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und Wein. Der nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen
die fruchtbare Wetterau, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber
auch die minder ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Vogelsberge
und im Odenwalde, zeichnen sich durch vortreffliche Kunststraßen aus,
wodurch der Verkehr befördert und die Einwohner betriebsamer werden.
Die Hauptstadt des Großherzogthums, Darmstadt, ist eine der
am raschesten emporgekommenen Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren
noch ein kleines Landstädtchen, das sich bloß durch ein well^stges
Residenzschloß und ein merkwürdig gebautes Exercierhar^ aus-
zeichnete, ist daraus jetzt eine Stadt von fast 35,000 Einwohnern
mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden. Überdies hat ihre
Lage am Rande des Odenwaldes und der Bergstraße, in der
Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortrefflicher Spazier-
gänge mit Aussichten in die Rheinebene möglich gemacht. Durch Eisen-
bahnen, sowie durch die Nähe des Rheins, Mains und Neckars,
ist Darmstadt mit den bedeutendsten Orten Deutschlands in Verbin-
dung gebracht. Größer als Darmstadt und für den Handel weit
wichtiger ist die alte, am Einfluß des Mains in den Rhein gelegene
Stadt Mainz, die Hauptstadt der Provinz Rheinhessen. Sie
liegt selbst in schöner Gegend, ist aber zugleich der Mittelpunkt der
Dampfschifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, so wie auf
dem Main, welche von den Reisenden vielfältig benutzt wird, um die
schönen'aussichten an beiden Flüssen zu genießen. Auch liegt Mainz
mitten in dem Bezirke, wo dre Rheinweine wachsen, auf der einen
Seite der Rh eingau, auf der andern die Pfalz. Natürlich also,
daß von hier aus viele Versendungen von Wein gemacht werden. —
Auf einem freien Platze der Stadt steht das Standbild des Johann
Guttenberg, eines gebornen Mainzers, welcher ums Jahr 1440 die
Vuchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat man sein Andenken geehrt,
denn ohne seine Erfindung würden wir noch in derselben Unwissenheit
leben, wie andere Völker, welche keine oder wenige Bücher haben. —
Mainz ist eine der wichtigsten Festungen Deutschlands; sie ist aus-
schließlich von preußischen Truppen besetzt. —
Von den übrigen Städten verdienen noch erwähnt zu werden:
die Universitätsstadt Gießen an der Lahn, zugleich Hauptstadt in
Oberhessen, mit 10,000 Einwohnern — Offenbach, rege Fabrikstadt
mit 15,000 Einwohnern und die alte Reichsstadt Worms, aus grauer
Vorzeit schon berühmt durch die Helden-Sage vom Siegfried.
81. Der hörnerne Siegfried.
Siegfried, ein Königssohn aus Tanten am Rhein, war so stark
und muthig, daß ihm die Zeit zu lange währte, bis ihm sein Vater
ein Ritterschwert gab. Er lief deshalb zu einem Schmied und be-
gehrte zu lernen, wie man ein Schwert schmiedet. Der Schmied
willigte ein, wenn Siegfried ihm eine Zeitlang dafür diene. Sieg-
Haesters' Lesebuch f. Oberkl. Simultan-Auzg. 5
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Johann
Guttenberg Johann Mainzers Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried
111
feit mit einer Eidechse, a!S mit einer Schlange, und von Giftzähner;
und Giftdrüsen ist keine Spur Int ihm zu finden. Wer also sonst
keine Schm vor solchen Thieren hat, der kann eine Blindschleiche ohne
Gefahr anfassen. Sie stellen sich übrigens, wenn man sie ergreift, sehr
unbändig an, vertheidigen sich aber fast nie durch einen Biß. Sehr
leicht bricht dabei der Schwanz ab, was in dem eigenthümlichen Baue
desselben seinen Grund hat. Er besteht näiickich aus Ringen von kurzen,
kegelförmigen, hohlen Muskeln, von denen jeder mit der Spitze in der
Höhlung des folgenden steckt. Das abgebrochene Stück bewegt sich noch
lange fort, wird aber bcm Thiere nicht w'-.'der ersetzt, wie bei den Eidechsen.
Vom Mai bis September häutet sich die Blindschleiche jeden Monat
einmal. Ihre Nahrung besteht in nackten Schnecken, Regenwürmern
und glatten Raupen. Will sie einen Regenwurm verzehren, so nähert
sie sich demselben sehr langsam, befühlt ihn meist eher mit der Zunge,
sperrt langsam den Rachen aus und ergreift ihn dann endlich. Er
windet sich aus Leibeskräften; sie wartet, bis er ziemlich abgemattet ist
und verschlingt ihn dann nach und nach, den Kopf bald links, bald
rechts legend und so mit den Zähnen vorwärts greifend. Zwei mittel-
große Negenwürmer reichen zu einer Mahlzeit hin. Die Blindschleiche
kann, wenn's sein muß, ein halbes Jahr fasten.
Die Weibchen legen gegen Ende August 8 bis 10 Eier mit dünnen
häutigen Schalen, aus denen sich das Junge sogleich herauswüidet und
daraus seine Wege geht, ohne sich weiter um seine Mutter zu bekümmern.
Da ihnen die Kälte verderblich ist, so verkriechen sie sich ni, Herbst
und halten einen Winterschlaf, aus dem sie bei gutem Wetter jedoch
schon im März wieder erwachen.
26. Die Kreuzotter.
Giftige Schlangen finden sich in unserem Vaterlande selten, so daß
die Gefahr, durch dieselben gebissen zu werden, gar nicht in Vergleich
kommt mit der in heißen Ländern. Dennoch fehlen auch diese Geschöpfe
nicht ganz, und die Vorsicht gebietet, sie lieber durch Beschreibung
kennen zu lernen und sich vor ihnen zu hüte», als es aus eine jrfuiimne
Erfahrung ankommen zu lassen. Die Kreuzotter, auch die gemeine
Viper genannt, ist die gemeinste unter den wenigen giftigen Schlaugen-
arter; Deutschlands, kenntlich an Gest ult, Farbe und Größe, denn sie
ist 30 bis 60*™ lang und fingerdick, der Kopf ist blute» breit und
durch einen dünneren Hals von dem Nmnpfe geschieden, und auf dem
Kopse sind zwei schwarze Bogen, fast wie ein lateinisches X, duber der
Name Kreuzotter. Über den graubraunen Rücken läuft ein schwarzer
Zickzackstrcifen. Sie findet sich an feuchten und waldigen Orten, zwischen
Gesträuch und Felsgerölle. besonders bäufig am thüringer Walde.
Sie sonnt sich gern an offenen Stellen auf Sternen m'.d Holzstäimnen,
und frißt Würmer, Eidechsen, kleine Vögel und besonders Mause.
Ihr Biß ist nach der Menge des ingedrungenen Giftes und nach
der Wärme der Jahreszeit rnebr oder rveniger gefährlich, und bei Ver-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
220
Mörsers und in diesem Augenblicke entzündete sich auch dasselbe und
trieb den Stein mit einem gewaltigen Knalle hoch in die Höhe. Berthold
wiederholte nun die Versuche mit mehr Genauigkeit, aber auch mit
mehr Vorsicht, und da er immer größere Wirkungen hervorbrachte,
machte er die Entdeckung, von der er sich im Kriege bedeutende Er-
folge versprach, einflußreichen Männern bekannt. Nun wurde gar bald
Belagerungsgeschütz, dann wurden Kanonen zum Feldgebrguche,
endlich auch Flintenläufe gegoffen und Musketen verfertigt. Die
letzteren waren allerdings anfangs sehr schwerfällig, und es bedurfte
umständlicher Vorrichtungen, ehe eine solche Hakenbüchse, wie man sie
auch nannte, losgeschossen und wieder geladen werden konnte; indeß
war der Weg doch gewiesen, um diese Mordgewehre zu vervollkommnen.
Daß dadurch die ganze Kriegsführung allmählich umgewandelt werden
mußte, ist leicht ersichtlich.
Auch die Buchdruckerkunst ist eine Erfindung der Deutschen und
geschah ums Jahr 1440. Bis dahin gab es nur Bücher, welche in
den Klöstern von fleißigen Mönchen auf Pergament abgeschrieben und
oft mit zierlichen Anfangsbuchstaben und Bildern verziert wurden. Ehe
aber ein solches Buch fertig war, vergingen oft viele Jahre, und daher
war es kein Wunder, daß die Bücher sehr selten waren und viel Geld,
oft mehrere hundert Thaler kosteten. Um das Jahr 1420 kam aber
Lorenz Coster in Harlem in Holland darauf, die Buchstaben einer
ganzen Buchseite verkehrt auf einem wohl zubereiteten Brette erhaben
auszuschneiden, diese erhabenen Buchstaben sorgsam anzuschwärzen, die
ganze Seite auf einmal abzudrucken und nun den Abdruck so oft zu
wiederholen, als Bücher desselben Inhaltes geliefert werden sollten.
Da nun in Holland die ersten gedruckten Bücher solcher Art entstanden,
schreiben sich die Holländer die Ehre der Erfindung der Buchdrucker-
kunst zu. Sie haben aber Unrecht; denn jene immer noch sehr lang-
weilige und kostspielige Druckkunst ist von der eigentlichen, jetzt einge-
ftrhrten, gar sehr verschieden.
Die gegenwärtige Art des Buchdrucks aber hat unbestreitbar ein
Deutscher, Johann von Guttenberg in Mainz, erfunden. Er
schnitt jeden Buchstaben einzeln auf harten buchenen Stäben aus; diese
Stäbe mit den verschiedenen Lettern verband er zu Wörtern und ganzen
Sätzen, wie viele er deren auf einer Seite brauchte, und nun druckte
er das Ganze ab. Nach Bedürfniß konnte er dann die Buchstaben
dieser Seite wieder aus einander nehmen und bei der folgenden Seite,
die einen ganz verschiedenen Inhalt hatte, von neuem anwenden. Um
seine Entdeckung zu vervollkommnen, verband er sich mit dem reichen
Goldschmiede Faust und mit dem Metallgießer Peter Schöffer, und
bald druckte man mit den weit dauerhafteren und einen stärkern Druck
der Presse aushaltenden metallenen Lettern. Zu den ersten, schon recht
saubern, ja. zierlichen Drucken gehören die Bibeln, deren eine damals
immer noch mit 100 Gulden bezahlt wurde. Der Druck der ersten
lateinischen Bibel rührt aus dem Jahre 1456 her. — Die Vollkom-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Berthold Lorenz_Coster Johann_von_Guttenberg Johann Peter_Schöffer
223
Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann hielt den eingelösten
Ablaßzettel für einen Nachlaß der Sündenschuld selbst, ohne an die
von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken. Die
Ablaßprediger versäumten oft die Pflicht, diesen verderblichen Wahn zu
bestreiten und das Volk über das Wesen des Ablasses und die Art
und Weise, ihn zu gewinnen, zu belehren.
Die meisten Vorwürfe werden in dieser Hinsicht dem Dominikaner-
mönch Johann Tetzel aus Leipzig gemacht. Der damalige Pabst,
Leo X., schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei
einkommenden fteiwilligen Gaben zur Vollendung des Baues der pracht-
vollen Peterskirche in Rom. Die Verkündigung dieses Ablasses in
Deutschland trug er dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht von Bran-
denburg auf. Dieser bestimmte hierzu den Dominikanerorden.
Der vorgenannte Dominikanermönch, Johann Tetzel, erhielt den
Auftrag, den Ablaß in Sachsen zu verkündigen. Er that dies aber
in einer Weise, welche bei vielen großen Unwillen erregte. Da
schlug der Augustinermönch vr. Martin Luther am 31. Oktober
1517 fünf und neunzig Sätze, die sich hauptsächlich auf den Ablaß
bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg, indem er alle Gelehrten
aufforderte, dieselben zu prüfen. Das gab die Veranlassung zur
Kirchentrennung — zur Reformation. — Tetzel und mit ihm
mehrere seines Ordens wurden über die Kühnheit des Augustiner-
mönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften kämpften sie gegen
die Sätze, schalten den Verfasser einen Abtrünnigen und behaupte-
ten, daß er damit das Ansehen des Papstes und der Kirche angreife.
Diese Ausfälle reizten Luther zu einer heftigen Vertheidigung, bei
welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, eifrig unterstützten.
Nun traten beide Theile feindselig gegen einander auf, verloren aber
im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheils
sowohl, als auch des Gemüths. Hatte Luther anfangs, wie schon viele
vor ihm, nur gegen die Mißbräuche des Ablasses geeifert, so verwarf
er bald auch den Ablaß selbst. Und weil ihm seine Gegner das An-
sehen des Papstes, als des sichtbaren Oberhauptes der christlichen Kirche,
unablässig entgegenstellten, so läugnete er auch dieses und trennte sich
so nach und nach in mehreren Stücken von den Lehren und Satzungen
der katholischen Kirche.
Der Papst achtete zuerst wenig auf den Streit, den er für eine
bloße Zänkerei der Mönche hielt. Was aber anfangs nur Sache der
Gelehrten gewesen war, wurde bald Sache des Volkes. Es wurde
viel geredet und geschrieben, viel hin und her disputirt und immer mehr
Öl ins Feuer gegossen. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder
Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer
bezeichnete und den Urheber mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht
binnen zwei Monaten widerriefe. Luther aber verbrannte die päpstliche
Bannbulle und das Kirchenrecht vor den Thoren Wittenbergs.
Unterdessen war der deutsche Kaiser, Maximilian I., gestorben (1519),
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Tetzel Johann Pabst Leo_X. Leo_X. Albrecht_von_Bran- Albrecht Johann_Tetzel Johann Martin_Luther Maximilian_I. Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Rom Deutschland Mainz Sachsen Wittenberg Luthers Wittenbergs
406
31. Der elektro - magnetische Telegraph.
Kennt ihr ihn? Habt ihr nicht schon den Drath gesehen, der
neben der Eisenbahn auf hohen Pfählen läuft?
Wenn man einen Kupferdr.ath an dem einen Ende mit einer
Kupferplatte, an dem andem mit einer Zinkplatte anlöthet, und diese
beiden Platten in den feuchten Erdboden steckt, so nimmt der Drath
ganz wunderliche Eigenschaften an. Faßt man ihn mit feuchten Hän-
den an und reißt ihn aus einander, so fühlt man in den Händen ein
stechendes Reißen und sieht im Dunkeln sogar einen kleinen Funken von
einem Ende zum andern überspringen.
Weiter. Wenn man den Drath um eine Spule von Holz wickelt
und durch die Spule em weiches Eisen, z. B. einen Bretternagel steckt,
so wird dieses Eisen magnetisch, d. h. ein anderes Eisen, das man
darunter legt, bleibt daran kleben. Nimmt man den Nagel aber her-
aus oder den Drath aus einander, so ist auch der Nagel nicht mehr
magnetisch, und das daran klebende Eisen fällt ab. Ihr seht also, es
ist hier etwas in dem Drathe, was diese Erscheinung hervorbringt, und
dieses Etwas heißt der galvanische Strom.
Solche Dräthe nun, deren Endplatten in die Erde gelegt sind, führt
man von einer Stadt zur andern. Um aber die Trennung und Wieder-
vereinigung des Drathes recht schnell und leicht zu bewirken, hat man
Klappen angebracht, wie etwa an den Klarinetten. Drückt nun jemand
auf die Klappe, so trennt sich der Drath, und an dem entgegengesetzten
Orte fällt das magnetisch angezogene Eisen ab und macht einen Schlag
auf den darunter gestellten Tisch. Wird die Klappe geschlossen, so springt
auch das Eisen wieder an den Magnet. Statt des Herabfallenden
Eisens hat man jedoch einen Hebel angebracht, der auf einen sich
fortbewegenden Papierstreifen Punkte und Striche einprägt, die gewisse
Buchstaben bezeichnen, und von den Eingeweihten gelesen werden können.
Ein . bedeutet e, . . 1, ... g, — t,--------m, . — a, . — . r,
. . — u u. f. w. Der hier beschriebene Telegraph heißt der Morse-
sche Druck'telegraph und wird meistens in Amerika angewendet.
In Deutschland aber findet man am häufigsten den Wheatstone-
schen Buchstabentelegraphen. An demselben befindet sich statt
des Hebels ein Rad mit einem Zeiger, welcher sich auf einer
Scheibe bewegt, worauf unsere 25 Buchstaben verzeichnet sind. Je
öfter der Eisenstab hin und her geht, desto weiter bewegt sich der
Zeiger auf der Scheibe. Bei einer Bewegung des Stabes tritt
der Zeiger z. B. auf den Buchstaben a, Lei zwei Bewegungen auf b
u. s. w. Jedes Wort nun, das telegraphirt wird, wird buchsta-
Lirt; der Zeiger tritt auf den Buchstaben, der gemeint ist, und
bleibt eine Weile darauf stehen; dagegen geht er schnell über die
auf der Scheibe verzeichneten Buchstaben fort, die in dem gemeinten
Worte nicht vorkommen. So kann der Telegraphist oder Fern-
schreiber in einer Minute wenigstens 17 Worte zu Papier bringen,
was der andere am entgegengesetzten Ende eben so schnell lesen und
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Deutschland Wheatstone-
407
wieder beantworten kann. Ja, man will es bereits so weit gebracht
haben, ganze Reden so schnell zu telegraphiren, als sie gesprochen werden.
Wollte man aber den Drath in die feuchte Erde legen, so würde
diese den galvanischen Strom ableiten. Dies zu vermeiden, legt
man den Drath in eine Umhüllung von Gutta Percha, das ist ein
Baumharz aus Ostindien, welches in siedendem Wasser weich und
bildsam, bei der gewöhnlichen Temperatur aber wieder hart wie Leder
wird. Damit kann man den Drath sogar auf dem Grunde des Wassers
fortführen, wie es von Europa nach Amerika geschehen ist.
Durch den Telegraphen kann man eine Nachricht von Triest nach
Hamburg bringen, ehe 2 Pulsschläge vergehen, ja man würde nichr
länger brauchen, wenn man einen Drath um die ganze Erde herum
ziehen könnte. Man schreibt also nun mit Blitzesschnelle, ja mit dem
Blitze selbst. Welche Folgen für den Kaufmann, für die Sicherheits-
behörden, für die Regierungen, selbst für Familien, da auch jeder Privat-
mann gegen eine gewisse Gebühr sich des Telegraphen bedienen kann!
Iii. Die Erde und ihre Dcwohner (die Menschheit).
1. Die Erde.
Nach dem Augenscheine und nach allgemeinem Glauben wäre die
Erde mit allen ihren Bergen und Thälern eine große runde Fläche
gleich einer ungeheuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter
hinaus komlnt mchts mehr; dort ist gleichsam der Himmel an sie ge-
fügt, der wie eine große hohle Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt.
Dort geht am Tage die Sonne auf und unter, bald früher, bald
später, bald links an einem gewissen bekannten Berge oder Hause, bald
rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter und bei Nacht
den Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch
über unseren Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die
Sternseher und Kalendermacher wissen's besser. Denn erstlich,
wenn einer daheim weggeht und will reisen bis ans Ende der Erde,
an den Rand, wo man einen aufgehenden Stem mit der Hand weg-
haschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April
vom Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann
reisen, wohin er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Ruß-
land, nach Asien hinein, durch die Muhamedaner und Heiden,
vom Land auf Wasser und vom Wasser wieder auf Land und immer
weiter. Aber endlich, wenn er sich auf einen Baumstamm setzt und
will daran denken, wie lange er schon von den Seinigen weg ist, und
wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück:
auf einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüthe; es wird ihm nach
und nach alles, wie es daheim war; er hört seine Landessprache wieder
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Gutta_Percha
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa Amerika Hamburg Deutschland Polen Asien
402
23. Die Elektricität.
Reibt man bei trockner Lust eine Siegellackstange mit einem wol-
lenen Tuche, und nähert derselben zwei an den Enden eines Seiden-
fadens aufgehängte Korkkügelchen, so legen sich dieselben einige Zeit
an jene an, werden aber nach einer Weile abgestoßen, und die ab-
gestoßenen Korkkügelchen stoßen sich unter einander selbst zurück. Bietet
man einem abgestoßenen Kügelchen den Finger dar, so fährt es schnell
an denselben, kehrt aber zum geriebenen Körper zurück, wird von dem-
selben wieder abgestoßen, und so fort, bis der geriebene Körper keine
Wirkung mehr äußert. In der Dunkelheit sieht man, wenn die Wir-
kung stark ist, einen Funken zwischen beiden Körpern, der von ihnen
zugleich ausgeht, von dem einen in Form eines kleinen Strahlenbüschels,
von dem andern in Form eines leuchtenden Punktes. Dies wechselseitige
Verhalten nennt man elektrische Zustände und die diese Zustände
hervorbringende Kraft Elektricität. Die elektrische Wirkung in Form
eines Strahlenbüschels ist die starke oder positive — die in Form
eines leuchtenden Punktes die schwache oder negative Elektricität;
beide sind einander entgegengesetzt und gleichen sich in beiderseitigem
Funkenschlagen aus. Die Ausgleichung nennt man Entladung. Läßt
man von einer geriebenen Glasscheibe einen Funken auf eme Harz-
scheibe schlagen, die mit feinem Staube bestreut ist, so bildet sich der
Staub zu einem strahligen Stern; läßt man aber von einer geriebenen
Harzscheibe einen Funken auf Staub einer Glasscheibe schlagen, so bil-
det sich dieser Staub zu wolkenförmigen, strahlenlosen Ringen: darum
nennt man die starke Elektricität auch Glaselektricrtät — und die
schwache Harzelektricitat.
Stellt sich ein Mensch auf einen Schemel mit Glasfüßen, und wird
er mit einer geriebenen Glasscheibe in Verbindung gebracht, so wird
er in einen stark elektrischen Zustand versetzt, der für mancherlei Krank-
heitsfälle, namentlich für Nervenleiden sehr heilsam sein kann. Man
sagt von einem solchen Menschen, er befinde sich in einem elektrischen
Bade. Seine Haare richten sich dann auf, aus jedem Leibestheile, den
man berührt, springen Funken; jeder entlockte Funken verursacht ihm
einen Stich; des Nachts sieht man auch aus seinen Haaren ein schwaches
Licht strömen. — Durch Wasserverdunstung wird besonders die Luft
in elektrischen Zustand versetzt; der Blitz ist die Ausgleichung elek-
trischer Wolken unter einander oder der elektrischen Wolken
und des elektrischen Erdbodens, besonders großer Wasser-
flächen. Hervorragende Gegenstände, wie Bäume, Felsen, Berge,
Thurmspitzen, Eisenstangen, Rauch, schwitzende Menschen und Thiere
ziehen die elektrischen Entladungen an; sie sind Elektricitätsleiter.
Gute Elektricitätsleiter sind überhaupt: Metalle, Wasser, Wasser-
dämpfe, Flammen, Kohle, Stroh, — keine guten Leiter sind:
Glas, Seide, Haare, Leder, Eis, Asche, Wachs, Pech,
trockne Luft.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
161
nicht gern mit thönernen vertauschen und unsere eisernen Schlösser und
Bänder nicht mit kupfernen; denn die wären zu weich und zu theuer.
Auch die kupfernen Schwerer der alten Gallier würden unseren Soldaten
nicht gefallen, der Bajonette und Gewehre nicht zu erwähnen. Allein
wenn auch alles dies und noch weit mehr für den unschätzbaren Werth
des Eisens spricht, so gilt dies doch nicht von dem Blei. Dies könnte
ohne großen Verlust für die Menschheit entbehrt werden.
Dem so Redenden diene zur Antwort: Das Blei giebt denr Jäger
Kugeln und Schrot, dem Buchdrucker aber die Lettern, um Bücher
und Zeitungen zu drucken. Durch unsere Schießgewehre, womit wir
aus großer Ferne verwunden oder todten können, und deren Knall zu-
gleich erschreckt, ist es allein möglich geworden, das Wild in dem Grade
zu vermindern, daß es dem Ackerbau nicht mehr schadet. Nicht alle
Männer brauchen sich jetzt noch mit der Jagd abzugeben, wie vordem;
wenige reichen hin, und wäre nicht Liebhaberei im Spiele, es könnten
noch weit wenigere sein. Bären, Luchse, Wölfe sind mit Hülfe der
Bleikugeln aus Deutschland rmd aus dem schönsten Theile von Europa
vertrieben. Und daß die Europäer die Wilden allenthalben mehr zurück-
gedrängt und ihnen den Boden zum Ackerbau abgenommen haben, daran
ist auch ihr überlegenes Schießgewehr schuld. Freilich haben auch die
eisernen Kanonenkugeln das ihrige gethan. Die Kriege sind durch den
Gebrauch der Kugeln nicht blutiger, sondern menschlicher geworden; denn
der Soldat, welcher nicht aus der Nähe mit seinem Feinde kämpft, ge-
räth nicht in die Wuth, welche zu Grausamkeit verleitet, und die Klug-
heit vermag jetzt im Kriege mehr, als die rohe Körperstärke. Doch weit
wichtiger ist das Blei durch die Erfindung des Mainzers Johann
Gutenberg geworden. Mit einem geringen Zusatz von Spießglanz,
welcher dem allzu weichen Blei etwas mehr Härte giebt, wird das so-
genannte Lettern gut bereitet, woraus die Lettern, worauf sich die Buch-
staben befinden, gegossen werden. Durch dieses Mittel, und weil man die
einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben gar viel tausendmal abdrucken kann,
und> zwar mit einer unbegreisiichen Geschwindigkeit, ist es möglich geworden,
alles, was ein einzelner Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, un-
zählig vielen zu lesen zu geben. Nun weiß jeder, der Lesen gelernt hat,
mks der Zeitung, was tti Rußland, in der Türkei geschieht; er erfährt,
wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für neue Waaren die Kauf-
leute erhalten haben, aber auch, was für Spitzbuben entsprungen sind,
und wie dieselben aussehen. Was sich aber all' aus Büchern lernen
läßt, das ist gar nicht aufzuzählen, denn kein Mensch lernt jemals aus.
Bücher giebt es jetzt in allen Häusern; ohne Blei und Buchdruckerkunst
wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, selbst den wohlhabenden.
Und ich glaube, nicht der hundertste Theil von den Menschen, welche
jetzt lesen und schreiben können, hätten dies gelernt, wenn es keine ge-
druckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe.
Wenn das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich ge-
worden ist, so hat man nicht nöthig, erst anzuführen, daß es auch zu
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausgabe. ll
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
170
des Schwefels, daß er langsam aber sicher fortbrennt, hat man benutzt,
indem man durch Schwefelsäden Pulverminen anzündet, und doch Zeit
behält, sich zu retten. So geschieht es in Steinbrüchen und Bergwerken.
Der Schwefel wird meistens aus der Erde gegraben, besonders häufig
im sächsischen Erzgebirge. Sonst sammelt man ihn auch aus manchen
Quellen, wo er sich am Rande ansetzt. Solche Wasser werden ge-
meiniglich als Gesundbrunnen gebraucht.
6. Zu den brennbaren Mineralien gehört auch der Bernstein,
der an der preußischen Ostseeküste von der Größe einer Linse bis zur
Faustdicke gefunden wird. Ausnahmsweise fand 1803 ein Tagelöhner
zwischen mehreren Steinen hervorstehend, ein Stück Bernstein von 131/»
Pfund. Dieses seltene Stück befindet sich zu Berlin in der Mineralien-
sammlung und soll 14,000 Guld. werth sein. Die Farbe des Bern-
steins ist entweder weiß oder wachsgelb bis rothgelb. Er läßt sich mit
einem Messer bröckeln, schmilzt in der Hitze und verbreitet einen an-
genehmen Geruch; an der Flamme verbrennt er. Der Bernstein hat
die merkwürdige Eigenschaft, daß er, gerieben, elektrisch wird, denn
er zieht alsdann kleine Papierstückchen, Wolle re. an sich. Er heißt
lateinisch electrum, und daher kommt das Wort Elektricität. Beson-
ders merkwürdig ist der Bernstein aber durch die von ihm eingeschlossenen
Naturkörper. Außer Sand, Erde, Holz und Wassertropfen findet man eine
Menge Insekten in ihm eingeschlossen, besonders Schlupfwespen, Ameisen,
Fliegen, Mücken, Spinnen rc. Es ist dies ein Beweis, daß der Bern-
stein aus einem flüssigen Zustande in einen verhärteten übergegangen ist.
Man vermuthet daher, daß der Bernstein aus dem Harz einer unter-
gegangenen Pflanzenwelt entstanden ist.
" Der Bernstein läßt sich drechseln und schleifen, und so wird er zu
allerlei Kunst- und Schmucksachen verarbeitet. Auch giebt er ein an-
genehmes Räucherpulver.
98. Der Bergbau.
Damit Gold und Silber, Eisen, Salz und Steinkohlen ans Tages-
licht gebracht werden, verrichtet unablässig der Bergmann sein müh-
seliges Geschäft. Es sind die Bergleute in Deutschland meistens eben
nicht sehr wohlhabend, aber redlich und arbeitsam, still und ernst bei
der Arbeit, heiter und musiklustig in den Ruhestunden. Besondere
Sitten und Trachten, besondere Ausdrücke für ihr Thun und Treiben
unterscheiden die Bergleute vom Landbauer, Seefahrer, Stadt- und
Waldbewohner.
Mit seinem Gezähe, d. h. Werkzeug, meistens aus der Keilhaue,
oem Schlägel und Eisen bestehend, und mit dem Grubenlichte versehen,
zieht der Bergmann aus, und arbeitet entweder senkrecht in den Boden
die tiefen Gruben, die man Schächte nennt oder er führt Gänge oder
Stollen in wagerechter Mchtung, und indem er beide Bauarten ver-
bindet und so das Gestein durchbricht, verfolgt er nach allen Richtungen
die Mineral- und 'Erzgänge, welche sich durch das taube Gestein
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Kirchhofe des Ortes, wo sie gesonnen waren, Gericht zu halten. Mit
Anbruch des Tages verkündete dann das Läuten aller Glocken den er-
schrockenen Einwohnern die Ankunft ihrer furchtbaren Gäste. Alles,
Groß und Klein, mußte sich hinaus ins freie Feld begeben und sich
in einem großen Kreis niederlassen. Der Freigraf saß mit seinen
Schöppen in der Mitte, und vor ihm lagen neue Stricke und ein
Degen oder Dolch.
Befand sich nun einer im Kreise, der im Rufe eines Mordes oder
Diebstahls, oder eines andern von den schon genannten Verbrechen stand,
so trat ein Schöppe zu ihm hin und sagte ihm ins Ohr: Freund, es
ist anderswo eben so gut Brod essen, wie hier. Das hieß: Hast du
kein gutes Gewissen, so stehe auf und gehe, so lange es noch Zeit ist.
Der Mensch konnte nun, wenn er sich schuldig fühlte, ungehindert
in die weite Welt gehen, aber sein Vermögen mußte zurückbleiben
Berührte der Schöppe einen zum dritten Male mit seinem Stabe, so
war dies ein Zeichen, daß er des Verbrechens nicht nur verdächtig, son-
dern ganz überwiesen sei. Er wurde dann gebunden und ohne weitere
Umstände an den nächsten Baum aufgeknüpft.
So empfing nun freilich gar mancher Bösewicht, der durch Bestechung
oder durch die Verwendung feiner Freunde den Händen der Gerechtig-
keit entgangen zu fein glaubte, durch das unbestechliche heimliche Ge-
richt doch den verdienten Lohn; es ist aber leicht einzusehen, wie viele
schuldlose Menschen auch aus Feindschaft, Rache, Bosheit von gewissen-
losen Feinden angegeben und ein Opfer ihrer Tücke wurden. Manche
Unglückliche wurden kurzweg zum Tode verurtheilt, und erst nachdem
sie aufgeknüpft waren, nahm man sich Zeit, zu untersuchen, ob sie es
verdient hatten. Allgemein wünschte man daher die Aufhebung dieser
Gerichte; sie erhielten sich aber doch durch das ganze Mittelalter bil
zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Im vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderte waren sie am furchtbarsten.
24. Erfindung des Schießpulvers und der
Buchdruckerkunfi.
(1350 -1440.)
Zwar soll in Deutschland schon im 12. Jahrhundert das Pulver
zur Sprengung des Gesteins im Harz gebraucht worden sein. Damit
war es aber noch nicht für den Krieg erfunden und also eigentlich auch
kein Schießpulver zu nennen. Als solches findet es sich um die
Mitte des 14. Jahrhunderts, und man schreibt die Erfindung desselben
einem deutschen Klosterbruder, Berthold Schwarz, zu Freiburg in
Baden zu. Dieser pflegte in seinen Mußestunden verschiedene Versuche
in der Naturforfchung zu machen. Einmal stampfte er Schwefel,
Salpeter und.kohlen in einem Mörser und legte einen Stein dar-
auf, der die Öffnung des Mörsers nicht ganz verschloß. Als er zu
irgend einem Zwecke Licht anschlug, fiel ein Funke in das Gemenge des
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