschinen. Die zur Beleuchtung in größeren Städten, zum Betriebe von Eisenbahnen und Maschinen erforderliche Elektrizi- tät wird durch elektrische Maschinen erzeugt; die elektrische Spannung ist bei ihnen so stark, daß ein Mensch, der unvorsichtigerweise seinen Körper in die Drahtleitung einschaltet, d. h. wer beide Drähte absichtlich oder zufällig gleichzeitig berührt, getötet wird. Eine einfache magnetelektrische Maschine zeigt Fig. 46. Über den Polen eines starken Hufeisenmagnets, welcher so an einer senkrechten Achse befestigt ist, daß er sehr schnell um dieselbe ge- dreht werden kann, befindet sich ein hufeisenförmig gebogenes Stück weiches Eisen, das an beiden Enden von einer Drahtrolle umgeben ist. Bei der Um- drehung des Magnets nähern sich die Pole bald dem einen, bald dem andern Ende des weichen Eisens, bald entfernen sie sich von demselben. Es werden dadurch auch in den Drahtrollen elektrische Ströme hervorgerufen. Statt eines Stahlmagnets benutzt man bei der Dynamomaschine weiche Eisenkerne (Elettromagnete), durch welche man vorher den Strom einer kräftigen Batterie geführt hat. Die elektrischen Maschinen liefern starke Ströme zur elektrischen Beleuchtung, zur Ladung von Akkumulatoren und zum Betriebe elektrischer Motoren. Gegenwärtig erhalten die elektrischen Motoren immer größere Bedeutung im Betriebe der elektrischen Straßen- und Eisenbahnen. Die Motoren werden dabei ans den Wagen untergebracht und erhalten ihre Kraft aus Akkumulatoren oder durch eine Leitung aus Dynamomaschinen, die in der sogenannten elektrischen Zentrale aufgestellt sind und durch Dampfmaschinen bewegt werden. Die Leitung erfolgt entweder oberirdisch oder unterirdisch. § 49. Die Telegraphie. 1. Der Drncktelegraph von Morse. Tele- graph bedeutet Fernschreiber. Man versteht darunter eine Vorrichtung, in die Ferne hin Zeichen zu geben. In der alten Zeit benutzten die Menschen Feuersignale, um sich zu verständigen. Dieselben konnten aber nur in der Nacht angewendet werden. Im vorigen Jahrhunderts erfand ein Franzose einen Telegraph, der mit den Signalstangen ans unsern Bahn- höfen Ähnlichkeit hatte. Auf einer hohen Stange waren zwei Arme so angebracht, daß man ihnen von unten aus verschiedene Stellungen zueinander geben konnte. Jede Stellung bedeutete einen Buchstaben. Da man sich nun vorher über die Bedeutung dieser Zeichen verständigt hatte, konnte man Nachrichten (Depeschen) von einer Station zu einer andern gelangen lassen. Allerdings durfte die Station nur so weit entfernt sein, daß die Zeichen gesehen werden konnten. Auch dieser Fernschreiber hatte seine Mängel; vor allem konnte man ihn in der Nacht nicht gebrauchen. Erst die An-
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